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Breite Masse - Hanse Yachts

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<strong>Hanse</strong> 495<br />

fahrbericht<br />

<strong>Breite</strong> <strong>Masse</strong><br />

Diashow<br />

Multimedia-Inhalt<br />

in e-Yachtrevue<br />

Im Fahrtenyachtbau ist eine<br />

Revolution im Gange. Nie zuvor<br />

in der Geschichte waren<br />

Yachten so breit und hochbordig<br />

wie die aktuelle Generation.<br />

Beispiele aus der <strong>Hanse</strong>-Palette<br />

belegen dies. So ist die seit langem<br />

gebaute <strong>Hanse</strong> 430 (<strong>Breite</strong>:<br />

4,18 m) um 20 Zentimeter<br />

58 yachtrevue 4/2011<br />

Im Trend. <strong>Hanse</strong> präsentiert mit der 495er eine<br />

Yacht, die komfortables Wohnen und Segeln vereint.<br />

Und das zu einem überaus attraktiven Preis<br />

schmäler als die unwesentlich<br />

längere neue <strong>Hanse</strong> 445 und<br />

die demnächst eingestellte<br />

470 (<strong>Breite</strong>: 4,46 m) um 29<br />

Zentimeter schlanker als die<br />

495 – eine Welt.<br />

Noch dramatischer ist der<br />

<strong>Breite</strong>nzuwachs in der Realität.<br />

Die Rümpfe sind „aufgegangen<br />

wie Germteig“, verfügen über<br />

einen breiteren Bug- und Heckbereich<br />

sowie einen höheren<br />

Freibord. Dabei geht die gesteigerte<br />

Lebensqualität in Form<br />

von unvergleichlich mehr Platz<br />

an und unter Deck nicht auf<br />

Kosten der Segeleigenschaften.<br />

Im Gegenteil, die fülligen Yach-<br />

ten segeln behände und überraschen<br />

mit erstaunlicher Agilität.<br />

Die <strong>Hanse</strong> 445 stellte dies im<br />

Rahmen der EYOTY-Testfahrten<br />

im November 2010 vor<br />

Barcelona unter Beweis und die<br />

ganz neue <strong>Hanse</strong> 495 steht ihr<br />

diesbezüglich nicht nach.<br />

Formgebung. Die Designer<br />

von Judel/Vrolijk & Co. verliehen<br />

der 495 mithilfe steiler<br />

Bordwände, kantiger Aufbauten<br />

und einem nicht allzu stark<br />

ausgeprägten U-Spant ein<br />

elegantes Äußeres. Geschickt<br />

platzierte Luken sowie Lukenleisten<br />

und die flache Kajüte<br />

unterstreichen diesen Eindruck.<br />

Die wahre Leistung bei der


Konzeption der 495 bestand<br />

darin, die Eignerkajüte wahlweise<br />

im Vorschiff oder im<br />

Heck unterzubringen. Die Realisierung<br />

des achtern gelegenen<br />

Eignercompartments verlangte<br />

zwei Kunstgriffe: Installation<br />

eines Brückendecks (Erhöhung<br />

unmittelbar vor dem Niedergang)<br />

und einen weit nach achtern<br />

gezogenen Kajütaufbau<br />

mit breiten, bis knapp vor die<br />

Steuerräder verlaufenden Sülls.<br />

Die auf diese Weise geschaffene<br />

Kopffreiheit ermöglichte die<br />

Realisierung der achteren Eignerkajüte<br />

mit zentraler Doppelkoje<br />

unter dem Cockpitboden<br />

und reichlich Kopffreiheit im<br />

Rest der Kabine.<br />

Weitere Überlegungen bei<br />

der Deckgestaltung: Die Höhe<br />

der Kajüte wurde so gewählt,<br />

dass sie genau der Höhe einer<br />

Stufe entspricht, also einem<br />

Maß, das der Mensch als angenehm<br />

empfindet. Das Dach<br />

selbst ist flach, Teakeinlagen<br />

sorgen für Rutschfestigkeit und<br />

Flushluken für wertige Optik.<br />

Dichtheitsprobleme sind übrigens<br />

gelöst: Lewmar hat nach<br />

einem allgemeinen Rückruf vor<br />

einem Jahr die Luken überarbeitet,<br />

sie sind nun dicht. Weitere<br />

Features: Dach und Seitendecks<br />

sind bequem begehbar,<br />

die seitlichen Luken zu öffnen,<br />

wobei das Dach zwecks<br />

Beschattung und Schutz vor<br />

Regen oben über die Luken<br />

gezogen wurde. Die aufpreispflichtigen<br />

Genuaschienen<br />

verlaufen am Kajütdach, die<br />

Schiene der serienmäßigen<br />

Selbstwendefock wurde harmonisch<br />

in den Aufbau integriert<br />

und die riesige Höhle im Bugbereich<br />

kann wahlweise als<br />

Skipperkajüte oder Segelstauraum<br />

geordert werden.<br />

Leben an bord. <strong>Hanse</strong> ist dem<br />

Konzept des „einfachen“ Segelns<br />

treu geblieben. Die Yacht ist<br />

serienmäßig mit einem Zweisalingsrigg<br />

ausgestattet, das auf<br />

außen an der Deckskante montierten<br />

Püttings verstagt ist.<br />

Diese Position gewährleistet<br />

Neuer Stil. Seit Konstrukteure breiten,<br />

hochbordigen Yachten das Segeln beigebracht<br />

haben, gibt es kein Halten. <strong>Hanse</strong>s 495 passt in<br />

diese neue Linie: Sie bietet beinahe den Wohnkomfort<br />

von zuhause und segelt auch sehr ordentlich<br />

eine harmonische Einleitung der<br />

Kräfte in den Rumpf, außerdem<br />

gibt es bei dieser Art von Verstagung<br />

keine sichtbaren Rüsteisen<br />

unter Deck, die sich störend auf<br />

das Styling auswirken oder im<br />

Weg sein könnten.<br />

Das Deckslayout orientiert<br />

sich an den Bedürfnissen kleiner<br />

Crews. Fallen, Strecker und<br />

Schoten werden auf zwei unmittelbar<br />

vor dem Rad positionierten<br />

Winschen umgelenkt.<br />

E-Winschen gehören zwar nicht<br />

zur Standardausstattung, aber<br />

zum ohnehin notwendigen<br />

Cruising-Paket, somit gibt es<br />

gegen diese Konfiguration keine<br />

Einwände. Im Gegenteil: Die<br />

Kombination Selbstwendefock<br />

4/2011 yachtrevue 59


<strong>Hanse</strong> 495<br />

fahrbericht<br />

Konstruktion: Judel/Vrolijk & Co;<br />

Watervision & Schnaase­Interieur design<br />

Werft: <strong>Hanse</strong> <strong>Yachts</strong>, deutschland<br />

www.hanseyachts.com<br />

bau weise<br />

Rumpf und Deck Sandwich (Kern: Balsa) mit<br />

Vinylesterharz (Osmoseschutz) in äußeren<br />

Lagen, Unterwasserschiff aus Volllaminat,<br />

innere Laminatlagen mit Orthophtalsäureharz,<br />

Gelcoat mit Isophtalsäureharz, eingeklebte<br />

Spanten sowie Stringer, Hauptschotten<br />

anlaminiert; Kiel aus Gusseisen: T-Kiel oder<br />

L-Flachwasserkiel, Ruder: freistehendes,<br />

semibalanciertes GFK-Ruder mit Aluschaft<br />

Serienausstattung<br />

2-Salings-Mast, Vorsegelrollreff mit im Deck<br />

versenkter Trommel, Selbstwendefock, North-<br />

Cruisingsegel, Rodkicker, German-Mainsheet-<br />

System, Cockpittisch mit Plotterhalterung,<br />

Segelstauraum mit Leiter und großer Luke,<br />

Warmwasserdusche am Heck, 7 Flushluken,<br />

LED-Navigationslichter, beidseitig Relingsdurchstiege,<br />

elektr. Ankerwinsch, 2 AGM-Service-Batterien<br />

150 Ah/12 V, AGM-Starterbatterie<br />

80 Ah/12 V, Batterieladegerät LG 12 V/50 Ah.<br />

Rigg von Selden, Segel von North Sails,<br />

Winschen von Lewmar, Luken von Lewmar,<br />

Beschläge von Spinlock, Lewmar, Selden<br />

und Pfeiffer, Radsteuerung von Jefa, Rollreff<br />

von Selden (Furlex 400 TD), Ankerwinsch von<br />

Lewmar, WC von Jabsco<br />

Preise<br />

ab Werft, exkl. mehrwertsteuer<br />

basispreis: € 206.000–<br />

extras (auswahl):<br />

Rollmast: 3.050,–<br />

hydraulischer Achterstagspanner: 980,–<br />

Sprayhood: 2.350,–<br />

Bimini: 2.900,–<br />

Gennakervorbereitung: 1.880,–<br />

Cruising Paket: E-Fallwinschen (Lewmar 54<br />

STA), Teak am Cockpitboden, Delta-Anker (25<br />

kg) verzinkt, Niro-Kette (60 m), Genuaschienen<br />

am Kajütdach, 3 Maststufen, Rutschersystem<br />

fürs Großsegel, 3-Blatt-Faltprop, Bugstrahlruder<br />

(Max Power CR 80, versenkbar, 24 V inkl. 2 x<br />

AGM Batterien, 2. Batteriepaket (2 x 150 Ah),<br />

Inverter 1600 W, Windex, Flaggenstock, Winschkurbel,<br />

Fenderset, Muringleinen 20.150,–<br />

Komfort Paket: 4.310,–<br />

navigations Paket: 12.350,–<br />

Vertrieb<br />

Schwaiger nautik gmbH, 6215 Achenkirch,<br />

Am See 14, Tel.: 05246/62 63,<br />

E-Mail: office@schwaigernautik.com,<br />

www.schwaigernautik.com<br />

Yachttests zum downloaden: www.yachtrevue.at<br />

60 yachtrevue 4/2011<br />

Stark<br />

A design und optik<br />

A Platzangebot<br />

A ambiente unter deck<br />

A Kreative details<br />

A flexibles Innenlayout<br />

daten und maße<br />

Rumpflänge: 14,85 m<br />

Länge Wl.: 13,54 m<br />

<strong>Breite</strong>: 4,75 m<br />

Verdrängung: 14 t<br />

Ballast: 4 t<br />

Großsegel: 67,5 m 2<br />

Selbstwendefock: 51,5 m 2<br />

Genua (107 %): 61,5 m 2<br />

Tiefgang: 2,38/1,98 m<br />

Anzahl der Kojen: 4, 6, 8 + 1<br />

Treibstofftank (Plastik): 300 l<br />

Wassertank (Plastik): 600 l<br />

Kojen in Metern; Länge/<strong>Breite</strong><br />

Kopfbereich/ <strong>Breite</strong> nach 1,90<br />

Vorschiff: 2,00/1,61/1,25<br />

Achterkajüten: 2,13/1,60/1,40<br />

Salon Steuerbord: 2,84/0,67/0,67<br />

Stehhöhen Salon bei Niedergang,<br />

ansonsten Mittelwerte<br />

Salon: 2,02<br />

Achterkajüte: 2,05<br />

Vorschiff: 2,20<br />

Nasszelle (vorne/achtern): 2,08/1,87<br />

motor<br />

Serie: Volvo Penta D2-75,<br />

4 Zyl., 2.200 cm 3 , 72 PS bei 3.000<br />

U/min, Saildrive, 3-Flügel-Festprop<br />

Testschiff: Volvo Penta D2-75,<br />

4 Zyl., 2.200 cm 3 , 72 PS bei 3.000<br />

U/min, Saildrive, 3-Flügel-Faltprop<br />

(Flexofold)<br />

Fahrleistungen<br />

Fahrt in Knoten<br />

Schwächer<br />

A wenig Stauraum im<br />

Cockpitbereich<br />

A kleine Luken in<br />

achterkajüten<br />

A Waschbecken auf<br />

Holzauflage in nasszellen<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

5,1<br />

6,1<br />

7,1<br />

8,0<br />

8,7<br />

9,4<br />

1400 1700 2000 2300 2600 2950<br />

Drehzahl in U/min<br />

Lärmpegel<br />

Salon 74 dB<br />

Achterkajüte 76 dB<br />

Gemessen bei ca. 70 % der Maximaldrehzahl,<br />

hier bei 2.300 U/min<br />

auf ein Wort<br />

bravo<br />

die Kombination<br />

aus elegantem<br />

Innendesign,<br />

hellem ambiente<br />

und zahlreichen<br />

praktischen<br />

Features verdient<br />

applaus<br />

na ja<br />

die klappbaren<br />

bankerln für den<br />

Steuermann<br />

passen nicht<br />

zum insgesamt<br />

recht stylischen<br />

Charakter<br />

erstaunlich<br />

die Leichtwindperformance<br />

dieser doch recht<br />

fülligen Yacht<br />

Liebling<br />

aller Mechaniker:<br />

Einen derart gut<br />

zugänglichen Motorraum<br />

findet man eher<br />

selten<br />

Testbedingungen: Windstärke bis 12 Knoten, Seegang: 1, Dauer: 1 Tag, Ort: Canet-en-Roussillon<br />

Vollgasdrehzahl


Solosegeln. Das Deckslayout mit nach achtern geführten Fallen, Schoten und Elektrowinschen erhebt den Steuermann<br />

zum Allmächtigen über alle seglerischen Belange. Segelunkundige Begleiter werden sich freuen<br />

plus beidseitig via E-Winsch<br />

trimmbares Groß ohne Traveller<br />

ist aus arbeitstechnischer<br />

Sicht unschlagbar. Ein zweites<br />

Winschenpaar steht für Genua<br />

(107 %), Code 0 oder Gennaker<br />

zur Verfügung.<br />

Das Cockpit ist nicht allzu<br />

lang, aber keinesfalls zu klein.<br />

Durch die Umlenkung aller Leinen<br />

nach achtern zum Rad sind<br />

die Bereiche Brückendeck und<br />

Cockpittisch dem Easygoing<br />

vorbehalten. Auf den ergonomisch<br />

gut geformten Bänken<br />

sitzt man auch bei Lage gut,<br />

wobei man sich am Cockpittisch<br />

abstützen kann. Super<br />

bequeme Sitzpölster (Aufpreis)<br />

und der hübsche Cockpittisch<br />

mit großen klappbaren Teakflächen<br />

sowie massiven Nirohaltebügeln<br />

verleihen der<br />

<strong>Hanse</strong> eine Noblesse, die ihr<br />

Wartungsfrei. Die Heckklappe wird per Talje<br />

auf- und zugeklappt – noch nicht ganz perfekt<br />

gut zu Gesicht steht. Das Zeug<br />

zum Lieblingsplatzerl hat das<br />

Brückendeck. Hierher zieht<br />

man sich nicht nur im Fall unwirtlicher<br />

Bedingungen zurück,<br />

nein, auch beim Sundowner ist<br />

dieser Platz als erster belegt.<br />

Komplettiert wird das Komfortangebot<br />

durch eine verhältnismäßig<br />

große Badeplattform.<br />

Firmenchef Michael Schmidt<br />

machte auf der boot in Düsseldorf<br />

keinen Hehl daraus, dass<br />

man sich diesbezüglich von<br />

Bavarias Terrassenkonzept<br />

inspirieren ließ. Warum auch<br />

nicht, <strong>Hanse</strong> hat so oft Trends<br />

gesetzt, da kann man ruhig<br />

Größe zeigen und zugeben,<br />

dass die Konkurrenz auch eine<br />

gute Idee hatte. Die Klappe<br />

wird übrigens via Talje gesenkt<br />

und gehoben, was löblich ist.<br />

Die Werft überlegt allerdings<br />

den Einbau eines Elektromotors,<br />

weil es auf der Messe einfach<br />

besser ankommt. Unsere<br />

Empfehlung: Verzichten Sie auf<br />

den Motor, das spart Geld und<br />

Ärger. Die Talje gehört allerdings<br />

noch ein bisserl optimiert.<br />

KomForTSegeLn. Die <strong>Hanse</strong><br />

495 ist serienmäßig mit Standardgroß,<br />

Lazybag und -jacks<br />

ausgestattet. Das Segelsetzen ist<br />

daher etwas aufwändiger als mit<br />

einem Rollgroß. Achtung: Kleingewachsene<br />

Personen haben<br />

Mühe den Reißverschluss der<br />

Segelpersenning zu öffnen und<br />

das Segel wieder zu verstauen,<br />

weil sich der Baum recht hoch<br />

über dem Kajütdach befindet.<br />

Wer nicht an Deck herumturnen<br />

und es wirklich bequem haben<br />

will, der sollte eher in einen<br />

Rollmast investieren.<br />

Begrenzt. Rettungsinsel unter dem Boden,<br />

darunter etwas Stauraum, zugänglich durch die Luke<br />

Der Wind vor Canet-en-<br />

Roussillon an der französischen<br />

Mittelmeerküste im Golf von<br />

Lion wehte eher moderat mit<br />

maximal 12 Knoten. Dazu kam<br />

eine vom stürmischen Vortag<br />

stehende Welle, Bedingungen<br />

also, die es der <strong>Hanse</strong> nicht besonders<br />

leicht machten. Die<br />

107-Prozent-Genua wäre das<br />

bessere Segel gewesen als die<br />

Selbstwendefock, umso erstaunlicher<br />

war die Performance.<br />

Statt sich von der unangenehmen<br />

Welle beuteln zu<br />

lassen, nahm sie ab acht Knoten<br />

Wind entschlossen Fahrt<br />

auf, beschleunigte mit zunehmender<br />

Brise auf über 6 Knoten<br />

und erreichte in Windstrichen<br />

mit 12 Knoten Wind an<br />

der Kreuz locker 6,7 Knoten<br />

– mit Selbstwendfock, wohlgemerkt.<br />

Das Gewicht der Yacht<br />

war spürbar, aber sie wirkte<br />

nicht träge, nahm nach Wenden<br />

rasch Fahrt auf, reagierte<br />

präzise auf Ruderausschläge<br />

und sah galant über Steuerfehler<br />

hinweg, indem sie sich nicht<br />

einparkte sondern langsamer<br />

weitersegelte und zügig Fahrt<br />

aufnahm, wenn Trimm und segeltechnisch<br />

wieder alles im Lot<br />

war. Stimmig auch das Gefühl<br />

am Rad. Das nicht zu stark vorbalancierte<br />

Ruder vermittelte<br />

stets spürbaren Druck, gerade<br />

soviel, dass man sich nicht allein<br />

gelassen, sondern kommunikationstechnisch<br />

mit dem<br />

Schiff verbunden fühlte.<br />

Das Segeln selbst ist in der<br />

Konfiguration mit Selbstwendefock<br />

eine entspannte Angelegenheit.<br />

Außer Einschlagen<br />

Comeback. Das Brückendeck schafft Platz<br />

für ein Eignercompartment achtern<br />

FOTOS: ROLAND DULLER<br />

4/2011 yachtrevue 61


<strong>Hanse</strong> 495<br />

fahrbericht<br />

sind keine weiteren Handgriffe<br />

nötig. Lediglich der Steuermann<br />

wechselt von der einen<br />

auf die andere Seite, wo er entweder<br />

hinter dem Rad steht,<br />

bequem auf den seitlichen Sülls<br />

sitzt oder sich auf das klappbare<br />

Bankerl direkt hinter dem<br />

Rad hockt. Ergonomie und<br />

Sicht in das Vorsegel sind in<br />

die aktuelle Konkurrenz<br />

Dufour 485 GL<br />

Cockpit mit Liegefläche hinter<br />

den Rädern, wertiges Interieur;<br />

3 oder 4 Kajüten, vorgestellt 2008<br />

Rumpflänge: 14,40 m, <strong>Breite</strong>:<br />

4,70m, Tiefgang: 1,90–2,25 m,<br />

Gewicht: 15 t, Segelfläche: 113 m 2<br />

preis (exkl. Mwst.): € 239.395,–<br />

62 yachtrevue 4/2011<br />

Ordnung, nur eine Leiste zum<br />

Abstützen bei Lage fehlte.<br />

Ein kleines Manko ist der<br />

Stauraum im Cockpitbereich. In<br />

der Version ohne Skipperkajüte<br />

im Vorschiff ist reichlich Platz<br />

für Zimmer, Küche, Kabinett,<br />

andernfalls wird es eng. Zwei<br />

flache Backskisten und zwei via<br />

Luken erreichbare Stauräume<br />

sun oDyssey 49i<br />

Klassisches Design, Bugstauraum<br />

begehbar und tolle Eignerkajüte<br />

vorne, vorgestellt 2008<br />

Rumpflänge: 14,75 m, <strong>Breite</strong>:<br />

4,49 m, Tiefgang: 2,15 m,<br />

Gewicht: 13 t, Segelfläche: 112 m 2<br />

preis (exkl. Mwst.): € 210.500,–<br />

im Boden sind nicht allzu viel.<br />

Vorbildlich hingegen ist der Rettungsinselstauraum<br />

direkt hinter<br />

dem Rad im Boden.<br />

SCHöner WoHnen. Werftchef<br />

Michael Schmidt hat das Innendesign<br />

von Yachten revolutioniert<br />

und damit die gesamte<br />

Branche unter Zugzwang ge-<br />

oceanis 50<br />

Gelungenes Fahrtensegler-Cockpit,<br />

Großschot auf Targabügel,<br />

2 bis 4 Kajüten, vorgestellt 2009<br />

Rumpflänge: 14,74 m, <strong>Breite</strong>:<br />

4,49 m, Tiefgang: 2,10/1,75 m,<br />

Gewicht: 12 t, Segelfläche: 120 m 2<br />

preis (exkl. Mwst.): € 209.900,–<br />

Applaus. Das Interieur ist<br />

gestylt und funktionell, das Ambiente<br />

hell und freundlich, das Raumgefühl<br />

großzügig. Besonders beeindruckend:<br />

Eignerbereich im Vorschiff (Mitte)<br />

bracht. Die neue Linie soll diesbezüglich<br />

abermals Maßstäbe<br />

setzen. Aus diesem Grund hat<br />

„Mister <strong>Hanse</strong>“ wieder Birgit<br />

Schnaase an Bord geholt, mit<br />

Bavaria 50<br />

Deckslayout für echte Segler,<br />

größte Badeplattform dieser Liga,<br />

3 bis 5 Kajüten, vorgestellt 2011<br />

Rumpflänge: 14,99 m, <strong>Breite</strong>:<br />

4,67 m, Tiefgang: 2,25/1,85 m,<br />

Gewicht: 14 t, Segelfläche: 131 m 2<br />

preis (exkl. Mwst.): € 207.900,–<br />

FOTOS: ROLAND DULLER


der er seinerzeit den sogenannten<br />

„Loft Style“ entwickelt hat.<br />

Die <strong>Hanse</strong> 495 punktet aber<br />

nicht nur mit stylischem Interieur,<br />

sondern auch mit einem<br />

variablen Innenlayout, das zwei,<br />

drei oder vier Kajüten vorsieht,<br />

wobei – und das ist das Besondere<br />

an dieser Achtercockpityacht<br />

– die Eignerkajüte wahlweise<br />

im Vorschiff oder Heck<br />

untergebracht wird. Aus Sicht<br />

des Autors gibt es allerdings<br />

kein Argument für die Eignerkajüte<br />

achtern, weil die Bugkajüte<br />

aufgrund des enorm breiten<br />

Vorschiffs und der Lage<br />

hinter der Skipperkajüte ohnehin<br />

Hotelzimmerdimensionen<br />

aufweist. Die Ausstattung im<br />

Detail: tolle Doppelkoje, in der<br />

man mit dem Kopf nach vorne<br />

liegt (kein Kopfpolsterverlust),<br />

Bad mit WC, eigener Duschraum,<br />

reichlich Kästen und<br />

Schapps und ein Schminkplatzerl.<br />

Für Paare, die lieber<br />

getrennt schlafen, gibt es ein<br />

Layout mit getrennten Kojen.<br />

Highlight an Bord ist der<br />

Salon: Im Anschluss an die<br />

Nasszelle an Backbord hat<br />

Schnaase eine Zeilenpantry installiert,<br />

die jede Menge Stauraum,<br />

Arbeitsflächen, Platz für<br />

Küchengeräte und eine fantastische<br />

Aussicht bietet. Die beiden<br />

vertikalen Rumpffenster sind<br />

ein Gedicht und werden mit<br />

Sicherheit des Öfteren das Pendel<br />

in Richtung <strong>Hanse</strong> 495 ausschlagen<br />

lassen, wenn es um<br />

die Unterschrift unter dem<br />

Kaufvertrag geht. Und falls diese<br />

tolle Aussicht nicht genügt,<br />

liefert die in einem Miniapothekerschrank<br />

installierte Nespresso-Maschine<br />

mit integrierter<br />

Kapselhalterung ein<br />

weiteres Argument. So unwichtig<br />

derartige Kleinigkeiten erscheinen<br />

mögen, in der Praxis<br />

entscheiden Gimmicks, die das<br />

tägliche Leben versüßen, häufig<br />

über den Kauf. Dem alten<br />

Fuchs Schmidt ist das natürlich<br />

Feine Details: Weinlager<br />

hinter Plexiglas im Boden, Nespresso-<br />

Maschine mit Kapselhalterung, Apothekerschränke<br />

für Gläser, üppige<br />

Rumpffenster, Weinkühler, ausfahrbarer<br />

Flat-TV. Muss man nicht alles<br />

haben, aber schön, wenn man es hat<br />

bekannt, weshalb er solchen<br />

Komfort steigernden Features<br />

größtmögliche Aufmerksamkeit<br />

widmet. Dazu gehören<br />

besagte Rumpffenster, die ein<br />

Decksalonambiente erzeugen,<br />

ein Weinschrank im Boden,<br />

den man via Plexiglasplatte<br />

einsehen kann, Apothekerschränke<br />

für Gläser und Seekarten<br />

und eine Sitzbank, deren<br />

rückseitiges Kastenelement<br />

einen riesigen, ausfahrbaren<br />

Fernseher sowie einen Sektkühler<br />

beherbergt. Ein gutes Beispiel<br />

für die Kreativität, mit der<br />

hier zu Werke gegangen wurde,<br />

ist auch der klappbare Salontisch<br />

mit eingelassener Getränkehalterung,<br />

der zu einer Art<br />

Beistelltisch verkleinert werden<br />

kann und damit das Raumgefühl<br />

verbessert.<br />

Last but not least überzeugen<br />

auch die beiden Doppelkojen<br />

achtern von der gelungenen<br />

Platzbeschaffungsaktion durch<br />

die spezielle Decksform, die<br />

hinsichtlich lichter Höhe nahezu<br />

konkurrenzlos sind. Hier<br />

wären lediglich etwas größere<br />

Luken wünschenswert. Im Vergleich<br />

zum restlichen Schiff ist<br />

es hier nämlich eher dunkel.<br />

reSümee. Die <strong>Hanse</strong> 495 versprüht<br />

trotz üppigen Rumpfdesigns<br />

Eleganz, segelt ordentlich,<br />

bietet ein flexibles Innenlayout<br />

und wohnliches Ambiente.<br />

Dazu kommen nette Details,<br />

wie man sie von zuhause kennt<br />

und auch an Bord nicht missen<br />

möchte. Noch attraktiver wird<br />

das Gesamtkonzept durch einen<br />

Blick auf den zweifellos<br />

attraktiven Preis.<br />

Roland Duller<br />

4/2011 yachtrevue 63

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