Download PDF - Audiophile Manufaktur
Download PDF - Audiophile Manufaktur
Download PDF - Audiophile Manufaktur
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
66<br />
Verstärker Endstufe
68<br />
Verstärker Endstufe<br />
Gegen den<br />
STROM<br />
Der Name Apogee steht für legendäre amerikanische<br />
Flächen-Wandler – prangt jetzt aber auch auf einer deutschen<br />
Endstufe. Das Rätsel löst sich schnell: Nicht nur im Klangbild<br />
stromhungri ger Boxen sorgt der Verstärker roots 160c<br />
für Ruhe und Ordnung.<br />
Autor: Johannes Maier<br />
So vielversprechend er auch aussieht:<br />
Selbst erfahrene High-Ender sind<br />
bei einem Endverstärker mit der Frontplatten-Gravur<br />
Apogee erst einmal auf<br />
der Suche nach Orientierung. War doch<br />
die 1980 gegründete US-Firma für fantastische<br />
Bändchen- und Fullrange-Magnetostaten<br />
wie die Duetta bekannt. Nicht<br />
nur aufgrund der enorm aufwändigen<br />
Produktion derselben musste man aber<br />
um die Jahrtausendwende die Segel<br />
streichen. Das versetzte einen Teil der<br />
Anhängerschaft in lethargische Trauer –<br />
andere unerschütterliche Fans hielten der<br />
Marke jedoch die Treue und sicherten die<br />
Existenz bestehender Apogees mit<br />
Reparatur-Kits und Tipps. Etwa die im<br />
Hessischen beheimateten Freunde Rolf<br />
Mooz und Armin Weidner, die quasi eine<br />
deutsche Apogee-Dependance anmeldeten,<br />
die legendären Flächenstrahler gar<br />
wieder produzierten und, als <strong>Audiophile</strong><br />
<strong>Manufaktur</strong> GbR, auch vertrieben.<br />
Nun stellt Weidner „nebenher“ Profi -<br />
elektronik her, zum Beispiel ausgekochte<br />
Messempfänger für’s Digitale Radio<br />
(DAB; www.weiteck.de). Und so lag die<br />
Idee nahe, auch bei seinen Lautsprecher-<br />
Lieblingen eine Versorgungslücke auszumerzen<br />
– womit wir beim „root 160c“<br />
genannten Apogee-Endverstärker angekommen<br />
sind. Wenn sich auch viele<br />
andere moderne Lautsprecher nicht gerade<br />
bescheiden geben, so lechzen die<br />
Zwei Trafos, viele Elkos: Um widerspenstigste Boxen im Zaume zu halten,<br />
fährt Entwickler Armin Weidner zu alledem elektronische Kunstgriffe auf.<br />
Apogee-Bändchen mit ihrem niedrigen<br />
Innen widerstand geradezu nach Strom.<br />
Ergo machte sich Weidner ans Werk,<br />
seinen Verstärker für sie auszulegen. Das<br />
beginnt mit den separaten Netztrafos<br />
für den rechten und linken Kanal, die er<br />
nicht nach dem 08/15-Prinzip, sondern<br />
mit viel dickeren – stromfreudigeren –<br />
Kupferdrähten bewickeln lässt. Nach der<br />
Wechselspannungs-Gleichrichtung mit<br />
besonders widerstandsarmen Dioden<br />
fl ießt die sattsame Ladung nicht etwa in<br />
das übliche Elko-Duo oder -Quartett;<br />
lieber setzt Weidner summa suammarum<br />
160 einzelne, von Panasonic bezoge ne<br />
1000-Mikrofarad-Stromspeicher ein. Ein<br />
Motiv: ausreichende Kapazität. Viel mehr<br />
ging es aber um die Tatsache, dass >
70<br />
Verstärker Endstufe<br />
via 320 Anschlussbeinen (und entsprechend<br />
zahlreicheren Alu wickel-<br />
Kontaktierungen im Innern) ein leichterer<br />
und schnellerer Energieumsatz gelingt<br />
als über einzelne wenige.<br />
Damit ergab sich auf jeden Fall eine<br />
außerordentlich niedrige Netzteilimpedanz.<br />
Die galt es jetzt nur noch über<br />
kernige Endtransistoren an die hungri gen<br />
Schallwandler weiterzureichen. Nur noch?<br />
Weil sie seines Erachtens zu viel Widerstand<br />
aufweisen, kamen für Weidner<br />
Allerweltshalbleiter nicht in Frage. Er<br />
suchte stattdessen – ihre Bezeichnung<br />
hält er strikt geheim – Industrie-Schalttransistoren<br />
aus, deren Strom-Bahnwiderstand<br />
bei geschlossenem Zustand<br />
gegen Unendlich und nach Öffnung wirklich<br />
gegen Null tendiert.<br />
Und obwohl jeder einzelne von ihnen<br />
16 Ampère aushält, nahm er pro Kanal<br />
➔ ➔ ➔<br />
➔ ➔ ➔<br />
gleich sechs. Normalerweise dienen in<br />
solchen Schaltungen Source-Schutzwiderstände<br />
dazu, die Team-Mitglieder<br />
einander anzugleichen und Selbsterregungs-Eskapaden<br />
zu vermeiden. Doch<br />
Weidner ließ das Argument, dass eine<br />
(zwangsläufi g relativ langsame) Über-<br />
alles-Gegenkopplung dem unvermeidlichen<br />
Impedanzanstieg im Nachhinein<br />
begegnet, nicht gelten.<br />
Bis die Anordnung auch ohne diese<br />
Widerstände und einer sehr moderat<br />
wirkenden Korrekturschleife erzstabil<br />
arbeitet, war zwar mehr an Selektion und<br />
Feintuning nötig, doch dann fl ogen diese<br />
Bremsklötze ersatzlos raus. Im Ausgangsstromkreis<br />
blieb nicht mehr als ein<br />
Boucherot-Glied (kleine Spule plus<br />
Widerstand) übrig, das, ohne die<br />
Performance wirklich einzuschränken,<br />
Schlimmstes bei einem Boxen/Kabel-<br />
Fehlanschluss verhindern kann.<br />
Eingangsseitig besitzt der root 160c<br />
neben einem Cinch- auch einen XLR-<br />
Eingang, der in einem Gegentakt-Differenz-Eingangsverstärker<br />
seine echte<br />
symmetrische Fortsetzung fi ndet. Und<br />
vor allem eine energische, denn Weidner<br />
Die Bad Sodener Verstärkerbauer<br />
dulden keine Strombremsen,<br />
deswegen verzichteteten sie auf<br />
Source-Widerstände (sonst an den<br />
mit Pfeilen markierten Stellen). Dafür<br />
müssen sie die besonderen Endtransistoren<br />
peinlichst selektieren.<br />
Extra-Kondensatoren helfen gegen<br />
Hochfrequenz-Oszillationen.<br />
Apogee Acoustics: Flächenstrahler-Name im neuen Verstärkerlicht.<br />
Armin Weidner, Entwickler<br />
„Die Impedanz muss stimmen!<br />
Nur Amps mit echt geringem<br />
Ausgangswiderstand<br />
können extrem niederohmige<br />
Schallwandler zu sauberer<br />
Arbeit zwingen.“<br />
setzte sogenannte Darlington-Transistor-<br />
Huckepacks ein, die – unterstützt von<br />
Stromquellen-Halbleitern – bereits an<br />
dieser Stelle hochverstärken. Nach einer<br />
Zwischenstufe treiben dann kräftige, zu<br />
Paaren parallel geschaltete Halbleiter die<br />
Feldeffekt-Transistor-Sextette. Zur Ansteuerung<br />
brauchen diese zwar nicht viel<br />
Leistung, wegen ihrer beträchtlichen, bei<br />
hohen Frequenzen nicht unkritischen<br />
Eingangs kapazität steht ihnen eine<br />
strenge Lenkung dennoch gut an.<br />
So sehr sich dieser Endverstärker um<br />
Strom-Entschlossenheit bemüht: In der<br />
Praxis hörte sich der Amp aus Bad Soden<br />
zunächst eher unspektakulär an. Wohl<br />
Apogee Acoustics<br />
root 160 c<br />
Listenpreis: 9500 Euro<br />
Garantiezeit: 2 Jahre<br />
Maße BxHxT (cm): 45 x 16,2 x 43<br />
Gewicht: 20 kg<br />
Gehäuseausführungen:<br />
schwarz oder silber, Neutrik-<br />
Boxenklemmen, WBT-Versionen<br />
optional<br />
Anschlussmöglichkeiten:<br />
Cinch-koaxial oder<br />
XLR-symmetrisch<br />
Vertrieb:<br />
<strong>Audiophile</strong> HiFi-<strong>Manufaktur</strong> GbR<br />
Schöner Bühl 4<br />
63628 Bad Soden / Salmünster<br />
Telefon: 06056 / 917 777<br />
Internet:<br />
www.weiteck.de<br />
fehlte es ihm, etwa bei den beinharten<br />
Kicks von Dominic Millers „November“,<br />
nicht an Volumen und Fülle. Wo andere<br />
Verstärker aber rasiermesserscharfe, von<br />
Nervosität und spitzen Strähnen begleitete<br />
Impulse lostreten, entschuldigte sich<br />
der gute roots mit vermehrter Schwärze:<br />
ganz offenbar, weil er den Bassschwingungen<br />
in Gänze folgen kann und wegen<br />
Strommangel nicht plötzlich kappen oder<br />
aufsteilern muss.<br />
Obwohl er diese Gelassenheit (auch<br />
im Vergleich mit anderen Verstärker-<br />
Platzhirschen) fast betont zur Schau stellte,<br />
mochten die Tester sie nach eini ger<br />
Zeit nicht mehr missen. Es brauchte ein<br />
paar Sekunden des Einhörens, doch dann<br />
öffnete der roots auch die paradiesischen<br />
Seiten der Miller-CD: etwa die kunstvoll<br />
organisch verwobe nen Gitarrenklänge,<br />
die von abgründigs ter Tiefe in die Ferne<br />
und quasi bis zum Himmel reichen. Prima<br />
ließ sich so auch die Pots-and-Cans-<br />
Percussion von Vienna Tengs „Radio“<br />
genießen, wobei der roots eher die bauchigen<br />
Gefäße in den Fokus rückte, das<br />
intensive Geklöppel zwar ebenfalls fi nessenreich,<br />
aber gedämpfter erschien.<br />
Das Diagramm:<br />
Der Klirrverlauf<br />
Ingesamt erscheint der Klirrverlauf<br />
bei allen Aussteuerungen ausgeglichen<br />
und mit günstiger Abstufung<br />
der einzelnen Oberwellen. Dabei<br />
zeigt der root 160c eine Bevorzugung<br />
für die dritte und fünfte Oberwelle,<br />
was erfahrungsgemäß zu<br />
großzügiger Raumabbildung führt.<br />
Hatten die Tester den Bad Sodener<br />
zunächst an normalen Boxen ausprobiert,<br />
schoben sie nun einen schweren Prüfstein<br />
nach dem anderen in den Hörraum hinein.<br />
Zunächst den Scintilla-Flächenstrahler,<br />
ebenfalls aus der <strong>Manufaktur</strong> von<br />
Mooz und Weidner (20.000 Euro), der<br />
erwartungsgemäß frisch, frei, erholt und<br />
bezaubernd klang. Oder eine Magico M<br />
5: Auch hier reagierte der Apogee sehr<br />
ansprechend; wenngleich sich herausstellte,<br />
dass dieser 110.000-Euro-Ausnahme-Schallwandler<br />
– Strom hin, Strom<br />
her – noch kräftigere (und mehrfach<br />
teurere) Verstärker vertragen kann.<br />
An den nicht ganz so unverschämten,<br />
aber alles andere als anspruchslosen<br />
Berlina RC 7 von Isophon (24.500 Euro;<br />
siehe S. 30) entwickelte sich dagegen<br />
eine fast feurige Liaison. „Geht ihr ruhig<br />
runter mit eurer Impedanz, ich halte<br />
gerne dagegen“ schien der Amp zu bedeuten.<br />
„Du brauchst dich obenrum nicht<br />
zu überschlagen, die atemberaubende<br />
Feinzeichnung fi nalisieren wir“, kam die<br />
Antwort. So läuft der Apogee-Amp in<br />
vielen Ketten – vor allem, wenn‘s viel<br />
Strom braucht – zu Hochform auf.<br />
Das Diagramm:<br />
Der Leistungswürfel<br />
Bei allen komplexen Lasten in der<br />
Praxis produziert der root 160c<br />
konstant hohe Spannungen. Der<br />
Bad Sodener lässt sich selbst durch<br />
dreiste Stromforderungen kaum erschüttern.<br />
Auch in punkto absoluter<br />
Spannungshöhe liefert der Amp für<br />
die meisten Boxen genug.<br />
><br />
Hörtest-CD<br />
Dominic<br />
Miller:<br />
November<br />
Knallharte Trommel-Kicks, tiefschwarzes<br />
E-Bass-Rumoren: Was auf<br />
Anhieb brachial erscheint, erweist<br />
sich später bis in die Details als musikalisch<br />
feinst ausgegoren. Für die<br />
Hörer toll, für den Amp ein Prüfstein.<br />
AUDIOphile Charakter<br />
Unangestrengt<br />
luftig, sanft<br />
Neutral<br />
Authentisch<br />
Der Autor<br />
Johannes<br />
Maier<br />
Begann als Messlabor-Experte bei der<br />
legendären Zeitschrift HiFi-Stereophonie.<br />
Seine musikalischen Wurzeln<br />
reichen weiter zurück – er spielte als<br />
Jazz-Pianist in diversen Bands. So lag<br />
nichts näher als HiFi-Tester zu werden –<br />
heute ist er einer der dienstältesten.<br />
mitreißend<br />
emotional<br />
dynamisch<br />
direkt<br />
hochaufl ösend<br />
AUDIOphile Potenzial<br />
AUDIOphile Empfehlung<br />
Ideale Endstufe für Besitzer<br />
stromhungriger Speaker, die<br />
satten Klang und sanfte Finesse<br />
suchen. Weniger sinnvoll an<br />
spannungshungrigen Boxen.
72<br />
Report Hifi -Geschichte<br />
Problem-FÄLLE<br />
Wer braucht überhaupt eine bis 0,5 Ohm stabile<br />
Endstufe wie die Apogee? Mehr Hörer, als man<br />
glaubt! Eine kleine Kulturgeschichte von impedanzkritischen<br />
Lautsprechern und Endstufenkillern.<br />
Autor: Malte Ruhnke<br />
Mindestimpedanz: 8 Ohm. Dieser<br />
Wert zierte Lautsprecherklemmen<br />
vieler Amps in den 1950er bis<br />
1970er Jahren. Hochohmige Boxen waren<br />
die Regel – für generell spannungsstarke,<br />
aber stromschwache Röhrenverstärker<br />
wie geschaffen. Doch auch<br />
die frühen Transistor-Amps lieferten<br />
meist keine großen Stromstärken. Was<br />
bedeutet nun der Wert „8 Ohm“? Ganz<br />
Klassische Killer: Die Isophon Vertigo von<br />
1993 sprengte dank Phasendrehungen im<br />
Labor so manchen Verstärker. Legendär impedanzkritisch<br />
war auch die Infi nity Kappa<br />
9A von 1987 mit bis zu 0,7 Ohm.<br />
einfach: Impedanz ist das Verhältnis aus<br />
Spannung und Strom. Der Physiker<br />
drückt das aus als: R = U / I. Gibt ein<br />
Verstärker mit 8 Ohm Mindestimpedanz<br />
10 Volt auf seinen Ausgang, erwartet er,<br />
dass der Lautsprecher nicht mehr als<br />
1,25 Ampere „zieht“. Anderenfalls droht<br />
Unbill von Verzerrungen oder Bassarmut<br />
bis zur Zerstörung des Verstärkers. Die<br />
Angabe der Impedanz als simpler Wert<br />
ist dabei nur eine grobe Näherung, denn<br />
in der Praxis schwankt der Widerstand<br />
mit der Frequenz; typischerweise zwischen<br />
6,4 und 30 Ohm bei einer Box mit<br />
8 Ohm Nennimpedanz. Nicht jede Unterschreitung<br />
des Wertes hat gleich dramatische<br />
Folgen – oft wunderten sich Hörer,<br />
warum nur Tracks mit bestimmten Basstönen<br />
für Verzerrungen oder fürs Abschalten<br />
sorgten. Die Ursache: Nur wenn<br />
Frequenzen mit dem Impedanzminimum<br />
besonders stark vertreten waren, überschritt<br />
die Stromstärke die Grenze.<br />
Spätestens mit den 1980er Jahren war<br />
die hochohmige Zeit vorbei. Eine Triebkraft<br />
dabei war die Entwicklung im Car-<br />
HiFi-Bereich, denn dort war es wegen<br />
der 12-V-Versorgungsspannung einfacher,<br />
große Ströme bei kleinen Spannungen<br />
zu erzeugen als umgekehrt.<br />
Folgerichtig wurden 4-Ohm-Lautsprecher<br />
erst dort, dann im Heimbereich zum<br />
Standard. Denn fürs Ergebnis ist es egal,<br />
ob der Strom oder die Spannung groß<br />
ist, weil die Leistung das Produkt aus<br />
beiden ist. Die Verstärkerhersteller zogen<br />
nach und bauten eine um die andere<br />
Generation stromstabilere Amps.<br />
Einige Lautsprecherhersteller unterboten<br />
allerdings in der Folge selbst die<br />
ungeschriebene Gewohnheits-Norm von<br />
4 Ohm. Die legendäre Apogee Scintilla<br />
unterschritt gar die 1-Ohm-Marke – das<br />
heißt, eine Endstufe musste bei gleicher<br />
Spannung etwa die zehnfache Stromstärke<br />
liefern wie an einen regelkonformen<br />
8-Ohm-Speaker. Damit nicht genug:<br />
Auch der Kennschalldruck war gering,<br />
so dass zugleich ordentliche Spannungen<br />
vonnöten waren. Beides zusammen<br />
schaffte damals kaum eine Endstufe.<br />
Auch andere Flächenstrahler wie Martin<br />
Logan, Pütz und Sombetzki trieben damals<br />
die Impedanzschraube gefährlich<br />
nach unten.<br />
Doch noch ein anderes Impedanzproblem<br />
macht den Transistoren zu schaffen:<br />
Ein Lautsprecher ist physikalisch gesehen<br />
keine reine Ohmsche Last, die bei<br />
gegebener Eingangsspannung proportional<br />
dazu Strom zieht. Im Gegenteil<br />
– gerade im Bassbereich weisen viele<br />
Boxen sogenannte Phasendrehungen<br />
auf. Das heißt, die Spannungs- und die<br />
Stromspitzen verschieben sich zeitlich<br />
zueinander, im Extremfall um 90 Grad<br />
bzw. dem Viertel einer Schwingungsperiode.<br />
Dann spricht der Physiker von<br />
Blindlast- bzw. leistung – je nachdem,<br />
ob der Strom der Spannung vorauseilt<br />
oder umgekehrt, von kapazitiver oder<br />
von induktiver Last. Die Isophon Vertigo<br />
mit ihren Bandpass-Bässen war so ein<br />
Fall, obschon der Widerstand nominal<br />
„nur“ bis 2 Ohm hinabreichte. Beide<br />
Probleme vereinte die Infi nity Kappa 9<br />
A. Ihre Hochpassschaltung aus Kondensator<br />
und Spule in der Weiche verstärkte<br />
per Schalter den Tiefbass noch einmal.<br />
So reichte die Impedanz bis 1,6 Ohm im<br />
Normal- und 0,7 Ohm im Extended-<br />
Betrieb hinab. Selbstredend, dass echte<br />
Fans klanglich letzteren bevorzugten<br />
und so manche Endstufe ohne Schutzschaltung<br />
in Schutt und Asche legten.<br />
Im Messdiagramm von AUDIOphile<br />
macht sich die Empfi ndlichkeit gegenüber<br />
Phasendrehungen in einem zu den<br />
Seiten hin abfallenden Würfeldiagramm<br />
bemerkbar, während eine Empfi ndlichkeit<br />
gegenüber zu geringen Nennimpe-<br />
Apogee für Apogee: Die aktuelle<br />
Scintilla Mk 4 unterschreitet die<br />
Impedanzlinie von 1 Ohm deutlich.<br />
Dafür sind Phasendrehungen kaum<br />
ein Thema.<br />
danzen durch ein Abfl achen des Würfels<br />
nach vorne repräsentiert wird.<br />
Eigenschaften, die die Apogee Root<br />
160c nicht kennt – ihr Leistungswürfel<br />
verharrt zu allen Seiten hin auf beinahe<br />
demselben Niveau. Und das auch bei<br />
Impedanzen unter 2 Ohm, die vom Labor<br />
in der Standardmessung nicht erfasst<br />
werden. Wer noch eine historische Isophon<br />
oder Infi nity mangels Amp ungenutzt<br />
auf dem Speicher stehen hat –<br />
voilà, hier ist eine Endstufe, die es packen<br />
würde.<br />
Auch hochfeine Boxen können fordern:<br />
Die Isophon Cassiano II geht immerhin<br />
bis 1,9 Ohm hinab und erzwingt zudem<br />
heftige elektrische Phasendrehungen.<br />
>