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Interviews: Daniel Weder und Bernhard Müller > Safety ... - SkyGuide

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das Headset auf. Als Dienstleiter gibt er den<br />

militärischen Flugverkehrsleitenden <strong>und</strong> der<br />

«Bewegungskontrolle» Anweisungen. Er ist<br />

zudem das Verbindungsglied zum Chief Air<br />

Defense, dem eigentlichen Chef im Raum. Die<br />

«Bewegungskontrolle» ist eine Einheit aus militärischen<br />

<strong>und</strong> zivilen Lotsen, die in der Einsatzzentrale<br />

ihren Militärdienst leisten. Ihre Aufgabe<br />

ist es, die Flüge durch den eingeschränkten<br />

Luft raum zu identifi zieren <strong>und</strong> nach erfolgreicher<br />

Überprüfung der Flugzeuge eine Durchfl<br />

ugbewilligung zu erteilen. Jedes zivile Flugzeug,<br />

das während des Gipfels durch die<br />

eingeschränkte Zone fl iegen will, muss sich im<br />

Vorfeld bei der Luft waff e akkreditieren lassen.<br />

Ohne Voranmeldung wird keine Durchfl ugbewilligung<br />

erteilt.<br />

16:07 Die französische Luft waff e meldet<br />

einen «suspect», ein verdächtiges Luft fahrzeug.<br />

Auf dem Radarbildschirm von Th omas Zweifel<br />

ist es nicht zu sehen. Er bespricht die Lage mit<br />

dem Chief Air Defense. Sie entscheiden, eine<br />

F/A-18 hinzuschicken. Vielleicht kann sie mit<br />

ihrem Radar etwas erfassen. «Die F/A-18 soll bei<br />

Aigle VD ins Tal (ins Wallis) absinken», weist<br />

Th omas den diensthabenden militärischen<br />

Lotsen an. Und fügt an: «Auf 242 20 haben wir<br />

nur einen 1605.» Übersetzt heisst das: 242 Grad<br />

20 Meilen vom Zentrum der gesperrten Zone<br />

hält sich ein unbekanntes Luft fahrzeug auf.<br />

1605 steht für einen Transpondercode. Th omas<br />

kontaktiert seinen Kollegen in der Einsatzzentrale<br />

in Lyon, um mehr zu erfahren. Off enbar<br />

wurde ein weiss-grüner Heli gesichtet. Auf der<br />

Schweizer Seite ist weiterhin nichts zu sehen.<br />

Echte Bedrohung<br />

oder Irrtum?<br />

Was, wenn sich die Lage zuspitzt, aus einem<br />

Verdacht plötzlich eine echte Bedrohung entsteht?<br />

Wie geht man mit diesem Druck um?<br />

«Wir sind auf solche Situationen vorbereitet.<br />

Vor einem Einsatz absolvieren wir immer mehrere<br />

Trainingstage. Dann werden verschiedene<br />

Szenarien durchgespielt», erklärt Th omas. Er<br />

ergänzt: «Das ist fast anstrengender als der Einsatz<br />

während des eigentlichen Gipfeltreff ens. Es<br />

ist am intensivsten.»<br />

Während eines Trainingstages wurden verschiedene<br />

Bedrohungsszenarien trainiert, die<br />

gesamte Befehls- <strong>und</strong> Entscheidungskette<br />

durchgespielt. Auch der Vorsteher des Eidgenössischen<br />

Departements für Verteidigung,<br />

Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Sport VBS nimmt an<br />

den Übungen teil. Denn der B<strong>und</strong>esrat ist die<br />

Instanz, die über einen möglichen Abschuss<br />

entscheiden muss. Der VBS-Vorsteher – der<br />

Schweizer Verteidigungsminister – wird permanent<br />

von einem Offi zier der Luft waff e<br />

begleitet. «Bei jedem unerlaubten Einfl ug müssen<br />

wir in der Einsatzzentrale mit seinen<br />

Begleitern Kontakt aufnehmen <strong>und</strong> in regelmässigen<br />

Abständen eine Lagebeurteilung<br />

abgeben. So verliert man keine Zeit im Falle<br />

einer Eskalation, wenn eine echte Bedrohungssituation<br />

entsteht», sagt Th omas.<br />

Zum Glück kein<br />

Ernstfall-Einsatz nötig<br />

16:27 Die Geschichte um das verdächtige<br />

Luft fahrzeug hat sich sozusagen in Luft aufgelöst<br />

– vermutlich ist der Helikopter inzwischen<br />

irgendwo gelandet. Fliegt ein nicht identifi -<br />

ziertes Flugzeug oder eine Maschine, dessen<br />

Transponder oder Funk nicht reagieren, unerlaubt<br />

in die Sperrzone ein, wird es abgefangen.<br />

Im Jargon heisst dies «Interzeption». Dabei<br />

kommen international festgelegte Verfahren<br />

zur Anwendung. Jeder Pilot ist damit vertraut.<br />

Im Extremfall könnte eine Interzeption mit<br />

dem Abschuss des Eindringlings enden. Dazu<br />

kam es glücklicherweise nicht. Doch immerhin<br />

sieben unerlaubte Einfl üge wurden während<br />

des Gipfels abgefangen.<br />

16:43 Th omas Zweifel blickt wieder in den<br />

Radarbildschirm. Bis zum Ende seiner Schicht<br />

hat er noch etwas mehr als fünf St<strong>und</strong>en in der<br />

Einsatzzentrale vor sich.<br />

Die Luft blieb «rein» über Montreux. Vor,<br />

während <strong>und</strong> nach dem Frankophonie-Gipfel.<br />

Kein Rauch über dem See, kein Feuerschein<br />

am Himmel. Das schreibt jetzt vermutlich<br />

keine Musikgeschichte. Aus Sicht von skyguide<br />

ist diese Mission aber eine Erfolgsstory,<br />

die fast genau so schön rockt. <br />

LUFTWAFFE<br />

Zehn Jahre 11<br />

2001-2011<br />

Die Schweizer Luftwaffe trainiert mit den Kollegen<br />

aus Frankreich.

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