19.09.2013 Aufrufe

Interviews: Daniel Weder und Bernhard Müller > Safety ... - SkyGuide

Interviews: Daniel Weder und Bernhard Müller > Safety ... - SkyGuide

Interviews: Daniel Weder und Bernhard Müller > Safety ... - SkyGuide

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

10 Jahre<br />

2001-2011<br />

Extrablatt l April 2011<br />

Apollinaire<br />

Sicherer Luftraum dank skyguide <strong>und</strong> Luftwaffe<br />

> <strong>Interviews</strong>:<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Weder</strong> <strong>und</strong> <strong>Bernhard</strong> <strong>Müller</strong><br />

> <strong>Safety</strong>:<br />

Kultur der Sicherheit


02 Zehn Jahre<br />

> inhalt<br />

04 12<br />

Dossier «Apollinaire»:<br />

13<br />

16<br />

Voller Erfolg!<br />

Interview<br />

<strong>Bernhard</strong> <strong>Müller</strong><br />

Technische<br />

Innovation<br />

14<br />

Interview<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Weder</strong><br />

Sicherheit <strong>und</strong><br />

Sicherheitskultur<br />

impressum<br />

• Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Steve Donnet, Raim<strong>und</strong> Fridrich, Maude Rivière,<br />

Roger Tschallener (skyguide), Laurent Savary (Luftwaffe),<br />

Thomas Graf (tom+kom)<br />

• Fotografi en: Umschlag Luftwaffe /<br />

Philippe Rey, Thomas Weckemann, Christian Weiss<br />

(skyguide), Luftwaffe, XIII e Sommet de la Francophonie<br />

Montreux 2010<br />

© skyguide – 2001-2011 – Apollinaire /de/1800/4.2011


Zehn Jahre 03<br />

> editorial 2001-2011<br />

Zehn Jahre skyguide<br />

THOMAS WECKEMANN<br />

Kontrollturm Zürich: Einsatz im «Fachstab<br />

skyguide».<br />

Am 18. August 1999 beschlossen die damaligen<br />

B<strong>und</strong>esräte Ogi <strong>und</strong> Leuenberger, die zivile<br />

<strong>und</strong> militärische Flugsicherung in einer einzigen<br />

Organisation zusammenzufassen. Per<br />

1. Januar 2001 wurde skyguide gegründet: als<br />

erstes Land Europas fasste die Schweiz damit<br />

sämtliche Flugsicherungsdienste unter Einschluss<br />

der taktischen Führung militärischer<br />

Flugzeuge in einer privatrechtlich organisierten<br />

Gesellschaft zusammen. Ein Jahr später<br />

traten 108 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

der Luft waff e zur skyguide über. Ab 2005 bezogen<br />

skyguide <strong>und</strong> die Schweizer Luft waff e das<br />

neue gemeinsam betriebene Flugsicherungszentrum<br />

in Wangen bei Dübendorf.<br />

80 Prozent weniger Verspätungen<br />

Im ersten Jahrzehnt von skyguide verbesserte<br />

sich die Pünktlichkeit deutlich. In den Achtziger-<br />

<strong>und</strong> Neunzigerjahren hatte der Flugverkehr<br />

so rasant zugenommen, dass die Kapazität<br />

oft nicht ausreichte <strong>und</strong> regional häufi ge Verspätungen<br />

auft raten. Im ersten Jahrzehnt ihrer<br />

Existenz investierte skyguide massiv in den<br />

Kapazitätsausbau <strong>und</strong> reduzierte so die fl ugsicherungsbedingten<br />

Verspätungen um 80 Prozent.<br />

Heute ist die Pünktlichkeitsbilanz der<br />

skyguide im internationalen Vergleich her vorragend.<br />

Die Bezirksleitstellen in Genf <strong>und</strong><br />

Zürich gehören zu den pünktlichsten auf dem<br />

europäischen Kontinent.<br />

Optimierte Luftraumstruktur, zusätzliche<br />

Flugverkehrsleiterinnen <strong>und</strong> -leiter<br />

Diese markante Leistungssteigerung wurde<br />

möglich, weil skyguide den Luft raum von<br />

Gr<strong>und</strong> auf neu strukturierte, Effi zienz steigernde<br />

Technologien einführte <strong>und</strong> die operationellen<br />

Fachkräft e massiv aufstockte. Innert<br />

zehn Jahren beschäft igte skyguide 15 Prozent<br />

mehr Flugverkehrsleiterinnen <strong>und</strong> -leiter <strong>und</strong><br />

bildete 48 Prozent mehr Trainees aus.<br />

Stark schwankende Verkehrsentwicklung<br />

Der Flugverkehr entwickelte sich in skyguides<br />

erstem Jahrzehnt sehr ungleichmässig: er<br />

reagierte unmittelbar <strong>und</strong> sensibel auf die<br />

allgemeine Wirtschaft slage. So wirkten sich die<br />

zwei grossen Wirtschaft skrisen in den Jahren<br />

2001 <strong>und</strong> 2008 stark auf die Anzahl kontrollierter<br />

Flüge im Luft raum der skyguide aus. Insgesamt<br />

wuchs der Verkehr nur um 2,7 Prozent.<br />

Zwischen 2002 <strong>und</strong> 2008 jedoch – bis zur<br />

Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaft skrise, die Ende 2008<br />

einsetzte – zeigte sich mit einer Zuwachsrate<br />

von 15,5 Prozent dagegen ein anderes Bild. Der<br />

militärische Flugverkehr blieb über die ganze<br />

Zeitspanne stabil, verzeichnete jedoch auch<br />

einige Schwankungen.<br />

Leistungsvereinbarung mit der Luftwaffe<br />

Seit 2002 defi nieren skyguide <strong>und</strong> die Schweizer<br />

Luft waff e ihre Zusammenarbeit in einer<br />

Leistungsvereinbarung, die jährlich überarbeitet<br />

<strong>und</strong> angepasst wird. Dies führt zu einer<br />

besseren Einschätzung der Leistungsqualität<br />

<strong>und</strong> zu Kostentransparenz. Dank der guten<br />

Zusammenarbeit können jährliche Einsätze<br />

zum Schutz des Luft raums etwa während des<br />

Weltwirtschaft sforums in Davos, aber auch<br />

spezielle wie die Fussballeuropameisterschaften<br />

2008, der G-8 Gipfel in Genf oder der Frankophoniegipfel<br />

in Montreux ohne Zwischenfälle<br />

gewährleistet werden. Für skyguide ist<br />

die Luft waff e ein wichtiger <strong>und</strong> verlässlicher<br />

Partner.<br />

Bereit für die Herausforderungen<br />

der Zukunft<br />

Die Schweizer Flugsicherung skyguide stellt<br />

sich heute gut vorbereitet den Anforderungen<br />

der Zukunft . Die Umsetzung des FABEC führt<br />

zu immer engeren Kontakten zu den Flugsicherungsorganisationen<br />

der sechs Mitgliederländer.<br />

Die Optimierung der Flugsicherung<br />

<strong>und</strong> die kontinuierliche Verbesserung bei<br />

Sicherheit, Effi zienz <strong>und</strong> Umwelt sind die<br />

Herausforderungen, denen sich skyguide <strong>und</strong><br />

ihre FABEC-Partner stellen.


04 Zehn Jahre<br />

> dossier apollinaire<br />

Luftwaffe <strong>und</strong> skyguide sicherten den Luftraum<br />

über dem Frankophonie-Gipfel in Montreux<br />

Kein Feuer<br />

am Himmel<br />

Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs am 13. Frankophonie-Gipfel in Montreux.


«Smoke On Th e Water, Fire In Th e Sky» – vor vierzig Jahren hatten die Rockstars von Deep<br />

Purple den Brand des Casinos in Montreux in ihren weltberühmten Song gegossen – ausgerechnet<br />

in englischer Sprache! Der 13. Frankophonie-Gipfel fand im Oktober 2010 trotzdem in<br />

Montreux am schönen Genfersee statt. Doch diesmal gab es keinen Feuerschein am Himmel;<br />

der Grossanlass mit 70 Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs verlief zu Boden <strong>und</strong> in der Luft ohne Zwischenfälle.<br />

Ganz selbstverständlich ist das nicht; zehn Jahre täglicher Kooperation zwischen<br />

ziviler <strong>und</strong> militärischer Luft raumsicherung liegen diesem Erfolg zugr<strong>und</strong>e. Ein Blick über die<br />

Schultern der Luft sicherheitsprofi s.<br />

Vom 22. bis 24. Oktober 2010 fand in Montreux<br />

der 13. Frankophonie-Gipfel statt, eine<br />

der grössten diplomatischen Veranstaltungen<br />

der letzten Jahre in der Schweiz. 5000 Mann<br />

von Armee <strong>und</strong> Polizei stellten die Sicherheit<br />

der 70 Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs mit 3000<br />

Delegationsmitgliedern <strong>und</strong> der 600 Journalisten<br />

sicher. Staatspräsident Nicholas Sarkozy<br />

kam aus Frankreich, Premierminister Stephen<br />

Harper aus Kanada angefl ogen. Sie wurden wie<br />

die anderen Staatsoberhäupter von B<strong>und</strong>espräsidentin<br />

Doris Leuthard persönlich in der<br />

Zehn Jahre 05<br />

> dossier apollinaire 2001-2011<br />

Schweiz willkommen geheissen. Den Luft raum<br />

über Montreux sicherten die Schweizer Luft -<br />

waff e <strong>und</strong> skyguide; fast ein Lehrbeispiel, das<br />

den Erfolg der täglichen Partnerschaft zwischen<br />

zivilen <strong>und</strong> militärischen Institutionen<br />

zeigt. Es gab sieben Luft raumverletzungen,<br />

aber keine Zwischenfälle.<br />

LUFTWAFFE<br />

Hot Mission für die Schweizer Luftwaffe.<br />

XIII E SOMMET DE LA FRANCOPHONIE, MONTREUX


06 Zehn Jahre<br />

> dossier apollinaire<br />

«Mission: Not Impossible»<br />

1<br />

Genf<br />

Cointrin<br />

Payerne<br />

Montreux<br />

2<br />

Grenchen<br />

Sion<br />

Bern<br />

Belp<br />

Sperrzone von Montreux. Zivile Standorte sind blau, militärische gelb.<br />

Einsatzorte in der ganzen Schweiz<br />

Alpnach<br />

Meiringen<br />

Von der Luftwaffenbasis Payerne starten alle<br />

Flugzeuge im Einsatz. Die militärischen Flugverkehrsleiterinnen<br />

<strong>und</strong> -leiter im Kontrollturm<br />

erteilen ihnen die Starterlaubnis. Sobald die Piloten<br />

die Flugplatzzone verlassen haben, werden<br />

sie von den Lotsinnen <strong>und</strong> Lotsen an der MEZ<br />

Position in der Bezirksleitstelle in Genf übernommen,<br />

von denen sie zu den Holdingzonen<br />

geleitet werden. Dort kreisen sie in so genannten<br />

Temporary Segregated Areas. Müssen sie mit<br />

Höchstgeschwindigkeit eine Interzeption vornehmen,<br />

werden sie durch die Fighter Controller in<br />

der Einsatzzentrale Dübendorf präzise ans<br />

Ziel geführt. Zusätzlich unterstützen skyguide<br />

Flugverkehrsleiter im WK die Einsatzleitung in<br />

Dübendorf.<br />

Zürich Kloten<br />

Emmen<br />

Buochs<br />

Dübendorf<br />

3<br />

Locarno<br />

Lugano Agno<br />

St.Gallen<br />

Altenrhein<br />

Luftraum gesperrt<br />

Die Luft waff e hat den Luft raum im Umkreis<br />

von 46 Kilometern um Montreux gesperrt <strong>und</strong><br />

überwacht ihn vom Boden <strong>und</strong> der Luft aus,<br />

um jegliche Bedrohung der Gipfelteilnehmer<br />

aus der Luft auszuschliessen. Permanent halten<br />

sich F/A-18 Hornets, PC-7 <strong>und</strong> Helikopter<br />

bereit. Sie können jede Verletzung des Luft -<br />

raums innert kürzester Zeit ahnden, wenn<br />

Flugzeuge ohne Autorisierung in das Sperrgebiet<br />

einfl iegen. Wir schauen den Spezialisten<br />

der Luft waff e <strong>und</strong> von skyguide über die<br />

Schultern. Sie arbeiten von verschiedenen<br />

Standorten aus.<br />

Hier, westlich des charakteristischenKontrollturms,<br />

an ihrem<br />

Hauptsitz, arbeiten<br />

550 Mitarbeitende von skyguide. Hier befi ndet<br />

sich auch die Bezirksleitstelle Genf. Sie<br />

kontrolliert den Luft raum über der Westschweiz<br />

bis weit nach Frankreich <strong>und</strong> Italien<br />

hinein. Sie kontrolliert täglich r<strong>und</strong> 3200 Flüge,<br />

davon über 500 An- <strong>und</strong> Abfl üge auf den internationalen<br />

Flughafen Genf-Cointrin.<br />

Grossanlässe wie der Frankophonie-Gipfel<br />

oder das World Economic Forum in Davos<br />

bergen ein besonderes Risiko: Kaum auszudenken,<br />

wie die Medien weltweit berichten<br />

würden, wenn die Kontrolle des Luft raums<br />

über dem Ort eines internationalen Gipfeltreff<br />

ens versagte. So sind die Anforderungen<br />

an die Sicherheit gigantisch. Gleichzeitig aber<br />

darf der zivile Flugverkehr nicht eingeschränkt<br />

werden. Der beschränkte Schweizer<br />

Luft raum <strong>und</strong> die Nähe Montreux’ zum Flugplatz<br />

Genf stellten im Falle des Frankophonie-<br />

Gipfels enorme Herausforderungen an die<br />

Luft waff e <strong>und</strong> skyguide. Nur dank einer täglich<br />

erprobten Zusammenarbeit zwischen den<br />

militärischen <strong>und</strong> den zivilen Partnern<br />

konnte ein solch komplexer Auft rag gelingen.<br />

Und fast so leichtfüssig wirken wie ein Rockkonzert.<br />

Von der MEZ Kontrollstelle im Kontrollraum<br />

in Genf werden die Militärpiloten an ihr Einsatzraum<br />

heran- <strong>und</strong> danach wieder zur Luft -<br />

waff enbasis Payerne zurückgeführt. Während<br />

ihres Einsatzes in der Luft kommunizieren die<br />

Piloten in den F/A-18 der Schweizer Luft waff e<br />

– wie auch die französischen Kollegen in den<br />

Mirages <strong>und</strong> Rafales – mit der Einsatzzentrale,<br />

die sie bei den taktischen Aufgaben begleitet.<br />

Auch am Flughafen Genf herrscht Hochbetrieb.<br />

Politische Anlässe dieser Art bringen ein<br />

vergrössertes <strong>und</strong> operationell komplexeres<br />

Flugaufk ommen mit sich. Die Delegationsmitglieder<br />

reisen üblicherweise mit Privatfl ugzeugen<br />

oder mit Linienfl ügen an. Staatsfl üge<br />

melden sich mit einer Prior Permission Required<br />

(PPR) an, was eine momentane Einschränkung<br />

der Operationen verlangt. Ein<br />

Staatsfl ug, der einen Regierungschef transportiert,<br />

geniesst Priorität. Er erhält Vortritt <strong>und</strong><br />

darf nicht verzögert werden. Um grössere<br />

Verspätungen zu verhindern, ist die Kapazitätsplanung<br />

deshalb unumgänglich.<br />

David Galley, Verena Reymond <strong>und</strong> Jérôme<br />

Berchier arbeiten normalerweise auf der Luft -


waff enbasis in Payerne als militärische Flugverkehrsleiter.<br />

Hier in Genf tragen sie aber keine<br />

Uniform, hier sind sie Mitarbeitende von skyguide,<br />

also Zivilisten. Sie überwachen heute die<br />

Sektoren MEZ <strong>und</strong> DELTA am äussersten<br />

Ende des Kontrollraums. Der Sektor DELTA ist<br />

für die zivilen Flugzeuge im Luft raum Charlie<br />

zuständig. Das bedeutet, dass die Flugverkehrsleiterinnen<br />

<strong>und</strong> -leiter die zivilen Flugzeuge so<br />

staff eln, dass sie die vorgeschriebenen Minimalabstände<br />

einhalten <strong>und</strong> sich nicht in die<br />

Quere kommen. Die Position MEZ kontrolliert<br />

die Militärfl ugzeuge, die in Payerne starten <strong>und</strong><br />

landen, bis sie die vorgesehene Einsatzzone<br />

erreicht haben.<br />

Die militärische Einsatzzentrale<br />

im Air<br />

Navigation Centre von<br />

Dübendorf steht Wand<br />

an Wand zum Kontrollzentrum<br />

der Bezirksleitstelle Zürich.<br />

Das Flugsicherungszentrum ist das eigentliche<br />

Nervenzentrum der Sicherheitseinsätze. Es<br />

wird gemeinsam von der Schweizer Luft waff e<br />

<strong>und</strong> der skyguide betrieben. Im Air Operation<br />

Centre zeigen riesige Bildschirme permanent<br />

an, was im Luft raum abläuft . Diese<br />

«Luft lage» beruht auf den Radarinformationen<br />

der Luft waff e <strong>und</strong> den Informationen, die<br />

skyguide in Realzeit liefert. Hier ist die<br />

Ko ordinationsstelle, wo die Luft lage in der<br />

Region überwacht, die militärischen Überwachungsfl<br />

üge mit der Flug sicherung abgestimmt<br />

<strong>und</strong> die Eff ektivität des Einsatzes analysiert<br />

werden.<br />

Der 30-jährige Berner Sirus Shojai gehört zu<br />

einer Gruppe von acht Schweizer Fluglotsen,<br />

die im Falle einer Luft raum-Spezialregelung,<br />

wie sie am World Economic Forum in Davos<br />

oder am Frankophonie-Gipfel gilt, von der<br />

Luft waff e militarisiert werden. Sein Blick ist<br />

ruhig, das Militär-Tenue fällt als eines unter<br />

vielen nicht auf. Lediglich das Abzeichen auf<br />

seinem Arm verrät, in welcher Funktion Sirus<br />

heute arbeitet: «Fachstab skyguide». Die Armee<br />

greift regelmässig auf zivile Spezialisten zurück,<br />

wenn sie im Rahmen von Grosseinsätzen Personal<br />

braucht. Obwohl er beim Einsatz am<br />

Frankophonie-Gipfel in der Einsatzzentrale<br />

eine Uniform trägt, ist Sirus kein militärischer<br />

Fluglotse, kein Fighter Controller, der die taktische<br />

Flugleitung verantwortet <strong>und</strong> die Jetpiloten<br />

zu ihrem Ziel führt. Heute arbeitet der Berner<br />

Flugverkehrsleiter im WK-Militärdienst in<br />

der Einsatzzentrale in Dübendorf.<br />

Von der Kanzel des<br />

Kontrollturms aus ha -<br />

ben die Flugverkehrsleiterinnen<br />

<strong>und</strong> -leiter<br />

in der An-/Abfl ugkontrolle<br />

den Überblick über die Piste der wichtigsten<br />

Luft waff enbasis der Schweiz. Sie erteilen<br />

die Start- <strong>und</strong> Landeerlaubnis <strong>und</strong> führen<br />

die Piloten innerhalb ihrer Kontrollzone.<br />

Hier sind die Fluggeschwader – Jets <strong>und</strong> Helikopter<br />

– stationiert, die Missionen der Luft -<br />

polizei, der Luft verteidigung <strong>und</strong> des Luft transports<br />

ausführen. Von hier starten alle F/A-18<br />

<strong>und</strong> PC-7, um die Luft raumsperre über Montreux<br />

durchsetzen. Sie überwachen zusammen<br />

mit der Französischen Armée de l’Air das ganze<br />

Genferseegebiet <strong>und</strong> ahnden Luft raumverletzungen.<br />

Am Flugplatz arbeiten normalerweise<br />

570 Armeeangehörige <strong>und</strong> 19 skyguide Mitarbeitende.<br />

Sirus’ Aufgabe besteht<br />

darin, die Flugzeuge<br />

im gesperrten Luft -<br />

raum zu identifi zieren.<br />

Als Approach <strong>und</strong> Aerodrome Controller am<br />

Flugplatz Bern bringt er beste Voraussetzungen<br />

mit, leitet er doch sowohl zivilen als auch militärischen<br />

Verkehr im Berner Luft raum. «Als Lotse<br />

hat man es in Bern mit ganz unterschiedlichen<br />

K<strong>und</strong>enprofi len zu tun», erklärt Sirus. Genau<br />

diese Mischung aus Flugobjekten von der Hobbyfl<br />

iegerei über Linien- <strong>und</strong> Businessjets bis<br />

zu Armee-Helikoptern <strong>und</strong> Kampffl ugzeugen<br />

mache den Reiz des Belpmoos aus <strong>und</strong> befähige<br />

ihn für solche Spezialmissionen.<br />

09:15 Die Sonne<br />

scheint. Ein Militärjet<br />

F/A-18 meldet sich an.<br />

David gibt ihm eine<br />

Clearance für FL 190,<br />

also die Bewilligung, die Fluggfl äche auf 19’000<br />

Fuss zu befl iegen. Sobald er die Flughöhe von<br />

13’000 Fuss erreicht hat, wird ein Kollege in der<br />

Einsatzzentrale in Dübendorf den F/A-18<br />

übernehmen. Immer wieder wirft der Drucker<br />

neben dem Radarbildschirm Kontrollstreifen<br />

aus. Zivile Maschinen fl iegen in den Sektoren<br />

INI Ost bis auf FL 245. Der Steig- <strong>und</strong> Sinkfl ugverkehr<br />

ist arbeitsaufwändig, es gilt Kreuzungen<br />

in drei Dimensionen zu beachten. David<br />

weiss auch, wie sich der kommerzielle Verkehr,<br />

der nach Instrumenten fl iegt, im Sektor G5<br />

verhält. Das ist wichtig, denn seine Mili tär jets<br />

werden auf dem Weg von Payerne <strong>und</strong> zurück<br />

diese Luft strasse durchfl iegen.<br />

CHRISTIAN WEISS<br />

Mitglieder des Fachstabs skyguide.<br />

Zehn Jahre 07<br />

2001-2011


08 Zehn Jahre<br />

Jean-Luc Raymond, Dienstleiter des Flugsicherung<br />

in Payerne.<br />

LUFTWAFFE<br />

> dossier apollinaire<br />

David erklärt: «Wir stehen in ständigem<br />

Telefon- <strong>und</strong> Funkkontakt mit unseren Kollegen<br />

<strong>und</strong> den Piloten. Der Kontrollturm in Payerne<br />

sagt uns, dass eine Maschine auf die Piste<br />

rollt <strong>und</strong> bald starten wird. Die Einsatzzentrale<br />

folgt <strong>und</strong> gibt mir die vorgegebene Flugfl äche<br />

<strong>und</strong> Funkfrequenz durch. Jetzt kann ich den<br />

Flugplan aktivieren. Sobald die Maschine in<br />

ihrer Zielzone ist, wechselt die Frequenz.» Er<br />

kontaktiert die Kollegen vom Stützpunkt der<br />

französischen Luft waff e Mont-Verdun bei<br />

Lyon <strong>und</strong> informiert, dass diese Maschine nach<br />

Plan fl iegt <strong>und</strong> keine Luft raumverletzung<br />

vorliegt.<br />

Die Umstellung auf<br />

die unterschiedlichen<br />

technischen Systeme<br />

der Luft waff e fällt Sirus<br />

unterdessen leicht. «Bei<br />

unseren ersten militärischen Einsätzen vor<br />

einigen Jahren brauchten wir länger, um uns<br />

umzugewöhnen. Jetzt sind wir jeweils in wenigen<br />

Tagen einsatzbereit», meint Sirus. Nach<br />

etwas Th eorie über die Besonderheiten der<br />

Luft raumeinschränkung in Montreux trainierte<br />

er zwei Tage, bis er alle Charakteristiken<br />

vollständig beherrschte. «Die Luft waff e <strong>und</strong><br />

skyguide sind es ja gewohnt eng zusammenzuarbeiten.<br />

Die Grenzen verfl iessen», sagt Sirus<br />

über die Arbeit in der Einsatzzentrale.<br />

In einem Radius von 25 Meilen (46 Km) r<strong>und</strong><br />

um Montreux ist der Luft raum zwar gesperrt,<br />

pro St<strong>und</strong>e fi nden aber trotzdem bis zu 40 Flugbewegungen<br />

statt. Neben militärischem Flugverkehr<br />

für Sicherungs- <strong>und</strong> Beobachtungsfl<br />

üge sowie Personentransporte fl iegen auch<br />

vereinzelte zivile Flugzeuge durch diesen speziellen<br />

Luft raum. «Diese haben aber im Vorfeld<br />

eine Genehmigung von der Luft waff e erhalten,<br />

sonst dürfen sie nicht in den gesperrten Luft -<br />

raum eindringen». Ein Grossteil davon sind so<br />

genannte Hook-Missions, also Lastenfl üge mit<br />

zivilen Helikoptern. Doch immer noch bleibt<br />

die Eingewöhnung die grösste Herausforderung<br />

bei den Einsätzen des Fachstabes: «Auch<br />

wenn wir Erfahrung vom WEF <strong>und</strong> anderen<br />

militärischen Einsätzen haben, nur dank unserer<br />

Berufserfahrung gewöhnen wir uns so<br />

schnell an die Topografi e vor Ort, die spezifi -<br />

schen Werkzeuge <strong>und</strong> Dienstabfolgen.»<br />

Viele der von der Luft waff e an den Tagen vor<br />

dem Grossanlass geprobten Einsätze wurden<br />

während des Gipfels jedoch nicht angewandt.<br />

«Glücklicherweise», ergänzt der Fluglotse,<br />

«denn so etwas würde bedeuten: gefährlicher<br />

Ernstfall.»<br />

Wie fl iegt Frankreichs<br />

Präsident Nicolas Sarkozy<br />

nach Montreux?<br />

09:20 «Ein Staatschef<br />

fl iegt in der Regel<br />

mit dem Flugzeug den<br />

Flughafen Genf an.<br />

Weiter nach Montreux<br />

geht es mit dem Helikopter», klärt uns David<br />

auf, «dann aktiviert die Einsatzzentrale die<br />

Sperrzone über dem Genfersee. Es darf sich<br />

dann keine andere Maschine im Luft raum<br />

befi nden. Auch Flieger, die auf Sicht fl iegen,<br />

werden evakuiert. Sobald der Helikopter gelandet<br />

ist, können wir das Gebiet wieder freigeben.<br />

Unser Luft raum in der Schweiz ist schon<br />

im Normalfall klein. Damit alle Nutzer auf ihre<br />

Rechnung kommen, sind wir es gewohnt fl exibel<br />

<strong>und</strong> kooperativ zu arbeiten.»<br />

In Payerne arbeitet auch<br />

Dienstleiter Jean-Luc<br />

Raymond von der Flugsicherung<br />

skyguide:<br />

«Ich bin das Bindeglied<br />

zwischen der Luft waff e, meinen Kollegen im<br />

Kontrollturm, aber auch dem Kontrollzentrum<br />

in Genf. Dort hat man nämlich keinen Zugriff<br />

auf das Fluginformationssystem der Luft waff e.<br />

Als Dienstleiter koordiniere ich den Verkehr<br />

direkt mit dem Chief Flight Operation.» Seine<br />

Arbeit unterscheidet sich während dem Frankophoniegipfel<br />

nicht gr<strong>und</strong>sätzlich vom Alltag.<br />

«Die Einsatzzeit ist etwas länger. Während des<br />

Gipfels sind wir 24 St<strong>und</strong>en im Einsatz.» Vor<br />

der Integration der militärischen <strong>und</strong> zivilen<br />

Flugsicherung war Jean-Luc Armeeangehöriger.<br />

«Unsere Arbeitszeiten waren etwas fl exibler.<br />

Heute als skyguide-Mitarbeitende müssen wir<br />

die internationalen Vorschrift en für zivile<br />

Flugverkehrsleiter respektieren. Auf die Personaleinsatzplanung<br />

hat das Auswirkungen. Die<br />

Arbeit hat sich jedoch nicht geändert.»<br />

Im Geschwadergebäude nebenan, wo sich die<br />

Piloten aufh alten, herrscht Gelassenheit. Oberstleutnant<br />

Jérôme «Geronimo» D’Hooghe ist<br />

Geschwaderkommandant. Er erklärt, dass die<br />

Vorbereitung des Einsatzes besonders aufwändig<br />

war. «Sonst ist fast alles wie bei einem militärischen<br />

Wiederholungskurs: Die Befehle kommen<br />

aus dem Air Operation Centre in<br />

Dübendorf. Gefragt ist jedoch grosse Flexibilität.<br />

Je nach Situation können sich unsere Aufgaben<br />

sehr schnell ändern, beispielsweise, wenn


wir nicht mehr nur zwei, sondern plötzlich vier<br />

F/A-18 permanent in der Luft haben müssten.»<br />

Stört es ihn nicht, dass er am Boden bleiben<br />

muss, während andere fl iegen dürfen? Er winkt<br />

gutgelaunt ab: «Das kenne ich von vielen WEF<br />

Teilnahmen. Die Jungen sollen auch ihre Erfahrungen<br />

machen können.»<br />

09:25 Jérôme hält<br />

den Sektor DELTA.<br />

«Nor mal Ops», sagt er,<br />

«abgesehen von der<br />

Sperrzone natürlich.» Er<br />

ist für die Joinings verantwortlich, also für die<br />

Flugzeuge, die nach Sichtfl ugregeln starten <strong>und</strong><br />

nach Instrumentenfl ugregeln eine Luft strasse im<br />

Schweizer Luft raum aufsuchen. Während des<br />

Frankophonie-Gipfels kontrolliert er auch die<br />

Anfl üge auf den Neuenburger Flugplatz Les<br />

Eplatures, die Joinings bei Fallschirmfl ügen,<br />

Sichtfl üge im Luft raum Charlie, die Koordination<br />

mit der Anfl ugkontrolle von Sion im Wallis <strong>und</strong><br />

die Starts <strong>und</strong> Landungen von zivilen Instrumentenfl<br />

ügen von <strong>und</strong> nach Payerne. Das klingt nach<br />

viel. «Wer meint, der Frankophonie-Gipfel fege<br />

den Himmel leer, täuscht sich. In der Schweiz<br />

fl iegen mehr Flugzeuge, als man in unserem<br />

kleinen Land erwarten würde. Umso wichtiger ist<br />

es, dass sich alle an die Vorschrift en halten, sonst<br />

wird der Luft raum für einige zu eng.»<br />

09:30 Eine PC-7 fl iegt in der Zone nach<br />

Westen. Als Flug auf Sicht ist sie autonom.<br />

09:40 Eine F/A-18 kehrt nach Payerne<br />

zurück. Die MEZ teilt dem Piloten mit, dass es<br />

keine Verkehrsbeschränkungen für ihn gibt.<br />

10: 10 David wird vom Turmlotsen in Payerne<br />

informiert, dass ein Jet in Richtung Th un<br />

starten wird. Taktisches Rufzeichen Murphy.<br />

«Mit oder ohne Post Combustion?» Das defi -<br />

niert die Geschwindigkeit <strong>und</strong> ist für die Planung<br />

deshalb wichtig.<br />

10:30 Ein ziviler Helikopter des Büros für<br />

Flugunfalluntersuchungen BFU fl iegt nach Instrumentenfl<br />

ugregeln.<br />

10:45 Eine C340 aus Frankreich möchte in<br />

Lausanne landen. Die Einsatzzentrale untersagt<br />

ihr, durch die Sperrzone zu fl iegen. Die Vorschrift<br />

en waren klar bekanntgegeben worden.<br />

Wer eine Sonderbewilligung für die Sperrzone<br />

braucht, muss sich 24 St<strong>und</strong>en vor dem Flug mit<br />

einer PPR anmelden. Die Maschine kreist, dreht<br />

ab <strong>und</strong> fl iegt schliesslich nach Genf.<br />

10:50 Alles nach Plan. Jérôme geht in die<br />

Pause, Verena übernimmt DELTA. Ein Blick<br />

über die Schulter zu den anderen Sektoren, die<br />

in der Bezirksleitstelle kontrolliert werden. Zu<br />

dieser St<strong>und</strong>e befi nden sich etwa 20 Flugzeuge<br />

im Anfl ug <strong>und</strong> knapp 100 im Überfl ug. Alles<br />

nach Plan.<br />

Fast wie in einem<br />

Agententhriller<br />

Die Einsatzzentrale<br />

in Dübendorf, wo die<br />

militärischen Flug verkehrs<br />

leiter der skyguide<br />

als tactical fi ghter<br />

controller die Luft polizei <strong>und</strong> Hot Missions<br />

der Schweizer Luft waff e leiten, ist geheimes<br />

Territorium. Nur wer eine Sonder bewilligung<br />

hat, darf einen Blick ins Innere werfen.<br />

14:30 Die Arbeitsschicht von Th omas<br />

Zweifel, Dienstleiter der skyguide in der Einsatzzentrale<br />

der militärischen Flugsicherung,<br />

hat soeben begonnen. Die Einsatzzentrale ist<br />

ein fensterloser dunkler Raum, wo zahlreiche<br />

Arbeitsplätze mit Radar- <strong>und</strong> Computerbildschirmen<br />

stehen. Vor den Bildschirmen sitzen<br />

Männer in Militäruniformen, auch Mitarbeitende<br />

der skyguide, die sonst in zivilen Kleidern<br />

arbeiten. Sie unterstehen für die Dauer ihres<br />

Einsatzes der Befehlsgebung der Luft waff e.<br />

Die einzige Frau im Raum ist die Verbindungsoffi<br />

zierin der französischen Luft waff e. Sie stellt<br />

die Verbindung zur Einsatzzentrale in Lyon<br />

sicher. Im Gegenzug sind während des Frankophonie-Gipfels<br />

zwei Vertreter der Schweizer<br />

Luft waff e in Lyon in der französischen Einsatzzentrale<br />

stationiert. An die Wände sind verschiedene<br />

Informationen zur aktuellen Luft lage<br />

projiziert: Ein Radarbild aller Flugbewegungen<br />

im Schweizer Luft raum, Wetterinformationen,<br />

Kamera-Bilder der Flugplätze im gesperrten<br />

Luft raum. Es sieht ein bisschen aus wie in einem<br />

Agentenfi lm ...<br />

14:45 Die Luftraumeinschrän<br />

kung<br />

über Montreux ist<br />

aktiv. Doch weder im<br />

Kon trollturm noch auf<br />

der Luft waff enbasis ist eine besondere Anspannung<br />

zu spüren. «Es gibt weniger Flugbewegungen<br />

als an einem normalen Tag», erklärt Oberst<br />

Studemann, der Basiskommandant, «aber die<br />

LUFTWAFFE<br />

Zehn Jahre 09<br />

2001-2011<br />

Pilotenbriefi ng auf der Luftwaffenbasis Payerne.


10 Zehn Jahre<br />

MEZ/DELTA-Position in der Bezirksleitstelle Genf.<br />

SKYGUIDE<br />

> dossier apollinaire<br />

Flugzeuge sind länger im Einsatz als an einem<br />

normalen Tag». Normalerweise starten die F/A-<br />

18 in Vierer- oder Achterformationen. Heute<br />

patrouillieren die Jagdfl ugzeuge in Paaren in der<br />

zu Überwachungszone.<br />

Während des Gipfels<br />

wie auch während<br />

des World Economic<br />

Forums arbeiten in<br />

der Einsatzzentrale<br />

mehr Personen als bei Normalbetrieb. Es sind<br />

Mitarbeitende der skyguide, der Luft waff e<br />

sowie Milizsoldaten, die während ihres militärischen<br />

Wiederholungskurses in der Einsatzzentrale<br />

eingesetzt werden. Ihre Aufgaben sind<br />

vielfältig: Sie kontrollieren die Flüge, die sich in<br />

der Zone mit eingeschränktem Luft verkehr<br />

aufh alten, unterstützen die im Einsatz stehenden<br />

Piloten der Schweizer Luft waff e <strong>und</strong> geben<br />

ihnen Anweisungen, stehen in Kontakt mit<br />

den Bodentruppen, den Polizeikräft en, den<br />

Flugplätzen <strong>und</strong> den ausländischen Luft -<br />

waff en-Vertretern. Sie steuern Radare zur<br />

Identifi kation von Flugzeugen <strong>und</strong> sichten<br />

Bilder <strong>und</strong> Aufnahmen, die vom Boden aus<br />

erfasst werden.<br />

15:00 Th omas Zweifel geht zum Schichtbriefi<br />

ng, das in einem Sitzungszimmer ausserhalb<br />

der Einsatzzentrale stattfi ndet. Der diensthabende<br />

Chief Air Defense der Luft waff e teilt<br />

den Anwesenden mit, was sie in den nächsten<br />

St<strong>und</strong>en erwartet. Zuerst geht es ums Wetter:<br />

Es bleibt weiterhin bewölkt, die Wolkendecke<br />

steigt jedoch in grössere Höhen. Das schränkt<br />

die Sicht ein: Die F/A-18 Flugzeuge der Luft -<br />

waff e müssen unter die Wolken absinken.<br />

15:20 Der Nachrichtenoffi zier erklärt,<br />

welche Gäste am Abend erwartet werden. Am<br />

Freitag Abend treff en die meisten Teilnehmenden<br />

ein, denn das eigentliche Gipfeltreff en<br />

beginnt am nächsten Morgen. Der Nachrichtenoffi<br />

zier informiert weiter, die Kapo Waadt<br />

habe Kenntnis von einer Hochzeit in Montreux,<br />

bei der vorgesehen war, Himmelslaternen<br />

steigen zu lassen. «Das wurde nun von der Polizei<br />

untersagt», so der Offi zier. Der Gr<strong>und</strong>: Die<br />

Himmelslaternen können in grosse Höhen<br />

steigen <strong>und</strong> je nach Wind- <strong>und</strong> Wetterverhältnissen<br />

den Flugverkehr gefährden.<br />

15:25 Die Teilnehmer erfahren Einzelheiten<br />

zur letzten «Hot Mission»: Am Vorabend<br />

hatte ein Sportfl ugzeug von einem PC-7 Flugzeug<br />

der Luft waff e «abgefangen» werden müs-<br />

sen. Das Sportfl ugzeug war vom Flugplatz Bex<br />

nach Norden gestartet, obwohl nur Starts in<br />

südlicher Richtung gestattet sind. Der Flugplatz<br />

Bex liegt innerhalb des eingeschränkten<br />

Luft raumes. Auf Anweisung der Luft waff e landete<br />

der Pilot wieder in Bex <strong>und</strong> wurde dort<br />

von der Polizei in Empfang genommen. Weil<br />

dieser Vorfall bereits der zweite Verstoss gegen<br />

die geltenden Vorschrift en war, entzog das Eidgenössische<br />

Departement für Verteidigung,<br />

Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Sport VBS dem Flugplatz<br />

Bex die Sonderfl uggenehmigung.<br />

Sollte es nicht möglich sein, mit einem verdächtigen<br />

Flugzeug Funkkontakt herzustellen,<br />

können sich die Piloten der Luft waff e durch<br />

international anerkannte Zeichen verständigen.<br />

Meistens gelingt jedoch eine Kontaktaufnahme<br />

per Funk. Denn die Piloten der Luft -<br />

waff e führen bei speziellen Einsätzen wie<br />

während des Frankophonie-Gipfels eine Tafel<br />

mit der Aufschrift «Notfrequenz 121.5 Mhz»<br />

mit, die sie dem Piloten notfalls zeigen können.<br />

Im Kontrollturm in<br />

Payerne herrscht konzentrierte<br />

Ruhe. Im<br />

Führungsraum des Flie-<br />

gerdienstes arbeiten der<br />

Commander In Chief <strong>und</strong> der Chief Flight<br />

Operations der Luft waff e mit einem Auge auf<br />

die gesamte Luft lage der Schweiz. Es herrscht<br />

ein konstanter Fluss von Piloten, die letzten<br />

Informationen beziehen <strong>und</strong> dann zu ihren<br />

Maschinen gehen.<br />

«Ich überwache den Einsatz der Flugzeuge.<br />

Wenn eine Maschine ein technisches Problem<br />

hat, muss ich entscheiden, was zu tun ist»,<br />

erklärt Major Th omas «Pipo» Peier, heute<br />

Commander In Chief. Der Chief Flight Operations<br />

regelt die Flugoperationen <strong>und</strong> den Fliegerdienst.<br />

Am Nachmittag ist in Bussy eine<br />

Bestattung angekündigt. Er weist die Piloten<br />

an, die Zone zu meiden.<br />

Die Franzosen melden:<br />

verdächtiges Luftfahrzeug<br />

15:45 Thomas<br />

Zweifel kehrt zurück<br />

in die Einsatzzentrale<br />

<strong>und</strong> löst seinen Vorgänger<br />

ab. Dieser fasst<br />

kurz die Ereignisse der letzten halben St<strong>und</strong>e<br />

zusammen. Sie verabschieden sich, Th omas<br />

nimmt vor dem Radarbildschirm Platz <strong>und</strong> setzt


das Headset auf. Als Dienstleiter gibt er den<br />

militärischen Flugverkehrsleitenden <strong>und</strong> der<br />

«Bewegungskontrolle» Anweisungen. Er ist<br />

zudem das Verbindungsglied zum Chief Air<br />

Defense, dem eigentlichen Chef im Raum. Die<br />

«Bewegungskontrolle» ist eine Einheit aus militärischen<br />

<strong>und</strong> zivilen Lotsen, die in der Einsatzzentrale<br />

ihren Militärdienst leisten. Ihre Aufgabe<br />

ist es, die Flüge durch den eingeschränkten<br />

Luft raum zu identifi zieren <strong>und</strong> nach erfolgreicher<br />

Überprüfung der Flugzeuge eine Durchfl<br />

ugbewilligung zu erteilen. Jedes zivile Flugzeug,<br />

das während des Gipfels durch die<br />

eingeschränkte Zone fl iegen will, muss sich im<br />

Vorfeld bei der Luft waff e akkreditieren lassen.<br />

Ohne Voranmeldung wird keine Durchfl ugbewilligung<br />

erteilt.<br />

16:07 Die französische Luft waff e meldet<br />

einen «suspect», ein verdächtiges Luft fahrzeug.<br />

Auf dem Radarbildschirm von Th omas Zweifel<br />

ist es nicht zu sehen. Er bespricht die Lage mit<br />

dem Chief Air Defense. Sie entscheiden, eine<br />

F/A-18 hinzuschicken. Vielleicht kann sie mit<br />

ihrem Radar etwas erfassen. «Die F/A-18 soll bei<br />

Aigle VD ins Tal (ins Wallis) absinken», weist<br />

Th omas den diensthabenden militärischen<br />

Lotsen an. Und fügt an: «Auf 242 20 haben wir<br />

nur einen 1605.» Übersetzt heisst das: 242 Grad<br />

20 Meilen vom Zentrum der gesperrten Zone<br />

hält sich ein unbekanntes Luft fahrzeug auf.<br />

1605 steht für einen Transpondercode. Th omas<br />

kontaktiert seinen Kollegen in der Einsatzzentrale<br />

in Lyon, um mehr zu erfahren. Off enbar<br />

wurde ein weiss-grüner Heli gesichtet. Auf der<br />

Schweizer Seite ist weiterhin nichts zu sehen.<br />

Echte Bedrohung<br />

oder Irrtum?<br />

Was, wenn sich die Lage zuspitzt, aus einem<br />

Verdacht plötzlich eine echte Bedrohung entsteht?<br />

Wie geht man mit diesem Druck um?<br />

«Wir sind auf solche Situationen vorbereitet.<br />

Vor einem Einsatz absolvieren wir immer mehrere<br />

Trainingstage. Dann werden verschiedene<br />

Szenarien durchgespielt», erklärt Th omas. Er<br />

ergänzt: «Das ist fast anstrengender als der Einsatz<br />

während des eigentlichen Gipfeltreff ens. Es<br />

ist am intensivsten.»<br />

Während eines Trainingstages wurden verschiedene<br />

Bedrohungsszenarien trainiert, die<br />

gesamte Befehls- <strong>und</strong> Entscheidungskette<br />

durchgespielt. Auch der Vorsteher des Eidgenössischen<br />

Departements für Verteidigung,<br />

Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Sport VBS nimmt an<br />

den Übungen teil. Denn der B<strong>und</strong>esrat ist die<br />

Instanz, die über einen möglichen Abschuss<br />

entscheiden muss. Der VBS-Vorsteher – der<br />

Schweizer Verteidigungsminister – wird permanent<br />

von einem Offi zier der Luft waff e<br />

begleitet. «Bei jedem unerlaubten Einfl ug müssen<br />

wir in der Einsatzzentrale mit seinen<br />

Begleitern Kontakt aufnehmen <strong>und</strong> in regelmässigen<br />

Abständen eine Lagebeurteilung<br />

abgeben. So verliert man keine Zeit im Falle<br />

einer Eskalation, wenn eine echte Bedrohungssituation<br />

entsteht», sagt Th omas.<br />

Zum Glück kein<br />

Ernstfall-Einsatz nötig<br />

16:27 Die Geschichte um das verdächtige<br />

Luft fahrzeug hat sich sozusagen in Luft aufgelöst<br />

– vermutlich ist der Helikopter inzwischen<br />

irgendwo gelandet. Fliegt ein nicht identifi -<br />

ziertes Flugzeug oder eine Maschine, dessen<br />

Transponder oder Funk nicht reagieren, unerlaubt<br />

in die Sperrzone ein, wird es abgefangen.<br />

Im Jargon heisst dies «Interzeption». Dabei<br />

kommen international festgelegte Verfahren<br />

zur Anwendung. Jeder Pilot ist damit vertraut.<br />

Im Extremfall könnte eine Interzeption mit<br />

dem Abschuss des Eindringlings enden. Dazu<br />

kam es glücklicherweise nicht. Doch immerhin<br />

sieben unerlaubte Einfl üge wurden während<br />

des Gipfels abgefangen.<br />

16:43 Th omas Zweifel blickt wieder in den<br />

Radarbildschirm. Bis zum Ende seiner Schicht<br />

hat er noch etwas mehr als fünf St<strong>und</strong>en in der<br />

Einsatzzentrale vor sich.<br />

Die Luft blieb «rein» über Montreux. Vor,<br />

während <strong>und</strong> nach dem Frankophonie-Gipfel.<br />

Kein Rauch über dem See, kein Feuerschein<br />

am Himmel. Das schreibt jetzt vermutlich<br />

keine Musikgeschichte. Aus Sicht von skyguide<br />

ist diese Mission aber eine Erfolgsstory,<br />

die fast genau so schön rockt. <br />

LUFTWAFFE<br />

Zehn Jahre 11<br />

2001-2011<br />

Die Schweizer Luftwaffe trainiert mit den Kollegen<br />

aus Frankreich.


12 Zehn Jahre<br />

> interview<br />

10 Jahre skyguide, 10 Jahre Inte<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Weder</strong>, CEO skyguide<br />

2011 feiert die Schweizer Flugsicherung<br />

skyguide ihr zehnjähriges Jubiläum als<br />

Unternehmen für zivile <strong>und</strong> militärische<br />

Flugsicherung. Was brachte die Integration<br />

für die Nutzer des Luftraums, speziell für<br />

die Luftwaffe, für skyguide? Was ist das<br />

wichtigste Resultat der Integration?<br />

D. <strong>Weder</strong>: Wir verstehen unsere verschiedenen<br />

Rollen <strong>und</strong> Bedürfnisse viel besser als vor zehn<br />

Jahren. Seit wir in Dübendorf unter einem<br />

Dach mit der Luft waff e arbeiten, haben wir<br />

unser Netzwerk mit der Luft waff e weiter verdichten<br />

können. Es ist eine richtige Partnerschaft<br />

geworden. Wenn wir einen Blick über<br />

die Grenze werfen, können wir abschätzen, was<br />

dieses Verhältnis für die fl exible Organisation<br />

des Luft raums bringt. Dass wir in der Schweiz<br />

so komplexe Einsätze wie das WEF oder den<br />

Frankophonie-Gipfel durchführen können,<br />

ohne dass der zivile Luft verkehr eingeschränkt<br />

wird, ist mitunter das Ergebnis der Integration.<br />

Wie veränderte die Integration die<br />

Beziehungen zwischen zivilen <strong>und</strong><br />

militärischen Flugverkehrsleitern?<br />

D. <strong>Weder</strong>: Ich kenne die Situation von früher<br />

nicht, da ich ja erst ein paar Jahre bei skyguide<br />

bin. Deshalb ist es schwierig für mich zu beurteilen<br />

inwiefern sich die Beziehungen unter den<br />

Flugverkehrsleitern verändert haben. Sicher<br />

trifft man sich innerhalb der Gebäude oder an<br />

gemeinsamen Kursen. Die operationelle Arbeit<br />

läuft aber mehrheitlich in den beiden getrennten<br />

Zentralen ab. Die zivilen Flugverkehrsleiter<br />

haben keinen Zutritt zum militärischen Teil.<br />

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Lotsen in<br />

der Einsatzzentrale nicht «nur» militärischen<br />

Air Traffi c Control machen – sie machen «Air<br />

Defense» d.h. sie führen die Flugzeuge zum Ziel<br />

<strong>und</strong> unterstützen den militärischen Einsatz.<br />

Das ist doch eine ziemlich unterschiedliche<br />

Aufgabe im Vergleich zur rein zivilen Mission.<br />

Das gleiche gilt natürlich auch für die Militärfl<br />

ugplätze. Allerdings werden dort immer mehr<br />

militärische <strong>und</strong> zivile Aufgaben gemischt.<br />

Wir werden also vermutlich nie eine zivilmilitärische<br />

«Einheitskultur» haben. Wir pro-<br />

fi tieren von Synergien bei den Flugverkehrsleitern<br />

– aber vor allem profi tieren wir bei den<br />

Vorbereitungs- <strong>und</strong> Planungsprozessen. Das<br />

gegenseitige Verständnis wächst, weil wir eine<br />

gemeinsame Unternehmensstrategie verfolgen<br />

oder ein für alle gültiges Sicherheitsmanagement<br />

anwenden. Das gegenseitige Verständnis<br />

ist sehr, sehr wichtig. Wir werden in Zukunft<br />

eher noch mehr tun dafür.<br />

Würde man die Integration nochmals<br />

machen? Hat sich der Aufwand gelohnt?<br />

D. <strong>Weder</strong>: Sicher. Wir leiteten etwas in die<br />

Wege, das in ganz Europa einzigartig ist <strong>und</strong><br />

der Schweiz hilft , ihren sehr knappen Luft raum<br />

effi zient <strong>und</strong> fl exibel zu bewirtschaft en. Flugsicherungsdienste<br />

aus einer Hand, also nicht<br />

nur eine verstärkte Koordination, sondern<br />

die Einbindung der Flugsicherung in die souveräne<br />

Aufgabe der Luft waff e, ist für viele Länder<br />

immer noch Neuland. Heute sind sich alle<br />

bewusst, dass der SES davon abhängen wird, ob<br />

die militärischen <strong>und</strong> die zivilen Verantwortlichen<br />

den Luft raum gemeinsam neu strukturieren.<br />

Skyguide ist ein Beispiel, von dem die<br />

anderen lernen können.<br />

Ist die Integration abgeschlossen oder<br />

wenn sie weiter geht, was sind die<br />

Baustellen der Zukunft?<br />

D. <strong>Weder</strong>: Rein funktional ist sie abgeschlossen,<br />

ja. Aber es gibt immer Verbesserungspotential.<br />

Dieses zu identifi zieren <strong>und</strong> vor allem<br />

umzusetzen ist die Aufgabe von «skyguide<br />

national». Wir haben diese Geschäft seinheit<br />

geschaff en, die sich auf Flugsicherung im unteren<br />

Luft raum <strong>und</strong> im militärischen Bereich<br />

spezialisiert. Die Durchleuchtung aller Prozesse<br />

<strong>und</strong> die Schaff ung einer mit den Partnern<br />

konsolidierten Strategie befähigt uns, noch<br />

besser auf die speziellen Bedürfnisse einzugehen.<br />

Aber ich möchte auch hier sagen: Wir<br />

bilden zwar eine Geschäft seinheit – aber diese<br />

ist voll mit der Firma verhängt. Man könnte<br />

es auch in etwas kriegerischen Worten ausdrücken:<br />

«united we stand – divided we fall». Das<br />

gilt sowohl für die Geschäft seinheit als auch für<br />

die Partnerschaft mit der Luft waff e. Ich werde<br />

alles daran setzen, dass sich die Integration<br />

kontinuierlich weiterentwickelt, zum Vorteil<br />

der Luft waff e <strong>und</strong> zum Vorteil der zivilen Flugsicherung.<br />

<br />

SKYGUIDE


Zehn Jahre 13<br />

> interview 2001-2011<br />

gration <strong>und</strong> was kommt nun?<br />

<strong>Bernhard</strong> <strong>Müller</strong>, Chef Einsatz Luftwaffe<br />

Divisionär <strong>Bernhard</strong> <strong>Müller</strong>, stellvertretender<br />

Kommandant der Luftwaffe <strong>und</strong><br />

Chef Einsatz Luftwaffe, kommentiert<br />

die Zusammenarbeit mit skyguide. Was<br />

brachte die Integration für die Nutzer des<br />

Luftraums <strong>und</strong> speziell für die Luftwaffe?<br />

B. <strong>Müller</strong>: Für die Nutzer <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esamt<br />

für Zivilluft fahrt bedeutet die Integration eine<br />

Vereinfachung aller Prozesse, wenn nur mit<br />

einem ANSP verhandelt werden muss. Für<br />

skyguide <strong>und</strong> die Luft waff e ist es eine einmalige<br />

Chance: Luft polizeidienst erfordert, jederzeit<br />

zu jedem Luft raum Zutritt erlangen zu können,<br />

den „Luft polizisten“ raschmöglichst mit dem<br />

suspekten Luft fahrzeug zusammenzubringen.<br />

Dies bedingt eine optimale Zusammenarbeit<br />

der involvierten zivilen <strong>und</strong> militärischen<br />

Flugverkehrsleiter. Am Beispiel der «Restricted<br />

Area», die anlässlich des Staatsbesuches des<br />

russischen Präsidenten in der Schweiz errichtet<br />

wurde, kann gezeigt werden, wie dank dem<br />

gemeinsamen Einsatz in kürzester Zeit eine<br />

hoheitliche Aufgabe umgesetzt <strong>und</strong> damit die<br />

Erwartung der Schweizerischen Eidgenossenschaft<br />

, als Eigner von Luft waff e <strong>und</strong> Flugsicherung,<br />

erfüllt werden konnte.<br />

Wie veränderte die Integration die<br />

Beziehungen zwischen Flugsicherung<br />

<strong>und</strong> Luftwaffe?<br />

B. <strong>Müller</strong>: Die Veränderung geschieht hierarchisch<br />

von oben nach unten <strong>und</strong> aus meiner<br />

Sicht eher langsam. Erst seit wir in Dübendorf<br />

im gleichen Gebäude arbeiten, rücken<br />

wir sichtbar näher zusammen <strong>und</strong> pfl egen<br />

vermehrt auch in Pausen Kontakte. Auf Stufe<br />

Management ist das heutige Verhältnis als echte<br />

Partnerschaft zu werten. Ich erhoff e mir für<br />

die Zukunft , dass gerade auch technologische<br />

Entwicklungen im Bereich «Remote Control»<br />

<strong>und</strong> «Virtual Centre» das gegenseitige Verständnis<br />

auf allen Stufen weiter fördern <strong>und</strong> die<br />

Zusammenarbeit vertiefen werden. Auch wenn<br />

wir im zivilen respektiv militärischen Bereich<br />

weiterhin unterschiedliche Zielsetzungen haben,<br />

sollten wir die Beziehungen auf institutioneller<br />

<strong>und</strong> persönlicher Ebene weiter intensivieren<br />

<strong>und</strong> die Vorteile der Integration zum Wohle<br />

von skyguide <strong>und</strong> Luft waff e nutzen.<br />

Würde man die Integration nochmals<br />

machen? Hat sich der Aufwand gelohnt?<br />

B. <strong>Müller</strong>: Viele in der Luft waff e waren sehr<br />

skeptisch. Für Militärkader erscheint es abstrus,<br />

wesentliche Teile des Kernprozesses der Luft -<br />

waff e – die Jägerleitung – durch Angehörige<br />

einer zivilen Firma ausführen zu lassen, selbst<br />

wenn diese im Besitz der Schweizerischen<br />

Eidgenossenschaft ist. Die Luft waff e anerkannte<br />

jedoch die strategische Notwendigkeit dieser<br />

Integration. Diese einmalige Konstellation hilft<br />

uns nun, den sehr knappen Luft raum effi zient<br />

<strong>und</strong> fl exibel zu bewirtschaft en, aber auch die<br />

hoheitlichen Aufgaben eff ektiv zu erbringen.<br />

Ist die Integration abgeschlossen oder<br />

wenn sie weiter geht, was sind die Baustellen<br />

der Zukunft?<br />

B. <strong>Müller</strong>: Das Projekt Integration ist abgeschlossen,<br />

der Prozess hingegen noch lange<br />

nicht. Wir stellen noch viel Verbesserungspotential<br />

fest. Dies ist zuerst eine Aufgabe auf<br />

Stufe des Managements. Seit mehr als einem<br />

Jahr fi nden regelmässige High Level Meetings<br />

zwischen skyguide <strong>und</strong> der Luft waff e statt.<br />

Die Führung der skyguide hat erkannt, dass<br />

skyguide mit der Zusammenlegung auch eine<br />

Verantwortung für die Weiterentwicklung des<br />

militärischen Teils übernommen hat. Die<br />

Kompetenz Operational Air Traffi c muss in der<br />

gesamten Firma weiterentwickelt werden. Wir<br />

können sowohl in der Technologieentwicklung,<br />

Stichwort Projekt CHIPS, voneinander profi -<br />

tieren, aber auch in der operationellen Zusammenarbeit.<br />

Welche Auswirkungen hat die europäische<br />

Entwicklung auf die Integration? Ist sie ein<br />

Vor- oder Nachteil für die Entwicklung?<br />

B. <strong>Müller</strong>: Die Entwicklungen in den Bereichen<br />

SES <strong>und</strong> FABEC bestätigen die Notwendigkeit<br />

der Integration. Damit sind wir den Partnerstaaten<br />

um Jahre voraus. Dies ist ein grosser<br />

Vorteil im zukünft igen Wettbewerb unter den<br />

Flugsicherungen. Ich bezweifl e jedoch, dass<br />

in den andern Staaten in absehbarer Zeit eine<br />

analoge vollumfängliche Integration stattfi nden<br />

wird. Dies würde sowohl die hoheitlichen<br />

Operationen der einzelnen Staaten als auch die<br />

NATO Operationen betreff en. Hingegen werden<br />

Teilbereiche wie Ausbildung <strong>und</strong> Technik<br />

in den Fokus rücken: Gemeinsame Standards<br />

sind Voraussetzung für Sicherheit <strong>und</strong> Effi -<br />

zienz.<br />

Wie lässt sich die Schweizer Integration<br />

mit anderen Kooperationsmodellen in<br />

Europa vergleichen?<br />

B. <strong>Müller</strong>: Die Kooperationsmodelle beziehen<br />

sich meistens auf den Bereich der Überfl üge<br />

von einem Militärfl ugplatz zum Trainingsraum<br />

oder zu einem andern Flugplatz, manchmal<br />

auch für die Approach- <strong>und</strong> Tower-Funktion.<br />

Der En-Route-Bereich ist entweder der zivilen<br />

Flugsicherung übertragen oder er wird<br />

durch ein gemischtes militärisch-ziviles Team<br />

erbracht. Einzigartig am schweizerischen<br />

Modell ist die Auslagerung sämtlicher Flugsicherungsexpertise<br />

<strong>und</strong> -funktionen inklusive<br />

Tactical Fighter Controller in der Einsatzzentrale<br />

Luft verteidigung an die skyguide. <br />

LUFTWAFFE


14 Zehn Jahre<br />

> safety<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Sicherhe<br />

Simon Maurer,<br />

Leiter <strong>Safety</strong>, Security, Quality<br />

Wie defi niert skyguide Sicherheit <strong>und</strong><br />

Sicherheitskultur?<br />

S. Maurer: Skyguide hat den Auft rag, sichere<br />

<strong>und</strong> effi ziente Flugsicherung zu leisten. Die<br />

Sicherheit bleibt dabei die oberste Maxime,<br />

nach dem Motto «Sicherheit ist nicht alles, aber<br />

ohne Sicherheit ist alles nichts».<br />

Die Sicherheit in unserem komplexen Umfeld<br />

kann nur mit einer entsprechend komplexen<br />

Palette von Regeln, Tätigkeiten, Rollen sowie<br />

Verantwortlichkeiten gewährleistet werden,<br />

welche sich quer <strong>und</strong> über alle Ebenen nicht<br />

nur der Unternehmung skyguide, sondern<br />

auch der verschiedenen Anspruchsgruppen<br />

erstrecken muss.<br />

Die Flugsicherung wird heute durch ein dichtes<br />

Netz von nationalen <strong>und</strong> internationalen Vorgaben<br />

reguliert <strong>und</strong> gesteuert, die skyguide<br />

selbstverständlich so lückenlos wie möglich zu<br />

erfüllen hat. Für eine Unternehmung, die sich<br />

im Bereich Sicherheit hohe Ziele gesteckt hat,<br />

genügt es jedoch nicht, die Vorgaben nur zu<br />

erfüllen. Die Aktivitäten von skyguide im<br />

Bereich Sicherheit durchdringen heute weit die<br />

Unternehmenskultur – mit dem Ziel, die<br />

Sicherheitsansprüche gründlich auf allen<br />

Ebenen der Unternehmung zu verankern.<br />

Wie geht skyguide dabei vor?<br />

S. Maurer: Skyguide entschied vor einigen<br />

Jahren, eine zentrale Sicherheitsab teilung zu<br />

schaff en, dessen Leiter Mitglied der Geschäft sleitung<br />

ist. Die Zentralisierung sicherheitsrelevanter<br />

Tätig keiten bringt viele Vorteile,<br />

aber auch gewisse Herausforderungen mit sich.<br />

Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang<br />

ist eine klare Defi nition von Rollen <strong>und</strong><br />

Verantwortlichkeiten. Das <strong>Safety</strong>-Departement<br />

mit seinen knapp 30 Fachleuten ist durch die<br />

Konzentration der Kräft e in der Lage, die<br />

Konsistenz sicherheitsrelevanter Tätigkeiten<br />

<strong>und</strong> Produkte effi zient hoch zu halten; der<br />

zentrale Kontakt zur Aufsichtsbehörde (dem<br />

BAZL) spielt dabei auch eine wichtige Rolle.<br />

Die Unabhängigkeit von den Linientätigkeiten<br />

erlaubt es den Experten zudem, die Sicherheitsaspekte<br />

klar von anderen Ansprüchen, ich<br />

denke hier an die Finanzen oder die Produktion<br />

<strong>und</strong> Kapazität, zu trennen <strong>und</strong> entsprechend<br />

unabhängig zu würdigen.<br />

Auf der anderen Seite bleibt «die Linie», d.h.<br />

vor allem die Abteilungen Flugsicherungsbetrieb<br />

<strong>und</strong> Technik, für die Erbringung der<br />

Sicherheit im täglichen Betrieb verantwortlich.<br />

Das ist für die Flugerkehrsleiterinnen <strong>und</strong><br />

-leiter sowie die Flugsicherungstechnikerinnen<br />

<strong>und</strong> -techniker off ensichtlich, gilt aber auch<br />

für das Linienmanagement. Das <strong>Safety</strong>-Departement<br />

hat diesbezüglich die Aufgabe, die Linie<br />

im weitesten Sinne bei der Wahrnehmung<br />

dieser Sicherheitsverantwortung zu unterstützen,<br />

ohne dass es zu einer Vermischung der<br />

Verantwortlichkeiten kommt.<br />

Können Sie erklären, wie das konkret<br />

abläuft?<br />

S. Maurer: Zwei wesentliche Sicherheits-<br />

«Produkte», die auch regulatorischen Vorgaben<br />

genügen müssen, sind die Sicherheitsabklärungen<br />

bei Systemveränderungen <strong>und</strong> die<br />

Untersuchung von Vorfällen.<br />

Die <strong>Safety</strong> Assessments werden durch die<br />

Experten des <strong>Safety</strong> Departements moderiert,<br />

die Expertise wird hingegen durch Flugverkehrsleiter<br />

oder Techniker, also die Linie,<br />

eingebracht. Die Systemveränderungen werden<br />

vor der Einführung gemäss internationaler<br />

Normen auf Risiken überprüft , die gegebenenfalls<br />

durch entsprechende Massnahmen abgemildert<br />

werden müssen. Am Ende erhält die<br />

Linienführung ein Dokument in die Hand, das<br />

nicht nur regulatorischen Vorgaben genügt<br />

(<strong>und</strong> vom BAZL gutgeheissen wurde) <strong>und</strong><br />

entsprechend nachweist, dass die Veränderung<br />

«acceptably safe» ist, sondern vor allem auch<br />

eine gewisse Sicherheits-Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage<br />

bildet.<br />

Das <strong>Safety</strong> Departement untersucht Störungen<br />

<strong>und</strong> Vorfälle, welche von Lotsen gemeldet werden<br />

müssen. Die Unabhängigkeit der Untersuchung<br />

ermöglicht zuerst eine geschützte,<br />

PHILIPPE REY<br />

sicherheitsorientierte Diskussion mit den<br />

Be troff enen (<strong>und</strong> gleichzeitig deren Schutz),<br />

<strong>und</strong> dann eine möglichst objektive Beschreibung<br />

des Vorfalls <strong>und</strong> der Erkenntnisse<br />

sowie die Defi nition von Sicherheitsem pfehlungen.<br />

Das «Produkt», der Untersuchungsbericht<br />

samt Empfehlungen, wird wiederum der<br />

Linienführung zur Defi nition <strong>und</strong> Umsetzung<br />

von Verbesserungsmassnahmen übergeben.<br />

Und was muss man sich unter Sicherheitskultur<br />

vorstellen?<br />

S. Maurer: Die Sicherheitskultur ist eine<br />

wesentlicher Erfolgsfaktor! Alle Vorgaben,<br />

Produkte <strong>und</strong> Prozesse nützen nichts, wenn<br />

nicht im wesentlichen alle Mitarbeitenden auf<br />

allen Stufen der Unternehmung gewisse<br />

Aspekte von Sicherheit gut verstanden haben<br />

<strong>und</strong> Sicherheit wollen. Darum ist es wichtig,<br />

dass die Sicherheit nicht isoliert, sondern als


xxxxxx 2001-2011<br />

itskultur bei skyguide<br />

integraler Bestandteil der Unternehmenskultur<br />

betrachtet <strong>und</strong> gelebt wird, täglich <strong>und</strong> durch<br />

alle Mitarbeitenden. Auch hier versucht das<br />

<strong>Safety</strong> Departement eine zentrale Rolle zu spielen.<br />

Sie möchte Methoden, Initiativen usw.<br />

erarbeiten, die es der Unternehmung ermöglichen,<br />

sich weiterzuentwickeln <strong>und</strong> die<br />

Sicherheitskultur zu verinnerlichen.<br />

«Sicherheitskultur» gibt es nicht von der<br />

Stange. Sie ist eine Frage von Werten, Haltungen<br />

<strong>und</strong> dem Umfeld. Die Ansprüche an sie<br />

ändern dauernd <strong>und</strong> richten sich massgeblich<br />

nach der Entwicklung der Unternehmung in<br />

anderen Feldern.<br />

Welches Herausforderungen erwarten die<br />

Sicherheitsabteilung in der Zukunft?<br />

S. Maurer: Da gibt es viele. Die Sicherheit steht<br />

nicht im luft leeren Raum: die Ansprüche an<br />

Kosteneffi zienz, Kapazität <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />

sind ebenso berechtigt. Diese gilt es zu integrieren<br />

<strong>und</strong> ein Gesamtoptimum zu fi nden.<br />

Darin besteht der Kern der High Responsibility<br />

Organisation-Unternehmenskultur von skyguide.<br />

Die vier Aspekte müssen sich im Gleichgewicht<br />

befi nden.<br />

Die Reduktion der heute eindeutig zu grossen<br />

Gesamtkomplexität im System Flugsicherung<br />

wird in allen vier Feldern zu einer Verbesserung<br />

führen. Die Sicherheitsexperten versuchen<br />

wenn immer möglich, einen Beitrag in<br />

diesem Sinne zu leisten.<br />

Trotzdem: auf der Leistungserbringung lastet<br />

ein Finanz- <strong>und</strong> Zeitdruck, der die Handlungsweise<br />

unserer Mitarbeitenden beeinfl<br />

ussen kann. Die Sicherheitskultur muss<br />

kontinuierlich erneuert <strong>und</strong> gestützt werden,<br />

damit aus diesem Druck keine Einschränkung<br />

bei der Sicherheit entsteht.<br />

Viele Ursachen des erwähnten Drucks liegen<br />

allerdings im komplexen Umfeld von skyguide<br />

Zehn Jahre 15<br />

<strong>und</strong> sind durch die Unternehmung nur mit<br />

sehr grossem Eff ort, nur indirekt oder gar nicht<br />

beeinfl ussbar. Die vielfältigen, häufi g gegenläufi<br />

gen Ansprüche anderer Anspruchsgruppen<br />

innerhalb des Aviatiksystems, der Politik, oder<br />

der Öff entlichkeit, sind grosse Herausforderungen.<br />

Der Single European Sky <strong>und</strong> das<br />

FABEC-Programm streben eine Harmonisierung<br />

der europäischen Flugsicherung an. Aus<br />

Sicht der Sicherheit ist dies langfristig unbedingt<br />

wünschbar. Die Projekte führen kurzfristig<br />

aber zu einer zusätzlichen Arbeitsbelastung.<br />

Skyguide - das bestätigen interne <strong>und</strong> internationale<br />

Umfragen <strong>und</strong> Vergleiche - entwickelt<br />

sich auch im Bezug auf die Sicherheit laufend<br />

in eine gute Richtung weiter <strong>und</strong> steht im<br />

Bereich Sicherheit international gut da. Doch<br />

(auch) im Bereich Sicherheit ist man nie «fertig»,<br />

vielmehr ist die laufende <strong>und</strong> kontinuierliche<br />

Verbesserung unser Ziel.


16 Zehn Jahre<br />

> innovation<br />

Technologische Innovation<br />

in der Flugsicherung<br />

Robert Stadler, Leiter Engineering & Technical Services<br />

Das Departement Engineering & Technical<br />

Services von skyguide hat unter anderem<br />

den Auftrag, die Flugsicherungsinfrastruktur<br />

zu unterhalten. Wie sieht es mit der<br />

Entwicklung von neuen Technologien aus?<br />

Ist skyguide offen für neue Lösungen?<br />

R. Stadler: Skyguide ist nicht nur off en,<br />

sondern verant wortlich dafür, neue Lösungen<br />

zu fi nden <strong>und</strong> in den Flugsicherungsbetrieb<br />

einzuführen. Deshalb haben wir das Programm<br />

CHIPS (CH Implementation Program for<br />

SESAR related Objectives) ins Leben gerufen,<br />

mit dem wir in Zusammen arbeit mit BAZL,<br />

Luft waff e, Flughäfen Fluggesellschaft en <strong>und</strong><br />

Verbänden die Einführung von neuen Technologien<br />

vorantreiben. Im Zentrum von CHIPS<br />

stehen zur Zeit satellitengestützte An- <strong>und</strong><br />

Abfl ugverfahren. Diese sollen langfristig die<br />

konventionellen Navigationssysteme ablösen,<br />

mit dem Ziel effi zientere <strong>und</strong> fl exiblere Verfahren<br />

zu ermöglichen. Bevor man sich an<br />

Weiter entwicklungen macht, muss sichergestellt<br />

werden, dass das bestehende System einwandfrei<br />

funktioniert. Wir arbeiten deshalb<br />

gemäss der Devise «run before change». Das<br />

spiegelt sich in unserer Organisation, wo etwa<br />

91 Millionen Franken in den Betrieb <strong>und</strong> 23<br />

Millionen Franken in die Weiterentwicklung<br />

investiert werden.<br />

Steht die Navigationstechnologie im Fokus<br />

der neuen Entwicklungen?<br />

R. Stadler: Nein, neue Technologien stehen in<br />

allen Bereichen der Flugsicherung an. Die<br />

Informationstechnologie hat sich in den letzten<br />

Jahren enorm entwickelt. Heute nutzen wir nur<br />

einen verschwindend kleinen Teil dieses Potentials<br />

für unsere Zwecke. Unser Business ist<br />

stark segmentierten <strong>und</strong> national reguliert.<br />

Dies <strong>und</strong> die Tatsache, dass die Flugsicherung<br />

letztendlich ein sehr kleiner Markt ist, erklärt,<br />

weshalb die Einführung neuer Technologien so<br />

langsam verläuft . Die Informationstechnologie<br />

wird jedoch in allen ATM-relevanten Techno-<br />

logien einen Schub auslösen, der das Umfeld<br />

tiefgreifend verändern wird.<br />

Was heisst das jetzt konkret? Was wurde<br />

erreicht <strong>und</strong> was gilt es noch zu tun?<br />

R. Stadler: Im Programm CHIPS arbeiten wir<br />

an neuen An- <strong>und</strong> Abfl ugverfahren, bei denen<br />

Satellitensignale verwendet werden. In verschiedenen<br />

Ländern ist die Technologie<br />

namens GBAS (Gro<strong>und</strong>-based augmentation<br />

system) im Begriff eingeführt zu werden. Für<br />

die Schweiz, mit ihrer anspruchsvollen Topografi<br />

e, sind wir noch daran, die Grenzen der<br />

Anwendbarkeit zu bestimmen. Verschiedene<br />

auf GPS basierende Verfahren, z.B. eines für<br />

Helikopteranfl üge auf das Inselspital in Bern<br />

ist weit fortgeschritten <strong>und</strong> ein militärisches<br />

Verfahren im Rahmen des Frankophoniegipfels<br />

ist bereits erfolgreich eingeführt wor-<br />

den. In einem anderen Bereich stehen wir an<br />

der Spitze der Innovation <strong>und</strong> zwar bei der<br />

Schnittstelle von Kontrollsystemen <strong>und</strong> Entscheidungshilfen<br />

für Flugverkehrsleiter. Unser<br />

Stripless-System, das für die Kontrolle des<br />

oberen Luft raums in der Bezirksleitstelle Genf<br />

eingesetzt wird, sucht seinesgleichen <strong>und</strong> wir<br />

werden es in einem nächsten Schritt für alle<br />

Sektoren unserer zwei Bezirksleitstellen implementieren.<br />

Hat dies auch einen Einfl uss auf<br />

die Organisation?<br />

R. Stadler: Besonders mit unseren FABEC<br />

Partnern wollen wir nun vermehrt bei der<br />

Umsetzung von Technologieprojekten zusammenarbeiten.<br />

Wir werden bei ausgesuchten<br />

Projekten auch die Nähe zu Industriepartnern<br />

suchen. <br />

SKYGUIDE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!