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Jesus hinter Gittern - Die Jesusgruppe

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Zusammengestellt von: Robert Young & Hartmut Köllner<br />

1


2<br />

ein Werk der Volksmission eC.<br />

JESUS HINTER GITTERN<br />

© 2006 <strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe<br />

Zusammengestellt von Robert Young und Hartmut Köllner<br />

Website: www.diejesusgruppe.de<br />

Kontakt: Hartmut Köllner, Markgröninger Str. 47,<br />

70435 Stuttgart (Zuffenhausen)<br />

Email: hartmut_koellner@vmec.de<br />

Fotos: Hartmut Köllner, Robert Young, Michael H.<br />

2. Auflage: 3000 März 2007<br />

<strong>Die</strong>ses Buch ist kostenlos aber Spenden für die Arbeit der <strong>Jesus</strong>-<br />

Gruppe sind jederzeit auf das Konto der Volksmission<br />

Stuttgart-Zuffenhausen, <strong>Jesus</strong>-Gruppe willkommen:<br />

Volksbank Zuffenhausen Konto: 458770027 BLZ: 600 903 00<br />

<strong>Die</strong>ses Buch ist unserem Herrn <strong>Jesus</strong> gewidmet.


Inhalt<br />

GRUßWORT VON WERNER FRAAS 5<br />

GRUßWORT VON HERBERT ROS 7<br />

GRUßWORT VON WILHELM TRIENEN 10<br />

VORWORT 11<br />

EINFÜHRUNG 13<br />

KAPITEL 1 – WIE ALLES BEGANN 15<br />

KAPITEL 2 – MITARBEITER UND IHRE GESCHICHTEN 20<br />

Ernst-Otto Mayer 22<br />

Robert Young 27<br />

Michael und Irmgard H. 29<br />

Irmgard H. 32<br />

Maria Köllner 36<br />

Josef Antritt 38<br />

KAPITEL 3 – DIE WELT ZU GAST IM KNAST 40<br />

KAPITEL 4 – FREIHEIT HINTER GITTERN 41<br />

1. <strong>Jesus</strong> wartet! 41<br />

2. Mit 12 Jahren beging ich meinen ersten Einbruch 41<br />

3. Zwei Muslime entscheiden sich für <strong>Jesus</strong> 46<br />

4. Drei Gefangene geben an einem Abend ihr Leben in <strong>Jesus</strong> Hand 46<br />

5. John - bewahrt vor dem Tod 46<br />

6. Lucky 47<br />

7. <strong>Jesus</strong> war Stärker – Ein Bericht von Ernst 49<br />

KAPITEL 5 – HEILUNG HINTER GITTERN 50<br />

1. <strong>Jesus</strong> heilt Kranke! 50<br />

2. Louis - Gott hat Seine Gründe 51<br />

3. John - Der Arzt konnte meinen hohen Blutdruck nicht heilen 51<br />

KAPITEL 6 – BEFREIUNG VON SUCHT HINTER GITTERN 52<br />

3


1. Von Alkoholismus befreit 52<br />

2. Von Spielsucht befreit 55<br />

3. Vom Drogen befreit 60<br />

4. Von Nikotin befreit 62<br />

KAPITEL 7 – NEUER MUT ZUM LEBEN 63<br />

1. Ich wollte mir das Leben nehmen 63<br />

2. Ich wollte mein Leben wegwerfen! 64<br />

KAPITEL 8 – TRÄUME UND VISIONEN 66<br />

1. Stephen 66<br />

2. Ein Zeugnis von Momdu 67<br />

KAPITEL 9 – DIE WAHRHEIT MACHT FREI 68<br />

KAPITEL 10 – DIE TÜRKISCHE JESUS-GRUPPE 70<br />

Recep Avser 70<br />

KAPITEL 11 – WENN GEFANGENE PREDIGER WERDEN 73<br />

KAPITEL 12 – DIE ARBEIT EXPANDIERT 75<br />

1. Ehemaliges Frauengefängnis Leonberg 75<br />

2. Heilbronn 81<br />

3. Indianer Camp für Kinder von Gefangenen 86<br />

KAPITEL 13 – FRAGEN UND ANTWORTEN 91<br />

KAPITEL 14 – LIEDER & GEDICHTE VON GEFANGENEN 94<br />

1. Trostlose Einsamkeit 94<br />

2. Das neue Leben 95<br />

3. <strong>Die</strong> Liebe Gottes 99<br />

ANHANG 1 – INTERESSANTE WEBSITES 100<br />

JESUS WILL AUCH IHR LEBEN VERÄNDERN 101<br />

4


Grußwort von Werner Fraas<br />

Nicht vergeblich gearbeitet<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe hat in den vergangenen 20 Jahren den Herzschlag<br />

Jesu umgesetzt und die Liebe Gottes <strong>hinter</strong> die Gefängnistüren<br />

getragen. Damit ist diese Arbeit zu einem wichtigen Meilenstein<br />

geworden, die befreiende Nachricht von <strong>Jesus</strong> dahin zu bringen, wo<br />

der Alltag trostlos und die Perspektive oft düster ist.<br />

<strong>Die</strong> Geschichte dieser Gefangenenmission ist ein weiterer Abschnitt<br />

der göttlichen Liebesgeschichte mit uns Menschen, die beweist, dass<br />

Gott keinen aus seinem Plan ausklammert und es für ihn keine<br />

hoffnungslosen Fälle gibt. Das Evangelium von <strong>Jesus</strong> ist die stärkste<br />

Kraft und kann auch die härteste Seele erreichen und auf einen<br />

neuen Weg setzen. Von dieser lebensverändernden Realität Jesu<br />

<strong>hinter</strong> <strong>Gittern</strong> erzählt dieses Buch.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe ist Gottes Erfindung. Schon der Name macht<br />

deutlich, um wen es geht. <strong>Die</strong>se Klarheit und eindeutige<br />

Ausrichtung auf <strong>Jesus</strong> ist der Schlüssel zu den Segensspuren dieser<br />

Arbeit. Auch wenn Begleitung und soziale Arbeit unerlässlich sind,<br />

können diese Faktoren allein keine Menschen verändern. <strong>Die</strong><br />

Botschaft von <strong>Jesus</strong>, der Schuld vergibt und einen Neuanfang<br />

möglich macht, schafft den Raum zum Aufbruch in ein neues<br />

Leben. <strong>Die</strong>se Herzensüberzeugung ist der Pulsschlag dieser Arbeit.<br />

Vor 20 Jahren legte Gott dieses Samenkorn in das Leben eines<br />

Mannes, Hartmut Köllner. Er hat mit großer Leidenschaft, einem<br />

ungebrochenen Optimismus und festen Glauben diese Arbeit<br />

begonnen und leitet sie bis heute. Inzwischen ist ein großes Team<br />

von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entstanden, die diese<br />

vielfältige Arbeit liebevoll und entschlossen voranbringen. Ihnen<br />

allen gilt meine Hochachtung und mein herzlicher Dank für diese<br />

gelebte Tat im Namen Jesu. Dabei bleibt es ein beständiges Gebet:<br />

Herr, sende du noch mehr Arbeiter in dieses Erntefeld!<br />

5


<strong>Die</strong>se Jubiläumsschrift kann nur in Ausschnitten wiedergeben, was<br />

in diesen 20 Jahren <strong>Jesus</strong>-Gruppe geschehen ist. Dabei gibt es viel<br />

Schönes und Ermutigendes zu berichten, aber es gibt in so einer<br />

Arbeit nicht nur Erfolge, sondern auch Niederlagen und<br />

Rückschläge zu verzeichnen. Vieles werden wir in diesem Leben<br />

nicht messen und bewerten können. <strong>Die</strong> Bibel macht uns aber Mut,<br />

dran zu bleiben und auf Gottes Wirken zu vertrauen:<br />

„Darum, meine Lieben, seid fest, unerschütterlich und nehmt immer<br />

zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht<br />

vergeblich ist in dem Herrn.“ (1.Korinther 15,58).<br />

<strong>Die</strong>se unerschütterliche Zuversicht, dass Gott am Wirken ist,<br />

wünsche ich dieser Arbeit auch zukünftig von ganzem Herzen. Den<br />

Lesern wünsche ich ein offenes Herz, das Wirken Gottes in den<br />

Berichten dieser Seiten zu entdecken.<br />

Werner Fraas<br />

Vorsitzender der Volksmission entschiedener Christen<br />

6


Grußwort von Herbert Ros<br />

Erinnerungen an Stammheim<br />

Es war nicht zu schwer, den mir angegebenen Bestimmungsort zu<br />

finden, denn früher, das wusste ich, hatte man in den vorgelagerten<br />

Nachkriegshäusern Flüchtlinge untergebracht. Jetzt wohnte das<br />

Personal meines Zieles darin.<br />

Ich fand noch einen Parkplatz und stieg, weil ich keine Ahnung<br />

hatte, was auf mich zukommen würde, etwas beklommen aus.<br />

Außer meinem Neuen Testament, Personalausweis und dem<br />

Autoschlüssel trug ich – aus gutem Grund - nichts bei mir.<br />

Vor mir erhoben sich die hell gestrichenen Gebäude des<br />

berüchtigten Hochsicherheits-Untersuchungsgefängnisses Stuttgart-<br />

Stammheim, das schon RAF-Häftlinge und andere notorische<br />

Zeitgenossen beherbergt hatte: Es war mein Ziel! Ich steuerte, da ich<br />

es meinem geschätzten Freund Hartmut Köllner versprochen hatte,<br />

auf die Pforte zu und meldete mich pflichtbewusst als amtierender<br />

Pastor der Volksmission Zuffenhausen an. Es gab kein Zurück<br />

mehr!<br />

Ein elektrischer Türöffner schepperte blechern und ich konnte die<br />

erste Hürde nehmen. Fesche Beamte umgaben mich, befragten<br />

mich, ließen mich ein Stück weiter gehen und tasteten mich,<br />

während ich die Hände – obwohl ich ja an diesem Ort in keinem<br />

charismatischen Gottesdienst war - hoch zu halten hatte, ab.<br />

Freundlich und bestimmt schleuste man mich durch dieses<br />

erforderliche Prozedere, bei dem ich voller Bewunderung an meine<br />

Brüder denken musste, die dies zwischenzeitlich jeden Freitagabend<br />

<strong>hinter</strong> sich brachten, bis ich schließlich vor der Tür stand, die mich<br />

nach dem Öffnen in den Raum treten ließ, der mich zum Objekt<br />

meiner Mission führen sollte.<br />

An manche Einzelheiten kann ich mich nicht mehr ganz genau<br />

erinnern, liegt das einprägsame Erlebnis doch schon beinahe<br />

7


zwanzig Jahre zurück. Ich merkte nur, dass meine Beklommenheit<br />

langsam wich, als der nach vorne gebeugte, hagere Inhaftierte mir<br />

etwas unruhig gegenüber saß.<br />

Wir tasteten uns – im Beisein des Beamten – mit den Augen und<br />

dem Herzen ab. Nach und nach entfaltete sich seine tragische<br />

Lebensgeschichte, der ich behutsam mit dem Evangelium<br />

gegenübertrat. Wir beteten miteinander, schüttelten uns kräftig die<br />

Hände, so als seien wir schon immer Freunde gewesen, und ich war<br />

recht dankbar, wieder in Richtung Freiheit gehen zu dürfen. Jener<br />

„Knacki“, wie ihn mein Weggenosse Ernst Otto nennen würde,<br />

blieb, auch nach seiner Entlassung, mein enger, lieber Freund!<br />

Auf der kurzen Heimfahrt nach Zuffenhausen dankte ich Gott für<br />

die Vision für Gefängnismission, die Hartmut Köllner so<br />

leidenschaftlich beseelte und die er mit unbeschreiblichem<br />

Engagement für uns als Volksmission entschiedener Christen in der<br />

Gründung der „<strong>Jesus</strong>-Gruppe“ vor zwanzig Jahren durchsetzte.<br />

Ich entsinne mich noch gut, als Hartmut mich nach mehr Mitarbeiter<br />

fragte und ich ihm meinen bewährten, Kampf erprobten Freund<br />

Ernst Otto Mayer vorschlug. Bald waren die beiden ein<br />

unzertrennliches Team. <strong>Die</strong> Gefangenen in Stammheim nahmen das<br />

Angebot der <strong>Jesus</strong>-Gruppe gerne an und es dauerte nicht lange, bis<br />

Gruppen in Englischer und Türkischer Sprache hinzukamen, die<br />

weitere mehrsprachige Mitarbeiter benötigten. Robert Young<br />

gesellte sich mit all seinen Begabungen zur Mannschaft. Stefan Üzel<br />

aus Bietigheim bot seine Hilfe an und von anderen Gemeinden<br />

stießen Willige hinzu. Hartmut orchestrierte das Ganze unter der<br />

Leitung des Heiligen Geistes als Personalchef unermüdlich zur<br />

Ausdehnung und Vernetzung dieser wichtigen Arbeit hin. <strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-<br />

Gruppe ist im urbanen Sumpf mit seinen vielseitigen Verbrechen<br />

zur rettenden Stadt auf dem Berge geworden – besonders für junge<br />

Menschen!<br />

<strong>Die</strong>se kleine Schrift soll nun etwas von dem Segen berichten, der<br />

durch den Einsatz der Mitarbeiter der <strong>Jesus</strong>-Gruppe in unser Land<br />

8


und in unsere Gesellschaft geflossen ist – und weit darüber hinaus,<br />

in die Herkunftsländer der Einsitzenden. Viele, viele haben durch<br />

die Gruppe Hilfe und Heil erfahren. Familien fanden wieder<br />

zueinander, Vergangenes konnte für eine bessere Zukunft bereinigt<br />

werden und Versumpfte konnten durch die wirksame Gnade Gottes<br />

auf festen Boden gestellt werden.<br />

Euer Einsatz hat sich gelohnt! Wir gratulieren herzlichst zum 20jährigen<br />

Bestehen der <strong>Jesus</strong>-Gruppe und beten, dass das<br />

angefangene gute Werk noch vielen Menschen zum ewigen Gewinn<br />

wird. Macht weiter, Freunde! Durch Euch und Eurem<br />

missionarischen <strong>Die</strong>nst, für den wir Euch danken, kann die schiefe<br />

Bahn vielen zur engen Pforte des ewigen Lebens werden!<br />

Herbert Ros<br />

Ehemaliger Vorsitzender der Volksmission<br />

9


Grußwort von Wilhelm Trienen<br />

Gerne tragen wir als Christen den Namen des Sohnes des<br />

lebendigen Gottes <strong>Jesus</strong> Christus. Zu Recht sind wir froh darüber, in<br />

Seinem Namen in die Familie des Lebendigen Gottes adoptiert zu<br />

sein. Das ist biblische Tatsache und kein modernes Theologenlatein.<br />

Denn: Neugeboren aus Geist und Wasser (des Wortes Gottes)<br />

erleben wir ja dieses Neue Leben in Christus. Und was man erlebt,<br />

das kann einem niemand mehr stehlen! So weit, so gut (gesegnet)!<br />

Nur: Sollte uns dann nicht auch Sein Wort und Testament Licht und<br />

Leitung in dem Durcheinander dieser Welt sein? Und so lese ich<br />

denn im Matthäus Evangelium Kapitel 25: „Ich war gefangen und<br />

ihr habt mich besucht...“. Da das nicht irgendein Gefängnisdirektor<br />

schreibt, sondern unser Herr und Erlöser selbst, hat es als nicht<br />

diskutierbare Feststellung verbindliche Kraft.<br />

Deshalb freut es mich besonders, mit der <strong>Jesus</strong>-Gruppe um Hartmut<br />

Köllner, Menschen kennen gelernt zu haben, die diesen Auftrag<br />

gelesen haben und ihm in Freude folgen. Seit nunmehr 20 Jahren,<br />

gehorchen Sie dem Wort unseres Herrn. Denn, wie der Apostel<br />

Paulus schreibt: <strong>Die</strong> Liebe Gottes drängt uns, die Worte und Werke<br />

Christi zu tun!<br />

An dieser Stelle möchte ich auch der ganzen <strong>Jesus</strong>-Gruppe danken<br />

für die gute Zusammenarbeit mit Licht im Dunkel. Ihre Zeugnisse lassen<br />

uns gerade auch in diesem Buch am Wirken Gottes unter den<br />

Gefangenen teilhaben. Wenn etwa Gefangene mit interessanten<br />

Lebensgeschichten vom neu gefundenen Glauben an <strong>Jesus</strong> Christus<br />

berichten. So ist Ihr Einsatz mir immer wieder mehr als nur<br />

brüderliche Ermutigung. Mit herzlichen Segensgrüßen in der Liebe<br />

Jesu verbunden.<br />

Wilhelm Trienen, Leiter von licht im Dunkel<br />

10


Vorwort<br />

2006 feierte die <strong>Jesus</strong>-Gruppe ihr 20-jähriges Jubiläum. In diesen 20<br />

Jahren sind viele Häftlinge durch die <strong>Jesus</strong>-Gruppen-Arbeit<br />

gesegnet worden. Es ist an der Zeit, ein Buch zu schreiben, um die<br />

vielen gewaltigen Dinge zu dokumentieren, die der Herr während<br />

dieser 20 Jahre getan hat.<br />

Das Ziel dieses Buches ist es, Gläubige zu ermutigen und sie zu<br />

motivieren, um in aller Welt für Gefängnis-<strong>Die</strong>nste zu beten. Wir<br />

wollen auch einzelne Gläubige und Gemeinden motivieren, den<br />

Herrn ernsthaft zu suchen, ob der Beginn einer<br />

Gefangenenmissionsarbeit in ihrer eigenen Region dran ist. Bitte<br />

fühlt euch frei, mit uns in Kontakt zu treten, wenn ihr solch eine<br />

Arbeit anfangen wollt. Wir sind bereit, euch mit Rat und Tat<br />

Starthilfe zu geben.<br />

Wir haben dieses Buch “<strong>Jesus</strong> <strong>hinter</strong> <strong>Gittern</strong>” genannt, denn in<br />

Matthäus 25, 35-36 heißt es:<br />

Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin<br />

durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin Gast gewesen,<br />

und ihr habt mich beherbergt. Ich bin nackt gewesen und ihr habt<br />

mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht.<br />

Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.<br />

Wenn wir Menschen im Gefängnis besuchen, dann helfen wir und<br />

besuchen wir <strong>Jesus</strong> selbst. Gefangenenmission ist ein sehr wichtiger<br />

Teil des <strong>Die</strong>nstes der Gemeinde in der Welt.<br />

<strong>Die</strong> erste <strong>Jesus</strong>-Gruppe fand auf Golgatha statt! Dort wurde <strong>Jesus</strong><br />

mit zwei Verbrechern gekreuzigt (Lukas 23). Ein Verbrecher<br />

glaubte an <strong>Jesus</strong> und ging ins Paradies; der andere Verbrecher<br />

verspottete <strong>Jesus</strong> und ging verloren. <strong>Die</strong> erste Gemeinde, die in<br />

Europa gegründet wurde, war in Philippi (Apostelgeschichte 16)<br />

und fing in einem Gefängnis an, in dem die Häftlinge und die<br />

Gefängniswärter hörten, wie Paulus und Silas beteten und Gott<br />

lobten.<br />

Alle Geschichten in diesem Buch wurden entweder von<br />

11


Mitarbeitern der <strong>Jesus</strong>-Gruppe verfasst oder es handelt sich um<br />

Auszüge aus Briefen, die von Gefangenen an uns geschrieben<br />

worden sind. <strong>Die</strong>se Geschichten sind nur ein Teil von den vielen<br />

Dingen, die über die Jahre passiert sind. Wir wollen all jenen Leuten<br />

danken, die zu diesem Buch beigetragen haben. Es war nicht immer<br />

möglich, ihre Namen zu nennen.<br />

Als ich die Vision hatte, dieses Buch zu schreiben, war dies nicht<br />

möglich, da mein alter PC nicht fähig war, solch eine umfangreiche<br />

Aufgabe zu schaffen. <strong>Die</strong> Software war zu alt und die Leistung zu<br />

gering. Ich ging in ein Computer-Geschäft und schaute die Preise<br />

an. Dabei stellte ich fest, dass ich finanziell nicht in der Lage war,<br />

einen Computer zu kaufen. Deshalb betete ich: “Herr, wenn du<br />

willst, dass ich einen neuen PC kaufen soll, dann zeige es mir.“<br />

Am nächsten Tag bekam ich einen unerwarteten Scheck mit der<br />

Post über 300 englische Pfund. Sie reichten zum Kauf eines neuen<br />

PCs!<br />

Außerdem war für meine Arbeit ein USB-Stick erforderlich. Auch<br />

hier erfuhr ich Gottes Hilfe. Ein Kunde war mit meiner<br />

Übersetzungs-Arbeit so zufrieden, dass er mir einen neuen USB-<br />

Stick schenkte.<br />

Im Juni 2006 habe ich angefangen, an diesem Buch zu arbeiten.<br />

Nach nur einem Monat hatte ich bereits 50 Seiten fertig. Aber dann<br />

verlor ich jedes Interesse. Ich war blockiert und nicht mehr in der<br />

Lage, weiter zu arbeiten. Im August bat ich Leute für mich zu beten,<br />

damit ich zur Beendigung des Buches wieder Motivation bekomme.<br />

Danach bekam ich neue Freudigkeit, am Rest des Buches zu<br />

arbeiten, so dass ich es im September beenden konnte. Preist den<br />

Herrn!<br />

Nach Erscheinen des Buches konnten wir Anfang des Jahres 2007<br />

eine russische <strong>Jesus</strong>-Gruppe ins Leben rufen. Durch die Gnade<br />

Gottes wurde uns ein Mitarbeiter aus der Freien Evangelischen<br />

Gemeinde in Schwäbisch Gmünd geschenkt.<br />

Robert Young<br />

12


Maria Köllner schreibt:<br />

Einführung<br />

Ich lernte Susanne Mitte Mai im Jahre 1979 näher kennen. Von<br />

diesem Moment an, haben sie und ihr Mann Günther für uns<br />

gebetet. <strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe existiert nur, weil Günther und Susanne<br />

Gott gehorsam waren und nie aufhörten für uns zu beten. Hier ist Ihr<br />

Bericht:<br />

Gottes Segen an die ”JESUS-Gruppen" im Gefängnis<br />

Stuttgart-Stammheim<br />

von Günther und Susanne.<br />

Vor etwa 28 Jahren kam oft eine Kundin in unserer Apotheke in<br />

Deutschland. Sie litt sehr unter Migräne und anderen schmerzhaften<br />

Krankheiten. Zwei oder drei Tage pro Woche blieb sie in einem<br />

abgedunkelten Raum mit rasenden Kopfschmerzen. Dadurch war sie<br />

nicht in der Lage, wegen ständiger Übelkeit und Erbrechen, etwas<br />

zu sich zu nehmen.<br />

Eines Tages erfuhren wir, dass ihre Familie nach Stuttgart umziehen<br />

musste. <strong>Die</strong> Verpflichtung ihres Mannes Hartmut den deutschen<br />

Streitkräften gegenüber ging zu Ende. Er wollte eine zweite Karriere<br />

als Regierungsbeamter des Gehobenen <strong>Die</strong>nstes einschlagen. Nach<br />

seiner Ausbildung wurde er im Gefängnis von Stuttgart Stammheim<br />

eingesetzt. Über die Stelle eines Sachbearbeiters der Verwaltung,<br />

Leiter der Sicherheitsabteilung und weiteren Aufgaben konnte er,<br />

der inzwischen nach viel Gebet sein Leben <strong>Jesus</strong> Christus gegeben<br />

hatte, Kontakte zu den Gefangenen aufbauen.<br />

Es war mir oft ein Herzensanliegen seiner Frau Maria vor ihrem<br />

Umzug nach Stuttgart zu erklären, dass es Hilfe durch <strong>Jesus</strong> gibt.<br />

Schließlich konnte ich selbst aus eigener Erfahrung bezeugen, wie<br />

ich durch Gebet Heilung erlebt habe. Ich hatte seit vielen Jahren<br />

nach einem Autounfall schreckliche Rückenschmerzen. Damit<br />

konnte ich Maria erreichen und ihr neue Hoffnung geben. Zwei<br />

13


Wochen vor ihrem Umzug schenkte ich ihr ein neues Testament.<br />

Dadurch und durch viele Anrufe blieben wir in Verbindung.<br />

Einige Zeit später, als ich ein Buch über Lobpreis las, sah sie das<br />

Gesicht von Maria über dem Buch erscheinen, und der HERR<br />

sprach zu mir: "Schicke ihr dieses Buch!"<br />

Über ein halbes Jahr später erhielt ich einen Brief von Maria, in dem<br />

sie sich überschwänglich bedankte für das Buch, das ihr sehr in ihrer<br />

Verzweiflung geholfen hatte. Wir haben sie eingeladen, uns zu<br />

besuchen. Bei einem dieser Zusammentreffen hat sie ihr Leben<br />

<strong>Jesus</strong> übergeben. Auch ihr 9 Jahre alter Sohn, der stets mit ihr zu<br />

uns zu Besuch kam, übergab sein Leben Jesu. Mit viel Gebet folgte<br />

zwei Jahre später Ihr Mann Hartmut dem Beispiel der Beiden.<br />

Heute vor dreiundzwanzig Jahren hat Hartmut, nachdem er vier<br />

Jahre gläubig war, die erste Gruppe im Gefängnis in Stuttgart-<br />

Stammheim gegründet, die er später die "JESUS-Gruppe" nannte.<br />

Seit der Zeit konnte den Teilnehmern an der <strong>Jesus</strong>-Gruppe die<br />

Freiheit durch unseren Erlöser <strong>Jesus</strong> Christus weiter gegeben<br />

werden. Eine Bibel, und wenn gewünscht auch christliche Literatur,<br />

waren stets zur Stärkung des Glaubens als Geschenk willkommen.<br />

Zwischenzeitlich gibt es die "JESUS-Gruppe" die sich einmal pro<br />

Woche trifft, für Menschen mit den verschiedensten Sprachen.<br />

Außer den drei deutschen Gruppen gibt es jeweils eine in der<br />

Englisch, Türkisch und Russisch gesprochen wird.<br />

Im Jahre 2007 war es uns möglich als Gäste einen Gruppenabend im<br />

Gefängnis zu besuchen und selbst mitzuerleben welch großartige<br />

Arbeit Gott unter den Gefangenen tut.<br />

Günther und Susanne Richter<br />

14


Kapitel 1 – Wie alles begann<br />

Wieder einmal gehen meine Gedanken zurück in das Jahr 1986.<br />

Damals, Anfang November, hat unser Herr den Beginn für diese<br />

Gesprächsgruppen gesetzt. Bald nach meiner Bekehrung, am<br />

Pfingstsamstag 1983 - damals arbeitete ich bereits im Stammheimer<br />

Gefängnis - ließ mir die Möglichkeit, den Gefangenen die<br />

wunderbare Botschaft Jesu weiterzugeben, keine Ruhe. Ich hatte<br />

zwar keine Ahnung wie, aber das Verlangen, meine so überaus<br />

positiven Erfahrungen mit <strong>Jesus</strong>, ihnen mitzuteilen, war sehr stark.<br />

Schon bald war mir klar, dass dies nicht meinem Wunsche<br />

entsprang, sondern dem Willen Gottes. Ich betete um eine ganz<br />

klare Bestätigung für diese Aufgabe.<br />

Da waren Vorurteile abzubauen<br />

Es sollte jedoch noch über ein Jahr dauern, bis Gottes Zeit<br />

gekommen war. Zunächst begann der Heilige Geist, mich durch alle<br />

möglichen Situationen auf diesen <strong>Die</strong>nst vorzubereiten. Da waren<br />

15


Vorurteile, bestimmte Verhaltensweisen gegenüber den Gefangenen<br />

und auch Menschenfurcht bei mir abzubauen.<br />

<strong>Die</strong> Bestätigung<br />

Doch dann stellte mir Gott den Beginn dieser Arbeit durch ein<br />

klares Signal vor Augen. Es geschah folgendes: Eines Tages bekam<br />

ich einen Anruf von einer Bekannten aus Nagold, die mich bat, mich<br />

um einen Gefangenen zu kümmern, den sie fünf Jahre lang betreut<br />

hatte. Er sei wieder straffällig geworden und wäre jetzt wieder in<br />

Untersuchungshaft in Stammheim.<br />

„Der liegt ganz auf ihrer Linie“<br />

Einen Tag später rief mich ein Kollege vom allgemeinen<br />

Vollzugsdienst an und teilte mir mit, dass in seiner Abteilung ein<br />

Gefangener sei, der „ganz auf meiner Linie“ läge. Er wusste, dass<br />

ich <strong>Jesus</strong> nachfolge, da ich nach meiner Bekehrung allen erzählte,<br />

wie gut es mir seit dieser gewaltigen Veränderung in meinem Leben<br />

geht.<br />

Es handelte sich immer um den gleichen Gefangenen<br />

Am selben Abend bekam ich einen Anruf vom Chapterleiter der<br />

„Geschäftsleute des vollen Evangeliums“, Stuttgart, mit dem<br />

Hinweis, ein Gefangener hätte an die Zentrale geschrieben und<br />

würde um Verbindungsaufnahme bitten.<br />

Bei allen drei Hinweisen handelte es sich um den gleichen<br />

Gefangenen. <strong>Die</strong>ser so eindeutige Fingerzeig Gottes und die damit<br />

verbundenen ersten Gehversuche in der Betreuung dieses Mannes<br />

waren Bestätigung und Gewissheit; die Arbeit konnte beginnen.<br />

<strong>Die</strong> ersten Treffen<br />

„Mit <strong>Jesus</strong> Christus zu neuem Leben.“ So stand es auf unserem<br />

Einladungsplakat, das in jedem Stockwerk der Anstalt hing.<br />

Nach vier Wochen ging ich an einem Freitag zum ersten Mal mit<br />

bangem Herzen in den Gruppenabend.<br />

16


Keiner hörte dem Anderen zu<br />

Sechs Mann waren meinem Aufruf gefolgt. Nur mit der Gewissheit<br />

im Herzen: „<strong>Die</strong>s ist deine dir von Gott gegebene Aufgabe“, aber<br />

sonst keine Ahnung, saß ich den Männern gegenüber.<br />

Entsprechend verlief der Abend. Jeder versuchte, sein religiöses<br />

Verständnis als das einzig richtige darzustellen. Der Erfolg war,<br />

dass keiner dem anderen zuhörte und nichts als Streitereien<br />

produziert wurden. Auch ich machte da keine Ausnahme.<br />

Unterstützung<br />

Nach zwei so verlaufenen Gruppenabenden war ich soweit. Ich<br />

fühlte mich der Aufgabe nicht gewachsen und beschloss in meinem<br />

Inneren, wieder aufzuhören.<br />

Vorher ging ich jedoch zu meinem Pastor und berichtete ihm alles.<br />

<strong>Die</strong>ses Gespräch hatte ungeahnte Auswirkungen. Zum ersten Mal<br />

erfuhr ich direkt die Macht des Gebets.<br />

Zunächst wurde ich jedoch ermutigt weiterzumachen und nicht<br />

aufzugeben. Was ich nicht wusste: Mein Pastor predigte in<br />

regelmäßigen Abständen am Freitag in den<br />

Vormittagsgottesdiensten, die in unserem Altenheim stattfinden.<br />

Dort bat er unsere alten Geschwister, für die Arbeit im Gefängnis zu<br />

beten, vor allem in der Zeit von halb sechs bis halb acht Uhr.<br />

Gott erhört Gebet<br />

Nichts von all dem ahnend ging ich, bewaffnet mit Bibel und<br />

Gitarre, zu den Männern ins Gefängnis. Nachdem wir miteinander<br />

gesungen und gebetet hatten, geschah ein Wunder.<br />

Das erste Mal wurde nicht gestritten. Jeder war bereit, auch dem<br />

anderen zuzuhören. Der Abend verlief so harmonisch, dass ich<br />

beinahe fassungslos davorstand. Halleluja! Gott hatte die Gebete<br />

meiner Geschwister erhört und entsprechend eingegriffen.<br />

Der Name<br />

Ich hatte auf meinem Plakat zu einer neuen Erfahrung mit <strong>Jesus</strong><br />

Christus eingeladen. Damit ein Gefangener an der Gruppe<br />

17


teilnehmen kann, muss er sich mit einem entsprechenden Antrag an<br />

den Freizeitbeamten mit der Bitte wenden, ihn in die Liste der<br />

Gruppenteilnehmer einzutragen.<br />

Sämtliche Gruppen wurden automatisch nach dem benannt, was dort<br />

angeboten wurde, z. B. Schachgruppe, Tischtennisgruppe usw. So<br />

wäre es eigentlich folgerichtig gewesen, wenn die Gefangenen sich<br />

zur „Bibelgruppe“ oder zum Bibelgesprächskreis gemeldet hätten.<br />

Aber unser Herr hat es anders geführt. Er hat dieser Gruppe seinen<br />

Namen gegeben! Alle Anträge der Gefangenen waren beinahe von<br />

Anfang an, ohne dass irgendjemand dies vorher publiziert hätte, so<br />

formuliert: „Ich möchte an der <strong>Jesus</strong>-Gruppe teilnehmen.“ <strong>Die</strong>ser<br />

Name ist bis heute geblieben.<br />

Inzwischen ist er im Gefängnis zum festen Begriff geworden. Briefe<br />

oder Postkarten aus anderen Gefängnissen werden immer adressiert<br />

„An die <strong>Jesus</strong>-Gruppe“. Wenn mein Name nicht da<strong>hinter</strong> steht,<br />

bekomme ich alle trotzdem automatisch auf meinen Schreibtisch. Es<br />

ist gut, sich mit dem Namen <strong>Jesus</strong> zu identifizieren!<br />

Erfahrungen<br />

So sind wir jetzt im zwanzigsten Jahr unserer Arbeit angekommen.<br />

Dankbar dürfen wir auf Gottes wunderbares Wirken zurückschauen.<br />

Kranke wurden geheilt an Geist, Seele und Leib. Männer haben aus<br />

tiefster Not <strong>Jesus</strong> gefunden. Durch Gebetserhörungen zeigte Gott<br />

den Gefangenen in wunderbarer Weise, dass er wirklich<br />

auferstanden ist und lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit und sie deshalb<br />

dadurch Befreiung von der Sünde erfahren können.<br />

Heute haben wir sechs Gruppen mit je zwölf Gefangenen: drei für<br />

diejenigen, welche die deutsche Sprache beherrschen, eine für<br />

englisch sprechende, eine für Russische Gefangene und eine für<br />

türkische Gefangene. Auch sie können in ihrer Landessprache das<br />

Evangelium hören.<br />

Unser Auftrag und zugleich Motivation steht im Buche des<br />

Propheten Jesaja:<br />

18


„Der Geist Gottes, des Herrn, ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt<br />

hat, um den Elenden gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich<br />

gesandt, zerbrochene Herzen zu verbinden, den Gefangenen<br />

Befreiung zu predigen, den Gebundenen Öffnung der Kerkertüren;<br />

zu predigen ein Gnadenjahr des Herrn.“ Jesaja 61, 1-2<br />

In tiefer Dankbarkeit verneigen wir uns vor dem allmächtigen Gott<br />

und unserem HERRN <strong>Jesus</strong> Christus.<br />

Hartmut Köllner<br />

19


Kapitel 2 – Mitarbeiter und ihre Geschichten<br />

<strong>Die</strong> Mitarbeiter:<br />

Für die englische <strong>Jesus</strong>-Gruppe Zellenbau I:<br />

Ernst Otto Mayer Volksmission eC. Zuffenhausen<br />

Josef Antritt BGG Stuttgart<br />

Werner Mathes Gemeinde Gottes Allmersbach im Tal<br />

Willy Jung<br />

Für die türkische <strong>Jesus</strong>-Gruppe:<br />

Recep Avser Türkisch Sprechende Kirchen-<br />

Gemeinde, Sindelfingen<br />

Für die deutsche <strong>Jesus</strong>-Gruppe 1+2 Zellenbau I:<br />

Hartmut und Maria Köllner Volksmission eC. Zuffenhausen<br />

Andreas Brändle Volksmission eC. Zuffenhausen<br />

Für die deutsche <strong>Jesus</strong>-Gruppe Zellenbau III:<br />

Michael und Irmgard H.<br />

Robert Young Volksmission eC. Zuffenhausen<br />

Für die <strong>Jesus</strong>-Gruppe in der JVA Heilbronn:<br />

In der <strong>Jesus</strong>-Gruppe Gefangenenbetreuung:<br />

Eva Maria und Josef Bierbaum<br />

Tharcisse Higiro<br />

David Putz<br />

Michael Beckmann<br />

In der <strong>Jesus</strong>-Gruppe Ehefrauenbetreuung von Strafgefangenen:<br />

Renate Mittelstädt, Regina Hinsel, Klara Knazko, Kerstin Augustin<br />

Eva Maria Bierbaum<br />

Alle Heilbronner Mitarbeiter sind aus der Gemeinde<br />

20


entschiedener Christen in Heilbronn.<br />

Für die russische <strong>Jesus</strong>-Gruppe Zellenbau I:<br />

Albert Penner Freie evangelische Gemeinde<br />

21


Ernst-Otto Mayer<br />

22<br />

Nach meinem 40.Geburtstag<br />

habe ich mich aus der Jugendarbeit<br />

und Jugendleitung in<br />

meiner Gemeinde in Stuttgart-<br />

Zuffenhausen verabschiedet.<br />

Gute, zuverlässige Mitarbeiter<br />

waren durch Gottes Wirken im<br />

Glauben gewachsen.<br />

Eine lange nicht da gewesene<br />

Freiheit mit dankbarem<br />

Rückblick erfüllte mich.<br />

<strong>Die</strong> Herausforderung<br />

Eines Tages fragte mich<br />

Hartmut, ob ich mir nicht<br />

vorstellen könnte, mit ihm in den Knast zu gehen, um in einer<br />

„Freizeitgruppe“ mitzuarbeiten; ich wäre ja nun freitags frei. Wie<br />

ich wusste, arbeitete Hartmut in Stuttgart Stammheim als Beamter.<br />

Ich und in den Knast? Nein, das muss ich mir nicht antun.<br />

Der Gedanke ließ mich aber nicht mehr los. Gott tat noch ein<br />

Übriges. In einem Gottesdienst wurden als Predigttext die folgenden<br />

Verse gelesen: Matthäus 25, 31-40 „Ich bin im Gefängnis gewesen<br />

und ihr habt mich besucht...“<br />

Meine Reaktion: Das ist alles Schwachsinn, da geht es nur um die<br />

verfolgten Christen von Waldemar Sardacuk! Stammheim hat damit<br />

überhaupt nichts zu tun. Knast? Ohne mich!<br />

Hartmut ist mir in dieser Zeit ziemlich auf den Geist gegangenen.<br />

Ich habe möglichst einen großen Bogen um ihn gemacht. Da wir<br />

aber beide zu der Zeit in der Gemeindeleitung waren, war die<br />

nächste Sitzung unumgänglich. In seiner freundlichen und ganz<br />

zielgerichteten Art zückte er seinen Terminkalender und fragte,<br />

wann ich nun einmal am Freitag Abend mit in die Gruppe ginge. Ich<br />

wollte nicht unhöflich sein und sagte zu.


Am nächsten Sonntag: Gottesdienst Thema: Der Barmherzige<br />

Samariter . Ich fühlte mich schon ein wenig eingekreist und hatte<br />

eigentlich immer noch kein Ja zu der Arbeit.<br />

Chaos im Knast<br />

Der erste Zugang zum Gefängnis war für mich etwas<br />

Schockierendes; ein seltsam unwirkliches Gefühl. <strong>Die</strong> Männer<br />

wurden im Aufzug in den 8. Stock transportiert und es war<br />

unendlich laut und hektisch. Hartmut kannte einige Männer und<br />

begrüßte diese wie alte Freunde, packte seine Gitarre aus, betete und<br />

fing an zu singen. Ich war ganz einfach platt. Dann stellte er mich<br />

vor und lud mich ein zu erzählen, was Gott in meinem Leben getan<br />

hat. Ich erzählte, wie Gott mich gefunden hat, durch eine Predigt<br />

über den Verlorenen Sohn. Manche Männer hörten zu, die meisten<br />

redeten miteinander und rauchten.<br />

Hartmut sang mit den Gefangenen und hielt ihnen eine feurige<br />

Predigt. Manche hörten zu, die anderen sahen das nicht so wichtig.<br />

Mit einem jungen, blassen Gefangenen kam ich ins Gespräch, erfuhr<br />

dann wie der Gefängnisalltag aussieht. 23 Stunden Zelle, 1 Stunde<br />

Hofgang. Er war sehr froh, dass es nun solch eine Gruppe gab. Er<br />

versteht von Gott und dem allem gar nichts, aber das kann ja noch<br />

werden. Seine Tätowierung am Arm hat mich doch zweifeln lassen,<br />

ob das was werden könnte. Er bat mich, wieder zu kommen.<br />

Ich war mir in diesem Moment sicher, dass ich alles, was ich seither<br />

in der Gemeindearbeit tun durfte, ein Vergnügen zu dem war, was<br />

ich hier vorfand. Hartmut war scheinbar von dem allem überhaupt<br />

nicht beeindruckt. Er fand, dass wir eine gute Zeit hatten.<br />

Entscheidung<br />

Nach einigen Gesprächen und abwägen, gab Gott mir eines Nachts<br />

die klare Aufgabe, in der Gefängnisarbeit mit zu wirken. In einem<br />

Traum konnte ich die Menschen sehen, die durch das Evangelium<br />

gereinigt werden von ihren Sünden .Das Bild hat deutlich gemacht,<br />

dass Gott die Sünden abwäscht und wir das Wasser des<br />

Evangeliums tragen. Nicht wir müssen die Arbeit tun, Gott ist am<br />

23


Werk. Nach diesem klaren Auftrag habe ich mich entschieden, mit<br />

zu arbeiten.<br />

Seit dieser Zeit gehen wir Woche für Woche zu den Gefangenen.<br />

Woche für Woche versuchen wir, das Evangelium von <strong>Jesus</strong><br />

Christus und die Liebe Gottes in die Gruppen zu tragen. Gott gibt<br />

uns die Kraft und die Möglichkeit, dies zu tun.<br />

Name der Gruppe<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe“ – es war sicher mutig, von Anfang an die<br />

Gruppe so zu nennen. Jeder weiß sofort, wenn er sich beim Beamten<br />

anmeldet, was ihn erwartet. <strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe ist in der JVA<br />

Stuttgart zu einem festen Begriff geworden. Schon am Tor wird per<br />

Telefon weitergegeben: „<strong>Die</strong> Leute von der <strong>Jesus</strong>-Gruppe sind da!“<br />

Gott hat uns - und auch mich durch die Gruppe mehr gesegnet als<br />

wir investiert haben. In der englischen Gruppe, die ich von Robert<br />

Young vor Jahren übernommen habe, und meinem Partner Josef<br />

Antritt erleben wir die verändernde Kraft des Evangeliums in ganz<br />

besonderer Weise. Gott ist gut zu uns und lässt uns ab und zu<br />

erfahren, was in der Verkündigung des Evangeliums für eine große<br />

Kraft der Veränderung liegt.<br />

Ernst Otto Mayer<br />

24


Werner Mathes<br />

Im Jahr 1989 kamen wir als<br />

Familie nach Stuttgart, da ich<br />

dort eine Arbeit gefunden hatte.<br />

Als Gemeinde schenkte Gott<br />

uns die Volksmission in<br />

Stuttgart-Zuffenhausen, in der<br />

wir uns sehr wohl fühlten. Hier<br />

wurden auch Zeugnisse und<br />

Berichte vorgetragen. Einmal<br />

berichtete Hartmut Köllner von<br />

der <strong>Jesus</strong>-Gruppe in<br />

Stammheim. Ich dachte zu<br />

dieser Zeit, dass das auch etwas<br />

für mich wäre, unternahm aber<br />

keine weiteren Anstrengungen diesem Impuls nach zu gehen.<br />

In dieser Gemeinde gibt es an einem Nachmittag im Monat eine<br />

Veranstaltung für Familien. <strong>Die</strong>se besuchten wir regelmäßig und<br />

lernten so auch Ernst Otto Mayer kennen. Zum Ende des Jahres gab<br />

es immer Gemeindefreizeiten. Lange vor dieser Freizeit in<br />

Freudenstadt – im Jahre 1990 - sagte Ernst zu mir, dass er mich auf<br />

der Freizeit etwas fragen wollte. Dort angekommen trafen wir Ernst<br />

am Eingang, der zur Regelung der Formalitäten dort saß. Gleich<br />

nahm ich die Gelegenheit wahr und fragte ihn: „Jetzt lass mal raus,<br />

was du mich fragen willst“. Seine Frage ob die <strong>Jesus</strong>-Gruppe in<br />

Stammheim nicht das Richtige für mich wäre, war dann ein weiterer<br />

Hinweis, dass <strong>Jesus</strong> <strong>hinter</strong> mir stand und eventuell auch mich in<br />

dieser Arbeit gebrauchen wollte. Nach einigem Beten und<br />

Nachdenken nahmen wir dann Kontakt mit Hartmut und Maria<br />

Köllner auf. <strong>Die</strong>se besuchten uns, erzählten uns über die Arbeit der<br />

<strong>Jesus</strong>-Gruppe und freuten sich über meine Bereitschaft, in der<br />

Gruppe mitzuarbeiten. So ging ich mal einen Tag mit ins Gefängnis<br />

voller Erwartung, was da wohl auf mich zukommt. Aber da waren<br />

ganz normale Menschen wie Du und ich - vielleicht doch eher wie<br />

ich - und für mich wurde klar, dass ich mich dort einbringen konnte<br />

und sollte. So begann meine Arbeit in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe.<br />

25


Es ist immer wieder interessant zu sehen, was Gott tut, um neuen<br />

Mut und neue Kraft zu schenken. Da in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe für<br />

Jugendliche, in der ich mitarbeite, englisch gesprochen wird, muss<br />

Gott mich jede Woche neu ausrüsten mit den richtigen Worten, mit<br />

Kraft aus der Höhe und mit heiligem Geist. So sendet Gott auch<br />

immer wieder Menschen, die mich ganz bewusst über Situationen in<br />

meinem Leben aufklären. Ich hatte schon mehrmals erfahren, dass<br />

Gott durch Gefangene zu mir redet. Gott ist einfach super. In den<br />

englischen Gruppen gibt es oft auch Prediger, so dass die Predigt<br />

von einem Gefangenen gehalten wird, was uns dann auch wieder<br />

neue Kraft gibt. Wir dürfen im Gefängnis einen weiteren<br />

Gottesdienst pro Woche erleben!<br />

Wo bleibst Du und wann machst Du endlich mit?<br />

Werner Mathes<br />

26


Robert Young<br />

Ich habe mich mit 11 Jahren<br />

auf einem Sommer-Zeltlager<br />

für <strong>Jesus</strong> entschieden.<br />

Aufgewachsen in einer armen<br />

Familie bin ich Monate lang in<br />

die Schule gelaufen statt mit<br />

dem Bus zu fahren, damit ich<br />

mir meinen größten Wunsch,<br />

eine Bibel zu kaufen, erfüllen<br />

konnte. Schon als Teenager<br />

wollte ich Missionar werden.<br />

Ein Bruder gab mir den Rat zu<br />

studieren. Mit einem Diplom,<br />

so meinte er, könnte ich überall<br />

hin reisen um <strong>Jesus</strong> zu dienen. In meiner Jugend war ich sehr aktiv,<br />

um Menschen für <strong>Jesus</strong> zu gewinnen. Ich führte christliche Gruppen<br />

in der Schule, in der Gemeinde und half, ein christliches Café in<br />

meiner Stadt zu beginnen. Weiter leitete ich auch einen Gebetstreff<br />

für alle Pastoren in meiner Stadt, was später zu einer großen<br />

Evangelisation in diesem Gebiet führte.<br />

Im Jahre 1985 kam ich nach Deutschland und wurde 1990 geführt,<br />

in die Volksmission nach Stuttgart-Zuffenhausen zu gehen. Als ich<br />

nach Deutschland zog, sagte mir der Herr, dass Er mich segnen und<br />

zum Segen machen würde. Ich hörte, dass die Gemeinde einen<br />

Gefängnisdienst hatte. Ich war sehr an solch einer Arbeit interessiert<br />

und bat deshalb meinen HERRN mir zeigen, ob es sein Wille sei.<br />

Das Zeichen um das ich gebeten hatte war, dass mich jemand fragen<br />

sollte ob ich Interesse hätte, im Gefängnis zu arbeiten. Am<br />

folgenden Sonntag wurde ich überrascht, wie oft das Wort<br />

"Gefängnis" ausgesprochen wurde. Nach dem Gottesdienst kam<br />

Werner Mathes auf mich zu und stellte mir die Frage, die ich von<br />

Gott als Hinweis erbeten hatte. Voll Freude sagte ich sofort "Ja". Ich<br />

war vollkommen neu in der Gemeinde und deshalb erstaunt, dass er<br />

mich ansprach. Zur Begründung sagte Werner, dass sie schon lange<br />

für einen Engländer zur Gründung einer englischen <strong>Jesus</strong>-Gruppe<br />

27


gebetet hätten. Deshalb war ich eine Gebetserhörung. Es dauerte<br />

einige Monate für die offizielle Erlaubnis, aber dann ging ich zu<br />

meiner ersten <strong>Jesus</strong>-Gruppe in Stammheim. Es war mein erstes Mal<br />

in einem Gefängnis und ich musste weinen, als ich die Männer ohne<br />

Hoffnung sah. Aber <strong>Jesus</strong> ist unsere Hoffnung, und es ist großartig<br />

zu sehen, wie das Evangelium von <strong>Jesus</strong> das Leben von Männern im<br />

Gefängnis verändert. Ich fing meinen <strong>Die</strong>nst in der deutschen<br />

Gruppe an. Später, 1993, begannen wir die erste englische Gruppe<br />

zusammen mit Detlef Guderian. Jetzt, im Jahr 2006, haben wir drei<br />

englische Gruppen.<br />

Robert Young<br />

Erschienen in einer englischen Zeitung.<br />

28


Michael und Irmgard H.<br />

Meine Erfahrungen mit der<br />

<strong>Jesus</strong>-Gruppe:<br />

Ich heiße Michael H., geb.<br />

1965. Wenn ich mich recht<br />

erinnere, übten Gefängnisse<br />

schon immer einen gewissen<br />

Reiz auf mich aus – so als eine<br />

Art Denksportaufgabe "Wie<br />

kommt man hier raus"... Doch<br />

sonst hatte ich – und wollte ich<br />

mit Gefängnissen nichts zu tun<br />

haben.<br />

Im Alter von 20 Jahren lernte ich dann <strong>Jesus</strong> Christus persönlich<br />

kennen. Welch ein unbeschreibliches Erlebnis! Seit diesem Tag bin<br />

ich immer wieder neu über seine Güte und Liebe zu uns überrascht.<br />

Eine dieser Überraschungen für mich war, als ER mich durch ein<br />

Lied von Keith Green an die Bibelstelle erinnerte, in der ER einmal<br />

zu uns sagen wird: Ich war im Gefängnis und du hast mich besucht,<br />

oder eben auch nicht.<br />

Zunächst war es erstaunlich für mich, dass <strong>Jesus</strong> im Gefängnis sein<br />

sollte. Und dann noch der Anspruch IHN dort zu besuchen. Das traf<br />

mich sehr nachdrücklich. In meinem Verstand beschloss ich<br />

schließlich, meine Pflicht zu erfüllen, indem ich mal bei einem<br />

Gefängnis vorsprechen würde, ob ich denn in Kontakt mit<br />

Gefangenen kommen könnte. Und nachdem ich keine Ruhe mehr<br />

darüber fand, rief ich in einem Gefängnis an. Höflich, aber bestimmt<br />

teilte man mir mit, dass man keinen Bedarf sehe und dies so ohne<br />

weiteres auch nicht möglich sei. Da war ich aber erleichtert!<br />

Schließlich hatte ich doch alles unternommen, um den Erwartungen<br />

von <strong>Jesus</strong> zu entsprechen.<br />

29


Nachdem einige Zeit vergangen war, erzählte mir ein Bekannter von<br />

einer christlichen Gruppe, die regelmäßig ins Gefängnis geht. Auf<br />

meine Nachfrage gab er mir die Kontaktdaten des Leiters und so rief<br />

ich mit sehr gemischten Gefühlen an. Eigentlich hoffte ich, dass er<br />

mir die zuvor gehörte Botschaft bestätigen würde und ich das<br />

Thema ein für alle mal abhaken könnte. Stattdessen lud er meine<br />

Frau und mich zu sich ein, um über die "Arbeit" im Gefängnis zu<br />

sprechen. Ich erklärte ihm, wie mich die Bibelstelle nicht mehr<br />

losgelassen hatte und so vereinbarten wir einen "Probebesuch".<br />

Der besagte Tag kam und ich wurde in ein derartiges<br />

Verkehrschaos verwickelt, dass ich für die Strecke, die ich sonst in<br />

30 Minuten zurücklege, mindestens 90 Minuten brauchte! Ich war<br />

also gewaltig zu spät – und das war mir sehr peinlich!<br />

Hartmut schien jedoch fast schon damit gerechnet zu haben,<br />

jedenfalls ließ er sich nichts anmerken und irgendwie klappte es<br />

doch noch mit dem Probebesuch. Im Gefängnis trennen die<br />

Gefangenen viele Türen von der großen Freiheit und ich stellte fest,<br />

dass ich mich nach jeder Türe, die <strong>hinter</strong> mir zufiel, ein klein wenig<br />

wohler fühlte! Ich brauchte an diesem Abend nichts zu sagen,<br />

worüber ich auch sehr froh war! Trotzdem überraschte mich das<br />

Interesse der Gefangenen an meiner Person und sie ermutigten<br />

mich, das nächste Mal wieder zu kommen. Mir war mittlerweile<br />

bereits klar, dass dies der Platz war, an dem mich Gott haben wollte,<br />

denn ich spürte seinen Frieden und empfand einfach nur Freude!<br />

Ich kann meinen Bericht mit folgenden Worten beenden:<br />

Wenn <strong>Jesus</strong> etwas von dir will, dann gibt es keine Ausreden! Oder<br />

wie es die Bibel ausdrückt: Gehorsam ist besser als Opfer! Heute<br />

schäme ich mich dafür, nicht gleich alles gegeben zu haben! <strong>Jesus</strong><br />

hat für mich alles getan, ER hat an mich geglaubt, noch bevor ich<br />

angefangen habe, mein Leben in Sünde zu führen! Und ich glaube<br />

ihm? Wenn du weißt, dass <strong>Jesus</strong> etwas von dir will, dann folge ihm<br />

ohne wenn und aber! Du wirst darin gesegnet und beschützt sein.<br />

Michael H.<br />

30


<strong>Jesus</strong> segnet!<br />

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch davon erzählen, wie sehr<br />

<strong>Jesus</strong> uns segnet, wenn wir seinen Willen tun: Es war für mich eine<br />

große Freude, dass auch meine Frau sich für diese "Arbeit" öffnete.<br />

Ich durfte Gefangene zu <strong>Jesus</strong> führen und habe einige sehr gute<br />

Freunde gewonnen. Im Gefängnis darf ich sein, wie ich bin. Ich war<br />

sehr beschämt, festzustellen, dass man den Gefangen kein bisschen<br />

überlegen ist. Weder intellektuell noch moralisch! Ich beobachte<br />

hier mehr ungeheuchelte Anteilnahme als draußen! Und noch etwas<br />

durfte ich erfahren: Ja es stimmt! <strong>Jesus</strong> selbst ist im Gefängnis! Er<br />

ist mitten drin, denn er ist denen nahe, die verzweifelt und<br />

zerbrochen sind. Wie oft habe ich Zeuge für sein Erbarmen und<br />

seine große Liebe sein dürfen! Das Größte ist jedoch zu sehen, was<br />

ER tut! Ich habe Wunder im Leben der Gefangenen gesehen. Ich<br />

rede nicht von Kleinigkeiten, sondern von echten Wundern. Wo<br />

<strong>Jesus</strong> ist, da sind auch Wunder und Zeichen! Zu dem Segen gehört<br />

auch ein Aspekt, der für mich als Freiberufler eine wichtige Rolle<br />

spielt: <strong>Die</strong> Gefängnisarbeit mit ihren Ansprüchen erfordert viel Zeit.<br />

(Gruppenarbeit, Einzelbesuche, Telefonate und Erledigungen, lange<br />

Autofahrten...) Und dies nicht unbedingt nur am Wochenende. So<br />

wären eigentlich normalerweise echte finanzielle Einbussen zu<br />

erwarten, denn ich habe ja nun eine gute Entschuldigung dafür, dass<br />

ich nicht mehr 5 Tage in der Woche arbeiten kann. Das Gegenteil ist<br />

der Fall! Ich habe einen guten englischen Leitspruch in meinem<br />

Leben ganz persönlich bestätigt gesehen: "If you obey, GOD will<br />

pay!" („Wenn du gehorchst, dann belohnt dich der Herr.“) Gott hat<br />

meine Geschäfte reich gesegnet! <strong>Die</strong> Zeit im Gefängnis wurde mir<br />

nie zum Nachteil!<br />

Michael H.<br />

31


Irmgard H.<br />

32<br />

"Einen Blick riskieren" oder<br />

Wie ich zur <strong>Jesus</strong>-Gruppe<br />

gekommen bin.<br />

Frühjahr 1984:<br />

„Wie ist es denn in deiner<br />

neuen Bude?“ fragte ich meine<br />

Freundin und<br />

Klassenkameradin.<br />

„Ganz nett, aber das Zimmer<br />

hat einen großen Nachteil!<br />

Gegenüber ist das<br />

Jugendgefängnis und als ich<br />

letztens aus dem Dachfenster<br />

schaute, haben mir die Gefangenen zugewunken. Mir ist gar nicht so<br />

wohl dabei, wenn die wissen, wer hier wohnt.“<br />

Das konnte ich gut nachvollziehen. Schließlich weiß man ja nie was<br />

passiert, wenn die wieder rauskommen, dachte ich mir. Als ich dann<br />

meine Freundin besuchte, wollte ich natürlich auch mal einen Blick<br />

riskieren. Wann hat man sonst schon die Gelegenheit, <strong>hinter</strong><br />

Gefängnismauern zu schauen.<br />

Ich lehnte mich aus dem Dachfenster und tatsächlich liefen<br />

Jugendliche herum, die offensichtlich Hofgang hatten. Einige<br />

schauten auch gleich herüber, als ob sie schon darauf gewartet<br />

hätten, dass wieder mal jemand aus dem Fenster sieht. Mein<br />

allererster Gedanke war: „Hä, die sehen ja so aus wie meine<br />

Klassenkameraden. Ich meine, die könnten ja neben mir in der<br />

Schule sitzen!“ Ich war fast schon geschockt. Das hatte ich mir ganz<br />

anders vorgestellt.<br />

<strong>Die</strong>se Gedanken beschäftigten mich allerdings nicht sehr lange,<br />

denn jetzt hatte ich erst mal andere Sorgen: meinen Schulabschluss<br />

schaffen, einen Praktikumsplatz für meine Ausbildung suchen und<br />

vielleicht noch die eine oder andere Reise in die große weite Welt,<br />

bevor ich dann in den Arbeitsalltag einsteigen muss, um mir meine<br />

Rente zu sichern.


Jahre später.<br />

Inzwischen hatte ich Michael geheiratet und wir träumten von einem<br />

Leben mit gemeinsamen Visionen und Aufgabenbereichen. Bloß<br />

keine von diesen Gemeinsam-einsam-Ehen führen, bei der man<br />

nebeneinander herlebt und nur noch auf dem Papier verliebt ist. Wir<br />

engagierten uns deshalb sehr viel in der Gemeinde und wollten die<br />

Welt für <strong>Jesus</strong> gewinnen. Mein Beruf als Physiotherapeutin gab mir<br />

jede Menge Gelegenheiten, mit Menschen über den Glauben zu<br />

reden, für sie zu beten und die Kranken auch außerhalb meiner<br />

Arbeitszeiten zu besuchen. Es schien alles glatt zu laufen - zu glatt.<br />

Schließlich tat ich doch das, was <strong>Jesus</strong> von mir wollte.<br />

...ich war krank und ihr habt mich nicht besucht…Matthäus 25,<br />

43<br />

Das konnte mir niemand vorwerfen!<br />

Den Abschnitt mit dem Gefängnis konnte ich dabei getrost unter<br />

den Tisch fallen lassen. Ich wollte auf keinen Fall auf diese fromme<br />

Helfersyndromschiene geraten, bei der man sich für unentbehrlich<br />

hält. Das fand ich eher abschreckend als nachahmenswert. Nein,<br />

Danke!<br />

Ich konnte mir dennoch nicht erklären warum mich ausgerechnet die<br />

Stelle mit dem Besuch im Gefängnis besonders ansprach, wann<br />

immer ich diese Bibelverse las.<br />

Dazu kam dann noch, dass mein Mann und ich von einem<br />

amerikanischen Musiker ganz begeistert waren, der häufig einfach<br />

Bibelstellen als Liedtexte vertonte. Ausgerechnet diese Verse mit<br />

dem Gefängnis gehörten zu seinen eindrucksvollsten Liedern. Das<br />

war mir echt zuviel. Manchmal konnte ich diese Passage nicht mehr<br />

ertragen und spulte die Kassette vor bis zum nächsten Lied.<br />

Jahre später „bemühte“ sich Michael um eine Möglichkeit, ins<br />

Gefängnis zu gehen. Da alle Versuche, sich einer christlichen<br />

Gruppe anzuschließen oder selbst eine zu starten, fehlschlugen, war<br />

das Thema wieder mal für eine Weile auf Eis gelegt. Doch nicht bei<br />

33


<strong>Jesus</strong> - schließlich saß er ja im Gefängnis und wartete auf unseren<br />

Besuch!<br />

Immer wieder hörten wir von Christen, die ins Gefängnis gingen.<br />

Manchmal auch die reinsten Horrorgeschichten von naiven<br />

Christen, die von Häftlingen ausgenutzt wurden bis hin zu einigen<br />

Ehen, die zerstört wurden, weil sich einer der Ehepartner in einen<br />

Gefangenen verliebte. In dieser Zeit spürte ich deutlich, dass das<br />

weniger eine Abschreckung für mich war, sondern eher eine<br />

Warnung: wenn du dich darauf einlässt, darfst du auf keinen Fall<br />

naiv sein. Lerne von den Fehlern, die andere vor dir gemacht haben!<br />

Trotzdem beschäftigten mich weiterhin viele Fragen.<br />

Was ist, wenn ich doch nicht dafür geeignet bin?<br />

Ist unsere Ehe stark genug, um auch in Krisenzeiten zu bestehen?<br />

Werde ich überhaupt ernst genommen?<br />

Vielleicht sind Leute mit einer handfesten kriminellen<br />

Vergangenheit viel besser dafür geeignet?<br />

Am Ende habe ich mir nur eingebildet, dass ich dazu berufen bin?<br />

Und überhaupt: was kann ich denen schon bringen?<br />

Schließlich unternahm Michael noch einen letzten Anlauf und geriet<br />

über ein paar Umwege an Hartmut und Maria Köllner. Dann ging<br />

alles sehr schnell. Wir trafen uns erst einmal zum gegenseitigen<br />

Kennenlernen. Wir wussten beide, dass wir da richtig sind und in<br />

diesem Zusammenhang kann ich nur sagen: ich bereue nichts!<br />

Was die Mitarbeit in Stammheim betraf, war meine vorläufige<br />

Entscheidung zu beten, während die Gruppe stattfand. Ich machte<br />

interessante Erfahrungen, was das Thema „Einheit im Geist“ betraf.<br />

Ich konnte mir darunter nicht so sehr viel vorstellen. Ich dachte mir,<br />

dass diese Einheit nicht unbedingt etwas mit einheitlichen<br />

Meinungen, Erkenntnissen oder Ansichten zu tun haben musste,<br />

aber was es sonst bedeuten könnte, wusste ich auch nicht.<br />

Während ich also betete, warf ich immer wieder mal einen Blick auf<br />

die Uhr, um den voraussichtlichen Ablauf der Gruppe besser<br />

einschätzen zu können. Häufig bekam ich spontan den Impuls für<br />

34


eine bestimmte Situation zu beten, als ob ich `wusste` was gerade in<br />

diesem Moment passierte. Wenn Michael dann nach Hause kam und<br />

mir von der Gruppe berichtete, konnte ich ihn ganz genau nach<br />

bestimmten Situationen zu bestimmten Uhrzeiten fragen und wir<br />

stellten eine erstaunliche Übereinstimmung fest, in dem, was er mir<br />

darauf hin erzählte und wofür ich konkret gebetet hatte.<br />

Als vor etwa einem Jahr die Möglichkeit bestand, eine neue Gruppe<br />

zu eröffnen, wurde mir deutlich, dass jetzt die Zeit <strong>hinter</strong> den<br />

Kulissen vorbei war und wir die neue Gruppe zusammen als<br />

Ehepaar übernehmen würden. Mein Eindruck ist oft, dass wir<br />

anfangs von manchen Häftlingen null ernst genommen werden. Das<br />

ändert sich meistens schlagartig von dem Moment an, wenn sie<br />

selbst irgendeine persönliche Erfahrung mit <strong>Jesus</strong> machen. So muss<br />

ich mir immer wieder klar machen: wenn ich nicht <strong>Jesus</strong> zu den<br />

Menschen bringe, dann habe ich nichts zu bringen. Eigentlich ganz<br />

einfach.<br />

Irmgard H.<br />

35


Maria Köllner<br />

Seit vier Jahren arbeite ich in<br />

der <strong>Jesus</strong>-Gruppe mit. Das ist<br />

ein großes Wunder in meinen<br />

Augen. Hartmut kann in diesem<br />

Jahr auf 20 Jahre <strong>Die</strong>nst an den<br />

Gefangenen zurückblicken. Ich<br />

stand zwar immer <strong>hinter</strong> der<br />

Arbeit, konnte aber auf Grund<br />

Jahrzehnte langer Krankheit in<br />

keiner Weise an eine Mitarbeit<br />

denken.<br />

Eines Nachts redete Gott im<br />

Traum zu mir, worin er mir den<br />

Auftrag gab, in der <strong>Jesus</strong>-<br />

Gruppe mit zu arbeiten. Darauf<br />

antwortete ich: “Ich kann diese<br />

Arbeit doch gar nicht tun. Ich bin doch so krank.“ Gottes Antwort<br />

kam prompt:<br />

36<br />

“In den Schwachen bin ich mächtig.“ 2 Korinther 12,9<br />

Am Morgen erzählte ich es meinem Mann, der natürlich<br />

entsprechend sprachlos reagierte und wir beide davon ausgingen,<br />

dass es doch von den Umständen her unmöglich war, in diesen<br />

<strong>Die</strong>nst mit einzutreten. Ohne dass mein Mann und ich darauf<br />

reagierten, verging fast ein halbes Jahr. Dann griff Gott in die<br />

Situation ein. <strong>Die</strong> Mitarbeiterin, mit der mein Mann zu den Frauen<br />

nach Leonberg ging, war verhindert. Alleine konnte er die Gruppe<br />

dort nicht machen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als eine<br />

Genehmigung zu beantragen, damit ich mitgehen konnte. Es wurde<br />

ein sehr gelungener Abend. <strong>Die</strong> Frauen baten mich, wieder zu<br />

kommen. So wurde ich als ehrenamtliche Mitarbeiterin zugelassen<br />

und konnte dann immer an den Gruppenabenden der Frauen und<br />

später auch bei den Männern teilnehmen. Obwohl mein<br />

Gesundheitszustand sich zunächst nicht verbesserte, gab der Herr


immer die notwendige Kraft, meinen <strong>Die</strong>nst an den Gefangenen<br />

aufrecht zu erhalten. Manchmal konnte ich erst ein paar Stunden<br />

vorher aufstehen. Es hat aber immer kräftemäßig gereicht. Gott sei<br />

alle Ehre dafür. So gehe ich jetzt seit meinem ersten Besuch im<br />

Frauengefängnis jeden Freitag als Mitarbeiterin ins Gefängnis mit.<br />

Gott schenkt mir dabei immer Gelingen. Seit einem Jahr geht es mir<br />

auch gesundheitlich etwas besser. Ich bin voller Dankbarkeit und<br />

Freude, diesen <strong>Die</strong>nst tun zu dürfen.<br />

Maria Köllner<br />

37


Josef Antritt<br />

38<br />

Wie bin ich zur <strong>Jesus</strong>-Gruppe<br />

gekommen?<br />

Mir ist bewusst geworden, wie<br />

alles im Leben durch die Hand<br />

Gottes gelenkt, und die innere<br />

und Äußere Entwicklung durch<br />

ihn bestimmt wird.<br />

Im Jahre 1997 kam ich bei einem<br />

geschäftlichen Kundenbesuch<br />

mit Werner Mathes über den<br />

Glauben ins Gespräch. Anlass<br />

war ein Aufkleber von „Pro<br />

Christ“ auf seinem Monitor. Wer<br />

Werner kennt, weis, dass er<br />

schnell und direkt Menschen anspricht, und auf den Punkt kommt.<br />

Ich glaube, es war dann der zweite geschäftliche Kontakt mit<br />

Werner, als er mich auf den Gefangenendienst in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe<br />

in Stuttgart-Stammheim ansprach.<br />

Nach Kontaktaufnahme mit Hartmut Köllner konnte ich ein erstes<br />

Mal bei einem Gruppenabend im Gefängnis teilnehmen. Mit der<br />

Mitteilung in einer Gefangenen Gruppe mitzuarbeiten, erntete ich<br />

nicht unbedingt Beifall in meinem Umfeld. Trotz manchem<br />

Nichtverstehen konnte ich mit tiefem innerem Frieden in der<br />

Entscheidung, im Gefängnis mitzuarbeiten, ruhen. Ein Jahr später<br />

war es dann für mich soweit, dass ich nach Erledigung aller<br />

Formalitäten endlich den „<strong>Die</strong>nst“ aufnehmen durfte. Seither<br />

betreue ich an der Seite von Ernst Otto Mayer am Donnerstagabend<br />

die Gefangenen in der englischen <strong>Jesus</strong>-Gruppe.<br />

Doch zurück zum Ausgangspunkt. Nach meiner Bekehrung hat Gott<br />

angefangen, mein Leben zu verändern. Ein ehemaliger<br />

Studienkollege lud mich ein, mit ihm zusammen nach Uganda zu<br />

reisen. Eigentlich wusste ich nicht so richtig, was ich in Uganda


eigentlich soll. Nach mehrmaligem Drängen meines Freundes<br />

entschloss ich mich, dann doch mitzugehen. <strong>Die</strong> geistlichen<br />

Erfahrungen die ich dort auf der Missionsstation von Missionar<br />

Siegmar Göhner machte, haben meine Beziehung zu <strong>Jesus</strong> ganz neu<br />

inspiriert. Es war, als hätte ich den Zugang zu Gott und dessen<br />

wahre Existenz dort in Uganda erst richtig realisiert. So schloss sich<br />

der Kreis wieder. Denn in Hartmut Köllner und Ernst Otto Mayer<br />

traf ich auf Männer, die, wie Siegmar Göhner, zur Volksmission<br />

gehören<br />

Ich bin kein Pastor, habe keine Bibelschule besucht, bin völlig<br />

unmusikalisch und bin als technisch orientierter Mensch auch<br />

keiner, der gerne viel redet. Aber ich gehe jeden Donnerstag mit<br />

Freude im Herzen ins Gefängnis nach Stuttgart-Stammheim.<br />

Josef Antritt<br />

Mitarbeiter der <strong>Jesus</strong>-Gruppen Heilbronn und Stuttgart bei der 20 Jahr-<br />

Feier 2006<br />

39


Kapitel 3 – <strong>Die</strong> Welt zu Gast im Knast<br />

Das ganze Team der <strong>Jesus</strong>-<br />

Gruppe ist besonders<br />

dankbar, dass es durch die<br />

Arbeit im Gefängnis mit<br />

Menschen aus vielen<br />

Ländern in Kontakt kommt<br />

und so ihre Arbeit nicht auf<br />

Deutschland beschränkt<br />

bleibt. Deshalb ist dies auch<br />

in unserem Logo durch die<br />

Weltkugel zum Ausdruck<br />

gebracht (siehe Überschrift).<br />

Folgende Länder waren und<br />

sind in unseren Gruppen vertreten. (<strong>Die</strong>se Aufzählung ist bestimmt<br />

nicht abschließend):<br />

Sierra Leone; Ghana; Kamerun, USA; Nigeria; Süd Afrika;<br />

Malaysia; Gambia; England; Irland; Angola; Zaire; Liberia;<br />

China; Äthiopien; Togo; Sri Lanka; Indien; Elfenbeinküste;<br />

Deutschland; Polen; Lettland; Russland; Italien; Türkei;<br />

Griechenland; Serbien; Kroatien; Ungarn, Spanien, Portugal,<br />

Litauen, Albanien, Georgien, Rumänien.<br />

Jeder Gefangene bekommt eine Bibel in seiner Landessprache.<br />

Viele werden wieder in ihre Heimatländer zurückgehen. Wir können<br />

ihnen das Beste und Schönste mitgeben, das es auf Erden gibt,<br />

nämlich die frohe Botschaft unseres Herrn <strong>Jesus</strong> Christus, Halleluja!<br />

Gepriesen sei der Name des Herrn!<br />

40


Kapitel 4 – Freiheit <strong>hinter</strong> <strong>Gittern</strong><br />

1. <strong>Jesus</strong> wartet!<br />

Es ist immer etwas ganz dramatisches, wenn man das Gefängnis<br />

Stammheim betritt. Nachdem man durch das Haupttor gegangen ist,<br />

muss man durch wenigstens zehn eiserne Türen gehen, um den<br />

Bereich zu erreichen, in dem die Häftlinge sind. An einem Abend<br />

kam ich in das Stockwerk, wo die Duschen sind. <strong>Die</strong> Häftlinge von<br />

meiner Gruppe arbeiten jeden Tag. Am Abend können sie duschen.<br />

Einige von ihnen waren bei meiner Ankunft noch unter der Dusche.<br />

Einer der Beamten klopfte an die Tür und rief:<br />

"Hallo ...beeilt euch ...<strong>Jesus</strong> wartet!".<br />

Wie wahr! Offenbarung 3,21 sagt, dass dieser <strong>Jesus</strong> vor der Tür<br />

unseres Herzens wartet, damit wir sie öffnen, um Ihn hereinzulassen.<br />

<strong>Jesus</strong> will Gemeinschaft mit uns!<br />

Robert Young<br />

2. Mit 12 Jahren beging ich meinen ersten<br />

Einbruch<br />

Ein Lebenszeugnis, gegeben bei einer Veranstaltung von<br />

„Christen im Beruf“ in Ravensburg<br />

Mein Name ist Wasilius. Ich bin 28 Jahre alt und von Beruf Dreher.<br />

Ich möchte aus meinem Leben berichten, wie es vorher war und<br />

heute ist.<br />

Mit 12 Jahren beging ich meinen ersten Einbruch<br />

Ich bin mit drei Geschwistern aufgewachsen. Meine Mutter musste<br />

Geld verdienen, den Haushalt machen und die Kinder versorgen. So<br />

hatte sie kaum für ihre Kinder Zeit.<br />

Mein Vater kümmerte sich um nichts. Er brachte kein Geld nach<br />

Hause, obwohl er gearbeitet hat. Dadurch suchte ich Anerkennung<br />

41


ei meinen Freunden. Wir heckten allerhand Streiche aus und haben<br />

dabei auch gestohlen. Mit 12 Jahren beging ich meinen ersten<br />

Einbruch. Es hat mir richtig Spaß gemacht, vor allem, weil alles gut<br />

gelaufen ist.<br />

Irgendwie habe ich die Bestätigung und den Nervenkitzel gebraucht.<br />

Auf diesem Wege habe ich mit 15 Jahren das erste Mal Haschisch<br />

geraucht. Es dauerte nicht lange, bis wir dann das erste Mal beim<br />

Einbrechen erwischt wurden. Daraufhin gab es die erste<br />

Gerichtsverhandlung, in der ich vom Richter abgemahnt wurde. In<br />

den Folgenden waren es dann Arbeitsstunden, Bewährung,<br />

Erziehungsheim und Gefängnis.<br />

Eine ruhige Zeit<br />

Mit 15 Jahren kam ich in ein Heim. Dort habe ich meine Lehre als<br />

Dreher gemacht. <strong>Die</strong>s war eine ruhige Zeit, ohne Drogen, ohne<br />

Einbrüche. Ich war dort sehr gefordert, obwohl es ein offenes Heim<br />

war und wir in die Diskothek gehen und einiges Andere machen<br />

konnten.<br />

Rückfall<br />

Nach meiner Lehre ging ich wieder nach Stuttgart. Dort ging alles<br />

wieder von vorne los. Ich ging wieder einbrechen, konsumierte<br />

Drogen, verkaufte auch selbst. Beim Einbrechen bin ich dann<br />

wieder erwischt worden. <strong>Die</strong>smal bin ich noch mit Bewährung<br />

davongekommen. Als ich das nächste Mal festgenommen wurde,<br />

bekam ich ein Jahr Gefängnis. In Schwäbisch Hall in der<br />

Jugendhaftanstalt verbüßte ich zwei drittel meiner Strafe.<br />

Andere Dinge waren wichtiger als <strong>Jesus</strong><br />

Ich bin dort irgendwie in einen Bibelkreis hineingekommen. Ich<br />

hatte erfahren, dass in der Zeit von 17 -19 Uhr, die Zellen waren um<br />

diese Zeit schon geschlossen, dieser Kreis stattfand. Ich ging dort<br />

hin, ohne mir etwas davon zu versprechen. Ich hatte auch keine<br />

Ahnung, was dort auf mich zukam. Dort hörte ich zum ersten Mal<br />

von einem lebendigen Evangelium und von <strong>Jesus</strong> Christus. Mir<br />

waren jedoch viele Dinge wichtiger als <strong>Jesus</strong>, denn ich wollte<br />

42


weiterhin Drogen nehmen und die Dinge dieser Welt genießen.<br />

Geld, Autos und Profit, das war’s, was mich interessierte.<br />

Ich sagte zu <strong>Jesus</strong> „nein“ und zu den Drogen „ja“<br />

Ich sah, dass ich gar nicht richtig in die Thematik hineinkam. Man<br />

sagte mir zwar, „Du musst dein Leben <strong>Jesus</strong> übergeben, dann wird<br />

es wieder aufwärts gehen, du wirst da herauskommen und alles wird<br />

wieder gut werden“.<br />

Bei allem sagte ich jedoch nein zu <strong>Jesus</strong>, aber ja zu Drogen, zum<br />

Einbrechen usw. Bald wurde ich wieder auf Bewährung entlassen.<br />

Ich kam wieder nach Stuttgart, wo der Drogenkonsum weiterging<br />

und auch das Einbrechen.<br />

Ich meinte, einen auf „unschuldig“ machen zu können<br />

An keiner Arbeitsstelle konnte ich es über eine längere Zeit<br />

aushalten. <strong>Die</strong> längste Zeit an einem Platz war während meiner<br />

Lehre, die dreieinhalb Jahre ging. Sonst hielt ich es höchstens vier<br />

Monate aus. Mein erster Einbruch war sechs Monate nach meiner<br />

Entlassung. Wieder wurde ich erwischt. In der darauf folgenden<br />

Verhandlung wurde ich zu 5 Jahren verurteilt.<br />

Beschuldigt wurde ich wegen drei Vergehen. Mit zwei davon hatte<br />

ich jedoch nichts zu tun. Ich meinte, hier einen auf unschuldig<br />

machen zu können. Bin aber nicht damit durchgekommen. Für alle<br />

drei Fälle wurde ich schuldig gesprochen. Hier fing ich an zu fragen,<br />

wo denn die Gerechtigkeit ist.<br />

Jeden Tag gingen wir Haschisch rauchen<br />

Kurze Zeit war ich in Stammheim und wurde dann nach Ravensburg<br />

verlegt. Dort arbeitete ich in der Schlosserei und habe einen<br />

Mithäftling kennen gelernt, mit dem ich immer Haschisch rauchen<br />

ging. Er hat mich am Anfang gleich eingeladen und wir gingen<br />

jeden Tag auf die Toilette, um unsere Sucht zu befriedigen.<br />

Ich habe <strong>Jesus</strong> kennen gelernt<br />

Eines Morgens kam er wieder zu mir und ich dachte wir gehen jetzt<br />

gleich wieder auf die Toilette, um Haschisch zu rauchen. Da sagte<br />

43


mein Freund: „Du, ich rauch kein Haschisch mehr. Ich habe <strong>Jesus</strong><br />

kennen gelernt, bei mir geht das nicht mehr. Trotzdem habe ich bei<br />

ihm etwas „abstauben“ können und bin rauchen gegangen.<br />

„Flieh, Kleiner flieh“<br />

Ich hatte von <strong>Jesus</strong> ja bereits im anderen Gefängnis gehört und so<br />

kamen wir ins Gespräch. Circa eine Woche später gab er mir ein<br />

Buch mit dem Titel „Flieh, Kleiner flieh“ von Nicki Cruz. Einer, der<br />

selbst so abgesackt war wie ich. Ich habe in diesem Buch selbst<br />

erkannt, dass ich verloren bin, im selben Ausmaß wie er. Bei mir<br />

ging es zwar nicht bis zum Mord, aber ich fühlte mich in derselben<br />

Situation wie er. <strong>Die</strong>ses Buch habe ich an einem Abend in einem<br />

Zug durchgelesen. Das waren über dreihundert Seiten. Es war so<br />

packend, dass ich öfters weinen musste.<br />

Wenn ich diesen Schritt nicht mache, bin ich verloren<br />

Danach fing ich an, die Bibel zu lesen. Ich weis nicht mehr, was ich<br />

alles gelesen habe. In dem Moment spielte sich in meinem Kopf<br />

sehr viel ab. Ich hatte die feste Gewissheit, wenn ich diesen Schritt<br />

nicht mache, bin ich verloren, wenn ich nicht mit <strong>Jesus</strong> gehe und<br />

ihm mein Leben gebe. Und ich habe mir da wirklich etwas<br />

versprochen.<br />

<strong>Jesus</strong>, nimm Du mein Leben in Deine Hand!<br />

An diesem Abend bin ich auf die Knie gegangen und habe <strong>Jesus</strong> um<br />

Vergebung meiner Sünden gebeten und habe ihm gesagt:“ Komm<br />

du in mein Leben und ändere du es, nimm du es in Deine Hand. Ich<br />

bin danach aufgestanden, ich habe nichts gefühlt oder gespürt und<br />

dachte, was ist jetzt los. Irgendetwas habe ich erwartet. Es passierte<br />

jedoch nichts. An diesem Abend ist mir trotzdem ein Gedanke durch<br />

den Kopf gegangen. Jetzt hast Du angefangen, mach so weiter! Lies<br />

die Bibel, bete zu Gott und nimmt das wahr, was in der Bibel steht.<br />

Als gläubiger Christ war ich noch zwei Jahre im Gefängnis. Doch es<br />

ging aufwärts.<br />

44


Ein Jahr Arbeit im geschlossenen Vollzug und nur einen Tag<br />

krank!<br />

Früher war es so, da hat man Donnerstag krank gemacht, weil da<br />

nichts los war, keine Freizeit. Nach der Arbeit war gleich<br />

Einschluss, jeder in seine Zelle. Nach meiner Bekehrung machte ich<br />

da nicht mehr mit. Ein Jahr arbeitete ich im geschlossenen Vollzug<br />

und war nur einen Tag krank. Ich wollte es selbst nicht glauben.<br />

Heute macht mir das Arbeiten Spaß<br />

In meinem Leben hat sich viel verändert. Inzwischen bin ich schon<br />

vier Jahre entlassen und habe beinahe vier Jahre im selben Betrieb<br />

gearbeitet. Jetzt arbeite ich in einer anderen Firma. Heute macht mir<br />

das Arbeiten Spaß. Wenn ich daran denke, dass ich es früher nur<br />

vier Monate an einem Platz ausgehalten habe, kann ich es kaum<br />

glauben. Gekündigt wurde mir auch nicht, weil ich nicht wollte,<br />

sondern wegen Auftragsmangel.<br />

Mit <strong>Jesus</strong> kann ich über alles reden!<br />

Es ist nicht so, dass ich mit <strong>Jesus</strong> keine Probleme habe. Früher hatte<br />

ich niemand, mit dem ich darüber reden konnte, weder Mutter noch<br />

Vater oder Geschwister, jeder hat auf sich geschaut. Mit <strong>Jesus</strong> habe<br />

ich jemand gefunden, mit dem ich über alles sprechen konnte, der<br />

mir helfen konnte und mein Leben in seine Hand genommen hat. Er<br />

hat mich total verändert. Ich kann, wie schon gesagt, arbeiten gehen,<br />

ich habe keinen Drang mehr zum Einbrechen. Auch Drogen haben<br />

keinen Platz mehr in meinem Leben. Eine Woche nach meiner<br />

Bekehrung rauchte ich das letzte Mal Haschisch. Gott hat mit klar<br />

gezeigt: Das brauchst du nicht, bei mir nicht! Das, was dein Leben<br />

ausfüllt, bekommst Du von mir. Mit allem möchte ich Gott die Ehre<br />

geben, besonders, dass er mein Leben so umgestaltet hat.<br />

Anmerkung: Bruder Wasilius war in seiner Zeit in Stammheim für<br />

zwei Abende in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe. In Ravensburg lernte er durch<br />

seinen Freund, der sich vor ihm bekehrte, den Gefangenen kennen,<br />

der wohl mitgeholfen hat, diesen auf den Weg zu bringen. <strong>Die</strong>ser<br />

Bruder war mehrere Monate in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe und hat sich noch<br />

in seiner Stammheimer Zeit bekehrt. Als er verlegt wurde, waren<br />

45


wir noch lange Zeit telefonisch in Verbindung. Er berichtete uns,<br />

dass er immer mit zwei weiteren Gefangenen zusammen ist, um<br />

über das Evangelium zu reden und zu beten. So hat Gott diesen<br />

Mann benützt, um zwei Menschen aus ihrer Verlorenheit<br />

herauszuholen. Ihm allein sei alle Ehre, Halleluja!<br />

3. Zwei Muslime entscheiden sich für <strong>Jesus</strong><br />

An einem Abend, als wir sangen und ich Gitarre dazu spielte, kamen<br />

plötzlich zwei von den Gefangenen auf mich zu. Ich habe mich<br />

gefragt, was sie wohl wollten. Als sie bei mir waren, baten sie mich<br />

mit ihnen zu beten. Sie wollten öffentlich <strong>Jesus</strong> bekennen und ihn<br />

als ihren Herrn in ihr Leben aufnehmen. <strong>Die</strong> beiden waren Muslime.<br />

4. Drei Gefangene geben an einem Abend ihr<br />

Leben in <strong>Jesus</strong> Hand<br />

An einem Abend ging ich ziemlich deprimiert in die Gruppe. Ich<br />

war bereits lange Zeit arbeitslos und in einem finanziellen Engpass.<br />

Am diesem Abend habe ich zum Herrn gebetet und bat ihn mir zu<br />

zeigen, dass Er mit mir ist. Es wurde ein schöner Abend im<br />

Gefängnis. Ich habe eine Kurzpredigt gehalten und mein Zeugnis<br />

erzählt, wie ich als Kind zu <strong>Jesus</strong> gefunden habe. Auf meine Frage<br />

ob jemand sein Leben in Jesu Hand legen wollte, kamen drei<br />

Männer nach vorne, haben sich hingekniet und haben ihr Leben<br />

<strong>Jesus</strong> übergeben.<br />

5. John - bewahrt vor dem Tod<br />

John ist Amerikaner. Er hatte finanzielle Probleme. Durch den Rat<br />

eines Freundes, den er angenommen hat, entschied er sich, Drogen<br />

zu verkaufen. Sein Dealer brachte ihn auf die Königstraße in<br />

Stuttgart, wo er Drogen verkaufen sollte. Durch den Zugriff der<br />

Polizei wurde John jedoch verhaftet, bevor er mit dem Verkauf<br />

beginnen konnte. Sein Dealer konnte entkommen.<br />

Eine Woche später jedoch wurde er durch 20 Messerstiche mit<br />

einem Bajonett von einem rivalisierenden Dealer erstochen.<br />

46


John erkannte, dass Gott durch seine Inhaftierung sein Leben<br />

bewahrt hatte und außerdem verhindert hat, dass er eine<br />

Verbrecherkarriere begann.<br />

John kam zur <strong>Jesus</strong>-Gruppe und gab bald darauf sein Leben in Jesu<br />

Hände. Nach seiner Entlassung ging er zurück zu seiner Frau und<br />

seinem Baby.<br />

John wurde auch von einem Baptisten Kaplan der U.S.- Armee<br />

besucht. Als der Kaplan von der <strong>Jesus</strong>-Gruppe hörte, schenkte er<br />

uns viele englische Bibeln, die für die Soldaten im Irak-Krieg<br />

bestimmt waren, jedoch nicht mehr gebraucht wurden.<br />

6. Lucky<br />

Lucky war ein feiner junger Mann, sehr offen, aber skeptisch und<br />

hatte viele Fragen. So auch an einem Gruppenabend, wo er mich<br />

fragte: “Woher hat Kain seine Frau bekommen?“. Ich war über seine<br />

Frage ein bisschen enttäuscht, aber ich glaube, dass er wirklich an<br />

einer Antwort interessiert war. Der Herr half mir, diese Frage zu<br />

seiner Zufriedenheit zu beantworten.<br />

Einige Wochen später wollte Lucky <strong>Jesus</strong> als seinen Erlöser<br />

annehmen. Wir sangen immer das Lied "I’d rather have <strong>Jesus</strong> than<br />

silver or gold.“ („Ich will lieber <strong>Jesus</strong> haben als Silber oder Gold.")<br />

Es wurde das Lieblingslied von Lucky.<br />

Er gestand vor der ganzen Gruppe, dass er sein ganzes Leben lang<br />

danach gestrebt hat, reich zu werden. Er hatte versucht, eine Disko<br />

zu betreiben, mit der er jedoch Konkurs gemacht hat. Um seine<br />

Schulden abzubezahlen, verbrauchte er sein ganzes Erbe.<br />

Schließlich wurde er in den Verkauf von Drogen verwickelt, was<br />

seine Verhaftung zur Folge hatte.<br />

Jetzt in Gefängnis erkannte er, dass <strong>Jesus</strong> wichtiger als aller<br />

Reichtum dieser Welt war. Er nahm deshalb <strong>Jesus</strong> als seinen Erlöser<br />

an. Seitdem ist <strong>Jesus</strong> Herr in seinem Leben. Er wurde nach<br />

Heimsheim verlegt und besucht dort regelmäßig die Gruppe des<br />

Schwarzen Kreuzes.<br />

47


Ich besuche ihn einmal pro Monat. Letztes Mal erzählte er mir, dass<br />

er mit einem ungläubigen Jugoslawen gesprochen hatte. Der Mann<br />

war am Anfang nicht interessiert, wollte aber später doch eine Bibel<br />

von Lucky haben. Preis den Herrn!<br />

Robert Young<br />

48<br />

Von einem Gefangenen gemalt


7. <strong>Jesus</strong> war Stärker – Ein Bericht von Ernst<br />

An einem Gruppenabend im Winter erschien ein leibhaftiger Inder.<br />

Mit Turban und feinstem Kleid. Sehr vornehm und gebildet. Stellte<br />

sich vor und bekam, wie jeder Neue, eine Bibel. Er hörte<br />

aufmerksam zu und stellte einige Fragen. Bedankte sich am Ende<br />

der Gruppe und sagte zu, das nächste Mal wieder dabei zu sein.<br />

Am kommenden Donnerstag wollte er über indische Religionen eine<br />

Einführung geben. Der Rest der Gruppe wollte aber in unserem Text<br />

zur Weihnachtsgeschichte weitermachen.<br />

Plötzlich eine Stimme aus der linken Ecke an der Decke, dann von<br />

der rechten Seite. Der Mann aus Indien war aus seinem Körper<br />

ausgestiegen und sprach uns an. „Mr. Mayer, I have the real power<br />

to do great things in your life.” Ich war sehr erschrocken und die<br />

anderen auch und forderte ihn auf, sofort in seinen Körper zurück zu<br />

gehen. Er machte sich über uns lustig und lachte. Sein Körper saß<br />

regungslos am Tisch und war wie erstarrt, Augen und Mund<br />

geschlossen.<br />

Plötzlich hatte ich wie eine Eingebung und befahl: „Im Namen Jesu<br />

kehre zurück in deinen Körper!“ Es geschah sofort!<br />

Nach einiger Zeit hatten wir uns von unserem Schock erholt und der<br />

indische Guru war etwas nervös. Noch nie hatte ihn jemand in<br />

seinen Körper zurück geschickt.<br />

<strong>Jesus</strong> war stärker und er konnte seinen Körper nicht mehr verlassen,<br />

was dann auch Anlass zu einem Gespräch bei der Behörde gab.<br />

<strong>Jesus</strong> sei die Ehre und der Dank; er ist der Herr!<br />

49


Kapitel 5 – Heilung <strong>hinter</strong> <strong>Gittern</strong><br />

1. <strong>Jesus</strong> heilt Kranke!<br />

Vor ein paar Wochen hatte ich einen kleinen Sportunfall, bei dem<br />

ich mir sehr schmerzhafte Prellungen am linken Handgelenk zuzog.<br />

In der Gruppe wurden wir aufgefordert, dass die, welche irgend ein<br />

Problem haben, unter Handauflegung (wie in Markus 16, Vers 18<br />

beschrieben) mit sich beten lassen sollen. Da die Schmerzen in<br />

meinem Handgelenk sich schon über mehrere Wochen hinzogen<br />

und ich auch deshalb keinen Sport mehr machen konnte, meldete ich<br />

mich. <strong>Die</strong> Gruppenleiter beteten mit mir, indem sie mir die Hände<br />

auflegten. Nach einer Woche waren die Schmerzen total weg und<br />

ich konnte wieder ohne Probleme Sport machen.<br />

Das war ein Wunder vom Herrn. Damit hat er mir auch bewiesen,<br />

dass Er da ist.<br />

<strong>Die</strong> Bibel, das lebendige Wort!<br />

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Gott mich angerührt hat, kam ich<br />

überhaupt nicht auf die Idee, unter der Woche in der Bibel zu lesen.<br />

Ja, ich hatte Angst davor, es zu tun, weil ich fürchtete, Gott würde<br />

durch sein Wort mir mein altes Leben vor Augen führen. Doch auf<br />

einmal verspürte ich große Freude, in der Bibel zu lesen. Von<br />

diesem Tag an las ich täglich mehrere Seiten.<br />

Zum Beispiel die Geschichte vom ,,Verlorenen Sohn“ liest sich wie<br />

mein Leben. Denn ich war verloren, habe meine Eltern verlassen<br />

und jetzt wieder zu ihnen zurückgefunden.<br />

<strong>Jesus</strong> schenkt Freude und nimmt alle Lasten!<br />

Dann sind da noch Seine Gebote. Ich kann sagen. dass ich gegen<br />

alle verstoßen habe. Am 9. Oktober 1992 haben die Gruppenleiter<br />

mit mir gebetet. Dabei habe ich Gott um Vergebung gebeten und<br />

mein Leben in Jesu Hand gelegt.<br />

Nach meiner Bekehrung durchdrang mich ein wunderbares Gefühl<br />

der Freude und zugleich spürte ich wie eine große Last von mir<br />

genommen wurde. Es war der schönste Tag meines Lebens. Seit<br />

dem habe ich wieder Pläne für mein Leben. Ich will meine Zeit im<br />

50


Gefängnis gut ausnutzen, eine Lehre machen, Fremdsprachen<br />

lernen, damit ich für mein späteres Leben gut vorbereitet bin.<br />

2. Louis - Gott hat Seine Gründe<br />

Louis war auf Gott böse, nachdem er verhaftet wurde und ins<br />

Gefängnis kam, bis folgendes passierte:<br />

Jeder Häftling wird vom Arzt untersucht, wenn er ins Gefängnis<br />

kommt. Bei Louis entdeckte der Arzt, dass seine Leber sehr<br />

vergrößert war. Louis gab zu, dass er viel trank. Der hohe<br />

Alkoholkonsum war die Ursache seines Leber-Problems.<br />

Der Arzt meinte zu Louis, dass er daran gestorben wäre. Nur durch<br />

seine Verhaftung und die dadurch erfolgten Untersuchungen wurde<br />

sein Problem festgestellt und konnte entsprechend behandelt<br />

werden.<br />

Jetzt ist die Leber von Louis wieder normal. Er konnte freudig<br />

Zeugnis geben, dass Gott sein Leben bewahrt hat.<br />

Durch die <strong>Jesus</strong>-Gruppe hat er wieder zu <strong>Jesus</strong> gefunden. Louis<br />

wurde durch Gottes Eingreifen ein wertvolles Mitglied der Gruppe<br />

und Anderen zum Segen.<br />

3. John - Der Arzt konnte meinen hohen<br />

Blutdruck nicht heilen<br />

John war auch böse auf Gott, weil er ihn nicht vor dem Gefängnis<br />

bewahrt hat. In seiner Zelle konnte er weder schlafen noch essen.<br />

Außerdem hatte John ein Problem. Sein Blutdruck war viel zu hoch.<br />

Seinem Arzt war es unmöglich, ein Medikament zu finden, das ihm<br />

geholfen hätte.<br />

So kam John in die <strong>Jesus</strong>-Gruppe. Er genoss diese Zeit und sang die<br />

Loblieder mit Begeisterung. Während einer weiteren Untersuchung<br />

im Gefängnis stellte der Arzt fest, dass Johns hoher Blutdruck<br />

verschwunden und wieder normal war. Er blieb auch die ganze Zeit<br />

stabil. Auch im Gefängnis ist die Kraft des Herrn gegenwärtig um,<br />

wie in diesem Fall, heilend einzugreifen.<br />

51


Kapitel 6 – Befreiung von Sucht <strong>hinter</strong> <strong>Gittern</strong><br />

1. Von Alkoholismus befreit<br />

<strong>Jesus</strong> rettet aus der Sucht!<br />

<strong>Die</strong>s ist ganz besonders aus dem nachfolgenden Brief an meine<br />

Gemeinde ersichtlich.<br />

Liebe Brüder und Schwestern in <strong>Jesus</strong> Christus unserem Herrn!<br />

Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die<br />

Misshandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt (Hebräer 13, 3).<br />

<strong>Die</strong>ses Bibelwort hat mich veranlasst, Euch diesen Brief zu<br />

schreiben, Euch allen, Eurer ganzen Gemeinde zu danken, für Eure<br />

Taten, für Eure Gebete.<br />

Nachdem ich 1993 im Vollrausch fast zum Mörder an einem jungen<br />

Mann geworden wäre, wurde ich verhaftet und in die<br />

Justizvollzugsanstalt Stammheim eingesperrt. Ich stamme aus einer<br />

gläubigen Familie, habe mich jedoch als junger Mensch von Gott<br />

und meinen Eltern losgesagt. Ich wurde zum überzeugten Atheisten,<br />

zu einem Menschen ohne Moral, ohne Rechtsempfinden - gottlos -,<br />

wurde zum Flucher und Lästerer.<br />

Irgendwo in mir war aber immer eine Stimme, mein Gewissen;<br />

immer hat mich dieses gemahnt, mein Verhalten, mein Tun zu<br />

ändern, von der Sünde, von meinen Verfehlungen abzulassen. Um<br />

diesen Signalen und Warnungen auszuweichen, damit ich weiter<br />

gottlos leben konnte, weiter zu betrügen, zu huren, zu lügen, habe<br />

ich schon früh begonnen, meinen Verstand, mein Gewissen, meine<br />

Seele mit Alkohol zu betäuben, so sehr, dass ich zu einem üblen<br />

Alkoholiker wurde, so schlimm, dass ich nüchtern keine Kaffeetasse<br />

mehr halten konnte und oft nicht mehr wusste, was ich tat. Der<br />

Teufel hatte mich völlig in seiner Gewalt.<br />

Erst hier im Gefängnis, nachdem mir langsam klar wurde, was ich<br />

angerichtet hatte, nachdem ich zu erkennen glaubte, dass mein<br />

ganzes Leben zerstört sei und ich ständig von Selbstmordgedanken<br />

geplagt war, begann ich, erinnert an die Gebete meiner Kindheit, in<br />

52


tiefster Not nach dem Herrn zu rufen. Ich war nicht gläubig, aber<br />

auf der Suche.<br />

Ein Mitgefangener, mit dem ich während des Hofganges über<br />

Glaubensangelegenheiten diskutierte, machte mich darauf<br />

aufmerksam, dass es hier in der Justizvollzugsanstalt eine Gruppe<br />

gäbe, die sich mit der Bibel befasste. Lange zögerte ich, bevor ich<br />

den Antrag stellte, in die <strong>Jesus</strong>-Gruppe gehen zu dürfen.<br />

Ab diesem Zeitpunkt war ich jeden Freitag in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe,<br />

sang, betete mit und las wieder in der Bibel.<br />

Mein Tatopfer, ein junger Mann, war damals immer noch schwer<br />

verletzt. Es war nicht absehbar, ob er jemals völlig genesen würde.<br />

So begann ich, täglich für die Heilung meines Opfers zu beten. Wie<br />

glücklich war ich, als ich erfuhr, dass der junge Mann wieder gehen<br />

konnte und nicht für sein künftiges Leben an den Rollstuhl gefesselt<br />

sein musste. In jener Zeit hatte sich mir der Herr mannigfaltig<br />

offenbart, mir über die Maßen geholfen.<br />

In all den Brüdern, die den <strong>Die</strong>nst hier verrichten, fand ich<br />

Menschen vom Heiligen Geist durchdrungen; fröhliche, bekennende<br />

Christen. Nach einer Versammlung konnte ich mich dem Wirken<br />

unseres Herrn <strong>Jesus</strong> Christus nicht mehr entziehen. Alle Zweifel,<br />

alle offenen Fragen, waren für mich nicht mehr vorhanden.<br />

An jenem Freitagabend habe ich einem Bruder meine Sünden und<br />

Verfehlungen anvertraut und mein weiteres Leben unserem Heiland<br />

<strong>Jesus</strong> Christus übergeben. „So nimm denn meine Hände...!“<br />

Seit jenem Freitagabend war und bin ich nie mehr allein. Mein<br />

Taufspruch ist wieder in mir lebendig: „Also hat Gott die Welt<br />

geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an<br />

ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben<br />

haben... (Johannes 3,16 ). Seit dem Tag meiner Wiedergeburt habe<br />

ich viel erlebt, erduldet. Keinen Tag, keine Stunde habe ich<br />

vergessen, dass ich ein Kind Gottes bin, und dass ich unserem Herrn<br />

<strong>Jesus</strong> Christus angehöre und ihm vertraue.<br />

53


Der Herr hat mir auch geholfen, obwohl ich zu einer 10-jährigen<br />

Haftstrafe verurteilt wurde, eine Alkoholentziehungstherapie zu<br />

absolvieren, die mit Hilfe unseres Herrn auch erfolgreich verlief.<br />

Jetzt bin ich wieder hier in Stammheim, weil ich noch einen Teil<br />

meiner Strafe in einer Strafanstalt verbüßen muss, bis über meine<br />

Entlassung auf Bewährung entschieden wird. <strong>Die</strong>s ist zwar hart und<br />

schmerzhaft nach all den Freiheiten, die ich mir während der<br />

Therapie erarbeiten konnte, weil ich nicht weis, wo ich hinkomme.<br />

Wie sehr habe ich mich aber gefreut, hier wieder in die <strong>Jesus</strong>-<br />

Gruppe, meine Glaubensheimat gehen zu dürfen, viele meiner<br />

Brüder wieder zu sehen.<br />

Während der Therapie hat sich für mich viel Wunderbares ereignet.<br />

Mein Tatopfer ist wieder vollkommen gesund. Mit meinen Eltern<br />

habe ich mich nach zwanzig Jahren wieder versöhnen dürfen. Oft<br />

hatte ich auch die Gelegenheit an der Bibelstunde in der<br />

Friedenshütte in Bonlanden, gemeinsam mit meinen Eltern<br />

teilnehmen zu können und und und...<br />

<strong>Die</strong>sen Brief an Euch schreibe ich, um Euch zu danken, der<br />

Gemeinde sowie den Brüdern, welche hier diesen Missionsdienst<br />

verrichten. Um Euch Mut zu machen diesen <strong>Die</strong>nst weiterzuführen,<br />

so schwierig dies auch immer hier sein mag. Wir Gefangene<br />

brauchen Euch, Eure Gebete, Eure Taten.<br />

Mit einem Wort aus dem Johannes15, 16 „Nicht ihr habt mich<br />

erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr<br />

hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr<br />

den Vater bittet in meinem Namen, er’s euch gebe.“ will ich mich<br />

für heute von Euch verabschieden. Der ganzen Gemeinde wünsche<br />

ich Freude am Herrn, Frieden; der Segen unseres Herrn <strong>Jesus</strong><br />

Christus sei mit Euch.<br />

Euer dankbarer Bruder Bruno<br />

P.S. So Gott will, hoffe ich, einmal als freier Mensch am<br />

Gottesdienst in Eurer Gemeinde teilnehmen zu dürfen, Euch<br />

persönlich zu danken und Zeugnis abzugeben.<br />

54


2. Von Spielsucht befreit<br />

Ich dachte, ich hätte selbst genug Kraft, mit dem Spielen<br />

aufzuhören<br />

Erlebnisbericht von Erwin:<br />

Wieder einmal ist es Freitagabend hier im Stammheimer Gefängnis.<br />

Wir sind in unserer <strong>Jesus</strong>-Gruppe und ich möchte Euch alle<br />

persönlich begrüßen. Ich bin froh, dass ich diese Gelegenheit heute<br />

bekommen habe, einmal aus tiefstem Herzen meinen Bericht über<br />

Gottes Wirken in meinem Leben zu geben.<br />

<strong>Die</strong> letzten Jahre waren wie ein schlechter Traum<br />

Wenn ich so über mein Leben nachdenke, kommt mir alles, was ich<br />

in den letzten Jahren erlebt habe, wie ein schlechter Traum vor. Eine<br />

Zelle in einem Gefängnis ist für mich „Zuhause“ geworden.<br />

Trotzdem hat meine jetzige Situation mir das zurückgegeben, was<br />

ich mir eigentlich immer wünschte, Frieden und Freude.<br />

Ich bin wie ein Blinder durchs Leben gegangen<br />

Wenn ich heute zu mir selbst ehrlich bin, dann muss ich sagen, dass<br />

ich mir meiner Schuld lange nicht bewusst war. Vielmehr habe ich<br />

für meine Probleme immer andere verantwortlich gemacht. Ich bin<br />

damals wie ein Blinder durch mein Leben gegangen. Es war ein sehr<br />

langer Weg, den ich bis heute gehen musste, um hier am Ende der<br />

Finsternis in einem Gefängnis die Wahrheit über mich selbst und<br />

mein verpfuschtes Leben herauszufinden, um am Ende mit Gott<br />

zusammen endlich wieder frei zu sein.<br />

Ich dachte alles im Leben kann man mit Geld kaufen<br />

Früher war ich immer derjenige, der vollbehängt mit Glitzer<br />

unbedingt im Fordergrund stehen wollte. Auf der Jagd nach Geld<br />

und Erfolg, ohne jegliche Rücksicht auf andere Menschen, bin ich<br />

durch das Leben gelaufen.<br />

Ich dachte immer, dass ich mir im Leben alles mit meinem Geld<br />

erkaufen kann, und dass nur gerade der Moment zählt und sonst<br />

nichts anderes. Ich hatte auf meiner blinden Reise durch mein<br />

55


damaliges Leben selbst keine Zeit gehabt. <strong>Die</strong> Menschen um mich<br />

herum habe ich immer sehr schnell vergessen. Nach Deutschland<br />

kam ich nur mit dem Gedanken, schnell reich zu werden.<br />

Ich verspielte alles....<br />

Als ich dann endlich, nach zehn Jahren, in meiner Jagd nach Erfolg<br />

und Geld ziemlich alles erreicht hatte, ging ich aus Übermut und<br />

Langeweile bei einer Spielbank vorbei. Aus heiterem Himmel fing<br />

ich damals an, Roulette zu spielen und hatte bald die ganze Welt um<br />

mich vergessen. Ich verspielte alles, was ich mir in den 10 Jahren<br />

ohne Rücksicht auf Verluste erspart und aufgebaut habe. Mehr und<br />

mehr spürte ich, wie mich diese Verführung in ihren Bann zog.<br />

Es gab für mich nur eines: spielen, spielen, spielen!<br />

Nach einiger Zeit konnte ich ohne eine Spielbank und ohne das<br />

Roulette-Spiel nicht mehr leben. An richtiges Essen oder Schlafen<br />

war nicht mehr zu denken. Wie verwandelt und besessen verspielte<br />

ich mein ganzes Eigentum. Vergessen waren die gesteckten Ziele<br />

und Vorsätze. Es zählte nur noch eins: spielen, spielen, spielen!<br />

Der Ausweg: Einbrüche!<br />

Als ich dann nicht mehr wusste, wie ich die immer weiter<br />

ansteigenden Schulden bezahlen sollte, vertraute ich mich einem<br />

Bekannten an. Seine Lösung war, durch Einbrüche meine Sucht zu<br />

finanzieren.<br />

So bin ich bald mit ihm zum ersten Mal in meinem Leben zu einem<br />

<strong>Die</strong>bstahl nachts mitgegangen. Damit war mein Weg vorgezeichnet.<br />

Mittags in die Spielbank, abends voller Verzweiflung, mit<br />

gemischten Gefühlen auf der Suche nach etwas Brauchbarem,<br />

irgendwo einzubrechen, damit ich wieder Geld zu verspielen hatte.<br />

Das Spielen war mein Lebenssinn und Inhalt geworden.<br />

Drei Jahre war dies mein Lebensrhythmus; nachts einbrechen,<br />

nachmittags spielen.<br />

Aber ich war kein Mensch mehr. Da ich doch noch etwas aus<br />

meiner Erziehung und Intelligenz von früher behalten habe, wusste<br />

56


ich, dass dies nicht so weiter gehen konnte und dass ich mich auf<br />

irgendeine Weise davon lösen musste.<br />

„Du warst doch dein ganzes Leben kein Schwächling und warst<br />

immer stark genug um alles selbst zu entscheiden und hast nur das<br />

gemacht, was du wolltest“. Das waren immer meine Worte. Das<br />

alles sagte ich mir und dachte, selbst genug Kraft zu besitzen, um<br />

mit dem Spiel wieder aufzuhören. Wie naiv ich damals war!<br />

So ging das über drei Jahre. Nachmittags führte mich mein Weg zur<br />

Spielbank, Nachts auf die Straße, um irgendwo wieder<br />

einzubrechen. Ich machte damals fast sechs Millionen Schaden.<br />

Sechs Millionen an Gegenständen, die ich irgendwo nachts geholt<br />

hatte, um sie weit unter ihrem Wert zu verkaufen.<br />

Mittags um drei Uhr stand ich bereit wieder vor der Spielbank um<br />

alles wieder zu verspielen. Es gab für mich kein Hindernis, keine<br />

Alarmanlage, die ich nicht umgehen konnte und so dachte ich, dass<br />

ich der Größte bin.<br />

Jeder gute Vorsatz nützte nichts mehr<br />

Immer mehr plagte mich jedoch der Rest meines Gewissens über<br />

dem, was ich hier machte, und auch darüber, dass ich damit<br />

überhaupt nicht aufhören konnte. Wie oft weinte ich wie ein kleiner<br />

Junge auf dem Weg von der Spielbank nach Hause und schwor mir,<br />

niemals wieder dorthin zurückzugehen. Jeder gute Vorsatz nutzte<br />

aber hier nichts mehr. Denn die Finsternis hatte mich voll in der<br />

Hand und wollte mich nicht mehr frei geben. Ohne Hilfe von einer<br />

guten Seite, das wusste ich, war ich total verloren.<br />

Das Ende?<br />

Ich erinnere mich noch heute ganz genau, dass ich eines<br />

Nachmittags auf dem Parkplatz vor der Spielbank in Saarbrücken<br />

stand und total am Ende war. Ich hatte nicht einmal Geld, um das<br />

Auto zu betanken. Ich war mit meiner Kraft absolut am Ende.<br />

57


Vierzehn Jahre Gefängnis und doch frei!?<br />

Nun sitze ich hier seit vielen Jahren in Stammheim im Gefängnis<br />

und denke über diese Zeit damals nach. Ich habe für mein<br />

verpfuschtes Leben vierzehn Jahre Strafe bekommen, und wenn ich<br />

hier heute zu Ihnen spreche, weis ich ganz genau, wovon ich rede.<br />

Ich habe noch lange gebraucht die Wahrheit über mich<br />

herauszufinden.<br />

In der Haft habe ich endlich das gefunden, was ich mein ganzes<br />

Leben, ohne es zu wissen, immer gesucht hatte. Erst hier bin ich<br />

wirklich frei geworden und dafür danke ich meinem Gott. Im<br />

Gefängnis habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Bibel -<br />

durch einen Zufall - in die Hand bekommen, und derjenige, der mir<br />

diese schenkte, sagte: „<strong>Die</strong>s ist ein sehr altes Buch und alles, was du<br />

dort findest, das gilt heute noch so wie damals“.<br />

Ich las das Buch der Wahrheit<br />

Ich las dieses Buch der Wahrheit und fand sehr viele Antworten auf<br />

meine Fragen und mein Leben. Ist das nicht eigenartig, dass ich im<br />

Gefängnis, nach 40 Jahren meines Lebens, in dem ich immer nur<br />

aus dem Vollen schöpfte, alles hatte und doch nichts für mich gut<br />

genug sein konnte, endlich zufrieden sein konnte? Erst an diesem<br />

tristen Ort, nach meinem ersten Schritt hin zu Gott, konnte ich<br />

spüren, was mir wirklich hilft.<br />

Ich habe hier nach meinem Suchen und Fragen sehr viel Hilfe<br />

bekommen. Es waren gerade solche Menschen, die in meiner<br />

Vergangenheit keinen Platz in meinem Leben hatten und denen ich<br />

niemals Beachtung schenkte. Ich sah sie nie, weil ich blind war. Als<br />

mir dann einer in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe sagte, dass Gott tatsächlich<br />

Antwort auf meine Fragen gibt, und dass es nicht etwa eine<br />

Einbildung sei, da wusste ich, dass ich nicht mehr alleine war und<br />

nun Gott selbst bei mir am Werk ist, um mich zu verändern.<br />

Lieber in den Knast, als so zu leben<br />

Ich sprach damals auf dem Parkplatz unter vielen Tränen eine Bitte<br />

aus. Ich habe zum ersten Mal wirklich aus vollem Herzen und<br />

58


Hoffnung zu Gott gebetet und ihm gesagt, „Du weist, dass ich selbst<br />

keine Kraft habe, mit meiner Spielsucht aufzuhören. und dass ich<br />

ganz am Ende bin. Bitte, wenn du mich hörst, hilf mir aus meiner<br />

Not heraus. Ich möchte so nicht mehr weiterleben. Wenn du mir<br />

verzeihen kannst, hilf mir, egal, was mit mir passiert“.<br />

In diesem Moment ist mir wie ein Blitz der Gedanke gekommen,<br />

dass es doch alles beendet wäre, wenn man mich vielleicht nachts<br />

irgendwo bei einem Einbruch erwischen würde. Lieber in den Knast<br />

gehen, sagte ich mir damals auf diesem Parkplatz.<br />

Das Gespräch mit Gott hatte ich schon lange vergessen<br />

Als ich danach 14 Tage später von der Polizei verhaftet wurde,<br />

konnte ich dies selbst nicht begreifen. <strong>Die</strong> Polizei hat damals<br />

überhaupt nichts von meinen <strong>Die</strong>bestouren gewusst. <strong>Die</strong>ses<br />

Gespräch mit Gott auf dem Parkplatz hatte ich schon lange<br />

vergessen und dachte nicht, dass es gerade dieses Gebet war, das<br />

Gott veranlasste, in meine Situation einzugreifen.<br />

Ich war 8 Monate in Untersuchungshaft und als ich aus Mangel an<br />

Beweisen entlassen wurde, nahm ich mir vor, ein anderes Leben zu<br />

führen. <strong>Die</strong>ser Vorsatz hielt gerade so lange, bis ich feststellte, dass<br />

meine Verlobte einen Anderen hatte. Alles, was ich mir in den acht<br />

Monaten vorgenommen hatte, war auf einmal wieder weg. Aus<br />

Selbstmitleid und Wut auf den Rest der Welt, fing ich wieder an,<br />

mein altes Leben zu führen.<br />

Es war das erste Mal, dass ein mir fremder Mensch für mich beten<br />

wollte.<br />

Nun sitze ich schon lange in Stammheim und habe sehr viel Tiefen,<br />

aber auch Höhen erlebt. Seit einiger Zeit gehe ich in die <strong>Jesus</strong>-<br />

Gruppe. Als mir einer der Gruppenleiter sagte, dass er für mich<br />

beten möchte, da habe ich mich geschämt. Ich weinte an diesem<br />

Abend auf meiner Zelle über mein Leben und mein falsches<br />

Verhalten.<br />

<strong>Die</strong>s war nämlich das erste Mal, dass ein absolut fremder Mensch<br />

für mich von ganzem Herzen beten wollte.<br />

59


So etwas kann nur mit Gottes Hilfe geschehen!<br />

Seit längerer Zeit bin ich nun jeden Freitag in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe und<br />

empfange viel Freude und Kraft für die ganze Woche. Ich danke<br />

deshalb meinem Gott für seine enorme Liebe und Hilfe, die er mir<br />

auf diesem Wege gibt.<br />

Ich danke auch den Menschen, die hier ihre Freizeit für uns opfern<br />

und Hoffnung und Licht in diese Finsternis bringen. Ich danke<br />

Euch, der ganzen Gemeinde, die ihr vielleicht auch heute Abend für<br />

uns betet. Ich selbst habe erlebt wie sogar ein zu lebenslanger<br />

Freiheitsstrafe verurteilter Gefangener am Freitagabend in dieser<br />

<strong>Jesus</strong>-Gruppe gestrahlt und gesungen hat und ein ganz anderer<br />

Mensch geworden ist.<br />

<strong>Die</strong>s alles kann nur mit Gottes Hilfe geschehen. Ich danke deshalb<br />

von ganzem Herzen jedem Einzelnen von Euch und hoffe, dass auch<br />

ich irgendwann in meinem Leben diese Kraft und Liebe einem<br />

Anderen geben kann. Ich weis, dass ich meine Vergangenheit nicht<br />

mehr ungeschehen machen kann. Ich weis aber, dass ich mein<br />

Leben voll in Gottes Hände gelegt habe und dass er mir ein neues<br />

Leben gab. Ein neues Leben an Seiner Seite und dafür bin ich ihm<br />

sehr dankbar. Ich bin der glücklichste Mensch hier in diesem<br />

Gefängnis.<br />

3. Vom Drogen befreit<br />

Ein Gefangener berichtet in der Gruppe folgendes: „Als die<br />

Zellentüre in Stammheim <strong>hinter</strong> mir zufiel, wusste ich schlagartig,<br />

dass ich jetzt ganz unten bin. Drogenabhängig fühlte ich mich<br />

einsam, verlassen, verkauft. Als ich auf der Pritsche lag, kamen mir<br />

die Worte meiner früheren Freunde aus der Studentengemeinde in<br />

den Sinn: Wenn du total zerstört bist, gibt es da immer noch Gott.<br />

Alles in mir wehrte sich, jetzt in der Not zu Gott zu gehen, wo ich<br />

doch seit her in meinem Leben nicht wollte und nicht nach ihm<br />

gefragt habe. Langsam stieg der Schmerz in mir hoch, der durch den<br />

fehlenden Stoff in mir hervorgerufen wurde. Der Entzug begann.<br />

Angstschweiß stand mir auf der Stirn. Ein unwahrscheinlicher<br />

Kampf tobte in mir. In meiner Not fing ich an zu beten. <strong>Die</strong> Worte<br />

60


kamen sehr stockend über meine Lippen. Als ich Gott in meiner Not<br />

anrief, da wurde mein ganzer Körper von einem warmen Strom<br />

durchzogen, der mich von meinen Schmerzen und meiner Angst<br />

befreite. Ich war sehr erleichtert und konnte die ganze Nacht<br />

schlafen. Ab diesem Moment musste ich keine der üblichen, den<br />

Entzug begleitenden Medikamente mehr nehmen. Ich weiß, Gott hat<br />

mir noch einmal eine Chance gegeben, ein Leben mit <strong>Jesus</strong> zu<br />

führen. <strong>Die</strong>s wird nicht leicht sein, doch Gott ist stärker als alles<br />

andere in dieser Welt. Wenn ihr in die Gemeinde geht und alle<br />

unserem Herrn <strong>Jesus</strong> dankt, dann betet ein bisschen für mich mit.<br />

Eure Gebet haben ja fast immer geholfen, früher oder später.“<br />

B.G. schreibt:<br />

“Ich habe mein Leben in die Hände von <strong>Jesus</strong> Christus gelegt und<br />

ich spüre, dass Er auch hier und heute noch Wunder tut. Eines<br />

davon ist, dass H.S. ( ein Mitgefangener ) vor einigen Tagen auf<br />

mich zukam und mich bat, für ihn zu beten. Ich habe für ihn gebetet<br />

und es hat geholfen, sein Leben zu retten.<br />

Er wollte mit einer Überdosis Heroin seinem Leben ein Ende<br />

machen. Im letzten Augenblick fand man ihn, so dass er gerettet<br />

werden konnte.<br />

Ich bin sicher, dass <strong>Jesus</strong> H.S. noch mal eine Chance gab, den<br />

rechten Weg zu finden. Für mich zeigt dieses Beispiel mit aller<br />

Macht, dass der HERR niemanden, der ihn sucht, verloren gibt.<br />

Betet auch ihr, dass er, H.S., den rechten Weg klar machen kann.<br />

Bitte richte den Leuten von der <strong>Jesus</strong>-Gruppe folgenden Gruß aus:<br />

"Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten",<br />

Matthäus 9.13. <strong>Die</strong>ses Bibelwort ist mir zum Anker geworden und<br />

ich bete dafür, dass es Anderen auch zum Anker wird.<br />

Anmerkung:<br />

H.S. war auch in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe. Er stand die ganzen Monate<br />

dem Evangelium ablehnend gegenüber und keiner von uns hätte<br />

eine Umkehr auch nur im Entferntesten erwartet. Aber unser HERR<br />

<strong>Jesus</strong> ist stärker als alle Prägungen, Halleluja!<br />

61


4. Von Nikotin befreit<br />

Ein Gefangener kam zu mir an einem Abend und wollte, dass ich für<br />

ihn bete. Er erzählte mir, dass er versucht hat, das Rauchen<br />

aufzugeben, aber es nicht konnte. Ich habe dann für ihn gebetet. Am<br />

folgenden Gruppenabend hat er mir erzählt, was passiert ist: „Ich<br />

kam zurück in meine Zelle und hatte Lust eine Zigarette zu rauchen.<br />

Als ich die Zigarette zum Mund führen wollte, musste ich plötzlich<br />

angefangen zu husten. Es war mir unmöglich zu rauchen. <strong>Die</strong>ser<br />

Husten hielt eine ganze Woche an. Danach hatte ich keine Lust<br />

mehr auf Zigaretten“. Preis den Herrn!<br />

Der Herr wirkt oft anders als wir es erwarten. Ein anderer<br />

Gefangener hat mich gebeten, auch für ihn wegen seiner<br />

Zigarettensucht zu beten. <strong>Die</strong>ser bekam jedoch keinen Husten,<br />

sondern Schmerzen in der Brust. <strong>Die</strong>se hielten so lange an, bis er<br />

schließlich keine Lust mehr auf Zigaretten hatte.<br />

Robert Young<br />

62


Kapitel 7 – Neuer Mut zum Leben<br />

1. Ich wollte mir das Leben nehmen<br />

<strong>Jesus</strong> Christus rettet - Drogen und Prostitution waren mein<br />

Zuhause<br />

Ich bin ein junger Mann, der mit 21 Jahren seine Freiheit verloren<br />

hat. Ich lebte draußen in Stuttgart in der Altstadt. Dort hatte ich viel<br />

mit der Unterwelt zu tun, mit Drogen und Prostitution; hatte keine<br />

feste Bleibe und kein Zuhause, weil ich immer abgehauen bin. Ich<br />

stellte meine eigene Welt auf die Beine. Ich hatte Geld, Frauen und<br />

habe gemacht, was ich wollte. Ich hörte auf keinen Menschen und<br />

ging meinen selbstgewählten Weg. Meinen Eltern habe ich dadurch<br />

viele Sorgen bereitet. Ich sündigte jeden Tag und kann heute sagen,<br />

dass mein Leben total versaut war.<br />

Plötzlich fand ich mich in Stammheim wieder<br />

Eines Tages wurde ich verhaftet und von der Polizei abgeführt.<br />

Plötzlich fand ich mich in Stammheim wieder. Es ist das<br />

grauenvollste, eingesperrt zu sein. Ich war noch nie im Knast. Ohne<br />

jegliche Erfahrung, was es heißt eingesperrt zu sein; ohne all die<br />

Dinge, die mir bisher das Leben angenehm gemacht haben, leben zu<br />

müssen, war mein Erstes ,,Mein Gott, warum?“<br />

Ich wollte mir das Leben nehmen<br />

Ich drehte durch und versuchte, mir das Leben zu nehmen. Kurz<br />

bevor es zu spät war, hörte ich eine Stimme, die sagte: „Tu es<br />

nicht“. Da kam ich wieder zu mir. So hat mein Leben im Knast<br />

angefangen.<br />

Gott gab mir die Möglichkeit, mein Leben zu ändern<br />

Ich hatte viel Zeit über mein altes Leben nachzudenken. Ich suchte<br />

eine Erklärung für all das und fragte mich, ob das Gottes Wille war.<br />

Heute glaube ich, dass es so kommen musste, damit ich erkennen<br />

konnte, wie falsch mein Leben bisher gewesen war. Er hat mir<br />

63


meine Sünden gezeigt und mir dadurch die Möglichkeit gegeben,<br />

mein Leben zu ändern.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe, meine Rettung?<br />

Nach einiger Zeit im Gefängnis meldete ich mich zur <strong>Jesus</strong>-Gruppe.<br />

Ich fühlte mich bald angesprochen, meine Sünden zu bekennen und<br />

Gott, den Herrn, anzunehmen. Nach einem persönlichen Gespräch<br />

mit einem der Leiter der Gruppe, fühlte ich, wie Gott mich rief und<br />

mir wurde klar, dass Gott diesen Weg mit mir gehen wollte.<br />

Er hat mich in die Tiefe gehen lassen, damit ich zu Ihm finden<br />

konnte. Gepriesen sei Gott, der Allmächtige!<br />

2. Ich wollte mein Leben wegwerfen!<br />

Mein Name ist Dave. Nachdem ich meine Straftat begangen hatte,<br />

wollte ich mich umbringen. Weil ich nicht schwimmen konnte, ging<br />

ich in ein Schwimmbad, um hineinzuspringen. So wollte ich<br />

meinem Leben ein Ende machen.<br />

Als ich so aufs Wasser starrte, hörte ich plötzlich eine Stimme, die<br />

zu mir sagte: „Das Wasser ist kalt“! Ich schaute mich um, sah aber<br />

niemand. Vor lauter Schreck bin ich weggelaufen und mit meinem<br />

Auto davongefahren.<br />

Mein nächster Versuch bestand darin, mich und mein Fahrzeug<br />

innen mit Benzin zu überschütten. In der Hoffnung, dass die<br />

Benzindämpfe mich ersticken würden, legte ich mich im Auto<br />

schlafen. Doch nichts passierte.<br />

Als ich aufwachte, hörte ich wieder eine Stimme, die mir zurief:<br />

„Lauf weg von hier“! Da habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin<br />

zur Polizei gegangen.<br />

Nachdem man mich ins Gefängnis gebracht hatte, war ich wieder so<br />

weit unten, dass ich keinen anderen Ausweg sah, als mir das .Leben<br />

zu nehmen. Ich schlug das Fenster kaputt und wollte mir eine große<br />

Glasscherbe in den Bauch stoßen.<br />

Aber wieder wurde ich abgehalten. <strong>Die</strong>smal war es ein anderer<br />

Gefangener. Er hat mich nicht nur vor dieser Dummheit bewahrt,<br />

64


sondern mir auch aus der Bibel vorgelesen. Er war Engländer.<br />

Durch das Wort Gottes hat er mir wieder Hoffnung gegeben. Später<br />

meldete ich mich zur <strong>Jesus</strong>-Gruppe. Dort habe ich nach ein paar<br />

Wochen mein Leben <strong>Jesus</strong> übergeben.<br />

Anmerkung des Gruppenleiters Robert Young<br />

Dave war ein großes Vorbild in der Gruppe. Er hat oft an den<br />

Gruppenabenden gepredigt und andere Gefangene zu <strong>Jesus</strong> geführt.<br />

Zur Verbüßung seiner Strafe kam er in die JVA-Mannheim. Dort hat<br />

er zwischenzeitlich mit Patrick, einem anderen ehemaligen Mitglied<br />

der <strong>Jesus</strong>-Gruppe, selbst eine Gruppenarbeit auf seiner Zelle<br />

angefangen.<br />

Jetzt sind die beide entlassen.<br />

65


Kapitel 8 – Träume und Visionen<br />

1. Stephen<br />

Stephen ist aus Ghana. Er kam durch nicht nachvollziehbare<br />

Umstände ins Gefängnis. Stephen meinte jedoch dazu, dass es für<br />

ihn gut war, weil dadurch seine Beziehung zu <strong>Jesus</strong> gestärkt wurde.<br />

Kurz nach seiner Inhaftierung hatte er einen Traum, in dem er einen<br />

Mann sah, der zu ihm sagte: “Stephen, ich bin hier um dir zu<br />

helfen.“<br />

Kurz danach, hatte er einen weiteren Traum, in dem der Herr ihm<br />

sagte, dass er Jesaja 51,11-16 lesen solle.<br />

Also werden die Erlösten des HERRN wiederkehren und gen Zion<br />

kommen mit Jauchzen, und ewige Freude wird über ihrem Haupte<br />

sein; Freude und Wonne werden sie erfassen, aber Kummer und<br />

Seufzen wird entfliehen.<br />

Ich, ich bin es, der euch tröstet. Wer bist aber du, dass du den<br />

sterblichen Menschen fürchtest, das Menschenkind, welches wie<br />

Gras vergeht,<br />

und dass du den HERRN vergissest, der dich gemacht hat, der den<br />

Himmel ausgespannt und die Erde gegründet hat? Und allezeit, den<br />

ganzen Tag, fürchtest du dich vor dem Grimm des Bedrückers, wenn<br />

er sich rüstet, zu verderben. Wo bleibt nun aber der Grimm des<br />

Bedrückers?<br />

Eilends wird der in Ketten Gekrümmte entfesselt, damit er nicht<br />

umkomme in der Grube, noch an Brot Mangel leide.<br />

Ich bin ja der HERR, dein Gott, der das Meer aufwühlt, dass seine<br />

Wellen brausen: HERR der Heerscharen ist sein Name.<br />

Ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt und dich mit dem<br />

Schatten meiner Hand bedeckt, um den Himmel auszuspannen und<br />

die Erde zu gründen und zu Zion zu sagen: Du bist mein Volk!<br />

<strong>Die</strong>se Bibelstelle hat Stephen ermutigt. Noch erstaunlicher war, dass<br />

er kurz danach einen Brief von einem Pastor aus Ghana bekam, in<br />

dem dieser genau dieselbe Bibelstelle zitierte. Es war schön,<br />

Stephen in der Gruppe zu haben Er war immer positiv und<br />

66


glücklich, obwohl er weit weg von seiner Frau und seinen Kindern<br />

war. Er wird bald entlassen. Sein Wunsch ist es, Prediger zu werden.<br />

2. Ein Zeugnis von Momdu<br />

"Ich bin betrogen worden, und deshalb im Gefängnis. Ich fand<br />

nirgendwo Hilfe, selbst bei meiner Freundin nicht. Sie erzählte in<br />

ihren Briefen nur von ihren eigenen Sorgen. Es war, als ob mein<br />

ganzes Leben stehen geblieben wäre. Dann hatte ich einen Traum,<br />

in dem mir gesagt wurde, ich sollte 2. Mose 14,13-14 lesen.<br />

Am anderen Morgen habe ich eine Bibel gesucht - ich hatte keine<br />

auf der Zelle - um die Botschaft zu erfahren. Von einem<br />

Amerikaner bekam ich eine englische Bibel und auch gleich die<br />

Einladung in die <strong>Jesus</strong>-Gruppe. Der Text, den Gott mir im Traum<br />

zeigte, lautete:<br />

"Fürchtet euch nicht, tretet hin und sehet, was für ein Heil heute der<br />

Herr an euch tun wird; der Herr wird für euch streiten und ihr sollt<br />

stille sein"<br />

.<br />

Seit dem bin ich ein glücklicher Mensch im Gefängnis. Ich höre<br />

Gospelmusik, lese die Bibel, singe christliche Lieder und bin<br />

fröhlicher als ich draußen war. Ein Moslem aus Gambia, mit dem<br />

ich zusammen auf der Zelle bin, wollte eines Tages auch mit mir in<br />

die <strong>Jesus</strong>-Gruppe gehen und zwar deshalb, weil er sich darüber<br />

wunderte, dass ich immer ein fröhliches Gesicht hatte, wenn ich<br />

nach dem Gruppenabend auf die Zelle zurückkam.<br />

Nach einiger Zeit wurde er so von der Liebe Gottes erfasst, dass er<br />

sich bekehrte und zwar öffentlich, vor der ganzen Gruppe, Halleluja,<br />

<strong>Jesus</strong> ist Sieger!<br />

67


Kapitel 9 – <strong>Die</strong> Wahrheit macht frei<br />

Brief von Chinedu Eboh nach seiner Entlassung<br />

Ich schreibe Ihnen diesen Brief in tiefer Freude. Herzlichen Dank<br />

für Ihre besten Wünsche und Gebete. Ich möchte diese Gelegenheit<br />

benutzen, um ein Zeugnis von der Güte Gottes in meinem<br />

zerbrochenen und hoffnungslosen Leben zu geben. Am Mittwoch<br />

hatte ich meinen Gerichtstermin vor dem Amtsgericht in Böblingen.<br />

Dabei konnte ich mit Staunen entdecken, dass es keine Begrenzung<br />

für Gottes Macht gibt. Ich wurde beschuldigt, 80 Straftaten<br />

begangen zu haben. In der Verhandlung stellte ich mich mit der<br />

Hilfe Jesu unter die Wahrheit und sagte alles, was ich getan habe.<br />

Zu meinem Erstaunen waren meine Aussagen für den Richter so<br />

treffend, dass er mich zu keiner Haftstrafe verurteilte und ich als<br />

freier Mann das Gericht verlassen konnte.<br />

Beim Verlassen des Gerichts habe ich Gott gelobt. Jetzt weiß ich,<br />

dass mein Erlöser lebt. Geben Sie bitte unbedingt an alle<br />

Gefangenen weiter, wie notwendig es ist, mit <strong>Jesus</strong> Christus im<br />

Geist und in der Wahrheit verbunden zu sein. Vor den größten<br />

Versuchungen und Hindernissen im Leben bewahrt er uns, sogar vor<br />

Gericht. Jetzt kann ich von ganzem Herzen gestehen, dass dieser<br />

<strong>Jesus</strong> Wirklichkeit ist. Er sieht in mein Herz und ist immer für mich<br />

da, wie er in Psalm 50,15 verspricht: „Rufe mich an am Tage der<br />

Not, so will ich dich erretten und du sollst mich ehren...“ Seine<br />

Güte zu mir ist so groß. Ich freue ich mich deshalb auf das, was ich<br />

nach meinen Kräften für ihn tun kann. Ich will hier und heute<br />

bezeugen, dass ich Gott jederzeit zur Verfügung stehen will, wenn<br />

er mich ruft, um Gefangene und andere Menschen für <strong>Jesus</strong> zu<br />

gewinnen.<br />

Meine Herzlichsten Grüße an alle Brüder der <strong>Jesus</strong>-Gruppe, in Jesu<br />

Namen!<br />

Tschüs und Gottes Segen<br />

Chinedu Eboh<br />

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Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden<br />

Ströme lebendigen Wassers fließen!<br />

Johannes 7, Vers 38<br />

Bericht von JUDAN aus Liberia<br />

Ich will diese Gelegenheit benutzen, um meine Dankbarkeit unserm<br />

ewigen Gott für seine große Liebe mir gegenüber zum Ausdruck zu<br />

bringen. Mein Name ist Judan aus Liberia. Ich bin wegen<br />

Drogenprobleme in Stammheim inhaftiert. Ich war verzweifelt, denn<br />

ich wusste nicht, ob ich die Wahrheit sagen soll oder nicht.<br />

Eines Tages habe ich Johannes 8, 32 gelesen, wo es steht „die<br />

Wahrheit wird euch frei machen.“. Ab diesen Moment habe ich in<br />

meinem Herzen beschlossen, die Wahrheit zu erzählen, obwohl ich<br />

wusste, dass ich deshalb Schwierigkeiten bekommen könnte. Am<br />

24. September 2003 erschien ich mit meiner Bibel in der Hand vor<br />

dem Gericht. Der Richter fragte mich, ob ich in die Kirche gehe. Ich<br />

habe kühn geantwortet, dass ich Christ sei, und danach habe ich die<br />

ganze Wahrheit über meinem Fall erzählt. Später hat der<br />

Staatsanwalt eine harte Freiheitsstrafe von 5 Jahren verlangt. Doch<br />

der Richter meinte, dass eine Freiheitsstrafe von 1 Jahr und 10<br />

Monaten angemessen sei. Er begründete dies unter anderem damit,<br />

dass ich die Wahrheit erzählt habe.<br />

Ich danke dem Herrn, dass er mir den richtigen Weg gezeigt hat.<br />

Zusätzlich habe ich dem Herrn versprochen, dass ich nie mehr<br />

Drogen verkaufen will. Ich bete, dass der Herr mir gnädig sein wird.<br />

69


Kapitel 10 – <strong>Die</strong> Türkische <strong>Jesus</strong>-Gruppe<br />

Recep Avser<br />

Ich arbeitete ungefähr zwei<br />

Jahre als Missionar unter<br />

Türken, als ich von einem<br />

christlichen Sozialarbeiter zur<br />

Mitarbeit im Gefängnis in<br />

Heimsheim angefragt wurde. In<br />

der Bibelstunde waren<br />

zunehmend mehr Türken<br />

aufgetaucht, die teilweise kaum<br />

deutsch sprachen, so dass sie<br />

nicht viel verstanden.<br />

Außerdem hatten sie keine<br />

Ahnung vom Christentum, da<br />

sie ja weder Religions- noch<br />

sonst einen christlichen<br />

Unterricht hatten und auch nicht in der christlichen Tradition<br />

aufgewachsen waren.<br />

Ich sah mir die Sache an, und als ich einwilligte, mich der<br />

türkischen Inhaftierten anzunehmen, bekam ich sogar einen eigenen<br />

Raum.<br />

Anfangs war es nicht leicht. Viele hatten kein wirkliches Interesse<br />

und wollten nur mit anderen zusammen sein oder einfach raus aus<br />

der Zelle. Es wurde sehr angeregt diskutiert und der Islam<br />

verteidigt, auch von Männern, die sich gar nicht an ihn halten. Da zu<br />

Anfang zwölf bis achtzehn Männer zur Bibelstunde kamen, hatte ich<br />

einen sehr schweren Stand. Ich war jedes Mal sehr niedergeschlagen<br />

und hatte immer mehr den Eindruck, alles sei vergeblich.<br />

Ein junger Mann war mir aufgefallen, der eine Halskette mit einem<br />

Kreuz trug – die Bedeutung des Kreuzes kannte er jedoch nicht! Er<br />

70


war Aramäer; von seinem Hintergrund her orthodoxer Christ, hatte<br />

aber von Christus keine Ahnung.<br />

Nach drei Monaten beschloss ich, zum Monatsende aufzuhören. Da<br />

geschah das Unerwartete: <strong>Die</strong>ser junge Aramäer kam zum Glauben!<br />

Nun war ich motiviert, weiterzumachen – dem gläubigen jungen<br />

Mann zuliebe. Und siehe da, es lief immer besser! Ich fand heraus,<br />

wie ich die Stunden gestalten konnte, ohne dass es drunter und<br />

drüber ging und die Männer fanden auch immer mehr Gefallen<br />

daran. Der Neubekehrte war mir eine große Unterstützung.<br />

So vergingen mehr als fünf Jahre. Mit der Zeit kamen ungefähr zehn<br />

Männer dort zum Glauben. <strong>Die</strong>se Arbeit bringt es mit sich, dass viel<br />

geackert und gesät wird, aber fast immer verliert sich später der<br />

Kontakt: <strong>Die</strong> Männer werden entlassen, manche abgeschoben.<br />

Einige wurden auch in andere Anstalten verlegt. Leider kamen nicht<br />

genügend Neue nach, da nach einiger Zeit Türken nicht mehr nach<br />

Heimsheim eingewiesen wurden. Das hatte zur Folge, dass die<br />

Gruppe dort eingestellt werden musste.<br />

Ich hatte mich anfangs mit dieser Arbeit schwer getan – nun fiel mir<br />

das Aufhören schwer! Doch blieb ich nicht lange „arbeitslos“: Von<br />

Stuttgart-Stammheim kam die Anfrage, dort in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe<br />

mitzumachen. Während die Gruppe in Heimsheim lief, konnte ich<br />

mir nicht vorstellen, noch zusätzlich in Stammheim mitzuarbeiten.<br />

Nun war das eine willkommene Gelegenheit, mit der Gefängnisarbeit<br />

weiter zu machen.<br />

In Stammheim bestand schon eine Gruppe, die von einem Aramäer<br />

(Stefan Üzel) ehrenamtlich geleitet wurde, dieser wollte sich aber<br />

aus Zeitgründen zurückziehen. Ich hatte keine Schwierigkeiten,<br />

diese Gruppe zu übernehmen. Eine Umstellung war nur, dass die<br />

Männer im Schnitt nur drei Monate blieben, da Stammheim<br />

Untersuchungsgefängnis ist. Nach Abschluss der Verhandlungen<br />

werden sie entweder entlassen oder zur Strafhaft in ein anderes<br />

Gefängnis eingewiesen. So geschah es auch mit einem jungen<br />

71


Mann, der in Stammheim kurz davor stand, sein Leben <strong>Jesus</strong> zu<br />

übergeben: er wurde verlegt – nach Heimsheim! Er blieb mit mir in<br />

Kontakt und erfuhr, dass ich früher dort Bibelstunden gehalten hatte<br />

und auch bereit war, dort wieder einzusteigen. Er hörte sich unter<br />

seinen Mitgefangenen um und konnte in wenigen Tagen sechs<br />

weitere Gefangene für eine Gruppe gewinnen. Damit war die<br />

Mindestteilnehmerzahl erreicht und ich konnte die Bibelstunden in<br />

Heimsheim wieder aufleben lassen.<br />

In dieser Zeit kam auch ein anderer Mann in Heimsheim zum<br />

Glauben, der später in die Türkei abgeschoben wurde. Da an seinem<br />

Heimatort eine christliche Gemeinde existiert, konnte ich ihm die<br />

Adresse geben. Er besucht jetzt mit seiner Familie (er hat fünf<br />

Kinder) den Gottesdienst dort.<br />

Heute sehe ich Gottes Führung darin, dass ich in Heimsheim die<br />

ersten Erfahrungen mit Gefängnisarbeit machen durfte, um dann fit<br />

zu sein für Stammheim.<br />

Recep Avser<br />

Recep ist Pastor der "Türkisch Sprechende Kirchen-Gemeinde",<br />

abgekürzt TKKT (für: „Türkce Konusan Kilise Toplulugu“, das ist<br />

die türkische Übersetzung des Namens). Sie versammeln sich in<br />

Sindelfingen, im Gebäude der Baptisten ("Friedenskirche").<br />

72


Kapitel 11 – Wenn Gefangene Prediger werden<br />

Gefangene werden zu Mitarbeitern! - von Robert Young<br />

Ich habe einmal in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe erzählt, dass es mein Ziel ist,<br />

den Gefangenen zu helfen, die Freude am Predigen haben, damit sie<br />

das Wort Gottes verkündigen können. Eine Woche danach kam ich<br />

zu spät zum Gruppenabend. Ich hatte meinen <strong>Die</strong>nstausweis<br />

vergessen und musste deshalb noch einmal nach Hause fahren.<br />

Als ich dann endlich m den Gruppenraum kam, um meine Arbeit zu<br />

beginnen, traute ich meinen Augen nicht. Da hatten die Gefangenen<br />

ein Rednerpult aufgebaut und zwei Gefangene verkündigten das<br />

Wort Gottes. Nicht etwa ohne Vorbereitung, nein, sie hatten sich in<br />

ihrer Zelle das niedergeschrieben, was ihnen zum Text auf dem<br />

Herzen lag.<br />

<strong>Die</strong> anderen Gefangenen haben sehr aufmerksam zugehört. Nach<br />

dieser Predigt ist ein Moslem nach vorne gekommen und hat sein<br />

Leben <strong>Jesus</strong> übergeben. Seit diesem Abend ist es so, dass einer der<br />

Gefangenen eine Kurzpredigt hält. Ich bin immer wieder erstaunt,<br />

welch geistliche Tiefen diese Predigten haben.<br />

Zwei von den Gefangenen haben begonnen, während des<br />

Umschlusses (dies ist die Möglichkeit, zu einer bestimmten Zeit, an<br />

einem Tag in der Woche, andere Gefangene auf seine Zelle<br />

einzuladen) auf der Zelle Gottesdienste abzuhalten. Dave hat fünf<br />

Männer eingeladen. Vor seiner Bekehrung haben sie alles Mögliche<br />

auf der Zelle gemacht. Aber an diesem Tag sagte er zu ihnen: Wir<br />

werden heute nicht Basketball spielen, sondern ich werde predigen.<br />

Er hat dies auch getan und anschließend für alle gebetet. Dave<br />

erzählte, dass er Gottes Wirken während seiner Predigt sehr stark<br />

erlebt hat. Alle anderen Gefangenen auf der Zelle hätten geweint.<br />

Seitdem hält er jede Woche Gottesdienst während des Umschlusses<br />

auf seiner Zelle. So macht Gott ehemals verlorene Schafe zu seinen<br />

Mitarbeitern, auch im Gefängnis. Unserem Herrn <strong>Jesus</strong> Christus sei<br />

alle Ehre dafür.<br />

73


Ein Brief von Peter S. aus Freiburg:<br />

„Jetzt fange ich an zu erkennen, warum ich im Gefängnis bin. Der<br />

Herr hat mich durch die <strong>Jesus</strong>-Gruppe vorbereitet, das Evangelium<br />

zu predigen. Im Augenblick stehe ich vor der riesigen Herausforderung,<br />

das wunderbare Wort Gottes hier in der Gefängniskirche<br />

zu predigen. Bei meinem ersten Besuch im evangelischen<br />

Gottesdienst hat der Pfarrer mich gefragt, ob ich eine Botschaft für<br />

die Versammlung hätte. Ich habe gesagt. „O.K., in der Kraft Jesu<br />

werde ich es probieren.“<br />

Ich war sehr nervös. Doch als ich anfing über Gott zu reden bekam<br />

ich mehr und mehr Zuversicht, auch weil ich in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe<br />

gelernt hatte, wie man predigt. In diesem Augenblick sah ich nur<br />

Eure Gesichter von der <strong>Jesus</strong>-Gruppe und <strong>Jesus</strong> stand in der Mitte.<br />

Als ich fertig war, durfte ich erfahren, dass viele Männer von der<br />

Botschaft getroffen waren. Einige kamen zu mir und fragten (auch<br />

Leute von draußen, die nur zum Gottesdienst ins Gefängnis kamen),<br />

woher ich solche Worte für sie bekommen hätte. Ich habe nur<br />

gesagt, dass mich der Herr in der <strong>Jesus</strong>-Gruppe in Stammheim<br />

vorbereitet und sein heiliger Sohn <strong>Jesus</strong> mich inspiriert und mir<br />

Kühnheit gegeben hat.<br />

Seit diesem Gottesdienst darf ich jeden Sonntag bei der Gestaltung<br />

helfen. Zum Beispiel letzten Sonntag war Gottes Hand auf mir und<br />

ich durfte eine herrliche Botschaft weitergeben.<br />

Auch Lieder von der <strong>Jesus</strong>-Gruppe habe ich gesungen (es war<br />

phantastisch). Alle waren bewegt und haben geklatscht. Ich habe<br />

geweint, weil ich gar nicht geglaubt habe, dass so etwas möglich ist<br />

Bruder, ich erkenne, dass der Herr mich in Stammheim vorbereitet<br />

hat. Ohne die <strong>Jesus</strong>-Gruppe wäre dies gar nicht möglich gewesen.“<br />

Anmerkung: Zwischenzeitlich wurde dieser Brief von einem<br />

anderen Gefangenen aus der <strong>Jesus</strong>-Gruppe, der ebenfalls nach<br />

Freiburg verlegt wurde, bestätigt, Hallelujah! Unserem Herrn sei<br />

alle Ehre!<br />

74


Kapitel 12 – <strong>Die</strong> Arbeit expandiert<br />

1. Ehemaliges Frauengefängnis Leonberg<br />

Zeugnis über die Entstehung<br />

der <strong>Jesus</strong>-Gruppe in der JVA<br />

Leonberg<br />

Seit Dezember 1999 durfte ich<br />

mit meinem Mann Helmuth in<br />

der Stammheimer <strong>Jesus</strong>-Gruppe<br />

den jungen Männern in Bau II<br />

die Gute Nachricht weitersagen.<br />

Aber bereits seit Mai 1995 - seit<br />

Helmuth im <strong>Die</strong>nst der <strong>Jesus</strong>-<br />

Gruppe stand - betete ich für die<br />

Frauen im Gefängnis. Ich betete,<br />

dass Gott dort in Stammheim<br />

oder in der Leonberger Frauen-Untersuchungshaft eine Tür öffnen<br />

möge, dass wir die Botschaft von der Liebe Gottes hineinbringen<br />

könnten.<br />

Am 17.5.2001 passierte etwas Denkwürdiges: Ich besuchte mit<br />

Helmuth einen Film in Ludwigsburg. Er hieß: „Gotteszell - ein<br />

Frauengefängnis" und beschrieb das Leben im Frauengefängnis in<br />

Schwäbisch Gmünd. Nach der Filmvorstellung konnten in einer<br />

Podiumsdiskussion mit einer Ex-Gefangenen von „Gotteszell", einer<br />

Beamtin i.R. aus „Gotteszell", der Filmemacherin, einer<br />

Rechtsanwältin sowie der Sozialarbeiterin aus der JVA Leonberg,<br />

Frau W., Fragen gestellt werden, die die Podiumsteilnehmer<br />

beantworteten.<br />

In diesem Gespräch sagte die Sozialarbeiterin: „Wenn Sie mal<br />

meinen „Frauen" in Leonberg was Gutes tun und einen Nachmittag<br />

für sie gestalten wollen, dann sind Sie hiermit herzlich eingeladen."<br />

Bei diesem Satz fing mein Herz an, heftig zu klopfen; gleichzeitig<br />

gab mein Mann mir einen Stoß in die Seite. Das war's! Gott hatte<br />

geredet, das war uns beiden klar.<br />

So ging ich nach der Veranstaltung klopfenden Herzens auf die<br />

Sozialarbeiterin zu. Ich erzählte ihr von der <strong>Jesus</strong>-Gruppe in<br />

75


Stammheim und bot ihr an, dass wir regelmäßig die Frauen<br />

besuchen und einen Nachmittag gestalten könnten. Frau W. kannte<br />

die <strong>Jesus</strong>-Gruppe aus Stammheim. Sie habe allerdings jetzt mehr an<br />

einen kabarettistischen, lustigen Nachmittag gedacht. „Sie können<br />

mich ja mal anrufen." sagte sie zu mir und ging zum nächsten<br />

Gesprächspartner.<br />

Ich konnte damit gar nicht so viel anfangen. Aber ich begann, mich<br />

mit meinem „Herrn" zu unterhalten und sagte ihm: „Wenn du willst,<br />

dass eine <strong>Jesus</strong>-Gruppe in Leonberg stattfindet, dann organisierst du<br />

das. Ich stelle mich zur Verfügung. Aber sonst tue ich nichts. Ich<br />

werde weder kämpfen noch manipulieren, alles tust Du!!!"<br />

Am 29.5.2001 betete ich und ging ans Telefon, um Frau W. in der<br />

JVA Leonberg anzurufen. Ich konnte die sehr beschäftigte<br />

Sozialarbeiterin sofort erreichen, und in einer Dreiviertel-Stunde<br />

stand fest, dass wir ab Sommer, ein mal im Monat zwei Stunden<br />

lang den Frauen das Evangelium sagen dürfen. Ein Kassettenrekorder<br />

zum Mitsingen von Liedern sei vorhanden; Bibeln, Bücher<br />

und Liederhefte dürften wir mitbringen. Welch ein Entgegenkommen!<br />

Wenn Gott die Dinge, die Er tun will, selbst in die Hand<br />

nimmt, brauchen wir nicht mehr dafür kämpfen!<br />

Ab 21.7.2001 trafen wir uns dann regelmäßig ein Mal im Monat mit<br />

zwölf Frauen in der JVA Leonberg zum Singen, Beten, Lesen der<br />

Bibel, Diskutieren. Viele Frauen wurden von Gott berührt, einige<br />

geheilt und befreit. Einige fanden in <strong>Jesus</strong> Christus ein neues Leben<br />

und einen liebenden Himmlischen Vater. Es war eine Freude, zu<br />

sehen, wie Gott wirkte.<br />

Nachdem Helmuth krank geworden und ausgeschieden war,<br />

übernahmen verschiedene Glaubensgeschwister seinen <strong>Die</strong>nst in der<br />

JVA Leonberg.<br />

Am 27.3.2004 mussten wir uns leider von den Frauen<br />

verabschieden, weil das Gefängnis geschlossen und alle Frauen in<br />

das Gefängnis „Gotteszell" nach Schwäbisch Gmünd verlegt<br />

wurden.<br />

Elisabeth Gulde<br />

76


Kürbismarmelade oder `Wo liegst du eigentlich?`<br />

Immer wieder fiel mein Blick auf<br />

einen Karton gleich am Eingang des<br />

Frauengefängnisses Leonberg,<br />

gefüllt mit verschiedenen<br />

Marmeladengläsern. Irgendwann<br />

siegte meine Neugierde und ich<br />

fragte, was es damit auf sich habe.<br />

"<strong>Die</strong> sind hier zum Verkauf. <strong>Die</strong><br />

Frauen haben sie gekocht!" Das<br />

musste ich mir doch mal genauer<br />

ansehen. Ich schaute auf die<br />

Etiketten, um eine Sorte nach meinem Geschmack zu finden:<br />

"Zwetschge mit Zimt" und "Kürbis" waren noch zu haben. Keine<br />

Ahnung wie Kürbismarmelade schmeckt, aber die Etiketten gefielen<br />

mir so gut, dass ich meine Wahl nicht nur nach dem Inhalt traf.<br />

"Wo haben sie denn diese wunderschönen Etiketten her?" fragte ich<br />

ganz begeistert.<br />

"<strong>Die</strong> sind handgemalt von Frau ... Jedes Einzelne ist ein Unikat!"<br />

war die überraschende Antwort.<br />

Ach ja, jetzt erinnerte ich mich wieder. Es war die Frau, die gleich<br />

von Anfang an klar stellte, dass sie mit der Kirche nichts zu tun<br />

haben wolle. Später waren wir ja noch ins Gespräch gekommen über<br />

ihre Familie und ihr Kunststudium.<br />

Noch vor wenigen Monaten hatte ich mich gefragt, ob ich überhaupt<br />

ins Frauengefängnis gehen sollte. Bisher betrachtete ich ja meine<br />

eigentliche Aufgabe darin, zu beten, während die Anderen im<br />

Gefängnis waren. Ich wollte sicher sein, dass ich hier am richtigen<br />

Platz bin und nicht einfach aus Mangel an Mitarbeitern für fromme<br />

Zwecke verheizt werde. <strong>Die</strong> Sache mit dem Helfersyndrom unter<br />

christlicher Flagge saß mir noch irgendwie im Nacken. Hartmut und<br />

Maria machten mir den Vorschlag, einfach mal mitzugehen und<br />

dann eine Entscheidung zu treffen.<br />

77


Gesagt, getan. An einem Samstagnachmittag kam ich mit.<br />

Das erste, was mir auffiel: niemand trug eine <strong>Die</strong>nstuniform. Mir<br />

schlug eine geradezu herzliche und familiäre Atmosphäre entgegen.<br />

Wären nicht überall die dicken Gitter und die eindeutigen<br />

Zellentüren gewesen, hätte man vermuten können, in einer Art<br />

Frauenwohnheim zu sein. Ausgerechnet an diesem Tag ging es mir<br />

gar nicht gut. Ich hatte Rückenschmerzen und obendrein war mir<br />

einfach nur übel. Der Anblick meines eigenen Geschlechtes in<br />

Gefangenschaft trug auch nicht gerade zu meinem Wohlbefinden<br />

bei. Ganz zu schweigen von dem erhofften `Gottes-Gegenwart-<br />

Gespür`. Ich spürte gar nichts, außer meiner Unfähigkeit, in dieser<br />

Situation Gottes Willen zu erkennen und in meinem Frust eine<br />

Hoffnung gebende Ausstrahlung zu verbreiten. Wie sollte ich bloß<br />

wissen, ob das hier meine Aufgabe sei? Vorsichtshalber hatte ich<br />

gebetet, dass Gott mir eine eindeutige Bestätigung geben sollte. Ich<br />

sagte auch welche: "Herr, wenn ich hier richtig bin, dann soll es gar<br />

nicht auffallen, dass ich von draußen komme. Ich wünsche mir, dass<br />

die Frauen denken, ich sei Eine von ihnen!"<br />

Während der Gruppe hatte ich keine bestimmte Aufgabe. Ich sollte<br />

ja einfach nur reinschnuppern. Trotzdem wünschte ich mir,<br />

irgendetwas beizutragen. In ein paar inneren Stoßgebeten bat ich<br />

wenigstens um ein ermutigendes Wort für irgendjemand. Nach der<br />

Gruppe hatte ich dann auch das Gefühl, eine junge Frau auf etwas<br />

Bestimmtes anzusprechen. Das schien ins Schwarze zu treffen und<br />

dadurch kamen wir dazu über unsere Vorstellungen von Gott zu<br />

sprechen und hatten auch sonst noch einen Moment Zeit, uns zu<br />

unterhalten bis die Beamtinnen uns abholten. Auf dem jeweiligen<br />

Stockwerk mussten wir gemeinsam warten, bis sie an der Reihe war,<br />

in ihre Zelle eingeschlossen zu werden. Da blieb noch etwas mehr<br />

Zeit zum Reden. Zusammen mit der jungen Frau setze ich mich auf<br />

einen Tisch im Zellenflur. Wir ließen die Beine baumeln und<br />

redeten noch einen Weilchen. Schließlich fragte sie mich:<br />

"Wo liegst du eigentlich?"<br />

Ich verstand nicht, was sie meinte. Wieso `liegen`, dachte ich bei<br />

mir, ich sitze doch einfach nur hier. Sie bemerkte, dass ich mit der<br />

Frage nicht gleich etwas anfangen konnte, als es mir dämmerte...<br />

78


"Ich meine auf welcher Zelle bist du?" wiederholte sie ihre Frage<br />

bevor ich antworten konnte. Ich hielt kurz inne, weil ich die<br />

Antwort, die ich ihr jetzt geben musste, irgendwie als gemein<br />

empfand:<br />

"Ich liege nirgends. Ich gehe jetzt wieder nach Hause."<br />

Es war, wie wenn ich mir selbst und ihr einen Stich verpassen<br />

würde. Erstaunter Blick. Stille.<br />

"Ich wusste nicht, dass du zu denen gehörst. Ich dachte du kommst<br />

gerade vom Reinigungsdienst - wegen deinem hellblauen Hemd."<br />

Es klang fast schon entschuldigend.<br />

Ob ich hier wohl richtig war? Gottes Antwort war eindeutig!<br />

Irmgard H.<br />

Gute Nachrichten!<br />

„Dass eins klar ist: mich kriegt niemand in eine Kirche!“ Mit diesen<br />

Worten kam eine Teilnehmerin in die <strong>Jesus</strong>-Gruppe im ehemaligen<br />

Frauengefängnis Leonberg und setzte sich demonstrativ auf einen<br />

Sessel in der Ecke. Ich setzte mich - etwas weniger demonstrativ -<br />

neben sie.<br />

„Also, ich sag’s gleich. Ich bin gar nicht freiwillig hier. <strong>Die</strong><br />

Wärterin hat mir gesagt, dass ich mitkommen soll. Jetzt bin ich zwar<br />

hier, aber mit Kirche will ich nichts zu tun haben.“<br />

Ich sagte, es gehe hier nicht um irgendeine Kirche, sondern um<br />

<strong>Jesus</strong>. Aber das schien die Situation auch nicht gerade zu<br />

entspannen. Während wir einige Lieder sangen, nahm sich die Frau<br />

eines der Neuen Testamente, die auf den Tischen verteilt waren und<br />

begann darin herumzublättern. Plötzlich stieß sie mich mit ihrem<br />

Ellenbogen an und deutete auf eine Passage, die sie gerade entdeckt<br />

hatte.<br />

Apostelgeschichte 16, 25-26:<br />

Gegen Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott mit<br />

Liedern. <strong>Die</strong> übrigen Gefangenen hörten ihnen zu. Plötzlich gab es<br />

ein heftiges Erdbeben, und das Gefängnis wurde bis in die<br />

Grundmauern erschüttert. Alle Tore sprangen auf und die Ketten<br />

sämtlicher Häftlinge fielen ab! (NL)<br />

79


Was sollte ich dazu noch sagen. Das einzige, was mir einfiel war:<br />

„Das sind doch gute Nachrichten, oder?“<br />

Irmgard H.<br />

Von einem Gefangenen gemalt<br />

80


2. Heilbronn<br />

„Nimm ein das gute Land, das Gott Dir gibt.“ Josua 1, 1-6<br />

Josef und Evi Bierbaum<br />

Gottes Wirken in der JVA<br />

Heilbronn<br />

Im Jahre 2003, bei einer<br />

Visionsfindung unserer<br />

Gemeinde, der „Gemeinde<br />

entschiedener Christen“ (GEC)<br />

in Heilbronn, war im Gebet<br />

unsere Frage, welche<br />

Aufgaben wir zum Wohle<br />

unserer Stadt übernehmen<br />

sollen. Im Ergebnis wurde uns unter anderem gezeigt, unsere<br />

Herzen für Frauen und Angehörige von Inhaftierten und für die<br />

Gefangenen selbst zu öffnen, um ihnen Hilfe im geistlichen und<br />

sozialen Bereich anzubieten. Wie das gehen sollte wussten wir<br />

damals noch nicht.<br />

Erste Schritte begannen im Jahre 2005, nachdem wir als Gemeinde<br />

das christliche Sozialwerk Heilbronn (CSH) gründeten, um den<br />

kommenden Aufgaben in jeder Hinsicht gerecht werden zu können.<br />

Da ich in der JVA im Vollzugsdienst arbeitete, konnte ich, nach<br />

Entwurf eines entsprechenden Flyers, meinem Anstaltsleiter, Herrn<br />

Schlicher, unsere Gedanken mitteilen. Er war begeistert und<br />

unterstützte uns bei der Umsetzung dessen, was Gott uns aufs Herz<br />

gelegt hatte.<br />

Ende April 2005 bei einem Gespräch zwischen dem Anstaltsleiter<br />

und unserem Pastor <strong>Die</strong>ter Mundt wurde das Ganze vertieft und die<br />

Vorschläge genehmigt und auf den Weg gebracht.<br />

Schon hier konnten wir die Liebe Gottes erkennen, die in<br />

wunderbarer Weise das Optimale für unseren <strong>Die</strong>nst bereitstellte.<br />

Der uns zur Verfügung gestellte Raum war nicht sehr einladend.<br />

Wir wollten ihn in Eigenleistung neu gestalten. <strong>Die</strong> Anstalt ließ<br />

81


jedoch die ganzen Renovierungsarbeiten von den anstaltseigenen<br />

Malern durchführen. Zunächst waren wir nicht sehr begeistert, da<br />

solche Maßnahmen erfahrungsgemäß länger dauern. Bis zu unserem<br />

gesetzten Termin des Beginns unserer Arbeit am 1. Juli waren es<br />

nur noch ein paar Tage. Doch Gottes Zeitplan war genial. Am 30.<br />

Juni konnte unser Pastor zusammen mit dem Anstaltsleiter den<br />

fertigen Raum besichtigen, so dass wir, wie vorgesehen, unseren<br />

<strong>Die</strong>nst in einer behaglichen und wohnlichen Umgebung beginnen<br />

konnten.<br />

Sechs Schwestern unserer Gemeinde fühlten sich zu diesem <strong>Die</strong>nst<br />

an den Frauen berufen. Sie stellten sich im Wechsel den Frauen der<br />

Gefangenen zunächst dienstags und donnerstags zur Verfügung.<br />

Unser Ziel ist es, jeden Tag während der Woche präsent zu sein.<br />

Voller Freude können wir jetzt bereits sagen, dass schon viele gute<br />

Gespräche geführt, das Gebetsangebot gut angenommen wurde und<br />

Gottes Führung bei einzelnen Frauen erlebt werden konnte.<br />

Der Raum hat eine wunderbare Wandlung im Laufe der Zeit<br />

erfahren. Er wurde vom Treffpunkt zum Andachtsraum, vom<br />

Gesprächsraum zum Gebets- und Bibelleseraum.<br />

Gott hat auch seine schützende Hand bereit über diesen Raum<br />

gehalten. Bei einem Wolkenbruch drang durch das defekte Dach<br />

Wasser in die Räume. Nur unser Raum blieb trocken. Beeindruckt<br />

meinte der Anstaltsleiter: “Ist eben ein christlicher Raum.“<br />

Da ich in vielen Gesprächen mit den Gefangenen ihre seelische Not<br />

sehen konnte, war es mir ein besonderes Anliegen, ihnen in Form<br />

einer Gesprächsgruppe die Möglichkeit anzubieten, den Weg zur<br />

Bibel, zu <strong>Jesus</strong> Christus zu finden. „Ich bin der Weg“, sagt <strong>Jesus</strong><br />

von sich selbst. Nur mit seiner Hilfe ist es deshalb für die<br />

Gefangenen möglich, ein straffreies Leben zu führen.<br />

So entstand ein Gesprächskreis, der „<strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe“ genannt<br />

wurde. Am 20.10.2005 konnten wir, nach dem alle Formalitäten<br />

erledigt waren, mit der Gruppenarbeit der <strong>Jesus</strong>-Gruppe beginnen.<br />

Leider war es mir nicht vergönnt beim Start dabei zu sein, da ich<br />

82


mich zum zweiten Mal einer schweren Operation unterziehen<br />

musste.<br />

Der Herr hatte mir dies schon einige Zeit vorher gezeigt, dass ich<br />

den Beginn der Gruppenarbeit nicht miterleben werde. Mit dem<br />

inneren Empfinden – es geht auch ohne mich – hatte ich Frieden<br />

über meiner Situation.<br />

Beim ersten Treffen kamen von den elf Gefangenen, die sich<br />

gemeldet hatten, fünf, so dass wir, ebenfalls fünf Mitarbeiter, einen<br />

gesegneten Abend mit Gesang, Gebet und dem Wort unseres Herrn,<br />

verbringen konnten. Es war ein viel versprechender Anfang.<br />

Durch meinen Arbeitsplatz im Gefängnis hörte ich immer wieder<br />

von einer <strong>Jesus</strong>-Gruppe in der JVA Stuttgart. Gefangene erzählten<br />

mir freudig, wie sie von Gottes Wort durch die Teilnahme in der<br />

Gruppe angesprochen und berührt wurden. Über „Licht im Dunkel“<br />

der Gefangenenhilfe des BFP nahm ich Verbindung mit dem Leiter<br />

auf. Wir wurden eingeladen, an einem Gruppenabend in<br />

Stammheim dabei zu sein.<br />

<strong>Die</strong>ses Zusammentreffen und unser Wunsch, im Heilbronner<br />

Gefängnis eine Arbeit zu beginnen, wurde von den Stuttgartern mit<br />

großer Freude aufgenommen. Für sie war es eine Gebetserhörung,<br />

da sie schon Jahre für eine Gruppe in Heilbronn gebetet hatten.<br />

Gemeinsam begannen wir dann die Gruppenabende zu gestalten.<br />

Trotz der weiten Strecke, die unsere Geschwister auf sich nahmen,<br />

waren sie voller Freude und Liebe dabei. Wir konnten von ihren<br />

Erfahrungen profitieren und so entwickelte sich zu unser aller<br />

Freude und zur Ehre Gottes eine wunderbare Arbeitsgemeinschaft.<br />

Wir spüren immer wieder, dass wir im Willen unseres Herrn <strong>Jesus</strong><br />

unseren <strong>Die</strong>nst tun. Seiner Hilfe und Leitung dürfen wir stets sicher<br />

sein.<br />

So können wir nach den ersten Monaten unseres <strong>Die</strong>nstes sagen, der<br />

Herr hat Wunderbares geschenkt. Er hat uns bereits Mitarbeiter<br />

gegeben, die voller Freude mit uns ins Gefängnis gehen. Unsere<br />

Gemeinde hat nach einem Aufruf christliche Bücher gesammelt, die<br />

83


wir in die Gefängnisbücherei geben konnten, so dass auch über<br />

diesen Weg das Evangelium weiter verbreitet werden kann.<br />

Wir sind tief berührt, wie Gott innerhalb eines halben Jahres uns<br />

dies alles ermöglicht hat. Wir erleben, wie wichtig es unserem Herrn<br />

ist, straffällig gewordenen Menschen sein Wort weiter zu geben. Er<br />

geht in die dunkelsten Örter, um sein Licht anzuzünden. Unserem<br />

Herrn <strong>Jesus</strong> sei alle Ehre dafür.<br />

Josef Bierbaum<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe in der JVA Heilbronn, eine Premiere!<br />

Der erste Gruppenabend<br />

in Heilbronn hat<br />

stattgefunden. Wir waren<br />

überwältigt von der<br />

Liebe Gottes zu den<br />

Gefangenen. Von den<br />

zehn Gefangenen, die<br />

sich angemeldet hatten,<br />

waren fünf gekommen.<br />

Von der Gemeinde entschiedener Christen waren außer dem Pastor<br />

<strong>Die</strong>ter Mundt noch drei weitere Geschwister dabei. Wir aus<br />

Stuttgart waren zu dritt.<br />

Am 20. Oktober 2005 war es soweit. Alle formalen Hindernisse<br />

waren beiseite geschafft. <strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe in der JVA Heilbronn<br />

konnte beginnen.<br />

Leider war Josef Bierbaum, der künftige Leiter der <strong>Jesus</strong>-Gruppe,<br />

krank, so dass er beim Beginn nicht dabei sein konnte. Wir sind<br />

dankbar, dass er als Vollzugsbeamter in der JVA Heilbronn diesen<br />

<strong>Die</strong>nst übernommen hat. Er wurde jedoch von seiner Frau Evi<br />

würdig vertreten.<br />

In Erwartung der ersten Teilnehmer waren wir alle erfreut zu hören<br />

wie ein Beamter den Beginn der <strong>Jesus</strong>-Gruppe über die<br />

Lautsprecher angesagte. Erstmals schallte der Name <strong>Jesus</strong> durch<br />

sämtliche Stockwerke der Zellengebäude.<br />

84


Als Unterstützerteam waren wir, Hartmut, Maria und Robert aus der<br />

<strong>Jesus</strong>-Gruppe Stammheim nach Heilbronn gekommen, um beim<br />

Beginn der Gruppe tatkräftig mitzuwirken.Vorher ging es jedoch in<br />

die „Gemeinde entschiedener Christen“, die Heimatgemeinde<br />

unserer Geschwister. Nach einem Kennenlern-Gespräch und einer<br />

Gebetszeit mit den Geschwistern des neuen <strong>Jesus</strong>-Gruppenteams<br />

und ihrem Pastor, <strong>Die</strong>ter Mundt, gingen wir in fröhlicher Erwartung<br />

zum Gefängnis.<br />

Fünf Gefangene waren gekommen, obwohl zehn angemeldet waren.<br />

Wir haben sie herzlich begrüßt und konnten schon vor dem<br />

offiziellen Beginn die ersten Einzelgespräche führen.<br />

Pastor <strong>Die</strong>ter Mundt eröffnete dann den ersten Gruppenabend nach<br />

der Vorstellung der Mitarbeiter mit einer interessanten Geschichte<br />

über das Gebet.<br />

Hartmut leitete den Abend weiter mit gemeinsamen Liedern und<br />

einer Kurzpredigt über Johannes 3,16, begleitet mit Berichten aus<br />

seinem eigenen Leben. <strong>Die</strong> Gefangenen waren sehr interessiert und<br />

wir bemerkten, dass es im Laufe des Abends atmosphärisch immer<br />

besser wurde. Nachher hat Hartmut mich gebeten, ein Lied auf<br />

Englisch zu singen und auch ein paar Zeugnisse aus der<br />

Stammheimer <strong>Jesus</strong>-Gruppe zu erzählen. Später haben wir alle uns<br />

etwas gründlicher vorgestellt (auch die Gefangenen) und hatten<br />

anschließend eine gute Gebetszeit miteinander. Auch einer von den<br />

Gefangenen hat gebetet und dem Herrn gedankt, dass wir<br />

gekommen sind. Der ganzer Abend war ein Segen und ein Erlebnis,<br />

das wir nie vergessen werden. Ein Gefangener sagte nachher, dass<br />

er am Donnerstag eigentlich für eine andere Gruppe (Italienisch<br />

Kurs) angemeldet ist aber der Besuch der <strong>Jesus</strong>-Gruppe war ihm<br />

wichtiger.<br />

Sie findet ab jetzt jeden <strong>Die</strong>nstag von 18:30 bis 20:30 Uhr statt.<br />

Bitte betet für die Heilbronner <strong>Jesus</strong>-Gruppe, dass sie bald ein fester<br />

Bestandteil in der JVA Heilbronn ist.<br />

Robert Young<br />

85


86<br />

3. Indianer Camp für Kinder von Gefangenen<br />

Indianer Camp 2004 – die Gesichter der Kinder sind unkenntlich<br />

gemacht.<br />

Wie alles anfing<br />

Wolfgang und Sandy Kremer (aus Siegen) haben 1988 mit sechs<br />

Kindern die Indianercamps begonnen. <strong>Die</strong> Idee war, Kindern von<br />

Gefangenen einen kostenlosen siebentägigen Urlaub zu<br />

ermöglichen. Inzwischen finden die Camps in mehreren<br />

Bundesländern statt - seit 2004 in Baden-Württemberg. Wir<br />

starteten mit vier Kindern (siehe Bericht), 2005 waren es bereits<br />

zehn Kinder und 2006 13 Kinder (davon waren 7 im vorigen Jahr<br />

dabei). Auf den Camps gibt es Spiele, Geländespiele, Lagerfeuer<br />

mit Stockbrot, Bibel-Spaß, Basteln und viel Gesang am Lagerfeuer.<br />

Alle Camps waren sehr gesegnet und wir sind gespannt wie die<br />

Arbeit wachsen wird. Eine Mitarbeiterin war als Kind auf einem<br />

Camp in NRW und hat <strong>Jesus</strong> kennen gelernt. Aus Mangel an<br />

Mitarbeitern konnte bisher in Bayern noch kein Camp durchgeführt


werden. Aber die Vision von Wolfgang und Sandy ist ein<br />

Indianercamp in jedem Bundesland durchzuführen. Siehe<br />

www.menschen-in-not.org für mehr Information.<br />

INDIANER CAMP 2004<br />

Das 1. Zeltlager für Kinder Strafgefangener in Baden-Württemberg<br />

Ein Wohlfühlbarometerprotokoll oder `Wer ist der König des<br />

Dschungels?`<br />

1. Tag<br />

Klack! Klack! Klack!<br />

"Du hast aber einen besonders schönen Herzmagneten!"<br />

Susi* lässt ihren Magneten immer wieder gegen den Emailteller<br />

springen. Das erste von nur vier Kindern ist eingetroffen und sieht<br />

gar nicht glücklich aus. "Wie alt bist du?" Keine Antwort! "Hast du<br />

noch Geschwister?" K. A. "Was ist denn dein Lieblingsfach in der<br />

Schule?" K.A. "Allein mit so viel Erwachsenen ist schon blöd, gell?<br />

Aber bald kommen ja noch die anderen Kids!" Finsterer Blick!<br />

2. Tag<br />

Susi* und Nina* haben sich auf Anhieb verstanden. Nun hängen sie<br />

wie die Kletten zusammen und an Jana, ihrer Teamleiterin, die sie<br />

während des ganzen Camps intensiv betreuen wird. Wolfgang, unser<br />

Campleiter und Gründer dieser speziellen Campidee, verwarnt die<br />

beiden: "Lasst mir mal die Jana ein bisschen in Ruhe, die muss doch<br />

noch das ganze Camp durchhalten!"<br />

3. Tag<br />

Wer die Idee hat, führt sie aus! Eines der Mottos beim Camp. <strong>Die</strong><br />

Kinder verwalten den campeigenen Kiosk selbst und können dort<br />

ihre hart verdienten „Indianerdollars“ loswerden. Wie kommt man<br />

an die heiß begehrte Campwährung denn ran? Mit Zähne putzen,<br />

duschen, Bibelverse auswendig lernen, Zeltordnung, etc.<br />

87


Das Jungenteam, das aus sehr ungleichen Partnern besteht, hat<br />

bereits beschlossen, ihre Dollars in eine gemeinsame Kasse zu<br />

legen. Das Mädchenteam zieht nach: gemeinsam haben wir mehr<br />

davon und dann ist es auch nicht so wichtig, wer die meisten Dollars<br />

verdient hat. Wir sind echt positiv überrascht.<br />

4. Tag<br />

Tom* überlegt sich, ob er nicht doch wieder in eine Gemeinde<br />

gehen soll. Gott ist ihm wieder wichtig geworden. Alex* entwickelt<br />

sich zum Superspüler: selbst wenn genug für den Geschirrspüldienst<br />

eingeteilt sind, hilft er gerne mit und dabei kommt man auf eine<br />

lockere Art ins Gespräch. <strong>Die</strong> Mädels sind nicht unbedingt<br />

begeistert, so oft Spüldienst zu haben. Bei vier Kindern müssen die<br />

Mitarbeiter eben öfter mithelfen. Wir vertrösten die Kinder: "Beim<br />

nächsten Camp kommen bestimmt mehr Kinder. Das ist dann viel<br />

interessanter und ihr habt auch nicht so oft Spüldienst." Lautstarker<br />

Protest: "Nein! Wir wollen doch gar nicht mehr Kinder sein! Zu<br />

viert ist es am schönsten!"<br />

5. Tag<br />

Robert nimmt seine<br />

Aufgabe als<br />

Lobpreisleiter nicht<br />

nur am abendlichen<br />

Lagerfeuer wahr.<br />

Fast unbemerkt setzt<br />

er sich spontan ins<br />

Bastelzelt, alias<br />

„Adams Workshop“.<br />

Kaum stimmt er die<br />

ersten Akkorde an,<br />

singen die Mädchen wie selbstverständlich mit und schwenken ihre<br />

Klebestifte hin und her. <strong>Die</strong> Ohrwürmer begleiten uns durch das<br />

ganze Camp: in der freien Spielzeit, während der Geländeaction, in<br />

der Mittagsruhe und auf dem Weg zu den Toiletten hört man vor<br />

allen Dingen die Mädchen singen:<br />

Wer ist der König des Dschungels? Uh, uh!<br />

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Wer ist der König der See? Blubb, blubb, blubb.<br />

Wer ist der König der ganzen Welt?<br />

Wer ist der König von mir? Ich sag’s euch:<br />

J - E - S - U - S, JESUS!<br />

6. Tag<br />

Bei so vielen Mitarbeitern (ein eher ungewohnter Zustand) und so<br />

unkomplizierten Kindern vergisst man auch mal, warum man das<br />

Ganze eigentlich macht. <strong>Die</strong> Stimmung driftet von genial bis<br />

teilweise etwas kriselig ab ... bis wir uns wieder auf das Wesentliche<br />

besinnen: <strong>Jesus</strong> und die Kinder.<br />

Außerdem sorgen die `Fantastischen Drei` fast ununterbrochen für<br />

unser leibliches Wohl: Gerhard, Renate und Thomas verwöhnen uns<br />

mit selbstgebackenen Brötchen und Rosinenkuchen zum Frühstück,<br />

raffinierten Dips, diversen Soßen, Apfelschnecken, Pflaumenkuchen<br />

und Pflaumen-Holunder-Marmelade direkt vom campeigenen<br />

`Garten Eden`, Rohkostplatten, Müsli-, Obstquark- und<br />

Auflaufvariationen, Pilzpfannen und low-fat 30 Salaten... bis wir<br />

alle jammern: "Können wir nicht mal ein Essen ausfallen lassen!!?<br />

Wir können nicht mehr!" Das Küchenteam ist einsichtig geworden<br />

und serviert uns ein `ausgefallenes` Mittagessen: einfache<br />

Gemüsesuppe mit Würstcheneinlage, Salat, Rohkostteller,<br />

selbstgemachtes Pflaumenkompott und Apfelmus mit Griesbrei,<br />

verschiedene Puddingreste vom Vortag und während wir auf diese<br />

Weise eine Mahlzeit ausfallen lassen, duftet schon der nächste<br />

Kuchen aus dem Backofen heraus. Ach ja, und nicht zu vergessen:<br />

heute ist ja der `Bunte Abend` mit einem Büfett vom Feinsten...<br />

7. Tag<br />

Der legendäre Open-Air Kinoabend mit Cola, Popcorn und<br />

Eintrittskarte startet. Das Video lässt nochmals alles Revue<br />

passieren was die Kinder in dieser Woche gehört haben. Danach<br />

beginnt es zu nieseln. Zusammen mit den Jungs, die noch ein letztes<br />

Mal Nachtwache haben, ziehen wir ins Küchenzelt um. Bis uns fast<br />

die Augen zufallen plaudern wir wie alte Freunde über Spezialkufen<br />

für Eishockeyschuhe, Zukunftspläne, Banales, Bewegendes, unsere<br />

peinlichsten Erlebnisse und die Vorfreude auf das nächste Camp.<br />

89


8. Tag<br />

Jede gute Idee ist noch zu verbessern! So lautet das zweitwichtigste<br />

Campmotto. Teamleiter Ben hat einen Verbesserungsvorschlag:<br />

"Lasst uns die Kinder heute früh doch mal mit den Campliedern<br />

aufwecken!" Robert greift zur Gitarre und wir fangen an zu singen:<br />

Vergiss es nie, dass du lebst<br />

war keine eigene Idee und<br />

dass du atmest kein<br />

Entschluss von dir... <strong>Jesus</strong>,<br />

du bist mein Freund... I will<br />

celebrate... Fear not, for I<br />

am with you... Mir kommen<br />

echt die Tränen und aus<br />

dem Augenwinkel bemerke<br />

ich wie sich Wolfgang mit<br />

dem Jackenärmel über<br />

seine Augen wischt. Nach<br />

16 Jahren Indianer Camp!<br />

Alex* lugt verschlafen aus<br />

seinem Zelt: "Das ist ja<br />

schrecklich, so schlimm bin<br />

ich noch nie geweckt<br />

worden!" Nina* schält sich<br />

aus dem Mädchenzelt und<br />

sagt fröhlich: "Oh, wie schön! Ich habe schon im Zelt die ganze Zeit<br />

mitgesungen." Tja, allen Kindern können wir es wohl nicht recht<br />

machen, aber das Wesentliche ist sicher rübergekommen:<br />

<strong>Jesus</strong> und wir lieben euch!<br />

* Alle Namen der Kinder wurden aus Datenschutzgründen<br />

geändert!<br />

90


Kapitel 13 – Fragen und Antworten<br />

1. Wie viele Gruppen gibt es in JVA-Stammheim?<br />

Wir haben 3 Deutsch sprechende Gruppen, 1 Englisch sprechende<br />

Gruppe, 1 Russisch sprechende Gruppe und 1 Türkisch sprechende<br />

Gruppe mit je 12 Männern.<br />

2. Wie viel Zeit habt ihr in der Gruppe?<br />

<strong>Die</strong> Gruppe dauert normalerweise von 17:30 bis 19:30 Uhr, also<br />

zwei Stunden.<br />

3. Was macht ihr in der Gruppe?<br />

<strong>Die</strong> Gruppenzeit fängt an mit einem Grußwort und einem Gebet und<br />

geht weiter mit Lobpreis, bei dem die Gefangenen viele Lieder<br />

singen wollen, und zwar mit ganzem Herzen. Dann gibt es eine<br />

Andacht und nachher machen wir die Gruppenarbeit, in der ein<br />

bestimmtes Thema oder eine bestimmte Bibelstelle betrachtet wird.<br />

Manchmal zeigen wir einen Film oder wir geben gläubigen<br />

Gefangenen die Gelegenheit, etwas beizutragen.<br />

4. Was für Lieder singt ihr?<br />

Wir haben ein Liederbuch mit deutschen Liedern und auch eine<br />

Liedersammlung mit englischen Liedern. <strong>Die</strong> Lieder sind so<br />

gewählt, dass sie die Gefangenen ansprechen. Ein Lieblingslied in<br />

der deutschen Gruppe ist „Ja Herr, Du bist bei mir!“ weil es mit<br />

„Du wirst mich nachhause bringen“ endet.<br />

5. Macht ihr manchmal einen Aufruf?<br />

Ja, wenn es sich ergibt.<br />

6. Kommen die Männer freiwillig in die Gruppe?<br />

Ja, sie müssen sich selbst anmelden. Manche kommen, um aus der<br />

Zelle zu kommen, aber in kurzer Zeit spüren Sie Gottes Gegenwart.<br />

7. Ist während der ganzen Jahre nichts Gefährliches passiert?<br />

91


Preis den Herrn, nein!<br />

8. Warum sind die Männer im Gefängnis?<br />

Es interessiert uns eigentlich gar nicht. Mitarbeiter werden nie<br />

fragen, was jemand gemacht hat. Aber im Gefängnis ist alles<br />

vertreten, was man sich vorstellen kann und vielleicht nicht<br />

vorstellen kann. Aber das Blut Jesu reinigt uns von allen Sünden.<br />

9. Bleibt ihr in Kontakt mit Gefangenen?<br />

Wenn ein Gefangner will, dann ja. Manchmal besuchen wir<br />

Gefangene, wenn sie in andere Gefängnisse verlegt wurden. Wir<br />

haben auch Gefangene, die uns an Weihnachten etwas spenden für<br />

die Gefangenen. Auch Briefkontakt findet statt.<br />

10. Was macht ihr an Weihnachten?<br />

Vor Weihnachten sammeln wir Plätzchen und Kuchen von lieben<br />

Geschwistern in der Gemeinde und im Dezember feiern wir in jeder<br />

Gruppe Weihnachten. Jeder Gefangene bekommt ein Paket mit<br />

Kaffee, Plätzchen, Obst, Schokolade, usw. und einem Buch. Wir<br />

dekorieren die Tische und zünden Kerzen an und singen<br />

Weihnachtslieder. <strong>Die</strong> Gefangenen sind natürlich sehr dankbar für<br />

diese schöne Feier.<br />

11. Wie wird die <strong>Jesus</strong>-Gruppe finanziert?<br />

In zwanzig Jahren haben wir nie finanzielle Not gehabt. Der<br />

Schatzmeister von unserer Gemeinde freut sich, dass wir immer<br />

unabhängig von finanziellen Mitteln der Gemeinde arbeiten. Der<br />

Staat zahlt uns ein bisschen Geld als ehrenamtliche Mitarbeiter. Das<br />

Geld wird benutzt um Bibel usw. zu kaufen. Im Jahr kaufen wir<br />

Bibeln und Literatur für ca. € 2500. Jeder neue Gefangene<br />

bekommt eine Bibel in seiner Sprache. Aber nicht alle Mitarbeiter in<br />

den sechs Gruppen werden bezahlt. Der Staat muss auch irgendwie<br />

Geld sparen.<br />

92<br />

12. Warum ist die Arbeit so gesegnet?<br />

Zuerst, weil <strong>Jesus</strong> gekommen ist, um die Verlorenen<br />

zu suchen und zu retten. Dann haben wir viele


Geschwister die für uns beten. Ohne Gebet geht nichts. Wir treffen<br />

uns auch als <strong>Jesus</strong>-Gruppe jeden Monat zum Beten. Es wird darauf<br />

geachtet, dass die Mitarbeiter auch berufen sind für diese Arbeit,<br />

und mit der Berufung kommt auch das Gelingen.<br />

13. Wenn jemand im Gefängnis sich bekehrt, ist es von Dauer?<br />

Jeder von uns muss seinen Glauben frisch erhalten. Es kommt auch<br />

in der Bibel vor, dass Menschen vom Glauben abgefallen sind, z.B.<br />

Demas im 2. Timotheus 4,10. Gefangene haben eine schwere Zeit,<br />

wenn die aus dem Gefängnis kommen, also müssen wir mehr für sie<br />

beten.<br />

14. Kommen auch Muslime in die Gruppen?<br />

Ja. Wir haben die Türkische Gruppe. Auch in die anderen Gruppen<br />

kommen Muslime und bekehren sich auch.<br />

93


Kapitel 14 – Lieder & Gedichte von Gefangenen<br />

1. Trostlose Einsamkeit<br />

Trostlose Einsamkeit durchziehen meine Gedanken,<br />

haltlos, ohne Schranken.<br />

Ein Pfeil, getränkt in bitterem Schmerz,<br />

durchbohrt mein sensibles Herz.<br />

Meine Gefühle erstarren<br />

wie ein Fluss in kalter Winternacht,<br />

wo habe ich mich bloß hingebracht?<br />

Ein Leben ohne Liebe, ohne Zweisamkeit,<br />

das nenne ich totale Einsamkeit.<br />

Ich sehne mich nach Geborgenheit schon mein ganzes Leben<br />

und warte wie die Wüste auf den Regen.<br />

Meine Seele ist schwer wie Blei,<br />

das Leben rast an mir vorbei.<br />

Dunkle Wolken vernebelten mir die Sicht<br />

und nahmen mir die Freude am Lebenslicht.<br />

<strong>Die</strong> Drogen versprachen mir jedoch so viel<br />

drum ging ich ein den dummen Deal.<br />

Doch ich muss die Kurve kriegen<br />

drum schließ ich mit Gott den Frieden!<br />

Gedanken von Andy K. JVA Stammheim im November 1998<br />

94


2. Das neue Leben<br />

Gedanken eines Gefangenen<br />

DAS NEUE LEBEN<br />

<strong>Die</strong> Hoffnung trägt uns fest im Glauben,<br />

das Leid kann uns das Licht nicht rauben.<br />

Ich kann es sehen, hell und klar,<br />

die Flamme lodert immer schneller.<br />

Aus einem Funken Hoffnung wurde Licht;<br />

GOTT gibt uns diese Zuversicht.<br />

Sie ist geworden zur Gewissheit;<br />

ER wird uns führen aus dem Leid.<br />

<strong>Die</strong> Botschaft gab mir unser GOTT:<br />

Verlassen werd` ich diesen Ort.<br />

GOTT führt uns auf den rechten Pfad,<br />

ein breiter Weg, kein schmaler Steg.<br />

Ich sehe jetzt vor mir das Ziel,<br />

zu dem uns GOTT hinführen will.<br />

ER hat die Macht, die Kraft, die Größe<br />

uns zu schützen vor dem Bösen.<br />

Ich weiß, dass ER uns immer liebt<br />

und uns unsere Sünden vergibt.<br />

ER vergab mir meine Sünden,<br />

gereinigt hat er meine Wunden.<br />

JESUS CHRISTUS, dir sei Dank,<br />

jetzt ist die Seele nicht mehr krank.<br />

Ich hab` dir alles vorgetragen;<br />

ein riesengroßer, voller Wagen.<br />

95


Bereu` die Sünden aus dem Leben;<br />

ich bitte Dich, mir zu vergeben.<br />

Immer wieder, jeden Tag,<br />

dass es auch gelingen mag.<br />

Ich bet` zu Dir im Neuen Leben<br />

und bitte Dich, mir das zu geben,<br />

was nötig ist, und Stärke,<br />

dass auch gelingen meine Werke.<br />

In Deinem Geist nun werd` ich wandeln<br />

und betrachten all` mein Handeln;<br />

nur noch nach der GOTTES-LEHRE,<br />

dass alles wird zu Lob und Ehre;<br />

für den HERRN, der unser Leben führt.<br />

Wir preisen IHN, wie es sich gehört!<br />

Vorbei ist nun das alte Leben;<br />

nach dem Mammon werd` ich nicht mehr streben.<br />

Bedingungslos die Menschen lieben;<br />

mich in Freundlichkeit und Güte üben<br />

und helfen, wo die Not am Größten.<br />

Bin Bollwerk gegen alles Böse.<br />

Kein Neid, kein Streit, kein Hass, kein Groll<br />

je unser Weg - Begleiter werden soll.<br />

Versöhnung ist der erste Schritt.<br />

Ich bitte dich, komm’ mit mir mit!<br />

Ein Wunder hat mein GOTT vollbracht;<br />

ER hat aus mir ’nen Mensch gemacht.<br />

Echt und nur noch für die Wahrheit,<br />

berechenbar und voller Klarheit.<br />

Blind ging ich durch diese Welt<br />

und fühlte mich auch noch als Held.<br />

Kein Ziel, das Sinn kann geben.<br />

96


Sie begannen schon zu weben.<br />

Netze, um mich einzufangen;<br />

mich vor dem Richter zu belangen.<br />

War das alles lebenswert;<br />

war da nicht irgend `was verkehrt?<br />

Gab es Werte, die sich lohnten,<br />

die in meiner Seele wohnten?<br />

Wo war ich, als mich Menschen brauchten,<br />

Kinder, die ihr Leben aushauchten?<br />

<strong>Die</strong> eigenen Kinder sind zu kurz gekommen;<br />

ich hab` sie nicht für voll genommen.<br />

Gerannt bin ich, nach falschen Zielen;<br />

mein Lebensinhalt war nur noch das Dealen.<br />

Mein Leben war die Sucht nach mehr;<br />

ich setzte mich auch nicht zur Wehr.<br />

Und alles wuchs wie Babylon;<br />

ein Dorn im Aug` des GOTTES Sohn.<br />

So brach zusammen dieser Turm;<br />

gewinselt hab` ich, wie ein Wurm<br />

und nicht gespürt, dass es ist Gnade;<br />

um nichts, um gar nichts ist es schade.<br />

Niemals wollt` ich Menschen treffen;<br />

heute nur noch meine Waffen strecken.<br />

Nur gewonnen hab` ich durch das Leid;<br />

ich bin in Gott und voller Freud`.<br />

Ganz einfach wäre es gewesen,<br />

hätt’ ich gewagt den Blick;<br />

in mein Inneres und zu mir zurück.<br />

In’s heilige Buch, das ewig währt.<br />

97


Ich hätte es gemerkt, was ist verkehrt.<br />

Es ist so einfach nur die Liebe;<br />

bedingungslos gestutzte Triebe.<br />

<strong>Die</strong> falschen Triebe, wohl gemerkt;<br />

nach Macht, Besitz, was uns betört.<br />

Nein, ich habe es angeführt;<br />

Güte, Freundlichkeit und Liebe -<br />

und nicht Erwartung uns erfüllen soll.<br />

SO will ich’s halten in DEM NEUEN LEBEN<br />

und meinen Lieben alles geben.<br />

Es ist erneuert Geist und Herz;<br />

GOTT trägt uns mit dem Lebens-Schmerz.<br />

<strong>Die</strong> Liebsten hast DU schon errettet<br />

und sie in Deiner Hand gebettet.<br />

Zurück, zu euch nach Haus geschwind;<br />

im Glück, mit GOTT und Weib und Kind.<br />

Erlöse mich, HERR, DU treuer GOTT;<br />

Bewahre mich vor Not und Tod!<br />

Beharrlich bet’ ich jeden Tag,<br />

dass ich bald erlöst sein mag.<br />

98<br />

Klaus


3. <strong>Die</strong> Liebe Gottes<br />

DIE LIEBE GOTTES - Zur Melodie von "Amazing Grace"<br />

<strong>Die</strong> Liebe Gottes kam zu mir<br />

eh’ ich daran gedacht.<br />

Sie suchte mich und fand mich hier<br />

inmitten meiner Nacht.<br />

<strong>Die</strong> Liebe Gottes kam zur Welt,<br />

sie kam in <strong>Jesus</strong> Christ.<br />

Er hat sich da hineingestellt,<br />

wo's finster worden ist.<br />

Er kam als Mensch - als Mensch wie ich,<br />

lag in der Mutter Schoß.<br />

Er war so arm - so arm wie ich,<br />

zog nicht das große Los.<br />

<strong>Die</strong> Liebe Gottes bleibt in mir,<br />

wohin ich immer geh.<br />

Sie hält und schützt mich dort und hier<br />

damit ich feste steh.<br />

Hallelujah, Hallelujah, Hallelujah, Amen<br />

Hallelujah, Hallelujah, Hallelujah, Amen<br />

Von einem Gefangenen geschrieben - Name unbekannt.<br />

99


Anhang 1 – Interessante Websites<br />

Zunächst einmal sind auf den Seiten der Justiz in Baden-<br />

Württemberg einige Bilder von der Justizvollzugsanstalt (JVA)<br />

Stuttgart-Stammheim zu sehen, die wir gerne empfehlen können.<br />

Wir selbst dürfen natürlich keine Informationen aus der Anstalt<br />

weitergeben. (Und das Fotografieren ist uns selbstverständlich<br />

sowieso verboten!)<br />

<strong>Die</strong> Hauptseite des Justizministeriums erreichen Sie unter<br />

http://www.jum.baden-wuerttemberg.de<br />

Zu den Bildern von JVA Stuttgart-Stammheim geht’s hier:<br />

http://www.jva-stuttgart.de (Auf der linken Seite finden Sie den<br />

URL "Virtueller Rundgang" mit circa 40 Bildern zur JVA)<br />

Mit den bereits genannten Links sind Sie von behördlicher Seite her<br />

bestens informiert.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe ist ein Werk der Volksmission entschiedener<br />

Christen<br />

http://www.diejesusgruppe.de<br />

und speziell der Volksmissions-Gemeinde in Stuttgart<br />

http://www.vm-stuttgart.de/index.php<br />

<strong>Die</strong> Mitarbeiter der <strong>Jesus</strong>-Gruppe(n) kommen aus verschiedenen<br />

Gemeinden.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jesus</strong>-Gruppe selbst ist wiederum Teil von der<br />

Gefangenenmission Licht im Dunkel<br />

http://www.lichtimdunkel.de<br />

100


<strong>Jesus</strong> will auch Ihr Leben verändern<br />

Während Sie die Seiten durchgeblättert und die Berichte gelesen<br />

haben, stellt sich für Sie vielleicht die Frage, ob Sie auch <strong>Jesus</strong><br />

persönlich kennen lernen wollen.<br />

<strong>Jesus</strong> Christus spricht: „Wenn jemand nicht von neuem geboren<br />

wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“<br />

Um in dieses neue, wunderbare Leben hineinzufinden, sind Ihnen<br />

folgende Schritte aus der Bibel gezeigt:<br />

1. Bekennen Sie Gott, dass Sie ein Sünder sind. <strong>Die</strong> Bibel sagt<br />

dazu:<br />

„... denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die<br />

Herrlichkeit Gottes.“ Römer 3, 23.<br />

.<br />

2. Bitten Sie um Vergebung, indem Sie sich zu Gott hinwenden und<br />

um SEINE Vergebung für Ihre vergangenen Sünden bitten. <strong>Die</strong><br />

Bibel sagt dazu:<br />

„....ich sage Euch, wenn Ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle<br />

ebenso umkommen!“ Lukas 13, 3.<br />

3. Glauben Sie, dass <strong>Jesus</strong> Christus der Sohn Gottes ist, und dass er<br />

Ihre Sünden auf sich nahm, als er am Kreuz starb, um für Sie<br />

Gottes Vergebung zu erlangen.<br />

„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen<br />

eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht<br />

verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Johannes 3,<br />

16.<br />

4. Sagen Sie Gott, dass Sie <strong>Jesus</strong> als Ihren Retter und Herrn Ihres<br />

Lebens annehmen.<br />

101


102<br />

„Denn wenn Du mit Deinem Munde bekennst, dass <strong>Jesus</strong> der<br />

Herr ist, und in Deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den<br />

Toten auferweckt hat, so wirst Du gerettet.“ Römer. 10, 9.<br />

Wenn Sie, nachdem Sie alles sorgfältig durchdacht und die<br />

Bibelstellen durchgelesen haben, diesen wichtigen Schritt tun<br />

wollen, dann beten Sie bitte folgendes laut:<br />

„HERR <strong>Jesus</strong> Christus, ich weiß, dass ich ein Sünder bin. Ich<br />

glaube in meinem Herzen, dass Du, JESUS, für alle Sünder<br />

gestorben bist, mich eingeschlossen, und dass Du Dein Blut<br />

vergossen hast, um mich von meiner Sünde reinzuwaschen.<br />

Bitte, vergib mir alle meine Sünden.<br />

Ich bekenne Dich als Retter und HERRN meines Lebens und<br />

danke dir für die Gabe des Heiligen Geistes. Ich will mein<br />

weiteres Leben von Dir bestimmen lassen. Meinen Willen<br />

lege ich in Deine Hand und bitte Dich, mir zu helfen, so zu<br />

leben wie du es wünscht. Amen.“<br />

Machen Sie sich nicht abhängig von Ihren Gefühlen als Beweis<br />

Ihres Angenommenseins von Gott.<br />

Gefühle sind veränderlich, aber Ihre neue Beziehung zu Gott<br />

gründet sich auf seine Verheißungen (Römer 10, 13).<br />

Schämen Sie sich nicht, anderen von Ihrer Beziehung zu <strong>Jesus</strong> zu<br />

erzählen, Matthäus 10, 32.<br />

Nehmen Sie sich täglich Zeit zum Gebet und Bibel lesen,<br />

1.Petrus 2, 2, Psalm 37, 14, Römer 8, 14.<br />

Suchen Sie sich eine biblisch fundierte Gemeinde/Gemeinschaft<br />

in der das gelebt wird, was das Wort Gottes sagt.<br />

Apostelgeschichte 2, 42<br />

Wenn Sie diese größte aller Entscheidungen getroffen haben,<br />

lassen Sie es uns bitte wissen, damit wir Ihnen weitere<br />

Informationen zusenden oder Fragen beantworten können.<br />

Gott segne Sie!


Matthäus 25 Vers 36<br />

Ich bin gefangen gewesen,<br />

und ihr seid zu mir gekommen.<br />

Der Name<br />

Ich hatte auf meinem Plakat zu einer neuen Erfahrung mit <strong>Jesus</strong><br />

Christus eingeladen. Damit ein Gefangener an der Gruppe<br />

teilnehmen kann, muss er sich mit einem entsprechenden Antrag an<br />

den Freizeitbeamten mit der Bitte wenden, ihn in die Liste der<br />

Gruppenteilnehmer einzutragen.<br />

Sämtliche Gruppen wurden automatisch nach dem benannt, was dort<br />

angeboten wurde, z. B. Schachgruppe, Tischtennisgruppe usw. So<br />

wäre es eigentlich folgerichtig gewesen, wenn die Gefangenen sich<br />

zur „Bibelgruppe“ oder zum Bibelgesprächskreis gemeldet hätten.<br />

Aber unser Herr hat es anders geführt. Er hat dieser Gruppe seinen<br />

Namen gegeben! Alle Anträge der Gefangenen waren beinahe von<br />

Anfang an, ohne dass irgendjemand dies vorher publiziert hätte, so<br />

formuliert: „Ich möchte an der <strong>Jesus</strong>-Gruppe teilnehmen.“ <strong>Die</strong>ser<br />

Name ist bis heute geblieben.<br />

Inzwischen ist er im Gefängnis zum festen Begriff geworden. Briefe<br />

oder Postkarten aus anderen Gefängnissen werden immer adressiert<br />

„An die <strong>Jesus</strong>-Gruppe“.<br />

103

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