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Sprachliche Mensch-Maschine-Kommunikation

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48 4. Anatomie Sprachproduktion und Perzeption<br />

Physikalische Modelle<br />

Noch lange bevor man an die Realisierbarkeit automatischer Spracherkennung<br />

glaubte, wurden Sprachsynthesesysteme gebaut, die immerhin in der<br />

Lage waren, Vokale verständlich zu sprechen. Dabei wurde versucht, die<br />

Funktion des menschlichen Vokaltraktes so gut wie möglich nachzubilden.<br />

Abb. 4.4 zeigt die Entwürfe von Christian Gottlieb von Kratzenstein. Dabei<br />

wird von unten Luft in die Modelle geblasen. Allerdings gehört schon viel<br />

guter Wille dazu, die entstehenden Geräusche als die entsprechenden Vokale<br />

zu interpretieren. 1846 baute Joseph Faber die sogenannte ” Speech Organ“<br />

(siehe Abbildung 4.5) – ein Instrument, dem man nachsagt, daß es verständliche<br />

Sprache produzieren konnte, ja sogar flüstern und Arien singen konnte.<br />

In London wurden damals Konzerte gegeben, auf denen die <strong>Maschine</strong> ” God<br />

Save the Queen“ gesungen haben soll. Sicherlich wären die meisten von uns,<br />

die mit den besten heute erhältlichen Sprachsynthesesystemen unzufrieden<br />

sind, mit der Qualität der von der Speech Organ produzierten Sprache noch<br />

viel unzufriedener gewesen, aber angesichts der mageren Ressourcen der<br />

damaligen Zeit war die Leistung, so eine <strong>Maschine</strong> zu bauen, doch beachtlich.<br />

Ähnliche mechanische Nachbildungen des Vokaltraktes kann man auch<br />

im Deutschen Museum in München bewundern und einige sogar selbst<br />

ausprobieren, indem man mit Hilfe eine Blasebalges Luft durch einen<br />

verformbaren künstlichen Vokaltrakt pumpen kann.<br />

Je nach eingestellter Form hört sich der produzierte Laut anders an, für<br />

das menschliche Ohr meist sehr ungewöhnlich. Sicher spielt dabei ein wenig<br />

auch die Psychologie eine Rolle. Wissend, daß ein Geräusch von so einem<br />

einfachen Gerät produziert wird, nehmen wir an, daß es künstlich klingen<br />

muß.<br />

Wird aus einer Tonaufnahme menschlicher Sprache ein sehr kurzes<br />

Stück, ein Laut, herausgeschnitten und in einer Endlosschleife abgespielt,<br />

dann fängt auch dieses an, sich sehr künstlich anzuhören und es ist schwer<br />

vorstellbar, daß es menschlichen Ursprungs ist.<br />

Aus dem Physikunterricht der Schule werden die meisten Leser sich an<br />

akustische Experimente mit einfachen Röhren erinnern. Den Effekt, den eine<br />

Röhre auf den durch sie hindurchlaufenden Schall hat, kann man relativ einfach<br />

beschreiben. Abb. 4.6 zeigt eine mögliche Vorstellung für ein Modell des<br />

Vokaltraktes, das physikalisch analysiert werden kann. Eine Vereinfachung<br />

dieses komplizierten Modells ist die Anordnung mehrerer einfacher Röhren<br />

mit unterschiedlichen Längen und Durchmessern hintereinander. Wenn die<br />

Röhren alle die gleiche Länge aber unterschiedliche Querschnittsflächen<br />

A1 . . .An haben (s. Abb. 4.7), läßt sich die Impulsantwort des Gesamtsy-

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