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Sprachliche Mensch-Maschine-Kommunikation

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2.3 Spontaneität<br />

2.3 Spontaneität 19<br />

Eine der wichtigsten Qualitäten einer Spracherkennungsaufgabe ist die Spontaneität<br />

der dabei gesprochenen Sprache. Man unterscheidet verschiedene<br />

Spontaneitätsgrade. Am einen Ende der Skala steht die sauber vorgelesene<br />

grammatikalisch korrekte Sprache. In der Praxis sind Situationen, in denen<br />

eine solch hoch qualitative Sprache erkannt werden soll, recht selten. Wenn<br />

die Texte, die vorgelesen werden, sowieso schon als Text vorliegen, ist es<br />

sicher einfacher, die Textvorlage zu verwenden als die Audioaufnahme des<br />

Vorgelesenen – immerhin machen heutige OCR-Systeme immer noch wesentlich<br />

weniger Fehler als Spracherkenner. Dennoch wurde lange Zeit bis Mitte<br />

der 90er Jahre zum größten Teil mit gelesen Daten (Resource Management<br />

Task [?], Wall Street Journal Task [?]) experimentiert, weil man von den<br />

Problemen, die eine größere Spontaneität mit sich bringt abstrahieren wollte.<br />

Am anderen Ende der Skala liegt die völlig ungeplante Sprache, so wie<br />

sie zwischen einander gut bekannten <strong>Mensch</strong>en stattfindet. Zu den die Erkennung<br />

erschwerende Eigenschaften der spontanen Sprache gehören solche<br />

Effekte wie stark variable Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke und Betonung,<br />

grammatikalisch falsche Konstrukte, abgebrochene oder wiederholte Wörter,<br />

Stottern, vermehrt auftretende nichtsprachliche Geräusche wie Atmen und<br />

andere Geräusche des Artikulationsapparates (Schmatzen, Husten, Zungenund<br />

Lippenbewegungen etc.), schlechte oder unkorrekte Aussprache vieler<br />

Wörter, vermehrte Verwendung von Akzenten oder Dialekten, hyperartikulierte<br />

und auch schwach artikulierte Wörter und Phrasen, stille und<br />

emphatische ( ” äh“) Pausen. In der Praxis kommt oft noch hinzu, daß die<br />

Erkennung solcher Sprache zusätzlich noch dadurch erschwert wird, daß<br />

die <strong>Kommunikation</strong> in nicht schallisolierten Räumen stattfindet, sondern<br />

in geräuschbehafteten Umgebungen mit Mikrophonen, deren Position und<br />

Qualität eventuell unbekannt sind.<br />

2.3.1 Grammatikalität<br />

Beim fließenden spontanen Sprechen werden viele grammatikalisch unkorrekte<br />

Sätze gesprochen, teilweise unbeabsichtigt, weil weniger Zeit zur Planung<br />

eines Satzes als beim Schreiben zur Verfügung steht, und teilweise beabsichtigt,<br />

um kürzere Äußerungen zu formulieren, die die gewünschte Information<br />

trotzdem übertragen. In einigen Sprachen entstehen grammatikalische<br />

Unkorrektheiten auch indirekt durch eine Veränderung der Aussprache. Im<br />

Deutschen zum Beispiel wird der Akkusativ des unbestimmten Artikels ein“<br />

”<br />

also das Wort einen“ oft verkürzt wie der Nominativ gesprochen. Zum<br />

”<br />

Beispiel würde der folgende Satz beim Hörer keine Probleme verursachen:<br />

” Lassen Sie uns ein Termin ausmachen“. Eine geübte Bürokraft würde beim

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