18.09.2013 Aufrufe

Sprachliche Mensch-Maschine-Kommunikation

Sprachliche Mensch-Maschine-Kommunikation

Sprachliche Mensch-Maschine-Kommunikation

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

390 23. Verstehen von Sprache<br />

wenn er es getippt hätte.<br />

Eine akustische Aufnahme einer Äußerung enthält außerdem keine<br />

Interpunktionszeichen und keine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung.<br />

Selbst wir <strong>Mensch</strong>en haben mit Texten ohne Interpunktion<br />

Probleme beim Verstehen. All diese Unterschiede zwischen gesprochener und<br />

geschriebener Sprache lassen vermuten, daß das Verstehen von Gesprochenem<br />

wesentlich schwieriger ist.<br />

Dies trifft in der Regel auch zu, insbesondere auch deshalb, weil die<br />

textuelle Darstellung von einem Spracherkenner erzeugt wird, der schon<br />

bei diktierter Sprache und bei spontaner Sprache noch mehr Fehler macht.<br />

Selbst wenn der Erkenner überhaupt keine Fehler machen würde, wäre die<br />

erkannte Sprache so voller störender Artefakte wie abgebrochener Wörter,<br />

lauter Pausen, und die Grammatik genügt fast nie den Regeln der Syntax,<br />

so daß die Analysemethoden für das Verstehen von Texten hier nicht<br />

ausreichend gut funktionieren.<br />

Allerdings hat gesprochene Sprache auch Merkmale, die normalerweise<br />

nur ihr eigen sind, und sich in Texten nicht widerspiegeln. Dazu gehört zum<br />

Beispiel die Prosodie (s.u.), aber auch andere <strong>Kommunikation</strong>smöglichkeiten<br />

wie Gestik, Mimik und Ausdruck von Emotionen. Zumindest die Prosodie<br />

und die emotionale Situation des Sprechers lassen sich im reinen Audiosignal<br />

wiederfinden. Abb. 23.1 zeigt ganz grob, wie ein System, das natürliche<br />

Sprache verstehen soll, aufgebaut ist.<br />

23.2 Prosodie<br />

Prof. Raj Reddy von der Carnegie Mellon University, Pittsburgh, sagte<br />

einmal, daß die Prosodie in der gesprochenen Sprache vergleichbare Bedeutung<br />

habe wie die Zwischenräume in der Schrift. Mit Prosodie wird im<br />

wesentlichen die Melodie und der Rhythmus einer Äußerung bezeichnet.<br />

Die meisten Spracherkenner verwenden zum Erkennen von Wortfolgen keine<br />

zuvor extrahierten prosodischen Informationen. Die in der Aussprache der<br />

selben Wortfolge ohnehin mögliche Variation überwiegt meist die durch die<br />

Melodie aufgesetzte zusätzliche Variation, so daß Spracherkenner in der<br />

Regel keine nennenswerten zusätzlichen Probleme daraus erwachsen, daß<br />

eine Wortfolge einmal als Aussage und einmal als Frage betont werden kann.<br />

In einigen wenigen tonalen Sprachen wie in einigen chinesischen Sprachen<br />

spielt die Melodie innerhalb eines einzelnen Lautes eine Rolle zur Unterscheidung<br />

von Silben und Wörtern. Solche Lautmelodien werden aber nicht<br />

vom Begriff Prosodie subsumiert, sondern lediglich die makroskopischen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!