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PDF-File - GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung

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AG Laser- und Plasmaphysik<br />

am Institut <strong>für</strong> Kernphysik<br />

Technische Universität Darmstadt<br />

Vollständige Rekonstruktion und Transportsimulation<br />

eines laserbeschleunigten Protonenstrahls<br />

unter Verwendung von mikrostrukturierten Targetfolien<br />

und radiochromatischen Filmdetektoren<br />

Diplomarbeit von Frank Nürnberg<br />

30. November 2006


Zusammenfassung<br />

Die Entdeckung von hochenergetischen, gepulsten Protonenstrahlen, erzeugt durch intensive<br />

Laserpulse (I > 10 18 W/cm 2 ), ließ das Interesse in Bezug auf die grundlegenden<br />

Mechanismen zur Teilchenbeschleunigung durch Laser-Materie-Wechselwirkungen aufleben.<br />

In Experimenten mit dünnen Targetfolien (10 - 50 µm) wurden beschleunigte Protonen,<br />

die ursprünglich als Kohlenwasserstoffverunreinigungen auf der Targetoberfläche<br />

vorhanden waren, mit Protonenenergien von bis zu 60 MeV nachgewiesen.<br />

Beobachtungen zeigten, dass die Mehrzahl der Protonen von der Rückseite der Targetfolie<br />

emittiert werden. Dieser Effekt wird durch das TNSA-Modell der Ionenbeschleunigung<br />

(„Target Normal Sheath Acceleration“) beschrieben, dessen Basis ein durch austretende<br />

Elektronen gebildetes elektrisches Feld in der Größenordnung von 10 12 V/m<br />

bildet. Bei dieser Feldstärke werden Targetatome feldionisiert. Protonen werden wegen<br />

ihres besseren Ladungs-zu-Masse-Verhältnisses bevorzugt beschleunigt und schirmen<br />

<strong>für</strong> die nachfolgenden schwereren Ionen das Beschleunigungsfeld ab. Auf einer Strecke<br />

im Bereich von wenigen Mikrometern können so Protonenenergien im Bereich von mehreren<br />

MeV erzeugt werden.<br />

Durch die geringe transversale Emittanz des Protonenstrahls ist es möglich, Mikrostukturen<br />

in Form von Intensitätsmodulationen im Protonenstrahl in einem Filmdetektor<br />

abzubilden. Hierzu wurden in dieser Arbeit mit verschiedenen Verfahren 10 - 30 µm dicke,<br />

mikrostukturierte Gold- und Nickelfolien hergestellt, deren Linienstruktur einen<br />

Abstand von 3-5 µm und eine Stukturtiefe von < 1 µm aufweist. Die lasererzeugten Protonen<br />

werden durch ihre Energiedeposition in einem Film detektiert. Als Filmdetektor<br />

werden radiochromatische Filme verwendet, die <strong>für</strong> Protonen unterschiedlicher Energien<br />

kalibriert wurden. Stapelanordnungen dieser Filme ermöglichen energieaufgelöste<br />

Messungen.<br />

Weiterhin werden in dieser Arbeit experimentelle Daten von unterschiedlichen Lasersystemen<br />

präsentiert und die Form des Protonenstrahls sowie die Qualität der Strahlparameter<br />

untersucht. Bis zu einer maximalen Protonenenergie von 19 MeV wurden die<br />

Quellgrößen der Protonen und die Öffnungswinkel der Strahleinhüllenden energieaufgelöst<br />

bestimmt. Durch Abbildung der mikrostrukturierten Targetoberfläche in den Detektor<br />

ließen sich die Linien auszählen und der kreisförmige Ort der Protonenemission<br />

konnte bestimmt werden. Für steigende Protonenenergien wurde eine Quellgrößenverkleinerung<br />

von 90 µm auf 20 µm beobachtet. Gleiches Verhalten zeigten die Öffnungswinkel<br />

der Strahleinhüllenden. Auch hier fällt der Winkel von 44° auf 4° ab. Dieser Öffnungswinkel<br />

ist jedoch nicht zu vergleichen mit der Divergenz des Strahls. Aus der Phasenraumdarstellung<br />

der Protonen ergab sich eine energie- und quellortabhängige Divergenz<br />

mit der oberen Grenze des Öffnungswinkels. Die Auftragung der Protonenenergien<br />

über dem Radius der Quellgröße ergaben <strong>für</strong> mehrere Experimente einen gaussförmigen<br />

Verlauf mit einer Halbwertsbreite zwischen 48 - 57 µm. Die gaussförmige Verteilung der<br />

radialen Elektronendichte der beschleunigenden Elektronenschicht und die bestimmte<br />

Quellgrößenverteilung unterstützen die Annahme einer radialsymmetrischen und auch<br />

gaussförmigen Verteilung des elektrischen Feldes der Protonenbeschleunigung. In der<br />

Phasenraumdarstellung der Protonen ist es möglich, die transversale Emittanz des Protonenstrahls<br />

zu bestimmen. Über zwei Varianten, der Flächenminimierung der Ellipse<br />

und der Vierecknäherung, konnte die Emittanz <strong>für</strong> drei verschiedene Protonenenergien


im Intervall von 5 - 13 MeV bestimmt werden. Für steigende Protonenenergien wurden<br />

kleiner werdende Emittanzen von 0.1 π mm mrad bis 0.01 π mm mrad ermittelt.<br />

Zum besseren Verständnis der Intensitätsmodulation im Protonenstrahl, auch Mikrofokussierung<br />

genannt, wurde ein Transportcode <strong>für</strong> Protonen verwendet, der auf Basis der<br />

quasineutralen Expansion die Bewegungsgleichungen diskretisiert und numerisch den<br />

Orts- und Impulsraum berechnet. Durch Vergleich mit den Messergebnissen konnte dieses<br />

angenommene Modell bestätigt und die Intensitätsmodulation des Protonenstrahls<br />

durch die Mikrostrukturierung der Targetrückseite erklärt werden.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde weiter ein Algorithmus entwickelt, der aus dem Stapeldetektor<br />

der radiochromatischen Filme das Teilchenzahlspektrum bestimmt und den lasererzeugten<br />

Protonenstrahl dreidimensional orts- und energieaufgelöst rekonstruiert.<br />

Mit den gewonnenen Daten der Rekonstruktion und den bestimmten Strahlparametern<br />

ist die Grundlage geschaffen <strong>für</strong> zukünftige Simulation der lasererzeugten Protonenquelle<br />

zur Injektion in konventionelle Beschleunigerstrukturen.


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 1<br />

2. Theorie der laserbeschleunigten Ionen 4<br />

2.1. Laser-Plasma-Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.1.1. Wechselwirkung eines Elektrons mit einem Laserfeld . . . . . . . . 5<br />

2.1.2. Kollektive Effekte von Plasmaelektronen . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.2. Elektronenbeschleunigung in einem Plasma . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.2.1. Elektronenbeschleunigung an der kritischen Dichte des Plasmas . 8<br />

2.2.2. Beschleunigung von Elektronen im unterdichten Plasma . . . . . . 9<br />

2.2.3. Elektronen-Transport durch Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.3. Beschleunigungsmechanismen <strong>für</strong> Ionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.3.1. TNSA-Mechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.4. Protonenstrahlmodulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.5. Quellgröße, Öffnungswinkel und transversale Emittanz . . . . . . . . . . . 14<br />

2.6. Transportcode <strong>für</strong> Protonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

3. Herstellung von mikrostrukturierten Targetfolien 18<br />

3.1. Geritze Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.2. Galvanotechnisches Abscheiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.3. Stromloses Abscheiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3.4. Bedampfen eines Silizium-Wafers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3.5. Mikrostrukturierung mittels Laserablation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.6. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

4. Strahldiagnostik 29<br />

4.1. Ionenstrahl-Detektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

4.2. CR39-Teilchendetektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

4.3. Radiochromatische Filme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

4.4. Auswertung der Filme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

4.4.1. Kalibrierung des Filmscanners . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

4.4.2. Kalibrierung der sensitiven Schicht des RCF . . . . . . . . . . . . . 37<br />

5. Experimenteller Aufbau 43<br />

6. Ergebnisse und Simulationen 48<br />

6.1. Strahlcharakteristiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

6.1.1. Die PHELIX Experimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

6.1.2. Die TRIDENT- und LULI-Experimente . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

6.1.3. Quellgröße und Öffnungswinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

6.1.4. Transversale Emittanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

6.1.5. Elektrische Feldverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

6.2. Transportsimulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58


Inhaltsverzeichnis<br />

7. Rekonstruktion des Protonenstrahls 62<br />

7.1. Energiedeposition von Protonen im RCF-Stapel . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

7.2. Teilchenzahlspektrum des lasererzeugten Protonenstrahls . . . . . . . . . 64<br />

7.3. Orts- und energieaufgelöste Rekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

8. Zusammenfassung und Ausblick 73<br />

A. Zu beachtende Badparameter bei der Galvanotechnik 75<br />

B. Herleitung der Expositionszeit bei der galvanotechnischen Abscheidung 76<br />

Literaturverzeichnis 77


1. Einleitung<br />

Die Wechselwirkung von Licht hoher Intensität mit Materie ist seit der Erfindung des Lasers<br />

1960 [1] ein intensiv bearbeitetes Forschungsgebiet. Besonders durch die „Q-Switch“-<br />

Technik und das Einführen der CPA-Laser („chirped pulse amplification“ (1985) [2]), ist<br />

es möglich geworden, ultraintensive Laser mit kurzen Pulsdauern zu entwickeln. Diese<br />

Erneuerungen erlaubten es, den physikalischen Bereich der Laser-Materie-Wechselwirkung<br />

näher zu untersuchen. Bei Intensitäten im Bereich von mehreren 10 18 W/cm 2<br />

wird die Bewegung der Elektronen im elektromagnetischen Feld des Lasers relativistisch,<br />

das heisst, Elektronen werden in nur einer Laserperiode durch die Oszillation im<br />

Laserfeld auf Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Laserlabore<br />

weltweit erreichen mittlerweile Pulsleistungen in der Größenordnung von einem<br />

Petawatt, das entspricht 10 15 W [3], bzw. sind am Aufbauen solcher Systeme.<br />

Wenn solch ein fokussierter Laserpuls mit Materie wechselwirkt, ist die Intensität der ansteigenden<br />

Flanke des Pulses groß genug, um die Materie in ein Plasma (ionisiertes Gas)<br />

zu verwandeln. Der Hauptteil des Pulses trifft dann auf ein stark ionisiertes und geheiztes<br />

Plasma. Die aus dem Plasma beschleunigten Elektronen erzeugen kollektive Effekte<br />

wie zum Beispiel elektrische Felder von mehr als 10 12 V/m [4, 5]. Diese Felder, die bis zu<br />

vier Größenordnungen höher im Vergleich zu konventionellen Teilchen-Beschleunigern<br />

liegen, können geladene Teilchen in den Bereich von mehreren 100 MeV auf einer Strecke<br />

von nur 100 µm beschleunigen [6]. Dies macht solche Laser zu einer vielversprechenden<br />

Alternative <strong>für</strong> herkömmliche RF-Beschleuniger.<br />

Es wurde gezeigt, dass bei Laser-Plasma-Experimenten unterschiedliche Teilchentypen<br />

beschleunigt werden können. Vorwiegend wird die Energie in kinetische Energie der<br />

Plasmaelektronen umgewandelt. Dadurch ergeben sich kollimierte Elektronenstrahlen<br />

mit einer Maximalenergie von einigen 100 keV bis über 200 MeV [6–10]. Neben Elektronen<br />

wird auch γ-Strahlung im MeV-Bereich erzeugt [9, 11], Protonen [4, 5, 12–15] sowie<br />

schwere Ionen [16] beschleunigt und Neutronen durch Fusionsreaktionen erzeugt<br />

[9, 17, 18]. Im ATLAS-Laserlabor am Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Quantenoptik gelang es sogar<br />

auf diese Weise Positronen zu erzeugen [19].<br />

Die Ionenbeschleunigung durch Wechselwirkung von intensiven Laserstrahlen mit Folientargets<br />

wurde in den letzten 30 Jahren ausführlich studiert und vorangetrieben. Ende<br />

der siebziger Jahre war die Erzeugung von Ionen bis zu Energien von einigen 100 keV<br />

kein unbekanntes Ereignis [20–23]. Jedoch die Beschleunigung von Ionen, vorwiegend<br />

Protonen, bis in den multi-MeV-Bereich [4, 12, 13, 15] lies einzigartige Eigenschaften<br />

dieser Protonenstrahlen zu Tage kommen. Auf diese Protonen, die ihren Ursprung in<br />

den Kohlenwasserstoff- und Wasserdampf-Verunreinigungen der Targetoberfläche haben,<br />

wird in dieser Arbeit das Hauptaugenmerk liegen.<br />

Der beschleunigte Protonenstrahl mit einer Teilchenzahl von typischerweise 10 13 Protonen,<br />

zeitlich gebunden auf eine Pulslänge von einigen Pikosekunden, zeigt eine sehr<br />

niedrige Emittanz und eine nahezu laminare Ausbreitung [24–26]. Oberflächenmodulationen<br />

des Targets werden direkt auf den Strahl übertragen und durch die besonderen<br />

1


1. Einleitung<br />

Strahleigenschaften lassen sich diese resultierenden Intensitätsmodulationen des Protonenstrahls<br />

in einem Detektor nachweisen [26, 27]. Bedingt durch die MeV-Energien können<br />

diese Protonen überdichte Plasmen durchleuchten, wo optisches Licht nicht weiter<br />

kommt (Protonen-Radiographie [28]). Der geladene Teilchenstrahl wird weiter als Diagnostikanwendung<br />

zur Untersuchung der elektromagnetischen Feldverteilung in Plasmen<br />

[29, 30] verwendet. Es wird auch diskutiert, ob in Zukunft lasererzeugte Protonenstrahlen<br />

als neuartige Ionenquelle <strong>für</strong> die Injektion in konventionelle Beschleunigerstrukturen<br />

[31] oder als Treiber im Fast-Ignitor-Konzept der Trägheitsfusion [32, 33] verwendet<br />

werden können. Auch eine medizinische Anwendung der Protonenstrahlen bei<br />

der Isotopenproduktion [34] oder der Tumortherapie [35, 36] wäre möglich.<br />

Für all diese Anwendungen ist es wichtig, den Protonenstrahl und seine Abhängigkeit<br />

von Laser- und Targetparametern zu charakterisieren (erste Experimente [37–39]). In der<br />

Medizin muss ein solches System Stabilität und Zuverlässigkeit garantieren. Zur genaueren<br />

Analyse ist es daher nötig, die Einflüsse der Laserparameter wie Intensität, Pulsenergie<br />

und -dauer von unterschiedlichen Lasersystemen miteinander zu verknüpfen,<br />

um über einen großen Bereich Aussagen treffen zu können, weil jeder Laser nur einen<br />

schmalen Parameterbereich abdeckt. Hier sollte auch nicht die Stärke und Dauer des<br />

Vorpulses in Verbindung mit der verstärkten, spontanen Emission (ASE) vernachlässigt<br />

werden [37, 40].<br />

Die Energieverteilung der beschleunigten Ionen ist über einen großen Bereich ausgedehnt<br />

und hat eine exponentielle Form. Hegelich et al. [41] und Schwörer et al. [42] gelang<br />

es vor kurzem erstmals quasi-monoenergetische Ionenstrahlen von laserbestrahlten<br />

Folien nachzuweisen.<br />

Neben der Abhängigkeit von unterschiedlichen experimentellen Parametern ist der eigentliche<br />

Beschleunigungsvorgang der Protonen noch nicht detailiert verstanden. Hier<br />

wird von zwei unterschiedlichen Mechanismen bei der Wechselwirkung hochintensiver<br />

Laser mit dünnen Folien gesprochen: beschleunigte Protonen von der Targetvorderseite,<br />

die Seite der Lasereinstrahlung [12, 14], oder von der Targetrückseite [15, 16]. Neuere<br />

Experimente [43, 44] zeigen in Übereinstimmung mit multi-dimensionalen Simulationen<br />

(PIC: „Particle-In-Cell“ Simulationen, [5, 45]) die Beschleunigung von Protonen<br />

durch beide Mechanismen. Durch die rückseite Beschleunigung auf Grund des „TNSA“-<br />

Effekts werden jedoch höhere Protonenenergien im Bereich von mehreren MeV erreicht<br />

[46].<br />

Das Hauptaugenmerk dieser Diplomarbeit liegt bei der erstmals von Snavely und Hatchett<br />

et al. [4, 15] beschriebenen „TNSA“-Beschleunigung („Target-Normal Sheath Acceleration“)<br />

von Protonen. Zur Untersuchung dieses Mechanismus werden mikrostrukturierte<br />

Targetfolien im Detektorlabor der Universität Darmstadt und im Labor der Materialwissenschaften<br />

an der <strong>GSI</strong> Darmstadt hergestellt. Die rückseitig aufgebrachte Struktur<br />

bewirkt eine Mikrofokussierung des beschleunigten Protonenstrahls. Zur Optimierung<br />

dieser Strahlmodulation sollte die Folienherstellung aus verschiedene Materialen verbessert<br />

werden und durch die Möglichkeit von unterschiedlichen Strukturformen die<br />

beste Mikrostuktur <strong>für</strong> diesen Effekt gefunden werden. Nach dem Prinzip der Energiedeposition<br />

von Protonen in Materie dienen mehrere Schichten radiochromatischer Filme<br />

als Strahldetektor. Neben einer Beschreibung der durchgeführten Protonenkalibration<br />

der Filme am Tandem-Beschleuniger in Heidelberg werden die Filmeigenschaften und<br />

die Digitalisierung der experimentellen Daten detailliert zusammengefasst. Die Intensitätsmodulation<br />

im Filmdetektor ermöglicht es, den Öffnungswinkel des Strahls, die<br />

2


transversale Emittanz und die Quellgröße der Protonen auf der Targetrückseite energieaufgelöst<br />

zu bestimmen. Experimente zur Beschleunigung von Protonen mit den eigens<br />

hergestellten Targets und den kalibrierten Filmen werden am PHELIX-Lasersystem bei<br />

der Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Schwerionenforschung</strong> (<strong>GSI</strong>) in Darmstadt, am Trident Laser Laboratory<br />

(LANL) in Los Alamos (USA) 1 und am 100-TW-System am Laboratoire pour l’Utilisation<br />

des Lasers Intenses (LULI) an der École Polytechnique, Palaiseau (Frankreich) durchgeführt.<br />

Die daraus gewonnen Erkenntnisse sollen mit den Simulationsergebnissen eines<br />

Transport-Codes verglichen werden. Durch Lösen der Bewegungsgleichungen der Teilchen<br />

soll die Entstehung der Mikrofokussierung beschrieben werden. Mit den zu Grunde<br />

liegenden Daten des Filmdetektors wird das Teilchenzahlspektrum des Protonen bestimmt,<br />

und mit Hilfe eines geschriebenen Algorithmus der Protonenstrahl vollständig<br />

dreidimensional orts- und energieaufgelöst rekonstruiert. Hieraus erhofft man sich Informationen<br />

über die spektrale und räumliche Protonenverteilung im Strahl zu erhalten.<br />

1 Die Experimente am TRIDENT-Laser wurden von M.Schollmeier durchgefüht.<br />

3


2. Theorie der laserbeschleunigten Ionen<br />

2. Theorie der laserbeschleunigten Ionen<br />

Bei der Wechselwirkung ultraintensiver Laserpulse (Iλ 2 =10 18 W/cm 2 µm −2 ) mit Materie<br />

wechselwirkt der Großteil des Pulses mit ionisiertem, vorgeheiztem Plasma. Dies bildet<br />

sich auf der Vorderseite des Targets durch den Vorpuls des Lasers, der durch ASE 1 und<br />

der ansteigenden Flanke des Hauptpulses entsteht. Die Laserpulsenergie wird in diesem<br />

Vorplasma teilweise in kinetische Energie der relativistischen Elektronen umgewandelt.<br />

Wegen der ponderomotiven Kraft des Lasers werden sie aus dem Bereich des Laserfokus<br />

verdrängt und hinterlassen einen positiven Raumladungsbereich aus Plasma-Ionen. Die<br />

MeV-Elektronen sind im Stande, durch das Target zu propagieren und nach Verlassen<br />

der Targetrückseite ein starkes elektrisches Feld zu erzeugen. Dieses quasistatische Feld<br />

ist groß genug, Ionen bis zu Energien im MeV-Bereich beschleunigen zu können.<br />

2.1. Laser-Plasma-Wechselwirkung<br />

Um die Prozesse der Elektronen- und Ionenbeschleunigung zu verstehen, muss zuerst<br />

die Wechselwirkung des Laserpulses mit dem Plasma bzw. die Wechselwirkung einer<br />

elektromagnetischen Welle relativistischer Intensität mit einem einzelnen Elektron beschrieben<br />

werden.<br />

Licht als oszillierende elektromagnetische Welle mit der Ausbreitungsrichtung �ez lässt<br />

sich durch das Vektorpotential<br />

�A(z, t) = A0 ·�ey · sin(kLz − ωLt) , (2.1)<br />

beschreiben, das in �ey-Richtung linear polarisiert ist, mit der Laserfrequenz ωL/2π, der<br />

Wellenzahl kL=2πnr/λL, der Laserwellenlänge im Vakuum λL=2πc/ωL, dem Brechungsindex<br />

nr (im Vakuum gilt: nr=1) und der Lichtgeschwindigkeit c. In Abwesenheit eines<br />

elektrostatischen Potentials ergeben sich <strong>für</strong> das elektrische und magnetische Feld �EL<br />

und �BL sowie die Intensität IL [47]<br />

�EL = − ∂ �A<br />

∂t = �E0 cos(kLz − ωLt), mit �E0 = �ey · ωLA0<br />

nr<br />

�BL = ∇ × �A = �B0 cos(kLz − ωLt), mit �B0 = �ex · kLA0 = �ex<br />

�E0<br />

c<br />

IL = 〈| �S |〉 = 1<br />

µ0<br />

〈| �EL × �BL |〉 = ɛ0c<br />

2 E2 0<br />

mit dem über eine Laserperiode zeitlich gemittelten Poynting-Vektor 〈| �S |〉 und den<br />

magnetischen und elektrischen Feldkonstanten µ0 und ε0.<br />

4<br />

1 Ungewünschte Intensitätserhöhung durch verstärkte spontane Emission eines Lasermediums, eng.: Am-<br />

plified Spontaneous Emission (ASE)<br />

(2.2)<br />

(2.3)<br />

(2.4)


2.1.1. Wechselwirkung eines Elektrons mit einem Laserfeld<br />

2.1. Laser-Plasma-Wechselwirkung<br />

Wenn ein Laserstrahl mit einem Plasma wechselwirkt, dann versetzt das transversale<br />

elektromagnetische Feld mit der Frequenz des Laserfeldes Plasmaelektronen in Schwingungen.<br />

Die dazugehörige Bewegungsgleichung <strong>für</strong> ein solches Elektron ergibt sich aus<br />

der Lorentzkraft zu:<br />

d�p<br />

dt<br />

d<br />

=<br />

dt (γme�v)<br />

� �<br />

= −e �E +�v × �B . (2.5)<br />

�v, �p, e und me sind hier die Geschwindigkeit, der Impuls, die Ladung und die Masse<br />

eines Elektrons und γ= √ 1 −�v 2 /c 2 der relativistische Lorentzfaktor. Für nichtrelativistische<br />

Geschwindigkeiten ist die Komponente der magnetischen Kraft viel kleiner im Vergleich<br />

zur Elektrischen und kann bei der Integration von Gleichung (2.5) vernachlässigt<br />

werden. Man erhält <strong>für</strong> die Amplitude der Geschwindigkeit<br />

�v = e�EL<br />

meωL<br />

. (2.6)<br />

Die Geschwindigkeit der Elektronen nähert sich der Lichtgeschwindigkeit c, wenn das<br />

sogenannte normalisierte Vektorpotential<br />

a0 = − eE0 eA0<br />

=<br />

meωLc mec<br />

gegen 1 geht. Dieses Potential teilt die Laser-Plasma-Wechselwirkung in unterschiedliche<br />

Bereiche auf: <strong>für</strong> a0≪1 ist die Elektronenbewegung nicht-relativistisch, <strong>für</strong> a0≈1<br />

relativistisch und <strong>für</strong> a0≫1 ultra-relativistisch. Mit (2.7) lassen sich die Amplituden von<br />

(2.2), (2.3) und (2.4) umschreiben zu:<br />

E0 = a0<br />

λL<br />

B0 = a0<br />

λL<br />

(2.7)<br />

12 V<br />

· 3.2 · 10 · µm (2.8)<br />

m<br />

· 1.07 · 10 4 T · µm (2.9)<br />

IL = a2 0<br />

λ2 18 W<br />

· 1.37 · 10<br />

cm L<br />

2 · µm2 . (2.10)<br />

Es ist offensichtlich, dass das elektische Feld bei a0=1 und λL=1 µm viel größer ist als das<br />

Bindungsfeld des Valenzelektrons im Inneren eines Atoms, das in der Größenordnung<br />

von 10 10 V/m liegt. Bei solch einem Laserpuls ist selbst die ansteigende Flanke schon intensiv<br />

genug, um die Targetatome sehr schnell zu ionisieren und ein Plasma zu bilden.<br />

Für andere Teilchen, wie zum Beispiel Protonen, sind die oben aufgeführten Gleichungen<br />

auch erfüllt, jedoch mit der dazugehörigen Protonenmasse mp. Da in Gleichung (2.7)<br />

die Masse im Nenner steht, ist ersichtlich, dass Elektronen im Vergleich zu schwereren<br />

Ionen bevorzugt Energie aus dem Laserlicht aufnehmen können. Direkte Ionenbeschleunigung<br />

durch Laserlicht ist somit nicht möglich. In einem Plasma führen kollektive Effekte<br />

zu großen Raumladungsfeldern mit anschließender Ionenbeschleunigung. Diese Felder<br />

entstehen durch Beschleunigung von Elektronen im Laserfeld. Hier<strong>für</strong> ist es wichtig,<br />

die Bewegung eines Elektrons näher zu betrachten.<br />

Das oszillierende Feld der elektromagnetischen Laserwelle koppelt an die freien Elektronen,<br />

die im Feld mitschwingen (zur Ausbreitungsrichtung transversale Schwingungen).<br />

5


2. Theorie der laserbeschleunigten Ionen<br />

Die Atomkerne dagegen spielen wegen ihrer großen Masse bei der Wechselwirkung keine<br />

Rolle. Zur näheren Betrachtung wird ein Laserpuls mit Gauss-Profil angenommen<br />

und zwei unterschiedliche Elektronentrajektorien (Auslenkung über Ausbreitungsrichtung)<br />

verglichen:<br />

• Die Elektronenbewegung im Laserfeld enstpricht einer Oszillation um die Symmetrieachse,<br />

die der Richtung der Wellenausbreitung entspricht. Bei Passieren des<br />

Laserpulses erfährt das Elektron zusätzlich ein Versatz in Laserrichtung. Nach Abklingen<br />

des Pulses ruht es wieder auf der Symmerieachse. Der Energiezuwachs des<br />

Elektrons beträgt null.<br />

• Bei Fokussierung des Laserstrahls verringert sich die laterale Ausdehnung des Laserpulses.<br />

Sie bewirkt eine niedrigere Feldstärke am Ort der transversalen Maximalauslenkung<br />

des Elektrons. Die Rückstellkraft ist nun zu gering, um das Elektron<br />

wieder auf die Symmetrieachse zurück zu bringen. Dies hat einen allmählichen<br />

Seitversatz aus dem intensiveren Zentrum des Gauß-Profils zur Folge, Energie<br />

wird auf das Elektron übertragen. Es verlässt unter einem Winkel zur Laserachse<br />

seine ursprüngliche Oszillationsbewegung mit einer endlichen Geschwindigkeit.<br />

Das Herausdrängen von Elektronen aus Bereichen mit hoher lokaler Laserintensität<br />

zu solchen mit niedriger Intensität nennt man ponderomotive Beschleunigung<br />

[48]. Diese liegt dem ponderomotiven Druck des Laserpulses pL=2I/c zu<br />

Grunde. Bei einer Intensität Iλ 2 =10 19 W/cm 2 µm −2 ergibt sich ein Druck im Bereich<br />

von einigen Gigabar [49].<br />

Eine Komponente der ponderomotiven Beschleunigung ist der „�v × �B“-Term der Lorentzkraft<br />

(Gleichung (2.5)). Sie ist da<strong>für</strong> verantwortlich, dass die im elektromagnetischen<br />

Feld schwingenden Elektronen durch das Magnetfeld in Richtung der Lasersausbreitung<br />

abgelenkt werden.<br />

2.1.2. Kollektive Effekte von Plasmaelektronen<br />

Bei Betrachtung der Plasmaelektronen muss die Bewegungsgleichung <strong>für</strong> das einzelne<br />

Elektron (2.5) in Bezug auf Ladungsverteilungen und -ströme im Plasma modifiziert<br />

werden.<br />

Durch das vorhandene elektrische Potential Φ el bekommt das elektrische Feld �EL (2.2)<br />

eine weitere Komponente: �E ′ L =�EL-�∇Φ el. Gleichung (2.5) geht dann über in die relativistische<br />

Bewegungsgleichung des Plasmas und die Lösung führt zum ponderomotiven<br />

Potential Φ pond im Fokus des Laserpulses [50]:<br />

⎛�<br />

Φpond = 511keV · ⎝<br />

Lichtausbreitung im Plasma<br />

1 +<br />

ILλ 2 L<br />

1.37 · 10 18 W/cm 2 · µm<br />

2 − 1<br />

⎞<br />

⎠ (2.11)<br />

Das durch den Vorpuls erzeugte Vorplasma generiert vor der Targetoberfläche einen<br />

Elektronendichte-Gradienten, der bei der Lichtausbreitung im Plasma eine große Rolle<br />

spielt. Wenn der Hauptpuls mit dem Plasma wechselwirkt, beginnen die Elekronen<br />

kollektiv um die nahezu ruhenden Ionen des Plasmas zu oszillieren und regen dabei<br />

6


2.1. Laser-Plasma-Wechselwirkung<br />

Elektronen-Plasma-Wellen mit einer ganz bestimmten Frequenz ωep, der Elektronenplasmafrequenz,<br />

an [51, 52]:<br />

�<br />

ωep =<br />

nee2 , (2.12)<br />

ɛ0me〈γ〉<br />

die von der Elektronendichte ne und dem über eine Oszillationsperiode gemittelten γ-<br />

Faktor abhängt. Hier werden drei verschiedene Fälle unterschieden:<br />

• ωL>ωep: Ist die Laserfrequenz größer als die Elektronenplasmafrequenz können<br />

die Elektronen der schnelleren Laserschwingung nicht folgen. Die Lichtwelle kann<br />

weiter in das Plasma propagieren.<br />

• ωL


2. Theorie der laserbeschleunigten Ionen<br />

folgenden Abschnitt werden einige Beschleunigungsmechanismen von Elektronen beschrieben,<br />

die die Grundlage der Ionenbeschleunigung bilden.<br />

2.2. Elektronenbeschleunigung in einem Plasma<br />

Plasmen sind in der Lage starke elektrische Felder durch Ladungstrennung zu erzeugen.<br />

Die Elektronenoszillationen bedingen schnell veränderliche Felder. Für effiziente Ionenbeschleunigung<br />

müssen jedoch quasistatische Felder vorliegen, weil die Ionen wegen ihrer<br />

hohen Massenträgheit im Vergleich zu den Elektronen mehr Zeit zur Beschleunigung<br />

benötigen. Die Erzeugung von quasistatischen Feldern ist möglich, wenn die Elektronen<br />

komplett aus einem Bereich entfernt werden. Gesucht sind Prozesse, die imstande sind,<br />

Elektronen zu hohen Energien zu beschleunigen und ein großes Raumladungspotential<br />

zu erzeugen.<br />

Abhängig von den experimentellen Bedingungen kann man Beschleunigungsmechanismen<br />

von Elektronen in zwei Gruppen unterteilen: Beschleunigung von Elektronen nahe<br />

der kritischen Dichte des Plasmas oder Beschleunigung im unterdichten Plasma vor dem<br />

Target.<br />

2.2.1. Elektronenbeschleunigung an der kritischen Dichte des Plasmas<br />

Auf der Targetvorderseite wird durch den Vorpuls des Lasers ein Elektronen-Dichtegradient<br />

von null im Vakuum bis hin zur Festkörperdichte von 10 23 cm −3 gebildet. Der<br />

Hauptpuls kann nicht hinter die kritische Fläche (kritische Dichte von ∼ 10 21 cm −3 ) propagieren.<br />

Hier ist der Feldgradient maximal und steht senkrecht auf dieser Fläche. Die<br />

ponderomotive Kraft treibt nun Elektronen senkrecht zur Oberfläche der kritischen Plasmaschicht<br />

in das Target hinein. Während der Wechselwirkung des Laserpulses mit den<br />

Elektronen geht die Parallelität der Schicht zur Targetoberfläche verloren. Diese Effekt<br />

wird „Laser-Loch-Bohrung“ genannt [56, 57]. Er ist auch da<strong>für</strong> verantwortlich, dass die<br />

Beschleunigungsrichtung nicht nur senkrecht zur Targetoberfläche ist [58]. Die mittlere<br />

Energie bzw. die effektive Temperatur der so beschleunigten Elektronen kann mit dem<br />

ponderomotiven Potential (2.11) abgeschätzt werden zu kBTe=Φ pond [8, 48]. Typischerweise<br />

wird so ca. 25 % der Laserenergie in kinetische Energie (Temperatur) der Elektronen<br />

umgewandelt [9].<br />

Ein weiterer Beschleunigungsmechanismus ist die „Vakuum-Heizung“ [59]. Diese ist<br />

bei schräger Einstrahlung von p-polarisiertem Laserlicht 2 auf ein Festkörpertarget mit<br />

einem Dichtegradient in der Größenordnung der Laserwellenlänge zu beobachten. Elektronen<br />

werden durch die vom Target wegzeigende Komponente des elektrischen Feldes<br />

aus der Region der überkritischen Dichte ins Vakuum herausgezogen und mit der<br />

nächsten Halbschwingung mit entgegengesetzter Feldpolariät wieder in das Target hineinbeschleunigt.<br />

Bedingt duch das abgeschirmte Feld innerhalb des Targets fliegen die<br />

beschleunigten Elektronen nahezu ungebremst weiter. Dieser Mechanismus ist nur bei<br />

steilen Dichtegradienten dominant und beschleunigt Elektronen nicht unbedingt auf hohe<br />

Energien.<br />

8<br />

2 d.h. der Vektor des E-Feldes der Lichtwelle schwingt in der Einfallsebene.


2.2. Elektronenbeschleunigung in einem Plasma<br />

Wenn der Laser p-polarisiert ist und unter einem kleinen Winkel θ auf das Target trifft,<br />

tritt die Resonanzabsorption als Beschleunigungsmechanismus <strong>für</strong> Elektronen auf. Hier<br />

ist der Umkehrpunkt der Welle durch die Änderung des Brechungsindexes bedingt nicht<br />

an der kritischen Dichte, sondern vorher bei ne = n krit · cos 2 (θ). Bei p-polarisiertem Licht<br />

hat das elektrische Feld am Umkehrpunkt noch einen Anteil in senkrechter Richtung<br />

zum Target. Ein Teil der Welle kann deshalb bis zur kritischen Dichte tunneln und dort<br />

eine resonante Elektronplasmawelle treiben.<br />

2.2.2. Beschleunigung von Elektronen im unterdichten Plasma<br />

Wird ein Kurzpulslaser in ein unterdichtes Plasma (ne


2. Theorie der laserbeschleunigten Ionen<br />

2.2.3. Elektronen-Transport durch Materie<br />

Der Transport von lasererzeugten Elektronen durch Materie wird vorwiegend durch<br />

Wechselwirkungen der Elektronen mit dem Targetmaterial sowie durch kollektive Effekte<br />

der Elektronen untereinander beeinflusst [67]. Sie verlieren Energie durch Stöße mit<br />

freien sowie gebundenen Elektronen, durch Stöße mit Atomkernen anhand von Bremsstrahlung<br />

und in Plasmen durch Anregung von Plasmawellen. Zusätzlich werden sie<br />

durch diese Stöße von ihrer ursprünglichen Bewegungsrichtung abgelenkt.<br />

Durch die hohen Stromdichten der lasererzeugten Elektronen beeinflussen selbstgenerierte<br />

elektrische und magnetische Felder 3 den Elektronentransport [60]. Das Magnetfeld<br />

würde unter diesen Bedingungen die Elektonen senkrecht zu ihrer Bewegungsrichtung<br />

ablenken, und kein Elektron würde die Targetrückseite verlassen. Elektronenrückströme<br />

kompensieren jedoch das Feld und machen so den Transport durch das Target hindurch<br />

möglich. Diese Rückströme werden durch elektrische Felder generiert, die einerseits<br />

durch das sich selbst bildende magnetische Feld der Elektronen entstehen und andererseits<br />

aufgrund der Ladungstrennung im Target vorhanden sind. Verschiedene Experimente<br />

[68–71] über die Ausbreitung der Elektronen zeigen auf, dass noch viele Fragen<br />

offen sind. Mit Details über Winkelverteilung der Elektronen beim rückseitigen Austritt<br />

aus der Targetfolie könnten Aussagen über den Beschleunigungsvorgang von Ionen getroffen<br />

werden. Im folgenden Abschnitt sollen jedoch zuerst die unterschiedlichen Möglichkeiten<br />

der Ionenbeschleunigung beschrieben werden.<br />

2.3. Beschleunigungsmechanismen <strong>für</strong> Ionen<br />

Wie in Abschnitt 2.1.1 beschrieben ist die direkte Beschleunigung von Protonen oder<br />

schwereren Ionen durch Laserpulsen nicht möglich, weil die erreichbaren Laserintensitäten<br />

zu gering sind. Aber das Plasma kann als Energiekonverter zwischen Laserlicht<br />

und Ionen fungieren. Die Plasmaelektronen übermitteln die Kräfte des Laserfeldes auf<br />

quasi-statische Beschleunigungsfelder, die sich bedingt durch die lokale Ladungstrennung<br />

bilden. Diese Felder ermöglichen wegen ihrer längeren Lebenszeit die Beschleunigung<br />

von Ionen.<br />

In der Vergangenheit wurden unterschiedliche Mechanismen zur Ionenbeschleunigung<br />

diskutiert und untersucht:<br />

• isotherme Plasmaexpansion ins Vakuum [72–75] erzeugt Ionenenergien im Bereich<br />

einiger keV.<br />

• Coulomb-Explosion [76, 77]: die Elektronenbeschleunigung durch die ponderomotive<br />

Kraft bewirkt ein Zurückbleiben einer großen Anzahl positiver Ladungen<br />

im Bereich des Laserfokus. Durch eine explosionsartige Abstoßung werden die Ionen<br />

vorwiegend senkrecht zur Laserachse hin über Energien von 1 MeV beschleunigt.<br />

• Explosion des durch Selbstfokussierung entstandenen Plasmakanals [17, 78].<br />

• Ionenbeschleunigung durch Ladungstrennung verursacht durch ein starkes quasistatisches<br />

Magnetfeld [79].<br />

3 Da das Targetmaterial ein stromleitendes Metall ist, kann man diese Felder von ihrem Aussehen her mit<br />

den elektromagnetischen Feldern eines elektrischen Leiters vergleichen.<br />

10


2.3. Beschleunigungsmechanismen <strong>für</strong> Ionen<br />

• Ionenbeschleunigung von der Targetrückseite einer Folie durch Wechselwirkung<br />

mit einem intensiven Laserpuls: „Target-Normal Sheath Acceleration“ (TNSA).<br />

Die unterschiedlichen Mechanismen teilen die Beschleunigung von Ionen in zwei Bereiche<br />

auf: die Beschleunigung im Plasma auf der Targetvorderseite und die Ionenbeschleunigung<br />

auf der Targetrückseite. Die Effekte auf der Vorderseite, die eher Ionen<br />

mit moderaten Energien und großem Öffnungswinkel erzeugen, sollen hier nur kurz<br />

genannt werden. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt bei dem TNSA-Prozess, der<br />

Ionenbeschleunigung in Richtung der Targetnormalen der Rückseite durch eine vorgelagerte<br />

Elektronenschicht. Die Effektivität der vorder- sowie rückseitigen Beschleunigung<br />

zeigt sich beim Vergleich der Feldstärken, die <strong>für</strong> die Beschleunigung verantwortlich<br />

sind. Höherenergetische Ionen werden vorwiegend rückseitig erzeugt [49].<br />

Laserpuls<br />

Ort, Zeit<br />

Vorplasma<br />

kritische<br />

Dichte<br />

Gold-Folie<br />

Ionenstrahl nach<br />

Beschleunigung und<br />

mitfliegende Elektronen<br />

Abbildung 2.1.: Prinzip der drei laserinduzierten Beschleunigungsmechanismen von Ionen.<br />

Targetvorderseite: isotherme Ionenexpansion aus dem Plasma ins Vakuum. Ionenbeschleunigung<br />

durch das Target bedingt durch Ladungstrennung an der kritischen Dichte. Targetrückseite:<br />

„TNSA“ der Ionen, der dominante Effekt.<br />

2.3.1. TNSA-Mechanismus<br />

Der TNSA-Mechanismus auf der Targetrückseite wurde erstmals von Snavely [15] und<br />

Wilks [5] beschrieben und bei Kurzpulsexperimenten am Nova-Petawatt-Laser, Lawrence<br />

Livermore National Laboratory [4], gezeigt, wobei 10 13 Protonen mit Energien von bis zu<br />

60 MeV nachgewiesen wurden. Im Vergleich zu anderen Beschleunigungsmechanismen<br />

ist die Konversionseffizienz von Laser- in Protonenstrahlenergie mit 8 % recht hoch.<br />

Die vorwiegend ponderomotive Elektronenbeschleunigung bewirkt, dass die Elektronen<br />

die Targetfolie durchfliegen und an der Rückseite austreten. Mit den heutigen Laserparametern<br />

können so Elektronenpulse mit einer Teilchenanzahl von 10 11 Elektronen erzeugt<br />

11


2. Theorie der laserbeschleunigten Ionen<br />

werden [8]. Nach Fuchs et al. [80] würde das einer Elektronendichte auf der Targetrückseite<br />

von ne≈10 21 cm −3 entsprechen. Beim Austritt der ersten Elektronen ins Vakuum<br />

läd sich das Target auf, was zur Folge hat, dass nachfolgende Elektronen mit zu geringer<br />

Energie durch die selbstinduzierten Felder zum Umdrehen gezwungen werden und in<br />

die Folie wiedereintreten. Die Skalenlänge, auf der sich diese Bewegung auf der Targetrückseite<br />

abspielt, ist in der Größenordnung der Debye-Länge λD<br />

λD =<br />

�<br />

ɛ0kBTe<br />

nee 2 , (2.15)<br />

mit der Temperatur der Elektronen kBTe und der Elektronen-Dichte ne auf der Rückseite<br />

des Targets. Die Debye-Länge ist in diesem Fall der charakteristische Abstand eines<br />

Elektrons von der Targetoberfläche, bei der das Potential des dazwischenliegenden<br />

elektrischen Feldes auf das 1/6 -fache abgefallen ist [47]. Es wird von einer sich aufbauenden<br />

„Debye-Sheath“ heißer Elektronen auf der Rückseite des Targets in einem typischen<br />

Bereich von 1 µm gesprochen. Folge der Laser-Materie-Wechselwirkung ist neben<br />

Teilchenbeschleunigung die Erzeugung einer Stoßwelle, die durch das Target getrieben<br />

wird und schlussendlich das Target zerstört. Die Ankunftszeit der durch das Target beschleunigten,<br />

heißen Elektronen muss demnach vor der Stoßwelle sein, sonst wäre der<br />

TNSA-Mechanismus nicht möglich.<br />

Da einerseits eine negativ geladene Elektronenschicht existiert und sich andererseits<br />

durch die Emission der Elektronen das Target positiv aufläd, kann man bei dieser Situation<br />

mit der Näherung eines Plattenkondensators argumentieren („virtual cathode“<br />

[81]). Eindimensional betrachtet mit den nach Boltzmann verteilten Elektronenenergien<br />

[5, 75] ergibt sich die elektrische Feldstärke auf der Rückseite des Targets zu<br />

E ≈ k bTe<br />

eλD<br />

. (2.16)<br />

Für eine typische Elektronentemperatur von 1-2 MeV ergeben sich Felder in der Größenordnung<br />

von 10 12 V/m [4, 5]. Die direkte Beschleunigung von Ionen durch den Laserpuls<br />

ist, bedingt durch die kurze Lebensdauer des Beschleunigungsfeldes, nicht möglich. Das<br />

elektrische Feld auf der Targetrückseite ist jedoch solange vorhanden, wie die heißen<br />

Elektronen genügend Energie (kBTe) besitzen. Für die Beschleunigungszeit von Protonen<br />

durch TNSA wurde empirisch t Feld=1.3τL bestimmt [80]. Dies entspricht ungefähr<br />

der Einhüllenden des Laserpulses.<br />

Die Größenordnung des elektrischen Feldes entspricht ungefährt dem des Lasers und<br />

ist stark genug, um Targetatome zu ionisieren und von der Targetrückseite auf einige<br />

MeV/u zu beschleunigen. Aufgrund der unvermeidlichen Targetoberflächenverunreinigungen<br />

durch Wasser und Kohlenwasserstoffe werden vorwiegend Protonen beschleunigt,<br />

weil sie das größte Ladung-zu-Masse Verhältnis haben. Sie schirmen das elektrische<br />

Feld <strong>für</strong> die nachkommenden schwereren Ionen ab. Die Ladungsneutralität des entstehenden<br />

Protonenstrahls wird durch die heißen Elektronen garantiert, die die Beschleunigung<br />

verursachen und mit in das Vakuum expandieren. Sie kühlen nach Verlassen<br />

des Targets innerhalb weniger 100 µm ab. Infolge der Expansion schwächen sich die<br />

beschleunigenden elektrischen Felder ab und letzendlich bilden die Protonen mit den<br />

Elektronen ein quasineutrales, expandierendes Plasma.<br />

Durch Aufheizen des Targets auf Temperaturen von über 1000 °C werden die Verunreinigungen<br />

auf der Targetoberfläche abgedampft. Dadurch ist es möglich, neben der Be-<br />

12


2.4. Protonenstrahlmodulation<br />

schleunigung von hochenergetischen Protonen auch Schwerionen wie Kohlenstoff, Sauerstoff<br />

und Fluor mit Energien von bis zu 5 MeV/u [16, 82] nachzuweisen. Bei Verringerung<br />

der Oberflächenkontaminationen um einen Faktor 10 zum Beispiel erhöht sich<br />

die Kohlenstoffenergie um den Faktor 2.5 sowie deren Anzahl um 2 Größenordnungen<br />

[49]. Neben Entfernen von Verunreinigungen durch Tagetheizung können Atomschichten<br />

mit einer Ionenpistole abgesputtert werden. Allen et al. [83] entfernte so von der<br />

Vorder- sowie Rückseite einer Goldfolie 30 nm Material. Die Reinigung der Vorderseite<br />

(die Seite des Lasereinfalls) hatte keine Auswirkungen auf das Teilchenspektrum. Bei<br />

Sputtern der Rückseite jedoch konnte festgestellt werden, dass die Protonenausbeute im<br />

Vergleich zum unbehandelten Target nur noch 1% betrug. Das Entfernen der Verunreinigungen<br />

durch Sputtern mit einer Ionenpistole zeigt ganz deutlich, dass die rückseitige<br />

Beschleunigung von Ionen (TNSA) der dominante Prozess ist.<br />

Andere Experimente haben gezeigt, dass das Aussehen und die Eigenschaften der beschleunigenden<br />

Elektronenschicht beeinflusst werden können und dies direkte Auswirkungen<br />

auf die Ionenbeschleunigung haben kann [71]. Ein Linienfokus des Lasers hat<br />

zum Beispiel einen linienförmigen Protonenstrahl zur Folge, dessen Achse senkrecht zu<br />

der des Lasers steht. Somit ist es möglich, nicht nur den eigentlichen Protonenstrahl zu<br />

untersuchen, sondern es können auch Rückschlüsse auf die Elektronenschicht und den<br />

Elektronentransport im Target gemacht werden.<br />

2.4. Protonenstrahlmodulation<br />

py<br />

Laserpuls<br />

Target-<br />

Folie<br />

Mikrofokussierung<br />

pz<br />

Beschleunigung<br />

RCF-Stapel<br />

Abbildung 2.2.: Prinzip der Bildentstehung im RCF-Stapel. Da die Protonen senkrecht zur<br />

Oberfläche der strukturierten Targetrückseite emittiert werden, erhalten sie eine Impulskomponente<br />

in py-Richtung (rote Pfeile), die zur Mikrofokussierung des Ionenstrahls führt. Mit<br />

der „TNSA“-Beschleunigung (Impuls pz, grüne Pfeile) erhält man im Detektor eine räumliche<br />

Modulation der Strahlintensität.<br />

Zur genaueren Charakterisierung des Protonenstrahls ist es notwendig, Parameter wie<br />

13


2. Theorie der laserbeschleunigten Ionen<br />

Strahlemittanz, Öffnungswinkel und Quellgröße (siehe nächster Abschnitt) zu bestimmen.<br />

Versuche wurden unternommen, mittels Projektion von scharfen Kanten [84] oder<br />

Gittern [25], die in den Strahlgang gestellt wurden, Veränderungen in der Abbildung in<br />

radiochromatischen Filmen (Abschnitt 4.3) zu erkennen und mit ihnen auf die Emittanz<br />

und Quellgröße zurück zu schließen. Die transversale Strahlemittanz wurde so abgeschätzt<br />

zu ≤ 0.16 π mm mrad. Bedingt durch Aufladungs- und Ablenkeffekte der zwischengestellten<br />

Objekte war es unmöglich, die gewünschten Parameter genau genug zu<br />

bestimmen.<br />

Um diese Einschränkungen zu überwinden, machte man sich die Tatsache zu nutze,<br />

dass die Protonenemission immer senkrecht zur Targetoberfläche erfolgt [71]. Bei kleinen<br />

Targetunebenheiten oder eingebrachter Struktur hat dies eine Mikrofokussierung<br />

des Strahls zur Folge (Abbildung 2.2), experimentell von [26, 81] gezeigt und von [85, 86]<br />

theoretisch 4 beschrieben. Die Mikrofokussierung der Ionen kommt durch Überlagerung<br />

von zwei Beschleunigungsrichtungen zustande. Zu Beginn der Protonenemission hat<br />

die durch die Elektronen bestimmte Beschleunigungsschicht (rote Schicht Abbildung<br />

2.2) annähernd die Form der Targetoberfläche. Durch die Beschleunigung senkrecht zur<br />

Oberfläche wird die Dichte der Protonen in den Vertiefungen höher. Zu späteren Zeiten,<br />

wenn sich die Elektronenschicht ausgebildet hat, sind die Einflüsse der Oberflächenstruktur<br />

auf die Feldrichtung gering, die Protonen werden senkrecht zur „gemittelten“<br />

Beschleunigungsschicht (grüne Schicht in Abbildung 2.2) beschleunigt. Diese bestimmt<br />

auch die Richtung des resultierenden Strahls. Im Verlauf der Beschleunigung und der<br />

anschließenden quasineutralen Expansion werden die Dichtemodulationen im Strahl<br />

sichtbar. Durch Positionieren eines Detektors im Strahl ist es möglich, ein Abbild der<br />

Modulation zu erhalten.<br />

2.5. Quellgröße, Öffnungswinkel und transversale Emittanz<br />

Durch das Abbild der Targetrückseite in einen radiochromatischen Film (Abbschnitt 4.3)<br />

und die Veränderungen des Bildes, lassen sich wichtige Strahlparameter wie Quellgröße,<br />

Öffnungswinkel und transversale Emittanz bestimmen [24–26].<br />

Die Form der beschleunigenden Elektronenschicht und deren Verteilung bestimmt auf<br />

der Targetrückseite einen Bereich, in dem die Targetprotonen feldionisiert werden. Bei<br />

Aufbringen von Linienstruktur auf die Targetrückseite, ist ein eindeutiges Linienmuster<br />

im Filmdetektor zu erkennen. Mit der Anzahl der sichtbaren Linien und dem charakteristischen<br />

Linienabstand der Targetstruktur lässt sich durch Multiplikation die Quellgröße<br />

der Protonen bestimmen.<br />

Durch Vergleich der Quellgröße mit der Fleckgröße auf dem radiochromatischen Film<br />

erhält man den Öffnungswinkel des Strahls. Der Öffnungswinkel eines Strahls gibt an,<br />

wie sich sein Durchmesser mit wachsender Entfernung ändert.<br />

Die räumliche Modulation des Protonenstrahls ermöglicht die Bestimmung einer weiteren<br />

wichtigen Größe in der Beschleunigerphysik, der Emittanz. Die Emittanz, auch<br />

Strahlungsdichte genannt, beschreibt das Auffächern bzw. die Parallelität des Protonenstrahls.<br />

Es wird also nicht der Öffnungswinkel der Einhüllende betrachtet sondern die<br />

Trajektorien der einzelnen Teilchen. Ein idealer Strahl geladener Teilchen besitzt laminare<br />

Teilchen-Trajektorien, die zwei Bedingungen erfüllen: Teilchen an derselben Position<br />

4 Details zur theoretischen Beschreibung siehe Abschnitt 2.6<br />

14


2.5. Quellgröße, Öffnungswinkel und transversale Emittanz<br />

besitzen die gleiche transversale Geschwindigkeit 5 und der Betrag der transversalen Geschwindigkeit<br />

ist linear proportional zum Abstand des Teilchens zur Symmetrieachse<br />

des Strahls [87]. Bei Auftragung der transversalen Geschwindigkeit vx (vy) oder des Impulses<br />

px (py) über der Strahlposition x (y) ist dieser Phasenraum eines laminaren Strahls<br />

immer eine Linie mit verschwindender Dicke (Abbildung 2.3). Nicht ideal-laminare Teilchenstrahlen<br />

wie zum Beispiel lasererzeugte Protonenstrahlen unterliegen einer willkürlichen<br />

Verteilung der transversalen Geschwindigkeit. Dies hat zur Folge, dass Protonen<br />

an einer Position x unterschiedliche Werte <strong>für</strong> vx und eine Ausbreitung in unterschiedliche<br />

Richtungen besitzen können. Aus der Linie im Phasenraum wird durch das vorhandene<br />

∆vx eine viereckige Fläche.<br />

z<br />

Abbildung 2.3.: Phasenraumdarstellung geladenener Teilchenstrahlen. Im oberen Teil ist ein<br />

laminarer Strahl und dessen Phasenraum-Darstellung skizziert. Die Pfeile symbolisieren die<br />

Teilchentrajektorien vom Target in Richtung Detektor. Das nicht-laminare Verhalten im unteren<br />

Teil der Skizze zeigt das Auffächern der Trajektorien. Teilchen, die an derselben Position<br />

auf der Targetrückseite emittiert werden, können an unterschiedlichen Punkten auf dem<br />

Detektor auftreffen, weil die transversale Geschwindigkeitskomponente eine willkürliche<br />

Verteilung aufweist.<br />

Da sich die Bestimmung der transversalen Geschwindigkeit oder des Impulses der Protonen<br />

als schwierig erweist wird die Emittanz in Abhängigkeit der Position und des<br />

transversalen Winkels formuliert, weil die Neigung der Teilchen-Trajektorien direkt gemessen<br />

werden kann. Dieser Winkel der Teilchenbahnen zur Symmetrieachse ergibt sich<br />

nach Abbildung 2.3 zu<br />

x ′ = rx<br />

z<br />

r x<br />

oder y ′ = ry<br />

z<br />

(2.17)<br />

Die Emittanz ist mathematisch definiert als die Fläche im Ort-Divergenzwinkel-Phasenraum,<br />

die von dem Protonenstrahl eingenommen wird [87]. Die zu berechnende Fläche<br />

wird mit einer Ellipse minimaler Fläche abgeschätzt und ergibt sich zu<br />

ɛ = βγ 1<br />

� �<br />

π<br />

dx dx ′<br />

(2.18)<br />

5 Bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten könnten die Trajektorien zweier Teilchen kreuzen obwohl sie<br />

an der selben Position gestartet sind und sich auseinander bewegt haben.<br />

15


2. Theorie der laserbeschleunigten Ionen<br />

mit den relativistischen Parameter des Strahls β und γ.<br />

In der Beschleunigerphysik ist man bestrebt, den Teilchen-Strahl einerseits sehr klein in<br />

den Abmessungen zu halten, andererseits die Winkel der einzelnen Protonen im Strahl<br />

zu minimieren. Je kleiner die Emittanz, umso besser ist die Qualität des Strahls. Die<br />

transversale Emittanz laserbeschleunigter Protonenstrahlen wurde mehrfach im Bereich<br />

von


2.6. Transportcode <strong>für</strong> Protonen<br />

„Particle-in-Cell“-Simulationen von H.Ruhl zeigten im Bereich von t = 300 fs bis t = 613 fs<br />

die wichtigsten Veränderungen des Protonenphasenraums in Bezug auf die Intensitätsmodulationen<br />

im Filmdetektor. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wurde ein Transportcode<br />

entwickelt, der die Bewegungsgleichungen der im expandierenden Strahl propagierenden<br />

Protonen analytisch löst. Folgende Gleichungen beschreiben dieses Modell:<br />

pyi(0) = Sy (yi(0) − y0) + δpyi<br />

dyi<br />

dt<br />

= pyi<br />

mp<br />

dpyi<br />

dt = Cy (yi − y0) (2.20)<br />

pzi(0) = Sz (zi(0) − z0)<br />

dzi<br />

dt<br />

= pzi<br />

mp<br />

dpzi<br />

dt = Cz (2.21)<br />

Die Größen pyi(0), pzi(0), yi(0) und zi(0) beschreiben die Protoneneverteilung zum Zeitpunkt<br />

t = 0. Die eingebetteten sinusförmigen Impulsstörungen mit der Amplitude ay<br />

werden gegeben durch<br />

δpyi = Ay sin � kyyi(0) � . (2.22)<br />

Gleichung (2.20) beschreibt die laterale Impulsverbreiterung, die größer wird je weiter<br />

das Proton vom Targetmittelpunkt entfernt ist. Die Größen yi und y0 bestimmen die lateralen<br />

Positionen des Protons und des Targetmittelpunkts. Die longitudiale Position des<br />

Protons wird duch zi gegeben und z0 beschreibt den Ort der Targetrückseite. Die <strong>für</strong> die<br />

Beschleunigung notwendigen Kräfte werden durch Cz und Cy <strong>für</strong> die jeweilen Richtungen<br />

ausgedrückt. Sz und Sy beschreiben die anfängliche Neigung der Impulseinhüllenden.<br />

Ab dem Zeitpunkt t > t beschl hat sich das elektrische Feld der beschleunigenden Elektronenschicht<br />

aufgelöst und die Protonen expandieren quasineutral mit den Elektronen<br />

weiter, Cy = Cz = 0 in (2.20) und (2.21). Es werden nur noch die Bewegungsgleichungen<br />

<strong>für</strong> den Ort und nicht mehr <strong>für</strong> den Impuls gelöst, da die Impulsänderung gleich null<br />

ist.<br />

Anhand des Transportcodes soll gezeigt werden, wie die Strahlmodulation durch Mikrofokussierung<br />

das Bild im radiochromatischen Film entstehen lässt. Besonders von Interesse<br />

sind die Voraussetzungen, dass überhaupt ein moduliertes Bild entsteht und welche<br />

Protonenenergien dazu beitragen. Dadurch wird es möglich sein, über die beschleunigenden<br />

Felder und die quasineutrale Expansion der Protonen detailierte Aussagen zu<br />

treffen.<br />

17


3. Herstellung von mikrostrukturierten Targetfolien<br />

3. Herstellung von mikrostrukturierten<br />

Targetfolien<br />

Unterschiedliche eingebrachte Struktur in Targetfolien bewirkt verschiedene Abbildungen<br />

im radiochromatischen Film. Deshalb soll in diesem Abschnitt untersucht werden,<br />

welches Herstellungsverfahren die beste Struktur und Mikrofokussierung ergibt.<br />

Zur Herstellung von mikrostrukturierten Targetfolien wurden verschiedene Verfahren<br />

angewandt:<br />

• direktes Einritzen der Struktur mit einem Diamanthobel (Ultrahochpräzisionszerspanung)<br />

• Einritzen der Struktur in ein Kupfer- oder Messingsubstrat, galvanotechnisches<br />

oder chemisches Abscheiden des gewünschten Folienmaterials und Wegätzen des<br />

Substrates<br />

• Bedampfen eines lithographisch strukturierten Silizium-Wafers, galvanotechnisches<br />

Abscheiden des gewünschten Folienmaterials und Abziehen der Folie<br />

• Strukturierung durch Laserablation des Kupfer- oder Messingsubstrates, galvanotechnisches<br />

oder chemisches Abscheiden des gewünschten Folienmaterials und<br />

Wegätzen des Substrates<br />

Als Folienmaterial wurde Gold und Nickel verwendet. Gold als sehr weiches Metall ist<br />

problemlos zu strukturieren im Vergleich zu Aluminium. Außerdem besteht die Möglichkeit<br />

vor Ort Goldfolien galvanotechnisch herzustellen. Zum Beschleunigen von schwereren<br />

Ionen (siehe Abschnitt 2.3.1) ist das ebenfalls einfach abzuscheidende Nickel geeignet,<br />

da es einen höheren Schmelzpunkt besitzt und deshalb durch Heizen gereinigt<br />

werden kann.<br />

3.1. Geritze Struktur<br />

Die einfachste Art Strukturen in die Oberfläche einer Folie zu bringen, ist das direkte<br />

Einritzen mit einem Diamanthobel. Hierzu wurde eine 50 µm dicke Goldfolie mit einem<br />

Diamanthobel (Abbildung 3.1) am Forschungszentrum Karlsruhe, Institut <strong>für</strong> Mikroverfahrenstechnik<br />

(IMVT), strukturiert. Um die Folie wegen ihrer geringen Dicke besser bearbeiten<br />

zu können, wurde sie auf einen Messingträger geklebt und nach dem Strukturieren<br />

mit einem passenden Lösungsmittel vom Träger gelöst.<br />

Neben der aufgebrachten Linienstruktur mit einem Linienabstand von 5 µm und einer<br />

Linientiefe von


(a) (b)<br />

3.2. Galvanotechnisches Abscheiden<br />

Abbildung 3.1.: (a) Aufnahme der Spitze des Diamanthobels zum Einritzen der Struktur;<br />

(b) REM-Aufnahme einer 50 µm dicken Goldfolie mit einer Linienstruktur im Abstand von<br />

5 µm und einer Grabentiefe von


3. Herstellung von mikrostrukturierten Targetfolien<br />

sie selbst nicht besitzen. Hier jedoch beruht das Prinzip der Folienherstellung mit Hilfe<br />

der Galvanotechnik auf der Beschichtung eines mikrostukturierten Metallsubstrates<br />

mit Gold oder Nickel und anschließendem Wegätzen des Trägermaterials, um eine mikrostrukturierte<br />

Folie zu erhalten.<br />

Als Metallsubstrat wird ein Messing- oder OFHC 1 -Kupferzylinder mit einem Durchmesser<br />

von 75 mm und einer Dicke von 3 mm verwendet. Diese wurden nach dem in<br />

Abschnitt 3.1 beschriebenen Verfahren am Forschungszentrum Karlsruhe, Institut <strong>für</strong> Mikroverfahrenstechnik<br />

(IMVT), sowie an der Universität Bremen, Labor <strong>für</strong> Mikrozerspanung<br />

(LFM), strukturiert. Bei der Zerspanung wurde die Oberfläche mit dem Diamanthobel<br />

spiralförmig abgefahren. Die IMVT-Substrate haben einen Linienabstand von 5 µm (Abbildung<br />

3.3) und die LFM-Substrate von 3 µm.<br />

Abbildung 3.3.: REM-Aufnahme eines mikrostukturierten Messing-Substrats � 75 mm mit<br />

Linienstruktur im Abstand von 5 µm, Quelle: Forschungszentrum Karlsruhe - Institut <strong>für</strong> Mikroverfahrenstechnik<br />

(IMVT).<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 3.4.: (a) strukturierte Oberfläche des Messingsubstrates (LFM). Die Farbskala des<br />

Bildes entspricht unterschiedlichen Tiefen, Maximalunterschied 1500 nm; (b) strukturierte<br />

Oberfläche des Kupfersubstrates (LFM). Die Farbskala des Bildes entspricht unterschiedlichen<br />

Tiefen, Maximalunterschied 1600 nm. Das Messingsubstrat ist in seiner Struktur wesentlich<br />

ungenauer. Dies lässt der Skalenwert „weiss“ erkennen.<br />

Nach mehreren Testversuchen wurde festgestellt, dass die Struktur erst bei größeren<br />

Spiralradien homogen wird und sich eher <strong>für</strong> Folientargets empfiehlt. Der Vorteil der<br />

1 hochreines (Reinheitsgrad 99,99 %), sauerstofffreies Kupfer<br />

20


3.2. Galvanotechnisches Abscheiden<br />

Bearbeitung von OFHC-Kupfer gegenüber Messing-Legierungen liegt in dem geringeren<br />

Schneidkantenverschleiß der eingesetzten Diamantwerkzeuge. Dadurch ist eine definierte<br />

Zerspanung über einen längeren Schnittweg bzw. über eine größere Werkstückfläche<br />

möglich. Die bei Mikrostrukturen störende Gratbildung ist <strong>für</strong> beide Materialien<br />

nie ganz auszuschließen. Dies liegt bei Messing unter anderem an dem Legierungsbestandteil<br />

Blei, das mit bis 3,5 % als separate Phase vorliegen kann und größere Körner<br />

bildet (siehe Abbildung 3.4). Zum galvanotechnischen Abscheiden von Gold wurde<br />

von der Firma Umicore Galvanotechnik GmbH das Goldbad AURUNA® 552 verwendet<br />

[88]. Der Cyanokomplex des Goldes, Dicyanoaurat(I), ist die Grundlage der am meisten<br />

und auch hier verwendeten Goldelektrolyte. Er ist als Kaliumsalz, Kaliumdicyanoaurat<br />

(KAu(CN)2) früher Kaliumgoldcyanid genannt, im Handel erhältlich (11,73 g/l Salz<br />

entspricht einem Goldgehalt von 8 g/l). Mit dem AURUNA® 552 Goldbad erhält man<br />

feinkörnige Schichten mit einem Goldfeingehalt von 99,99 %. Da die galvanotechnische<br />

Abscheidung von etlichen Parametern abhängt, und jede Änderung einen Einfluss auf<br />

die hergestellte Folie hat, ist es wichtig, die bestimmten Badparameter einzuhalten (Details<br />

siehe Anhang A).<br />

Der während des galvanotechnischen Abscheidens einzustellende Strom I richtet sich<br />

nach der eingetauchten Fläche F des zu beschichtenden Substrates und nach der gewünschten<br />

Abscheidegeschwindigkeit i:<br />

I = i · F . (3.1)<br />

Die Expositionszeit bei der galvanotechnischen Abscheidung ergibt sich zu:<br />

t =<br />

ρ · d<br />

, (3.2)<br />

i · η · Äe<br />

mit der Golddichte ρ, der gewünschten Foliendicke d, einer Stromdichte i, dem Wirkungsgrad<br />

η und dem elektrochemischen Äquivalent Äe (detaillierte Herleitung von<br />

Formel (3.2) findet sich im Anhang B, Formel (B.4)). Alle Werte <strong>für</strong> Gold sind in Tabelle<br />

3.1 zusammengefasst.<br />

Größe Wert<br />

Stromdichte i 2 mA<br />

cm 2<br />

Golddichte ρ 19,3 g<br />

cm 3<br />

Wirkungsgrad η 95 %<br />

elektrochemisches Äquivalent Äe 7,36 g<br />

Ah<br />

Tabelle 3.1.: Werte <strong>für</strong> die galvanotechnische Beschichtung mit Gold.<br />

Nach dem galvanotechnischen Abscheiden des Goldes auf dem Substrat wird das Messing/Kupfer<br />

mit 85 %iger Salpetersäure (HNO3) aufgelöst. Es ist zu beachten, dass der<br />

Ätzvorgang in einem Labor unter einem Filterabzug stattfinden muss, da nitrose Gase<br />

entstehen. Um zu große Bewegungen und Zerreißen der Folie im Ätzbad zu vermeiden,<br />

wird eine verdünnte Lösung verwendet. Bei sichtbarem Nachlassen des Ätzprozesses -<br />

keine Gasbildung mehr - kann die Konzentration der Säure durch vorsichtiges Auffüllen<br />

von neuer Salpetersäure erhöht werden.<br />

Mit Hilfe der Galvanotechnik wurden eine 15 µm dicke Goldfolie von einem IMVT-<br />

Messingsubstrat und jeweils eine 10 µm und 30 µm dicke Goldfolie von einem LFM-<br />

21


3. Herstellung von mikrostrukturierten Targetfolien<br />

Kupfersubstrat (Abbildung 3.5) hergestellt. Bedingt durch das indirekte Einbringen der<br />

Struktur durch das galvanotechnische Abscheiden ist die Form der Folienstruktur das<br />

negative Abbild des Metallsubstrates, eine „Berg“-Struktur (siehe Abbildung 3.9).<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 3.5.: 3 µm Linienstruktur (a) und Profil (b) einer 10 µm Goldfolie eines Messingsubstrates<br />

(LFM), REM-Aufnahme. Die hergestellte Goldfolie zeigt sehr homogene Linienstruktur<br />

mit gleichbleibender Strukturtiefe.<br />

Für das Beschleunigen von schwereren Ionen ist ein Material mit einem höheren Schmelzpunkt<br />

als Gold (1064,4 °C [47]) notwendig, da durch ohmsches Heizen oder Laserheizen<br />

Verunreinigungen auf der Targetoberfläche entfernt werden sollen. Nickel mit dem<br />

Schmelzpunkt von 1453 °C ist wie Gold galvanotechnisch einfach abzuscheiden. Nach<br />

dem gleichen Prinzip wie zur galvanotechnischen Herstellung der mikrostrukturierten<br />

Goldfolien wird das Elektrolysebad mit dem Watts-Elektrolyt <strong>für</strong> Nickelabscheidungen<br />

benutzt. Der Watts-Elektrolyt ist eine Lösung von Nickelsulfat (NiSO4, 240 g/l), Nickelchlorid<br />

(NiCl2, 20 g/l) und Borsäure (H3BO3, 20 g/l) [89].<br />

Bei dem Testdurchlauf zur Beschichtung eines Kupferblechs mit den Werten <strong>für</strong> die galvanotechnische<br />

Beschichtung mit Nickel aus Tabelle 3.2 zeigte sich das eigentliche Problem.<br />

Das folgende Auflösen des Kupfers konnte nicht mit Salpetersäure durchgeführt<br />

werden, weil diese Säure nicht nur Kupfer und Messing angreift sondern auch Nickel.<br />

Da keine andere Ätzsäure gefunden werden konnte, musste dieses Verfahren aufgegeben<br />

werden.<br />

Größe Wert<br />

Stromdichte i 3 mA<br />

cm 2<br />

Nickeldichte ρ 8,9 g<br />

cm 3<br />

Wirkungsgrad η 98 %<br />

elektrochemisches Äquivalent Äe 1,09 g<br />

Ah<br />

Tabelle 3.2.: Werte <strong>für</strong> die galvanotechnische Beschichtung mit Nickel.<br />

3.3. Stromloses Abscheiden<br />

Neben der galvanotechnischen Abscheidung von Nickel besteht die Möglichkeit eine<br />

stabilere Nickelschicht chemisch abzuscheiden. Diese reduktive Abscheidung ist durch<br />

22


3.3. Stromloses Abscheiden<br />

die unterschiedlichen Potentiale der Metalle möglich. Taucht ein Metall in eine wäßrige<br />

Salzlösung eines anderen Metalls, hier Nickel, so können Ionen (Kationen) aus der Salzlösung<br />

auf dem Metall als Metallatome abgeschieden werden. Diese Schicht nennt sich<br />

chemisch Nickel. Der chemisch Nickelelektrolyt wird mit dem Reduktionsmittel Natriumhydrophosphit<br />

verwendet (NaH2PO2 - eine weiße, kristalline, leicht wasserlösliche<br />

Substanz). Neben der eigentlichen Nickelabscheidung läuft immer eine Nebenreaktion<br />

ab. Dabei wird das Hypophosphit unter Bildung von elementarem Phosphor reduziert.<br />

Der Phosphor wird in den Nickel-Niederschlag eingebaut (Phosphor-Gehalt 3-15 %). Die<br />

zu vernickelnde Oberfläche muss die Nickel-Abscheidung zunächst katalytisch einleiten.<br />

Hier unterscheidet man zwischen eigenkatalytisch und fremdkatalytisch wirkenden<br />

Metallen. Die Oberfläche von Messing und Kupfer müssen vor dem chemischen Vernickeln<br />

durch Keime eines eigenkatalytisch wirkenden Metalls aktiviert werden. Da Kupfer<br />

und Messing edlere Metalle als Nickel sind, wird hier zum Beispiel durch Berühren<br />

des Werkstückes mit einem unedleren Metall wie Eisen die Reaktion aktiviert [90].<br />

Gegenüber galvanischen Schichten, bei denen bei zunehmender Schichtdicke im Kerbtal<br />

eine dickere Schicht als auf den Kerbrändern vorliegt, ist die Schichtverteilung beim<br />

chemisch Nickel überall auf der Oberfläche gleichmäßig. Bei Schichtdicken über 10 µm<br />

wurde beobachtet, dass bei der galvanischen Goldabscheidung die Struktur eingeebnet<br />

wird. Bei der stromlosen Nickelabscheidung jedoch ist die Struktur auf beiden Seiten der<br />

Folie vorhanden.<br />

Beim chemisch Nickel-Verfahren ist es wichtig, die Nickelkonzentration, den pH-Wert,<br />

die Badtemperatur und die Badqualität zu kontrollieren, um Nickel-Haftung, Porösität,<br />

Abscheidegeschwindigkeit und -gleichmäßigkeit zu garantieren. Im abgeschiedenen<br />

Zustand ist das chemisch Nickel drei mal härter als das galvanotechnische Nickel, durch<br />

Tempern 2 sogar sieben mal [91]. Das Beschichten eines Kupfersubstrats (LFM) mit einer<br />

20 µm dicken chemisch-Nickel Schicht wurde von der Firma Schlötter Galvanotechnik,<br />

Geislingen, durchgeführt.<br />

Elektroätzung des Kupfersubstrates<br />

Die stabilere chemisch Nickelfolie wird aufgrund der schlechten Ätzeigenschaften mit<br />

einer anderen Methode vom Kupfersubstrat getrennt. Elektroätzen ist ein chemisches<br />

Bearbeitungsverfahren mit dem Metalle mit Unterstützung des elektrischen Stroms abgetragen<br />

werden können. Grundlage hier<strong>für</strong> ist die anodische Polung des beschichteten<br />

Kupfersubstrates in einem zyanidischen Elektrolyt (Kaliumzyanid-Lösung, KCN 98 %,<br />

Konzentration 100 g/l).<br />

Das Elektolytbad arbeitet bei einer Temperatur von 30 °C, mit einer Spannung von 1 V<br />

und einer maximalen Stromstärke von 1 A, dies entspricht einer Rate von 2-3 g/h. Höherer<br />

Strom führt zwar zu einer schnelleren Abtragung von Kupfer, jedoch wird bei diesen<br />

Stromstärken auch das Nickel angegriffen. Im Ätzbad sind zwei Edelstahlelektroden<br />

horizontal, einander gegenüber positioniert. Auf die untere Anode wird das Kupfersubstrat<br />

mit der beschichteten Seite nach unten gelegt. Somit ist der elektrische Kontakt<br />

gewährleistet, ohne dass die Folie beschädigt wird, und die Kupferionen können problemlos<br />

nach oben in Lösung gehen. Die gelösten Kupferionen fallen aus der Lösung als<br />

2 Tempern bedeutet, dass das chemisch Nickel auf eine Temperatur unterhalb der Schmelztemperatur erhitzt<br />

wird. Nach einigen Stunden bis hin zu einigen Tagen werden Strukturdefekte ausgeglichen und<br />

die Kristallstruktur in der Nah- und Fernordnung verbessert.<br />

23


3. Herstellung von mikrostrukturierten Targetfolien<br />

goldgelber Niederschlag aus. Deshalb ist es notwendig das Bad während des Elektroätzens<br />

auf einem Magnetrührtisch in Bewegung zu halten, so dass sich auf der Kupferoberfläche<br />

kein Film bildet, der weiteres Auflösen unmöglich macht. Abbildung 3.6 zeigt eine<br />

mikrostrukturierte, 20 µm dicke chemisch Nickelfolie von einem LFM-Kupfersubstrat.<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 3.6.: Foto (a) und REM-Aufnahme (b) einer mikrostrukturierten, 20 µm dicken<br />

chemisch Nickelfolie von einem Kupfersubstrat (LFM). In der Mitte des Foto sind noch eindeutig<br />

Kupferrückstände zu sehen. Aber im äußeren Bereich ist die gewünschte Struktur<br />

zu erkennen. Wie auch bei den galvanotechnisch hergestellten Goldfolie zeigt das REM-Bild<br />

eine einwandfrei homogene Linienstruktur.<br />

Das Problem der beidseitigen Strukturierung der chemisch Nickelfolie löst sich von selbst.<br />

Da das Kupfersubstrat mit der beschichteten Seite nach unten auf der Edelstahlanode<br />

liegt und während des Elektroätzens leichte Vibrationen und Bewegungen entstehen,<br />

verliert sie auf der Liegefläche ihre Struktur. Da die Nickelfolie sehr hart und porös ist,<br />

entstehen durch falsche Bewegungen sofort Knicke und sie kann durchaus einreißen.<br />

Deshalb empfiehlt sich anstelle der konventionellen Technik des Skalpellschneidens die<br />

passende Targetgröße (10 mm x 2 mm) duch Laserschneiden herzustellen.<br />

Alle galvanotechnisch oder chemisch hergestellten Folien besitzen die negative Struktur<br />

des geritzten Substrates. Da jedoch bei gewissen Laserparametern die geritzte Struktur<br />

eine bessere Mikrofokussierung des Ionenstrahls zeigte (siehe Abschnitt 6), werden auch<br />

dünne Folien mit einer „Graben“-Struktur benötigt.<br />

3.4. Bedampfen eines Silizium-Wafers<br />

Zur Herstellung von „Graben“-Strukturen auf dünnen Goldfolien wurde als Substrat<br />

ein strukturierter Silizium-Wafer mit einem Durchmesser von 75 mm verwendet [92].<br />

Der vom Institut <strong>für</strong> Halbleitertechnik der Technischen Universität Darmstadt angefertigte<br />

Wafer wurde mit einer Siliziumoxidschicht versehen und dann photolithographisch eine<br />

Maske aufgebracht, die die Struktur durch anschließende Ätzung mit einem Gemisch<br />

aus Fluss- und Salpetersäure auf den Wafer überträgt. Über die Dauer des Ätzvorganges<br />

erhält man die definierte Tiefe der Struktur. Da Siliziumoxid nicht stromleitend ist,<br />

kann die Goldschicht nicht galvanotechnisch aufgebracht werden. Neben der chemischen<br />

Abscheidung gibt es noch die Möglichkeit, eine dünne Goldschicht aufzudampfen<br />

und dann galvanotechnisch mit dieser jetzt vorhandenen leitenden Schicht die Dicke bis<br />

zur gewünschten Stärke abscheiden zu lassen.<br />

24


3.5. Mikrostrukturierung mittels Laserablation<br />

Im Detektorlabor des Instituts <strong>für</strong> Kernphysik, TU Darmstadt wurde der Wafer mit einer<br />

160 nm dicken Goldschicht bedampft. Dazu waren ca. 0,5 g Gold nötig. Um zu gewährleisten,<br />

dass die Struktur gänzlich beschichtet ist und eine durchgängige Leiterschicht<br />

zum galvanotechnischen Beschichten vorhanden ist, wurde der Wafer unter zwei verschiedenen<br />

Winkeln zu je 80 nm Dicke bedampft. Die Qualität der Goldschicht hängt<br />

besonders von der Reinheit des Siliziumwafers und des Goldes ab. Der Wafer wurde<br />

deshalb vorher in einer eigens <strong>für</strong> Wafer vorhandenen Reinigungsmaschine gesäubert<br />

und das Gold wurde durch Schmelzen von anderen Metall- und Schmutzeinschlüssen<br />

gereinigt.<br />

Durch anschließendes galvanotechnisches Abscheiden (siehe Abschnitt 3.2) wurde eine<br />

10 µm dicke mikrostrukturierte Goldfolie mit der passenden „Graben“-Struktur hergestellt<br />

(Abbildung 3.7).<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 3.7.: (a) mikrostrukturierte 10 µm dicke Goldfolie abgelöst von einem Silizium-<br />

Wafer; (b) Querschnitt der Folie: Linienabstand 10 µm, Linientiefe 800 nm.<br />

Durch Umpolen der Spannung am Ende des Beschichtens löste sich die Folie größtenteils<br />

selbst ab, jedoch ist es sehr schwer, die Folie vor dem Einknicken zu schützen. Eine<br />

kostenintensivere aber sichere Möglichkeit ist das mechanische Abziehen der Folie [92].<br />

Vorteil dieser Herstellungsmethode ist die Wiederverwendbarkeit des Silizium-Wafers,<br />

was sich im Preis pro Target niederschlägt. Die Sicherheit, dass das Lösen der Goldfolie<br />

vom Silizium-Wafer problemlos funktioniert, kann jedoch nicht gegeben werden.<br />

3.5. Mikrostrukturierung mittels Laserablation<br />

Eine einfache Methode feine Strukturen in dünne Folien einzubringen, ist die Mikrostukturierung<br />

mittels Laserablation. Hierbei ist wichtig, dass die zu strukturierende Oberfläche<br />

eben ist, weil jede noch so kleine Krümmung zu unterschiedlichen Linientiefen<br />

führt. Deshalb ist es besser, die negative Struktur zuerst in ein Kupfersubstrat einzubringen<br />

und galvanotechnisch die Folie herzustellen, da die Handhabung von dünnen<br />

Folien sehr schwierig ist.<br />

Auf dem Gebiet der dreidimensionalen Materialstrukturierung ist die Entwicklung des<br />

Laser Zentrum Hannover e.V. in den letzten Jahren soweit voran geschritten, dass es möglich<br />

geworden ist, Metalle im Nanometerbereich zu bearbeiten. Ein frequenzverdoppelten<br />

Nd:YAG-Laser (λ = 532 nm, f = 500 kHz, Pulsdauer im Pikosekundenbereich) wird<br />

auf die Arbeitsebene fokussiert und trägt nach dem „Laser-Scan-Verfahren“ pro Schuss<br />

25


3. Herstellung von mikrostrukturierten Targetfolien<br />

1<br />

4<br />

µm Material ab. Da jedoch die gewünschte Strukturtiefe 800 nm beträgt, und das Material<br />

in Schichten abgetragen wird, ist es <strong>für</strong> die Genauigkeit besser, eine niedrigere<br />

Abtragrate zu wählen.<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 3.8.: REM-Aufnahmen des laserstrukturierten Messingblocks: (a) neben der ungenauen<br />

horizontalen Linienstruktur ist die Substruktur bedingt durch die entstehende<br />

Schmelze bei der Laserablation zu erkennen; (b) Durch Abfahren des zu strukturierenden<br />

Bereichs zeigen sich bei den Umkehrpunkten des Laserweges durch die hohe Repetitionsrate<br />

des Lasers Kraterbildungen. Hier sind besonders die Spritzspuren der Metallschmelze zu<br />

sehen.<br />

Zum Test des Verfahrens und der gewünschten Struktur („Berg“-Struktur, Linienabstand<br />

5 µm, Linientiefe 800 nm) wurde ein Kupfer- und Messingsubstrat eingeschickt. Das Ergebnis<br />

ist in Abbildung 3.8 zu sehen. Es zeigt sich, dass die Laserpulslänge im Pikosekundenbereich<br />

<strong>für</strong> dieses Verfahren immer noch zu lang ist. Während dem Ablationsprozess<br />

entsteht zu viel Metallschmelze, die die eigentliche Struktur überlagert. Der<br />

nächste Schritt ist also die Verwendung eines Femtosekunden-Systems. Der Aufwand<br />

und die hier entstehenden Kosten sind aber nicht unerheblich. Jedoch würde man mit<br />

einer niedrigeren Repetitionsrate von 1 KHz <strong>für</strong> die Strukturierung einer vergleichbaren<br />

Probe das 100fache der Zeit benötigen.<br />

3.6. Fazit<br />

Abbildung 3.9.: Hergestellte Folienstrukturen:<br />

„Graben“-, „Berg“- und „Rechteck“-Struktur. Die<br />

„Graben“-Struktur wird durch direktes Ritzen oder<br />

Laserablation hergestellt. Die „Berg“-Struktur ergibt<br />

sich aus der galvanotechnischen oder chemischen Beschichtung<br />

eines Substrates mit „Graben“-Struktur.<br />

Und die „Rechteck“-Struktur erhält man durch Bedampfung<br />

und galvanotechnischer Beschichtung des<br />

photolithographisch strukturierten Silizium-Wafers.<br />

Im Verlauf der Targetproduktion hat sich herausgestellt, dass mit den Methoden des<br />

Einritzens, der galvanotechnisch und chemischen Abscheidung, sowie der Laserablation<br />

drei verschiedene Strukturtypen hergestellt werden können (Abbildung 3.9). Mit<br />

jeder Struktur lässt sich die Mikrofokussierung der lasererzeugten Ionenstrahlen zeigen.<br />

26


3.6. Fazit<br />

Welche nun die besten Ergebnisse zeigt, lässt sich nicht so einfach voraussagen, weil die<br />

Laserparameter einen größeren Einfluss auf die Mikrofokussierung haben als die Strukturart.<br />

Wichtig ist nur, dass eine Impulskomponente der Ionen parallel (px) zur eigentlichen<br />

Ausbreitungsrichtung des Ionenstrahl (pz) vorhanden ist (siehe Abbildung .....).<br />

Dies ist durch alle drei Oberflächenstrukturen gewährleistet.<br />

Jede Methode zur Folienherstellung hat seine Vor- und Nachteile, die im Folgenden kurz<br />

beschrieben werden sollen:<br />

Geritze Struktur: Vom Aufwand der Herstellung gesehen ist diese Methode die Einfachste<br />

von allen. Für die Homogenität der Struktur ist es wichtig, dass die Goldfolie<br />

möglichst eben auf den Träger aufgeklebt wird, weil durch Unebenheiten<br />

unterschiedliche Linientiefen entstehen. Der große Nachteil der Goldfolie ist die<br />

Substruktur, die durch das Walzen entsteht. Sie verwischt das resultierende Bild<br />

des Ionenstrahls im Detektor. Die Ungenauheit des Walzprozesses kann auch da<strong>für</strong><br />

verantwortlich sein, dass die Foliendicke nicht an jeder Stelle gleich ist. Durch<br />

das Ablösen der strukturierten Folie vom Träger wird die Folie zusätzlich durch<br />

Zugkräfte verformt.<br />

Galvanotechnisches Abscheiden: Die Linienstruktur der galvanotechnisch hergestellten<br />

Goldfolie ist von der Qualität her ein ganzes Stück besser als die Geritzte.<br />

Grund hier<strong>für</strong> ist, dass die Goldfolie durch Abscheidung von Gold auf Kupfer oder<br />

Messing ihre Struktur bekommt. Das geritzte Substrat ist im Vergleich zum direkt<br />

geritzen Gold ein viel härteres Metall, was zur Folge hat, dass beim Ritzen bedingt<br />

durch die geringere Gratbildung die Linienstruktur störungsfreier ist. Da<strong>für</strong> müssen<br />

beim galvanotechnischen Abscheidevorgang die Parameter wie Elektrolytqualität,<br />

pH-Wert, Temperatur, Reinheit, Stromdichte und Beschichtungszeit genaustens<br />

kontrolliert werden, um eine qualitativ gute Goldfolie zu erhalten. Auch beim<br />

Ätzen des Substratmaterials Messing oder Kupfer mit Salpetersäure ist Vorsicht<br />

geboten, sonst wird die Folie schnell durch die extreme Gasentwicklung zerstört.<br />

Stromloses Abscheiden: Wie beim galvanotechnischen Abscheiden muss auch beim chemischen<br />

Abscheiden auf die Badparameter geachtet werden, um eine reine, gleichmäßige<br />

Nickelschicht zu erhalten. Der entscheidende Faktor hier ist die Elektroätzung<br />

des Kupfers. Wenn hierbei der fließende Strom zu hoch ist, wird das Nickel<br />

auch angegriffen und löst sich auf. Desweiteren ist die Nickelfolie sehr porös, was<br />

die Handhabung während und nach der Herstellung sehr erschwert.<br />

Bedampfen eines Si-Wafers: Die umständlichste und am längsten dauernde Methode<br />

der Herstellung von mikrostrukturierten Goldfolien ist die Bedampfung und die<br />

folgende galvanotechnische Abscheidung von Gold auf einen strukturierten Silizium-Wafer.<br />

Neben der Reinheit der Materialien und der Genauigkeit der Dicke<br />

beim Aufdampfen ist das Abziehen der fertigen Goldfolie vom Silizium-Wafer die<br />

eigentliche Schwierigkeit. Es war unmöglich, sie knitterfrei aus dem Bad zu holen.<br />

Der Vorteil bei dieser Variante ist die Wiederverwendbarkeit des Silizium-Wafers,<br />

die bei größerer Targetproduktion kosten einsparen würde.<br />

Laserablation: Der Vorteil der Mikrostrukturierung durch Laserablation ist die Herstellung<br />

von unterschiedlichen gewünschten Strukturen. Um gleiche Linientiefe zu<br />

gewährleisten ist eine ebene Bearbeitungsfläche notwendig. Da die Handhabung<br />

von sehr dünnen Folien problematisch ist, wird auch hier ein Kupfersubstrat mit<br />

der negativen Struktur versehen, um dann darauf galvanotechnisch eine Goldschicht<br />

abzuscheiden. Die Benutzung von ps-Lasersytemen zeigt die Problematik<br />

27


3. Herstellung von mikrostrukturierten Targetfolien<br />

mit der Metallschmelze, die die Struktur überlagert. Bei fs-Laserablation spielen<br />

andere Faktoren wie Zeit und Kosten eine Rolle. Außerdem ist hier die gewünschte<br />

Struktur nach der Bearbeitung durch den Laser mit einer Strukturstörung im<br />

Nanometerbereich überlagert.<br />

Bei der Herstellung von mikrostrukturierten Targetfolien hat sich gezeigt, dass die Methode<br />

des Struktureinritzens in ein Substrat und anschließend galvanotechnisches Abscheiden<br />

eines Metalls bis jetzt das kostengünstigste sowie vom Aufwand her gerechtfertigste<br />

Verfahren ist. Um nun aus der hergestellten Folien passende Targets zu erhalten,<br />

empfiehlt es sich 1 cm x 2 mm große Stücke laserschneiden zu lassen. Herkömmliches<br />

Schneiden mit einem Skapell führt nämlich zu ungenauen Schnittkanten und Verformungen<br />

des Targets.<br />

28


4. Strahldiagnostik<br />

In diesem Kapitel sollen zuerst die verschiedenen Detektionsmöglichkeiten von lasererzeugten<br />

Protonenstrahlen vorgestellt werden. Darauf folgt eine detailierte Beschreibung<br />

von CR39-Teilchendetektoren und GafChromic® radiochromatischen Filmen [93], mit denen<br />

die Experimente dieser Arbeit durchgeführt werden.<br />

4.1. Ionenstrahl-Detektoren<br />

Für das Verfahren zur Messung von geladenen Teilchen 1 sind einige Techniken schon<br />

langjährig erprobt. In der Forschung, Medizin und der Industrie werden benutzt [94,<br />

95]:<br />

• Ionisationskammern<br />

• Faraday-Tassen<br />

• Diamantdetektoren<br />

• eine Methode basierend auf Aktivierung von 12 C durch die Reaktion<br />

12 C(p,pn) 11 C<br />

• Thermolumineszenzdosimeter (TLD)<br />

• Dioden<br />

• radiographische Filme<br />

Bei der Dosimetrie, vor allem bei der Behandlung von Patienten mit Protonenstrahlen,<br />

ist die Genauigkeit der Messungen von großer Bedeutung. Die Detektorgenauigkeit sollte<br />

laut dem Internationalen Dosimetrie Protokoll [96] bei ±5% oder geringer liegen sowie<br />

eine räumliche Auflösung von mindestens 0,5 mm besitzen. Bei vielen Verfahren können<br />

jedoch diese Genauigkeitsgrenzen nicht eingehalten werden [94].<br />

Ionisationskammern, Diamantdetektoren und Dioden können kein schnelles quantitatives<br />

Modell der Strahlungsverteilung über das Targetvolumen ausgeben und haben ein<br />

schlechtes räumliches Auflösungsvermögen. Mit Thermolumineszenzdosimetern ist es<br />

nur möglich, einen absoluten Energieeintrag zu bestimmen. Radiographische Filme messen<br />

die Dosisverteilung zwar 2-dimensional, aber die Lichtempfindlichkeit und der nötige<br />

Entwicklungsprozess nach dem Belichten von großem Nachteil [95, 97].<br />

Der gewünschte Detektor <strong>für</strong> laserbeschleunigten Protonenstrahlen sollte eine hohe Orsauflösung<br />

besitzen (Bedingung <strong>für</strong> die Rekonstruktion) und ein instantanes Ergebnis<br />

1 Es gibt zwei Möglickeiten der Teilchendetektion: der Einzelteilchennachweis oder die Dosismessung. Im<br />

zweiten Fall wird aus der deponierten Energie in einem Material auf die Teilchenzahl zurückgeschlossen.<br />

29


4. Strahldiagnostik<br />

liefern. Einzelteilchennachweis ist hier nicht notwendig. Vergangene Experimente haben<br />

gezeigt, dass CR39-Teilchendetektoren und GafChromic® radiochromatische Filme<br />

die Voraussetzungen erfüllen.<br />

4.2. CR39-Teilchendetektor<br />

Der Teilchendetektor CR39 [98, 99], der aus einer Verbindung des Monomers Allyl-Diglykol-Carbonat<br />

(ADC) besteht, ist ein farbloser Kunststoff, der <strong>für</strong> sichtbares Licht transparent<br />

und <strong>für</strong> den infraroten und ultravioletten Bereich des Spektrums nahezu lichtundurchlässig<br />

ist. Deshalb wird dieser Kunststoff in der Produktion von Brillengläsern als<br />

Grundstoff genutzt.<br />

Einfallende Ionen zerstören lokal die Poly-<br />

merstruktur des CR39. In ∼80 °C heißer 6molarer<br />

NaOH-Lösung werden die entstandenen<br />

Defekte in der Struktur ∼45-90 min<br />

lang weggeätzt. Die entstandenen Löcher im<br />

Kunststoff (Abbildung 4.1), wenige Mikrometer<br />

groß, können mikroskopisch detektiert<br />

werden. Die Ätzrate des Kunststoffes unterscheidet<br />

sich zwischen Bereichen mit störungsfreier<br />

Polymerstruktur und Bereichen, in de-<br />

Abbildung 4.1.: unbelichteter CR39-<br />

Detektor - belichtet und geätzter CR39..<br />

nen die Teilchen die Polymerketten aufgebrochen haben. Deshalb ist es wichtig den<br />

CR39 nicht zu lange zu ätzen, da ansonsten auch der störungsfreie Bereich angegriffen<br />

und das auszuwertende Signal verfälscht wird. Jedes dieser Löcher, auch „Pits“ genannt,<br />

entspricht einem Teilchen. Diese Möglichkeit des Einzelteilchennachweises kann<br />

bei hohen Teilchenstrahlintensitäten zum Nachteil <strong>für</strong> diesen Detektor werden. Durch<br />

Überlappung einzelner Löcher wird das Auszählen unmöglich.<br />

Die Größe der Löcher ist abhängig vom jeweiligen Energieeintrag. Am Größten ist dieser<br />

in der Nähe des Bragg-Maximums, das von Teilchensorte, Teilchenenergie und CR39-<br />

Materialeigenschaften abhängt. Wenn dieses tiefer im CR39 liegt, so ist das Loch auf der<br />

Oberfläche kleiner als wenn sich das Maximum direkt an der Oberfläche befindet. Das<br />

Teilchen selbst wird in seinem Bragg-Maximum gestoppt, bei genügend hoher Energie<br />

ist es jedoch möglich, dass im CR39 nur ein dünner Tunnel zu sehen ist, weil das Teilchen<br />

auf der Rückseite den Detektor wieder verlässt. Für Protonen zum Beispiel ergibt sich<br />

hieraus die Detektionsbeschränkung auf kinetische Energien von 100 keV bis 5 MeV bei<br />

der CR39-Dicke von 1 mm, Breite 50 mm und Höhe 100 mm [100].<br />

4.3. Radiochromatische Filme<br />

Zur Rekonstruktion des laserbeschleunigten Ionenstrahls ist es notwendig einen hochauflösenden<br />

Detektor zu haben, mit dem räumlich aufgelöste Dosis-Verteilungen in Ionenstrahlen<br />

gemessen werden können. Es hat sich gezeigt, dass GafChromic® radiochromatische<br />

Filme (RCF) genau <strong>für</strong> diese Anwendung besonders gut geeignet sind.<br />

GafChromic® radiochromatische Filme 2 der Typen HD-810 und MD-55 haben mittlerwei-<br />

2 von International Specialty Products, Wayne, New Jersey<br />

30


4.3. Radiochromatische Filme<br />

le ein breites Anwendunggebiet bei der radiographischen Abbildung, der Dosimetrie<br />

bei Strahlungsbehandlung, der Lebensmittel-Strahlungskontrolle sowie in industriellen<br />

Strahlungsprozessen [101].<br />

Die RCF werden zur Messung von absorbierter Dosis von energiereichen Photonen (γund<br />

Röntgen-Strahlung) oder Teilchenstrahlung wie Neutronen, Elektronen oder Ionen<br />

bis zur Größenordnung von 10 5 Gy benutzt [102]. Bei den Energiedosisgrenzen der Filme<br />

gibt es jedoch unterschiedliche Angaben [97, 102–104]. Der Hersteller [93] gibt <strong>für</strong> den<br />

MD-55 (2-100) Gy und <strong>für</strong> den HD-810 (10-400) Gy an. Beide wurden aber auch schon<br />

bei höheren Dosen verwendet. Einigkeit herrscht jedoch bei der unteren Grenze. Da der<br />

MD-55 der sensitivere Typ ist, kann man mit ihm niedrigere Dosen messen, die der HD-<br />

810 nicht detektieren kann (siehe Abschnitt 4.4.2).<br />

Abbildung 4.2.: Aufnahme eines Rasterelektronenmikroskops<br />

von den Kristallen<br />

der sensitiven Schicht eines GafChromic®<br />

MD-55 (ein 5 µm-Balken zeigt die<br />

Skala) [105].<br />

Der eigentliche Vorteil dieses Dosimeters ist<br />

die hohe räumliche Auflösung der absorbierten<br />

Dosis <strong>für</strong> Dosis-Verteilungs-Studien bis<br />

in den Mikrometerbereich. Dies ist möglich<br />

aufgrund der Submikrometergröße der Kristalle<br />

(siehe Abbildung 4.2) der strahlungsempfindlichen<br />

Komponenten der Filme [102].<br />

Die hohe Auflösung wurde von McLaughlin<br />

et al. [103] mit einem 20keV Elektronenstrahl<br />

(� 0,1 µm) untersucht. Hierbei konnte man<br />

ein Gitter-Bild mit 1200 Linien/mm produziert<br />

werden. Der Hersteller [93] spricht von<br />

einer räumlichen Auflösung von >10000 dpi,<br />

das entspricht


4. Strahldiagnostik<br />

Zusammensetzung der Filme<br />

GafChromic® HD-810 und MD-55 basieren in ihrer Zusammensetzung auf Polydiacetylen.<br />

Ein dünner, flexibler Polyester-Film ist mit sensitiven, organischen, mikrokristallinen<br />

Monomeren in einer Gelatine-Trägersubstanz [97, 101, 104] beschichtet, Filmzusammensetzung<br />

ersichtlich aus Abbildung 4.3 und Tabelle 4.1. Die Filme sind zuerst farblos, bei<br />

Abbildung 4.3.: GafChromic® MD-55 und HD-810: Filmstruktur.<br />

Dichte [g/cm 3 ] Zusammensetzung [%]<br />

C H O N<br />

Polyester 1,35 45,44 36,36 18,20 0,00<br />

sensitive Schicht 1,08 29,14 56,80 7,12 6,94<br />

Klebemittel 1,20 33,33 57,14 9,53 0,00<br />

Gelatine-Überzug 1,20 22,61 53,52 11,12 12,75<br />

Tabelle 4.1.: GafChromic® MD-55 und HD-810: Zusammensetzung.<br />

Abbildung 4.4.: 1,4-trans-Polymerisation (oben) und Polykonjugation (unten) in der aktiven<br />

Schicht [101].<br />

Belichtung mit ionisierender Strahlung stellt sich eine Blaufärbung ein. Der chemische<br />

Mechanismus der Umwandlung ist in erster Ordnung eine langsame (∼103 1<br />

s ) durch Bestrahlung<br />

ausgelöste partiale 1,4-trans-Polymerisation, die eine homogene, planare Poly-<br />

32


4.3. Radiochromatische Filme<br />

konjugation entlang der Kohlenstoffketten im Molekül zur Folge hat. Diese Blaufärbung<br />

ist charakteristisch <strong>für</strong> polymerisierende Diacetylene.<br />

Bei Beginn der Polymerisation ordnen sich die Molekülketten hauptsächlich in gleicher<br />

Richtung an, die Diacetylen-Verbindungen, die der 1,4-trans-Polymerisation unterliegen,<br />

rotieren, translatieren oder beides (siehe Abbildung 4.4 oben). Vermutlich läuft dieser<br />

Prozess nach dem vereinfachten Modell, gezeigt in Abbildung 4.4 unten, ab, mit dem<br />

Endprodukt einer kontinuierlichen, treppenstufenförmigen Verbindung, die leicht zur<br />

Kettenhauptachse verkippt ist [101].<br />

Wellenlänge [nm]<br />

relative Absorption<br />

Abbildung 4.5.: Charakteristisches Absorptionsspektrum<br />

eines unbelichteten (unten)<br />

und belichteten (oben) GafChromic® radiochromatischen<br />

Films [105]. Aufgetragen ist<br />

die optische Dichte (OD) über der Wellenlänge.<br />

Abbildung 4.6.: Relative Absorption eines belichteten MD-55 im Verlaufe der Zeit übernommen<br />

von Vatnitsky et al. [95]. Klassen et al. [105] beschreibt die Änderung der optischen Dichte<br />

des Filmes durch den folgenden Zusammenhang: ∆ OD = a·log(Zeit)+b.<br />

Das entstehende blaufarbige Polymer besitzt seine Absorptionsmaxima (-banden) bei<br />

den Wellenlängen 615 nm und 675 nm, siehe Abbildung 4.5. Die Intensität der Einfärbung<br />

ist proportional zur absorbierten Energie im Film. Das Vorteilhafte an der durch<br />

die Bestrahlung bedingten Farbänderung ist, dass keine weiterführende thermische, optische<br />

oder chemische Entwicklung wie bei anderen Filmen benötigt wird. Direkt nach<br />

33


4. Strahldiagnostik<br />

dem Experiment können Probleme festgestellt und sofort behoben werden, ohne länger<br />

auf die zu entwickelnden Filme zu warten.<br />

Die fast vollständige Färbung (ca. 90 %) des Filmes stellt sich sehr schnell innerhalb von<br />

ein paar Millisekunden ein. Jedoch benötigen strahlungschemische Effekte im RCF nach<br />

der Belichtung etwas Zeit, Minuten bis zu ein paar Stunden, bis der chemische Prozess<br />

des Einfärbens abgeschlossen ist. Demnach ist nicht nach Beendigung der Bestrahlung<br />

die Färbung des Films abgeschlossen, sondern schreitet mit abfallender Rate voran, die<br />

dazu bei einer Filmtemperatur von ungefähr 40 °C am Stärksten ist. Während der ersten<br />

24 Stunden nach der Belichtung der Filme kann die Absorption des Films bis zu 16 % zunehmen,<br />

mit einem anschließenden 2-wöchigen Anstieg von 4 % [93, 97, 102–104], siehe<br />

Abbildung 4.6. Die endgültige Farbe des Filmes nach der Belichtung entsteht leider erst<br />

nach einem eher langen Zeitraum. Da<strong>für</strong> ist sie dann lange Zeit sehr stabil vorhanden,<br />

bedingt durch die lange Haltbarkeit der Filme.<br />

4.4. Auswertung der Filme<br />

Zur Auswertung der radiochromatischen Filme werden in der Praxis Transmissions-<br />

Densitometer, Film-Scanner oder Spektrophotometer benutzt [93]. Beim Einlesen wird<br />

der Film in eine Sequenz von Pixeln konvertiert, deren Werte die Absorption bzw. optischer<br />

Dichte an jedem Punkt des Filmes repräsentiert [103].<br />

Das Ansprechverhalten des Dosimetriefilms ist am stärksten bei Scannen mit einer roten<br />

Lichtquelle, also wenn die Absorptionsmaxima des Films (Abbildung 4.5) mit den Maxima<br />

des Lampenspektrums des Scanners (Abbildung 4.7) übereinander liegen. Bei dieser<br />

Wellenlänge sättigt der Film am frühesten, weil die Anzahl der Photonen, die den Detektor<br />

erreichen am geringsten ist. Das heisst aber auch, das bei langen Wellenlängen nur<br />

niedrige optische Dichten aufgelöst werden können. Da<strong>für</strong> ist die Auflösung der niedrigeren<br />

Dichten aber auch ziemlich genau. Alva et al. [107] empfiehlt daher <strong>für</strong> das Scannen<br />

eine Farb-Aufteilung (rot-grün-blau): die rote Komponente <strong>für</strong> Dosen unter 50 Gy,<br />

und bis zu 300 Gy blau. Zu beachten ist jedoch, dass bei gefilterten Weißlicht-Quellen<br />

mit Intensitätsverlust gerechnet werden muss. Um höheren optischen Dichten messen<br />

zu können, muss die Lampenintensität des Scanners erhöht werden [97]. Bei Messungen<br />

von optischen Dichten ist eine höhere Auflösung in der Farbtiefe noch wünschenswert.<br />

Deshalb sollte man zum Beispiel Graustufen mit 16 Bit (65536 Kanäle) und nicht mit 8<br />

Bit (256 Kanäle) Auflösung scannen.<br />

Neben den angesprochenen Verunreinigungen der radiochromatischen Filme ergeben<br />

sich beim Einscannen noch andere Probleme wie Newtonsche Ringe oder der Moiré-<br />

Effekt [108]. Der Moiré-Effekt zeigt sich in Interferenzartefakten bedingt durch teilweise<br />

Lichtreflektionen an Schichten unterschiedlicher Brechungsindizies im RCF, macht sich<br />

jedoch nur bis zu einer optischen Dichte von 0.8 bemerkbar. Newtonschen Ringe kommen<br />

vorwiegend wegen den Interferenzen zwischen Film und Glassplatte vor. Um diesem<br />

Effekt entgegen zu wirken, wäre diffuses Glas oder eine Antireflexbeschichtung der<br />

Scannerplatte eine Möglichkeit.<br />

Je nach Scanner und dem dazugehörigen Anwendungsbereich sollte auf folgende Angaben<br />

der Lichtquelle und des Detektors geachtet werden:<br />

34


Lichtquelle des Scanners:<br />

• Emissionsspektrum<br />

• Größe (besonders bei<br />

bewegten Systemen)<br />

• Gleichmäßige Intensität<br />

• Lichtstärke<br />

Lichtdetektoren:<br />

• Empfindlichkeit<br />

• spektrale Effizienz<br />

• Linearität<br />

• Signalauflösung<br />

4.4. Auswertung der Filme<br />

Ein detaillierter Vergleich von unterschiedlichen Scannertypen findet sich in [97].<br />

Es gibt zwei unterschiedliche Möglichkeiten der 2-dimensionalen Datenerfassung. Entweder<br />

man benutzt eine kleine Lichtquelle und ein Mikroskop und rastert den Film<br />

mit Einzelpunktmessungen ab oder macht eine Aufnahme des gleichmäßig beleuchteten<br />

ganzen Films, zum Beispiel mit einer Kamera. Im Vergleich ist die zweite Methode<br />

eine sehr schnelle Messung, jedoch ist sie bedingt durch die Pixel-Größe auflösungsbegrenzt.<br />

Die gleichmäßige Beleuchtung wäre mit mehreren Reihen Leuchtdioden (LEDs)<br />

hinter einer Mattscheibe optimal zu realisieren.<br />

4.4.1. Kalibrierung des Filmscanners<br />

Der Hersteller der radiochromatischen Filme empfiehlt <strong>für</strong> das Einlesen der belichteten<br />

Filme den Industriescanner Epson 1600, der bei einer Wellenlänge von 610 nm arbeitet.<br />

Bei den Auswertungen der hier durchgeführten Experimenten wurde jedoch der USB 2.0<br />

Scanner ArtixScan 1800f von Microtek benutzt, in Verbindung mit der Software SilverFast<br />

Ai v.6 von LaserSoft Imaging. Die eingescannten Tif-Bilder wurden dann mit Matlab v.7<br />

von The MathWorks und OriginPro v.7.5 von OriginLab weiterverarbeitet.<br />

������������������������<br />

1 6 0 0 0<br />

1 4 0 0 0<br />

1 2 0 0 0<br />

1 0 0 0 0<br />

8 0 0 0<br />

6 0 0 0<br />

4 0 0 0<br />

2 0 0 0<br />

0<br />

������<br />

������<br />

������<br />

4 0 0 5 0 0 6 0 0 7 0 0<br />

�<br />

������<br />

������<br />

�����������������<br />

Abbildung 4.7.: Spektrum der Weißlicht-Lampe des Microtek ArtixScan 1800f gemessen mit<br />

einem OceanOptics HR 4000 Spektrometer.<br />

�<br />

35


4. Strahldiagnostik<br />

Für den Durchlichtscanner finden sich die Spezifikationen in Tabelle 4.2 und die genauen<br />

Einstellungen der Scannersoftware sowie in Abbildung 4.7 das Spektrum der Scannerlampe.<br />

Hersteller Microtek<br />

Model ArtixScan 1800f<br />

Typ USB-2.0<br />

Durchsichtscanner<br />

Scanmodus Normal<br />

Original Durchsicht<br />

Pos./Neg. Positiv<br />

Scan-Typ 16 Bit Graustufen<br />

Filter Keine<br />

Bildtyp Standard<br />

Q-Faktor 1,5<br />

Raster 667<br />

Auflösung 1000 dpi<br />

Filter (Blindfarbe) Weiß<br />

Lampenhelligkeit 0 oder 100<br />

HiRePP ��<br />

Gamma-Steigung<br />

beschränken<br />

Tabelle 4.2.: Spezifikationen und die genauen Einstellungen der Scannersoftware<br />

Um die optischen Dichten der belichteten RCFs in Strahlungsdosen umzurechnen, ist es<br />

nötig, einerseits den Scanner in Bezug auf seine Einleseeigenschaften und andererseits<br />

den RCF in Bezug auf seine Zusammensetzung und seine Sensitivität zu kalibrieren.<br />

Hierzu wurde von der Firma Stouffer Graphic Arts ein Graustufenfilm (#250915) mit 41<br />

Schritten der optischen Dichte 1 bis 4 in Intervallen von ∆ OD = 0.1 verwendet. Mit Matlab<br />

wurde <strong>für</strong> jede Stufe über einen Bereich konstanter optischer Dichte gemittelt, und<br />

die vom Graustufenfilm gegebene optische Dichte wurde über der berechneten Pixelhelligkeit<br />

aufgetragen, siehe Abbildung 4.8. Dies wurde einmal <strong>für</strong> die Scanner-Lampenhelligkeit<br />

0 und <strong>für</strong> die Lampenhelligkeit 100 durchgeführt, weil es möglich ist, mit höherer<br />

Helligkeit höhere optische Dichten aufzulösen. Die unterschiedliche Einstellmöglichkeit<br />

der Lampenhelligkeit entspricht unterschiedlicher Belichtungszeiten des CCD-<br />

Chips. Da die Angaben prozentual sind, heisst Lampenhelligkeit 100 die doppelte Belichtungszeit.<br />

Mit den vorher bestimmten Ausgleichskurven ergeben sich die Kalibrierungsfunktionen<br />

<strong>für</strong> Lampenhelligkeit 0 (Formel (4.1)) und Lampenhelligkeit 100 (Formel (4.2)) zu<br />

36<br />

OD = 3, 9496 · exp(−5, 3493 · 10 −3 · PH 0,5525 ) +<br />

��<br />

+ 1, 8257 · exp(−1, 0687 · 10 −10 · PH 2,8638 ) −<br />

− 0, 2727 · exp(0, 0004 · PH 0,2912 ) (4.1)


OD = 4, 9186 · 10 5 · exp(−2, 0647 · 10 −3 · PH) +<br />

4.4. Auswertung der Filme<br />

+ 5, 1371 · exp(−9, 4213 · 10 −3 · √ PH) (4.2)<br />

mit der optischen Dichte OD und der Pixelhelligkeit PH.<br />

O p tis c h e D ic h te<br />

4 ,0<br />

3 ,5<br />

3 ,0<br />

2 ,5<br />

2 ,0<br />

1 ,5<br />

1 ,0<br />

0 ,5<br />

M ic ro te k A rtix S c a n 1 8 0 0 f H e llig k e it 0<br />

M ic ro te k A rtix S c a n 1 8 0 0 f H e llig k e it 1 0 0<br />

0 ,0<br />

0 1 0 0 0 0 2 0 0 0 0 3 0 0 0 0 4 0 0 0 0 5 0 0 0 0 6 0 0 0 0 7 0 0 0 0<br />

P ix e lh e llig k e it<br />

Abbildung 4.8.: Scannerkalibration Microtek ArtixScan 1800f mit Hilfe des Graustufenfilms<br />

<strong>für</strong> die Lampenhelligkeit 0 und 100.<br />

Bei der Fehlerbetrachtung der Daten ist anzumerken, dass beim Auswählen des zu mittelnden<br />

Bereichs auf dem Graustufenfilm bei mehrmaligem Ausführen kleine Abweichungen<br />

aufgetreten sind, die jedoch nicht berücksichtigt werden müssen. Die optische<br />

Dichte ist bei Lampenhelligkeit 0 ist nach unten 0.1 und nach oben 3.2 begrenzt. Bei einer<br />

Lampenhelligkeit von 100 ist die untere Grenze bei 0.4 und die obere Grenze bei 3.5.<br />

Radiochromatische Filme auf Basis der Polymerisation können bis zu einer optischen<br />

Dichte von ungefähr 5 ausgewertet werden und damit weit über dem Limit der meisten<br />

Spektrometer [102]. Auch hier ist die maximale optische Dichte aufgrund der Scannersättigung<br />

begrenzt.<br />

4.4.2. Kalibrierung der sensitiven Schicht des RCF<br />

Im Verlaufe der letzten Jahre hat sich die Zusammensetzung der sensitiven Schicht der<br />

RCFs regelmäßig geändert [97, 101, 104, 109], ohne dass die Änderungen den Benutzern<br />

bekannt gegeben wurde. Deshalb ist <strong>für</strong> die Kalibrierung wichtig, dass man weiß, um<br />

welche Film-LOT-Nummer es sich handelt. Die hier beschriebenen Experimente wurden<br />

mit den RCF-Typen GafChromic® HD-810 (Code 61409303897, LOT M0347MD18) und<br />

GafChromic® MD-55 (Code 61409353897, LOT N2052H810) durchgeführt.<br />

Die Kalibrierungsdaten der Filme variieren von Labor zu Labor, abhängig vom Einlesesystem<br />

der Filme, der Gleichmäßigkeit der Filmdicke sowie von den Laborbedingungen,<br />

weil bei unterschiedlichen Temperaturen die Filme unterschiedliche Sensitivität besitzen.<br />

So ist <strong>für</strong> jede Temperatur eine Kalibrierung der Filme notwendig [97, 103, 105].<br />

37


4. Strahldiagnostik<br />

Zur Kalibrierung der radiochromatischen Filme, also zur Bestimmung der deponierten<br />

Energie (Dosis) aus der optischen Dichte, wurde eine Strahlzeit am Protonen-Tandembeschleuniger<br />

des Max-Planck-Institutes <strong>für</strong> Kernphysik in Heidelberg durchgeführt. Die<br />

RCF wurden <strong>für</strong> kurze Zeit in den Strahl (� 1 cm) gehalten, der Teilchenstrom wurde mit<br />

einer Faraday-Tasse und die Zeit mittels einer Stoppuhr gemessen. In Abbildung 4.9 ist<br />

ein bestrahlter MD-55-Film gezeigt. Die Protonenenergien lagen bei 8 MeV bzw. 15 MeV.<br />

Aus den gemessenen Werten wurde die deponierte Energie der Protonen beim Durchgang<br />

durch den RCF bestimmt:<br />

E dep =<br />

I · t · ESRIM<br />

A · e<br />

mit dem Strahlstrom I, der Bestrahlungszeit t, der Strahlfläche A und der Elementarladung<br />

e. Edep ist hier in Einheiten von keV<br />

mm2 . Mit dem Programm SRIM2006 [110, 111]<br />

wurde der differenzielle Energieverlust ESRIM eines Protons auf dem Weg durch den<br />

RCF bestimmt und <strong>für</strong> die aktive Schicht aufintegriert (siehe auch Abschnitt 7.1).<br />

Abbildung 4.9.: Filmkalibrierung in Heidelberg: Typ MD-55 (Film 6). Protonenenergie<br />

8 MeV, Strahlstrom 30 pA, Zeit der Bestrahlung von links nach rechts: 40 s, 20 s, 10 s, 5 s, 2 s.<br />

Analog wie bei der Scannerkalibrierung wird auch hier mit Matlab der kreisrunde bestrahlte<br />

Fleck auf dem RCF ausgeschnitten, <strong>für</strong> jeden Pixel mit der voher bestimmten<br />

Kalibrationskurve des Scanners die optische Dichte (OD) berechnet und mit den aus<br />

dem Experiment ermittelten E dep aufgetragen. In Abbildung 4.10 ist dies <strong>für</strong> den Filmtyp<br />

MD-55 inklusive einer von OriginPro bestimmten Ausgleichskurve getan, in Abbildung<br />

4.11 <strong>für</strong> den Typ HD-810, und in Abbildung 4.12 wurden alle Werte zusammen<br />

eingetragen.<br />

Bei dieser Auswertung muss auch die vorhandene Untergrundfärbung der radiochromatischen<br />

Filme beachtet werden. Wie schon angesprochen sind die Filme sehr sensitiv<br />

gegenüber ultraviolettem Licht. Sobald man sie aus ihrer lichtdichten Verpackung<br />

nimmt, fangen sie an einzufärben. Deshalb ist es notwendig den Untergrund vor dem<br />

Auswerten der Filme abzuziehen [109]. Bei näherer Betrachtung kann man feststellen,<br />

dass der Untergrund bei Lampenhelligkeit 100 überstrahlt wird und nur bei dem Typ<br />

MD-55 bei Lampenhelligkeit 0 zu erkennen ist. Er ist in der Größenordnung von OD = 0.2,<br />

vergleiche auch [105]. Dieser Wert wird bei der Matlab-Auswertung von den eingelesenen<br />

Filmen abgezogen.<br />

In doppelt-logarithmischer Auftragen ist als Schwärzungsfunktion eindeutig eine Gerade<br />

erkennbar, das heißt als Ausgleichsfunktion bietet sich eine Potenzfunktion der<br />

Form:<br />

Edep = a · OD b<br />

(4.4)<br />

an. Die Datenpunkte bei niedrigen sowie bei hohen optischen Dichten weichen von der<br />

Ausgleichskurve aufgrund der Ungenauigkeiten der Messung und Auswertung ab. Um<br />

Messpunkte bei niedrigen optischen Dichten zu erhalten, wurde der RCF über einen<br />

sehr kurzen Zeitraum (maximal 3 Sekunden) belichtet. Durch die Ungenauigkeit der<br />

38<br />

(4.3)


2 )<br />

2 (k e V /m m<br />

E d e p /m m<br />

1 E 1 3<br />

11 EE 11 22<br />

1 E 1 1<br />

1 E 1 0<br />

1 E 9<br />

1 E 8<br />

1 ,9 8 4 5 6<br />

M D -5 5 H e llig k e it 0 y = 1 ,1 7 1 1 E 1 1 * x<br />

2 ,4 8 7 5 4<br />

M D -5 5 H e llig k e it 1 0 0 y = 6 ,7 1 9 6 E 1 0 * x<br />

0 ,1 1<br />

O p tis c h e D ic h te<br />

4.4. Auswertung der Filme<br />

2 3<br />

Abbildung 4.10.: Deponierte Energie aufgetragen über der optischen Dichte des radiochromatischen<br />

Films Typ MD-55 <strong>für</strong> die Scanner-Lampenhelligkeit 0 und 100 inklusiver der Ausgleichskurven.<br />

Bei linearer Auftragung ähneln sie Sättigungskurven.<br />

2 )<br />

2 (k e V /m m<br />

E d e p /m m<br />

1 E 1 3<br />

1 E 1 2<br />

1 E 1 1<br />

1 E 1 0<br />

1 E 9<br />

1 E 8<br />

2 ,2 0 7 4 3<br />

H D -8 1 0 H e llig k e it 0 y = 1 ,2 7 0 2 E 1 1 * x<br />

2 ,6 7 5 8 9<br />

H D -8 1 0 H e llig k e it 1 0 0 y = 1 ,0 4 2 9 E 1 2 * x<br />

0 ,1 1<br />

O p tis c h e D ic h te<br />

2 3<br />

Abbildung 4.11.: Deponierte Energie aufgetragen über der optischen Dichte des radiochromatischen<br />

Films Typ HD-810 <strong>für</strong> die Scanner-Lampenhelligkeit 0 und 100 inklusiver der<br />

Ausgleichskurven.<br />

39


4. Strahldiagnostik<br />

2 )<br />

2 (k e V /m m<br />

E d e p /m m<br />

1 11 E EE 1 11 3 33<br />

1 E 1 2<br />

1 11 E EE 1 11 1 11<br />

1 E 1 0<br />

1 E 9<br />

1 E 8<br />

y = 1 ,1 0 0 9 E 1 1 * x<br />

1 ,9 8 9 2 2<br />

0 ,1 1<br />

O p tis c h e D ic h te<br />

M D -5 5 H e llig k e it 0<br />

H D -8 1 0 H e llig k e it 0<br />

M D -5 5 H e llig k e it 1 0 0<br />

H D -8 1 0 H e llig k e it 1 0 0<br />

2 3<br />

Abbildung 4.12.: Deponierte Energie aufgetragen über der optischen Dichte der radiochromatischen<br />

Filme Typ HD-810 und MD-55 <strong>für</strong> die Scanner-Lampenhelligkeit 0 und 100 inklusiver<br />

der gemeinsamen Ausgleichskurven.<br />

Verschlusszeit des Strahlblockers ergibt sich ein Fehler in der Zeitmessung von ∆t = 1 s.<br />

Bei Datenpunkten mit niedrigen Zeiten macht sich dies natürlich stark bemerkbar (siehe<br />

Fehlerbalken in Abbildung 4.12). Die Strommessung mit der Faraday-Tasse hat im<br />

Vergleich zur Zeitmessung nur einen geringen Beitrag am Fehler geleistet. Eine weitere<br />

Fehlerquelle in den Datenpunkten ist die Inhomogenität der belichteten Stellen des RCF<br />

bzw. das inhomogene Strahlprofil des gelieferten Protonenstrahls aus dem Beschleuniger,<br />

siehe Abbildung 4.9. Mit einer 1 cm großen Lochblende vor den Filmen wurde ein<br />

Teil des aufgeweiteten Strahls ausgeschnitten und detektiert. Bei der Weiterverarbeitung<br />

der Daten wurde über den Fleck auf dem RCF gemittelt. Je inhomogener dieser war, je<br />

größer wurde der Fehler, aber im Vergleich zur Ungenauigkeit in der Zeitmessung zu<br />

vernachlässigen. Natürlich kommen hier noch die in Abschnitt 4.4 besprochenen Faktoren<br />

wie Filmverschmutzung und Inhomogenität der Scannerlampe hinzu.<br />

In Abbildung 4.12 wurden alle Datenpunkte der radiochromatischen Filme MD-55 und<br />

HD-810 eingezeichnet. Es ist nicht überraschend, dass alle Werte übereinander liegen,<br />

weil alle Filme dieselbe aktive Schicht haben. Der Unterschied ist nur die Schichtdicke,<br />

und die spielt bei dieser Auftragung keine Rolle - Ordinate in keV<br />

gute Abschätzung <strong>für</strong> alle Werte ergibt sich zu: E dep ∝ OD 2 .<br />

mm2 und nicht in keV<br />

mm3 . Eine<br />

Im Großteil aller Veröffentlichungen ist nicht die Energiedeposition über der optischen<br />

Dichte aufgetragen, sondern die Dosis über der optischen Dichte, bedingt durch den<br />

medizinischen Gebrauch der Filme. Die Dosis berechnet sich mit Formel (4.3) zu:<br />

D = E dep · e<br />

d · ρ<br />

= I · t · ESRIM<br />

A · d · ρ<br />

mit der Dicke d und der Dichte ρ der aktiven Schicht (siehe Abbildung 4.3) sowie der<br />

40<br />

(4.5)


Elementarladung e.<br />

O p tis c h e D ic h te<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0 ,1<br />

0 ,4 8 8 1 3<br />

M D -5 5 H e llig k e it 0 y = 0 ,0 4 4 9 3 * x<br />

0 ,4 2 7 6 2<br />

M D -5 5 H e llig k e it 1 0 0 y = 0 ,0 8 4 2 7 * x<br />

0 ,4 6 8 8 9<br />

H D -8 1 0 H e llig k e it 0 y = 0 ,0 2 3 7 6 * x<br />

0 ,3 5 5 7 2<br />

H D -8 1 0 H e llig k e it 1 0 0 y = 0 ,0 6 0 9 4 * x<br />

4.4. Auswertung der Filme<br />

1 0 1 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />

D o s is (G y )<br />

Abbildung 4.13.: Optischen Dichte aufgetragen über der Dosis beider RCF Typen <strong>für</strong> die<br />

Scanner-Lampenhelligkeit 0 und 100 inklusiver der Ausgleichskurven.<br />

Aus Abbildung 4.13 ist ersichtlich, dass die Datenpunkte beider Scanner-Helligkeiten jeweils<br />

<strong>für</strong> einen Filmtyp nahezu übereinander liegen. Der Grund hier<strong>für</strong> ist die Unabhängigkeit<br />

der optischen Dichten von der Lampenhelligkeit. Der Unterschied in der Lampenhelligkeit<br />

wurde mit den Kalibrationskurven des Scanners (siehe Abschnitt 4.4.1)<br />

korrigiert. Der eigentliche Unterschied zur vorherigen Auftragung (Abbildung 4.12) ist<br />

die jetzt beinhaltete Volumenabhängigkeit der RCF. Die Dosis ist definiert als deponierte<br />

Energie pro Volumen. Da der Typ MD-55 mit seiner Dicke der aktiven Schicht (2x 16 µm)<br />

um den Faktor 5 größer ist als der Typ HD-810 (6.5 µm), das heisst Typ MD-55 ist viel<br />

sensitiver, liegen die Datenpunkte <strong>für</strong> die gleiche Dosis bei höheren optischen Dichten.<br />

Die durchgelegten Ausgleichskurven wurde ohne die Datenpunkte mit leeren Symbolen<br />

(�, ♦, △, �) angepasst. Die Steigung der Kalibrierungskurve fällt bei ansteigender<br />

Dosis, diese Werte befinden sich also im Sättigungsbereich des RCF/Scanners und verfälschen<br />

das Ergebnis, siehe auch [97, 109]. Auch hier gelten wieder <strong>für</strong> die Datenpunkte<br />

niedriger optischer Dichte die gleichen Fehlergrenzen wie bei der vorherigen Auftragung:<br />

Zeitmessung und Inhomogenität der Strahlflecken.<br />

Die radiochromatischen Filme MD-55 sowie HD-810 habe in ihrer Anwendung eindeutige<br />

Grenzen. Bei einer Lampenhelligkeit von 100 ist die untere Grenze der optischen Dichte<br />

bei beiden Filmen 0.5, wobei bei der oberen Grenze der MD-55 bis zu OD von 3 messen<br />

kann, im Vergleich zum HD-810, der nur OD von 2.2 erreicht. Die hohe untere Grenze<br />

ergibt sich deshalb, weil die Lampenhelligkeit niedere optische Dichten überstrahlt. Bei<br />

der Lampenhelligkeit von 0 verhält sich die obere Grenze analog zur Lampenhelligkeit<br />

100.<br />

41


4. Strahldiagnostik<br />

Aufgrund des unempfindlicheren Typs HD-810 ist es möglich, Dosen im Bereich von<br />

30 kGy zu messen. Dies sind weit höhere Dosen (zwei Größenordnungen) als sie in der<br />

medizinischen Radiographie gemessen werden, siehe [94, 95, 97, 101].<br />

Bei den Experimenten in dieser Arbeit dienten die radiochromatischen Filme in Stapelanordnung<br />

zur Detektion von Ionen vorwiegend von Protonen. Durch Verunreinigungen<br />

auf der Targetrückseite wurden bei dem Beschleunigungsmechanismus in erster Linie<br />

Protonen beschleunigt und in mehreren Film-Schichten detektiert. Schwerere Ionen wie<br />

zum Beispiel Kohlenstoffe oder Sauerstoffe, die bei Targetheizung vor dem Laserschuss<br />

größtenteils beschleunigt werden, waren jedoch nur in den ersten Film-Schichten des<br />

Stapels sichtbar, weil nach der Bethe-Bloch-Formel [112]<br />

− dE (¯hc)2 Z<br />

= 4πα2 ne<br />

dx mec2 ′2<br />

β2 � �<br />

2mec<br />

ln<br />

2β2 (1 − β2 �<br />

)I<br />

Z ′ � � ��<br />

−130β<br />

= Z · 1 − exp<br />

Z 2/3<br />

− β 2 − δ<br />

�<br />

2<br />

mit (4.6)<br />

der Energieverlust dE eines Teilchens auf dem Wegstück dx durch das Filmmaterial vom<br />

Ladungszustand des einfallenden Ions Z quadratisch abhängt. Da der Gleichgewichtsladungszustand<br />

von Kohlenstoff und Sauerstoff auf jeden Fall höher liegt als bei Protonen<br />

(Z=1), werden die schwereren Ionen schon in den ersten beiden Filmschichten<br />

gestoppt.<br />

42<br />

α Feinstruktur-Konstante<br />

me<br />

β = v<br />

c<br />

Elektronenmassen<br />

relativistischer Parameter<br />

v Teilchengeschwindigkeit<br />

I mittleres Ionisationspotential<br />

Z ′ effektiver Ladungszustand des einfallenden Teilchens [113]<br />

Z Ladungszustand des einfallenden Teilchens<br />

δ Dichtekorrektur [114]<br />

Tabelle 4.3.: Parameter der Bethe-Bloch-Formel (4.6)<br />

(4.7)


5. Experimenteller Aufbau<br />

Die Experimente <strong>für</strong> diese Diplomarbeit mit den eigens hergestellten mikrostrukturierten<br />

Targetfolien und den kalibrierten radiochromatischen Filmdetektoren wurden an<br />

drei verschiedenen Lasersystemen durchgeführt:<br />

• PHELIX-System an der Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Schwerionenforschung</strong> Darmstadt, 5 J in 550 fs<br />

• TRIDENT-Laser am Los Alamos National Laboratory, 22 J in 500 fs<br />

(durch M. Schollmeier)<br />

• LULI 100 TW Laser am Laboratoire pour l’Utilisation des Laser Intense, École Polytechnique<br />

Palaiseau, 30 J in 300 fs<br />

Die Bauart aller drei Hochenergie-Laser-Systeme entspricht der typischen MOPA-Architektur<br />

(„master oscillator - power amplifier“): der Laserpuls wird in einem Oszillator<br />

erzeugt und durchläuft eine Kette von Verstärkermedien. Im folgenden Kapitel<br />

wird der Aufbau des Lasers und das Ionenbeschleunigungs-Experiment exemplarisch<br />

am PHELIX-System erklärt. Detailierte Beschreibungen des Systems findet sich in [115,<br />

116].<br />

Die im Aufbau befindliche größte Laseranlage Deutschlands PHELIX (Petawatt-Hochenergie-Laser<br />

<strong>für</strong> Schwerionen-Experimente) an der Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Schwerionenforschung</strong><br />

(<strong>GSI</strong>) in Darmstadt soll in Zukunft in Kombination mit dem Schwerionenbeschleuniger<br />

heiße, dichte Materie und Ionenstoppen in heißen, dichten Plasmen untersuchen.<br />

Der bei 1.06 µm emittierende Laser kann auf zwei verschiedene Arten betrieben<br />

werden: der Hochenergie-Modus mit 1-20 ns langen Pulsen bei Energien bis zu 5 kJ und<br />

der Petawatt-Kurzpuls-Modus mit Pulsdauern von ∼ 500 fs, Energien bis zu 500 J und<br />

Fokal-Intesitäten bis zu 10 21 W/cm 2 (beide im Aufbau).<br />

Der PHELIX-Laser besteht aus fünf Komponenten:<br />

Zwei Frontends: Ein Frontend auf Titan-Saphir Laserbasis <strong>für</strong> die fs-Pulse und ein Frontend<br />

auf Fasertechnologie-Basis <strong>für</strong> die ns-Pulse. Die Pulsverstärkung liegt ungefähr<br />

bei einem Faktor von 10 7 , und die Pulsenergie beträgt <strong>für</strong> beide Frontends bei<br />

40 mJ.<br />

Vorverstärker: In dieser Verstärkerkette entstehen Pulsenergien bis zu 10 J und das gewünschte<br />

Pulsprofil wird mit einer mit gezacktem Rand versehenden Blende („Serrated<br />

Aperture“) geformt, Verstärkung einige 100.<br />

Hauptverstärker: Doppel-Weg-Scheibenverstärker mit einer Verstärkungsfaktor von 100<br />

<strong>für</strong> die fs-Pulse und 200 <strong>für</strong> die ns-Pulse (in der Testphase).<br />

Booster: Doppel-Weg-Scheibennachverstärker von 10 ns Pulsen auf bis zu 4 kJ im einfachen<br />

Durchgang (im Aufbau).<br />

CPA-System: Pulsstrecker und -komprimierer zur Erzeugung kurzer Pulse mit hoher<br />

Energie („chirped pulse amplification“), im Aufbau.<br />

43


5. Experimenteller Aufbau<br />

Bedingt durch die noch im Aufbau befindlichen Hauptverstärker sind die maximalen<br />

Laserparameter in den folgenden Experimenten im Kurzpulsmodus E=10 J bei τ=0.7 ns<br />

und nach dem Kompressor-Modul des CPA-Systems E=5 J bei τ=550 fs (Kompressor-<br />

Effizienz ∼ 50 %) 1 .<br />

Ultraintensive Laserpulse stellten wegen der niedrigen Zerstörschwelle der optischen<br />

Elemente im Strahlengang lange Zeit eine unlösbare technische Herausforderung dar.<br />

Bis 1985 Strickland und Mourou das CPA-Verfahren [2] <strong>für</strong> Kurzpulslaser entwickelten.<br />

Hierbei wird die Intensität des Laserpulses vor der Verstärkung in einem Pulsstrecker<br />

(Abbildung 5.1) um einen Faktor 10.000-30.000 reduziert. Die einzelnen Wellenlängen,<br />

aus denen sich der kurze Puls zusammensetzt, legen bei der Reflektion an einem Gittern<br />

verschieden lange Wegstrecken zurück, passieren den Strecker somit in unterschiedlich<br />

langer Zeit. Aus einem zuerst 130 fs Puls aus dem Oszillator wird ein 1.7 ns Puls. Dies<br />

verhindert nicht nur die Zerstörung der Laserverstärker und anderer optischer Komponenten<br />

wie Spiegel und Linsen durch zu hohe Intensität, sondern vermeidet auch nichtlineare<br />

Effekte, die bis zur Selbstfokussierung eines Laserstrahls führen können. Nach der<br />

Verstärkung des Laserpulses wird er in einem Vakuumtank (Kompressor) durch Mehrfachreflektion<br />

an einem Gitter auf τ=550 fs rekomprimiert und zum Experiment weitergeleitet.<br />

Das fs-Frontend<br />

Der bei einer Wellenlänge von 1054 nm betriebene Kerrlinsen-modengekoppelte Ti:Sa-<br />

Laseroszillator wird von einem 10 W Nd:YVO-Laser gepumpt und emittiert ca. 130 fs<br />

kurze Pulse mit einer Wiederholrate von 76 MHz und einer Energie von 5 nJ. Die Pulse<br />

werden dann in einem Gitter-Strecker (1480 l/mm, 8 Durchläufe, 10 % Transmission)<br />

auf eine Pulsdauer von ca. 1.7 ns gestreckt. Ein Einzelpuls mit einer Repetitionsrate von<br />

10 Hz wird mit einer Pockelszelle herausgepickt und in den ersten regenerativen Ti:Sa-<br />

Verstärker eingekoppelt. Die Pulsenergie beträgt hier 0.5 nJ. Der von einem Nd:YAG-<br />

Laser gepumpte Kristall wird mit einer fest eingestellten Anzahl von 100 Umläufen<br />

durchlaufen. Pro Umlauf ergibt sich eine Verstärkung von 1.17. Mit einer Endenergie<br />

von ca. 6 mJ wird der Puls in die zweite Verstärkerstufe - ein Nd:YAG-gepumpter, regenerativer<br />

Ti:Sa-Ring-Verstärker - eingekoppelt. Nach ca. 22 Durchläufen und Pulsenergien<br />

von 30-40 mJ wird der Puls mit einer Pockelszelle aus dem Ring ausgeschaltet. Nach<br />

zeitlicher Pulsfilterung 2 und räumlicher Pulsformung wird er in den 10 J-Vorverstärker<br />

injiziert.<br />

Der 10 J-Vorverstärker<br />

Die Verstärkerkette besteht aus drei Nd-dotierten Phosphatglas-Stäben, zwei mit 19 mm<br />

Duchmesser (V19) und einer mit 45 mm (V45), siehe Abbildung 5.1. Die wassergekühlten<br />

Verstärkerstäbe werden mit Blitzlampen gepumpt, die die Repetitionsrate des ganzen<br />

Systems auf 1 Schuss alle 15 min begrenzen. Da bei der Strahlpropagation starke Modulationen<br />

auftreten, wird der Strahl mittels Abbildungsteleskopen (Relay-Teleskope)<br />

weitergeleitet. Sie wirken als Raumfrequenzfilter. Die unter Vakuum stehenden Teleskope<br />

passen den Strahldurchmesser in drei Stufen an, um die Energiedichte klein zu halten.<br />

Im Ausgang des Vorverstärkers vor dem Kompressor beträgt der Strahldurchmesser<br />

65 mm FWHM (Halbwertsbreite: „Full Width Half Maximum“).<br />

1Laserparameter nach der Fertigstellung der Hauptverstärker: E = 1.3 kJ bei τ=1 ns, nach Komprimieren<br />

τ=420 fs<br />

2Kontrastminimierung Vorpuls-Hauptpuls durch Pockelszelle zwischen zwei gekreuzten Polarisatoren<br />

44


Strahldiagnostik<br />

ns-Frontend<br />

Strahldiagnostik<br />

Kompressor<br />

V19 V19<br />

Gitter<br />

Faraday Faraday<br />

V45<br />

Abbildung 5.1.: fs-Frontend und Vorverstärker (zwei optische Tische 2 m x 6 m) sowie Kompressortank<br />

und Targetkammer des PHELIX-Lasersystems.<br />

7<br />

0.5 nJ, 1.7 ns<br />

Targetkammer<br />

45


5. Experimenteller Aufbau<br />

CPA-Kompressor<br />

Der „gechirpte“ Puls des Kurzpuls-Frontend, der durch die Verstärkerdurchläufe schon<br />

auf die Pulslänge von 0.7 ns beschnitten wurde, muss nach der Verstärkung rekomprimiert<br />

werden, um einen kurzen, hochintensiven Puls zu erhalten. Ein vierfach durchlaufenes<br />

Gitter in einem Vakuumtank wirkt wie ein inverser Pulsstrecker und komprimiert<br />

den 0.7 ns langen Puls auf ca. 550 fs. Das CPA-Verfahren verhindert zwar die<br />

Zerstörung der Verstärkerkomponenten durch zu hohe Intensität, dies gilt jedoch nicht<br />

<strong>für</strong> die Komponenten nach der Pulskomprimierung. Zu diesen kritischen Optiken zählen<br />

vor allem das Gitter des Kompressors, alle Umlenkspiegel auf dem Weg in die Targetkammer<br />

und schlussendlich die Fokussierparabel. Der Kompressortank im PHELIX-<br />

Experimentierlabor befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Targetkammer, damit die<br />

Anzahl der Strahloptiken gering gehalten werden kann. Gittereffekte während der Pulsreflektion<br />

führen einen Energieverlust des Pulses mit sich. Mit einer <strong>für</strong> diesen Kompressor<br />

ermittelten Effizienz von ∼ 50 % stehen <strong>für</strong> das Experiment nur Laserparameter von<br />

ca. 5 J bei 550 fs zur Verfügung. Dieser CPA-Kompressor wurde extra <strong>für</strong> diesen Vorverstärker<br />

konstruiert und muss <strong>für</strong> spätere Experimente mit anderen Energien, Strahlquerschnitten<br />

und Intensitäten ersetzt werden.<br />

Die Targetkammer<br />

Abbildung 5.2.: Experimenteller Aufbau in der PHELIX-Targetkammer. Rot eingezeichnet<br />

ist der von rechts aus dem Kompressortank kommende Laserstrahl. Über drei Umlenkspiegel<br />

wird der Strahl mit einer Parabel auf das Target fokussiert. Der blau eingezeichnete Laserstrahl<br />

sowie das rechts unterhalb des Targets befindliche Objektiv wurden zur Targetund<br />

Fokusjustage verwendet. Der Protonenstrahl (grüne Einfärbung) wird mit einem Stapel<br />

von radiochromatischen Filmen 25 mm vom Target entfernt (im Bild unterhalb).<br />

Die zylinderförmige Targetkammer (Durchmesser 1 m, Höhe 30 cm) mit direktem Anschluss<br />

an den Kompressortank befindet sich während des Experimentes unter Vakuum<br />

bei ca. 5 · 10 −5 mbar. In der Strahlebene können kreisförmig um die Targetkammer<br />

Spektrometer und weitere Justageelemente montiert werden. Über drei Umlenkspiegel<br />

wird der von rechts (Abbildung 5.2) aus dem Kompressor kommende Laserstrahl mit<br />

46


einer goldbeschichteten „off-axis 45°“ Parabel (f = 150 mm, d = 60 mm, Janos Technology)<br />

auf das Target fokussiert. Die Targetleiter, auf der sich vier übereinander angeordnete<br />

Folientargets (2 mm x 10 mm) befinden, ist zur besseren Positionierung auf einem x-y-z-<br />

Verschiebetisch montiert und lässt sich zusätzlich um die z-Achse rotieren. Der Schattenwurf<br />

der Seitansicht (blauer Strahl) ermöglicht die Positionskontrolle. Mit den computergesteuerten<br />

Schrittmotoren der Fokussierparabel und dem rechts unterhalb des Targets<br />

befindlichen Objektivs wurde die Fokuseinstellung durchgeführt. 25 mm hinter dem<br />

Target wird der Protonenstrahl (grün) mit radiochromatischen Filmen detektiert. Zur<br />

Messung des Protonenspektrums wurde der Filmdetektor mit einem Loch versehen und<br />

40 cm hinter dem Target eine Thomson-Parabel positioniert.<br />

ASE-Vorpuls<br />

Eine vorzeitige Zerstörung der Targetfolie durch Vorpulse konnte während des Experimentes<br />

beobachtet werden. Eine sehr schnelle Pockelszelle, die dem Frontend nachgeschaltet<br />

ist, soll möglichst alle Vorpulse abschneiden. Im Verlaufe der Experimente<br />

konnte die Pockelszelle so genau eingestellt werden, dass nur ein Vorpuls durch die verstärkte<br />

Spontanemission („amplified spontaneous emission‘“, ASE 3 ) vorhanden war. Er<br />

trat 1 ns vor dem Hauptpuls mit einem Intensitätsverhältnis von 10 −5 auf.<br />

Der TRIDENT-Laser<br />

Der TRIDENT-Laser am Los Alamos National Laboratory (USA) ist wie der PHELIX ein<br />

CPA-Kurzpulslaser [117]. Ein bei 1054 µm arbeitender, modengekoppelter Nd:YLF-Oszillator<br />

emittiert Laserpulse in einen Gitter-Strecker. Mit einer Repetitionsrate von 5 Hz<br />

wird der Puls in einen Nd:YAG-gepumpten, regenerativen Ti:Sa-Vorverstärker eingekoppelt.<br />

Mit einem zweiwege 16 mm-Stabverstärker, einem 25 mm- und 45 mm-Stabverstärker<br />

und folgenden Scheibenverstärkern auf Glasbasis wurden im Experiment nach<br />

dem Kompressor Energien von 22 J in 500 fs (44 TW) erreicht.<br />

Das LULI 100 TW Laser-System<br />

Der Kerrlinsen-modengekoppelte Ti:Sa-Oszillator des LULI 100 TW Laser [118] am Laboratoire<br />

pour l’Utilisation des Laser Intense, École Polytechnique Palaiseau (Frankreich), emittiert<br />

Laserpulse bei einer Wellenlänge von 1057 µm. Auch dieses CPA-System besitzt<br />

einen Gitter-Strecker sowie einen regenerativen Ti:Sa-Vorverstärker mit einer Repetitionsrate<br />

von 10 Hz. Der Hauptverstärker besteht aus drei Stabverstärkern (16, 25, 45 mm)<br />

aus Phosphat- und Silikat-Glas. Der abschließende 108 mm Phosphat-Scheiben-Verstärker<br />

und der nachgeschaltete Kompressor liefern <strong>für</strong> Experimente Pulsenergien von 30 J in<br />

300 fs (100 TW).<br />

3 ASE: Erreicht man durch das Pumpen des Lasermediums eine Besetzungsinversion, so entsteht eine<br />

spontane Emission von Photonen in alle Richtungen. Da das Lasermedium ein Glaszylinder ist, regen<br />

Photonen, die sich annähernd parallel der Längsachse bewegen durch den längeren Weg eine stärkere<br />

induzierte Emission hervor. Hier kann jedoch noch nicht von einer “Laseremission‘“ gesprochen werden,<br />

sondern eher von einer verstärkten Spontanemission.<br />

47


6. Ergebnisse und Simulationen<br />

6. Ergebnisse und Simulationen<br />

6.1. Strahlcharakteristiken<br />

Im folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse der Strahlzeiten an den Lasersystemen<br />

PHELIX, TRIDENT und LULI-100-TW beschrieben. Es wurde die Funktion der mikrostrukturierten<br />

Folien untersucht sowie Strahlparameter wie Quellgröße, Öffnungswinkel,<br />

Emittanz und Energiespektren der Protonen charakterisiert.<br />

6.1.1. Die PHELIX Experimente<br />

Bei den ersten Schüssen zur Protonenbeschleunigung am PHELIX überhaupt konnte<br />

mit dem 25 mm hinter dem Target platzierten RCF-Stapel kein Protonensignal detektiert<br />

werden. Die Aluminiumfolie (Dicke 17.8 µm), in die der Filmstapel zur Abschirmung<br />

von Targetpartikeln und UV-Licht während des Schusses gepackt wurde, absorbierte<br />

die gesamte Energie der Protonen. Daraus lässt sich mit SRIM2006 eine obere Grenze<br />

48<br />

Schuss 34 Schuss 48 Schuss 53<br />

Abbildung 6.1.: CR39-Bilder. Untere Reihe: Ausgewertete Mikroskop-Bilder des CR39-<br />

Mikroskops am Max-Planck-Institutes <strong>für</strong> Quantenoptik, Garchingen (MPQ). Obere Reihe:<br />

Auflichtscans mit ArtixScan 1800f von Microtek (doppelte Vergrößerung).


6.1. Strahlcharakteristiken<br />

der Protonenenergie bestimmen, bei dieser Aluminiumdicke ergab sich 1.2 MeV. Alternativ<br />

wurde als neuer Detektor CR39-Kernspurplatten eingebaut. Da dieser lichtunempfindlich<br />

ist wurde die Aluminiumfolie nicht mehr benötigt, und die niederenergetischen<br />

Protonen konnten detektiert werden (Abbildung 6.1, Schussparameter in Tabelle 6.1).<br />

Die niedrige Protonenenergie wurde mit einem Thomson-Parabel-Spektrometer (von J.<br />

Schreiber, MPQ) verifiziert. In diesem Spektrometer werden Teilchen entsprechend ihrem<br />

Ladung-zu-Masse-Verhältnis in parallelen elektrischen und magnetischen Feldern<br />

separiert und mit einer CR39-Kernspurplatte detektiert. Hier<strong>für</strong> wurde in den CR39-<br />

Detektor, der sich zwischen Target und Thomson-Parabel befindet, ein Loch (� 2 mm) gebohrt,<br />

das wiederum wie eine Lochblende <strong>für</strong> das Spektrometer wirkt. Schuss Nr. 11<br />

ergab eine maximal auflösbare Protonenenergie von 0.7 MeV, Abbildung 6.2.<br />

]<br />

P r o to n e n a n z a h l p r o E n e r g ie [M e V -1<br />

1 0 7<br />

1 0 6<br />

1 0 5<br />

1 0 4<br />

1 0<br />

0 ,0 0 ,1 0 ,2 0 ,3 0 ,4 0 ,5 0 ,6 0 ,7<br />

3<br />

P r o to n e n e n e r g ie [M e V ]<br />

Abbildung 6.2.: Thomson-Parabel-Spektrum von PHELIX Schuss Nr. 11.<br />

Wie aus Abbildung 6.1 ersichtlich, wurde die Protonenstrahlmodulation (siehe Abschnitt<br />

2.4) mittels selbst gefertigten, strukturierten Targetfolien bei den PHELIX Experimenten<br />

erfolgreich durchgeführt. Anhand der Linienanzahl, die aus den Auflichtscans bestimmt<br />

werden kann, ist es möglich, auf die Quellgröße der Protonen im Energieintervall von<br />

0-0.7 MeV zurück zu schließen. Aus dem Produkt der Linienanzahl und des Strukturabstandes<br />

auf der Targetfolie ergeben sich <strong>für</strong> Schüsse 34, 48 und 53 Quellgrößen von<br />

54 µm, 48 µm und 45 µm. Diese Werte sind jedoch mit einem großen Fehler behaftet. Dies<br />

zeigt sich am Vergleich der Auflichtscans mit den Mikroskop-Aufnahmen des MPQ.<br />

Die CR39-Auszählroutine (beschrieben in Abschnitt 4.2) zeigt größere Flecken mit höherer<br />

Intensität. Die ungenaue Justierung des Mikroskops bewirkte beim Einlesen der<br />

CR39 eine Überlagerung von unterschiedlich ausgelesenen Sektoren des CR39. Deshalb<br />

war es unmöglich, die verwaschenen Linienstrukturen auszuzählen oder einen Unterschied<br />

im Vergleich zu den Auflichtscans herauszuarbeiten. Der einzige brauchbare Unterschied<br />

ergibt sich bei der Bestimmung des Öffungswinkels des Protonenstrahls durch<br />

den Fleckdurchmesser. Am Beispiel von Schuss 34 erhält man <strong>für</strong> den Öffnungswinkel<br />

des Strahls 34° (Auflichtscan) bzw. 45.5° (Mikroskop-Aufnahme). Das nicht kreis-<br />

49


6. Ergebnisse und Simulationen<br />

50<br />

Tabelle 6.1.: Schussparameter der Experimente zur Protonenbeschleunigungs.<br />

Schuss-Nummer TRIDENT 18500 LULI 25<br />

Laserenergie (J) 18.7 15.4<br />

Pulslänge (fs) 600 350<br />

Intensität (W/cm2 ) 2 · 1019 5.61 · 1019 Fokusdurchmesser FWHM (µm) 14 µm 8 µm<br />

Targetmaterial, -dicke Au, 10 µm Au, 50 µm<br />

Targetstruktur, Linienabstand LFM-Struktur, 3 µm IMVT-Struktur, 5 µm<br />

Detektor RCF-Stapel mit Absorber RCF-Stapel mit Absorber<br />

Abstand Target-Detektor (mm) 30 47<br />

Schuss-Nummer PHELIX 11 PHELIX 34 PHELIX 48 PHELIX 53<br />

Laserenergie (J) 1.54 3.83 3.24 2.5<br />

Pulslänge (fs) 699 ca. 580 ca. 580 ca. 580<br />

Intensität (W/cm2 ) 4.4 · 1018 1.3 · 1019 1.1 · 1019 8.6 · 1018 Fokusdurchmesser FWHM (µm) 8 µm 8 µm 8 µm 8 µm<br />

Targetmaterial, -dicke Au, 20 µm Au, 30 µm Au, 30 µm Au, 30 µm<br />

Targetstruktur, Linienabstand photolithographisch, 10 µm LFM-Struktur, 3 µm LFM-Struktur, 3 µm LFM-Struktur, 3 µm<br />

Detektor CR39 CR39 CR39 CR39<br />

Abstand Target-Detektor (mm) 25 24 24 24


6.1. Strahlcharakteristiken<br />

runde Aussehen des Schusses 48 kommt dadurch zustande, dass auf die Vorderseite<br />

Aluminium-Filter unterschiedlicher Dicken aufgebracht wurden, um eine Energieauflösung<br />

der Protonen zu erhalten (Filterdicken und resultierende Mindestenergie: linksoben:<br />

0.8 µm, Emin=95 keV; rechts-oben: 1.6 µm, Emin=190 keV; links-unten: 3 µm, Emin=<br />

320 keV; rechts-unten: kein Filter).<br />

Ein weiteres auffälliges Merkmal der CR39-Bilder ist die auftretende Ringstruktur. Vor<br />

dem Auslösen des Hauptpulses blockt eine schnelle Pockelszelle am Ende des Frontend<br />

alle Signale, so auch das 10 Hz-Signal des Oszillators. Da jedoch kein 100 %iger Blockierung<br />

gewährleistet werden kann, könnten diese Pulse einen Krater in die Vorderseite der<br />

Targetfolie verursacht haben, eventuell sogar ein Loch. Diese Ergebnisse konnten aufgrund<br />

der Demontage des Kompressors am PHELIX-Laser leider nicht verifiziert werden.<br />

6.1.2. Die TRIDENT- und LULI-Experimente<br />

Exemplarisch wurde <strong>für</strong> die Experimente am TRIDENT- und LULI-100TW-Laser jeweils<br />

ein Schuss untersucht. Abbildung 6.3 zeigt die einzelnen Filme des TRIDENT-Schusses<br />

18500. Der RCF-Stapel war zusammengesetzt aus 19 HD-, 9 MD-Filmen und zwischenliegenden<br />

Messing-Absorberschichten (Dicke 25 µm). Das Protonensignal ist bis zum 22.<br />

Film sichtbar. Die restlichen Filme zeigen keinerlei Signal. Die Protonen verlieren beim<br />

1.16 MeV 3.16 MeV 4.45 MeV 5.50 MeV 6.41 MeV 7.23 MeV<br />

8.53 MeV 9.25 MeV 9.89 MeV 10.49 MeV 11.06 MeV 12.03 MeV<br />

12.58 MeV<br />

16.53 MeV<br />

13.48 MeV<br />

17.39 MeV<br />

13.99 MeV<br />

18.23 MeV<br />

14.82 MeV<br />

19.05 MeV<br />

15.30 MeV 16.08 MeV<br />

Abbildung 6.3.: TRIDENT Schuss 18500 (RCF-Größe: 2.5 x 2.5 cm). Die letzten 4 etwas dunkleren<br />

Filme sind vom Typ MD-55. Die vorderen 19 sind HD-810-Filme.<br />

Passieren der einzelnen Filme Energie bzw. werden in bestimmten Schichten gestoppt.<br />

51


6. Ergebnisse und Simulationen<br />

Die angegebenen Energien auf den Filmen entsprechen der Protonenenergie <strong>für</strong> die Teilchen,<br />

die in diesem Film gestoppt werden. Diese Werte werden durch die Energiedepositionskurven<br />

der Protonen bestimmt (siehe Abschnitt 7).<br />

1.37 MeV 4.65 MeV 6.73 MeV 8.38 MeV 9.81 MeV 11.08 MeV<br />

12.25 MeV 13.33 MeV 14.34 MeV 15.30 MeV 16.21 MeV<br />

Abbildung 6.4.: LULI Schuss 25 (RCF-Größe: 3 x 3.5 cm). Stapelzusammensetzung: ein HDund<br />

10 MD-Filme. Die eingetragenen Energien entsprechen der Energien der in diesen Filmen<br />

gestoppten Protonen.<br />

Mit dem ArtixScan 1800f von Microtek wurden die Filme mit denselben Einstellungen,<br />

mit denen die Kalibrierung des Scanners und der Filme (Abschnitt 4.4) durchgeführt<br />

wurde, eingelesen. Die Farbe der Filme direkt nach dem Experiment entspricht der Abbildung<br />

des TRIDENT-Schuss Nr. 18500, zur Auswertung werden die Filme wie auch<br />

LULI-Schuss 25 (Abbildung 6.4) in 16-bit-Graustufen bei einer Auflösung von 1000 dpi<br />

eingescannt. Dieser Film-Stapel bestand aus einem HD- und 10 MD-Filmen. Die Laserund<br />

Targetparameter zu beiden Schüssen befinden sich in Tabelle 6.1.<br />

6.1.3. Quellgröße und Öffnungswinkel<br />

Durch Veränderung der Bildhelligkeit und des Kontrastes ist es möglich, die vorhandene<br />

Linienstruktur der Protonenstrahlmodulation in den RCF-Bildern hervorzuheben und<br />

die Anzahl der Linien zu ermitteln. Die energieaufgelöste Quellgröße der Protonen ergibt<br />

sich aus der Multiplikation des Strukturabstandes auf der Targetfolie mit der Anzahl<br />

der Linienzwischenräume auf dem RCF (Abbildung 6.5) und fällt zu hohen Energien hin<br />

ab.<br />

Mit der Größe des Quellortes der Protonen lassen sich Aussagen über das � Beschleuni- �<br />

� �<br />

gungsfeld der Protonen machen, da <strong>für</strong> die Protonenenergie gilt: Eprot∼��E<br />

elek�.<br />

Da nur<br />

aus dem Bereich der Quellgröße Protonen emittiert werden, ergibt sich mit einer gaussförmigen<br />

Verteilung des elektrischen Feldes in radialer Richtung eine gute Näherung.<br />

Zur Bestimmung der Halbwertsbreite werden zwei gaussförmige Ausgleichskurven (Abbildung<br />

6.6) in die Auftragungen Energieverhältnis x=EProton/Emax über Radius r des<br />

Quellflecks von TRIDENT-18500 und LULI-25 gelegt.<br />

�<br />

x18500 = exp − 1<br />

� � �<br />

2<br />

r<br />

(6.1)<br />

2 20.55µm<br />

�<br />

x25 = exp − 1<br />

� � �<br />

2<br />

r<br />

(6.2)<br />

2 24.13µm<br />

52


(a)<br />

�����������������<br />

9 0<br />

8 0<br />

7 0<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

6.1. Strahlcharakteristiken<br />

T R ID E N T 1 8 5 0 0<br />

L U L I 2 5<br />

0 ,2 0 ,3 0 ,4 0 ,5 0 ,6 0 ,7 0 ,8 0 ,9<br />

x = E p ro t /E m a x<br />

Abbildung 6.5.: (a) Auszählen der Linien im RCF Nr. 7 (TRIDENT 18500); (b) Quellgröße<br />

der Protonenstrahlen LULI Schuss 25 und TRIDENT Schuss 18500. Die Bestimmung der<br />

Linienanzahl und der Fleckgröße wurde durch die Intensitätsmodulation im RCF-Detektor<br />

erschwert. Als Fehler <strong>für</strong> die Quellgröße wurde ein einfacher Linienabstand und <strong>für</strong> die<br />

Energie die Halbwertsbreite der Energiedepositionskurve <strong>für</strong> den jeweiligen Film bestimmt.<br />

Daraus lässt sich die Halbwertsbreite w= √ 8 ln 2 σ der radialen Gauss-Verteilung der<br />

Feldstärke zu 48.39 µm (Schuss 18500) und 56.82 µm (Schuss 25) bestimmen. Die Beschleunigung<br />

dieses Feldes wirkt in z-Richtung.<br />

Neben der Quellgröße sinkt auch der Öffnungswinkel <strong>für</strong> größer werdende Protonenenergien,<br />

vergleiche [24]. Durch Abmessen des Strahldurchmessers auf dem radiochromatischen<br />

Film kann mit dem Abstand des Filmstapels von der Targetfolie die Aufweitung<br />

des Strahls bestimmt werden (Abbildung 6.7). Untersuchungen von Bambrink et al.<br />

[119] fanden einen parabolischen Zusammenhang zwischen dem Öffnungswinkel (Divergenzwinkel<br />

der Strahleinhüllenden) und der Protonenenergie, der auch bei Schuss<br />

18500 und 25 mit den Messwerten besser übereinstimmt als der von Breschi et al. angegebene<br />

lineare Verlauf [120].<br />

Zusammengefasst ergaben die Untersuchungen der Quellgröße und der Öffnungswinkel<br />

von lasererzeugten Protonenstrahlen kleiner werdende Quellgrößen und abnehmende<br />

Öffnungswinkel der Strahleinhüllenden <strong>für</strong> ansteigende Protonenenergien.<br />

6.1.4. Transversale Emittanz<br />

Die räumliche Modulation des Protonenstrahls ermöglicht weiter die Bestimmung der<br />

transversalen Emittanz, siehe Abschnitt 2.5. Die dort beschriebene Ellipse im Phasenraum<br />

kann zur Vereinfachung der Rechnung durch ein Viereck genähert werden [92]<br />

und aus Gleichung (2.18) ergibt sich <strong>für</strong> die normierte Emittanz ε:<br />

ε ≈ βγ 1<br />

∆x ∆x′<br />

π<br />

(b)<br />

(6.3)<br />

�<br />

53


6. Ergebnisse und Simulationen<br />

54<br />

E p ro t /E m a x<br />

1 ,0<br />

0 ,9<br />

0 ,8<br />

0 ,7<br />

0 ,6<br />

0 ,5<br />

0 ,4<br />

0 ,3<br />

��������������<br />

������������������������<br />

��������<br />

������������������<br />

0 ,2<br />

-5 0 -4 0 -3 0 -2 0 -1 0 0 1 0 2 0 3 0 4 0 5 0<br />

�<br />

����������������<br />

Abbildung 6.6.: Auftragung des Energieverhältnisses Eprot/Emax über dem Radius des<br />

Quellflecks mit den dazugehörigen auf eins normierten Gauss’schen Ausgleichskurven (6.1)<br />

und (6.2). Für die Halbwertsbreiten ergeben sich 48.39 µm und 56.82 µm.<br />

����������������������<br />

2 4<br />

2 2<br />

2 0<br />

1 8<br />

1 6<br />

1 4<br />

1 2<br />

1 0<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Θ 25 (x ) = 2 0 ,3 2 + 9 ,2 2 x - 2 4 ,2 2 x 2<br />

Θ 18500 (x ) = 1 8 ,8 8 - 9 ,3 7 x - 7 ,7 0 x 2<br />

T R ID E N T 1 8 5 0 0<br />

P a ra b e l-F it T R ID E N T<br />

L U L I 2 5<br />

P a ra b e l-F it L U L I<br />

0<br />

0 ,0 0 ,2 0 ,4 0 ,6 0 ,8 1 ,0<br />

x = E p ro t /E m a x<br />

Abbildung 6.7.: Öffnungswinkel (halber Winkel) der Protonenstrahl-Einhüllenden LULI<br />

Schuss 25 und TRIDENT Schuss 18500. Durch die Messwerte wurden parabolische Ausgleichskurven<br />

gelegt. Als Fehler wurde ein Ablesefehler von 1 mm und somit ein Winkelfehler<br />

von 1° bestimmt, und <strong>für</strong> die Energie die Halbwertsbreite der Energiedepositionskurve<br />

<strong>für</strong> den jeweiligen Film gewählt.<br />


6.1. Strahlcharakteristiken<br />

mit der Quellgröße ∆x und dem maximalen Fehler des Divergenzwinkels ∆x ′ der Linienstrukturen.<br />

Die relativistischen Parameter γ und β berechnen sich nach<br />

γ = 1 + Eprot<br />

E0,prot<br />

und β =<br />

mit der Ruheenergie des Protons E0,prot = 981 MeV.<br />

�<br />

1 − 1<br />

γ 2<br />

Da sich die Protonen-Trajektorien aus verschiedenen Bereichen der Targetstruktur nicht<br />

kreuzen - die Folge wäre eine verwaschene Struktur - kann <strong>für</strong> jede Linienstruktur der<br />

Quelle durch Vergleich mit dem RCF-Bild ein Divergenzwinkel angegeben werden (Abbildung<br />

6.8). Der Fehler dieses transversalen Winkels ergibt sich aus der Verbreitung der<br />

Linienstruktur, ablesbar aus der Linienabbildung im Film. Für beide Schüsse wurden jeweils<br />

drei Filme, also drei bestimmte Energien, ausgewertet und aufgetragen. In Tabelle<br />

6.2 sind die ermittelten transversalen Emittanzen aufgelistet.<br />

TRIDENT 18500<br />

Film / Eprot Emittanz (Ellipse) Emittanz (Viereck)<br />

(π mm mrad) (π mm mrad)<br />

Nr.5 / 6.1 MeV 0.1009 0.0317<br />

Nr.9 / 9.9 MeV 0.0485 0.0308<br />

Nr.14 / 13.5 MeV 0.0169 0.0251<br />

LULI 25<br />

Film / Eprot Emittanz (Ellipse) Emittanz (Viereck)<br />

(π mm mrad) (π mm mrad)<br />

Nr.2 / 4.7 MeV 0.1887 0.0255<br />

Nr.5 / 9.8 MeV 0.0737 0.0282<br />

Nr.8 / 13.3 MeV 0.0283 0.0203<br />

Tabelle 6.2.: Transversale Emittanzen <strong>für</strong> TRIDENT Schuss 18500 und LULI Schuss 25. Hierbei<br />

wurde einmal mit der Fläche der Ellipse und einmal mit dem genäherten Viereck gerechnet.<br />

Abbildungen 6.8(a) und 6.8(b) zeigen eine nichtlineare Abhängigkeit des transversalen<br />

Winkels x ′ von der Quellposition, entgegen den Erwartungen der Definition der Emittanz<br />

(Abbildung 2.3). Bei höheren Quellradien x knickt die Gerade ab. Somit nimmt<br />

der Winkelzuwachs x ′ i+1 − x′ i<br />

(6.4)<br />

bei größer werdenden Radien langsam ab und die Kur-<br />

venkrümmung setzt ein. Bei höheren Protonenenergien (> 10 MeV) fallen diese Randeffekte<br />

nicht mehr ins Gewicht und die Kurve nähert sich wieder einer Geraden.<br />

Die angedeutete Kurvenkrümmung macht es schwierig, mit der einfachen Annahme<br />

eines Vierecks die Emittanz zu bestimmen. Der hier<strong>für</strong> nötige maximale Fehler des Divergenzwinkels<br />

ist viel zu klein <strong>für</strong> eine Flächenbildung, die alle Messwerte beinhalten<br />

würde. Bei den ermittelten Ergebnissen wurde bedingt durch die Ableseungenauigkeit<br />

mit einem Fehler von 6-9 mrad gerechnet. Andererseits liefert die Methode der Ellipse<br />

minimaler Fläche zur Bestimmung der transversalen Emittanz nur eine obere Grenze.<br />

Bei niedrigen Protonenenergien ist die Kurvenkrümmung und die somit anwachsende<br />

55


6. Ergebnisse und Simulationen<br />

56<br />

(a)<br />

(b)<br />

LULI 25<br />

Abbildung 6.8.: Transversale Emittanzen <strong>für</strong> jeweils drei verschiedene Protonenenergien<br />

von TRIDENT Schuss 18500 (a) und LULI Schuss 25 (b). Zusätzlich eingezeichnet sind die in<br />

Abschnitt 2.5 definierten Ellipsen.


6.1. Strahlcharakteristiken<br />

kleine Halbachse der eingezeichneten Ellipse da<strong>für</strong> verantwortlich, dass eine sehr große<br />

Fläche berechnet wird. Erst bei höheren Energien mit niedriger Kurvenkrümmung lässt<br />

sich eine gute Näherung finden. Hier stimmen auch die Werte der beiden Verfahren<br />

ziemlich gut überein. Weiter zeigt sich, dass gerade <strong>für</strong> höhere Energien die Emittanz<br />

sehr klein ist, weil zur angesprochenen besseren Näherung noch die kleinere Quellgröße<br />

hinzukommt, wodurch die Fläche generell abnimmt.<br />

Trotzdem konnten <strong>für</strong> die transversale Emittanz des Protonenstrahls Werte im Bereich<br />

von 0.01-0.1 π mm mrad <strong>für</strong> Protonenenergien von 6-13 MeV ermittelt werden. Sie stimmen<br />

in der Größenordnung sehr gut mit bereits durchgeführten Experimenten mit gleichen<br />

Laser-Parametern an den gleichen Laser-Systemen überein [92]. Diese so bestimmten<br />

Emittanzen <strong>für</strong> TRIDENT-Schuss 18500 und LULI-Schuss 25 stellen eine obere Abschätzung<br />

dar, da die Linien sehr klar zu erkennen sind. In verschiedenen Experimenten<br />

[26, 92] waren schon kleinere Strukturen sichtbar, die der in Abschnitt 3.1 angesprochenen<br />

Walzstruktur der Targetfolie sehr ähnlich sehen. Durch die kleinere Strukturgröße<br />

würde sich auch eine kleinere Emittanz ergeben, und man nähert sich den Ergebnissen<br />

von Cowan et al. [26], der eine transversale Emittanz von < 0.0013 π mm mrad gemessen<br />

hat.<br />

Die Projektion der Messwerte auf die Winkelachse (Quellgröße→0) ergibt die Divergenz<br />

der Strahleinhüllenden. Für größer werdende Protonenenergien nimmt diese ab. Dieser<br />

Wert gibt jedoch keine Auskunft über das Divergenzverhalten des gesamten Strahls. Protonen<br />

von unterschiedlichen Orten auf dem Target besitzen unterschiedliche Divergenzwinkel<br />

x ′ . Entgegen dem Divergenzverhalten der Strahleinhüllenden steigt an einem<br />

Ort x <strong>für</strong> größer werdende Protonenenergien der Winkel an. In Abbildung 6.8 macht<br />

sich dies durch die Drehung der Ellipse zu höheren Energien bemerkbar.<br />

6.1.5. Elektrische Feldverteilung<br />

Die experimentellen Ergebnisse ermöglichen Rückschlüsse auf das beschleunigende Feld<br />

und dessen Verteilung:<br />

• Die energieaufgelöste Quellgrößenbestimmung und die daraus bestimmte gaussförmige<br />

Feldverteilung beschreiben die Protonenbeschleunigung in z-Richtung<br />

(senkrecht zum Target). Höherenergetische Protonen werden vorwiegend im Zentrum<br />

des Strahls bei höheren Feldern beschleunigt, und in den äußeren Bereichen<br />

entstehen durch das abfallende elektrische Feld Protonen mit niedrigeren Energien.<br />

• Es lässt sich weiter zeigen, dass die gaussverteilte Elektronenschicht (Gleichung<br />

(6.5)) einen linearen Zusammenhang zwischen radialer Position und radialem, elektrischen<br />

Feld bedingt [71]:<br />

�<br />

ne = n0 exp − r2<br />

2σ2 �<br />

E beschl,rad = −∇Φ = − kTe<br />

e<br />

∇ne<br />

ne<br />

(6.5)<br />

= kTe<br />

· r (6.6)<br />

eσ2 • Die Mikrostukturierung der Targetfolie bewirkt zu Beginn der Beschleunigung eine<br />

Störung des elektrischen Feldes in y-Richtung (senkrecht zur Linienstruktur<br />

57


6. Ergebnisse und Simulationen<br />

und Targetoberfläche). Der Betrag der Feldstärke bleibt gleich, nur die Richtung<br />

des Feldes ist eine andere, weil die Oberfläche gekrümmt ist.<br />

• Durch die Drehung der Phasenraumellipse lässt sich eine z-Abhängigkeit des elektrischen<br />

Feldes in radialer Richtung zeigen. Für einen bestimmten Ort wurden<br />

unterschiedliche Divergenzwinkel <strong>für</strong> Protonen unterschiedlicher Energie beobachtet.<br />

Wenn man annimmt, dass die höheren Protonenenergien aus den oberen<br />

Schichten des Targets erreicht werden, und so die Nachfolgenden nur durch ein<br />

leicht abgeschirmtes Feld beschleunigt werden, ändert sich die transversale Impulskomponente<br />

(Gleichung (2.19)). Diese Änderung der Impulskomponente kann<br />

nur durch eine Änderung des elektrischen Feldes zustande kommen.<br />

6.2. Transportsimulation<br />

Mit dem beschriebenen Transportcode von H. Ruhl, der die Schlussfolgerungen des letzten<br />

Kapitels beinhaltet, sollen die experimentellen Ergebnisse beschrieben werden. Die<br />

genauen Startparameter <strong>für</strong> den Transportcode entsprechen ermittelten Werten von „Particle-In-Cell“-Simulationen<br />

von H. Ruhl.<br />

Die zu beschleunigende und expandierende Protonenschicht wird als Protonenfilm der<br />

Größe 280 µm x 280 µm x 1 nm mit einer Dichte von 6.65·10 10 Protonen/µm 3 definiert.<br />

Die Protonen sind normalverteilt bei einer mittleren Starttemperatur von Tp = 20 eV. Der<br />

Code berechnet ein Zeitfenster von 60 ps in 800 Zeitschritten zu je 75 fs. Die Beschleunigungsstrecke<br />

von 120 µm wird in 1.4 ps durchlaufen und bis zum Zeitpunkt t = 60 ps<br />

expandieren die Protonen quasineutral. Für 5·10 6 Quasiteilchen wurden die Bewegungsgleichungen<br />

auf einem Gitter gelöst, das entspricht 5.76·10 12 Protonen. Die sinusförmige<br />

Störung bedingt durch die strukturierte Targetoberfläche wurde durch eine Impulsänderung<br />

in y- und z-Richtung bei der Lösung der Bewegungsgleichungen eingebracht. Mit<br />

diesen Parametern wurden in dieser Simulation Protonenenergien bis 13 MeV erreicht.<br />

Hieraus ergibt sich eine longitudinale Emittanz des Protonenstrahls von 1.8·10 −5 eV s,<br />

die in der Größenordnung von der von Cowan et al. [81] bestimmten Emittanz liegt,<br />

und ist im Vergleich zu konventionellen Beschleunigern wie zum Beispiel CERN SPS<br />

(∼0.5 eV s) um einige Größenordnungen besser.<br />

58<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 6.9.: Normalisierte, laterale Impulsverteilung in y-Richtung zu zwei verschiedenen<br />

Zeitpunkten <strong>für</strong> die Protonenenergie 8 MeV.


6.2. Transportsimulation<br />

Die Frage, ab wann genau die Intensitätsmodulation des Strahls im RCF sichtbar ist, lässt<br />

sich am Besten anhand der normalisierten Phasenraum-Darstellung py/pz über y (Abbildungen<br />

6.9(a) und 6.9(b)) erklären. Zu Beginn der Simulation ist eine horizontale Kurve<br />

zu sehen. Die Sinusmodulationen entsprechen den Störungen im py/pz-Phasenraum<br />

durch die Targetstrukturierung. Zu späteren Zeitpunkten ist die Verzerrung der Kurve<br />

in py/pz-Richtung zu erkennen, die der Ellipsenrotation (Abbildung 6.8) entspricht. Bei<br />

Projektion auf die Impulsachse ergeben sich bei beiden Kurven unterschiedliche Kontrastbilder.<br />

Bei Abbildung 6.9(a) ist ein Bereich mit geringer Intensitätmoduation zu sehen.<br />

Bei Abbildung 6.9(b) hingegegen entstehen durch das Auseinanderwandern der<br />

Sinusstörungen Bereiche unterschiedlicher Intensität (Punktmuster hell-dunkel). Sobald<br />

eindeutig trennbare Muster sichtbar werden entsteht das modulierte Bild. Dieses Verhal-<br />

(a) (b)<br />

Abbildung 6.10.: Entwicklung und Strukturbildung des Protonenstrahls im Ortsraum zu<br />

frühem (a) und spätem (b) Zeitpunkt.<br />

ten zeigen auch die Ortsdarstellungen in Abbildungen 6.10(a) und 6.10(b). Die Struktur<br />

im Strahl wird erst nach einer gewissen Zeit bzw. Flugstrecke von einigen µm sichtbar.<br />

Die schon zu Beginn der Simulation eingebrachte Störung im Impulsraum ist im expandierenden<br />

Strahl eingebettet, und bei Erreichen des Punktes, an dem sich der Strahl<br />

stark genug aufgeweitet hat, werden die Störungen im Impulsraum bzw. Protonenstrahl<br />

sichtbar.<br />

Die Verkleinerung des Protonenflecks im RCF bei größer werdenden Protonenenergien<br />

lässt dich mit den Abbildungen 6.11(a)-(c) erklären. Während der Beschleunigungsphase<br />

bis zur Zeit t = 1.4 ps nehmen die Energien und die Impulskomponenten zu. Im Verlauf<br />

der anschließenden, kräftefreien Expansion (t > 1.4 ps, Abbildung 6.11(c)) ändert sich die<br />

Protonenverteilung nicht mehr. Das Bild im RCF entspricht einem Schnitt bei konstantem<br />

Ez durch Abbildung 6.11(c). Für Protonenenergien > 6 MeV ist die Abnahme des<br />

Öffnungswinkels wie in Abbildung 6.7 zu erkennen. Da die Startparameter der Simulation<br />

nicht den Schussparametern von TRIDENT 18500 und LULI 25 entsprechen, wären<br />

es in diesen Fällen 3 MeV und 5 MeV. In den Bereichen kleiner als dieser Energie sind im<br />

Experiment sowie in der Simulation kleinere Strahldurchmesser zu beobachten.<br />

Das Zusammenrückens der Linienstruktur im RCF bewirkt das Abknicken der Gerade<br />

in den Phasenraumdarstellungen aus Abschnitt 6.1.4. In Abbildung 6.11(c) ist das nahe<br />

Zusammenliegen der einzelnen Strukturen am Rand sichtbar. Ein mit dem Transportco-<br />

59


6. Ergebnisse und Simulationen<br />

60<br />

(a)<br />

(b)<br />

(c)<br />

Abbildung 6.11.: Entstehung der Strukturen <strong>für</strong> unterschiedliche Protonenenergien Ez im<br />

py/pz-Impulsraumraum zu Beginn (a), im Verlauf (b) und am Ende (c) des Beschleunigungsvorgangs.


6.2. Transportsimulation<br />

de bestimmtes RCF-Bild <strong>für</strong> eine Protonenenergie von 8 MeV (Abbildung 6.12(a)) zeigt<br />

analog zu den Experimenten, dass der Abstand der Linien in den äußeren Bereichen<br />

kleiner wird. Für größere Energien von 12 MeV (Abbildung 6.12(b)) werden durch die<br />

kleinere Quellgröße weniger Linien abgebildet. Hier fallen die Randeffekte nicht mehr<br />

ins Gewicht und alle Linienabstände sind annähernd gleich. Der Phasenraum px-x (Ab-<br />

¢¡¤£<br />

bildung 6.12(c)) zeigt gleiches Verhalten wie die experimentell ¥§¦©¨� erhaltenen ����<br />

Phasenräume,<br />

siehe Abbildungen 6.8(a) und 6.8(b).<br />

p y /p z<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

−0.1<br />

−0.2<br />

−0.2 −0.1 0<br />

p /p<br />

x z<br />

0.1 0.2<br />

(a)<br />

(c)<br />

p y /p z<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

−0.1<br />

−0.2<br />

−0.2 −0.1 0<br />

p /p<br />

x z<br />

0.1 0.2<br />

Abbildung 6.12.: Simulierte RCF-Bilder <strong>für</strong> Protonenenergieen von 8 MeV (a) und 12 MeV<br />

mit zugehöriger Phasenraumdarstellung (c).<br />

Abschließend lässt sich sagen, dass die Simulationen mit dem Transportcode die experimentellen<br />

Daten sehr gut widerspiegeln und somit die Protonenstrahlmodulation durch<br />

mikrostukturierte Targetfolien erklären können.<br />

(b)<br />

61


7. Rekonstruktion des Protonenstrahls<br />

7. Rekonstruktion des Protonenstrahls<br />

Neben den Strahlparametern wie Quellgröße, Öffnungswinkel, Divergenz und transversale<br />

Emittanz ermöglicht der RCF-Detektor eine genauere Untersuchung des Teilchenzahlspektrums<br />

des lasererzeugten Protonenstrahls. Mit den kalibrierten radiochromatischen<br />

Filmen und einer Matlab-Routine von M. Schollmeier 1 wird das Teilchenspektrum<br />

konstruiert. Anschließend wurde ein auf Matlab basierender Algorithmus entwickelt,<br />

um ein dreidimensionales Bild des Protonenstrahls zu rekonstruieren und somit Aussagen<br />

über die räumliche und energetische Verteilung der Protonen treffen zu können.<br />

Zuvor werden einige Anmerkungen zur Energiedeposition von Protonen in radiochromatischen<br />

Filmen getroffen, die einerseits <strong>für</strong> den Matlab-Algorithmus sowie <strong>für</strong> das Verständnis<br />

der Rekonstruktion notwendig sind.<br />

7.1. Energiedeposition von Protonen im RCF-Stapel<br />

Durchdringt ein Proton einen radiochromatischen Film, so findet auf atomarer Ebene<br />

eine Wechselwirkung mit den Filmatomen statt. Neben Umladung und Streuung der geladenen<br />

Teilchen soll hier das Hauptaugenmerk auf der Abbremsung und dem damit<br />

resultierenden Energieverlust der Protonen im Film liegen. Quantitativ wird der Ener-<br />

d e p o n ie rte E n e rg ie p ro P ro to n (M e V /m m )<br />

2 4<br />

2 2<br />

2 0<br />

1 8<br />

1 6<br />

1 4<br />

1 2<br />

1 0<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

1 0 M e V<br />

1 2 .5 M e V<br />

1 5 M e V<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5<br />

E in d rin g tie fe (m m )<br />

(a)<br />

1 7 .5 M e V<br />

2 0 M e V<br />

��������������������������������������<br />

1 0 0<br />

9 0<br />

8 0<br />

7 0<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

0<br />

-1 0<br />

� � �<br />

�<br />

�������<br />

��������<br />

������<br />

������<br />

0 5 1 0 1 5 2 0 2 5<br />

������������������<br />

Abbildung 7.1.: (a) Bragg-Kurven <strong>für</strong> unterschiedliche Protonenenergien. Als absorbierendes<br />

Material wurde die Zusammensetzung der sensitiven Schicht eines RCF gewählt,<br />

Daten-Tabelle 4.1; (b) Bragg-Kurven in einem radiochromatischen Film des Typs HD-810. A:<br />

Gelatine-Schicht, B: sensitive Schicht, C: Polyester. Höherenergetische Protonen werden in<br />

der sensitiven Schicht nicht gestoppt, deponieren jedoch ein Teil ihrer Energie. Alle Kurven<br />

wurden mit SRIM2006 berechnet.<br />

gieverlust als der Verlust an kinetischer Energie des Protons dEprot pro durchlaufendem<br />

Streckenelement dx im Film beschrieben und mit dem differenziellen Energieverlust<br />

1 Dissertation von M. Schollmeier, to be published 2007<br />

62<br />

(b)<br />


7.1. Energiedeposition von Protonen im RCF-Stapel<br />

dEprot/dx bezeichnet. Durch das Aufgetragen über der Eindringtiefe x erhält man die<br />

Bragg-Kurve von Protonen einer bestimmten Energie Eprot (Abbildung 7.1). Charakteristisch<br />

<strong>für</strong> die Bragg-Kurve von Protonen und schwereren Ionen ist das scharfe Maximum<br />

am Ende der Depositionsstrecke. An dieser Stelle wird der Hauptteil der Protonenenergie<br />

deponiert und das Ion schlussendlich „gestoppt“. Der Effekt der auf null abfallenden<br />

Dosis nach dem Maximum wird zum Beispiel auch bei der Ionentherapie an der <strong>GSI</strong><br />

Darmstadt genutzt. Dabei wird das empfindliche Gewebe hinter einem Tumor nicht beschädigt.<br />

Die stoßbedingte Streuung der Protonen während der Propagation durch die<br />

Materie hat zur Folge, dass <strong>für</strong> höhere Protonenenergien die maximale Energiedeposition<br />

abnimmt und die Bragg-Kurve sich verbreitert.<br />

Mit mehreren Computercodes ist es möglich, die differenziellen Energieverluste und<br />

Reichweiten von Protonen in den verschiedensten Materialien zu berechnen. In dieser<br />

Arbeit wurde der schon in Abschnitt 4.4.2 angesprochene SRIM2006-Code [110, 111]<br />

verwendet. Aus den ausgelesenen Tabellen lassen sich durch iterative Rechnungen die<br />

deponierte Energie E dep als Funktion der Eindringtiefe x in den Film berechnen (siehe<br />

Abbildung 7.1).<br />

Für das Spektrum und die Rekonstruktion werden die ermittelten SRIM-Werte in ein<br />

Matlab-Algorithmus importiert, der <strong>für</strong> jeden radiochromatischen Film im Detektorstapel<br />

die deponierte Energie E dep pro Proton <strong>für</strong> jede einzelne Protonenenergie berechnet<br />

und in einem Diagramm dargestellt (Abbildung 7.2). Nicht eingezeichnet sind die Ener-<br />

Deponierte Energie im RCF (MeV)<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

RCF Typ HD−810<br />

RCF Typ MD−55<br />

0<br />

0 5 10<br />

Protonenenergie (MeV)<br />

15 20<br />

Abbildung 7.2.: Energiedepositionskurven <strong>für</strong> den RCF-Stapel des TRIDENT Schusses<br />

18500. Zusammensetzung: 19x HD-810, 3x MD-55. Jede Kurve entspricht einem RCF des<br />

Stapels. Der Maximalwert einer Kurve findet sich bei der charakteristischen Protonenenergie<br />

mit der größten Deposition (siehe Abbildung 6.3).<br />

giedepositionskurven <strong>für</strong> die Aluminium-Schutzfolie sowie <strong>für</strong> die Messing-Absorberfolien,<br />

die sich teilweise als Schicht zwischen den RCF befanden. Diese Zwischenschichten<br />

haben es ermöglicht, mit wenigen Filmen hohe Protonenenergien zu detektieren.<br />

Für die folgende Auswertung werden ihre Energiedepositionskurven jedoch nicht benötigt.<br />

Auch die der nicht-sensitiven Schichten der radiochromatischen Filme wurden<br />

63


7. Rekonstruktion des Protonenstrahls<br />

nicht eingezeichnet. Nur die sensitive Schicht erfährt durch die Protonenbestrahlung eine<br />

Farbänderung und kann ausgewertet werden. Die Polyester, Gelatine- und Klebemittelschichten<br />

wirken wie die Messing-Folien als Absorber und haben keinen Einfluss auf<br />

die weiteren Berechnungen.<br />

Das Aussehen der Kurven in Abbildung 7.2 ähnelt sehr einer gespiegelten Bragg-Kurve.<br />

Das Maximum entspricht der Protonenenergie, bei der die Protonen vollständig im Film<br />

gestoppt werden. Das entspricht der Bragg-Kurve in Abbildung 7.1 (rechts), die die größte<br />

Fläche im Bereich der sensitiven Schicht aufweist. Alle Protonenen mit Maximalenergien<br />

vor dem Schichtwechsel A-B erreichen den sensitiven Film nicht, und alle höheren<br />

Energien bewirken eine zusätzliche Energiedeposition und somit eine zusätzliche<br />

Färbung des Filmes. Bei späteren Rechnungen muss dieser Effekt aus den Filmen herausgerechnet<br />

werden. Dadurch, dass der RCF-Typ MD-55 zwei sensitive Schichten besitzt,<br />

sind in der Energiedepositionskurve auch zwei Maxima zu beobachten. Da diese<br />

Schichten zusätzlich eine größere Dicke besitzen, liegt die Energiedeposition aufgrund<br />

des größeren absorbierenden Volumens im Vergleich zum Typ HD-810 höher.<br />

7.2. Teilchenzahlspektrum des lasererzeugten Protonenstrahls<br />

Der Film-Stapel bietet sich alternativ zu einer Thomson-Parabel als Teilchenzahldetektor<br />

an. Da der Betrag der deponierten Energie in einem radiochromatischen Film von genau<br />

einem Proton beliebiger Energie bekannt ist, kann mit der gesamten deponierten Energie<br />

auf die Anzahl der Protonen zurückgeschlossen werden, die im RCF gestoppt wurden.<br />

Einlesen der Daten<br />

Um das Arbeiten mit den Datentabellen und den digitalisierten Filmen zu vereinfachen,<br />

wurde in Matlab eine Verzeichnisstruktur angelegt, um einfacher auf die Parameter zugreifen<br />

zu können, berechnete Werte problemlos zwischenspeichern zu können und vor<br />

allem nicht die Übersicht über alle Variablen zu verlieren. Vor- und Nachteile dieser Methode<br />

werden später diskutiert. Nach Einlesen der Laser- und Targetparameter sowie der<br />

ASCII-Datentabellen mit den Energiedepositionswerten werden die gescannten Filme<br />

digitalisiert, und als x- und y-Koordinaten mit dem zugehörigen Intensitätswert gespeichert.<br />

Eingescannt wurden die Filme mit den durch die Kalibration bestimmten Werten:<br />

Graustufen 16-bit, Auflösung 1000dpi, Lampenhelligkeit 0. Da die digitalen Filmwerte<br />

in eine Matrix abgelegt werden, ist es wichtig, dass alle Bilder dieselben Abmessungen<br />

haben, sonst gibt es im Laufe der Routine Komplikationen bei Rechenoperationen.<br />

Umwandlung in optische Dichten<br />

Mit der Scannerkalibration (Abschnitt 4.4.1) werden die Intensitätswerte der Strahlflecken<br />

in optische Dichten umgewandelt und neu abgespeichert.<br />

Matlab-Bildbearbeitung<br />

Da beim Umgang mit den radiochromatischen Filmen nicht garantiert werden kann,<br />

dass sie vor Verunreinigungen geschützt sind, befinden sich Staub- und Schmutzpartikel<br />

auf ihnen. Sie verfälschen die Ergebnisse <strong>für</strong> die Teilchenzahlen und müssen deshalb<br />

nachträglich entfernt werden. Des weiteren wird von allen Bildern der Untergrund subtrahiert.<br />

Es hat sich gezeigt, dass die Untergrundbelichtung bei dem Filmtyp HD-810<br />

64


7.2. Teilchenzahlspektrum des lasererzeugten Protonenstrahls<br />

vernachlässigt werden kann. Bei dem sensitiveren Typ MD-55 hingegen muss er subtrahiert<br />

werden. Da außerhalb des Strahlflecks nach der Bildbearbeitung immer noch Störungen<br />

vorhanden sind, wird ein unterer Schwellenwert gesetzt, der eigentliche Fleck<br />

ausgeschnitten und die Restwerte gleich 0 gesetzt.<br />

Umwandlung in deponierte Energie pro Pixel<br />

Mit den Kalibrationskurven aus Abschnitt 4.4.2 werden die optischen Dichten der unterschiedlichen<br />

Filmtypen umgewandelt in deponierte Energie (in MeV pro Pixel).<br />

Protonenspektrum<br />

Die gesamte im Film deponierte Energie E dep,ges wird durch Summation über alle Pixelwerte<br />

errechnet. Die Anzahl der gestoppten Protonen pro Energieintervall in jedem Film<br />

ergibt sich aus dem Quotienten E dep,ges/Eprot,max mit der Protonenenergie Eprot,max des<br />

Maximums in der Energiedepositionskurve. Bei dem Filmtyp MD-55 mit zwei Maxima<br />

wurde der Mittelwert <strong>für</strong> die Protonenenergie und die Summe <strong>für</strong> die Energiedeposition<br />

genommen. Diese charakteristischen Werte befinden sich auch als Beschriftung in Abbil-<br />

dung 6.3 und 6.4. Durch die berechneten Werte dN(Eprot)<br />

dE<br />

gelegt:<br />

dNexp(Eprot)<br />

dE<br />

dN Fuchs(Eprot)<br />

dE<br />

= N0<br />

�<br />

· exp<br />

Eprot<br />

=<br />

− Eprot<br />

kTp<br />

�<br />

N0<br />

� · exp<br />

2EprotkTp<br />

werden zwei Ausgleichskurven<br />

�<br />

−<br />

�<br />

2Eprot<br />

Sie beschreiben mit der Protonentemperatur Tp den Verlauf der Protonenanzahl pro<br />

Einheitsenergie-Intervall. Gleichung (7.1) entspricht einem exponentiellen Verlauf der<br />

Teilchenzahl, wohingegen Gleichung (7.2) den modifizierten Verlauf von J. Fuchs et al.<br />

[80] widergibt (Einheitsenergie E), siehe Abbildung 7.3.<br />

dN(E Proton )/dE<br />

10 11<br />

10 10<br />

10 9<br />

10 8<br />

10 7<br />

10 6<br />

Exp. Funktion Gleichung (5.6) :<br />

N 0 = 2.43e12<br />

kT p =1.83 MeV<br />

J.Fuchs−Funktion Gleichung (5.7) :<br />

N 0 = 1.62e14<br />

kT p = 0.15 MeV<br />

kTp<br />

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

E (MeV)<br />

Proton<br />

�<br />

Experimentelle Daten<br />

exponentieller Verlauf<br />

J.Fuchs−Verlauf<br />

Abbildung 7.3.: Protonenspektrum TRIDENT Schuss 18500.<br />

(7.1)<br />

(7.2)<br />

65


7. Rekonstruktion des Protonenstrahls<br />

66<br />

Dosis(E Proton ) (MeV)<br />

10 11<br />

10 10<br />

10 9<br />

10 8<br />

10 7<br />

10 6<br />

gemessene Dosis im RCF<br />

ermittelte Dosis aus dem<br />

angepassten Spektrum (exp.)<br />

ermittelte Dosis aus dem<br />

angepassten Spektrum (J.Fuchs)<br />

4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

E (MeV)<br />

Proton<br />

Abbildung 7.4.: Dosisvergleich der experimentellen und theoretischen Werte des TRIDENT<br />

Schusses 18500. Die letzten drei Messwerte liegen bedingt durch das höhere Depositionsvolumen<br />

des Filmtyps MD-55 über dem Verlauf der HD-810 Filme. Zur besseren Darstellung<br />

wurden die ermittelten Dosen aus dem angepassten, exponentiellen Spektrum durch eine<br />

Linie verbunden.<br />

dN(E Proton )/dE<br />

10 12<br />

10 11<br />

10 10<br />

10 9<br />

10 8<br />

10 7<br />

J.Fuchs−Verlauf<br />

exponentieller Verlauf<br />

Exp. Funktion Gleichung (5.6) :<br />

N 0 = 7.28e12<br />

kT p =1.89 MeV<br />

Fuchs−Funktion Gleichung (5.7) :<br />

N 0 = 5.85e14<br />

kT p = 0.15 MeV<br />

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

E (MeV)<br />

Proton<br />

Abbildung 7.5.: Entfaltetes Protonenspektrum TRIDENT Schuss 18500.


7.3. Orts- und energieaufgelöste Rekonstruktion<br />

Durch den Wurzelterm in Gleichung (7.2) weicht der Fuchs-Verlauf bei niedrigen und<br />

hohen Protonenenergien von den Messwerten ab, wobei die exponentielle Ausgleichskurve<br />

eine bessere Genauigkeit zeigt. Dieses Teilchenzahlspektrum ist jedoch nur eine<br />

sehr grobe Näherung. Höherenergetische Protonen werden im Filmstapel erst in den<br />

hinteren Filmen gestoppt. Beim Durchgang der vorderen Filme deponieren sie jedoch<br />

auch Energie. Um diesen Fehler im Spektrum zu beheben, muss dieser Energiebeitrag<br />

herausgerechnet werden 2 .<br />

Da Abbildung 7.3 erkennen lässt, dass das Protonenspektrum einem exponentiellen Verlauf<br />

folgt, wird eine solche Funktion (Gleichung (7.1)) mit beliebigen Startwerten <strong>für</strong> N0<br />

und kTp zu Beginn definiert. Mit den Energiedepositionskurven (Abbildung 7.2) und den<br />

ermittelten Teilchenzahlen des angenommenen Spektrums wird die Energiedeposition<br />

aller Protonen einer bestimmten Energie berechnet. Durch Zuhilfenahme der Simpson-<br />

Regel der numerischen Integration wird die gesamte durch alle Protonenenergien verursachte<br />

Dosis ermittelt, die theoretisch in jedem Film deponiert wurde. Durch Vergleich<br />

der berechneten Dosen der radiochromatischen Filme mit den theoretisch ermittelten<br />

Werten (Abbildung 7.4) wird die Summe der quadratischen Abweichungen bestimmt.<br />

Solange dieser Wert nicht unter einer festgelegten Grenze liegt, wird dieser Vorgang mit<br />

neuen Startparametern <strong>für</strong> N0 und kTp wiederholt.<br />

7.3. Orts- und energieaufgelöste Rekonstruktion<br />

Nach der Bestimmung des Spektrums des lasererzeugten Protonenstrahls ist auch die<br />

räumliche Verteilung der Protonen von Interesse. Aus der Änderung der Quellgrößen<br />

und der Divergenzwinkel konnte gezeigt werden, dass die niederenergetischen Protonen<br />

einen großen Quellfleck besitzen und unter großem Winkel (Einhüllende des Strahls)<br />

emittiert werden. Für Protonen höherer Energien nehmen beide Größen ab. Nun soll die<br />

Protonenverteilung am Beispiel des TRIDENT Schusses 18500 bestimmt werden.<br />

Wünschenswert wäre es, <strong>für</strong> jede Protonenenergie (auf jedem RCF) eine räumliche Verteilung<br />

zu haben. Es ist jedoch unmöglich, dieses mit radiochromatischen Film-Detektoren<br />

zu erreichen, da durch die fabrikationsbedingte Dicke der Filmtypen keine engere<br />

Packung der sensitiven Schichten erreicht werden kann. Die Energieintervalle zwischen<br />

den Filmen liegen <strong>für</strong> niedrige Protonenenergien bei ca. 2 MeV und gehen bei hohen<br />

Energien herunter bis zu 0.7 MeV. Die Energiedifferenz zwischen zwei Filmen sinkt wegen<br />

des nicht-linearen Verlaufs der Eindringtiefe in Abhängigkeit von der anfänglichen<br />

Protonenenergie. Dies hat zur Folge, dass nicht alle Intervalle zwischen Filmen gleichen<br />

Typs gleich groß sind, sondern zu höheren Protonenenergien kleiner werden. Unterschiedliche<br />

Intervallgrößen werden zusätzlich noch durch Einbringen von Absorbern<br />

zwischen die einzelnen Filmschichten verursacht. Bei Schuss 18500 wurden zum Beispiel<br />

nach Film 6, 11, 13, 15, 17 und 19 eine Messingfolien mit einer Dicke von 25 µm<br />

eingefügt (siehe Abbildung 7.6).<br />

Die gewünschte höhere Energieauflösung wird durch einen Matlab-Algorithmus erreicht,<br />

der durch Interpolationen von RCF-Bildern die Energieintervalle in kleinere Intervalle<br />

aufteilt. Desweitern berücksichtigt der Algorithmus die durch Protonen unterschiedlicher<br />

Energien verursachte Deposition in einem Film. Durch die Subtraktion der einzel-<br />

2 dies entspricht einer numerischen Entfaltung<br />

67


7. Rekonstruktion des Protonenstrahls<br />

nen RCF-Bilder voneinander wird gewährleistet, dass nur Protonen in einem kleinen<br />

Energieintervall <strong>für</strong> die Schwärzung des Filmes verantwortlich sind.<br />

Abbildung 7.6.: Kontur-Zeichnungen der einzelnen Filme des Schusses 18500. Der erste<br />

Film wurde wegen der Farbdarstellung nicht gezeichnet. Deutlich erkennbar sind die unterschiedlichen<br />

Filmabstände aufgrund der Absorberschichten.<br />

Die Vorgehensweise zur Rekonstruktion des laserbeschleunigten Protonenstrahls lässt<br />

sich wie folgt kurz beschreiben:<br />

1. Einlesen der vorhandenen digialen Bilddaten der radiochromatischen Filme und<br />

deren Energiedepositionskurven.<br />

2. Aufteilung des Energieintervalls zwischen zwei RCF in eine bestimmte Zahl von<br />

Unterintervallen und Definition der charakteristischen Energien E <strong>für</strong> die interpolierten<br />

RCF-Bilder.<br />

3. Ermittlung von Energieverlustkurven <strong>für</strong> die eingefügten Filme.<br />

4. Bestimmung der richtigen Radien r <strong>für</strong> die interpolierten Filme mit Hilfe einer parabolischen<br />

Ausgleichsfunktion r(E) durch die Fleckradien der vorhandenen Filme.<br />

5. Ausschneiden der richtigen Fleckgröße aus dem vorhergehenden Film und Einfügen<br />

des Bildes bei der vorgesehenen Energie.<br />

6. Korrektur der Dosis des eingefügten Films durch kubische „Spline“-Interpolation.<br />

7. Gewichtete Subtraktion der Filme voneinander zur Herausrechnung der Energiedeposition<br />

von höherenergetischen Protonen.<br />

8. Dreidimensionale Darstellung des Protonenstrahls (energie- und ortsaufgelöst).<br />

Zur einfacheren Weiterverarbeitung wurden die eingelesenen Datentabellen und Bilder<br />

in mehrdimensionale Matrizen abgespeichert - ein fortlaufender Index <strong>für</strong> die Filmnummer,<br />

die Position (x,y) und der Wert des Pixels in Einheiten von MeV sowie die Energiedepositionstabellen.<br />

Wegen des hohen Arbeitsspeicherbedarfs von Matlab mussten die<br />

68


7.3. Orts- und energieaufgelöste Rekonstruktion<br />

Bilder auf eine Auflösung von 500dpi komprimiert werden, um fehlerfrei weiterarbeiten<br />

zu können.<br />

Zur Bestimmung der Energiedepositionskurven <strong>für</strong> die interpolierten Filme wurde das<br />

gleiche Aussehen der Kurven <strong>für</strong> denselben Filmtyp ausgenutzt. Aus der Mittelung<br />

zweier Datentabellen von vorhandenen Filmen entstand eine neue Energiedepositionskurve<br />

<strong>für</strong> einen Film in deren Intervallmitte, Abbildung 7.7. Die charakteristische Ener-<br />

Energiedeposition pro Proton (MeV)<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

RCF Typ HD−810<br />

eingefügte Filme<br />

0<br />

3 3.5 4 4.5<br />

Protonenenergie (MeV)<br />

5 5.5 6<br />

Abbildung 7.7.: Drei interpolierte Energiedepositionskurven zwischen den ersten drei HD-<br />

810-Filmen des TRIDENT Schusses 18500.<br />

gie En <strong>für</strong> den eingefügten RCF ergibt sich somit zu En=0.5·(En−1+En+1). Da pro Schleifenlauf<br />

des Matlab-Algorithmus nur eine Datentabelle interpoliert werden kann, nimmt<br />

die Anzahl der eingefügten Filme zwischen zwei gegebenen RCF nur bestimmte Werte<br />

an=2 n -1 (<strong>für</strong> n ∈ N) an. Bei einem Filmstapel von 21 Filmen ermöglicht die Arbeitsspeicherbeschränkung<br />

nur das Einfügen von drei interpolierten Filmen. Zur Bestimmung<br />

der richtigen Bildgröße der interpolierten Filme muss zuerst der Radius bestimmt<br />

werden. Dies ist nötig, weil <strong>für</strong> höhere Protonenergien der Strahleinhüllende bzw. der<br />

Radius des Protonenflecks abnimmt (siehe Abschnitt 6.1.2). Der gemittelte Radius jedes<br />

Filmes wird über die jeweilige Energie aufgetragen. Über eine parabolische Ausgleichskurve<br />

(wie in Abbildung 6.7) können die benötigten Radien bestimmt werden. Aus dem<br />

Bild des radiochromatischen Films der Energie En−1 wird nun ein Fleck mit dem Radius<br />

rn ausgeschnitten und an die Position En gesetzt. Die so ermittelten interpolierten Filme<br />

werden nun in eine erweiterte Matrix zusammen mit den gegebenen RCF richtiger<br />

Reihenfolge sortiert.<br />

Da der eingefügte Film nur eine ausgeschnittene Kopie des vorherigen Films ist und<br />

noch keine Aussage über die deponierte Energie an der Position En macht, muss die<br />

Dosis angepasst werden. Durch eine „Spline“-Interpolation zwischen zwei gegebenen<br />

Filmen wird die Dosis <strong>für</strong> den eingefügten Film bestimmt und hieraus durch Vergleich<br />

mit der aktuellen Dosis der Korrekturfaktor <strong>für</strong> diesen Film berechnet. Die Anpassung<br />

der einzelnen Filme erfolgt durch Multiplikation jedes Bildpixels mit dem zugehörigen<br />

Faktor. Der nächste Schritt im Rekonstruktions-Algorithmus ist, analog zur Bestimmung<br />

des Teilchenspektrums, die Entfaltung oder das Herausrechnen der Energiedeposition<br />

höherer Protonenenergien. Hierzu werden die insgesamt 81 Filme des modifizierten<br />

RCF-Stapels von TRIDENT Schuss 18500 vom Ende beginnend voneinander subtrahiert.<br />

69


7. Rekonstruktion des Protonenstrahls<br />

Da die höheren Protonenenergien unterschiedliche Beiträge zur deponierten Energie in<br />

einem Film beigeben, muss die Subtraktion gewichtet durchgeführt werden. Die Koeffizienten<br />

k werden, wie in Abbildung 7.8 gezeigt, durch Division von Energiedepositio-<br />

Abbildung 7.8.: Bestimmung der Wichtungsfaktoren zur Subtraktion der Filme (Bildausschnitt<br />

von Abbildung 7.7). Die Koeffizienten ergeben sich aus der Division der deponierten<br />

Energie der Minuenden (schwarz) durch die maximal deponierbare Energie des Subtrahenden<br />

(grün-gestrichelt).<br />

nen bestimmt: k=E dep(M,ES,max)/E dep(S,ES,max). Die Indizes M und S stehen <strong>für</strong> den Minuend<br />

und den Subtrahend der Filmsubtraktion. Beide Depositionen werden bei der Protonenenergie<br />

ES,max, der Energie des Subtrahenden mit der maximalen Energiedeposition, bestimmt.<br />

Da von Anfang an nicht gewährleistet werden konnte, dass die Mittelpunkte<br />

aller Filme übereinander liegen, ist es möglich, dass während der Subtraktion negative<br />

Pixelwerte auftreten. Da die Energiedeposition pro Pixel bei den radiochromatischen<br />

Filmen Typ MD-55 höher ist, entstehen selbst bei der gewichteten Subtraktion negative<br />

Werte. Deshalb wird bei den folgenden Darstellungen der Filmtyp MD-55 herausgenommen.<br />

Die Summe der entstehenden negativen Pixelwerte bei der Subtraktion der<br />

HD-810-Filme im Vergleich zur Summe der positiven Werte ist kleiner 1%. Sie wurden<br />

zur weiteren Verarbeitung auf den Wert 0 gesetzt.<br />

Abbildung 7.9 zeigt eine Montage aller 71 voneinander subtrahierten Filme des TRI-<br />

DENT Schusses 18500. Zur dreidimensionalen Darstellung des Protonenstrahls wird<br />

durch Stapelbildung der Filme ein Volumen erzeugt, Abbildung 7.10. Die Einfärbung<br />

entspricht hier einer Protonenzahl. Sie ergibt sich aus dem Quotienten der jeweiligen<br />

Filmdosis und der deponierten Energie pro Proton der charakteristischen Protonenenergie<br />

des zugehörigen Films.<br />

Das Hauptziel der Rekonstruktion ist die dreidimensional orts- und energieaufgelöst<br />

Darzustellung des Protonenstrahls. Hierzu ist notwendig, die dritte Raumachse in Protonenenergien<br />

umzuwandeln. Eine Schnittdarstellung (Abbildung 7.11) gibt Aufschluss<br />

70


7.3. Orts- und energieaufgelöste Rekonstruktion<br />

über Protonenverteilung. Das entstandene dreidimensionale, energieaufgelöste Bild des<br />

Protonenstrahls ist keinesfalls mit der dreidimensionalen Darstellung im x-y-z-Ortsraum<br />

zu vergleichen (simulierte Bilder hierzu gibt es im folgenden Abschnitt). Hier wurde ein<br />

zweidimensionales Bild energieaufgelöst gezeigt.<br />

Abbildung 7.9.: Montage des TRIDENT Schuss 18500. Die eingerahmten Filme entsprechen<br />

den ursprünglich gegebenen RCF Typ HD-810 mit den dazugehörigen charakteristischen<br />

Energien aus Abbildung 6.3. Die Färbung wird logarithmisch dargestellt, weil sonst <strong>für</strong> hohe<br />

Energien keine Bilder sichtbar wären.<br />

10 13<br />

10 12<br />

10 11<br />

10 10<br />

10 9<br />

10 8<br />

10 7<br />

10 8<br />

10 7<br />

10 6<br />

10 5<br />

deponierte Energie (MeV)<br />

71


7. Rekonstruktion des Protonenstrahls<br />

72<br />

Abbildung 7.10.: Volumendarstellung des TRIDENT Schuss 18500.<br />

Abbildung 7.11.: Orts- und Energieauflösung des Protonenstrahls TRIDENT Schuss 18500<br />

in der Schnittdarstellung. Die Form des Strahls ähnelt sehr einem Kegel.


8. Zusammenfassung und Ausblick<br />

Das Hauptaugenmerk der vorgelegten Arbeit liegt auf der targetrückseitigen Beschleunigung<br />

von Protonen ausgelöst, durch Wechselwirkung von hochintensiven Laserpulsen<br />

mit dünnen Targetfolien. Experimente und Simulationen trugen zum genaueren Verständnis<br />

des TNSA-Effekts sowie der Mikrofokussierung des Strahls bei und ermöglichten<br />

detailierte Aussagen über die Protonenpropagation.<br />

Die Notwendigkeit der mikrostukturierten Targetfolien zur Messungen von Quellgröße<br />

und Emittanz wurde gezeigt. Bis jetzt ist es unmöglich, die Targetfolien der Experimente<br />

zur Ionenbeschleunigung vollständig zu charakterisieren. Von zentralem Interesse ist<br />

hier die genaue Zusammensetzung, die Oberflächenbeschaffenheit und die Genauigkeit<br />

der Folie in Bezug auf ihre Dicke. Denn nur so kann eine vollständige Auswertung der<br />

Messwerte erfolgen, und es können optimale Startparameter <strong>für</strong> Simulationen bestimmt<br />

werden. Die Homogenität der Linienstrukturen der hergestellten Gold- und Nickelfolien<br />

konnte in den Experimenten gezeigt werden. Der Wunsch nach spezielleren Mikrostrukturen<br />

in sehr dünnen Folien macht das Verfahren der Laserablation interessant.<br />

Ein fs-Lasersystemen mit hoher Repetitionsrate ermöglicht es, sehr präzise Strukturen<br />

gleichmäßig einzubringen. Erste Teststrukturierungen sind in Arbeit.<br />

Die absolut kalibrierten radiochromatischen Filme zeigten im Vergleich zu anderen Detektoren<br />

eine sehr hohe räumliche Auflösung. Die Eigenschaft der Stapelanordnung von<br />

mehreren Filmschichten und der daraus resultierenden energieaufgelösten Protonendetektion<br />

ist <strong>für</strong> die Bestimmung der Strahlparameter ein das entscheidende Hilfsmittel.<br />

Durch die benötigten Polyester-Trägerschichten <strong>für</strong> die sensitive Schicht, die alleine <strong>für</strong><br />

die Filmschwärzung verantwortlich ist, ist die Energieauflösung begrenzt. Selbst die bis<br />

jetzt verfügbaren Filmtypen entsprechen nicht dem gewünschten Film <strong>für</strong> diese Experimente.<br />

Optimal wäre ein radiochromatischer Film, der nur einen sensitiven Film und<br />

nur eine Trägerschicht, die zusätzlich auf ein Minimum ihrer Dicke begrenzt ist, besitzt.<br />

Eine andere Möglichkeit wäre die Verwendung eines sensitiven Gels. Würde der Protonenstrahl<br />

in ein Volumen aus diesem Gel eindringen, könnten sofort Aussagen über die<br />

Protonenverteilung getroffen werden, da die Volumenschwärzung instantan eintreten<br />

würde. Zur späteren Auswertung könnte das Gel-Volumen in dünne Scheiben geschnitten<br />

werden und wie radiochromatische Filme behandelt werden.<br />

Mittels der hergestellten mikrostrukturierten Targetfolien und den kalibrierten Filmdetektoren<br />

konnten an drei verschiedenen Lasersystemen Protonenstrahlparameter wie<br />

Quellgröße, Öffungswinkel der Strahleinhüllenden und transversale Emittanz des Strahls<br />

bestimmt werden. Die ermittelten Werte liegen in den gleichen Größenordnungen wie<br />

die Vergleichswerte von Roth [37], Cowan [26] und Borghesi [49], wobei die transversale<br />

Emittanz eine obere Abschätzung darstellt. Da wesentlich kleinere Strukturen aufzulösen<br />

sind, ist die Emittanz von lasererzeugten Protonenstrahlen in der Regel noch eine<br />

Größenordnung besser. Die Phasenraumdarstellung gab Aufschluss über die quellortabhängige<br />

Divergenz der Protonen und den Unterschied zur Ausbreitung der Strahleinhüllenden.<br />

Diese experimentellen Daten ermöglichen Aussagen über das beschleunigende<br />

73


8. Zusammenfassung und Ausblick<br />

elektrische Feld bezüglich seiner Richtung, Form und Störungen. Daraus können weiter<br />

Rückschlüsse über die targetrückseitige Elektronenverteilung und den Elektronentransport<br />

durch das Target gezogen werden.<br />

Mit den Ergebnissen des Transportcodes <strong>für</strong> Protonen konnte die Intensitätsmodulation<br />

im Bild des radiochromatischen Films erklärt werden. Die Impulsstörung der Mikrofokussierung<br />

in transversaler Richtung, bedingt durch die strukturierte Targetoberfläche,<br />

ist in den Protonenstrahl eingebettet und die Dichtemodulationen im Strahl werden im<br />

Verlauf der quasineutralen Expansion der Protonen sichtbar. Die Modellannahmen der<br />

Simulation wurden durch den Vergleich mit den übereinstimmenden experimentellen<br />

Daten bestätigt und können somit zum Verständnis der beschleunigenden elektrischen<br />

Felder beitragen.<br />

Die zweidimensionale und energieaufgelöste Rekonstruktion des Protonenstrahls mit<br />

dem dazugehörigen Teilchenzahlspektrum beschreibt die Protonenverteilung im Strahl.<br />

Der hier<strong>für</strong> geschriebene Algorithmus berücksichtigt die Entfaltung der verschiedenen<br />

Protonenenergien in den einzelnen Filmen des RCF-Stapels und verkleinert durch berechnete<br />

Zwischenbilder die Energieintervalle zwischen zwei gegebenen Filmen. Bei der<br />

Filmsubtraktion zeigte sich jedoch die Problematik bei Filmstapeln mit Filmtypen unterschiedlicher<br />

Zusammensetzungen. Deshalb bieten sich zur Weiterentwicklung der Routine<br />

einheitliche Stapel an oder eine Modifizierung des Algorithmus.<br />

Auf dem Weg zu immer kürzer werdenden Laserpulsdauern (wenige fs) werden Intensitäten<br />

von 10 20 -10 22 W/cm 3 erreicht, und es werden bei Wechselwirkung mit dünnen<br />

Folien sehr hohe Elektronenzahlen mit Elektronentemperaturen in der Größenordnung<br />

von 10 MeV erzeugt. Solche Elektronenverteilungen wären in der Lage, noch stärkere<br />

elektrische Felder auf der Targetrückseite zu erzeugen, die neben Protonen schwerere<br />

Ionen wie Kohlenstoffe oder Sauerstoffe beschleunigen könnten, ohne das Target vorher<br />

zu heizen oder sputtern zu müssen. Zur Beschreibung der Verteilung schwerer Ionen<br />

wäre hier dann die Rekonstruktion eines solchen Strahls von Interesse.<br />

Die Möglichkeit mit mikrostrukturierten Targetfolien und einer orts- und energieaufgelösten<br />

Rekonstruktion einen laserbeschleunigten Protonenstrahl vollständig zu beschreiben,<br />

können diese Strahlparameter zum Beispiel als Startwerte <strong>für</strong> Simulationen<br />

zur Injektion in konventionelle Beschleunigerstrukturen verwendet werden. Bei der <strong>GSI</strong><br />

Darmstadt wird aktuell das PHELIX Lasersystem aufgebaut. Nach Fertigstellung der<br />

Strahlführung zum Z6-Messplatz, der direkt neben der Einschusssektion des Synchrotrons<br />

liegt, könnte die direkte Einkopplung eines laserbeschleunigten Protonenstrahls<br />

demonstriert werden. Dies ist auch eines der Hauptforschungsziele des gegründeten Virtuellen<br />

Institutes „VIPBUL“ der <strong>GSI</strong> und der Technischen Universität Darmstadt. Mit einer<br />

Repetitionsrate von einem Schuss pro Stunde ist man aber noch weit unter den möglichen<br />

Einschussfrequenzen des Synchrotrons (bis 30 Hz). Es ist jedoch absehbar, dass es<br />

bald solche hochrepetitierenden Systeme geben wird. Denn nur dann wäre eine lasererzeugte<br />

Ionenquelle interessant <strong>für</strong> die Injektion und die anschließenden Experimente.<br />

Neben der Anwendung als Teilchenquelle könnten laserbeschleunigte Protonenstrahlen<br />

als Treiber im Fast-Ignitor-Konzept der Trägheitsfusion [32, 33] oder bei medizinischen<br />

Anwendungen wie zum Beispiel der Isotopenproduktion [34], Strahlenbehandlungen<br />

oder Onkologie [35, 36] verwendet werden. Denn gerade bei diesen Anwendungen ist<br />

es wichtig, den da<strong>für</strong> zu verwendenden Protonenstrahl vorher vollständig zu charakterisieren.<br />

74


A. Zu beachtende Badparameter bei der<br />

Galvanotechnik<br />

Um eine fehlerfreie Goldschicht zu gewährleisten sind folgende Punkte zu beachten:<br />

Reinigung: Die Oberfläche des zu beschichtenden Substrates ist mit Staub und Fetten<br />

verunreinigt, die beim Anfassen zurückgeblieben sind. Hierzu werden alle Substrate<br />

mit einem speziellen Reinigungsbad gesäubert, um perfekte Deckfähigkeit<br />

zu gewährleisten. Nicht zu beschichtende Flächen werden mit einem Toluol-PVC-<br />

LackGalvano-Resist mit der Bezeichnung SLOTOWAX von der Firma Schlötter Galvanotechnik<br />

versehen, der einerseits vom Elektrolyten nicht angegriffen wird und<br />

sich nachher ohne Probleme abziehen lässt.<br />

pH-Wert: Der pH-Wert sollte zwischen 5.8 und 6.2 liegen. Mit 30 %-iger Kaliumhydroxidlösung<br />

kann der Wert angepasst werden.<br />

Arbeitstemperatur: Der Elektrolyt wird auf einem Heiztisch automatisch auf die optimale<br />

Arbeitstemperatur von 70 °C geregelt.<br />

Badverunreinigungen: Um Verunreinigungen im Elektrolyten vorzubeugen, ist es immer<br />

wieder wichtig, alle Werkzeuge und Materialien, die mit dem Bad in Kontakt<br />

kommen, mit entionisiertem Wasser oder einem speziellen Reinigungsbad zu säubern.<br />

Als Anode wird eine platinierte Steckmetallanode aus Titan verwendet. Sie<br />

wird vom Elektrolyten nicht angegriffen. Alle nötigen Halterungen wurden aus<br />

unempfindlichem Teflon gefertigt.<br />

Stromdichte: Laut Hersteller sollte das Bad mit einer Stromdichte von (1.5-5.0) mA pro<br />

cm 2 des zu beschichtenden Substrates betrieben werden. Es hat sich herausgestellt,<br />

dass der optimale Wert bei 2 mA/cm 2 liegt [121]. Bei höheren Werten wird die<br />

Goldabscheidung nicht mehr gleichmäßig und die sowieso während des gesamten<br />

Prozesses stattfindende Wasserstoffbildung wird beschleunigt. Bei der elektrochemischen<br />

Metallabscheidung wird die Größe der Kristallite durch Keimbildung<br />

(Einbau der absorbierten Atome in das Kristallgitter des Substrates) und Keimwachstum<br />

bestimmt. Ist die Keimbildungszahl groß und das Keimwachstum klein<br />

entstehen viele kleine Kristallite, das Gefüge ist feinkörnig. Umgekehrt ergibt sich<br />

ein grobkörniges Gefüge. Deshalb ist es auch von Bedeutung, die Stromdichte nicht<br />

zu hoch zu wählen [89].<br />

Elektrolytbewegung: Die Lösung wird mit einem Magnetrührer ständig in Bewegung<br />

gehalten, um gleichmäßige Konzentration im ganzen Bad zu gewährleisten. Bei<br />

senkrechter Montage von Anode und der zu beschichtenden Kathode, das strukturierte<br />

Substrat, bewirkt die Elektrolytbewegung den Abtransport von Luft- und<br />

Wasserstoffbläschen auf den Elektroden, die zu schlechter Makrostreufähigkeit führen.<br />

Makrostreufähigkeit ist ein Maß <strong>für</strong> die Schichtdickenverteilung auf dem Substrat.<br />

Sie wird beeinflusst durch Elektrolyttemperatur, pH-Wert, Stromdichte, Elektrolytbewegung,<br />

Metallionenkonzentration und Leitfähigkeit [89].<br />

75


B. Herleitung der Expositionszeit bei der galvanotechnischen Abscheidung<br />

B. Herleitung der Expositionszeit bei der<br />

galvanotechnischen Abscheidung<br />

Die Grundgesetze der Elektrolyse wurden 1832 von M. Faraday zu den Faradayschen<br />

Gesetzen zusammengefasst. Sie besagen, dass die abgeschiedene Stoffmenge proportional<br />

zur geflossenen Ladung ist. Des weiteren werden bei unterschiedlichen Elementen<br />

bei einer festen elektrischen Ladung Stoffmengen abgeschieden, die proportional zum<br />

Atomgewicht und umgekehrt proportional zur Wertigkeit (Ladungszustand) sind.<br />

Somit ergibt sich <strong>für</strong> die geflossene Ladung Q mit der Stoffmenge n und der Ladungszahl<br />

z:<br />

Q = n z F , (B.1)<br />

wobei <strong>für</strong> die Faraday-Konstante F gilt: F=e·NA=96485.34 C<br />

mol . Mit der Definition der molaren<br />

Masse M und dem Produkt des Stroms I mit der Zeit t als die geflossene Ladung<br />

Q werden die Faradayschen Gesetze zusammengefasst zu:<br />

It = m<br />

m z F<br />

z F oder t = . (B.2)<br />

M I M<br />

Die abgeschiedene Masse m während des galvanotechnischen Verfahrens lässt sich mit<br />

der Schichtdicke d, der Oberfläche A und der Materialdichte ρ ersetzen und aus Glei-<br />

chung (B.2) wird:<br />

t =<br />

ρ d A<br />

I<br />

· z F<br />

M<br />

. (B.3)<br />

Bei der elektrochemischen Abscheidung von metallischen Niederschlägen wird bei dem<br />

Term M<br />

z·F von dem elektrochemischen Äquivalent Äe eines Stoffes gesprochen. Als weiterer<br />

Faktor muss in Gleichung (B.3) der Wirkungsgrad η eingefügt werden, der ein Maß<br />

<strong>für</strong> die Stromausbeute ist. Während des Abscheidens entsteht Wasserstoff im Elektrolyt,<br />

der <strong>für</strong> einen Wirkungsgrad η≤1 verantwortlich ist. Mit der Stromdichte i= I<br />

A ergibt sich<br />

die Expositionszeit bei der galvanotechnischen Abscheidung zu:<br />

t =<br />

oder umgestellt erhält man die Schichtdicke d:<br />

76<br />

d =<br />

ρ d<br />

, (B.4)<br />

i η Äe<br />

t i η Äe<br />

ρ<br />

. (B.5)


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[116] C.L. Häfner. Entwicklung, Modellierung und Aufbau des 10 Joule-Vorverstärkers mit<br />

adaptiver Optik <strong>für</strong> den Petawatt-Laser PHELIX. Ruprechts-Karls-Universität Hei-<br />

delberg 2003. Dissertation.<br />

[117] R.P. Johnson et al. Trident as an ultrahigh irradiance laser. SPIE Proceedings 2377,<br />

294 (1995).<br />

[118] J.C. Gauthier et al. LULI activities in the field of high-power laser-matter interaction.<br />

Laser & Part. Beams 17 (2), 195 (1999).<br />

[119] E. Brambrink et al. Transverse characteristics of short-pulse laser-produced ion beams: a<br />

study of the acceleration dynamics. Phys. Rev. Lett. 96, 154801 (2006).<br />

[120] E. Breschi et al. A new algorithm for spectral and spartial reconstruction of proton beams<br />

from dosimetric measurements. NIM A 522, 190 (2004).<br />

[121] T. Hessling. Herstellung und Charakterisierung von Hohlraumtargets. TU Darmstadt<br />

84<br />

2005. Diplomarbeit.


Danksagung<br />

Zu guter Letzt möchte ich mich an dieser Stelle bei all denen bedanken, die mich bei<br />

der Durchführung dieser Diplomarbeit mit Rat und Tat unterstützt haben.<br />

Zuerst sei Herr Prof. Dr. M. Roth genannt, unter dessen Leitung diese Arbeit entstand.<br />

Für seine Unterstützungen in allen Belangen bin ich ihm sehr dankbar, und die gelegentlichen,<br />

privaten Zusammenkünfte bleiben unvergessen.<br />

Mein Dank gilt auch dem Leiter der Plasmaphysik Herrn Prof. Dr. Dr. hc./RUS D.H.H.<br />

Hoffmann <strong>für</strong> die freundliche Aufnahme in die Arbeitsgruppe an der <strong>GSI</strong> Darmstadt<br />

und die vielen fachübergreifenden Diskussionen.<br />

Besonders bedanken möchte ich mich bei dem Betreuer meiner Arbeit Herrn Dipl.-Ing.<br />

M. Schollmeier. Ohne sein großes Engagement wäre diese Arbeit nur schwer zu bewältigen<br />

gewesen. Mit seinen Fachkenntnissen und Anregungen half er mir bei unzähligen<br />

Diskussionen weiter.<br />

Weitere Unterstützung bei Experimenten und Auswertungen erhielt ich von den Herren<br />

Dr. A. Blaˇzević, Dr. J. Schreiber, Dr. E. Brambrink, PhD K.A. Flippo und Dipl.-Phys. T.<br />

Toncian. Dank gilt auch den Strahlzeit-Teams am PHELIX- und LULI-100TW-Lasersystem<br />

sowie Herrn Prof. Dr. H. Ruhl zur Bereitstellung des Transportcodes.<br />

Besonders Herr cand.phys. K. Harres war mir als zweiter Diplomand in diesem Themenbereich<br />

ein wertvoller Diskussionspartner und ein täglicher Begleiter durch mein ganzes<br />

Studium.<br />

In Verbindung mit der Targetproduktion bedanke ich mich bei Frau T. Dettinger und<br />

vor allem bei Herrn Dipl.-Phys. T. Hessling. Durch die Hilfe von Herrn von Kalben im<br />

Detektorlabor der Universität Darmstadt und der Abteilung Materialwissenschaften am<br />

<strong>GSI</strong>-Labor konnten qualitativ gute Folien hergestellt werden.<br />

Für fruchtvolle Diskussionen, tatkräftige Unterstützungen und angenehmes Zusammenarbeiten<br />

danke ich allen Mitarbeitern der AG Laser- und Plasmaphysik, genannt seien<br />

die Herren Dipl.-Phys.: G. Schaumann, A. Pelka, M. Günther, F. Wamers und Herr M.Sc.<br />

G. Rodriguez-Prieto, Herr Dipl.-Ing. H. Wahl sowie die Damen Dipl.-Phys. R. Knobloch-<br />

Maas und Dr. B. Rethfeld. Allen ungenannten Mitarbeitern der <strong>GSI</strong>-Plasmaphysikgruppe<br />

danke ich ebenfalls.<br />

Zum Schluss gilt meiner Familie <strong>für</strong> ihr Vertrauen und die Unterstützung meines Studiums<br />

mein ganz besonderer Dank. Auch meiner Freundin Antje bin ich <strong>für</strong> ihre Geduld<br />

und Motivation sehr dankbar.


Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Hiermit versichere ich, die vorliegende Diplomarbeit ohne die Hilfe Dritter nur mit den<br />

angegebenen Quellen und Hilfsmitteln angefertigt zu haben. Diese Arbeit hat in gleicher<br />

Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen.<br />

Darmstadt, den 30. November 2006

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