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Psychotherapie - LVR-Klinikum Düsseldorf

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WEB<br />

<strong>Psychotherapie</strong><br />

in der Psychiatrie I<br />

Univ Univ.-Prof. -Prof Dr Dr. Wolfgang Wölwer Wölwer,<br />

Dipl.-Psych., PPT<br />

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und<br />

<strong>Psychotherapie</strong> der Heinrich-Heine-Universität<br />

- <strong>LVR</strong>-<strong>Klinikum</strong> <strong>Düsseldorf</strong> -


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Säulen der psychiatrischen Therapie<br />

Psychiatrische y Therapie p<br />

SSomatische ti h<br />

Therapie<br />

(u (u.a.Psycho a Psychopharmaka)<strong>Psychotherapie</strong><br />

SSozio i<br />

therapie<br />

Arzt-Patient-Beziehung (ärztliches Gespräch)<br />

Möller, Laux, Deister: Psychiatrie und <strong>Psychotherapie</strong>, 2005, (S. 465) Stuttgart: Thieme .


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Definition von <strong>Psychotherapie</strong><br />

• „<strong>Psychotherapie</strong> ist die Behandlung von Individuen auf der<br />

Basis einer Einwirkung g mit überwiegend g psychischen p y Mitteln.“<br />

Zusätzliche Bedingungen:<br />

• Anstreben der positiven Beeinflussung von Störungs- und<br />

Leidenszuständen in Richtung auf ein nach Möglichkeit<br />

gemeinsam erarbeitetes Ziel (z. B. Symptomminimalisierung<br />

und/oder Strukturveränderungen der Persönlichkeit)<br />

• geplanter und kontrollierter Behandlungsprozess, der über<br />

lehrbare Techniken beschrieben werden kann und sich<br />

auf eine Theorie normalen und pathologischen Verhaltens<br />

bezieht.<br />

Gemäß Definition des Wissenschaftlichen Beirats <strong>Psychotherapie</strong>


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<strong>Psychotherapie</strong> - Einteilungen<br />

• Adressaten: Individuum, Dyade (z.B. Ehepaar),<br />

Gruppen, System (z.B. Familien)<br />

• Setting: ambulant, teilstationär, vollstationär<br />

• Dauer: Krisenintervention<br />

Kurzzeittherapie (ca. < 25-45 Sitzungen)<br />

Langzeittherapie<br />

• Schulen: Psychoanalyse, Verhaltenstherapie,<br />

Gesprächspsychotherapie ....<br />

• Störungen: Angst, Zwang, Depression, Sucht ....


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Stellenwert der zentralen Behandlungsverfahren in der<br />

Differenzialtherapie der wichtigsten psychischen<br />

Erkrankungen<br />

PharmakoSozioPsycho- therapie<br />

therapie<br />

therapie<br />

Org Org. Psychosyndrome<br />

+++ ++ +<br />

Psychosen<br />

Affektive Erkrankungen<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

ADHS bei Erwachsenen<br />

Angsterkrankungen<br />

Zwangserkrankungen<br />

g g<br />

PTBS<br />

Suchterkrankungen<br />

+++<br />

+++<br />

++<br />

(+)<br />

++<br />

+++<br />

+<br />

+<br />

++<br />

++<br />

+ ++<br />

+ + ++<br />

+ + +++<br />

+ + +++<br />

+ + +++<br />

+ ++ +++<br />

+++ vorrangige Bedeutung ;<br />

++ sehr wichtig, jedoch meist im Verbund mit anderen Therapiebausteinen;<br />

+ adjuvant, bei einem Teil der Patienten indiziert<br />

mod. nach Berger et al: Die<br />

Versorgung psychischer<br />

Erkrankungen in Deutschland,<br />

2005, Heidelberg: Springer.


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<strong>Psychotherapie</strong>(-verfahren):<br />

Ei Einteilung t il nach h Schulen S h l<br />

• Psychodynamische Verfahren<br />

(Psychoanalyse, ( y y , tiefenpsychol. p y fundierte Verfahren) )<br />

• (Kognitiv-)Verhaltenstherapeutische Verfahren<br />

• Gesprächspsychotherapie und andere humanistisch<br />

orientierte Therapien<br />

(z.B. ( Gestalttherapie, p , Psychodrama)<br />

y )<br />

• Interpersonelle und systemische Therapieverfahren<br />

• Andere <strong>Psychotherapie</strong>verfahren<br />

Grawe, Donati, Bernauer: <strong>Psychotherapie</strong> im Wandel: Von<br />

der Konfession zur Profession, 1995, Göttingen: Hogrefe.


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Wissenschaftlich anerkannte<br />

<strong>Psychotherapie</strong>methoden in Deutschland<br />

•Richtlinienverfahren Verfahren: in Deutschland:<br />

• Psychodynamisch orientierte Verfahren (WBP, G-BA)<br />

1. Psychoanalyse / Tiefenpsychologie (Ärzte > Psychologen)<br />

2. Verhaltenstherapie (Psychologen > Ärzte)<br />

• Verhaltenstherapie (WBP, G-BA)<br />

Berufsrechtl. • eingeschränkt Anerkennung: auch: Gesprächspsychotherapie, Wissenschaftl. Beirat <strong>Psychotherapie</strong><br />

IPT,<br />

Hypnose, EMDR, neuropsych. Ther., systemische Ther. (WBP)<br />

Sozialrechtl. Anerkennung: Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA)<br />

• Kriterien:<br />

• Validität der Therapiekonzeption<br />

(implizite + explizite Annahmen über Wirkprinzipien + -weisen)<br />

• Wirksamkeit der Therapie<br />

(Nachweis über empirisch bestätigte Wirksamkeit bei mindestens<br />

5 von 12 ICD-10 Störungsbildern in mindestens 2 RCT)<br />

Standards der “evidence based medicine” (EBM) gelten auch für PT !


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Wirksamkeit von <strong>Psychotherapie</strong>:<br />

Effektstärkenvergleiche (ES)<br />

zwischen i h verschiedenen hi d Arten A t von <strong>Psychotherapie</strong><br />

P h th i<br />

ES Studien Vergleiche T-Test<br />

Psychoanalyse verglichen mit 0,83 19 487 signif.<br />

Verhaltenstherapie 1,21<br />

Psychoanalyse verglichen mit ? 3 117 ?<br />

Gesprächspsychotherapie ?<br />

Psychoanalyse verglichen mit ? 1 30 ?<br />

Familientherapie ?<br />

Gesprächstherapie verglichen mit 1,21 10 723 signif.<br />

Verhaltenstherapie 1,82<br />

Verhaltenstherapie verglichen mit ? 3 40 ?<br />

Familientherapie ?<br />

Grawe, Donati, Bernauer: <strong>Psychotherapie</strong> im Wandel: Von der<br />

Konfession zur Profession, 1995, Göttingen: Hogrefe.


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Von schulengebundener PT<br />

zur Entwicklung störungsorientierter PT<br />

KRITIK AN SCHULENGEBUNDENER PT<br />

• Ungenügender empirischer Wirksamkeitsnachweis für<br />

viele PT-Verfahren<br />

• Mangelnde wiss. Absicherung der zugrundeliegenden<br />

theoretischen Konzepte<br />

• Unangemessener Universalitätsanspruch und<br />

ungenügende Differentialindikation einzelner PT-<br />

Verfahren<br />

• Widerstand zur Integration anderer Therapiemethoden<br />

(Pharmaka, Soziotherapie)<br />

• Mangelnder Bezug zwischen PT und spezifischen<br />

Anforderungen des konkreten Krankheitsbilds<br />

Berger: Psychiatrie und <strong>Psychotherapie</strong>, 2004, München: Urban & Schwarzenberg.


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Von schulengebundener PT<br />

zur Entwicklung störungsorientierter PT<br />

KONZEPTION STÖRUNGSORIENTIERTER PT<br />

• Nicht störungsspezifisch, aber störungsorientiert<br />

• Ni Nicht ht explizit li it fixiert fi i t auf f eine i Therapieschule, Th i h l sondern d<br />

primär auf konkretes Krankheitsbild bezogen<br />

• Selbstverständnis als einer von mehreren Therapiebausteinen<br />

im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes<br />

( (zusammen mit it somatischer ti h und d SSoziotherapie i th i sowie i BBehandlung h dl<br />

körperlicher Grunderkrankungen)<br />

Berger: Psychiatrie und <strong>Psychotherapie</strong>, 2004, München: Urban & Schwarzenberg.


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Von schulengebundener PT<br />

zur Entwicklung störungsspezifischer PT<br />

DETERMINANTEN STÖRUNGSORIENTIERTER PT<br />

Krankheitsbild<br />

• Einschränkungen<br />

(kognitiv, affektiv,<br />

motorisch, somatisch)<br />

• Spezielle Krankheits-<br />

Krankheits<br />

merkmale<br />

Psycho-<br />

therapeutisches<br />

Vorgehen<br />

Zeitpunkt der Behandlung<br />

• Spontanverlauf der<br />

Erkrankung<br />

• Stadium der Erkrankung<br />

(Akutphase, Remission,<br />

Rückfallprophylaxe)<br />

Individuelle Faktoren Allgemeine g Faktoren<br />

• Ind. Lebensgeschichte<br />

• Persönlichkeit des Pat.<br />

• Lebenssituation<br />

• Setting<br />

• Therapeut. Beziehung<br />

• Persönlichkeit des Ther..<br />

• Motivation / Ziele • Kompetenz des Ther.<br />

Berger: Psychiatrie und <strong>Psychotherapie</strong>, 2004, München: Urban & Schwarzenberg.


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PATIENT/IN<br />

<strong>Psychotherapie</strong> - Voraussetzungen<br />

• Therapiemotivation (“Leidensdruck”)<br />

( Leidensdruck )<br />

• Introspektions-(Einsichts-) Fähigkeit<br />

• Fähigkeit zur kritischen Selbstprüfung (Reflexionsfähigkeit)<br />

• Mindestmaß an Frustrationstoleranz,<br />

Konfliktbereitschaft, Ausdauer<br />

• Beziehungsfähigkeit


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THERAPEUT/IN<br />

<strong>Psychotherapie</strong> - Voraussetzungen<br />

• Emotionale Wärme / Empathie (einfühlendes Verstehen)<br />

• Positive Wertschätzung der Person des Klienten<br />

• Echtheit des Verhaltens (“Selbstkongruenz”)<br />

“Aktives Zuhören” / klientenzentrierte Gesprächsführung<br />

p g<br />

• Inhaltliche Kompetenz / Ausbildung<br />

(ÄPT im Rahmen Facharzt oder als<br />

Zusatzbezeichnung, PPT)<br />

• Reflexionsfähigkeit (Supervision!)<br />

• Fähigkeit zu tragfähigen emotionalen<br />

Bindungen


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Verfahrensübergreifende Wirkfaktoren von PT<br />

Klärung Förderung von Verständnis und Einsicht in die<br />

Determinanten (Auslöser, Hintergründe,<br />

aufrechterhaltende Faktoren) der problematischen<br />

Verhaltens- und Erlebensweisen des Patienten<br />

Hilfe zur Problem- Vermittlung neuer Fertigkeiten zur Problembewältigung,<br />

bewältigung z.B. Entspannung, p g Stressbewältigung, g g soziale Kompetenz p<br />

Ressourcen- Aktivierung vorhandener Fähigkeiten (Motivation,<br />

aktivierung<br />

Fähi Fähigkeiten, k it IInteressen) t ) zur PProblembewältigung, bl b älti<br />

Förderung von Motivation und Selbstvertrauen<br />

Problem- Problem-<br />

die in der Therapie zu verändernden Probleme werden<br />

aktualisierung unmittelbar erfahrbar gemacht<br />

z.B. Rollenspiele, Reizkonfrontation, Imagination,<br />

Deutungg psychoanalytischer p y y Übertragungsbeziehungen,<br />

g g g ,<br />

Therapeutische<br />

Beziehung<br />

Erleben des Therapeuten als verstehend, akzeptierend,<br />

empathisch, unterstützend und kompetent<br />

Modifiziert nach http://klaus.psychotherapie.org/ref-grawe-3.html


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<strong>Psychotherapie</strong><br />

Zusammenfassung<br />

• ist eine der drei Behandlungssäulen in der Psychiatrie,<br />

• ist bei jeder psychischen Störung sinnvoll<br />

(Wertigkeit variiert je nach Störung und Verlaufsstadium),<br />

• ist effektiv<br />

( (z.T. T größere öß und d überdauerndere üb d d Effekte Eff kt als l Pharmakotherapie),<br />

Ph k th i )<br />

• ist bzgl. der Effektivität abhängig von<br />

- Therapeutencharakteristika (u (u.a. a Ausbildung)<br />

- Patientencharakteristika (u.a. Motivation),<br />

• wirkt unabhängig vom konkreten Verfahren wesentlich über<br />

allgemeine Wirkfaktoren wie<br />

- Klärung und Aktualisierung des Problems,<br />

- Hilfe zur Problembewältigung,<br />

- Ressourcenaktivierung,<br />

- eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung,<br />

• befindet sich derzeit in der Entwicklung weg vom überholten Konzept<br />

der Therapieschulen hin zu einer störungsorientierten Differenzierung.


WEB<br />

Literatur:<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !<br />

Überblick: Schulenorientierte PT<br />

• Möller HJ, Laux G, Deister A:<br />

Psychiatrie und <strong>Psychotherapie</strong>.<br />

Thieme Thieme, Stuttgart, Stuttgart 2005 2005,<br />

Kapitel 6.4<br />

• Brunnhuber S, S Frauenknecht SS, Lieb :<br />

Intensivkurs Psychiatrie und<br />

<strong>Psychotherapie</strong>.<br />

Urban & Fischer, München, 2005,<br />

Kapitel 3.4 + 3.6<br />

• Gaebel W, Müller-Spahn F<br />

(Hrsg.): Diagnostik und Therapie<br />

psychischer Störungen Störungen,<br />

Kohlhammer, Stuttgart, 2002,<br />

Kapitel C1.3.6.5 - C1.3.6.13<br />

Störungsorientierte PT<br />

• Berger M: Psychiatrie und<br />

<strong>Psychotherapie</strong>, Urban &<br />

Schwarzenberg Schwarzenberg, München München, 1999 1999,<br />

Kapitel 6

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