DISTEL - Maschinenring
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Es ist schon sehr verwirrend. Einst galt die Kohl-Kratzdistel<br />
mit ihrem walnussartigen Geschmack als begehrtes<br />
wildgemüse, welches ganz selbstverständlich von<br />
allen geerntet und genossen wurde. doch bald begann die<br />
menschliche dekadenz. die Reichen leisteten sich teure<br />
exotische Früchte, Gemüse und Gewürze, später den raffinierten<br />
weißen Zucker und das weiße Mehl, welche durch<br />
ihre Herstellungsprozesse viel zu teuer für die einfachen<br />
Leute waren.<br />
Heute sind raffinierter Zucker, weißes Mehl, geschälter Reis<br />
und ähnliches mehr zum Inbegriff wertloser Nahrungsmittel<br />
geworden. Sie sind aber durch die Massenproduktion<br />
billig und werden so gekauft. Für die einstigen „unkräuter“<br />
wie die Kohl-Kratzdistel muss man hingegen wieder<br />
ganz schön zahlen, um sie in Gourmet-Restaurants als teure<br />
delikatesse auf den Teller zu bekommen.<br />
So werden heute verschmähte unkräuter<br />
wieder feldmäßig für den Genuss angebaut.<br />
Giersch in deutschland, Klette in Japan, Löwenzahn<br />
in Frankreich oder Brennnessel in<br />
den uSA. Genau diese teuren delikatessen<br />
wachsen aber auch vor unserer Haustür<br />
und zu schätzen wissen wir sie erst dann,<br />
wenn sie uns die Nouvelle Cuisine serviert.<br />
Verrückt, oder? was einst der Arme aß, isst<br />
heute der Reiche und was sich einst nur Reiche<br />
leisten konnten, damit geben sich heute<br />
die ärmeren zufrieden.<br />
NAME:<br />
Bleiben wir aber bei einer dieser hervorragenden<br />
wildarten, der Kohl-Kratzdistel. Ihr<br />
kulinarischer wert ist seit je her bekannt<br />
und so benannte sie auch der urvater der<br />
Köstliches wildgemüse<br />
Kohl-Kratzdistel<br />
Botanik Carl von Linné 1753 mit dem Artnamen oleraceum,<br />
was übersetzt Gemüse bzw. Kohl heißt. Neben dem<br />
weit verbreiteten Volksnamen Kohldistel hat sich in Niederösterreich<br />
und Kärnten der Ausdruck Scherdistel gehalten.<br />
dieser Volksname ist vom germanischen „sceran“<br />
(=schneiden) abzuleiten und weist damit ebenfalls auf die<br />
alte Nutzung hin. die Germanen waren es auch, die disteln<br />
immer schon verehrten, ganz im Gegensatz zu den anderen<br />
Kulturen.<br />
Sie widmeten der distel sogar eine eigene Rune, die Thistil-<br />
Rune. Sie steht für Harmonie, Fröhlichkeit und Kameradschaft.<br />
unsere Ahnen erkannten schon, dass disteln menschenfreundliche<br />
wesen sind. Sie wachsen gerne in der<br />
Nähe menschlicher Siedlungen, sind sämtliche ungiftig,<br />
dienen dem Menschen als Nahrung und bergen vielerlei<br />
Heilkräfte in sich.<br />
VERWENDUNG:<br />
Kohl-Kratzdisteln sind ziemlich wehrlos, ein entstacheln<br />
ist nur selten notwendig. Verwendbar ist praktisch alles.<br />
die jungen Stängel, frischen Blätter, die Blütenböden und<br />
sogar die gekochten wurzeln. Junge Blätter und Stängel<br />
können roh als Salat serviert werden, die Köpfchenböden<br />
sind gleich den Artischocken nutzbar und aus allen Teilen<br />
kann man Spinat oder Kochgemüse machen.<br />
In Russland zählt die Kohl-Kratzdistel auch heute noch zu<br />
den geläufigen wildgemüsearten und in Japan wird der<br />
Korbblütler sogar großflächig gezogen. Im Gemüsegarten<br />
vermag sie praktisch mit allen Böden zurecht zu kommen.<br />
Ein Abdunkeln der Triebe im Frühjahr mit beispielsweise<br />
einem dunklen Kübel lässt die Triebe noch zarter werden.<br />
die Anzucht aus Samen oder durch Teilung ist leicht. Ausgesät<br />
wird im Herbst direkt an Ort und Stelle.