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DISTEL - Maschinenring

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D I S T E L<br />

NEuES uNd BEwäHRTES AuS dEM HAuS- uNd wILdGARTEN<br />

INHALT:<br />

Wildkräuterküche<br />

Rezept für Genießer<br />

..........................................Seite 2<br />

Bio-Jauche statt Gift-Keule<br />

Bauerngartenpflanzen und<br />

ihre häufigsten Krankheiten<br />

................................... Seite 3/4/5<br />

MR-Service Projekt<br />

Hochbeete für die Steiermark<br />

..........................................Seite 6<br />

MR-Service Projekt<br />

<strong>Maschinenring</strong>-Schaugarten -<br />

Inspiration und Erlebnis<br />

..........................................Seite 7<br />

Vergessenes Gemüse<br />

Kohl Kratzdistel -<br />

Von der Armenküche zur<br />

Nouvelle Cuisine<br />

..........................................Seite 8<br />

Wildgemüse<br />

Kennen Sie Strigoli?<br />

..........................................Seite 9<br />

Schön, fremd und gefährlich<br />

Invasive Neubürger in<br />

der Steiermark<br />

.................................. Seite 10/11<br />

<strong>Maschinenring</strong>-Infos<br />

........................................Seite 12<br />

S e r v i c e<br />

Ausgabe Herbst 2010/Nr. 8 • Magazin für Kunden


2<br />

willkommen im<br />

Herbst, liebe<br />

distelfalter-Freunde!<br />

Viel zu schnell ist er wieder da,<br />

der Herbst in seinem farbenprächtigen<br />

Licht. Ein Vorbote der<br />

herannahenden kalten Jahreszeit.<br />

Viel intensiver als im Sommer genießt<br />

man nun die Tage, an denen<br />

die Kraft der herbstlichen Sonne<br />

unser Gemüt erwärmt.<br />

Jetzt im ausklingenden Jahr können<br />

wir aber schon mit Vorfreude<br />

an den kommenden Frühling denken<br />

und schon den einen oder anderen<br />

Plan schmieden. Aus diesem<br />

Grund wollen wir Ihnen, liebe<br />

distelfalter-Leser in dieser Ausgabe<br />

Hochbeete vorstellen, eine<br />

Auswahl der schönsten Bauerngartenpflanzen<br />

nahe bringen und<br />

die Möglichkeit des biologischen<br />

Pflanzenschutzes mittels Jauchen<br />

ans Herz legen.<br />

Also, liebe Gartenfreunde, genießen<br />

Sie den Herbst mit seinem<br />

Farbenspiel in vollen Zügen, denn<br />

der winter kommt früh genug,<br />

das wünscht<br />

Ihr Gärtner Norbert Griebl.<br />

Kohldistelauflauf<br />

Rezeptur für 2 Personen:<br />

• 200 g Kohl-Kratzdistelblätter<br />

• 1/2 Zwiebel<br />

• 2 Eier<br />

• 40 g Mehl<br />

• 1/8 l Milch<br />

• 1 Teelöffel Salz<br />

• 50 g geriebener Käse<br />

die distelblätter waschen und in 2 cm breite Streifen<br />

schneiden. Einen Topf wasser zum Kochen bringen,<br />

Salz zugeben und die Blätter und Zwiebel einige<br />

Minuten darin blanchieren. dann abtropfen lassen.<br />

Eier und Mehl in einer Schüssel zu einem glatten Teig<br />

verrühren. Anschließend die Milch einrühren, das Salz<br />

und drei Viertel des Käse dazugeben. Eine Auflaufform<br />

abwechselnd jeweils mit einer Schicht Blätter und<br />

einer Schicht Teigmasse füllen. den restlichen Käse<br />

darüber streuen und den Auflauf bei mittlerer Hitze<br />

(180° C) 25 min. im Backrohr goldgelb überbacken.<br />

Guten Appetit!


Biologischer Pflanzenschutz -<br />

Jauchen selbst gemacht.<br />

Es muss nicht immer gleich die Giftflasche sein, sollte sich die<br />

eine oder andere Blattlaus in den Garten verirren. Vorbeugend<br />

mit selbst gemachten Pflanzenjauchen arbeiten ist eine wunderbare<br />

Sache: Pflanzenschutz und Düngung in einem, alles ohne<br />

Gift und ohne Kosten!<br />

Wir wollen hier die wichtigsten Pflanzenjauchen vorstellen und<br />

auf den kommenden beiden Seiten ihren Anwendungsbereich<br />

im Bauerngarten näher bringen.<br />

Pflanzenjauchen dienen in erster Linie vorbeugend als gesundheitsstärkende<br />

Flüssigdünger. Sie erst einzusetzen nach dem Auftreten<br />

des Schädlings oder Schadpilzes ist zu wenig.<br />

Ihre Herstellung ist denkbar einfach: die Pflanzenteile in einen Kübel<br />

oder eine Regentonne mit wasser geben, dort vergären lassen und hin<br />

und wieder kräftig umrühren. Je nach witterung ist die Jauche nach 3<br />

bis 21 Tagen anwendungsfertig. Sie erkennen die fertige Jauche daran,<br />

dass sich die restlichen Pflanzenteile am Boden absetzen, während die<br />

Flüssigkeit eine relativ klare, bräunliche Farbe annimmt.<br />

Knoblauch-Jauche<br />

0,5 kg zerkleinerte Knoblauchzehen in 10 l<br />

wasser ansetzen. 1:10 gegen Pilzerkrankungen<br />

und Möhrenfliegen ausbringen.<br />

Schachtelhalm-Jauche<br />

0,5 kg grüne Sommertriebe in 5 l wasser ansetzen.<br />

die fertige Brühe 1:5 verdünnt gegen<br />

Pilzerkrankungen ausbringen.<br />

Rainfarn-Jauche<br />

0,3 kg Triebe auf 10 l wasser.<br />

unverdünnt gegen Milben und andere<br />

Schadinsekten ausbringen.<br />

Wermut-Jauche<br />

0,5 kg Kraut auf 5 l wasser. unverdünnt gegen<br />

Läuse, Raupen, Ameisen und Säulchenrost an<br />

Johannisbeeren ausbringen.<br />

Beinwell-Jauche<br />

1 kg Beinwell-Triebe auf 10 l wasser. 1:10<br />

verdünnt über die Blätter als Blattdüngung<br />

ausbringen.<br />

Brennnessel-Jauche<br />

1 kg Brennnesseln auf 10 l wasser. Steinmehl<br />

bindet den unangenehmen Geruch. 1:10<br />

verdünnt gegen tierische Schädlinge ausbringen.<br />

Ringelblumen-Jauche<br />

0,5 kg Blüten und Blätter auf 5 l wasser.<br />

1:10 verdünnt zur allgemeinen Pflanzenstärkung<br />

ausbringen.<br />

Wurmfarn-Jauche<br />

1 kg Blattwedel auf 10 l wasser. 1:10 verdünnt<br />

gegen Blattläuse ausbringen.<br />

3


4<br />

Aster<br />

Asternwelke (Brennnessel-Jauche),<br />

Mehltau (Schachtelhalm-Jauche)<br />

Glockenblume<br />

Mehltau<br />

(Schachtelhalm-Jauche)<br />

Pfingstrose<br />

Grauschimmel (Stauden-Pfingstrosen<br />

seicht setzen, Knoblauch-Jauche)<br />

Stockrose<br />

Malvenrost<br />

(wurmfarn-Jauche, Zwiebel-Jauche)<br />

Chrysantheme<br />

Blattälchen (Standortwechsel, Ringelblumen-<br />

Jauche), Spinnmilben (Brennnessel-Jauche)<br />

Kapuzinerkresse<br />

Schwarze Läuse (Rainfarn-Jauche),<br />

Kohlweißling (Tomaten-Jauche)<br />

Phlox<br />

Echten Mehltau (mehltautolerante Sorten,<br />

luftiger Standort, Schachtelhalm-Jauche)<br />

Tagetes<br />

Schnecken (wurmfarn-Jauche),<br />

Verticillium-welke (kranke Pflanzen vernichten)<br />

Pflanzen für den<br />

Dahlie<br />

Schwarze Blattwanzen (Rainfarn-Jauche), Grauschimmel<br />

(Schachtelhalm-Jauche), Schnecken.<br />

Lilie<br />

Lilienhähnchen (Zwiebelmulch,<br />

wermut-Jauche, Larven absammeln)<br />

Ringelblume<br />

Echter Mehltau (Schachtelhalm-Jauche,<br />

Knoblauch-Jauche, urgesteinsmehl)<br />

Tulpe<br />

Bunstreifen-Mosaikvirus<br />

(befallene Pflanzen vernichten)


Bauerngarten<br />

Fingerhut<br />

Fußkrankheit<br />

(weiter Stand, Ringelblumen-Jauche)<br />

Margerite<br />

Schwarze Läuse (Rainfarn-Jauche),<br />

Echter Mehltau (Schachtelhalm-Jauche)<br />

Rittersporn<br />

Schwarzfleckenkrankheit<br />

(Kamillen-Jauche, Beinwell-Jauche)<br />

Vergissmeinnicht<br />

Mehltau (weniger düngen,<br />

Schachtelhalm-Jauche, Knoblauch-Jauche)<br />

Froschgoscherl<br />

gefährdet durch Rostpilz<br />

(Schachtelhalm-Jauche)<br />

Narzisse<br />

Fusarium-welke<br />

(Zwiebeln 15 min. in Kamillen-Beize tauchen)<br />

Schwertlilie<br />

Rhizomfäule (Rhizom seicht setzen,<br />

drainagieren, weniger düngen)<br />

Wicke<br />

Echter Mehltau<br />

(Schachtelhalm-Jauche, Knoblauch-Jauche)<br />

Gladiole<br />

Thrips (Pyrethrum, Rainfarn-Jauche,<br />

Zwiebeln im Herbst putzen)<br />

Nelke<br />

Rostpilz<br />

(urgesteinsmehl stäuben, Schachtelhalm-Jauche)<br />

Sonnenblume<br />

Blattwanzen (Brennnessel-Jauche),<br />

Mehltau ( reichlich düngen)<br />

Zinnie<br />

Fußkrankheit (weiter Stand,<br />

Mischkulturen, Ringelblumen-Jauche)<br />

5


6<br />

Hochbeete<br />

voll im Trend<br />

Nach dem Motto „Statt beim Therapeut zu warten, hast ein Hochbeet du im Garten“ soll die Bepflanzungsfläche<br />

80-100 cm, je nach Körpergröße, hoch sein, um mit geradem Rücken die gärtnerischen Arbeiten durchführen<br />

zu können.<br />

Hochbeete waren schon bei unseren Ahnen gebräuchlich,<br />

sind im vergangenen Jahrhundert außer Mode<br />

gekommen und erleben nun wieder eine Renaissance.<br />

Hochbeete sind ein Segen für die Gesundheit jedes Gartenoder<br />

Balkonbesitzers. Sie machen unabhängig gegenüber<br />

vorhandenem Boden, das Kultursubstrat kann frei gewählt<br />

werden und Gartenabfälle kommen nützlich zum Einsatz.<br />

durch die frühere Erwärmung der Erde kommt es zu höheren<br />

Ernteerträgen, weniger Schädlingen und weniger<br />

unkraut.<br />

In Hochbeeten können grundsätzlich alle Pflanzenarten<br />

kultiviert werden. Besonders aber die wärmeliebenden Arten<br />

wie Gurken, Tomaten oder Melonen sind dankbar für<br />

diese herausgehobenen Plätze. durch den lockeren untergrund<br />

haben die wurzeln genügend Luft und stehen nicht<br />

im wasser. Probieren Sie es aus, Sie werden überrascht sein.<br />

die handwerklich begabten Landwirte des Steirischen <strong>Maschinenring</strong>-Services<br />

bauen auch für Sie Hochbeete, bei Interesse<br />

informieren Sie sich bitte unter Tel.: 0664-1820598.


<strong>Maschinenring</strong>-Schaugarten<br />

in Kobenz eröffnet<br />

Ein schöner, gepflegter Garten ist Ruheoase, Erlebnisraum und Wertanlage<br />

zugleich. Bei der Planung eines eigenen Gartenreichs steht der Wunsch<br />

nach einer Rückzugszone oft im Vordergrund.<br />

Bei der Gartengestaltung bringt der <strong>Maschinenring</strong> individuelle<br />

Gegebenheiten in Einklang mit Ihren Träumen.<br />

denn ein Garten ist mehr als nur Rasen und Hecke,<br />

wiese und Baum. Erst in Kombination mit Blumen, Stein,<br />

Holz oder wasser entsteht eine Gestaltung, welche den<br />

Garten zur ganz persönlichen Erlebniswelt werden lässt.<br />

um sich davon inspirieren zu lassen oder sich die eine<br />

oder andere Idee zu holen, hat der <strong>Maschinenring</strong><br />

Aichfeld-Leoben nun den ersten <strong>Maschinenring</strong> Schaugarten<br />

in der Steiermark eröffnet; In 8720 Kobenz 116, Bezirk<br />

Knittelfeld, Tel. Nr. Geschäftsstelle: 03512/44545.<br />

der Garten ist in verschiedene Bereiche gegliedert, frei zugänglich<br />

und soll unter anderem zeigen, was an Bepflan-<br />

zung und Abdeckmaterialien<br />

möglich ist.<br />

Nicht nur Rindenmulch<br />

steht hier zur<br />

Verfügung, sondern<br />

auch Lavagestein<br />

aus Fohnsdorf, Marmorsplitt, Quarzgestein, gefärbte Holzschnitzel<br />

und vieles mehr.<br />

Gewissenhafte Planung und ausführliche Beratung sind die<br />

Grundlage für jede Grünraumgestaltung. daher legen wir<br />

auf kompetente Beratung vor Ort und Begleitung bei der<br />

Auftragsabwicklung viel wert. unsere Landschaftsgärtner<br />

bringen auch Ihren Garten zum Blühen.<br />

7


8<br />

Es ist schon sehr verwirrend. Einst galt die Kohl-Kratzdistel<br />

mit ihrem walnussartigen Geschmack als begehrtes<br />

wildgemüse, welches ganz selbstverständlich von<br />

allen geerntet und genossen wurde. doch bald begann die<br />

menschliche dekadenz. die Reichen leisteten sich teure<br />

exotische Früchte, Gemüse und Gewürze, später den raffinierten<br />

weißen Zucker und das weiße Mehl, welche durch<br />

ihre Herstellungsprozesse viel zu teuer für die einfachen<br />

Leute waren.<br />

Heute sind raffinierter Zucker, weißes Mehl, geschälter Reis<br />

und ähnliches mehr zum Inbegriff wertloser Nahrungsmittel<br />

geworden. Sie sind aber durch die Massenproduktion<br />

billig und werden so gekauft. Für die einstigen „unkräuter“<br />

wie die Kohl-Kratzdistel muss man hingegen wieder<br />

ganz schön zahlen, um sie in Gourmet-Restaurants als teure<br />

delikatesse auf den Teller zu bekommen.<br />

So werden heute verschmähte unkräuter<br />

wieder feldmäßig für den Genuss angebaut.<br />

Giersch in deutschland, Klette in Japan, Löwenzahn<br />

in Frankreich oder Brennnessel in<br />

den uSA. Genau diese teuren delikatessen<br />

wachsen aber auch vor unserer Haustür<br />

und zu schätzen wissen wir sie erst dann,<br />

wenn sie uns die Nouvelle Cuisine serviert.<br />

Verrückt, oder? was einst der Arme aß, isst<br />

heute der Reiche und was sich einst nur Reiche<br />

leisten konnten, damit geben sich heute<br />

die ärmeren zufrieden.<br />

NAME:<br />

Bleiben wir aber bei einer dieser hervorragenden<br />

wildarten, der Kohl-Kratzdistel. Ihr<br />

kulinarischer wert ist seit je her bekannt<br />

und so benannte sie auch der urvater der<br />

Köstliches wildgemüse<br />

Kohl-Kratzdistel<br />

Botanik Carl von Linné 1753 mit dem Artnamen oleraceum,<br />

was übersetzt Gemüse bzw. Kohl heißt. Neben dem<br />

weit verbreiteten Volksnamen Kohldistel hat sich in Niederösterreich<br />

und Kärnten der Ausdruck Scherdistel gehalten.<br />

dieser Volksname ist vom germanischen „sceran“<br />

(=schneiden) abzuleiten und weist damit ebenfalls auf die<br />

alte Nutzung hin. die Germanen waren es auch, die disteln<br />

immer schon verehrten, ganz im Gegensatz zu den anderen<br />

Kulturen.<br />

Sie widmeten der distel sogar eine eigene Rune, die Thistil-<br />

Rune. Sie steht für Harmonie, Fröhlichkeit und Kameradschaft.<br />

unsere Ahnen erkannten schon, dass disteln menschenfreundliche<br />

wesen sind. Sie wachsen gerne in der<br />

Nähe menschlicher Siedlungen, sind sämtliche ungiftig,<br />

dienen dem Menschen als Nahrung und bergen vielerlei<br />

Heilkräfte in sich.<br />

VERWENDUNG:<br />

Kohl-Kratzdisteln sind ziemlich wehrlos, ein entstacheln<br />

ist nur selten notwendig. Verwendbar ist praktisch alles.<br />

die jungen Stängel, frischen Blätter, die Blütenböden und<br />

sogar die gekochten wurzeln. Junge Blätter und Stängel<br />

können roh als Salat serviert werden, die Köpfchenböden<br />

sind gleich den Artischocken nutzbar und aus allen Teilen<br />

kann man Spinat oder Kochgemüse machen.<br />

In Russland zählt die Kohl-Kratzdistel auch heute noch zu<br />

den geläufigen wildgemüsearten und in Japan wird der<br />

Korbblütler sogar großflächig gezogen. Im Gemüsegarten<br />

vermag sie praktisch mit allen Böden zurecht zu kommen.<br />

Ein Abdunkeln der Triebe im Frühjahr mit beispielsweise<br />

einem dunklen Kübel lässt die Triebe noch zarter werden.<br />

die Anzucht aus Samen oder durch Teilung ist leicht. Ausgesät<br />

wird im Herbst direkt an Ort und Stelle.


VERWENDUNG:<br />

Genutzt werden die jungen Blätter und Triebe. Am besten<br />

schmecken diese, wenn man sie leicht in Butter dünstet.<br />

Hervorragend im Geschmack sind auch die jungen Blätter<br />

als Salat, mariniert mit Kürbiskernöl oder aber als Zutat für<br />

Nudelgerichte, Suppen oder etwa Risotto.<br />

Frische Triebe schmecken ähnlich jungen Erbsen. die leichte<br />

Bitterkeit verliert sich durch kurzes Blanchieren. das<br />

Gemüse wirkt auf den menschlichen Körper stoffwechselanregend.<br />

KULTUR:<br />

Strigoli ist eine Staude, welche durch Abzupfen der jungen<br />

Blätter und Triebe beerntet wird. diese zeitaufwendige Arbeit<br />

wird auch der Grund dafür sein, warum die Pflanze<br />

als Grünlieferant in Vergessenheit geraten ist. Auf der anderen<br />

Seite bietet gerade dies die Gelegenheit, Neues auf<br />

Österreichs Tellern zu kredenzen. Bei regelmäßiger Ernte<br />

der fleischigen, blaugrünen Blätter bildet das Leimkraut<br />

schnell neue Jungblätter nach. Blühtriebbildung sollte<br />

durch das Abernten der jungen Triebe verhindert werden,<br />

damit weiterhin reichlich Blätter produziert werden.<br />

Als Licht- und Kaltkeimer hat sich eine Aussaat im Herbst<br />

direkt an Ort und Stelle bewährt. Im darauf folgenden<br />

Frühjahr kann bereits mit der Ernte begonnen werden.<br />

Für die professionelle Gartenkultur gibt es, bisher nur in<br />

Italien, einjährige Sorten, die gleichzeitig beerntbar sind.<br />

Vergessenes wildgemüse<br />

Strigoli<br />

Strigoli gehört zu der großen Gruppe an Wildkräutern,<br />

welche als Wildgemüse einst Bedeutung hatten, jetzt aber<br />

in Vergessenheit geraten sind. Überall? Nein, wie bei den<br />

meisten heimischen Pflanzen gibt es versteckte Gebiete in<br />

den Alpen, wo sich alte Traditionen gehalten haben und<br />

welche uns die Chance geben, Vergessenes und fast Verlorenes<br />

wieder aufleben zu lassen.<br />

Die Bedeutung des Gemeinen Leimkrautes hat im Piemont<br />

als „Strigoli“ und im Tessin als „Trusi“ überlebt. Die Blätter<br />

werden in Italien Scuplit und der Spinat daraus Crema di<br />

Scuplit genannt.<br />

ANSPRUCH:<br />

das Gemeine Leimkraut ist eine heimische wildpflanze,<br />

welche auf fast allen Böden vom Tiefland bis ins Hochgebirge<br />

zu finden ist. Sie fühlt sich sowohl im kalkhaltigen<br />

wie auch im sauren Substrat wohl und gedeiht selbst an<br />

mageren Standorten. Nicht vertragen werden feuchte und<br />

vollschattige Standorte. Zu achten ist bei der Kultur auf die<br />

Schneckenanfälligkeit.<br />

ABSCHLUSS<br />

Bleibt nur zu hoffen, dass es das Leimkraut zurück in<br />

Österreichs Küchen schafft. der erhöhte Ernteaufwand<br />

wird durch den feinen Geschmack der Pflanze jedenfalls<br />

mehr als wett gemacht. Vielleicht traut sich sogar jemand<br />

über die Kultur und Vermarktung der Art?<br />

9


Invasive pflanzliche Neubürger<br />

10<br />

4060 Gefäßpflanzenarten kennen wir in Österreich.<br />

1110 davon sind Neophyten, also Pflanzen, welche<br />

nach dem Jahr 1492 unter direkter oder indirekter<br />

Mitwirkung des Menschen nach Österreich gelangt<br />

sind. 275 davon haben sich etablieren können und<br />

17 stellen aus Naturschutzgründen eine Gefahr dar.<br />

Die gefährlichsten sind:<br />

Topinambur<br />

die Tupinambas-Indianer des heutigen Brasiliens sind die<br />

Namensgeber der Knollen-Sonnenblume. die Tupinambas<br />

waren Menschenfresser, welche mit ihrem Opfer feierten,<br />

ihm anschließend auf den Schädel schlugen, kochten und<br />

verspeisten.<br />

Etwa zur gleichen Zeit, als der französische Hof zur Belustigung<br />

Tupinamba-Indianer nach Paris brachte, kam auch<br />

die Knollen-Sonnenblume nach westeuropa. Allerdings<br />

nicht aus Brasilien, sondern aus Kanada und als der französische<br />

Hof die Knollen verspeiste, scherzte er „wir essen<br />

jetzt Topinambours“. und dieser Name blieb dann unserer<br />

Pflanze bis in die heutige Zeit, obwohl es die Tupinambas<br />

gar nicht mehr gibt.<br />

Vergisst man auf eine Ernte oder belässt einige Knollen<br />

in der Erde, so entwickeln sich aus den übermannshohen<br />

Stängeln von Oktober bis November prächtige goldene<br />

Blütenköpfe.<br />

Drüsen-Springkraut<br />

Es ist eine ausgesprochen hübsche Pflanze, die da aus dem<br />

westlichen Himalaja zu uns gekommen ist. dabei hat sie<br />

sich bei uns so wohl gefühlt, dass sie mancherorts bereits<br />

zur Plage wurde.<br />

1839 kamen die ersten Samen nach England und von hier<br />

in die verschiedensten Botanischen Gärten Europas. die<br />

hohe Samenproduktion, gepaart mit einem hoch wirksamen<br />

Verbreitungsmechanismus bewirkte die rasche Ausbreitung<br />

in großen Teilen Europas.<br />

In ihrer Heimat besiedelt das Himalaja-Springkraut Bachufer<br />

in Höhenlagen von 1800 bis 3000m. Bei uns siedelt sie<br />

ebenfalls an feuchten Standorten, bevorzugt aber die tieferen<br />

Lagen und liebt, so wie alle Neophyten, stark vom<br />

Menschen beeinflusste Standorte.<br />

In Reinbeständen verdrängt der Neubürger aus Asien die<br />

heimischen Pflanzenarten, in kleineren Beständen kann<br />

man ihm aber auch einiges Positives abgewinnen. So seine<br />

unbestrittene Schönheit, die uns Menschen Farbtupfer<br />

in die herbstliche wanderseele malt und von so manchem<br />

botanischen Laien sogar als Orchidee angesprochen wird.<br />

die herbstliche Blüte erfreut aber nicht nur uns Menschen,<br />

sondern auch die Insektenwelt und die nussig schmeckenden<br />

Samen wiederum den menschlichen Gaumen.<br />

Goldrute<br />

die Kanada Goldrute ist bereits<br />

seit 1632 in Europa als<br />

Zierpflanze bekannt. Ihren<br />

Ausgang fand sie im Garten<br />

des Vespasian Robin in Paris.<br />

Bis Mitte des 19. Jh. steigerte<br />

sich das Interesse an der<br />

Gattung. Zu dieser Zeit zählte<br />

der Prager Botanische Garten<br />

73 Solidago-Arten. Etwa um<br />

diese Zeit verwilderten aber<br />

bereits die ersten Goldruten.<br />

Heute müssen beide Arten als<br />

invasiv eingestuft werden. die<br />

„Zehnerregel“ der neophyti-<br />

Topinambur Goldrute<br />

Springkraut


Herkulesstaude<br />

schen Pflanzenarten besagt, dass von 1000 eingeführten<br />

Arten 100 unbeständig auftreten, 10 sich einbürgern und<br />

eine davon sich zum Problemfall entwickelt.der invasive<br />

Ausbreitungsdrang ist dadurch ersichtlich, dass die Arten<br />

etwa 15.000 Samen je Fruchtstand entwickeln und bis zu<br />

300 Sprosse je m². die beiden Arten haben in Europa keine<br />

natürlichen Feinde (in der amerikanischen Heimat sind es<br />

290 verschiedene Fraßinsekten) und haben so schon ganze<br />

Augebiete überwuchert.<br />

Robinie<br />

Benannt ist die Robinie zu Ehren<br />

des französischen Apothekers<br />

und Botanikers Jean Robin<br />

(1550-1629), welcher die Pflanze<br />

1601 in Europa einführte.<br />

Er pflanzte unweit der Notre-dame<br />

zwei Bäume, welche<br />

heute als die ältesten Bäume<br />

von Paris angesehen werden.<br />

urheimisch ist die Robinie im<br />

atlantischen Nordamerika im<br />

Gebiet der Appalachen und<br />

deren benachbarten Bundesstaaten.<br />

Im 18. Jahrhundert<br />

wurde die Holzindustrie auf<br />

Robinie<br />

den anspruchslosen Baum aufmerksam.<br />

Ihr Holz ist biegsam,<br />

fest und gegen die Holzfäule widerstandsfähig. Sie gilt daher<br />

als Alternative zu Tropenhölzern, weshalb ihr Anbau<br />

weiter forciert wird. In vielen Gebieten ungarns und der<br />

Slowakei ist die Robinie heute der wichtigste Forstbaum.<br />

weltweit nahm die Anbaufläche zwischen 1958 und 1986<br />

von 227.000 auf 3.264.000 Hektar zu. die Robinie ist nach<br />

Pappel und Eukalyptus die weltweit drittwichtigste Laubbaumart<br />

im Forst. diese intensive Kultur zur Holzgewinnung<br />

ließ die Robinie aber auch zur Gefahr werden. In<br />

Österreich sind mittlerweile 30% der Trockenrasenbestände<br />

durch den Baum bedroht. In Nordamerika wird die Robinie<br />

durch Rodung und anschließendem Spritzen mit einem<br />

Totalherbizid bekämpft – eine Vorgangsweise, welche bei<br />

uns aus Naturschutzgründen undenkbar ist.<br />

Herkulesstaude<br />

Monumental, schön, aber etwas<br />

aufdringlich – so könnte<br />

man die Herkulesstaude kurz<br />

beschreiben.<br />

Heimisch ist der Riesen-Bärenklau<br />

im Kaukasus, von wo sie<br />

1890 Sommier und Levier nach<br />

Europa brachten. Kultiviert<br />

wurde sie erstmals beim Staudengärtner<br />

Correvon in Genf,<br />

von wo sie ausbüchste und<br />

stellenweise verwilderte. Zum<br />

invasiven Neophyten wurde sie<br />

aber erst durch gezielte Ansalbung,<br />

stellen die Blüten doch<br />

eine gute Bienenweide dar. Etwa 10.000 gut schwimmfähige<br />

Samen bildet eine Pflanze und so verwundert es nicht,<br />

dass sie sich besonders entlang von wasserwegen ausgebreitet<br />

hat. die Samen bleiben etwa 7 Jahre lang keimfähig.<br />

Nach der Blüte stirbt die Pflanze. Bekannt und berüchtigt<br />

ist die Herkulesstaude durch ihre phototoxische wirkung.<br />

Sie beinhaltet Furanocumarine, die bei Hautkontakt und<br />

anschließender Sonneneinstrahlung eine Phytophotodermatitis<br />

verursachen. diese äußert sich in Form von Blasen<br />

und erinnert an Hautverbrennungen. die Blasen heilen erst<br />

nach wochen und hinterlassen Narben und Pigmentveränderungen.<br />

Gefahr besteht vor allem bei der maschinellen<br />

Mahd, bei der der Saft der Pflanze verspritzt wird und so<br />

leicht auf die menschliche Haut gelangen kann.<br />

In den Morgenstunden ist der Saft gefährlicher als in den<br />

Abendstunden<br />

Riesenknöterich<br />

Japan Riesenknöterich und Sachalin Riesenknöterich wurden<br />

im 19.Jahrhundert aus ihrer asiatischen Heimat nach<br />

Europa gebracht. Vorrangig aus wissenschaftlichem Interesse,<br />

zur Verwendung als Zierpflanze, als Bienenweide, zur<br />

vermeintlichen Böschungssicherung und als Futterpflanze<br />

für die Viehhaltung und das wild.<br />

die Arten und ihre Hybride haben in Europa bald Fuß<br />

gefasst und begonnen, sich an menschlich beeinflussten<br />

Standorten einzubürgern. Bachböschungen, Bahndämme,<br />

Ruderalflächen und feuchte waldränder gehören zu den<br />

bevorzugten Standorten. die negativen Folgen dieser invasiven<br />

Ausbreitung ist heute sichtbar: Riesenknöterich<br />

unterdrückt die angestammte Vegetation und überdeckt<br />

riesige Flächen in uferbereichen. die Erosionsgefahr wird<br />

gesteigert, die Art kann durch ihren geringen Faserwurzelanteil<br />

das Erdreich nicht ausreichend halten. Fallopia-Aufwuchs<br />

lässt Junggehölze nicht aufwachsen und hat einige<br />

weitere negative Folgen.<br />

Es gibt aber auch positive Eigenschaften der Riesenknöteriche.<br />

So sind die Arten in der Floristik beliebt, geben eine<br />

wichtige Bienenweide im Spätsommer ab und erfreuen das<br />

Auge des Menschen.<br />

Aus dem Sachalin-Riesenknöterich<br />

wird ein Pflanzenstärkungsmittel<br />

gewonnen. das wässrige Extrakt<br />

wird aus den oberirdischen Teilen<br />

der Pflanze gewonnen und wird zur<br />

Resistenzinduktion gegen Echten<br />

Mehltau eingesetzt. Seit 1990 ist ein<br />

solches Mittel namens Milsana von<br />

der Firma Compo auf dem Markt.<br />

Bei Tests konnte dieser Fallopia sachalinensis-Auszug<br />

hervorragende<br />

Ergebnisse im Kampf gegen Gurkenmehltau,<br />

Begonienmehltau, Echtem<br />

Tomatenmehltau und sogar gegen<br />

die Bakterienkrankheit Feuerbrand<br />

vorweisen.<br />

Riesenknöterich<br />

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