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Teil 3 Baumwurzel-Rohrleitungs- Interaktionen - Michael Honds

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<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong><br />

Sachverständiger für<br />

<strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Berger Dorfstraße 67 · 41189 Mönchengladbach<br />

Tel: 0 21 66 / 55 23 90 · Fax: 0 21 66 / 55 23 91<br />

www.baumwurzeln.de<br />

<strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<br />

<strong>Interaktionen</strong><br />

Ursachen und Folgen der mechanischen<br />

Wechselwirkungen von <strong>Baumwurzel</strong>n mit<br />

erdverlegten Versorgungsleitungen


<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Ursachen und Folgen der mechanischen<br />

Wechselwirkungen von <strong>Baumwurzel</strong>n mit<br />

erdverlegten Versorgungsleitungen<br />

<strong>Teil</strong> 1 Einleitung und Grundlagen<br />

Allgemeines<br />

Was versteht man unter <strong>Baumwurzel</strong>-<br />

<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong>?<br />

Welche Gefahren können entstehen?<br />

Wer ist betroffen?<br />

<strong>Teil</strong> 2 Straßenbegrünung in Deutschland<br />

Hauptbaumarten<br />

Altersverteilung der Hauptbaumarten<br />

Wurzelformen der Baumarten<br />

Straßengestaltung mit Bäumen<br />

Auswahlkriterien für Straßenbaumarten<br />

Seite 2


<strong>Teil</strong> 3 <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<br />

<strong>Interaktionen</strong><br />

<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Wodurch entstehen <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<br />

<strong>Interaktionen</strong>?<br />

Welche Wurzelformen können entstehen?<br />

Vor- und Nachteile der einzelnen Leitungsmaterialien<br />

in Bezug auf Belastungen durch<br />

<strong>Baumwurzel</strong>n<br />

<strong>Teil</strong> 4 Schutz- und Präventivmaßnahmen<br />

Baumkatastererstellung mit Gefährdungsabschätzung<br />

Trennplatten, Halbschalen und Schutzfolien<br />

Absprache bei Neuanpflanzungen<br />

Kooperationsgruppe zwischen Grünflächenamt<br />

und Versorgungsunternehmen<br />

Seite 3


<strong>Teil</strong> 1<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Einleitung und Grundlagen<br />

Allgemeines<br />

Seite 4


<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Bäume als wichtiger Sauerstofflieferant und Rohranlagen für die Gas- und Wasserversorgung sind<br />

existentielle Grundlagen für das Leben in der Stadt.<br />

Die steigende <strong>Rohrleitungs</strong>dichte und das Bestreben, die Städte durch Straßenbegrünung sowohl<br />

gestalterisch als auch klimatisch zu verbessern, führen immer wieder zu gegenseitigen Beeinflussungen.<br />

Die in den letzten Jahren vermehrt auftretenden Störfälle - mit zum <strong>Teil</strong> verheerenden Ausmaßen -<br />

aufgrund dieser gegenseitigen Beeinflussungen sind insbesondere auf das Umdenken in der Verlege-<br />

und Pflanztechnik der letzten 50 Jahre zurückzuführen. In der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg verlegte<br />

man Gasleitungen vorwiegend in der Fahrbahnmitte, später zunehmend im Gehweg bzw. am<br />

Fahrbahnrand. Dort pflanzte man jedoch auch den Großteil der Straßenbäume. Aufgrund der geringen<br />

Abstände zwischen Baumstandorten und Versorgungsleitungen entstand in den letzten 50 Jahren eine<br />

Vielzahl potentieller Gefahrenstandorte.<br />

Die Kombination aus Trassenwahl und dem nun relativ hohen Baumalter - bezogen auf die<br />

Nachkriegszeit- lässt das Problem der <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong> erst jetzt vermehrt<br />

auftreten.<br />

Eine erste Vorsorge für die Zukunft ist mit der Veröffentlichung des im März 1989 vom DVGW verfassten<br />

Hinweis GW 125 getroffen.<br />

Dieser enthält Vorschläge bezüglich der Sicherheitsabstände für Baumpflanzungen in <strong>Rohrleitungs</strong>nähe,<br />

bei deren Einhaltung <strong>Rohrleitungs</strong>schäden durch <strong>Baumwurzel</strong>n reduziert werden können.<br />

Ob dieser Sicherheitsabstand von 2,50 m ausreicht, sollte aufgrund der bisherigen Erkenntnisse aus<br />

verschiedenen Baumkatastererstellungen für diverse Versorgungsunternehmen in Frage gestellt werden.<br />

Diese Erkenntnisse aus den Baumkatastererstellungen in Verbindung mit Gefährdungsabschätzungen<br />

und den bereits zahlreich durchgeführten Aufgrabungen an vermuteten Gefahrenstandorten spiegeln die<br />

zum <strong>Teil</strong> beträchtlichen Gefahren der Wechselwirkungen zwischen erdverlegten Versorgungsleitungen<br />

und den <strong>Baumwurzel</strong>n wider.<br />

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Versorgungsbetriebe in ihrem Bemühen, einen störungsfreien<br />

und sicheren Betrieb der Versorgungsanlagen zu ermöglichen, durch diese <strong>Interaktionen</strong> beeinträchtigt<br />

werden.<br />

Als fachlich kompetentes Sachverständigenunternehmen mit fundierten botanischen und<br />

versorgungstechnischen Kenntnissen, stellen wir uns der Aufgabe, in den Versorgungsgebieten durch<br />

Baumkatas-tererstellungen in Verbindung mit Gefährdungsabschätzungen und<br />

Baumstandortuntersuchungen die Zahl der Gefahrenstandorte zu minimieren.<br />

Was versteht man unter <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong>?<br />

Unter <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong> versteht man die mechanische Wechselwirkung von<br />

<strong>Baumwurzel</strong>n mit erdverlegten Versorgungsleitungen und Kabelanlagen.<br />

Diese Wechselwirkungen entstehen durch die Ausbreitung der Wurzeln im Rohrgrabenbereich. Die<br />

Ausbreitung der Wurzeln werden durch äußere und baumartspezifische Einflüsse bestimmt.<br />

Wichtige Einflüsse sind z.B. Windrichtung, allgemeines Wuchsverhalten des Baumes sowie der<br />

Baumstandort.<br />

Insbesondere in der kommunalen Gasversorgung birgt diese mechanische Wechselwirkung zwischen<br />

den <strong>Baumwurzel</strong>n und den Gasversorgungsleitungen ein zum <strong>Teil</strong> sehr hohes Risiko.<br />

Welche Gefahren können entstehen?<br />

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<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Die letzten Jahre haben die zum <strong>Teil</strong> verheerenden Ausmaße der <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<br />

<strong>Interaktionen</strong> aufgezeigt und welche Gefahren sich hinter diesen mechanischen Wechselwirkungen<br />

verbergen.<br />

An der Spitze der Unglücksfälle ist der Fall „Kölnische Straße“ im niederrheinischen Viersen zu nennen.<br />

Auf Grund der mechanischen Wechselwirkung zwischen den <strong>Baumwurzel</strong>n einer Platane (Stammdurchmesser<br />

0,30 m) und einer ca. 20 Jahre alten Stahlleitung kam es dort zu einer Explosion, bei der<br />

ein Anwohner starb und zwei weitere schwer verletzt wurden.<br />

Bei diesem Unglück kam es zwar zu einer Anhäufung ungünstiger Umstände, jedoch sind diese je nach<br />

Jahreszeit und Standortbedingungen auf alle Versorgungsgebiete übertragbar.<br />

Die jährliche Rohrbruch- und Undichtigkeitsbilanz der Versorgungsunternehmen würde in der Sparte<br />

„Rohrundichte durch Wurzeleinwirkung“ deutlich höher ausfallen, würden die Undichten konsequenter auf<br />

diese Wechselwirkung hin untersucht.<br />

Statistiken der Versorgungsunternehmen, die diesen Betrachtungspunkt in den letzten Jahren nicht außer<br />

Acht ließen, deuten darauf hin.<br />

In Bezug auf das Gefahrenpotential ist die Wechselwirkung der <strong>Baumwurzel</strong>n mit Gasversorgungsleitungen<br />

an erster Stelle zu nennen, jedoch stellt jede Rohr- oder Leitungsbeschädigung einen enormen<br />

finanziellen Aufwand dar.<br />

Wer ist betroffen?<br />

In erster Linie sind die Versorgungsleitungen durch die <strong>Baumwurzel</strong>n und deren Krafteintrag betroffen.<br />

Berechnungen ergeben, dass eine <strong>Baumwurzel</strong> mit einem Durchmesser von ca. 20 cm einen Krafteintrag<br />

von über 30 Tonnen auf die Rohrleitungen ausüben kann.<br />

Sollten durch Windlasten oder schrägwuchsbedingte Stütz- oder Haltelasten ähnlich große Belastungen<br />

auftreten, so stellt die Rohrleitung das bruchgefährdetere Objekt dar.<br />

Aber auch Bäume sind durch ausströmendes Gas an Undichten stark betroffen. Bäume, die in<br />

unmittelbarer Umgebung einer Gasundichte stehen, nehmen das herausströmende Gas bis zu einem<br />

Sättigungsgrad auf. Wird dieser Sättigungsgrad jedoch überschritten, stirbt der Baum langsam ab.<br />

Dies macht sich durch eine schüttere Belaubung (im Sommer) bemerkbar.<br />

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<strong>Teil</strong> 2<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Straßenbegrünung in Deutschland<br />

Hauptbaumarten<br />

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<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

In Bezug auf Straßenbaumauswahl unterscheiden sich die meisten deutschen Städte kaum. So wird bei<br />

der Auswahl der Straßenbäume insbesondere auf Baumeigenschaften geachtet, die es dem Baum<br />

ermöglichen, auch unter widrigen Standortbedingungen zu wachsen.<br />

Diese Bäume sind außerordentlich abgasresistent und besitzen eine hohe ökologische Amplitude.<br />

Das Diagramm 1 zeigt eine typische Verteilung der Hauptbaumarten aus einem niederrheinischen<br />

Versorgungsgebiet .<br />

Der hohe Anteil des Ahorn, der Linde und der Platane muss jedoch aus versorgungstechnischer Sicht als<br />

äußerst bedenklich angesehen werden, da diese Baumarten nachweislich zu <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<br />

<strong>Interaktionen</strong> neigen. Der Großteil der bisher bekannten Rohrundichten im Versorgungsbereich -<br />

aufgrund Wurzeleinwirkung - sind auf diese Baumarten zurückzuführen.<br />

Als weiterer Gefahrenbaum muss die Kastanie angesehen werden, die zur Ausbildung von<br />

Druckstempeln neigt.<br />

Diese Baumarten sind in jedem Versorgungsgebiet sowohl in ihrer Anzahl als auch in Bezug auf hohes<br />

Baumalter sehr stark vertreten.<br />

Altersverteilung der Hauptbaumarten<br />

Die Diagramme 2 und 3 zeigen die Altersverteilung der Bäume aus zwei niederrheinischen<br />

Versorgungsgebieten.<br />

Die Altersverteilung ist auch auf andere Versorgungsgebiete übertragbar, sofern es nicht erst in den<br />

letzten Jahren erschlossen wurde.<br />

Es wird deutlich, dass mit ca. 50-60% ein hoher Anteil an Bäumen mit einem Alter bis zu 20 Jahren<br />

vertreten ist. Dieser Anteil verdeutlicht das Bestreben der Planer und Architekten, den innerstädtischen<br />

Bereich mehr und mehr zu begrünen.<br />

Der verbleibende Anteil von ca. 50% Bäumen mit einem Alter > 20 Jahre stellt den Anteil der potentiellen<br />

Gefahrenbäume dar.<br />

Wurzelformen der Baumarten<br />

Grundsätzlich geht man von drei Grundtypen der Wurzelausbildung aus.<br />

Diese Grundtypen können den verschiedenen Baumarten zugeordnet werden. Dies gilt jedoch nur für<br />

den natürlichen Baumstandort.<br />

Im Straßenbereich muss die Zuweisung der Wurzelformen zum <strong>Teil</strong> stark relativiert werden.<br />

Die drei Grundtypen sind:<br />

• Flachwurzler<br />

• Herzwurzler<br />

• Pfahlwurzler<br />

Flachwurzler:<br />

Fichte, Pappel, Baumhasel, Weide und Roßkastanie sind heimische Baumarten, die eine Flachwurzel<br />

ausbilden.<br />

Diese können zum <strong>Teil</strong> mehr als 40-50 m weit ausstreichen, wobei dies vom Alter des Baumes und von<br />

den Standortbedingungen abhängt.<br />

Die Flachwurzeln gehen, je nach Bodensubstrat, ca. 0,4 - 0,6 m (in Ausnahmefällen bis zu 1,0 m) tief in<br />

den Boden ein und erstrecken sich dann horizontal.<br />

Im Jungalter bilden diese Baumarten zunächst eine Pfahlwurzel bevor sie ihre artgerechte Flachwurzel<br />

ausbilden.<br />

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<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Bäume mit Flachwurzeln sind windwurfgefährdeter als Herz- oder Pfahlwurzler, da sie weniger<br />

Widerstand gegen die auftretenden Windkräfte besitzen. Bei starken Stürmen werden diese Bäume meist<br />

mit dem gesamten Wurzelteller entwurzelt.<br />

Herzwurzel:<br />

Eiche, Linde, Platane, Ahorn und Buche sind die heimischen Baumarten, die eine Herzwurzel ausbilden.<br />

Diese Bäume werden in der Regel sehr groß und kräftig. Mit der Ausbildung der großen Kronenwerke<br />

bilden diese Baumarten auch dementsprechend starke Wurzelwerke aus.<br />

Um das Gewicht der Krone und die auftretenden Wind- und Schneelasten ausgleichen zu können, bilden<br />

diese Baumarten das Herzwurzelsystem, das durch die Kombination aus kräftigen, tief und seitlich<br />

angeordneten Wurzeln dem Baum zu einem optimalen Halt verhilft.<br />

Pfahlwurzel:<br />

Kiefer und Eibe sind die heimischen Baumarten, die eine Pfahlwurzel ausbilden.<br />

Diese Baumarten bilden eine Wurzel senkrecht unter der Stammachse aus. Es handelt sich hierbei um<br />

genetische Informationen, die es dem Baum auf seinem ursprünglich sehr trockenen Standort<br />

ermöglichen, an tiefer gelegenes Grund- oder Schichtwasser zu gelangen.<br />

Weiterhin bildet der Großteil aller heimischen Baumarten im Jungalter eine Pfahlwurzel aus.<br />

Straßengestaltung mit Bäumen<br />

Bei der Straßengestaltung nimmt der Baum eine sehr wichtige Rolle ein. Zum einen soll er das Stadtklima<br />

durch seine luftreinigende Eigenschaft verbessern, zum anderen wird er immer häufiger zur<br />

Verkehrsberuhigung eingesetzt.<br />

Baumscheiben, Baumstreifen, Pflanzkübel und Grünstreifen sind die üblichen Pflanzorte für Stadtbäume.<br />

Die Abbildung 4 verdeutlicht die Bedingungen, unter denen Stadtbäume aufwachsen müssen.<br />

Die Abmaße der einzelnen Wuchsstandorte sind in den meisten Fällen nicht ausreichend. Nicht nur, dass<br />

die Bäume unter diesen Bedingungen keine optimalen Lebensbedingungen antreffen, auch wirken sich<br />

diese widrigen Umstände auf das Wurzelwachstum aus. Je schlechter der Standort, desto größer und<br />

weitausstreichender bildet der Baum sein Wurzelwerk aus. Dies ist im Hinblick auf <strong>Baumwurzel</strong>-<br />

<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong> als kritisch zu beurteilen, da unter diesen Umständen auch Bäume, die<br />

außerhalb der geforderten Sicherheitsabstände gepflanzt wurden, als Gefahrenbäume angesehen<br />

werden müssen.<br />

Der geforderte Sicherheitsabstand von 2,50 m (lt. DVGW GW-125) kann im Straßenbereich oftmals<br />

aufgrund des mangelenden Platzangebotes nicht eingehalten werden. Straßenausbaupläne sehen<br />

oftmals Baumpflanzungen zwischen Gehweg und Straßenkörper vor. Dieser Bereich ist in vielen Fällen<br />

gleichzeitig der Rohrtrassenbereich für Versorgungsleitungen. So kommt es immer wieder zu<br />

Baumpflanzungen im Nahbereich von Versorgungsleitungen.<br />

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<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

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Auswahlkriterien für Straßenbaumarten<br />

Bei der Auswahl von Straßenbäumen gibt es aus botanischer Sicht drei Bewertungskriterien:<br />

1. Wie lassen sich mit Bäumen bestimmte Gestaltungsideen und Zielsetzungen realisieren?<br />

2. Welche ökologischen Bedingungen sind an den vorgesehenen Pflanzorten gegeben und<br />

inwieweit stehen diese im Einklang mit den Ansprüchen der Baumart?<br />

3. Ist die Baumart an dem vorgesehenen Standort hinsichtlich Platzbedarf, Abständen zu<br />

Baukörpern einzuhaltendem Lichtprofil etc. geeignet?<br />

Aus versorgungstechnischer Sicht muss man diese Auswahlkriterien um eine wichtige Frage erweitern:<br />

4. Inwieweit stellt diese Baumart an diesem Standort eine Gefahr für die Rohrleitung dar?<br />

Sicherlich stehen für die Grünfächenplaner die ersten drei Punkte auf der Bewertungsskala für<br />

Baumpflanzungen im Straßenbereich im Vordergrund, doch sollten die Versorgungsunternehmen in<br />

einem Gespräch versuchen, den für sie wichtigen Punkt der Verträglichkeit des Baumes mit der<br />

Rohrleitung zu diskutieren.<br />

Das sich stellende Problem ist, dass der Großteil der gestalterisch und ökologisch bevorzugten Bäume<br />

auch die Bäume sind, die das größte Gefährdungspotential bezüglich <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<br />

<strong>Interaktionen</strong> aufweisen.<br />

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<strong>Teil</strong> 3<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

<strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Wodurch entstehen <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

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Grundsätzlich kann man von zwei Arten der <strong>Interaktionen</strong> sprechen.<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Zum einen entstehen <strong>Interaktionen</strong> durch das natürliche Wurzelwachstum der Bäume, begünstigt jedoch<br />

durch den Rohrgrabenaufbau. Nach der Verfüllung des Rohrgrabens ist der Aufbau durch eine geringere<br />

Scherfestigkeit gegenüber dem gewachsenen Boden geprägt. Bäume, die im Nahbereich diesen<br />

Rohrgrabens gepflanzt werden, finden somit ein wesentlich besser zu durchwurzelndes Substrat. Da<br />

<strong>Baumwurzel</strong>n immer den Weg des geringsten Widerstandes bevorzugen, nehmen sie diese<br />

Bodenpassagen zur Durchwurzelung an.<br />

Dadurch kann es in diesem Bereich durch den natürlichen Wurzelwuchs und den jährlichen Zuwachs der<br />

Wurzel zu Interaktionsflächen zwischen den <strong>Baumwurzel</strong>n und der Rohrleitung kommen.<br />

Zum anderen sind genetische Informationen einiger Baumarten ein weiterer Grund für <strong>Interaktionen</strong>.<br />

Diese Baumarten „sehen“ in einer Versorgungsleitung einen toten Körper im Boden, der eine weitere<br />

Verankerungsfläche zur Stabilitätsoptimierung darstellt.<br />

Die bevorzugte Durchwurzelung des Rohrgrabens ist auch durch den höheren Sauerstoffanteil und die<br />

größeren Hohlräume zu erklären. Der Baum findet hier wesentlich bessere Bedingungen als unterhalb<br />

versiegelter Straßen- oder Gehwegflächen.<br />

Welche Wurzelformen können entstehen?<br />

Bei der Umlagerung der Rohrleitungen entstehen zwei unterschiedliche Wurzelformen.<br />

Eine dieser Wurzelformen ist der Druckstempel, der bei einem Abstützen der Wurzel auf der Rohrleitung<br />

entsteht. Diese Erscheinung kann man bei Bäumen beobachten, die in <strong>Rohrleitungs</strong>richtung geneigt sind.<br />

Der Baum versucht auf diese Weise, die auftretenden Lasten abzustützen.<br />

Im Allgemeinen sind die Druckstempel nicht sehr stark ausgebildet, jedoch in der Lage, Rohrleitungen zu<br />

beschädigen.<br />

Die weitaus gefährlichere Form ist die Zugschlinge, die bei Unterlagerung der Rohrleitungen entsteht.<br />

Diese Erscheinung ist häufig bei Bäumen mit Neigung entgegen der Rohrleitung zu beobachten. Bei<br />

dieser Unterlagerung kommt es unter Windeinfluß zu einer ständigen dynamischen Belastung der<br />

Rohrleitung. Diese Zugschlingen sind wesentlich stärker ausgebildet als Druckstempel. Die meisten der<br />

bisher bekannten Undichten an Versorgungsleitungen aufgrund Wurzeleinfluß waren auf Zugschlingen<br />

zurückzuführen.<br />

Vor- und Nachteile der einzelnen Leitungsmaterialien<br />

in Bezug auf Belastungen durch <strong>Baumwurzel</strong>n<br />

In der Gas- und Wasserversorgung werden hauptsächlich Guß-, Stahl-, PVC- und PE-Leitungen<br />

verwendet.<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Materialeigenschaften verhalten sich die genannten Leitungen auch<br />

unterschiedlich bei Belastungen durch <strong>Baumwurzel</strong>n.<br />

Gußleitungen haben bezüglich dynamischer Belastungen keine vorteilhaften Eigenschaften. Weiterhin<br />

muss man beachten, dass Gußleitungen meist älteren Datums sind und somit in vielen Fällen eine<br />

natürliche Materialermüdung hinzukommt. Sollten auf diese Leitungen Belastungen durch <strong>Baumwurzel</strong>n<br />

wirken, so sind diese stark bruchgefährdet.<br />

Stahlleitungen sind bezüglich dynamischer Belastungen als wesentlich besser einzustufen, jedoch sind<br />

diese Leitungen durch Beschädigungen der Schutzschichten stark korrosionsgefährdet. Durch die<br />

Reibung der Wurzeln an den Leitungen kann zu Beschädigungen der Schutzschichten führen, da in<br />

vielen Fällen zwischen Rohrleitung und Wurzel Steine eingelagert sind. Bitumenumhüllte Stahlleitungen<br />

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<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

sind durch die Aufnahme der organischen Verbindung des Bitumens durch die Wurzel auch stark<br />

korrosionsgefährdet.<br />

PVC-Leitungen sind in Bezug auf Wurzelbelastungen als besonders kritisch anzusehen. Das Material<br />

PVC wird im Laufe der Jahre sehr spröde. Dynamische Belastungen sind daher sehr ungünstig.<br />

PE-Leitungen haben sich bisher als sehr widerstandsfähig erwiesen. Sowohl im Bereich der<br />

Versorgungsleitungen mit größeren Nennweiten als auch im Hausanschlussbereich mit Nennweiten bis<br />

DN 50 sind bisher keine Schäden durch <strong>Baumwurzel</strong>n bekannt.<br />

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<strong>Teil</strong> 4<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Schutz- und Präventivmaßnahmen<br />

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Baumkatastererstellung mit Gefährdungsabschätzung<br />

Zur genaueren Bestimmung des Gefährdungspotentials in Gas- und Wasserversorgungsgebieten ist es<br />

empfehlenswert, ein Baumkataster verbunden mit einer Gefährdungsabschätzung zu erstellen.<br />

Dieses Baumkataster ermöglicht einen genauen Überblick über die Anzahl der Bäume, die zum einen in<br />

zu geringem Abstand an Versorgungsleitungen gepflanzt wurden und zum anderen auf das von diesen<br />

Bäumen ausgehende Gefahrenpotential bezüglich möglicher Beschädigungen der Rohrleitungen.<br />

Das Baumkataster zeigt auf, an welchen Standorten Maßnahmen zur Gefahrenminimierung getroffen<br />

werden sollten.<br />

Die Beurteilung des jeweiligen Standortes, der spezifischen Baum- und <strong>Rohrleitungs</strong>daten sowie der<br />

Erkenntnisse aus zahlreich durchgeführten Aufgrabungen an vermuteten Gefahrenstandorten lassen eine<br />

sichere Gesamteinschätzung zu.<br />

Baumart<br />

Baumalter Wurzelform<br />

Wuchsverhalten Wuchsform<br />

Kriterien zur Beurteilung des Gefährdungspotentials<br />

Beurteilung des<br />

Gefährdungspotentials<br />

Standortbedingungen<br />

Baumstandort<br />

Wuchsbedingungen<br />

Einteilung der Bäume in<br />

Gefahrenklassen<br />

Verlegetiefe<br />

Leitungsmaterial<br />

Leitungsalter<br />

Nennweite<br />

Im Anschluss an die Beurteilung der Bäume werden diese in definierte Gefahrenklassen eingestuft.<br />

Diese Gefahrenklassen unterteilen teilen sich in die Klassen A1 bis C, wobei die Bäume der<br />

Gefahrenklasse A1 das höchste und die der Gefahrenklasse C das geringste Gefährdungspotential<br />

bezüglich <strong>Rohrleitungs</strong>beschädigungen darstellen (siehe Auflistung).<br />

Das Katalogisieren der Bäume in die einzelnen Gefahrenklassen bietet dem Versorgungsunternehmen<br />

die Möglichkeit, gefahrenorientierte Prioritäten bei der Überwachung bzw. der Ergreifung von<br />

Sicherheitsmaßnahmen an potentiellen Gefahrenstandorten zu setzen.<br />

Die Verwaltung der Baumdaten erfolgt über eine Datenbank, die durch gezielte Abfragebefehle die<br />

einzelnen Baumstandorte nach verschiedensten Kriterien auswählt und anzeigt (siehe Datenblatt).<br />

Die Aufnahme der Baumstandorte erfolgt über ein GPS-gesteuertes Datenerfassungssystem. Bei der<br />

Datenerfassung im Sub-Meter Bereich werden sowohl die Baumdaten als auch die Geometriedaten<br />

berücksichtigt. Alle erfassten Daten können nun zum Zwecke der Visualisierung für eine Kartierung in<br />

jede Gis-Form konvertiert werden. (siehe Abbildungen im Anhang) Somit stehen die erfassten Daten<br />

jederzeit abrufbar zur Verfügung.<br />

Die Darstellung der Baumstandorte kann wie im abgebildeten Beispiel mehrfarbig erfolgen. Dabei stellt<br />

jede Farbe ein Gefahrenpotential dar. Somit ist ein schneller Überblick über den derzeitigen Stand der<br />

Gefahrenstandorte an den jeweiligen <strong>Rohrleitungs</strong>abschnitten möglich. Die erfassten Parameter<br />

bezüglich der botanischen und versorgungstechnischen Merkmale sind den einzelnen Punkten hinterlegt<br />

und können bei Anwahl eingesehen werden.<br />

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<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Die Betreiber sind nun mit Hilfe dieser Datenbank bzw. den jeweiligen Plots in der Lage, Anfragen<br />

besorgter Anwohner nachzukommen und Aussagen über Baumstandort, Baumart und Gefährdung treffen<br />

zu können.<br />

Aufgrund der bisherigen Baumkatastererstellungen für diverse Versorgungsunternehmen entstanden<br />

umfangreiche Erkenntnisse bezüglich Gefahrenbaumarten, die in hoher Anzahl in jedem<br />

Versorgungsgebiet, insbesondere als Straßenbäume gepflanzt wurden.<br />

Diese Baumarten weisen genetische Veranlagungen auf, die es dem Baum ermöglichen, auch unter<br />

ungünstigen Bedingungen gedeihen zu können.<br />

Weiterhin besitzen einige Baumarten genetische Informationen, die dazu führen, tote Körper im<br />

Boden - wie zum Beispiel Rohrleitungen - anzunehmen und diese zu umschlingen, um sich somit eine<br />

Stabilitätsoptimierung zu schaffen.<br />

Bei dieser Umschlingung der Rohrleitung kommt es immer wieder zu der Ausbildung von Zugschlingen<br />

und Druckstempeln, die die auftretenden Windlasten aus dem Kronenbereich auf die kontaktierende<br />

Rohrleitung übertragen.<br />

Eine ca. 20 cm starke Wurzel besitzt eine Bruchlast von ca. 30 Tonnen. Sollten durch Windlasten oder<br />

schrägwuchsbedingte Stütz- oder Haltelasten ähnlich große Belastungsfälle auftreten, so stellt die<br />

Rohrleitung das bruchgefährdetere Objekt dar.<br />

Das Erkennen dieser und anderer ähnlicher Standortbedingungen und Umstände sowie die<br />

gegebenenfalls zu treffenden Schutzmaßnahmen sollen die Sicherheit in der Gas- und<br />

Wasserversorgung erhöhen.<br />

Trennplatten, Halbschalen und Schutzfolien<br />

Sollte bei einer Aufgrabung festgestellt werden, dass Zugschlingen oder Druckstempel die Rohrleitung<br />

berühren, so besteht in den meisten Fällen die Möglichkeit, nach Absprache mit dem Grünflächenamt<br />

diese Wurzeln herauszutrennen. Sicherlich ist in einzelnen Fällen ein Heraustrennen der Wurzeln nicht<br />

möglich, da die Standfestigkeit des Baumes dadurch erheblich vermindert würde. Das jedoch ist nicht der<br />

Regelfall.<br />

Um bei Neuanpflanzungen, die nicht außerhalb des geforderten Sicherheitsabstandes von 2,50 m<br />

vorgenommen werden können, eine zukünftige Beschädigung der Rohrleitung zu vermeiden, ist der<br />

Einbau einer Trennplatte aus PE ratsam. Diese Platte verhindert den direkten Zuwachs der Wurzeln in<br />

Richtung der Rohrleitung.<br />

Abzuraten ist von dem Einbau von Halbschalen und Schutzfolien, da diese keinen ausreichenden Schutz<br />

darstellen.<br />

Absprache bei Neuanpflanzungen<br />

Bei Neuanpflanzungen im Bereich von Versorgungsleitungen sollte der Kontakt zu den Planungs- und<br />

Grünflächenämtern gesucht werden. Bei diesen Gesprächen sollten sich die Versorger im Vorfeld über<br />

geplante Baumart und Pflanzstandort informieren und gegebenenfalls Bedenken zu den geplanten<br />

Baumpflanzungen äußern.<br />

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<strong>Michael</strong> <strong>Honds</strong> • Sachverständiger für <strong>Baumwurzel</strong>-<strong>Rohrleitungs</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

Kooperationsgruppe zwischen Grünflächenamt<br />

und Versorgungsunternehmen<br />

Die Bildung einer Kooperationsgruppe zwischen Grünflächenamt und Versorgungsunternehmen ist ein<br />

wichtiger Schritt in Richtung sicherer Baumpflanzungen im Bereich von Versorgungsleitungen.<br />

In dieser Kooperationsgruppe sollten alle Neuanpflanzungen und <strong>Rohrleitungs</strong>umlegungen den Partnern<br />

mitgeteilt und diskutiert werden.<br />

In dieser Gruppe können Richtlinien für die Zukunft geschaffen werden; denn Bäume, die heute als<br />

richtige Baumart, am richtigen Standort, mit ausreichendem Abstand zur Versorgungsleitung oder mit der<br />

richtigen Schutzmaßnahme gepflanzt werden, stellen morgen keine Gefahr mehr dar.<br />

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