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Historische und geographische Excurse zu Tac. Ann. I, 55, 57, 58 ...

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Entfernung Alisos vom Teutoburger "Walde die Vernichtung des Grabhügels erfuhr, war<br />

gegeben, wenn der eine oder andere von den Germanen, sei es bei der Belagerung oder<br />

nach ihrem Abzüge durch Verfolgung, in Gefangenschaft der Römer gerieth. Dass Ger-<br />

manicus auf solche Weise die K<strong>und</strong>e erhielt, ist selbst dann, wenn Aliso bei Elsen lag,<br />

wahrscheinlicher, als dass er den Teutoburger Wald recognosciren Hess. Was ferner die<br />

Bemerkung des <strong>Tac</strong>itus betrifft: tumulum iterare haud vlsum, so setzt sie allerdings voraus,<br />

dass es für Germanicus, wenn ihn keine andern Gründe abhielten, nicht schwierig war,<br />

den Grabhügel <strong>zu</strong> erneuern; diese Schwierigkeit war aber für einen Mann von der Sinnes-<br />

weise des Germanicus auch dann nicht vorhanden, wenn er nach seiner Ankunft in Aliso<br />

nur die Hälfte des Weges nach dem Teutoburger Walde <strong>zu</strong>rückgelegt hatte, <strong>und</strong> eine<br />

Fortset<strong>zu</strong>ng des Zuges <strong>zu</strong>m Zwecke der Erneuerung des Grabhügels hätte an ihm unter<br />

andern Verhältnissen, als die damaligen waren, so wenig befremdet, dass man sich eher<br />

hätte w<strong>und</strong>em können, wenn er etwa durch die Missbilligung des Tiberius (<strong>Tac</strong>. I, 62)<br />

oder dadurch, dass er damals vom Teutoburger Walde entfernter war, als vor seinem<br />

ersten Zuge, von Vollziehung der durch Religion <strong>und</strong> Ehre gebotenen Handlung sich<br />

hätte abhalten lassen. Eben desshalb hielt es <strong>Tac</strong>itus für nöthig, durch jene Bemerkung<br />

<strong>zu</strong> verstehen <strong>zu</strong> geben, dass Germanicus, wie er durch Herstellung des Altars seine<br />

Pietät gegenüber von seinem Vater zeigte, so auch geneigt war, aufs neue den gefallenen<br />

Legionen den Liebesdienst <strong>zu</strong> erweisen ; er zog die Sache in Erwägung, aber aus gewissen<br />

Gründen fand er es diesmal nicht für räthlich, in den Teutoburger Wald ein<strong>zu</strong>dringen.<br />

Unter jenen Gründen nun, die ihn abhielten, war der dringendste offenbar der, dass er<br />

seinen schon vorbereiteten Feld<strong>zu</strong>gsplan hätte aufgeben müssen, <strong>und</strong> da<strong>zu</strong> verstand er sich<br />

natürlich schwerer, wenn er 10 <strong>und</strong> 12, als wenn er nur 2—3 Meilen vom Teutoburger<br />

Walde entfernt war.<br />

Auf die zweite Stelle bei Vellej. H, 105 wird sowohl für Elsen als für Liesborn<br />

desshalb Gewicht gelegt, weil angenommen wird, dass sich das Lager, welches Tiberius<br />

vor seinem Abgang nach Rom im Winter 4 n. Chr. seinen Legionen mitten in Germanien<br />

ad Caput Juliae oder (nach der von Lipsius eingeführten Lesart) Lupiae anwies, an Aliso<br />

als einen festen Stützpunkt anlehnte. Ledebur (S. 299. f.) erklärt caput Juliae durch:<br />

Mündung der Glenne (der Name Julia <strong>und</strong> Glenne — Glönne — seien dem Laute nach<br />

verwandt) <strong>und</strong> die hiberna Tiberii ad caput Juliae sind ihm nichts anderes, als Aliso<br />

selbst. Giefers weist (Zeitschr. VH, 39. f.) die Unhaltbarkeit der Ledebur'schen <strong>Ann</strong>ahme<br />

nach, wesshalb wir hier nicht näher auf dieselbe eingehen, <strong>und</strong> stellt selbst die Vermuthung<br />

auf, Tiberius habe drei Legionen ad caput Lupiae in der Weise überwintern lassen, dass<br />

ein Theil ohne Zweifel in Aliso bei Elsen <strong>und</strong> von den beiden andern Legionen die eine<br />

<strong>zu</strong> Lippspring <strong>und</strong> die andere <strong>zu</strong> Paderborn stand. Vellejus sage nicht Alisone, weil hier<br />

nicht das ganze Heer stand, <strong>und</strong> dieses <strong>zu</strong> nennen ohnehin nicht in seinem Plane lag;<br />

nicht ad fontem Lupiae, die eigentlich nur in <strong>und</strong> bei Lippspring entstehe, sondern ad<br />

Caput Lupiae d. i. in der Nähe des höchsten, äussersten Theiles der Lippe. Den Gr<strong>und</strong>,<br />

aus welchem Aliso <strong>zu</strong> nennen ohnehin nicht im Plane des Vellejus lag, sucht Giefers<br />

S. 41 in dem Bestreben des Schriftstellers, bei jeder Gelegenheit die Thaten des Tiberius<br />

<strong>zu</strong> vergrössern. »Was war es Grosses, wenn Vellejus berichtet hätte, das Heer des Tibe-<br />

rius habe in oder bei Aliso überwintert, was schon vorher geschehen war? Aber: mitten

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