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Historische und geographische Excurse zu Tac. Ann. I, 55, 57, 58 ...

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so waren sie doch keineswegs so geschwächt, dass sie nicht die Verproviantirung ihm<br />

hätten unmöglich <strong>und</strong> einer von ihm <strong>zu</strong>rückgelassenen Besat<strong>zu</strong>ng des Castells die Ver-<br />

bindung mit dem Rheine ganz abschneiden können.<br />

Obgleich bei der Gründung des Castells eine Hauptrücksicht die war, einen festen<br />

Punkt <strong>zu</strong> erhalten, durch welchen Unternehmungen in die östlichen <strong>und</strong> nordöstlichen<br />

Gegenden erleichtert wurden, so musste doch die Anlage an einem Orte ausgeführt werden,<br />

wo nicht bloss <strong>zu</strong>r Zeit der Erbauung des Castells die Herbeischaffung der nöthigen<br />

Lebensmittel mit geringeren Schwierigkeiten verb<strong>und</strong>en war, sondern auch das Castell<br />

selbst nachher alle Bedürfnisse einer Garnison <strong>zu</strong> jeder Zeit <strong>und</strong> nöthigenfalls rasch mili-<br />

tärische Hilfe erhalten konnte. — Diese Gründe aber weisen darauf hin, dass Aliso nicht<br />

nur westlicher als Elsen, sondern auch als Liesbom lag.<br />

§. 4. Dasselbe ergibt sich aus dem Berichte des Zonaras X, 37 über die Belage-<br />

rung eines festen Platzes d. h. ohne Zweifel Aliso's. Es sind <strong>zu</strong>nächst die beiden An-<br />

gaben <strong>zu</strong> beachten, dass die Germanen desshalb, weil sie durch die Belagerung des festen<br />

Platzes aufgehalten wurden, nicht über den Rhein giengen <strong>und</strong> keinen Einfall in Gallien<br />

machten, <strong>und</strong> dass sie auf die Nachricht, die Römer bewachen den Rhein <strong>und</strong> Tiberius<br />

rücke mit einem starken Heere heran, <strong>zu</strong>m grössten Theile den Platz verliessen, die<br />

übrigen aber, um gegen plötzliche Ausfälle sich besser <strong>zu</strong> schützen, sich etwas <strong>zu</strong>rückzogen.<br />

Die erste dieser Angaben deutet offenbar darauf hin, dass die Germanen, die das<br />

Varianische Heer vernichtet hatten, also vorzüglich die Cherusker, durch ihre darauf fol-<br />

genden Bewegungen das linke Rheinufer bedrohten, nicht aber — was bei Liesborn oder<br />

Elsen der Fall gewesen wäre — ihrer Grenze nahe blieben.<br />

Die zweite Angabe aber gestattet die <strong>Ann</strong>ahme, dass die Germanen vor dem Heere<br />

des Tiberius nicht allein wegen seiner numerischen Stärke sich <strong>zu</strong>rückzogen, sondern weil<br />

sie fürchteten, das römische Heer könnte vom Rheine her <strong>zu</strong> ihnen gelangen, bevor ihnen<br />

der Rück<strong>zu</strong>g in ihre Waldgebirge möglich würde; dagegen hätten sie von Elsen oder<br />

Liesborn aus dieselben bald erreicht.<br />

Was sodann den verzweifelten Entschluss der Römer betrifft, dass sie in schlimmer<br />

Jahreszeit mit einer grossen Zahl Frauen <strong>und</strong> Kinder <strong>und</strong> vielem Gepäcke das Castell<br />

verliessen <strong>und</strong> einen Fluchtversuch wagten, so wurden sie freilich da<strong>zu</strong>, mochte der Weg<br />

auch noch so weit sein, durch Hunger getrieben; dass sie aber auf den Gedanken kamen,<br />

die Feinde in der Weise durch Trompetensignale <strong>zu</strong> täuschen, dass sie glauben sollten,<br />

der Legat Asprenas sende vom Rheine her Hilfe, <strong>und</strong> dass die Feinde wirklich glaubten,<br />

Asprenas rücke heran, <strong>und</strong> sich dadurch bestimmen Hessen, die Verfolgung auf<strong>zu</strong>geben,<br />

dies'lässt vermuthen, dass der Weg, den Asprenas <strong>zu</strong>rücklegen musste, um nach Aliso <strong>zu</strong><br />

kommen, ihn nicht auf einer so weiten Strecke durch feindliches Gebiet führte, wie es<br />

bei dem Wege nach Liesborn oder Elsen der Fall gewesen wäre.<br />

Endlich berichtet Dio, Asprenas sei ^ia&av rö yiyvoVtsvov d. h. auf die Nachricht<br />

von dem Fluchtversuche wirklich <strong>zu</strong> Hilfe gekommen. Ausser den beiden Legionen, die<br />

er nach der Niederlage des Varus von einem Posten am Ober- oder Mittelrheine in die<br />

Winterquartiere am Niederrheine geführt <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r Erhaltung der Ruhe unter den in der<br />

Treue wankenden Bewohnern, des Rheinufers nöthig hatte (Vellej. II , 120), stand dem

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