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Historische und geographische Excurse zu Tac. Ann. I, 55, 57, 58 ...

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<strong>und</strong> wurden durch Begen <strong>und</strong> Wind noch mehr in Unordnung gebracht, als sie plötzlich<br />

von den Feinden angegriffen wurden <strong>und</strong> in grosser Zahl umkamen (Dio LVI, 20). End-<br />

lich gelang es ihnen, einen Lagerplatz <strong>zu</strong> erreichen. Dieses Lager — das einzige, dessen<br />

Dio während des ganzen Kampfes ausdrücklich Erwähnung thut, c. 21 — ist das Lager,<br />

das Yon Tadtus c. 61 mit den Worten bezeichnet wird: dein semiruto ^) vallo, humili<br />

fossa accisae jam reliquiae consedisse intellegebantur. Am zweiten Gefechtstage konnten<br />

die Römer, nachdem sie eines grossen Theiles ihres Gepäcks sich entledigt hatten, in<br />

besserer Ordnung vorrücken, jedoch nicht ohne neuen Kampf <strong>und</strong> Verlust. Sie erreichten<br />

eine waldfreie Stelle, auf der sie Haltmachten. Ohne Zweifel suchten sich die Römer<br />

auch hier tu verschanzen, so gut es gieng; allein sie hatten wohl einen grossen Theil der<br />

<strong>zu</strong> rfner Lagerbefestigung nöthigen Werkzeuge eingebüsst, <strong>und</strong> die Arbeit erforderte dess-<br />

halb noch grössere Anstrengung, während sie selbst von Hunger <strong>und</strong> Ermattung erschöpft<br />

waren. Daher konnten die Spuren der Verschan<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Zeit, da Germanicns <strong>zu</strong> den-<br />

selben kam, nicht mehr bedeutend sein. Dio deutet diese Lagerung nur an (LVI, 21:<br />

hrev&tw de rfpovreg), <strong>Tac</strong>itus, der die Stätte der Trauer nicht mit der Genauigkeit eines<br />

Topographen beschreiben will, begnügt sich mit dem Gontraste des ersten <strong>und</strong> zweiten<br />

Lagers <strong>und</strong> geht, anstatt etwa an<strong>zu</strong>führen, dass aus dem dritten Lagerplatze wieder<br />

grössere Verminderung des Heeres ersichtlich gewesen, sogleich <strong>zu</strong> Wahrnehmungen über,<br />

die ergreifenderen Eindruck machen. Durch medio campi wird nicht ein offenes weites<br />

Feld bezeichnet, auf welches Vanis <strong>zu</strong>letzt aus engem Gebirge gelangte (wie Clostermeier<br />

annimmt S. 107 ff.), so dass man erst vom dritten Gefechtstage albentia ossa gef<strong>und</strong>en<br />

hätte; sondern es ist die Fläche zwischen' den Höhen, auf der Varus von den prima castra<br />

Bum zweiten Lagerplatze ui^d über diesen hinaus vorrückte (vgl. Nipperdey <strong>zu</strong> dieser<br />

Stelle).<br />

Wo Germanicns den Grabhügel errichtete <strong>und</strong> die Leichenfeierlichkeiten veranstaltete,<br />

läset sich auch mit Berücksichtigung von ann. U, 7 nicht sicher bestimmen. Ebensowenig<br />

lässt sich genau angeben, wohin Germanicus nach den Leichenfeierlichkeiten von Armin<br />

gelockt wurde ; nur das wird als gewiss an<strong>zu</strong>sehen sein, dass der Punkt, von welchem aus<br />

Germanicns seinen Rück<strong>zu</strong>g nach dem Einschiffungsplatz an der Ems antrat, noch im<br />

Cheruskergebiete, nicht im Westen des Osning lag. (Vgl. C. v, W. über die Römerstrassen<br />

am rechten Ufer des NiedeiTheins, 1834, S. 46.)<br />

§. 6. Nach den Bemerkungen in §. 4. 5 berechtigen die Quellenschriftsteller unseres<br />

Bedünkens nur <strong>zu</strong> folgenden Sätzen:<br />

a) Vams hatte sein Sommerlager im Cheruskergebiet an der mittlem Weser').<br />

') Semiroto nicht : halb aufgeworfen , sondern halb eingestürzt , weil er von den ermüdeten <strong>und</strong> gewiss<br />

fortwähreud beonruhigten Soldaten nicht mit der gewöhnlichen Festigkeit errichtet worden war. — Der Ausdruck<br />

accisae Jam r«liqaiae steht der Ansicht, dass das zweite Lager des <strong>Tac</strong>itus das des Dio sei, nicht entgegen, da<br />

schon am. ersten Oefechtstage der Verlust sehr bedeutend gewesen sein muss , verhältnissmässig weit grösser als<br />

am zweiten Tage, au dem Varus die Marschordnung hergestellt <strong>und</strong> einen grossen Theil des Gepäcks beseitigt<br />

hatte, während am ersten Gefeehtstage Krieger, Weiber <strong>und</strong> Kinder, Tross <strong>und</strong> Lastwägen, Alles bunt durcheinan-<br />

der in getrennten Haufen eiuherzog <strong>und</strong> dadurch die Vernichtuugsarbeit eine leichtere war.<br />

2) Nach Abeudroth S. 12 bot die Thalweitung bei Rinteln den militärisch geeignetsten Pankt.

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