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Historische und geographische Excurse zu Tac. Ann. I, 55, 57, 58 ...

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dem Varianischen Hecfre nicht möglich war, eine grosse Strecke <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>legen. — Der<br />

Bericht des <strong>Tac</strong>itus macht femer den Eindruck, dass Gennanicus auf dem Schlachtfelde<br />

<strong>zu</strong> den einzelnen Punkten in derselben Reihenfolge kam, vie VaruB, uud so von dem<br />

Vemichtungskampfe ein Bild nach seinem Anfang <strong>und</strong> Ende gewann, nicht aber, dass er<br />

in einer dem Zuge des Varus entgegengesetzten Richtung <strong>zu</strong> den von <strong>Tac</strong>itus bezeichneten<br />

Plätzen gelangte <strong>und</strong> auf das erste Lager des Varus <strong>zu</strong>letzt stiess*). Der Zug über das<br />

Varianische Schlachtfeld nach der Folge der Ereignisse war möglich, wenn Germanicns<br />

gegen Nordosten bis <strong>zu</strong> der Stelle marschirte, wo die Spuren des ersten Lagers des Varus,<br />

der eine südliche Richtung wählen musste, <strong>zu</strong> finden waren, <strong>und</strong> sofort die Linie des Varus<br />

südlich verfolgte.<br />

Das erste Lager des Varus, <strong>zu</strong> welchem Gennanicus kam, war wohl nicht bloss<br />

für letzteren das erste, sondern überhaupt das erste Lager, das Varus nach seineip<br />

Aus<strong>zu</strong>ge von seinem Sommerlager geschlagen hatte. Zwar konnten, wie früher be-<br />

merkt, die Verschwornen den Varus nicht unmittelbar nach seinem Aufbruch angreifen,<br />

es war aber <strong>zu</strong> sicherer Ausführung des Planes möglichst rasches Handeln nöthig ; daher<br />

ist nicht glaublich, dass der Angriff auf Varus erst nach zwei oder drei Tagemärschen<br />

erfolgte, Varus also schon vor den prima castra bei <strong>Tac</strong>itus irgendwo übernachtet hätte.<br />

Auch erschien dieses erste Lager des Varus durch seinen weiten Umfang <strong>und</strong> die Raum-<br />

verhältnisse des Hauptplatze^ als die Arbeit von drei Legionen. Es kann somit nicht das<br />

Lager gewesen sein, welches die Römer am Ende des ersten Gefechtstages, als sie schon<br />

grossen Verlust erlitten hatten <strong>und</strong> die drei Legionen bei weitem nicht mehr vollständig<br />

waren (Dio LVI, 20) X'^9^°^ rivoi iniTr]8eiov , «og ys iv ö()£i vXcödet ivede^fcro, Xaßönevoi<br />

errichteten. Wären die prima Vari castra das Lager nach dem ersten Gefechts-<br />

tage, so wären albentia ossa schon vorher <strong>zu</strong> sammeln gewesen, nicht erst von den prin»<br />

castra an, <strong>und</strong> gerade der zweite Gefechtstag brachte, wie nach Dio an<strong>zu</strong>nehmen ist, ge-<br />

ringere Verluste, als der erste. (S. Giefers über die Var. Niederlage S. 95 f. <strong>und</strong> sein<br />

offenes Sendschreiben S. 29 ff.)<br />

Wegen des bedeutenden Trosses wird der erste Tagmarsch der Römer, wenn sie auch<br />

noch eine Militärstrasse oder einen Durchhau benützen konnten, kein Eilmarsch gewesen<br />

sein; da aber Varus darauf bedacht sein musste, dem Aufruhr möglichst bald ein Ende<br />

<strong>zu</strong> machen, wird er wenigstens ein justum iter, also 5—6 St<strong>und</strong>en <strong>zu</strong>rückgelegt haben<br />

Am folgenden Tage, der der erste Gefechtstag war, hatten die Römer in unwegsamer Gegend<br />

durch Fällen von Bäumen, Wegebahnen <strong>und</strong> Brückenschlagen bereits sich abgemüdet<br />

') So sagt Clostermeler „wo Hermann den Varns schlag" S. 206 unter anderem : „<strong>Tac</strong>itns wollte nur in<br />

einem flflchtigea Gemälde die auffallendsten Gegenstände zosammendräiigen , welche dem Heerfnhrer and seinen<br />

Soldaten auf den versi-hiedeneu Wahlplätzen der Miederlage des Varus in die Angen iprangen , keineswegs aber<br />

der Ordnung nach beschreiben, wie das Heer ron einem <strong>zu</strong>m andern fortgieng, <strong>und</strong> was es <strong>zu</strong>erst, nnd was es<br />

<strong>zu</strong>letzt erblickte." — Diese Ansicht theilt auch Ukert Geogr. der Griechen <strong>und</strong> Römer III, 1, 47, A. 34. Da-<br />

gegen bemerkt Wietersheim in dem einleitenden Vorwort <strong>zu</strong> Abendrotb's Terrainstndien S. V: „Eine solche will-<br />

kührliche Vertauschong der geschichtlichen Folge mit einer realen nnd Aufzählung der anfgef<strong>und</strong>enen Lagerstätten<br />

in gerade umgekehrter Ordunng widerspricht dem Geist nnd der Schreibart des T*citus um so entschi

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