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Historische und geographische Excurse zu Tac. Ann. I, 55, 57, 58 ...

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denen Wegen sein Heer in Germanien eindringen. Die Friesen wurden durch Pedo im<br />

Gehorsam erhalten, die Chauken, denen man vielleicht seit dem Ab<strong>zu</strong>g der Vexillaren aus<br />

ihrem Lande (ann. I, 38) weniger trauen <strong>zu</strong> dürfen glaubte, sahen sich veranlasst, Hilfs-<br />

truppen <strong>zu</strong> stellen; die Brukterer, die in der Hoffnung dadurch den Feind auf<strong>zu</strong>halten,<br />

selbst ihr Land durch Feuer <strong>zu</strong> verheeren ajifiengen, wurden von einem Streifcorps unter<br />

Stertinius 'geschlagen; darauf rückte das römische Heer verwüstend bis <strong>zu</strong>r Ostgrenze des<br />

Bruktererlandes. Damit hatte Germanicus, dem nirgends ein grösseres feindliches Heer<br />

entgegentrat, seinen nächsten Zweck, einen Angriff der vereinigten germanischen Stämme<br />

auf die Rheinlinie <strong>zu</strong> verhindern, erreicht. Eine Verwüstung des Landes, wie sie Ger-<br />

manicus bei den Marsen, Chatten, Brukterem schon ausgeführt hatte, war jedenfalls auch<br />

den Cheruskern <strong>zu</strong>gedacht; allein da sie diesen gegenüber mit grösseren Schwierigkeiten<br />

verb<strong>und</strong>en war <strong>und</strong> von ihnen jetzt eine bedeutende Streitmacht entgegengestellt werden<br />

konnte, durfte Germanicus bei dem nahen Ende des Sommers (ann. I, 70) die Verfolgung<br />

eines solchen Planes nicht für rathsam halten. Doch die Nähe des Teutoburger Waldes<br />

erweckte in ihm den in Pietät für die Gefallenen <strong>und</strong> in seiner Begeisterung für Römer-<br />

ehre wurzelnden Wunsch, sein Heer wenigstens dorthin <strong>zu</strong> führen. Demgemäss liegt die<br />

<strong>Ann</strong>ahme, dass Germanicus, um <strong>zu</strong>r Stätte der Varianischen Niederlage <strong>zu</strong> gelangen, seinen<br />

Zug in östlicher oder nordöstlicher Richtung fortsetzte, näher, als die, dass er nach einer<br />

ganz andern Seite hin sich wandte. Ein Ueberschreiten der Grenzen des Bruktererlandes<br />

berichtet <strong>Tac</strong>itus nicht ausdrücklich, allein der Name des Volkes, in dessen Gebiet Varus<br />

mit seinen Legionen umkam, war jedem Römer bekannt genug. Als der Pass, durch<br />

welchen Germanicus von der bisher eingehaltenen Marschrichtung aus am leichtesten in<br />

das Cheruskei^ebiet eindringen konnte, gilt die Dörenschlucht. Dass diese Gebirgslücke<br />

(s. H. V. Abendroth S. 6) von den Germanen besetzt gewesen <strong>und</strong> ein Kampf stattgefun-<br />

den, wird nicht berichtet. Es spricht auch — wenn es richtig ist, dass selbst einer mo-<br />

dernen Armee mit ihren Hilfsmitteln ohne längere Vorbereitung kaum möglich wäre,<br />

diesen Pass gegen ein tactisch überlegenes, entschlossenes Heer <strong>zu</strong> halten (s. E. v. Wie-<br />

tersheim Gesch. der Völkerw. I, 432) — alle Wahrscheinlichkeit dafür, dass der bedächtige<br />

<strong>und</strong> vorsichtige Armin keinen Versuch machte, dem Germanicus das Eindringen <strong>zu</strong> ver-<br />

wehren; ja <strong>zu</strong>r Ausführung seines Planes, den Feind auf das für die germanische Kampf-<br />

weise geeignetste Terrain <strong>zu</strong> locken (c. 63 in. vgl. Peucker das deutsche Kriegswesen der<br />

Urzeiten H, 278), passte es vollständig, wenn Germanicus in dem Glauben bestärkt wurde,<br />

die Cherusker scheuen die römische Uebermacht. Desshalb wurden die Römer auch auf<br />

dem Varianischen Schlachtfelde, <strong>zu</strong>mal da sie gewiss mit aller Vorsicht vorrückten, nicht<br />

beunruhigt; dagegen gewann Armin nachher durch verstellte Flucht einen Kampfplatz,<br />

auf welchem die Feinde ihre tactische Ueberlegenheit nicht entwickeln konnten <strong>und</strong> durch<br />

Ueberraschung in volle Verwirrung geriethen.<br />

b) Die Schilderung, die <strong>Tac</strong>itus c. 61 von der Stätte der Varianischen Niederlage<br />

<strong>und</strong> dem von Germanicus ausgeführten Besuche derselben gibt, lässt vermuthen, dass das<br />

Schlachtfeld keine grosse Ausdehnung hatte. Germanicus kam, wie es scheint, rasch von<br />

einer Stelle <strong>zu</strong>r andern <strong>und</strong> fand alles so nahe beisammen, dass ohne grossen Zeitverlust<br />

die Gebeine der Gefallenen gesammelt <strong>und</strong> unter einem gemeinsamen Grabhügel bestattet<br />

werden konnten; wie es denn auch nach den von Die LVI, ii. 22 angegebenen Umständen

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