Historische und geographische Excurse zu Tac. Ann. I, 55, 57, 58 ...

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verwüstet, nicht fern vom Teutoburger Walde, wo, wie das Gerücht gieng, die üeberreste
des Varus und der Legionen unbestattet lagen. Da wandelte den Cäsar das Verlangen
an, den Kriegern und ihrem Führer die letzte Ehre zu erweisen.
Die Ultimi Bructerprum hatten, wie es scheint, ihre Wohnung um die Ems- und
Lippe-Quellen, so dass die Senne an der Westseite des Osning eine jener Einöden war,
durch welche germanische Stämme sich gern von mächtigen Nachbarn getrennt sahen
(s. Clostermeier : Wo Hermann den Varus schlug. S. 68). Wenn es nun von Anfang an
zum Feldzugsplan des Germanicus gehörte, zur Weser vorzudringen, so könnte aus der
Darstellung des Tacitus gefolgert werden, dass der in Folge eines plötzlichen Entschlüsse
unternommene Zug in den Teutoburger Wald es nöthig machte, die bisher eingehaltene
Eichtung völlig zu ändern und nicht nach dem Osning oder lippisphen Walde vorzurücken.
Allein es ist sehr zweifelhaft, dass Germanicus schon, als er seinen Zug antrat, fest ent-
schlossen gewesen, in das Cheruskergebiet einzudringen. In den ersten Monaten des
Jahres war er zwar mit bedeutenden Rüstungen für den Sommer beschäftigt; als aber die
wohl schon zu offener Fiehde ausgebrochene Feindschaft zwischen Armin und Segestes
hoffen liess, dass die Chatten bei einem plötzlichen Ueberfall vereinzelt bleiben und eben-
so geschwächt werden können, wie das Jahr zuvor die Marsen, zog Germanicus schon im
Frühjahre gegen die Chatten. Nachdem er hier seinen Zweck erreicht, schenkte er der
Bitte des Segestes Gehör und kam ihm zu Hilfe. Zu einer dritten Expedition iu dem-
selben Jahre wurde er erst dadurch bestimmt, dass Armin in seiner Erbitterung über
Wegführung der Thusnelda nicht bloss die Cherusker, sondern auch die angrenzenden
Stämme zu gemeinsamer Erhebung aufreizte und selbst seinen Oheim Inguiomer, der sich
bisher von dem Neffen fern gehalten, zur Theilnahme vermochte. Germanicus besorgte,
die ganze vereinigte Heeresmacht der Feinde könnte auf einen Punkt am Rheine sich
werfen ; damit nun die einzelnen Völkerschaften von verschiedenen Seiten her bedroht aus
einander gehalten würden, liess er, wohl auch aus Verpflegungsrücksichten, auf verschie-
Lärm sfliner Thätigkeit zieht die Aufmerksamkeit des Hanptfeiudes auf ihn — er sichert die Flanke der Ver-
bindungslinie und beschäftigt die feindliche Front; Oermanicas, mit ganzer Kraft, rückt daraof rasch tod Rheina
aus iu des Gegners rechter Flanke vor, mit gnter eigener Verbindung, die Hauptterrainschwierigkeiten umgehend
und den Feind da aufsuchend, wo ihm eine entscheidende Niederlage — der ganze Zweck des Rachezuges — bei-
gebracht werden kann."
Das Wort agmen wiirde also nach Abendroth dasselbe bezeichnen, was expedita m»nus, im vorangehenden.
Satze, das unter Stertinios abgeschickte Streifcorps. Wäre Jedoch nur Stertinius mit seinem Streifcnrps ad alti-
mos Brncterorum vorgerückt, so hätte Tacitns sicherlich nicht so, wie wir Jetzt lesen, geschrieben und durch die
ganz nngewühnliche Bedeutung von agmen zn einer unrichtigen Auffassung Veranlassung gegeben. Gerade daraus,
dass Tacitus deu gewöhulicheu Ausdruck zur Bezeichnung des auf dem Marsche befindlichen Hanptheeres ge-
braucht, geht deutlich hervor, dass weder eine Tbeilnng des Heeres vorgeuommeu wurde, noch Stertinios allein
mit seiner expedila manus bis in die Gegend der Ems- und Lippe - Quellen vorrückt«. Ganz entschieden «bor
spricht dafür, dass unter agmen das ganze, kurz zuvor conrentrirte Heer des Germanicus zu verstehen Ist, der
Allfang von c. 61 und der Mängel jeder Andeutnng einer andern Marschrichtung des Hanptbeeres. Gesetzt auch,
dass die von Abendroth angegebene Operation die militärisch richtiger« gewesen wäre, so dürft« sie daram doch
dem Taciteischen Berichte nieht aufgezwungen werden und durchaus unzulässig ist die Annahme Wietersheim's
(Gesch. der Völkerw. I, 465, A. 286. Vorwort zn Abendroth's Terrainstudien S. V) und Abendroth's (S. 34), der
von Tacitus benutzte Rapport des GerDtaoicos an den Kaiser sei qicht wahrheitsgetreu gewesen.