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Historische und geographische Excurse zu Tac. Ann. I, 55, 57, 58 ...

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g) Ob Asprenas <strong>zu</strong>r Zeit der Niederlage des Varus auf dem linken oder rechten<br />

Bheinufer stand, lässt sich mit Sicherheit nicht bestimmen; wohl aber geht aus den Worten:<br />

matureque ad inferiora hiberna descendendo hervor, dass er schleunig von einem<br />

Punkte in der Nähe des Ober- oder Mittelrheins nach dem Niederrhein hinabzog. Das<br />

Verdienst, das sich Asprenas um die seinem Befehle anvertrauten zwei Legionen erwarb,<br />

wird eben darin bestanden haben, dass er durch seine Thätigkeit, durch kräftige Mafs-<br />

regeln <strong>und</strong> einen noch <strong>zu</strong> rechter Zeit unternommenen Zug einer Erhebung vacillantium<br />

etiam eis Rhenum sitarum gentium vor<strong>zu</strong>beugen wusste. Diese Stämme mögen nament-<br />

lich die aufs linke Ufer versetzten Sigambrer <strong>und</strong> belgische Völkerschaften gewesen sein,<br />

"vielleicht regte sich auch unter den Ubiern, wenn sie gleich bisher im engen Anschluss<br />

•an die Römer ihren Vortheil gesucht hatten, eine Partei, die auf Abfall von den Römern<br />

sann; Segim<strong>und</strong>, des Segestes Sohn, wird nicht der einzige in ihrem Lande gewesen sein,<br />

in welchiem der Freiheitssinn erwachte (<strong>Tac</strong>. ann. I, <strong>57</strong>). Dass sie im Gehorsam erhalten<br />

<strong>und</strong> so die Gefahren, die auch der noch übrigen römischen Kriegsmacht am Rheine droh-<br />

ten, beseitigt vnirden, war für Vellejus Gr<strong>und</strong> genug <strong>zu</strong> seinem Lobe. Was aber die ta-<br />

delnde Bemerkung desselben betrifift, so darf daran, dass Asprenas sich auf dem Variani-<br />

schen Schlachtfelde die Hinterlassenschaft der Gefallenen angeeignet habe (Horkel S. 356.<br />

Reinking die Niederlage des Quint. Varus S. 53) nicht gedacht worden. Wo auch Asprenas<br />

am Ober- oder Mittelrheine stehen mochte, er konnte von keinem Punkte aus den beute-<br />

gierigen Germanen (Dio LVI, 21) <strong>zu</strong>vorkommen, konnte es nicht wagen, seine zwei Le-<br />

gionen den Siegern entgegen <strong>zu</strong> führen. Vielmehr sind unter der Hinterlassenschaft des<br />

vernichteten Heeres die Habseligkeiten <strong>zu</strong> verstehen, welche die Soldaten, als sie unter<br />

Vanis in das Innere Germaniens zogen, in den Winterlagern auf dem linken Rheinufer<br />

<strong>zu</strong>rückliessen. (S. Essellen das röm. Castell Aliso, S. 69, womit <strong>zu</strong> vergleichen Giefers<br />

offenes Sendschreiben an Essellen <strong>und</strong> Reinking S. 35 f.) — Was Zonaras (s. §. 2, e)<br />

über Asprenas erzählt, steht in keinem Zusammenhang mit dem von Vellejus Berichteten<br />

<strong>und</strong>, geschah erst einige Zeit nach der Niederlage des Varus (s. IH. §. 4).<br />

§. 5. Die Aufschlüsse, welche Dio u. s. w. über die Oertlichkeiten der Varianischen<br />

Niederlage in wenig befriedigender Weise uns geben, werden durch den <strong>Tac</strong>iteischen Be-<br />

richt über den Zug des Germanicus im J. 15 n. Chr. zwar bestätigt, aber nur in einigen<br />

Punkten etwas genauer bestimmt.<br />

a) In ann. I, 60 f. wird erzählt, das Heer des Germanicus sei bis <strong>zu</strong>r äussersten<br />

Grenze des Bruktererlandes vorgerückt *) <strong>und</strong> habe alles Land zwischen Ems <strong>und</strong> Lippe<br />

'} C V. Wietersheim (Gesch. der Völkerw. I, 439) versteht unter agmen nur das Corps des Cäcina;<br />

Germanicus selbst habe von der Ems aus den Osning nördlich umgangen, um die Cherusker lu der nordwestlichen<br />

Flanke an<strong>zu</strong>greifen, während Cäcina direct auf deren Front marschirte. In dem einleitenden Vorwort <strong>zu</strong> H. v.<br />

Abendroth's Terrainstudien S. IV hält ^r die in letzterer Schrift S. 33 aufgestellte Ansicht, dass unter agmen<br />

nur das Streifcorps des Stertinius <strong>zu</strong> verstehen sei, nicht allein für <strong>zu</strong>lässig, sondern auch für mehr begründet.<br />

Abendroth nimmt ebenfalls an, dass Germanicus den Osning nördUch umgangen, sein Heer aber nicht getheilt,<br />

sondern unter Yoranssenduug des Cäcina als des Avantgardecommandanten die Umgehnng des gefürchteten Wald-<br />

gebirges mit ganzer Macht ausgeführt habe. Hit ductum inde agmen sei nur von des Stertinius Abtheilung oder<br />

Ton dessen Marsch di« Bede. „Stertinias hat einen doppelten Zweck: er wirft <strong>und</strong> verjagt die Brukterer; der<br />

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