Historische und geographische Excurse zu Tac. Ann. I, 55, 57, 58 ...

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schützen", von welchen nach Zonaras a. a. 0. die Feinde bei ihrem AngriflFe zurückge-
worfen und in grosser Zahl getödtet wurden, gehörten sicherlich zu der von Varus zurück-
gelassenen Besatzung. Sie müssen Auxiliartruppen gewesen sein (Becker röm. Alterth.
III, 2, 370), während, wenn Zonaras nicht mit sich selbst in Widerspruch kommen soll,
die crrparwärat oXLyoi, die mit den äonXoi noXXoi das Castell verliessen, Legionssoldaten
waren. Unter den letzteren konnten die sein, welche von dem Schlachtfelde entronnen
waren; dagegen möchten wir zu diesen, selbst wenn Aliso bei Elsen gelegen wäre, nicht
die Frauen und Kinder (Dio LVI, 22, 2. Bekk.) zählen, die zu den öotiXo» des Zonaras
gehörten. Diese waren ins Cheruskerland entweder gar nicht mitgezogen oder schon vor
dem Rückzug von der Weser aus irgend einem Grunde in das Castell zurückgekommen;
die Zahl derjenigen, die im Zuge des Yarus waren, konnte immerhin noch lästig genug
werden. — Dass auch die ro^örai, mit den Legionssoldaten abzogen, wird von Zonaras
nicht angegeben ; es ist möglich, dass sie — nach dem Abzüge der übrigen mit dem Reste
des Proviants ausreichend versehen — zurückblieben und die schon vorher von ihnen mit
bestem Erfolge geführte Vertheidigung fortsetzten. — Der belagerte Platz, dessen Name
sich bei Frontin und Zonaras nicht findet, war ohne Zweifel das von Vellej. II, 120 ge-
nannte Castell Aliso, obgleich die Art, wie sich die das Castell verlassenden Römer rette-
ten, von Zonaras anders berichtet wird, als von Vellejus, auch bei Frontin IV, 7, 8 der
Commandant Caelius, bei Vellejus Caedicius heisst, während am Schlüsse desselben Capitels
in Vellejus von Caldus Caelius, einem jungen Manne, der sich seines alten Geschlechtes
ganz würdig zeigte, ein in der Gefangenschaft ausgeführter Selbstmord ehrenvoll erwähnt
wird. — Wäre nun die Lage von Aliso an der Stelle von Elsen in der Nähe von Pader-
born unzweifelhaft, so müsste, wenn Varianer nach diesem Castell entkommen sind, angenommen
werden, dass Varus von der Weser wegziehend nicht in einer Gegend im Westen
oder Südwesten des Osning oder des Lippischen Waldes seine Niederlage erlitten habe.
Lag aber Aliso westlicher als Elsen, was wir für wahrscheinlicher halten (s. III), so
wird , wenn wirklich einzelne Flüchtlinge des Varianischen Heeres sich dahin gerettet
haben, dadurch wenigstens die Richtung des Varianischen Zuges von der Weser her
bestätigt. Keineswegs aber folgt daraus auch das, dass der Untergang des Varianischen
Heeres nahe bei Aliso stattgefunden habe. Gross konnte, wie schon bemerkt, die Zahl
der Flüchtlinge nicht sein; dass aber am ersten oder zweiten Tage einzelne dem Gemetzel
entkamen und endlich das auch entfernter gelegene Castell erreichten, ist eher glaublich,
als bei geringer Entfernung des Castells eine so allgemeine Verzweiflung der Reste des
Varianischen Heeres. Am letzten Tage machte zwar die Masse der Feinde einzelnen die
Flucht unmöglich; sollten aber wirklich die Römer so sehr allen Muth verloren haben,
dass sie lieber die Waffen wegwarfen und widerstandslos sich niederhauen hessen, als dass
sie mit ihrer letzten Kraft es wenigstens versuchten, zusammen durch die Feinde nach
dem nahen Aliso sich durchzuschlagen? sollte die Besatzung des Castells, wenn sie durch
einzelne Flüchtlinge schon vor dem letzten Kampfe über die schlimme Lage des Heeres
in Kenntniss gesetzt wurde, zur Rettung der Bedrängten gar nichts unternommen haben ?
Eingeschlossen war das Castell damals noch nicht, da ja einzelne in dasselbe gelangt sein
sollen; die Blokade begann wahrscheinlich erst nach völliger Vernichtung der Legionen.
(Vgl. Wietersheim Gesch. der Völkerwanderung I, 468.)