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Historische und geographische Excurse zu Tac. Ann. I, 55, 57, 58 ...

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16<br />

dem Waldgebirge <strong>zu</strong> überfallen, durch welches er <strong>zu</strong> der von ihm beabsichtigten Unter-<br />

drückung des Aufstandes ziehen musste.<br />

d) Unge¥riss ist femer, wie viele Zeit zwischen dem Aufbruch des Varus <strong>und</strong> dem<br />

ersten Angriff der Germanen verstrich. Wenn es auch nicht wahrscheinlich ist, dass die<br />

Entfernung zwischen dem von Varus verlassenen Standorte <strong>und</strong> dem Punkte, wo der<br />

Kampf begann, einen Marsch von drei Tagen verlangte, wie Moser in der Osnabrück'schen<br />

Geschichte I, 3. §. 10, Reinking »die Niederlage des Q. Varus« (Warendorf 18<strong>55</strong>) S. 29<br />

annehmen — je weiter das Waldgebirge entfernt war, desto unsicherer wurde das Gelingen<br />

des Planes der Germanen — so musste doch Varus schon mehrere Meilen vorangezogen<br />

sein, ehe die Cherusker es wagen durften, die <strong>zu</strong>rückgebliebenen römischen Soldaten nie-<br />

der<strong>zu</strong>machen. Auch konnten die schon an einem bestimmten Platze versammelten germa-<br />

nischen Scharen, wenn sie gleich in kurzem nachrücken sollten, nicht unmittelbar, nachdem<br />

Varus abgezogen war, ihm folgen; denn da die Fürsten vorgaben, dass die Kriegs-<br />

macht, mit welcher sie ihn unterstützen wollten, erst <strong>zu</strong> sammeln sei, so hätte doch endlich<br />

in dem schon von Segestes gewarnten Varus das Misstrauen erwachen müssen, wenn<br />

er bei seinem Aufbruch die Bereitschaft der Germanen entdeckt hätte.<br />

e) Durch das vielfach zerklüftete <strong>und</strong> mit Sümpfen durchzogene Waldgebirge, in<br />

welches Varus, ohne durch den Feind von einer Militärstrasse weggedrängt <strong>zu</strong> werden, schon<br />

vor dem Angriff der Germanen kam, mussten erst Wege gebahnt <strong>und</strong> an manchen Stellen<br />

Brücken geschlagen werden. Doch ist nach Dio c. 19 die <strong>Ann</strong>ahme <strong>zu</strong>lässig, dass Varus<br />

nicht gleich von seinem Standlager aus in ein schwieriges Gebirgs- <strong>und</strong> Waldterrain ge-<br />

rieth, sondern anfangs eine Militärstrasse oder wenigstens eine Art von Weg, einen Durch-<br />

hau benützen konnte. Wenn er sofort in das pfadlose Waldgebirge sich vertiefte, so ist<br />

dies allein daraus <strong>zu</strong> erklären, dass er von einem gewissen Punkte aus einen schon ge-<br />

bahnten Weg <strong>zu</strong> den Wohnsitzen der Aufständischen gar nicht einschlagen konnte; denn<br />

von dem unwahrscheinlichen Falle, dass Varus, wenn er die Wahl zwischen einer Militär-<br />

strasse, auch bei bedeutenderem Umwege, <strong>und</strong> dem Eindringen in die Wildniss hatte,<br />

freiwillig .letzteres wählen werde, konnten die Germanen die Ausführung ihres Planes<br />

nicht abhängig machen. Als nun Varus sich genöthigt sah, in das Waldgebirge ein<strong>zu</strong>-<br />

rücken, hoffte er wohl, eine Militärstrasse bald wieder <strong>zu</strong> erreichen, die Eröffnung einer<br />

neuen Verbindungslinie konnte er als Gewinn ansehen. Sobald das schwierige Terrain<br />

betreten war, konnte man nur äusserst langsam vorwärts kommen <strong>und</strong> die Marschhindernisse<br />

vermehrten sich mit dem Beginne des Angriffs der Germanen, deren Andrang immer<br />

heftiger wurde. Wie die Strecke, die Varus am ersten Gefechtstage <strong>zu</strong>rücklegte, klein<br />

gewesen sein muss, so ist auch an<strong>zu</strong>nehmen, dass der Zwischenraum zwischen dem Lagerplatze,<br />

von dem Dio im Anfange von c. 2 1 redet, <strong>und</strong> der waldfreien Stelle, wo die Römer<br />

wieder Halt machten (was durch ivtevd-sv ii «povreg angedeutet ist), nicht bedeutend war<br />

denn wenn gleich das Heer freier von Gepäck <strong>und</strong> in besserer Ordnung vorrückte, so ge-<br />

stattete doch der schlechte Weg <strong>und</strong> weil der Marsch unter Kämpfen fortgesetzt werden<br />

musste, kein rasches Vorrücken. Am dritten Tage geriethen sie wieder in Waldungen,<br />

wo das Heer vollends erlag. Eine genauere Ortsbestimmung wird bei Dio vergeblich ge-<br />

sucht; doch ist die <strong>Ann</strong>ahme, dass Varus vor seinem Untergange über das Cheruskerge-<br />

biet hinausgerückt sei, mit Dios Darstellung unvereinbar. Auch Strabos Worte: »oi<br />

;

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