Die Zukunft der Pharmaindustrie in Europa
Die Zukunft der Pharmaindustrie in Europa Die Zukunft der Pharmaindustrie in Europa
EUROPÄISCHE UNION Die Zukunft der Pharmaindustrie in Europa - Herausforderungen und Chancen Heinz Zourek, Generaldirektor Unternehmen und Industrie Universität Basel, den 12. Oktober 2009 1
- Seite 2 und 3: I. EINFÜHRENDE ANMERKUNGEN • Die
- Seite 4 und 5: Durchbrüche werden auch die Entwic
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- Seite 8 und 9: internationalen Standortwettbewerb
- Seite 10 und 11: leichterer Zugang zu wissenschaftli
- Seite 12 und 13: unterschiedlichen nationalen Preisg
- Seite 14 und 15: und Fälschungen eingerichtet werde
- Seite 16: • Europa kann einen Beitrag leist
EUROPÄISCHE UNION<br />
<strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Pharma<strong>in</strong>dustrie</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> -<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen und Chancen<br />
He<strong>in</strong>z Zourek, Generaldirektor Unternehmen und Industrie<br />
Universität Basel, den 12. Oktober 2009<br />
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I. EINFÜHRENDE ANMERKUNGEN<br />
• <strong>Die</strong> Gesundheit nimmt e<strong>in</strong>en überragenden Platz im Leben e<strong>in</strong>es<br />
jeden Menschen e<strong>in</strong>. Es gibt kaum e<strong>in</strong>e Frage, die uns alle mehr<br />
betrifft als die eigene Gesundheit. Gesundheitsthemen haben e<strong>in</strong>en<br />
hohen Stellenwert <strong>in</strong> unserer Gesellschaft. Es gibt deshalb auch<br />
ke<strong>in</strong>en Grund anzunehmen, dass sich dies zukünftig än<strong>der</strong>n wird.<br />
• Auch für das <strong>Europa</strong> <strong>der</strong> Nachkriegsgeschichte ist das Thema<br />
Gesundheit von zentraler Bedeutung. Das europäische Modell beruht<br />
auf <strong>der</strong> Teilnahme aller unserer Bürger an <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong><br />
Lebensbed<strong>in</strong>gungen. Zu dieser sozialstaatlichen Dimension gehört<br />
auch e<strong>in</strong> hohes Maß an Gesundheitsschutz und <strong>der</strong> Zugang zu<br />
e<strong>in</strong>er qualitativ hochwertigen mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung.<br />
• Gesundheit hat auch e<strong>in</strong>e wirtschaftspolitische Dimension: Das<br />
Gesundheitswesen leistet, e<strong>in</strong>en unersetzlichen Beitrag zum<br />
wirtschaftlichen Wohl <strong>Europa</strong>s. E<strong>in</strong> wirtschaftlich erfolgreiches<br />
Gesundheitswesen ist e<strong>in</strong> "Muss", wenn wir <strong>Europa</strong> wirtschaftlich<br />
wie<strong>der</strong>beleben wollen und wir es ernst me<strong>in</strong>en, die Ziele <strong>der</strong> Lissabon<br />
Agenda zu erreichen.<br />
II. WAS SIND DIE HERAUSFORDERUNGEN, DENEN WIR UNS<br />
STELLEN MÜSSEN?<br />
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Voraussagen über die <strong>Zukunft</strong> s<strong>in</strong>d schwierig, vielleicht sogar<br />
unmöglich. Doch e<strong>in</strong>ige Trends s<strong>in</strong>d ohne jeden Zweifel bereits heute<br />
auszumachen und damit auch die Herausfor<strong>der</strong>ungen, denen wir uns<br />
stellen müssen:<br />
• Technologischer Fortschritt,<br />
• alternde Gesellschaften,<br />
• neue Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit,<br />
• die Probleme <strong>in</strong> den öffentlichen Haushalte und<br />
• die Globalisierung<br />
s<strong>in</strong>d hier die Stichworte.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich des technologischer Fortschritts…<br />
Mehr als 10000 jahrelang hat sich kaum etwas geän<strong>der</strong>t. Diagnose<br />
und Behandlung basierte auf das, was man sehen, riechen, schmecken,<br />
fühlen konnte und/o<strong>der</strong> was sich aus Erfahrungen <strong>in</strong>tuitiv ergab.<br />
In den letzten 100 Jahre hat sich die Mediz<strong>in</strong> gewandelt. Diagnose<br />
und Behandlung s<strong>in</strong>d wissenschaftlich fundiert, d.h. die zunehmende<br />
Kenntnis über biochemische und biologische Prozesse ist zum<br />
bestimmenden Faktor geworden<br />
Heute stehen wir an e<strong>in</strong>er neuen Schwelle Diagnose und Behandlung<br />
wird zunehmend von E<strong>in</strong>blicken <strong>in</strong> molekulare Prozesse und den<br />
Interaktionen, die durch unser Erbgut bee<strong>in</strong>flusst werden, bestimmt.<br />
Es steht deshalb zu erwarten, dass es aufgrund neuer Technologien<br />
(Bio-, Nano- und Gentechnologie) vor allem im Bereich Gesundheit<br />
verstärkt zu Innovationen kommen wird. Wissenschaftliche<br />
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Durchbrüche werden auch die Entwicklungs- und<br />
Verschreibungspraxis von Arzneimitteln revolutionieren. Wir stehen erst<br />
am Anfang. <strong>Die</strong> Biotechnik könnte die künstliche Schaffung<br />
menschlicher Organe ermöglichen. In <strong>der</strong> Pharmazie wird es möglich<br />
werden, <strong>in</strong>dividualisierte Arzneimittel (personalised Medic<strong>in</strong>es)<br />
herzustellen und Arzneimittel mit weniger Nebenwirkungen.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> alternden Gesellschaften…<br />
• Noch ist die gesamte Tragweite e<strong>in</strong>er alternden Gesellschaft auf die<br />
öffentlichen F<strong>in</strong>anzen, die Sozialversicherungssysteme, das<br />
Arbeitskräfteangebot, die Produktivität und auf die Wirtschaft trotz<br />
e<strong>in</strong>er Vielzahl von Studien schwierig vorauszusagen.<br />
• <strong>Die</strong> demographischen Verän<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> globales Problem.<br />
E<strong>in</strong>er Prognose <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen zufolge wird das<br />
Durchschnittsalter <strong>der</strong> Weltbevölkerung von heute 29 Jahren bis<br />
2050 auf 38 Jahre steigen. Der Anteil <strong>der</strong> Über-60-Jährigen wird<br />
sich im selben Zeitraum verdoppeln. <strong>Die</strong> USA, Japan und sogar<br />
Ch<strong>in</strong>a werden ebenfalls von diesem Trend bee<strong>in</strong>flusst. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
werden wir <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> als erste mit den Auswirkungen konfrontiert<br />
werden.<br />
• E<strong>in</strong>e Tatsache steht somit fest: <strong>Die</strong> Zunahme <strong>der</strong> Lebenserwartung<br />
und demografischer Wandel werden und zu e<strong>in</strong>er weiter steigenden<br />
Nachfrage nach Gütern und Leistungen im Bereich Gesundheit<br />
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führen. In <strong>der</strong> Summe hat das Thema Gesundheit das<br />
volkswirtschaftliche Potenzial, e<strong>in</strong>e Quelle für Innovation,<br />
Wachstum und Beschäftigung zu se<strong>in</strong>.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit…<br />
• In <strong>der</strong> jüngsten Vergangenheit s<strong>in</strong>d auch neue Bedrohungen für die<br />
öffentliche Gesundheit aufgetreten, z.B. SARS o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Vogelgrippevirus H5N1. H<strong>in</strong>zu kommen mehr und mehr mit<br />
unseren Lebensstil zusammenhängende Krankheiten wie Diabetes<br />
und Übergewicht. Des Weiteren können <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> neue o<strong>der</strong><br />
altbekannte Krankheiten, Epidemien etc. häufiger und an mehr<br />
Orten als Folge des Klimawandels auftreten.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich die Beschränkungen <strong>in</strong> den öffentlichen Haushalten…<br />
• <strong>Die</strong> längere Lebenserwartung ist ohne jeden Zweifel positiv zu<br />
bewerten. <strong>Die</strong> Ausweitung des therapeutisch Machbaren führt zu<br />
e<strong>in</strong>er Nachfrageausweitung und damit zu höheren<br />
Gesundheitskosten <strong>in</strong> den öffentlichen Haushalten. Dennoch: Auf<br />
die Nutzung neuer Erkenntnisse zur Behandlung von Krankheiten zu<br />
verzichten, sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> unserer Gesellschaft kaum denkbar.<br />
Kostensenkungsdebatten haben <strong>in</strong> den letzten Jahren die<br />
öffentliche Diskussion im Gesundheitswesen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> bestimmt.<br />
Richtet man den Blick auf die Chancen, sollten die Themen<br />
Innovation und Wachstum <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund rücken.<br />
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Gesundheitspolitik und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit müssen<br />
ke<strong>in</strong>e sich wi<strong>der</strong>sprechenden Ziele se<strong>in</strong>.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Globalisierung…<br />
• Trotz <strong>der</strong> jüngsten Tendenzen zu mehr Protektionismus, e<strong>in</strong>e<br />
Folge <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen F<strong>in</strong>anzkrise, schreitet die<br />
Globalisierung weiter voran. <strong>Die</strong>se br<strong>in</strong>gt neue Möglichkeiten und<br />
eröffnet neue Märkte. Der Absatz <strong>der</strong> <strong>Pharma<strong>in</strong>dustrie</strong> außerhalb <strong>der</strong><br />
traditionellen Märkte, d. h. <strong>der</strong> "alten" Industrieregionen gew<strong>in</strong>nt<br />
zunehmend an Bedeutung.<br />
• <strong>Die</strong> Weltbank geht davon aus, dass die Weltbevölkerung bis 2050<br />
auf rund neun Milliarden Menschen anwachsen wird. Weltweit<br />
wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Nachfrage nach Pharmaprodukten und<br />
Mediz<strong>in</strong>technik <strong>in</strong> den nächsten Jahren deutlich zunehmen, vor allem<br />
<strong>in</strong> den schnell wachsenden und bevölkerungsreichen Entwicklungs-<br />
und Schwellenlän<strong>der</strong>n. Für Entwicklungslän<strong>der</strong> ist Gesundheit neben<br />
Bildung und - <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Schwellenlän<strong>der</strong>n -<br />
Umweltschutz e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> zentralen Schlüsselgrößen für die<br />
wirtschaftliche Entwicklung. Ch<strong>in</strong>a plant z.Zt. die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es<br />
flächendeckenden Krankenversicherungsschutzes. Bislang ist nur<br />
die städtische Bevölkerung halbwegs versorgt. 700 Millionen<br />
Ch<strong>in</strong>esen leben auf dem Land, weitab vom nächsten Arzt o<strong>der</strong><br />
Krankenhaus. Gleichzeitig steigen die Fälle von chron. Erkrankungen<br />
wie z.B. Herzleiden o<strong>der</strong> Diabetes. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass neben <strong>der</strong><br />
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Bekämpfung von Infektionserkrankung, e<strong>in</strong>er Priorität <strong>in</strong><br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n, zunehmend sogenannte<br />
Zivilisationskrankheiten behandelt werden müssen. <strong>Die</strong> wachsende<br />
Bev. und die Alterung ebendieser <strong>in</strong> Verbildung mit e<strong>in</strong>em steigenden<br />
Wohlsstandsniveau führen zu e<strong>in</strong>em Volumenzuwachs <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und -gütern.<br />
• Gleichzeitig führen die weltweite Zusammenarbeit und <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>ternationale Handel zu e<strong>in</strong>er globalen Arbeitsteilung. E<strong>in</strong> neues<br />
Arzneimittel ist häufig das Ergebnis von Forschung und<br />
Entwicklung <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>, von kl<strong>in</strong>ischen Prüfungen <strong>in</strong> Indien und<br />
von <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a hergestellten Wirkstoffen, bevor es schließlich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
EU hergestellt, verpackt und verkauft wird. <strong>Die</strong>se globale<br />
Neuorganisation schafft neue Möglichkeiten, aber auch neue<br />
Probleme, z.B. nehmen Arzneimittelfälschungen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> zu.<br />
• Man darf nicht verschweigen, dass die zunehmende Öffnung <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>ternationalen Märkte nicht nur die Absatzchancen für europäische<br />
Hersteller und <strong>Die</strong>nstleistern erhöht. Internationalisierung heißt<br />
auch, dass sich <strong>der</strong> Standortwettbewerb deutlich verschärft.<br />
Neben den traditionellen Pharmastandorten wie den USA,<br />
Deutschland, Frankreich, Großbritannien und <strong>der</strong> Schweiz haben<br />
sich bereits neue außereuropäische Standorte wie z. B. Israel,<br />
S<strong>in</strong>gapur o<strong>der</strong> Indien etabliert. Auch diese wollen vom<br />
Wachstumsmarkt Pharma und Gesundheit profitieren. Von diesem<br />
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<strong>in</strong>ternationalen Standortwettbewerb ist <strong>Europa</strong> als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> großen<br />
Pharmastandorte beson<strong>der</strong>s betroffen. Es stellt sich daher die Frage, <strong>in</strong><br />
welcher Wettbewerbsposition sich <strong>Europa</strong> im Vergleich zu an<strong>der</strong>en<br />
<strong>in</strong>ternationalen Standorten bef<strong>in</strong>det und wie diese durch politische<br />
Maßnahmen gestärkt werden kann.<br />
WAS SIND UNSERE ANTWORTEN?<br />
• Angesichts dieser Fakten wäre es unverantwortlich, auf den Beitrag zu<br />
verzichten, den die Gesundheitswirtschaft - und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />
<strong>Pharma<strong>in</strong>dustrie</strong> - beim Erreichen <strong>der</strong> Ziele <strong>der</strong> Lissabon Agenda<br />
leisten kann. <strong>Die</strong> Europäische Kommission hat die Bedeutung<br />
dieser Branche für die Wettbewerbsfähigkeit erkannt.<br />
• Verschiedene Maßnahmen zur Stärkung des Pharmastandorts <strong>Europa</strong><br />
s<strong>in</strong>d zum Teil bereits umgesetzt worden o<strong>der</strong> bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />
Vorbereitung.<br />
• Innovation ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Schlüssel. Das 7. europäische<br />
Forschungsrahmenprogramm ist ehrgeizig (ca. 50 Milliarden Euro<br />
für den Zeitraum 2007 bis 2013). Gesundheit und Biowissenschaften<br />
s<strong>in</strong>d Prioritäten. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s wichtiges Projekt ist die Geme<strong>in</strong>same<br />
Technologie-Initiative "Innovative Arzneimittel". Durch diese<br />
öffentlich-private Partnerschaft werden Forschungse<strong>in</strong>richtungen, die<br />
Industrie, die Mitgliedstaaten und die Kommission<br />
zusammengebracht. Das Ziel ist es, den Entwicklungsprozess für<br />
Arzneimittel zu beschleunigen, so dass wissenschaftliche<br />
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Durchbrüche schneller <strong>in</strong> sichere, marktfähige Produkte umgesetzt<br />
werden.<br />
• Wir müssen bereit se<strong>in</strong>, neue Technologien zu nutzen. Seit 2002<br />
verfolgt die Europäische Kommission e<strong>in</strong>e umfassende Strategie zu<br />
den Biowissenschaften und zur Biotechnologie. Sie erstreckt sich auf<br />
Aspekte <strong>der</strong> Forschungspolitik und des Rechtsrahmens, aber etwa<br />
auch auf Fragen des Zugangs zu Risikokapital für kle<strong>in</strong>ere und<br />
mittlere Unternehmen.<br />
• <strong>Die</strong> rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d Kernpunkte beim<br />
Bemühen, Innovationen im Arzneimittelbereich zu för<strong>der</strong>n, so dass<br />
neue Produkte frühzeitig dem Patienten zur Verfügung stehen. <strong>Die</strong><br />
Herausfor<strong>der</strong>ung besteht dar<strong>in</strong>, angemessene, auf wissenschaftlicher<br />
Grundlage basierte Rechtsvorschriften zu entwickeln, ohne dass<br />
unnötige bürokratische Fesseln angelegt werden. <strong>Die</strong>s ist von<br />
beson<strong>der</strong>er Bedeutung gerade im H<strong>in</strong>blick auf KMU. Viel wurde<br />
bereits erreicht: <strong>Die</strong> Novellierung <strong>der</strong> europäischen<br />
Arzneimittelvorschriften hat e<strong>in</strong>e substanzielle Verbesserung des<br />
Umfeldes bewirkt. <strong>Die</strong> Stärkung des geistigen Eigentums durch die<br />
Harmonisierung des Unterlagenschutzes auf 10 Jahre und e<strong>in</strong>e<br />
Vielzahl von an<strong>der</strong>en Maßnahmen bei <strong>der</strong> arzneimittelrechtlichen<br />
Zulassung u.a.:<br />
Reduzierungen o<strong>der</strong> Stundung <strong>der</strong> Gebühren,<br />
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leichterer Zugang zu wissenschaftliche Beratung durch die<br />
Agentur,<br />
spezielle Anreize für Unternehmen, die "Orphan Medic<strong>in</strong>al<br />
Products" entwickeln, und<br />
die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es "KMU-Büros" bei <strong>der</strong> EMEA<br />
s<strong>in</strong>d zu nennen.<br />
• <strong>Die</strong> Verordnung für Medikamente zur Behandlung seltener<br />
Krankheiten und die Annahme <strong>der</strong> Verordnung für Arzneimittel<br />
für neuartige Therapien s<strong>in</strong>d zwei weitere Meilenste<strong>in</strong>e. <strong>Die</strong>ser<br />
gewährleistet den höchsten Gesundheitsschutz für Patienten, bei<br />
gleichzeitiger För<strong>der</strong>ung von Innovationen.<br />
• Weitere wichtige Verbesserungen s<strong>in</strong>d mit dem sich auf dem Weg<br />
bef<strong>in</strong>dlichen Pharma-Paket verbunden. <strong>Die</strong>ses Paket besteht aus<br />
zwei Teilen, aus e<strong>in</strong>er Mitteilung und drei konkreten<br />
Gesetzgebungs<strong>in</strong>itiativen. In <strong>der</strong> Mitteilung zeigen wir die<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen auf, denen wir uns gegenüber sehen. Darauf folgt<br />
e<strong>in</strong>e Analyse <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong>, auf denen Handlungsbedarf besteht. Im<br />
zweiten Teil werden drei Gesetzgebungsverfahren auf den Weg<br />
gebracht werden, nämlich:<br />
Pharmacovigilanz<br />
Sicherheit im Vertrieb und<br />
Informationen für Patienten.<br />
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• H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Sicherheit von Mediz<strong>in</strong>produkten und<br />
Arzneimittel machen wir ke<strong>in</strong>e Kompromisse. Im Rahmen unseres<br />
Pharmapakets werden wir die Pharmakovigilanz, d.h. die<br />
Marktüberwachung verstärken. Zusätzlich werden wir, die<br />
Sicherheitsanfor<strong>der</strong>ungen für Arzneimittel im Vertrieb erhöhen.<br />
<strong>Die</strong>s ist notwendig, um Arzneimittelfälschungen entgegenzutreten,<br />
denn jüngste Studien zeigen, dass krim<strong>in</strong>elle Element, das Fälschen<br />
von Arzneimittel zunehmend als lukratives Betätigungsfeld<br />
entdecken. Im Vor<strong>der</strong>grund steht bei unserem Vorschlag, die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Herstellung, die E<strong>in</strong>fuhr und den Vertrieb von<br />
Arzneimitteln zu verschärfen. Wir erwägen hierbei u.a. auch<br />
Maßnahmen, die <strong>der</strong> verbesserten Rückverfolgbarkeit im Vertrieb und<br />
<strong>der</strong> Unversehrtheit <strong>der</strong> Verpackung dienen.<br />
• E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt unsere Arbeit ist die Frage, <strong>in</strong>wieweit <strong>der</strong><br />
Zugang des Patienten zu Arzneimittel<strong>in</strong>formationen verbessert<br />
werden kann. Das Ziel e<strong>in</strong>es mündigen Patienten setzt e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>formierten Patienten voraus. Allerd<strong>in</strong>gs muss bei Arzneimittel auch<br />
e<strong>in</strong> Abgleiten <strong>in</strong> nur den Absatz för<strong>der</strong>nde Werbung vermieden<br />
werden. Auch hierzu hat die Kommission im vergangenen W<strong>in</strong>ter<br />
e<strong>in</strong>en Gesetzgebungsvorschlag gemacht.<br />
• Innovative Konzepte brauchen wir auch bei <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
unseres Gesundheitswesens. <strong>Die</strong> gegenwärtige Zersplitterung des<br />
EU-Arzneimittelmarktes hängt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit <strong>der</strong><br />
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unterschiedlichen nationalen Preisgestaltung und Erstattung<br />
zusammen. Über die Vergütung von Gesundheitsleistungen und<br />
Arzneimitteln entscheiden die Mitgliedstaaten, allerd<strong>in</strong>gs müssen sie<br />
sich dabei an die Bestimmungen <strong>der</strong> Transparenzrichtl<strong>in</strong>ie<br />
(89/105/EWG) und des EG-Vertrags halten, wonach<br />
Entscheidungen über Preisgestaltung und Erstattung<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e rasch und transparent zu erfolgen haben.<br />
Unterschiedliche Systeme führen zu Unterschieden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Preisgestaltung und Erstattung, <strong>der</strong> Zeitspanne bis zur Marktzulassung<br />
und den Zugangsmöglichkeiten.<br />
• <strong>Die</strong> Mitgliedstaaten stehen vor <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
drei Ziele <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen: Optimale Nutzung <strong>der</strong><br />
Ressourcen, um die F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> Gesundheit für e<strong>in</strong>e<br />
alternde Bevölkerung dauerhaft zu sichern, Zugang zu<br />
Arzneimitteln für EU-Patienten und Anreize für Innovationen<br />
• Was kann die Europäische Kommission tun? Sie kann die<br />
Mitgliedstaaten bei ihren Entscheidungen unterstützen und als<br />
ehrlicher Makler fungieren. E<strong>in</strong>e solche Funktion hatte im Bereich<br />
Arzneimittel das Pharmazeutische Forum, das im Oktober 2008<br />
erfolgreich abgeschossen wurde. Ziel dieser Initiative war es, e<strong>in</strong>e<br />
schnellere und bessere Verfügbarkeit von Arzneimittel <strong>in</strong> den<br />
Mitgliedstaaten zu ermöglichen, gleichzeitig aber auch die<br />
bestmögliche Verwendung von beschränkten öffentlichen Mitteln<br />
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zu garantieren. Das Arzneimittelforum hat geme<strong>in</strong>same Grundsätze<br />
verabschiedet, um zukünftige nationale Preisfestsetzungs- und<br />
Erstattungspolitiken und Entscheidungen zur relativen Wirksamkeit<br />
zu unterstützen. Aufgrund <strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Prozess gemachten positiven<br />
Erfahrungen werden <strong>der</strong> Informationsaustausch und die<br />
Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und mit den<br />
Betroffenen auf EU-Ebene verstärkt. Ferner wurden konkrete<br />
Ergebnisse zum Thema Patienten<strong>in</strong>formationen erzielt.<br />
• Zur <strong>in</strong>ternationalen Dimension…Viele <strong>der</strong> aufgeworfenen Fragen<br />
lassen sich besser <strong>in</strong>ternational beantworten, z.B. Epidemien o<strong>der</strong> die<br />
sich aus <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Wertschöpfungskette ergebenden Folgen.<br />
Deshalb ist <strong>in</strong>ternationale Zusammenarbeit e<strong>in</strong> "Muss". Durch die<br />
Globalisierung entstehen aber auch neue Herausfor<strong>der</strong>ungen im<br />
Bereich <strong>der</strong> öffentlichen Gesundheit. Illegale Arzneimittel gibt es <strong>in</strong><br />
unterschiedlicher Form, darunter Arzneimittelfälschungen. Sicherheit<br />
ist e<strong>in</strong>e Voraussetzung für den Handel mit Arzneimitteln. Gefälscht<br />
werden nicht nur „Lifestyle“-Produkte wie "Viagra", son<strong>der</strong>n<br />
auch Arzneimittel zur Behandlung von lebensgefährlichen<br />
Krankheiten. <strong>Die</strong> Bekämpfung von Fälschungen erfor<strong>der</strong>t<br />
geme<strong>in</strong>same <strong>in</strong>ternationale Anstrengungen. <strong>Die</strong> bilaterale<br />
Zusammenarbeit mit ausgewählten Drittlän<strong>der</strong>n muss<br />
weiterentwickelt werden. Deshalb werden neue Mechanismen für<br />
den Austausch von Informationen über illegale Vertriebskanäle<br />
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und Fälschungen e<strong>in</strong>gerichtet werden. <strong>Die</strong> Kommission arbeitet<br />
geme<strong>in</strong>sam mit europäischen und <strong>in</strong>ternationalen Partnern <strong>in</strong>tensiv an<br />
diesem Thema. Sie verfolgt diese Ziele zusätzlich zu ihren bilateralen<br />
Kontakten im Rahmen <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation (WHO) und<br />
des <strong>Europa</strong>rates.<br />
• <strong>Die</strong> Festlegung und Durchsetzung <strong>in</strong>ternationaler Normen für die<br />
öffentliche Gesundheit spielt e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle, um zu<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass unsichere Produkte auf den EU-Markt gelangen. <strong>Die</strong><br />
mit den USA und Japan auf <strong>der</strong> Internationalen<br />
Harmonisierungskonferenz (ICH) durchgeführten Arbeiten s<strong>in</strong>d von<br />
enormer Bedeutung und müssen ausgeweitet werden. ICH-Normen<br />
sollten geför<strong>der</strong>t werden, damit sie weltweit akzeptiert werden.<br />
Gleichzeitig bietet die Zusammenarbeit Möglichkeiten, durch<br />
Maßnahmen zugunsten europäischer Unternehmen die Position <strong>der</strong><br />
EU zu stärken. Initiativen für e<strong>in</strong>en Dialog über<br />
Regulierungsfragen mit Drittländen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den<br />
Schwellenlän<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d erfolgversprechend.<br />
• <strong>Europa</strong> ist für e<strong>in</strong>en fairen weltweiten Wettbewerb gut gerüstet. Es ist<br />
jedoch unstrittig, dass nichttarifäre Handelshemmnisse<br />
europäischen Anbietern den Marktzugang oft erschweren, während<br />
Nicht-EU-Unternehmen gleichzeitig den vollen Zugang zu den<br />
offenen europäischen Märkten nutzen. <strong>Die</strong> Kommission hat deshalb<br />
die Zusammenarbeit mit aufstrebenden Handelspartnern <strong>in</strong><br />
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verschiedenen, für Arzneimittel relevanten Bereichen aufgenommen,<br />
um auf diese Weise sicherzustellen, dass EU-Unternehmen unter<br />
gleichen Bed<strong>in</strong>gungen auf ausländischen Märkten konkurrieren<br />
können und ihre Konkurrenten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Regeln <strong>der</strong><br />
Welthandelsorganisation (WTO) e<strong>in</strong>halten.<br />
• <strong>Europa</strong> steht zu se<strong>in</strong>er Verantwortung. <strong>Die</strong> EU spielt bei <strong>der</strong><br />
Bekämpfung armutsbed<strong>in</strong>gter und vernachlässigter Krankheiten,<br />
die die Entwicklungslän<strong>der</strong> unverhältnismäßig stark betreffen<br />
e<strong>in</strong>e konstruktive Rolle. <strong>Die</strong> Kommission för<strong>der</strong>t die Forschung für<br />
und mit Afrika zu Therapien für vernachlässigte Krankheiten und hat<br />
es <strong>in</strong>ternationalen Unternehmen ermöglicht, den Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
Arzneimittel mit deutlichen Preisnachlässen zur Verfügung zu stellen.<br />
Gleichzeitig wurden Vorkehrungen getroffen, dass diese<br />
Vorzugspreise nicht durch Re-Importe zu negativen Auswirkungen<br />
auf dem EU-Markt führen. <strong>Die</strong> EU unterstützt ferner den „Globalen<br />
Fonds zur Bekämpfung von HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria“ <strong>in</strong><br />
den Entwicklungslän<strong>der</strong>n. <strong>Die</strong> bedeutenden f<strong>in</strong>anziellen Beiträge aus<br />
öffentlichen und privaten Quellen wie Wohltätigkeitsorganisationen<br />
ermöglichen es dem Globalen Fonds, Prävention, Behandlung und<br />
Pflege zu för<strong>der</strong>n und so die dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen zur<br />
Bekämpfung dieser Krankheiten zu beschleunigen.<br />
III. Fazit<br />
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• <strong>Europa</strong> kann e<strong>in</strong>en Beitrag leisten, e<strong>in</strong> Umfeld zu schaffen, das<br />
sowohl <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> öffentlichen Gesundheit als auch <strong>der</strong><br />
Wettbewerbsfähigkeit dient, und ermöglicht so, dass Patienten <strong>in</strong><br />
<strong>Europa</strong> und weltweit vom therapeutischen Fortschritt profitieren<br />
können.<br />
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