Risch Andreas.pdf - Osteopathic Research
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unser Leben integrieren und uns den mit den Grundströmungen unauflöslich<br />
verbundenen Ängsten stellen, prägt unsere Art in der Welt zu sein und ihr zu<br />
begegnen. Das Ziel ist eine Ausgewogenheit zwischen den verschiedenen Aspekten:<br />
Wer genauso schizoid wie depressiv ist und genauso zwanghaft, wie hysterisch wird<br />
von Riemann (1989) als ein seelisch gesunder Mensch beschrieben. Ängste können<br />
Schwächen und Abneigungen genauso wie Stärken und Neigungen zum Vorschein<br />
bringen. In der Regel gestalten wir unser Leben so, dass wir bezogen auf den<br />
jeweiligen sozio-kulturellen Kontext Vorteile suchen und Nachteile vermeiden. Das ist<br />
nachvollziehbar und sinnvoll, da aufgrund der Polaritäten zu jeder Strömung die<br />
Angst vor der Gegenströmung gehört. Gleichzeitig scheint ein hohes Maß an<br />
Lebendigkeit und seelischem Wohlbefinden dann möglich zu sein, wenn es uns<br />
gelingt, eine Gleichgewichtigkeit zwischen diesen gegensätzlichen Impulsen zu<br />
leben, ähnlich wie bei Gesundheit und Krankheit. Dabei meint Gleichgewichtigkeit<br />
nicht etwas Statisches, sondern etwas nie Erreichtes, etwas in unserer inneren<br />
Dynamik immer wieder Herzustellendes. Das würde bei Antonovsky dem Prinzip der<br />
Heterostase entsprechen (Riemann, 1989).<br />
4.4 Ergänzende Betrachtungen<br />
„Die sogenannte Gesundheitsdiskussion in Deutschland ist zu einer Diskussion darüber<br />
geworden, wie Gesundheitsleistungen finanziert werden können und dass die<br />
Gesundheitskosten dringend gesenkt werden müssen – aber wer versteht in dieser<br />
Diskussion was unter Gesundheit? Die öffentliche Diskussion findet statt, ohne dass dies<br />
geklärt wäre, ohne dass ein Konsens über den Stellenwert und die Bedeutung von Gesundheit<br />
und Krankheit bestünde. So ist die „Gesundheitsreform“ ein dominantes Politikthema der<br />
letzten Jahre geworden. Aber welche Gesundheit soll eigentlich reformiert werden“ (Franke,<br />
2010, S. 13).<br />
Franke (2010) zeigt auf, dass nahezu unhinterfragt das biomedizinische<br />
Krankheitsmodell die theoretische Grundlage für Diskussionen und Bewertung der<br />
medizinischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte wie Neuroimmunologie und<br />
Neuropsychologie, Gentechnologie und Verhaltensgenetik darstellt. Dem zufolge<br />
würden in erster Linie in der Person liegende Defekte und Dysfunktionen die<br />
Krankheit bedingen und soziale und gesellschaftliche Faktoren würden konsequent<br />
ausgeblendet, obwohl sie zuverlässigen weltweiten epidemiologischen