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Risch Andreas.pdf - Osteopathic Research

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In welchem Verhältnis Metaphern und Wirklichkeit stehen erklärt uns Geisler (2001)<br />

in seinem Aufsatz „Herren der Metapher“:<br />

„Häufig geht der Weg von der Metapher über das Experiment zur Wirklichkeit, nicht<br />

umgekehrt. Einstein wurde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die Theorien der Physik<br />

zunächst freie Erfindungen, metaphorische Fantasien des menschlichen Geistes sind. In der<br />

Metapher finden sie ihre erste Artikulation. Metaphern werden so zu einem eigenständigen<br />

Modus der Wirklichkeitserfahrung, wobei sie der Wirklichkeit vorausgehen. Metaphern sind<br />

Weltmodelle, die bereits Handlungsanweisungen enthalten“ (Geisler, 2001, S. 2).<br />

Als Beispiel führt er hier die Matapher „BUCH DES LEBENS“ für das Genom auf und<br />

zeigt wie es Denken und Handeln in der Medizin bestimmen kann.<br />

Wie sich z. B. ärztliche Praxis auf der Basis von Metaphern konstituiert zeigt<br />

Schachtner (1999) in ihrer anschaulichen Studie mit thematisch strukturierten<br />

Interviews. Dies beinhaltet unter anderem, wie Ärzte zu ihrer Diagnose kommen,<br />

welche therapeutischen Entscheidungen sie treffen und wie sich die Arzt-Patient-<br />

Beziehung gestaltet. Metaphern würden den Ärzten Orientierung und Leitlinien<br />

bieten, ihre Aufmerksamkeit lenken und dadurch Prioritäten setzen. Sie würden eine<br />

entscheidende Rolle bei der Blickdiagnose spielen und die Auswahl von<br />

Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden begründen (Schachtner, 1999).<br />

So wie Lakoff u. Johnson auf den Aspekt des „Hiding und Highlighting“, also die<br />

Aspekte des Hervorhebens und des Verbergens bei Metaphern hingewiesen haben<br />

wird auch von anderen Autoren kritisch auf den wichtigen Umstand hingewiesen,<br />

dass Metaphern, die medizinische Theorien (z.B. Therapien) beschreiben, unsere<br />

Handlungsmöglichkeiten, d.h. therapeutische Möglichkeiten nicht nur lenken,<br />

sondern auch begrenzen können (Lakoff/Johnson, 1980, Rijn van Tongeren, 1997).<br />

Metaphern können bestimmte Aspekte der Therapie betonen, gleichzeitig andere<br />

wertvolle therapeutische Möglichkeiten aber verdecken. Zum Beispiel die Betonung<br />

auf der „Ausrottung“ von Krankheit (z.B.: Masern) anstatt die Verminderung der<br />

„Empfänglichkeit“ des Patienten für diese Krankheit (Schiefer, 2005).

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