Märtyrer des Versuchs einer Erneuerung
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Buch enthalten ist, richte sich an spätere Generationen, d.h. die Generation<br />
unserer Zeit, da sie deren Bewußtseinsstand widerspiegelt, Antwort gibt<br />
auf deren Probleme und deren Fähigkeiten berücksichtigt.<br />
Auf diese Weise entwarf Mahmud ein weitgehend umfassen<strong>des</strong><br />
islamisches Weltbild, das dem traditionellen Weltbild der Orthodoxie<br />
diametral entgegengesetzt war, sich aber dennoch voll und ganz auf die<br />
heiligen Texte stützen konnte. Es war ein Weltbild, das alles in allem den<br />
Islam als zeitgemäße, menschliche und fortschrittliche Religion darstellt,<br />
eine Religion, die die Gleichberechtigung der Menschen fordert, die den<br />
Krieg verurteilt und zum Frieden aufruft. Hier soll anhand von ein paar<br />
Grundproblemen das Weltbild Mahmuds und die Methode s<strong>einer</strong> Schule<br />
dargestellt, und, anhand der Art und Weise, wie die Fundamentalisten diese<br />
Probleme behandeln, der Gegensatz aufgezeigt werden, in dem beide<br />
Schulen zueinander stehen.<br />
Erstes Problem: Der Umgang mit den Anderen, das heißt mit den Nicht-<br />
Muslimen. Mahmud stellte fest, daß nach Ansicht der Dogmatiker dieses<br />
Problem in den (dem Zeitpunkt der Offenbarung nach) letzten Suren,<br />
vielleicht sogar der allerletzten Sure geregelt sei, derjenigen mit dem Titel<br />
"Die Reue" (Sure 9). Nach ihrer Auffasung wären durch diese, eben<br />
<strong>des</strong>halb, weil sie die letzte sei, alle in vorhergehenden Suren enthaltenen<br />
Bestimmungen abrogiert (widerrufen) worden. Besagte Sure stellt zwei<br />
Prinzipien auf, wovon das eine die Götzendiener betrifft, d.h. diejenigen,<br />
die kein heiliges Buch der Offenbarung besitzen. Auf sie bezüglich heißt es<br />
in der Sure "Die Reue" im Vers 5: "Sind aber die heiligen Monate<br />
verflossen, so erschlagt die Götzendiener, wo ihr sie findet, und packt sie<br />
und belagert sie und lauert ihnen überall auf. Wenn sie sich jedoch<br />
bekehren und das Gebet verrichten und die Armensteuer zahlen, so laßt sie<br />
ihres Weges ziehen! Gott ist verzeihend und barmherzig."<br />
Bezüglich der Inhaber der geoffenbarten Schriften, der Juden und der<br />
Christen, heißt es hingegen in dieser Sure im Vers 29: "Kämpft wider jene<br />
von denen, welchen die Schrift gegeben ward, die nicht an Gott glauben<br />
und an den Jüngsten Tag, und die nicht verbieten, was Gott und sein<br />
Gesandter verboten haben, und nicht bekennen das Bekenntnis der<br />
Wahrheit, bis sie demütig die Kopfsteuer zahlen." Das bedeutet, daß für die<br />
Götzendiener zwei Möglichkeiten zur Wahl stehen, entweder die<br />
Bekehrung zum Islam oder der Tod, wogegen die Inhaber der Schrift<br />
zwischen drei Möglichkeiten wählen können: der Bekehrung zum Islam,<br />
der Kopfsteuer oder dem Schwert.<br />
Nach Ansicht von Mahmud gehören diese Bestimmungen zur ersten<br />
Botschaft <strong>des</strong> Islam. Dagegen gelten gemäß der zweiten Botschaft, die für<br />
unsere Zeit bestimmt ist, folgende Verse:<br />
Der Vers 29 aus der Sure "Die Höhle" (Sure 18): "Und sprich: Die<br />
Wahrheit ist von eurem Herrn, und wer will, der glaube, und wer will, der<br />
glaube nicht."<br />
Der Vers 99 aus der Sure "Jonas" (Sure 10): "Und wenn dein Herr gewollt<br />
hätte, so würden alle auf der Erde insgesamt gläubig werden. Willst du<br />
etwa die Leute zwingen, gläubig zu werden?"