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Märtyrer des Versuchs einer Erneuerung

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Bürgerkrieg zerissenen Lan<strong>des</strong> auf dem Verhandlungsweg<br />

wiederherzustellen.<br />

Diese Haltung <strong>einer</strong> kritischen Unterstützung mußten sie fast über Nacht<br />

aufgeben, als im September 1983 Numeiri per Präsidialdekret ein eilig von<br />

ihm hörigen Juristen zusammengestoppeltes Strafgesetzbuch, das die im<br />

Koran vorgeschrieben Körperstrafen wie Auspeitschung, Amputation von<br />

Gliedmaßen, Kreuzigung und Steinigung einführte, aber sonst mit dem<br />

Koran nichts zu tun hatte, unter dem Etikett Scharia als Gesetz <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

verkündete und sich selbst als Imam den Treueid schwören ließ. Mahmud<br />

Mohammed Taha und die Republikanischen Brüder organisierten den<br />

Widerstand, indem sie die Legitimität der Dekrete bestritten und sie als<br />

verwerflichen Mißbrauch <strong>des</strong> Islams verurteilten.<br />

Ein Jahr in Isolationshaft ohne Gerichtsverfahren im Kober-Gefängnis von<br />

Khartoum konnte den Widerstandsgeist von Mahmud Mohammed Taha<br />

nicht brechen. Am 19.Dezember 1984 aus dem Gefängnis entlassen,<br />

brandmarkte er erneut auf <strong>einer</strong> Studentenversammlung und in einem<br />

Flugblatt mit dem Titel "Dieses - oder die Sintflut" die von Numeiri als<br />

Scharia eingeführten Gesetze als Verhöhnung <strong>des</strong> Islam und Gefahr für die<br />

Einheit <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Kurz darauf, am 5.1.1985 wurde er erneut verhaftet,<br />

und nunmehr wurde gegen ihn ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das<br />

Gesetz über die Staatssicherheit eröffnet. In einem Schnellverfahren, das<br />

von Mahmud und seinen vier mitangeklagten Republikanischen Brüdern<br />

wegen Inkompetenz <strong>des</strong> Gerichts boykottiert wurde, wurde das To<strong>des</strong>urteil<br />

verhängt.<br />

Im Volk herrschte aber bereits eine spürbar so regierungsfeindliche<br />

Stimmung und das Urteil rief eine solche Empörung hervor, daß sich das<br />

Numeiri-Regime gezwungen sah, eine Revisionsverhandlung<br />

anzuberaumen, in der ein ganz neuer Anklagepunkt eingeführt wurde,<br />

nämlich die Anklage wegen Apostasie. Allerdings gab es auch in der neuen<br />

Gesetzgebung noch keinen Paragraphen, der Apostasie unter Strafe gestellt<br />

hätte . Man stützte sich <strong>des</strong>halb auf einen Paragraphen aus dem Gesetz<br />

über die Grundlagen der Urteilsfindung, der dem <strong>des</strong> Strafgesetzbuches <strong>des</strong><br />

Dritten Reiches über das gesunde Volksempfinden nachgebildet war:<br />

Danach war es ins freie Ermessen <strong>des</strong> Richters gestellt, zu bestimmen, was<br />

dem Geist der Scharia widerspricht und entsprechend strafbar ist, und die<br />

ihm angemessen scheinende Strafe festzusetzen.<br />

Mahmud Mohamed Taha wurde, den Wünschen Numeiris folgend, am<br />

15.Januar 1985 zum Tode verurteilt und drei Tage später, am 18.Januar<br />

1985, hingerichtet. Seitdem wird der 18.Januar von der arabischen<br />

Organisation für Menschenrechte als jährlicher Gedenktag begangen.<br />

Lebenslauf von Taha Ibrahim<br />

Peter-Anton von Arnim<br />

Taha Ibrahim Mohammed Abdallah wurde in der Stadt Toker im Ostsudan

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