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Märtyrer des Versuchs einer Erneuerung

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Anklage der Abtrünnigkeit auf eine Regel, die ursprünglich eine<br />

sprachliche Regel, aber von den Dogmatikern zu <strong>einer</strong> Glaubensregel<br />

erhoben worden war, wonach <strong>einer</strong>, der etwas leugnet, von dem er weiß,<br />

daß es unabdingbar zum Glauben gehört, als ketzerischer Ungläubiger zu<br />

behandeln ist. Wenn also Mahmud die Pflicht zur Anwendung von Gottes<br />

Scharia leugnete, mußte man ihn als vom Islam Abtrünnigen betrachten. Er<br />

wurde zum Tode verurteilt und am 18.Januar 1985 hingerichtet. Und so<br />

starb Mahmud als Blutzeuge jener heiligen Texte, mit deren Hilfe er<br />

versucht hatte, die fundamentalistische Gedankenwelt zu durchbrechen.<br />

(Übersetzung aus dem Arabischen von Peter-Anton von Arnim)<br />

Zur Ergänzung dieses Artikels:<br />

Erklärung von Mahmud Mohammed Taha am 14.Januar 1985 (vier Tage<br />

vor s<strong>einer</strong> Hinrichtung) zu dem gegen ihn wegen Ketzerei eingeleiteten<br />

Gerichtsverfahren, an dem teilzunehmen er sich weigerte:<br />

"Ich habe zu wiederholten Malen meine Meinung zu den<br />

Septembergesetzen von 1983 erklärt , und zwar, daß sie im Widerspruch<br />

stehen zur Scharia und zum Islam, ja noch schlimmer, daß sie die Scharia<br />

und den Islam verunglimpfen und zum Schreckbild werden lassen,<br />

darüberhinaus, daß sie geschaffen und dazu eingesetzt worden sind, das<br />

Volk zu terrorisieren und es auf dem Weg der Demütigung zum Schweigen<br />

zu bringen, und schließlich, daß sie die Einheit <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> in Gefahr<br />

bringen. Soweit, was ihren theoretischen Aspekt betrifft.<br />

Was nun ihre Anwendung anlangt, so fehlt den Richtern, die unter diesen<br />

Gesetzen ihre Richterstühle eingenommen haben, die berufliche<br />

Qualifikation, und sie sind moralisch so schwach, daß sie sich dem Einfluß<br />

der Exekutivgewalt nicht zu entziehen vermögen, die sie dazu gebraucht,<br />

die Grundrechte mit Füßen zu treten und den Islam zu verunglimpfen und<br />

das Volk zu demütigen und den freien Gedanken und die Denker zu<br />

verhöhnen.<br />

Aus diesem Grunde bin ich nicht bereit, mit einem Gericht<br />

zusammenzuarbeiten, das die Freiheit unabhängiger Richter verleugnet ,<br />

und das sich dazu hergibt, ein Instrument zu sein zur Demütigung <strong>des</strong><br />

Volkes und zur Verhöhnung <strong>des</strong> freien Gedankens und zur Fesselung der<br />

politischen Opposition."<br />

(Aus dem Arabischen von Peter-Anton von Arnim)<br />

Lebenslauf von Mahmud Mohammed Taha<br />

Peter-Anton von Arnim<br />

Mahmud Mohammed Taha wurde 1909 in der Ortschaft Rufa'a am Ostufer<br />

<strong>des</strong> Blauen Nils im mittleren Sudan geboren. 1936 schloß er seine

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