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Märtyrer des Versuchs einer Erneuerung

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Synagogen oder Klöstern, ... und was davon zerstört wurde, soll nicht<br />

wiederaufgebaut werden. Und in ihren Kirchen sollen sie ihre Glocken nur<br />

leise läuten, und sie sollen darüber kein Kreuz anbringen. Und sie sollen<br />

sich bei ihren Festen nicht versammeln wie es die Muslime tun. Sie sollen<br />

für ihre Religion keine Mission treiben und zum Beitritt auffordern. Sie<br />

sollen in der Nachbarschaft von Muslimen keine Schweine mästen und<br />

keinen Alkohol verkaufen. Sie sollen sich nicht kleiden wie die Muslime,<br />

sich nicht gebärden wie diese und nicht wie sie sprechen. Sie sollen die<br />

Muslime in ihren Versammlungen achten, und sie sollen einen Muslim auf<br />

Reisen drei Tage lang beherbergen. Sie sollen zusammen mit einem<br />

Muslim kein Geschäft betreiben, es sei denn, der Muslim hat dabei die<br />

Geschäftsführung inne." (Ibn Al Qajim Djuseh: "Das Buch über die<br />

Schutzbefohlenen").<br />

Mahmud untersuchte diese Bestimmungen und stellte fest, daß sie alle zur<br />

ersten Botschaft <strong>des</strong> Islam gehörten. Er erklärte, daß die zweite Botschaft<br />

die völlige Gleichbehandlung der Menschen fordere und stützte sich dabei<br />

auf eine Reihe von Textstellen, worunter die wichtigste lautet:<br />

"O ihr Menschen! Siehe, wir haben euch als Mann und Frau erschaffen und<br />

zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Siehe,<br />

derjenige unter euch gilt bei Gott am meisten, der der Frömmste ist." (Sure<br />

49 "Die Gemächer", Vers 13).<br />

Mahmud zufolge hebt dieser Vers die Diskriminierung zwischen den<br />

Menschen auf, da er nicht (wie die Verse der ersten Botschaft) speziell an<br />

die Gläubigen oder die Muslime gerichtet ist, sondern an "die Menschen"<br />

ganz allgemein. Der Vers hebt ausdrücklich insbesondere die<br />

Diskriminierung aufgrund <strong>des</strong> Geschlechts - Mann und Frau - auf, und<br />

aufgrund der ethnischen Herkunft - Völker und Stämme -, <strong>des</strong>gleichen hebt<br />

er aber ebenfalls die Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe oder der<br />

Religionszugehörigkeit auf. In diesem Zusammenhang läßt sich auch der<br />

Ausspruch <strong>des</strong> Propheten anführen: "Alle Menschen sind gleich wie die<br />

Zinken eines Kamms".<br />

Aus all dem Gesagten geht klar hervor, daß Mahmud die von den<br />

Dogmatikern entwickelte Theorie der Abrogation ablehnte. Mahmud<br />

sagte, daß die Verse der zweiten Botschaft, die von den Dogmatikern für<br />

abrogiert erklärt worden sind, in Wahrheit die göttliche Weisheit enthalten,<br />

die für die Menschheit eine fortschrittliche, auf Toleranz begründete<br />

Ordnung vorzeichnet, welche, wenn die Zeit dafür reif ist, von der<br />

Menschheit verwirklicht werden wird.<br />

Aber Mahmud blieb dem Prinzip verhaftet, vom Wortlaut <strong>des</strong> heiligen<br />

Textes auszugehen und ihn in s<strong>einer</strong> sprachlichen Bedeutung nach der<br />

Logik der Fundamentalisten zu behandeln, womit er sich der Logik bzw.<br />

der Denkmethode verschloß, die dem koranischen Denken eigentümlich,<br />

aber nicht in s<strong>einer</strong> rein sprachlichen Form zu finden ist. Das hat bei ihm<br />

zu gefährlichen Verwirrungen geführt, so daß es ihm beispielsweise nicht<br />

gelungen ist, die Theorie der Abrogation zu überwinden, welche aus dem<br />

koranischen Vers abgeleitet wird: "Wenn wir einen Vers aufheben oder in<br />

Vergessenheit bringen, so ersetzen wir ihn durch einen besseren oder

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