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Werbung und Selbstreferentialität

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In derartigen Zeichensystemen wird jedes gesprochene oder geschriebene Wort, jede Geste,<br />

jede Situation zu einem Zeichen, das von einem Rezipienten erst dekodiert werden muss. Die<br />

Zeichen werden über einen technischen Kanal, ein Medium, ausgetauscht. 26 Dies kann sowohl<br />

die menschliche Stimme als auch beispielsweise das Fernsehen sein.<br />

<strong>Werbung</strong> ist demnach ein Zeichensystem, das der Rezipient mit Hilfe seines gespeicherten<br />

Kulturwissens dekodieren kann. Viele Werbespots oder Werbeanzeigen nehmen Bezug auf<br />

andere kulturelle oder künstlerische „Texte“ beziehungsweise Zeichensysteme. Dabei kann<br />

die <strong>Werbung</strong> unabhängig vom Medium auf andere Systeme Bezug nehmen. Das bedeutet,<br />

dass <strong>Werbung</strong> voller Anspielungen steckt, sei es auf Literatur, Sprichwörter, Liedtitel <strong>und</strong> –<br />

texte oder auf andere <strong>Werbung</strong>. 27 Im Folgenden nenne ich den Text, auf den Bezug genom-<br />

men wird, „Prätext“ <strong>und</strong> den Bezug nehmenden Text „Referenztext“.<br />

Hier muss Niklas Luhmann also widersprochen werden, welcher der Auffassung war, dass<br />

Intertextualität eines der Momente sei, in denen sich <strong>Werbung</strong> von der Kunst unterscheidet 28 ,<br />

denn die <strong>Werbung</strong> handhabt Intertextualität vielleicht zu anderen Zwecken als die Kunst, im<br />

Endeffekt sind die Themen <strong>und</strong> Darstellungen der <strong>Werbung</strong> aber ähnlich wie die Kunst durch-<br />

drungen von Anspielungen <strong>und</strong> Zitaten.<br />

In ihrer Art der Bezugnahme kann die Intertextualität der <strong>Werbung</strong> in folgende Gr<strong>und</strong>formen<br />

unterschieden werden:<br />

1) eine mehr oder weniger vollständige Übernahme von Prätexten – also Zitate, die ent-<br />

weder als solche markiert oder unmarkiert sind. 29 Beispiel: „Wie es euch gefällt“ als<br />

Anzeigenwerbung für das Softwareunternehmen Jawa [sic!] <strong>und</strong> als Zitat des Titels<br />

einer Komödie von William Shakespeare.<br />

2) Übernahme der syntaktischen Struktur. Beispiel: Der Film „Manche mögen’s heiß“<br />

mit Marilyn Monroe wird in der VW Polo-<strong>Werbung</strong> verfremdet übernommen: „Man-<br />

che mögen’s sicher“. 30<br />

3) Übernahme einzelner lexikalischer Elemente. Beispiel: Die Schlagzeile „Täglich<br />

frisch gepresst“ einer Anzeige für den B<strong>und</strong>esverband Druck, nimmt Bezug auf den<br />

26<br />

Link, Jürgen: Literatursemiotik, in: Literaturwissenschaft. Ein Gr<strong>und</strong>kurs, hrsg. von Helmut Brackert <strong>und</strong> Jörn<br />

Stückrath, Hamburg 2000, 6. Auflage, S. 20f.<br />

27<br />

vergl. Stöckl, Hartmut: Werbliche Persuasion als Vermittler zwischen öffentlichem <strong>und</strong> privatem Diskurs, in:<br />

Beiträge zur Persuasionsforschung, S. 295f.<br />

28<br />

Luhmann, Niklas: Die Realität der Massenmedien, Opladen 1996, 2. Aufl., S. 86<br />

29<br />

Holthuis, Susanne: Intertextualität. Aspekte einer rezeptionsorientierten Konzeption, Tübingen 1993, S. 108f.<br />

30<br />

vergl. Janich, Nina: Werbesprache. Ein Arbeitsbuch, Tübingen 2001, 2. Auflage, S. 175

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