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Nr. 2 Reibung Teil A - KFU

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<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>Reibung</strong> <strong>Teil</strong> A<br />

Die verschiedenen Arten der <strong>Reibung</strong> sind für unterschiedliche Bewegungsvorgänge zu<br />

bestimmen.<br />

1. Notwendiges Basiswissen<br />

Einfache Bewegungsvorgänge; Newton´sche Gesetze, Kenntnis über Begriffe wie: Masse,<br />

Kraft, Beschleunigung, Geschwindigkeit, Ort und Zeit; Haftreibung, Gleitreibung,<br />

Rollreibung, laminare Strömung, Viskosität, Hagen-Poiseuille´sches Gesetz, Stokes´sche<br />

<strong>Reibung</strong>, Reynolds´sche Zahl.<br />

2. Aufgabenstellungen<br />

a) Bestimme die Haftreibung für verschiede Materialien (Aluminium auf Aluminium,<br />

Teflon auf Aluminium, Stahl auf Aluminium, Kunststoff auf Aluminium).<br />

b) Bestimme die Gleitreibung für verschiedene Materialien (Aluminium auf Aluminium,<br />

Teflon auf Aluminium, Stahl auf Aluminium, Kunststoff auf Aluminium).<br />

c) Bestimme die Viskosität einer zähen Flüssigkeit (Glycerin) mithilfe der<br />

Kugelfallmethode mit Korrektur für den endlichen Durchmesser des Gefäßes.<br />

d) Bestimme die Viskosität einer Flüssigkeit (Wasser) mithilfe des Hagen-Poiseuille´schen<br />

Gesetzes (Ostwald-Viskosimeter).<br />

e) Bestimme die Temperaturabhängigkeit der Viskosität und stelle diese in einem<br />

Diagramm dar.<br />

f) Bestimme die Reynolds´sche Zahl für die bewegte Kugel in einer zähen Flüssigkeit.<br />

Trage diese in Abhängigkeit des Kugeldurchmessers auf.<br />

Vorgangsweise<br />

ad a) Die verschiedenen Probekörper (Klötze aus Alu, Stahl, Teflon, Kunststoff) sind<br />

nacheinander in die V-förmige Schiene zu legen. Die Neigung der Schiene wird<br />

solange erhöht, bis der Probekörper hinuntergleitet. Der Grenzwinkel α, bei dem<br />

Bewegung des Probekörpers einsetzt, ist zu bestimmen. Aus diesem Winkel ist für<br />

den Fall einer 90° V-förmigen Schiene (β = 45°) der Haftreibungskoeffizient für<br />

diesen Probekörper zu bestimmen. Das Experiment ist an verschiedenen Stellen (ca.<br />

30) der Schiene zu wiederholen und aus den verschiedenen Ergebnissen des<br />

Haftreibungskoeffizienten Mittelwert und Standardabweichung zu bestimmen. Das<br />

Experiment ist für die verschiedenen Materialien (Alu, Stahl, Teflon, Kunststoff)<br />

durchzuführen.<br />

ad b) Die verschiedenen Probekörper (Klötze aus Alu, Stahl, Teflon, Kunststoff) werden<br />

in der V-förmigen Schiene, welche um den Winkel ϕ gegenüber der Horizontalen<br />

geneigt ist, zum Rutschen gebracht. Die dafür benötigte Zeit wird elektronisch<br />

erfasst. Für verschiedene Neigungswinkel ϕ ist der Gleitreibungskoeffizient zu<br />

bestimmen und Mittelwert und Standardabweichung anzugeben. Das Experiment ist<br />

für die verschiedenen Materialien (Alu, Stahl, Teflon, Kunststoff) durchzuführen.<br />

ad c) Die konstante Geschwindigkeit einer fallenden Stahlkugel in einer zähen Flüssigkeit<br />

ist zu bestimmen. Dazu wird die Zeit zwischen 2 Wegmarken mithilfe der<br />

elektronischen Stoppuhr gemessen. Der Bereich konstanter Geschwindigkeit<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 1


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

zwischen den Wegmarken wird dadurch erreicht, dass die Fallhöhe über der<br />

Flüssigkeitsoberfläche entsprechend gewählt wird. Dies kann iterativ erfolgen: Nach<br />

dem ersten Versuch wurde die konstante Geschwindigkeit mit v0 ermittelt; die<br />

2<br />

v0<br />

benötigte 1. Abschätzung der Fallhöhe ergibt sich aus: s1<br />

= . Mit dieser Fallhöhe<br />

2g<br />

wird der nächste Versuch gestartet. Für den i-ten Versuch ergibt sich die Fallhöhe<br />

2<br />

vi−1<br />

zu: si<br />

= . Nach wenigen Versuchen ist bereits die geeignete Fallhöhe bestimmt.<br />

2g<br />

(g = 9,81m/s 2 ). Das Experiment ist mit Stahlkugeln mit verschiedenen Radien<br />

durchzuführen. Für jeden Kugelradius sind aus ca. 10 Versuchen der Mittelwert der<br />

2r ( K Fl )<br />

Geschwindigkeit zu ermitteln. Trägt man<br />

9v<br />

2<br />

ρ − ρ r<br />

gegen auf, so kann mit<br />

R<br />

lim<br />

r<br />

→<br />

R<br />

0<br />

die Viskosität η bestimmt werden. Gleichzeitig erhält man die<br />

⎛ r ⎞<br />

r<br />

Korrekturfunktion f ⎜ ⎟ , welche mit 1 + C linear approximiert werden kann.<br />

⎝ R ⎠<br />

R<br />

ρK, Dichte der Kugel; wird durch Masse und Volumen bestimmt.<br />

ρFl, Dichte der Flüssigkeit; wird mit Aräometer bestimmt oder aus Tabelle<br />

(Glycerin) entnommen.<br />

r, Radius der Kugel; wird aus Durchmesser, welcher mit Schiebelehre bestimmt<br />

wird, ermittelt.<br />

R, Radius des Gefäßes; wird aus Durchmesser, welcher mit Schiebelehre bestimmt<br />

wird, ermittelt.<br />

vr, Geschwindigkeit der Kugel mit Radius r; wird wie oben beschrieben gemessen.<br />

Die Stahlkugeln können mit Hilfe eines Siebes, das an einem Schuber befestigt ist,<br />

aus der Flüssigkeit entfernt werden. Bitte auf Sauberkeit des Arbeitsplatzes achten.<br />

ad d) Im U-förmig gebogenen Rohr des Ostwald-Viskosimeters (Hagen-Poiseuille´sches<br />

Gesetz) wird mithilfe einer Ballonpumpe eine Druckdifferenz erzeugt, welche die<br />

Flüssigkeit (Wasser) in dem Schenkel des U-Rohres mit der kapillaren Verengung<br />

über die Marke M1 steigen lässt. Nach Abnehmen der Ballonpumpe strömt die<br />

Flüssigkeit (Wasser) mit konstanter Geschwindigkeit durch die verengte Röhre. Die<br />

Geschwindigkeit des bekannten Volumens zwischen den Markierungen wird durch<br />

Messen der Zeit, welche der Flüssigkeitsmeniskus von der Marke M1 zur Marke M2<br />

benötigt, mit der elektronischen Stoppuhr bestimmt. Daraus wird die Viskosität<br />

berechnet. Die Druckdifferenz wird aus dem Höhenunterschied der Wassersäulen<br />

ermittelt, welche durch eine mittlere konstante Höhe genähert wird. Verwendung<br />

findet das Viskosimeter mit der roten Markierung.<br />

ad e) Mithilfe des Kugelfallviskosimeters nach Höppler wird die Viskosität unter<br />

Berücksichtigung der Gerätekonstanten K bestimmt. Durch Spülen mit aufgeheiztem<br />

Wasser wird die Temperatur erhöht. Die Messung ist im Bereich 20°C bis 70°C für<br />

mindestens 10 verschiedene Temperaturen durchzuführen. In einem Diagramm ist<br />

die Viskosität gegen die Temperatur aufzutragen. Dabei wird für diesen<br />

Temperaturbereich von konstanter Dichte ausgegangen (Fehler kleiner als 0,5%).<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 2<br />

r


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

ad f) Für die Stokes´sche <strong>Reibung</strong> (Aufgabe c) ist für die verschiedenen Kugelradien die<br />

Reynolds´sche Zahl zu bestimmen und zu überprüfen, ob man sich noch im<br />

Gültigkeitsbereich laminarer Strömung befindet.<br />

3. Zur Auswertung notwendige Zusammenhänge<br />

ad a)<br />

µ H<br />

RH<br />

1 =<br />

FN<br />

1<br />

=<br />

2 + 2 cos 2β<br />

sinα<br />

≡<br />

2 cosα<br />

1<br />

2<br />

tanα<br />

β = 45°<br />

ad b)<br />

2 s<br />

sinϕ<br />

− 2<br />

g t<br />

µ G =<br />

cosϕ<br />

2 s<br />

sinϕ<br />

− 2<br />

2 + 2 cos 2β<br />

g t<br />

≡<br />

2 2 cosϕ<br />

ad c)<br />

ad d)<br />

β = 45°<br />

⎛ r ⎞<br />

= − 6 π η r vr<br />

f ⎜ ⎟ = ( ρ Fl<br />

⎝ R ⎠<br />

− ρ K ) V g ,<br />

r ρ K − ρ Fl<br />

9vr<br />

⎛ r ⎞ ⎛ r ⎞<br />

= ηf<br />

⎜ ⎟ ≈ η⎜1<br />

+ C ⎟<br />

⎝ R ⎠ ⎝ R ⎠<br />

2<br />

4<br />

8ηl<br />

V<br />

∆pA<br />

hρ<br />

Fl gA hρ<br />

Fl gr0<br />

π hρ<br />

Fl gr0<br />

tπ<br />

= − 8π<br />

η l v = − = −∆pA<br />

, η = = = =<br />

2<br />

r t<br />

8πlv<br />

8πlv<br />

8πlv<br />

8lV<br />

FR K<br />

F R<br />

0<br />

( )<br />

ad e) η = ( ρ − ρ )tmit<br />

der Gerätekonstanten K aus dem Datenblatt<br />

ad f)<br />

K K Fl<br />

ρ Fl r<br />

η<br />

v r<br />

Re<br />

=<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 3<br />

2 2


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

<strong>Nr</strong>. 2 <strong>Reibung</strong> <strong>Teil</strong> B<br />

4. Beschreibung der Geräte<br />

4.1. Geräteliste<br />

1.<br />

V-förmige Schiene aus Aluminium. Öffnungswinkel der beiden Schenkelflächen = 90°<br />

(β=45°). 2 Endkontakte für elektronische Stoppuhr. Ständer für Höhenverstellung.<br />

2.<br />

Fallrohr mit Flüssigkeit (Glycerin), Messmarken und einem Sieb mit Schieber, Kugeln mit<br />

verschiedenen Durchmessern und Dichte.<br />

3.<br />

Ostwald Viskosimeter (Hagen-Poiseuille).<br />

4.<br />

Kugelfallviskosimeter nach Höppler<br />

5.<br />

Schiebelehre, Maßband, Aräometer und verschiedene Quader für Gleit- und<br />

Haftreibungsbestimmung<br />

6.<br />

elektronische Stoppuhr<br />

4.2. Detailbeschreibungen<br />

Computer<br />

Fallrohr<br />

Ostwald<br />

Viskosimeter<br />

Stoppuhr<br />

V-Schiene<br />

Kugelfall<br />

Viskosimeter<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 4


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

Ad 1) Die V-förmige Alu-Schiene wird mit dem entsprechenden Kabel für die Endkontakte<br />

mit der elektronischen Stoppuhr verbunden. Durch Veränderung der Höhe am Ständer kann<br />

der Winkel der Schiene verändert werden. Die Höhe der Lagerung der Schiene am Ständer<br />

entspricht der Ablesung des Maßstabes an der unteren Kante des Aluminiumblockes plus 2mm<br />

(mit Maßband überprüfen!). Da die Schiene vom Lager bis zur Auflage auf der Tischfläche<br />

120cm lang ist ergibt sich der Winkel α = arcsin<br />

h[<br />

cm]<br />

.<br />

120<br />

Ad 2)<br />

Ad 3)<br />

Kugeln<br />

Marke1<br />

Marke2<br />

Schieber<br />

mit Sieb<br />

Marke<br />

Marke<br />

Werte: mittlere Höhe:<br />

h1<br />

+ h2<br />

h = = 11,<br />

5cm<br />

2<br />

Kapillare: l = 100mm, r = 0,35mm(rot)/0,20mm(blau)<br />

Volumen zwischen den Marken: V = 0,5ml<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 5


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

Ad 4)<br />

Fallrohr<br />

Die Kalibrierung des Gerätes ist für waagrechte<br />

Aufstellung mit Heizflüssigkeitsanschluss unten.<br />

Derzeit ist Kugel <strong>Nr</strong>. 4 eingesetzt. Die Fallzeit wird<br />

zwischen Marke A und B bestimmt.<br />

Heizung mit<br />

Thermostat<br />

und Pumpe<br />

Heizflüssigkeit<br />

Werte des Gerätes:<br />

Kugel Dichte<br />

ρK<br />

[g/cm 3 ]<br />

Durchmesser<br />

[mm]<br />

Konstante K<br />

3<br />

⎡mPa<br />

⋅ s ⋅ cm ⎤<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎣ g ⋅ s ⎦<br />

Messbereich<br />

für η<br />

[Pa s]<br />

1 2,2 15,81 0,00673 0,2 – 2,5<br />

2 2,2 15,66 0,0519 2,0 – 20<br />

3 8,1 15,62 0,0757 15 – 200<br />

4 8,1 15,25 0,528 100 – 1200<br />

5 7,7 14,29 4,51 800–10000<br />

6 7,7 11,11 33,2 6000 –<br />

75000<br />

Bei diesem Kugelfallviskosimeter ist der Fallzylinder<br />

um 10° gegenüber der Senkrechten geneigt. Dadurch<br />

rollt die Kugel auf der Innenseite des Zylinders und hat<br />

daher eine definierte Drehrichtung. Der Messkolben des<br />

Gerätes kann um 180° geschwenkt werden (Rücklauf<br />

der Kugel) und rastet in diesen Stellungen ein. Durch<br />

eine angebrachte Libelle kann das Gerät waagrecht<br />

einjustiert werden (Kalibrierung!). Die Temperatur<br />

kann am Thermostaten eingestellt werden. Nach einiger<br />

Zeit wird Temperaturgleichgewicht erreicht (erkennbar<br />

am Ein- und Ausschalten der Heizung) und die<br />

Temperatur des Wasserbades kann abgelesen werden.<br />

Zur besseren Durchmischung und Temperaturverteilung<br />

vor eigentlicher Messung einen Probelauf durchführen.<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 6


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

Ad 5)<br />

Ad 6)<br />

Durch Drücken der Mode-Taste wird der Clock-modus aktiviert. Durch die Reset-Taste wird<br />

die Stoppuhr auf Null gestellt. Durch drücken der Start Taste wird Zeitnehmung ausgelöst,<br />

nochmaliges Drücken unterbricht, bei jedem weiteren Drücken wird abwechselnd gestartet und<br />

gestoppt. Erst mit Reset wird Stoppuhr auf Null gesetzt. Durch Anschließen des Kabels an die<br />

Remote-Buchse, kann Start und Stop von externen Schaltern übernommen werden. Reset wird<br />

nach wie vor durch die Reset-Taste vorgenommen.<br />

5. Besondere Hinweise zum Umgang mit dem Gerät, Sicherheitshinweise<br />

Unbedingt den Arbeitsplatz sauber halten! Die dazu vorhandene Küchenrolle verwenden.<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 7


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<strong>Nr</strong>. 2 <strong>Reibung</strong> <strong>Teil</strong> C<br />

6. Literatur<br />

• Siehe z.B. Bergmann-Schäfer Bd1.<br />

7. Kontrollfragen<br />

• Wie erfolgt die idealisierte Bewegung ohne <strong>Reibung</strong>?<br />

• Welche <strong>Reibung</strong> ist geschwindigkeitsunabhängig?<br />

• Welche <strong>Reibung</strong> ist abhängig von der Geschwindigkeit?<br />

• Wodurch entsteht <strong>Reibung</strong>?<br />

• Was ist der Unterschied zwischen Haft- und Gleit-<strong>Reibung</strong>?<br />

• Warum ist Gleitreibung meist kleiner als die Haftreibung?<br />

• Warum driften Ralley-Fahrer durch die Kurven und nicht Formel 1 Piloten?<br />

• Was ist die Einheit der Viskosität?<br />

• Was ist das Besondere der laminaren Strömung?<br />

• Was ist die Reynolds´sche Zahl und was bedeutet sie?<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 8


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

8. Grundlagen<br />

8.1 Einfache Bewegungen<br />

Die Bewegungen von Körpern entstehen durch das Zusammenspiel von folgenden<br />

physikalischen Größen: Kräften ( F r ), Massen (M), Ort ( x r )und Zeit (t). Weitere Größen wie<br />

r<br />

r ∂x<br />

r<br />

zum Beispiel der Impuls ( p = M = Mx&r<br />

= Mv<br />

) oder der Energieinhalt (potentielle und<br />

∂t<br />

kinetische) können daraus abgeleitet werden. Die physikalischen Gesetzmäßigkeiten, die nun<br />

zwischen diesen Größen wirken, wurden von Newton durch Beobachtung herausgefunden.<br />

Insbesondere ist dabei die Kraft als die Änderung des Bewegungszustandes einer Masse<br />

erkannt worden. Die Newton'schen Axiome lauten:<br />

1. Jeder Massepunkt verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Bewegung auf<br />

geradliniger Bahn solange keine Kräfte auf ihn einwirken.<br />

2. Definition der Kraft: Kraft ist die Ursache einer Impulsänderung (Beschleunigung (b r )).<br />

3. actio = reactio: Jede Kraft erzeugt eine gleich große Gegenkraft.<br />

Diese mit Worten definierten Gesetze lassen sich etwas kompakter mathematisch<br />

formulieren. Die beiden ersten Gesetze ergeben die bekannte Beziehung:<br />

r<br />

F<br />

p<br />

x x<br />

p Mb<br />

Mv<br />

M M Mx<br />

Mx&<br />

t<br />

t t<br />

r & & r<br />

r r<br />

2 r r<br />

∂ &r & r ∂ & ∂<br />

= = + = + = + .<br />

∂<br />

∂ ∂<br />

= 2<br />

Dabei wurde gleich von der Vektorschreibweise Gebrauch gemacht. Bei konstanter Masse<br />

trägt nur mehr der Term mit der Beschleunigung bei.<br />

r r<br />

Das 3. Newton'sche Axiom, dass es zu jeder Kraft auch eine Gegenkraft gibt, also Fi<br />

= −F<br />

j ,<br />

führt zur wichtigen Beziehung, dass bei Berücksichtigung sämtlicher Kräfte offenbar gilt:<br />

∑ i<br />

Fi r<br />

= 0 .<br />

Solche Systeme, wo es keine mehr nach außen gerichteten Kräfte gibt, nennt man<br />

abgeschlossene Systeme. Diese beiden mathematischen Ausdrücke bilden die Grundlagen für<br />

die Behandlung sämtlicher Bewegungsprobleme. Wählen wir als einfachen Fall eine<br />

konstante Masse M auf die eine zeitlich und örtlich konstante Kraft F in Richtung x wirken<br />

soll. Da hier ein streng eindimensionales Problem vorliegt, können wir auf die<br />

Vektorschreibweise verzichten. Aus ∑ Fi = 0<br />

i<br />

r<br />

folgt, dass es eine gleich große Gegenkraft<br />

geben muss. Dies ist die sogenannte Trägheitskraft, welche nach F M&x<br />

& r r<br />

= für die Änderung<br />

des Bewegungszustandes verantwortlich ist. Wir erhalten direkt die Bewegungsgleichung:<br />

F − M&<br />

x&<br />

= 0 .<br />

Durch Lösen dieser Differentialgleichung erhalten wir sämtliche Zusammenhänge zwischen<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 9


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

Weg, Zeit, Geschwindigkeit und Beschleunigung:<br />

F<br />

b = & x&<br />

= =<br />

M<br />

const.<br />

bzw. durch Integrieren:<br />

t<br />

F F<br />

v(<br />

t)<br />

= x = ∫ xdt<br />

= ∫ dt = ( t − t0<br />

) + v0<br />

M M<br />

& & .<br />

t<br />

0<br />

t<br />

t<br />

0<br />

Besonderer Augenmerk ist hier auf die Integrationsgrenzen und die Integrationskonstante zu<br />

legen, da diese die entsprechenden Randbedingungen festlegen. In unserem Fall wurde ganz<br />

allgemein als Randbedingung festgelegt, dass zur Zeit t0 die Geschwindigkeit v0 vorliegen<br />

soll. Durch weiteres Integrieren erhält man:<br />

s(<br />

t)<br />

t<br />

t<br />

= s0<br />

+ ∫ v(<br />

t)<br />

dt = s0<br />

+ ∫<br />

t<br />

t<br />

0<br />

0<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

F<br />

M<br />

2<br />

( t − t ) + v dt = s + ( t − t ) − t ( t − t ) + v ( t − t )<br />

0<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Im besonderen Fall der Randbedingungen, dass t0=0, s0=0 und v0=0 sind, erhalten wir die<br />

bekannte Gesetzmäßigkeit der gleichförmig beschleunigten Bewegung:<br />

F 1<br />

s ( t)<br />

t = bt<br />

2M<br />

2<br />

2 2<br />

= .<br />

Bis jetzt wurden nur die Abhängigkeiten gegenüber der Zeit angegeben. Von allen anderen<br />

möglichen Beziehungen soll lediglich noch die Frage geklärt werden, welche<br />

Geschwindigkeit liegt an welchem Ort vor. Dies erhält man durch Elimination der Zeit,<br />

welche durch den Weg ausgedrückt werden kann. Wir gehen von den einfachen<br />

Randbedingungen aus und erhalten:<br />

F F 2Ms<br />

2Fs<br />

v( s)<br />

= t = = = 2bs<br />

.<br />

M M F M<br />

Nachteil der hier verwendeten Methode, aus den Kräftegleichungen zu<br />

Bewegungsgleichungen zu kommen, ist, dass in komplexeren Systemen nicht immer alle<br />

Kräfte leicht zu erkennen sind und dadurch leicht Fehler entstehen. Deswegen wurden<br />

weitere Verfahren entwickelt, welche von der kinetischen und potentiellen Energie eines<br />

Systems ausgehen, welche oft einfacher zu erkennen sind. Der Vollständigkeit halber sollen<br />

sie hier kurz angeführt werden.<br />

Das Lagrange Verfahren:<br />

Aus der kinetischen Gesamtenergie eines Systems T und der gesamten potentiellen Energie V<br />

wird die Lagrange-Funktion L( x,<br />

x&<br />

) = T −V<br />

r r<br />

gebildet, welche als Variablen den<br />

generalisierten Ort und seine zeitliche Ableitung beinhaltet. Die Bewegungsgleichungen<br />

∂ ∂L<br />

∂L<br />

erhält man dann nach folgender Vorschrift: − = 0.<br />

∂t<br />

∂x&<br />

∂x<br />

In unserem vorigen Beispiel der einfachen gleichförmigen Beschleunigung lautet die<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 10<br />

0<br />

F<br />

2M<br />

0<br />

F<br />

M<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

.


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

1 2<br />

Lagrange-Funktion: L ( x,<br />

x&<br />

) = Mx&<br />

+ Fx<br />

2<br />

M& x&<br />

− F = 0.<br />

und man erhält als Bewegungsgleichung:<br />

Hamilton Formulismus:<br />

Hier geht man von der Gesamtenergie eines Systems aus, welche durch generalisierten Ort<br />

r r<br />

und Impuls in Form der Hamiltonfunktion H ( x,<br />

p)<br />

= T + V angegeben wird. Die<br />

H<br />

Bewegungsgleichung erhält man dann nach folgender Vorschrift: p&r ∂<br />

= − r zusammen mit<br />

∂x<br />

H<br />

x&r ∂<br />

= r .<br />

∂p<br />

In unserem vorigen Beispiel der einfachen gleichförmigen Beschleunigung lautet die<br />

2<br />

1 2 p<br />

Hamilton-Funktion: H ( x,<br />

p)<br />

= Mx&<br />

− Fx = − Fx . Als Bewegungsgleichungen erhält<br />

2<br />

2M<br />

p<br />

man: p & = F und x & = . Daraus erhält man wiederum die bereits bekannte<br />

M<br />

Bewegungsgleichung als Differentialgleichung 2. Ordnung in x: M & x&<br />

= F . Dieser<br />

Formalismus leitet bereits zur quantenmechanischen Behandlung über.<br />

8.2 Schiefe Ebene<br />

Der einfache Fall der gleichförmig beschleunigten Bewegung kann am ehesten beim freien<br />

Fall oder, allgemeiner, auf einer schiefen Ebene realisiert werden. Der in der Abbildung<br />

dargestellte Körper mit Masse M sollte dabei reibungsfrei (keine Tangentialkräfte an der<br />

Auflagefläche des Körpers) entlang der schiefen Ebene hinuntergleiten. Diese Richtung wird<br />

als x-Richtung angenommen. In diese Richtung wirkt jedoch nicht die volle Gewichtskraft<br />

G = Mg (M Masse des Körpers, g Erdbeschleunigung), sondern nur ein <strong>Teil</strong> davon, welcher<br />

aus der Komponentenzerlegung in die Kraft FN normal zur schiefen Ebene und die Kraft FP<br />

parallel dazu gewonnen wird. Man erhält: FN = Mg cosα<br />

und FP = Mg sinα<br />

.<br />

Die senkrecht zur Ebene wirkende Kraft FN wird durch eine gleich große Kraft FU<br />

kompensiert, welche die Unterstützung der Last durch die Ebene darstellt. Nur die<br />

Parallelkomponente FP ist mit einer Bewegung verbunden und wird durch eine<br />

entsprechende Trägheitskraft kompensiert. Analog zu vorigem Beispiel erhalten wir die<br />

Bewegungsgleichung:<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 11


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

M& x&<br />

= Fp<br />

= Mg sinα<br />

.<br />

Mit den einfachen Randbedingungen t0=0, s0=0 und v0=0 erhalten wir die entsprechenden<br />

Beziehungen:<br />

F<br />

b = & x&<br />

= = g sinα<br />

.<br />

M<br />

Die auftretende Beschleunigung ist somit durch den Faktor sin α geschwächt. Für die<br />

Geschwindigkeit erhält man:<br />

t<br />

F<br />

v(<br />

t)<br />

= x = ∫ xdt<br />

= t = gt sinα<br />

M<br />

& & .<br />

0<br />

Für die Messung am einfachsten zugänglich ist die Bestimmung der Zeit, die für eine<br />

bestimmte Wegstrecke gebraucht wird. Man erhält:<br />

F 2 1 2<br />

s ( t)<br />

= t = t g sinα<br />

.<br />

2M<br />

2<br />

Daraus kann bei bekanntem Winkel der schiefen Ebene die Erdbeschleunigung bestimmt<br />

werden.<br />

Entlang des Weges wird die jeweilige Differenz an potentieller Energie in kinetische Energie<br />

umgesetzt. Ist die Bewegung nicht reibungsfrei, so ist die wirksame Kraft um die<br />

<strong>Reibung</strong>skraft vermindert und die auftretende Beschleunigung kleiner (siehe Abschnitt IV).<br />

Allerdings ist es recht aufwendig in dieser Anordnung eine fast reibungsfreie Bewegung zu<br />

realisieren. Dies würde z.B. den Einsatz einer Luftkissenanordnung erfordern. Viel leichter<br />

läßt sich fast reibungslose Fortbewegung durch das Rollen einer Kugel erreichen.<br />

Das ideale Verhalten von Bewegungsvorgängen wird in der Praxis kaum beobachtbar sein.<br />

Grund dafür ist, dass insbesondere immer auch Kräfte beobachtet werden, welche die<br />

Relativgeschwindigkeit eines Körpers gegenüber seiner unmittelbaren Umgebung reduzieren<br />

wollen. Diese Kräfte werden <strong>Reibung</strong>skräfte genannt. Zunächst sollen die bei einem<br />

Bewegungsvorgang auftretenden Kräfte etwas näher untersucht werden.<br />

8.3 Haft- Gleit- und Rollreibung<br />

Im weiteren sollen einige einfache Beispiele von <strong>Reibung</strong>sarten besprochen werden.<br />

Bewegen sich zwei einander berührende Körper gegeneinander, so üben sie aufeinander eine<br />

<strong>Reibung</strong>skraft aus. Die Haftreibung ist gleich groß und entgegengesetzt gerichtet jener Kraft,<br />

die erforderlich ist, die beiden Körper gegeneinander in Bewegung zu setzen. Die<br />

Gleitreibung ist gleich groß und entgegengesetzt gerichtet der Kraft, die erforderlich ist, die<br />

Körper mit konstanter Geschwindigkeit gegeneinander zu bewegen. Ein spezieller Fall ist<br />

das Abrollen eines Körpers auf einem anderen, wo die Berührungspunkte zueinander keine<br />

Geschwindigkeitsdifferenz haben. Die dabei doch geringe Rollreibung wird etwas später<br />

besprochen. All diese <strong>Reibung</strong>sarten werden als unabhängig von der Geschwindigkeit<br />

behandelt, solange der Geschwindigkeitsunterschied genügend gering ist. Auch wird bei<br />

diesen <strong>Reibung</strong>en davon ausgegangen, dass die auftretende <strong>Reibung</strong>skraft nur in einem<br />

linearen Zusammenhang mit der Belastung (Kraft normal auf die Berührungsfläche) steht<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 12


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

und keine weiteren Größen (z.B. Größe der Berührungsfläche) zunächst eingehen.<br />

Für die Haftreibung RH definiert sich der dimensionslose Haftreibungskoeffizient µH als<br />

Proportionalfaktor zur Normalkomponente FN der Kraft, die beide Körper aneinander<br />

drückt:<br />

R = µ F .<br />

H<br />

H<br />

N<br />

Er hängt von der Art und Oberflächenbeschaffenheit der beiden Körper ab. Zur Bestimmung<br />

dieses Koeffizienten kann ein Körper auf eine schiefe Ebene gelegt und der Neigungswinkel<br />

der Ebene solange vergrößert werden, bis der Körper bei einem bestimmten Winkel α zu<br />

gleiten beginnt. Die Kraftkomponente normal zur schiefen Ebene ergibt sich dann aus der<br />

Gewichtskraft und dem Winkel α:<br />

F N =<br />

M g cosα<br />

wobei M die Masse des Körpers und g die Erdbeschleunigung sind.<br />

Die Haftreibung ist entgegengesetzt gleich der Gewichtskomponente parallel zur schiefen<br />

Ebene:<br />

RH = M g sinα<br />

Für den Haftreibungskoeffizienten ergibt sich somit<br />

RH<br />

sinα<br />

µ H = = = tanα<br />

F cosα<br />

N<br />

Hat sich der Körper einmal in Bewegung gesetzt, gleitet er beschleunigt die um den Winkel<br />

ϕ geneigte Ebene nach unten. Dabei tritt Gleitreibung auf. Die Gleitreibung RG ist für die<br />

<strong>Reibung</strong> zwischen festen Körpern annähernd unabhängig von der Relativgeschwindigkeit<br />

und proportional zur Normalkomponente der Kraft:<br />

R = µ F .<br />

G<br />

G<br />

N<br />

Darin ist µG der Gleitreibungskoeffizient. Es gilt meistens µG< µH.<br />

Der Körper bewegt sich beschleunigt. Die beschleunigende Kraft F ist die Differenz aus der<br />

Parallelkomponente der Gewichtskraft und der Gleitreibung:<br />

= M g sinϕ − R = M g sinϕ<br />

− µ M g cosϕ<br />

F G<br />

G<br />

Der Gleitreibungskoeffizient kann daher durch Messung der wirksamen Beschleunigung<br />

b = F / M = g(sinϕ<br />

− µ G cosϕ<br />

) ermittelt werden:<br />

b<br />

(sinϕ<br />

− )<br />

g<br />

µ G = .<br />

cosϕ<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 13


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

2 s<br />

Die Bestimmung der wirksamen Beschleunigung b = kann aus gemessenen Werten für<br />

2<br />

t<br />

den Weg s und die benötigte Zeit t beim Neigungswinkel ϕ erfolgen. Daraus ergibt sich für<br />

den Gleitreibungskoeffizienten:<br />

2 s<br />

sinϕ − 2<br />

g t<br />

µ G = .<br />

cosϕ<br />

Wird der Versuch in einer V-förmigen Schiene durchgeführt muss berücksichtigt werden,<br />

dass der Körper auf 2 Flächen aufliegt. Wir bezeichnen den Winkel der Flanken gegenüber<br />

der Horizontalen mit β. Es teilt sich die Normalkomponente der Kraft auf die beiden Flächen<br />

zu gleichen <strong>Teil</strong>en (symmetrisches Profil) auf und man erhält:<br />

FN<br />

F N1<br />

= FN<br />

2 =<br />

.<br />

2 + 2 cos 2β<br />

Ebenso tritt die Gleitreibungskraft auf beiden Flächen auf und wirkt in Summe entgegen der<br />

Geschwindigkeit:<br />

FN<br />

R G1<br />

= RG2<br />

= µ G<br />

.<br />

2 + 2 cos 2β<br />

Demnach ergibt sich die beobachtete Beschleunigung:<br />

2 2<br />

s<br />

b = = g(sinϕ<br />

− 2µ<br />

G<br />

t<br />

cosϕ<br />

)<br />

2 + 2 cos2β<br />

und daraus der ermittelte Gleitreibungskoeffizient zu:<br />

µ =<br />

G<br />

2 s<br />

ϕ −<br />

g t<br />

cosϕ<br />

sin 2 β<br />

2 + 2 cos 2<br />

2<br />

.<br />

Für eine 180° - 2β = 90° gewinkelte Schiene unterscheidet sich das Ergebnis gegenüber der<br />

einfachen schiefen Ebene durch einen Faktor 1 . Gleiches gilt für die Haftreibung in einer<br />

2<br />

V-förmigen Schiene.<br />

Rollt ein Körper auf einem anderen ab, so haben die beiden Berührungspunkte<br />

gegeneinander die Geschwindigkeit null; es sollte also keine <strong>Reibung</strong> auftreten. In der<br />

Realität deformieren sich jedoch beide Körper inelastisch, sodass Bewegungsenergie in<br />

Wärme überführt wird, wodurch eine schwache <strong>Reibung</strong> vorliegt. Diese Tatsache wird als<br />

Rollreibung bezeichnet. Strenggenommen liegt durch die endliche Ausdehnung der<br />

Berührungsflächen beim Abrollen auf einer schrägen Flanke auch Gleitreibung vor, welche<br />

jedoch zusammengefasst mit der eigentlichen Rollreibung beschrieben wird. Die Rollreibung<br />

hängt wieder vom Material und der Oberflächenbeschaffenheit des Körpers und der Ebene<br />

ab.<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 14


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

Die Rollbewegung eines Körpers wird durch ein Drehmoment TR = r FR = µRFN gebremst,<br />

worin FN die normal auf die schiefe Ebene wirkende Gewichtskomponente ist. Daraus folgt<br />

die Definition des Rollreibungskoeffizienten µR zu:<br />

FR<br />

R r<br />

F<br />

= µ .<br />

N<br />

Die Rollreibungskraft FR ist dabei in erster Näherung als geschwindigkeitsunabhängig<br />

angenommen worden und führt somit zu einer reduzierten, aber dennoch gleichförmigen,<br />

beschleunigten Bewegung.<br />

Für die Versuche zur <strong>Reibung</strong> zwischen festen Körpern ist anzumerken, dass die<br />

Abhängigkeit von der Oberflächenbeschaffenheit sehr groß ist und dadurch entlang eines<br />

Bewegungsvorganges kaum reproduzierbare Bedingungen zu erreichen sind. Etwas Abhilfe<br />

kann durch eine große Anzahl von Versuchen an verschiedenen Stellen der Oberfläche<br />

erreicht werden, wodurch über die vorhandenen Inhomogenitäten gemittelt wird. Gleiches<br />

gilt auch für den Rollwiderstand, wo allerdings noch erschwerend dazu kommt, dass dieser<br />

sehr klein ist.<br />

8.4 Bewegungsabläufe mit geschwindigkeitsabhängiger <strong>Reibung</strong><br />

<strong>Reibung</strong>sverhältnisse sind besonders schwierig sowohl experimentell als auch theoretisch zu<br />

erfassen. Neben komplizierten Abhängigkeiten von der Geschwindigkeit sind auch vielfach<br />

Abhängigkeiten vom Ort maßgebend, welche a priori nicht bekannt sind. In diesem<br />

Abschnitt sollen die Auswirkungen von <strong>Reibung</strong>skräften auf Bewegungsvorgänge erörtert<br />

werden, welche nur geschwindigkeitsabhängig sind. Im allgemeinen kann davon<br />

ausgegangen werden, dass die <strong>Reibung</strong>skraft in eine Polynomreihe in der Geschwindigkeit<br />

entwickelt werden kann:<br />

F R<br />

= F + F v + F v<br />

0<br />

1<br />

2<br />

2<br />

+ .......<br />

Streng genommen müsste berücksichtigt werden, dass sowohl Kraft als auch<br />

Geschwindigkeit Vektoren sind und daher Tensoren als Koeffizienten auftreten. Wir wollen<br />

uns hier aber nur auf jene Kraftkomponente konzentrieren, welche genau entgegen der<br />

Richtung der Geschwindigkeit wirkt und anderer Kraftkomponenten, wie z.B. Tragflächen<br />

mit Auf- und Abtrieb, sollen unberücksichtigt bleiben.<br />

Die Bewegungsgleichung lässt sich dann sofort mit Hilfe der antreibenden Kraft FA und der<br />

wirkenden Massenträgheit M anschreiben zu:<br />

2<br />

& x&<br />

= Mv&<br />

= F − F = F − F − F v − F v − ...... .<br />

M A R A<br />

0<br />

1<br />

Dies entspricht einem Beschleunigungs-Geschwindigkeits-Diagramm von:<br />

FA<br />

− FR<br />

b(<br />

v)<br />

= =<br />

M<br />

F<br />

A<br />

− F<br />

0<br />

− F1v<br />

− F2v<br />

M<br />

2<br />

2<br />

−<br />

......<br />

Daraus erhält man durch Integration die Geschwindigkeit als Funktion der Zeit:<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 15


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

v(<br />

t)<br />

t<br />

dv<br />

1 1<br />

∫ = dt = ( t − t0<br />

)<br />

2<br />

F F0<br />

F1v<br />

F2v<br />

..... M M<br />

v A − − − − ∫ .<br />

t<br />

0 0<br />

Liegt nur eine lineare Abhängigkeit der <strong>Reibung</strong> von der Geschwindigkeit vor, so ergibt die<br />

Integration das einfache Ergebnis:<br />

1 ⎛ FA<br />

− F0<br />

− F1v(<br />

t)<br />

⎞ 1<br />

− ln<br />

( t t0<br />

)<br />

F ⎜<br />

= −<br />

1 FA<br />

F0<br />

F1v<br />

⎟<br />

.<br />

⎝ − − 0 ⎠ M<br />

Woraus sich<br />

F<br />

v(<br />

t)<br />

=<br />

⎛<br />

F1<br />

A − F0<br />

FA<br />

− F<br />

−<br />

0<br />

M<br />

− v0<br />

e<br />

F ⎜ −<br />

1 F ⎟<br />

1<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎠<br />

( t−t<br />

)<br />

0<br />

ergibt. Das Beschleunigungs-Zeit-Diagramm kann daraus durch Differenzieren nach der Zeit<br />

gewonnen werden:<br />

b(<br />

t)<br />

F ⎛ F − F<br />

M ⎜<br />

⎝ F1<br />

1<br />

( t−t<br />

) − ( t−t<br />

)<br />

1 − 0<br />

0<br />

1 A 0<br />

M<br />

A 0 1 0 M<br />

= ⎜ − v ⎟e<br />

= − e .<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

F<br />

⎛ F − F<br />

⎜<br />

⎝ M<br />

Die Beschleunigung nimmt somit mit der Zeit exponentiell ab. Die Geschwindigkeit erreicht<br />

dabei nach unendlich langer Zeit den Grenzwert:<br />

v(<br />

)<br />

FA<br />

− F<br />

0<br />

∞ = .<br />

F1<br />

Durch weitere Integration erhält man:<br />

s(<br />

t)<br />

∫<br />

s0<br />

ds =<br />

t<br />

∫<br />

t0<br />

F − ⎛ − ⎞ −<br />

A F0<br />

FA<br />

F0<br />

− ⎜ − v0<br />

⎟<br />

⎟e<br />

F1<br />

⎝ F1<br />

⎠<br />

F1<br />

M<br />

( t−t<br />

)<br />

wodurch sich das Weg-Zeit-Diagramm ergibt:<br />

0<br />

F v<br />

M<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 16<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

FA<br />

− F0<br />

dt =<br />

F<br />

1<br />

F<br />

( t − t )<br />

F1<br />

F −<br />

⎛ − ⎞⎛<br />

− ( t−t0<br />

) ⎞<br />

A F0<br />

M FA<br />

F0<br />

( ) = + ( − ) + ⎜ − ⎟<br />

⎟⎜<br />

M<br />

s t s<br />

⎟<br />

0 t t0<br />

v0<br />

⎜<br />

e −1<br />

⎟<br />

.<br />

F1<br />

F1<br />

⎝ F1<br />

⎠⎝<br />

⎠<br />

8.5 Innere <strong>Reibung</strong> bei laminarer Strömung<br />

0<br />

+<br />

M ⎛ FA<br />

− F0<br />

⎜<br />

F1<br />

⎝ F1<br />

⎞⎛<br />

− v ⎟<br />

⎟⎜<br />

0 ⎜<br />

e<br />

⎠⎝<br />

Neben der <strong>Reibung</strong> zweier Festkörper besitzt auch die Relativbewegung eines Körpers in<br />

einer Flüssigkeit oder Gas <strong>Reibung</strong>. Ebenso ist auch die Bewegung von zwei Flüssigkeits-<br />

oder Gasschichten zueinander mit <strong>Reibung</strong> behaftet. Diese Art der <strong>Reibung</strong> kann jedoch<br />

nicht mehr als geschwindigkeitsunabhängig angesehen werden. Es treten lineare<br />

Abhängigkeiten von der Geschwindigkeit (laminare Strömung), quadratische<br />

F1<br />

−<br />

M<br />

( t−t<br />

)<br />

0<br />

⎞<br />

−1⎟<br />

⎟<br />


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

(Wirbelbildung) bis hin zu höheren Potenzen auf. Wir wollen uns hier zunächst der<br />

laminaren Strömung widmen, welche eine lineare Geschwindigkeitsabhängigkeit der<br />

<strong>Reibung</strong>skraft aufweist.<br />

Bewegt sich ein fester Körper in einem flüssigen oder gasförmigen Medium erfolgt die<br />

<strong>Reibung</strong> meist nicht an der Grenzschicht zwischen Festkörper und Medium, wo die<br />

Flüssigkeits- oder Gasmoleküle durch Adhäsionskräfte an die Oberfläche des Festkörpers<br />

gebunden sind, sondern zwischen benachbarten Schichten des Mediums selbst (innere<br />

<strong>Reibung</strong>). Dies ist dadurch bedingt, daß die Adhäsionskräfte wesentlich stärker als die<br />

inneren Kräfte im Medium selbst sind, wodurch die <strong>Reibung</strong> durch die inneren Kräfte des<br />

Mediums verursacht wird.<br />

Die <strong>Reibung</strong>skraft, die auf eine mit der Geschwindigkeit ν durch ein Medium bewegte ebene<br />

Fläche Α wirkt, ist proportional der Größe dieser Fläche und dem Geschwindigkeitsgefälle<br />

im Medium:<br />

F R<br />

=<br />

d v<br />

−η<br />

A<br />

d s<br />

worin s den Abstand von der Fläche bezeichnet. Die Proportionalitätskonstante η heißt die<br />

Viskosität oder Zähigkeit des Mediums. Sie ist eine Materialeigenschaft, hängt aber von<br />

äußeren Einflussgrößen (Druck, Temperatur etc.) ab. Die Viskosität bestimmt die<br />

<strong>Reibung</strong>seigenschaften des Mediums, solange die Strömung laminar bleibt, d.h. keine Wirbel<br />

auftreten.<br />

s<br />

v=0<br />

Fläche A<br />

v(s)<br />

In der Abbildung ist zur Verdeutlichung der Definition der Viskosität ein linearer<br />

Geschwindigkeitsgradient gezeichnet. Dies muss nicht immer gegeben sein. Bei der<br />

laminaren Strömung einer Flüssigkeit durch ein Rohr bildet sich z.B. ein parabolisches<br />

Geschwindigkeitsprofil über dem Rohrquerschnitt aus. Stellen wir uns ein Rohr der Länge l<br />

zerlegt in Zylinder mit Radius r vor, so wirkt an jedem dieser Zylinder eine <strong>Reibung</strong>skraft<br />

entlang seiner Oberfläche mit<br />

F R<br />

dv dv 2<br />

( r)<br />

= −ηA<br />

= −η2πrl<br />

= ∆pr<br />

π ,<br />

dr dr<br />

welche als Druck über die Querschnittsfläche angeschrieben werden kann. Daraus erhält man<br />

durch Integration das Geschwindigkeitsprofil unter der Randbedingung, dass die<br />

Geschwindigkeit der Flüssigkeit am Begrenzungsrand r0 des Rohres Null sein muss:<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 17


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v(<br />

r)<br />

r<br />

∆p<br />

∫ dv = ∫ − rdr<br />

2ηl<br />

0 r0<br />

∆p<br />

2 2<br />

v( r)<br />

= ( r0<br />

− r ) .<br />

4ηl<br />

Dabei transportiert der Zylinder mit Radius r an seiner Oberfläche mit infinitesimaler Dicke<br />

dr das Volumen v( r)<br />

dA = v(<br />

r)<br />

2πrdr<br />

pro Zeiteinheit. Das gesamte durchströmte Volumen<br />

pro Zeit ergibt sich aus der Integration über alle Zylinder innerhalb des Rohrquerschnittes:<br />

V<br />

t<br />

r<br />

2 3 ∆pπ<br />

4<br />

( r r − r ) dr = r = vr π<br />

0<br />

∆pπ<br />

2<br />

= 0<br />

0 0<br />

2ηl<br />

∫ .<br />

8ηl<br />

0<br />

V<br />

Dabei wurde noch eine mittlere Strömungsgeschwindigkeit v = eingeführt, welche<br />

2<br />

tr0<br />

π<br />

leichter beobachtbar ist. Die für diese mittlere Geschwindigkeit erforderliche Kraft ergibt<br />

sich aus dem Druckunterschied zu:<br />

2<br />

8ηl<br />

V<br />

= ∆pA<br />

= ∆pr0<br />

π = 8πηlv<br />

= .<br />

r t<br />

F 2<br />

0<br />

Diese Kraft ist entgegengesetzt gleich der <strong>Reibung</strong>skraft.<br />

Bewegt sich eine Kugel mit Radius r langsam durch eine unendlich ausgedehnte Flüssigkeit,<br />

so wird sie laminar umströmt. Für die auf die Kugel wirkende <strong>Reibung</strong>skraft kann ein<br />

ähnliches Gesetz gefunden werden, das Stokes´sche Gesetz:<br />

F R<br />

= − 6π<br />

η r v .<br />

Die <strong>Reibung</strong>skraft ist ebenfalls proportional zur Geschwindigkeit und wirkt dieser entgegen.<br />

Wird die Kugel durch eine äußere Kraft beschleunigt, so wächst mit der Geschwindigkeit<br />

auch die <strong>Reibung</strong>skraft. Die Beschleunigung wird dadurch verringert. Sie wird gleich null,<br />

wenn die <strong>Reibung</strong>skraft gleich der äußeren Kraft geworden ist. Dann bewegt sich die Kugel<br />

mit konstanter Geschwindigkeit.<br />

Die Messung der Viskosität einer Flüssigkeit kann nach der sogenannten Kugelfallmethode<br />

erfolgen. Auf eine in einer Flüssigkeit fallende Kugel wirken drei Kräft: die Gewichtskraft<br />

FG, der Auftrieb FA und die <strong>Reibung</strong>skraft FR. Nach einer anfänglichen<br />

Beschleunigungsphase bewegt sich die Kugel mit konstanter Geschwindigkeit ν, sobald die<br />

Summe der Kräfte null geworden ist. Es gilt dann<br />

+ F + F = m g − ρ V g − 6 π η r v =<br />

FG A R<br />

Fl K<br />

0<br />

(m Kugelmasse, g Erdbeschleunigung, Fl<br />

ρ Dichte der Flüssigkeit, K<br />

V Kugelvolumen).<br />

Werden die Kugelmasse, der Kugelradius, die Flüssigkeitsdichte und die konstante<br />

Geschwindigkeit gemessen, kann daraus die Viskosität errechnet werden.<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 18


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

F R<br />

F A<br />

F G<br />

In der Praxis kann die Bedingung einer unendlich ausgedehnten Flüssigkeit nur sehr schlecht<br />

erfüllt werden, wodurch für den endlichen Radius R des Flüssigkeitsgefäßes eine<br />

Korrekturfunktion f(r/R) berücksichtigt werden muss. Das für endlichen Flüssigkeitsradius R<br />

korrigierte Stokes'sche Gesetz lautet dann:<br />

F R<br />

= −<br />

⎛ r ⎞<br />

6 π η r vf ⎜ ⎟ .<br />

⎝ R ⎠<br />

Aus einer Messserie mit verschiedenen Kugelradien kann die Korrekturfunktion bestimmt<br />

r r<br />

werden. In den meisten Fällen kann mit einem einfachen linearen Ansatz f ( ) = 1 + C<br />

R R<br />

bereits gute Übereinstimmung mit dem Experiment erzielt werden. Die Viskosität ergibt sich<br />

daraus zu:<br />

( ρ − ρ ) V g ( ρ − ρ )<br />

K Fl K<br />

K Fl VK<br />

gt<br />

η =<br />

=<br />

= K(<br />

ρ K − ρ Fl )t.<br />

⎛ r ⎞<br />

⎛ r ⎞<br />

6πrvf<br />

⎜ ⎟ 6πrsf<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ R ⎠<br />

⎝ R ⎠<br />

Dabei wurden alle für einen Kugelradius vorgegebenen Größen in einer Gerätekonstanten K<br />

zusammengefasst. Die Viskosität ergibt sich dann direkt aus dem Dichteunterschied<br />

zwischen Kugel und Flüssigkeit (Auftrieb) und der Messzeit t über der Fallstrecke s.<br />

8.6 Allgemeine <strong>Reibung</strong> in Gasen und Flüssigkeiten<br />

Der bisher behandelte Spezialfall laminarer Strömung und die daraus resultierende lineare<br />

Abhängigkeit der <strong>Reibung</strong>skraft von der Geschwindigkeit ist bei höheren Geschwindigkeiten<br />

nicht mehr gegeben. Die laminare Strömung bricht dann teilweise zusammen und es erfolgt<br />

eine Wirbelbildung in der Flüssigkeit oder Gas, welche zusätzliche Energie dem<br />

Bewegungsvorgang entzieht. Man geht davon aus, dass die <strong>Reibung</strong>skraft proportional zur<br />

2<br />

ρ v<br />

kinetischen Energie der Flüssigkeit 2 und der angeströmten Fläche A ist:<br />

F R<br />

2<br />

ρv<br />

= f A.<br />

2<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 19


<strong>KFU</strong>G, Inst. f. Experimentalphysik, Laborübungen aus Experimentalphysik I<br />

Der Proportionalitätsfaktor f wird Widerstandsbeiwert genannt. Man geht sogar soweit, dass<br />

man für sämtliche <strong>Reibung</strong>sarten auf diese universelle Beziehung zurückgreift und nur den<br />

Widerstandsbeiwert entsprechend anpasst. Für den Fall der Stokes'schen <strong>Reibung</strong> würde man<br />

dann erhalten:<br />

2<br />

ρv<br />

12πηrv<br />

12η<br />

12 12<br />

6πη<br />

rv = f A,<br />

f = = = = .<br />

2 2<br />

2 r πρv<br />

rρv<br />

rρv<br />

Re<br />

η<br />

Dabei wurde die sogenannte Reynolds'sche Zahl Re =<br />

rρv<br />

eingeführt. Die Analyse<br />

η<br />

verschiedenster <strong>Reibung</strong>svorgänge in Flüssigkeiten und Gasen ergibt, dass die dabei<br />

auftretenden Widerstandsbeiwerte als Funktionen dieser Reynolds'schen Zahl geschrieben<br />

werden können. Demnach kann ganz allgemein die <strong>Reibung</strong>skraft ausgedrückt werden:<br />

F R<br />

2<br />

ρv<br />

= f (Re) A .<br />

2<br />

Der Vorteil liegt darin, dass nun bei Variation der Größe eines Objektes (z.B. Modell) durch<br />

Änderung von Zähigkeit, Dichte oder Geschwindigkeit gleiche Reynolds'sche Zahl und<br />

damit gleiche Strömungsbedingungen erreicht werden können. In folgender Tabelle sind für<br />

einige Strömungsvorgänge die entsprechenden Widerstandsbeiwerte als Funktion der<br />

Reynolds'schen Zahl angegeben:<br />

Strömungsvorgang<br />

Widerstandsbeiwert und<br />

Gültigkeitsbereich<br />

laminare Strömung um eine Kugel: (Stokes)<br />

12<br />

f = , Re < 1<br />

Re<br />

laminare Strömung in einem Rohr: (Hagen-Poiseuille) 8<br />

f = , Re1160<br />

4 2 2 Re<br />

angeströmte ebene Platte (Druckwiderstand) f = 1,56<br />

angeströmter Zylinder (Druckwiderstand) f = 0,9<br />

9. Experimentpate: P.Knoll<br />

P.Knoll, <strong>Reibung</strong>, Innere <strong>Reibung</strong> 20

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