Der Göttinger Katalog Didaktischer Modelle

VORWORT
Das vorliegende Buch über den Göttinger Katalog Didaktischer
Modelle erscheint zu einem Zeitpunkt, zu dem
in unserem Lande zwei widersprüchliche Tendenzen in
bezug auf organisierte Lerntätigkeit erkennbar sind.
Zum einen wird Lernen in öffentlichen Bildungsinstitutionen
fast nur noch mit Negativetiketten versehen:
Schulmüdigkeit, Sinnverlust, Aussteigertum,
Leistungsverfall, Leistungsdruck, Bürokratisierung
gehören dazu. Dabei bleibt zunächst offen, ob diese
Begriffe nur oder in erster Linie auf Schüler zu beziehen
sind, oder ob sie nicht auch oder gar in erster Linie für
Bildungspolitiker, Bildungsverwalter und Lehrer gelten.
Auf der anderen Seite finden sich in vielen öffentlichen
und privaten Bereichen außerhalb des Bildungswesens
Anzeichen dafür, daß sich das Interesse an organisierter
und systematischer Lerntätigkeit verstärkt: Museen und
Massenmedien entdecken ihre "didaktische Ader",
Konferenzen und Tagungen, Messen und Ausstellungen
interpretieren sich ausdrücklich auch als Lernorte.
Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen sprießen
allenthalben aus dem Boden und organisieren Lernen, das
der Erweiterung sozialer und persönlicher Kompetenz
dient. Und selbst Baumärkte werden zu Ler-nbrten, an
denen an jedem Wochenende Tausende ihre handwerklichen
Fähigkeiten weiterbilden. Vereine und Clubs schließlich
gedeihen weithin nicht nur als Stätten der
Kommunikation und der Unterhaltung, sondern auch als
Stätten der Lerntätigkeit.
Befindet sich die "Bildungsgesellschaft" an einem
Wendepunkt? Handelt es sich um eine Krise oder gar um