Der Göttinger Katalog Didaktischer Modelle
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und somit als selbstgestellte Anforderungen, die der Lerner formuliert. Jede Lernaufgabe läßt sich daher auf ihren "objektiven Sinn " und auf ihren "subjektiven Sinn " hin befragen, wobei ein Zusammenfallen oder Auseinanderklaffen beider die Eigentümlichkeit einer Unterrichtssituation in erheblichem Umfang bestimmt. Hinzu kommt die Beziehung zwischen Lernaufgabe und Lernumwelt, für die das Kriterium der Stimmigkeit gilt. Auch Lernaufgaben lassen sich nach Unterkategorien gliedern, etwa - Aufgaben, die primär auf das Überleben (Erhalten) des Kultursystems (der Gesellschaft, des Stammes etc.) oder auch der Gattung homo sapiens bezogen sind, 39 - Aufgaben, die primär auf das Überleben eines Indi viduums in einer gegebenen Umwelt bezogen sind, - Aufgaben, die primär auf die Weiterentwicklung (Verbesserung) des Kultursystems (der Gesellschaft, des Stammes etc.) bezogen sind, - Aufgaben, die primär auf die Weiterentwicklung ("Bildung") der Persönlichkeit des einzelnen be zogen sind, und - Aufgaben, die der Vorwegnahme und Abwehr persön licher, gesellschaftlicher und ökologischer Krisen dienen. Wohlgemerkt, dies ist nicht nur eine Frage der von außen vorgegebenen Sinn-Zuordnungen, die eine Lern-
40 aufgäbe bekommt, sondern auch eine Frage der Deutung dieser Aufgabe durch den Lerner selbst. Die Einführung der Dimension "Außerdidaktische Um-welt" dient in erster Linie dazu, eine Definition von "Unterricht " zu geben, die diesen im zeitlich-räumlichen Vakuum ansiedelt. Mit dieser zugegebenermaßen sehr umfassenden Dimension "außerdidaktische Umwelt" sollen sowohl Lebenswelten von Subjekten als auch Kultursysteme gemeint sein. Je nachdem, wie man solche Lebenswelten oder Kultursysteme gliedern möchte -die Soziologie hat in ihrer Geschichte hierzu viele Beiträge geleistet - lassen sich dann auch die Beziehungen von Lernern, Lernumwelten und Lernaufgaben einerseits zu dieser "außerdidaktischen Umwelt" andererseits sehen. Diese Beziehungen zwischen den einzelnen Dimensionen, die unser Kategorialmodell vorschlägt, sind als hochkomplexe Wechselwirkungen zu denken. So ist beispielsweise Lerntätigkeit als eine Aktivität des Lerners zu denken, die sowohl von ihm selbst angeregt und gesteuert werden kann, oder aber wesentlich von der Lernumwelt, wobei er in die Rolle eines Reagierenden gerät. Die Beziehungen des Lerners zur Lernaufgabe sind ähnlich komplexer Art und stehen mit den Beziehungen "Lerner-Lernumwelt" im Zusammenhang. Ein Lerner kann die Lernaufgabe, die ihm von außen vorgegeben ist, annehmen und zu seiner eigenen Sache machen, er kann sie uminterpretieren, so daß sie mit seinen eigenen Zielen in Einklang steht, er kann sich ihr ganz verweigern oder gar eine andere Aufgabe an ihre Stelle setzen. Schließlich können auch sehr verschiedene Beziehungen zwischen der Lernumwelt und der außerdidaktischen Umwelt bestehen. So kann eine Lern-
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und somit als selbstgestellte Anforderungen, die der<br />
Lerner formuliert. Jede Lernaufgabe läßt sich daher auf<br />
ihren "objektiven Sinn " und auf ihren "subjektiven Sinn "<br />
hin befragen, wobei ein Zusammenfallen oder<br />
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Unterrichtssituation in erheblichem Umfang bestimmt.<br />
Hinzu kommt die Beziehung zwischen Lernaufgabe und<br />
Lernumwelt, für die das Kriterium der Stimmigkeit gilt.<br />
Auch Lernaufgaben lassen sich nach Unterkategorien<br />
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viduums in einer gegebenen Umwelt bezogen sind,<br />
- Aufgaben, die primär auf die Weiterentwicklung<br />
(Verbesserung) des Kultursystems (der Gesellschaft,<br />
des Stammes etc.) bezogen sind,<br />
- Aufgaben, die primär auf die Weiterentwicklung<br />
("Bildung") der Persönlichkeit des einzelnen be<br />
zogen sind, und<br />
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licher, gesellschaftlicher und ökologischer Krisen<br />
dienen.<br />
Wohlgemerkt, dies ist nicht nur eine Frage der von außen<br />
vorgegebenen Sinn-Zuordnungen, die eine Lern-