Der Göttinger Katalog Didaktischer Modelle

Talente, mit Arbeitsteilung und mit komplexen Wechselwirkungen
zwischen den Eigenschaften verschiedener
Individuen zu tun, sondern auch mit dem Umstand, daß
sich bestimmte Aufgaben sinnvoll gar nicht von Individuen,
auch nicht von Mengen von Individuen lösen
lassen, sondern nur von sozialen Gebilden höherer
Ordnung. Dies gilt ganz sicher für das Überleben mancher
Urgesellschaften, es könnte auch für das Überleben in
postindustriellen Gesellschaften gelten. Auch wenn
gerade in diesem Punkt einer Erweiterung des
Lernbegriffs manche ungute Tradition geweckt werden
könnte ("Du bist nichts, dein Volk ist alles !") und auch
wenn hier die Quelle von Mystifikation und falscher
Analogiebildung liegen könnte, erscheint es dennoch
unerläßlich, auch hier an einer Erweiterung des
Unterrichtsbegriffs weiterzuarbeiten.
Bleibt schließlich der sechste Aspekt einer Erweiterung
des Unterrichtsbegriffs. Neben der eigenen Gesellschaft
(Kultur, Nation, Staat) gilt es, die Gattung Mensch als
Perspektive für die Entwicklung eines erweiterten
Unterichtsbegriffs heranzuziehen. Was die Lerninhalte
dabei anbelangt, so hat ein "humanistischer " Unterricht
immer schon den Blick über die Grenzen der eigenen Nation
und des eigenen Kultursystems hinaus gelenkt. Daß es
aber auch sinnvoll sein kann, die Formen organisierten
Lernens einzuarbeiten, wie sie in den verschiedenen
Kulturen verbreitet sind, ist demgegenüber bislang die
Ausnahme. Die Organisation von außer- und
interkultureller Erfahrung findet derzeit - wenigstens
für einen kleinen Teil der Menschheit - in den
touristischen und arbeitsmäßigen Möglichkeiten gute
Bedingungen, doch werden diese kaum ausgenutzt, wofern
sie nicht gar, wie im Falle des Umgangs mit kulturellen
Minderheiten im
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