Der Göttinger Katalog Didaktischer Modelle
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wichtigen nationalen und internationalen Gremien seit Ende der 60er Jahre entwickelt worden sind, so läßt sich das Vordringen eines neuen Begriffs von "Lernen " feststellen, der geeignet ist, die Stelle des traditionellen Begriffs von "Unterricht " einzunehmen. Unter diesen Gremien verdienen besondere Hervorhebung - der DEUTSCHE BILDUNGSRAT, - die UNESCO und - der CLUB OF ROME. Es lassen sich aber auch Bezüge zu anderen Gremien herstellen, beispielsweise zum COUNCIL OF CULTURAL COOPERATION des EUROPARATS, zur OECD und zur EUROPÄISCHEN KULTURSTIFTUNG, die alle in den vergangenen 15 Jahren mit programmatischen Beiträgen hervorgetreten sind, in denen ein Abbau des traditionellen Unterrichtsbegriffs (und damit ein Abbau des Monopols formeller Bildungssysteme) zugunsten eines erweiterten Begriffs des "Lernens" vertreten wird. Dieser erweiterte Lernbegriff unterscheidet sich durch sechs Merkmale vom traditionellen Unterrichtsbegriff, die zunächst einmal mit den Stichworten - angeleitetes Lernen und selbsttätiges Lernen, - schulisches Lernen und außerschulisches Lernen, - frühes Lernen und lebenslanges Lernen, - adaptives Lernen und antizipatorisches Lernen, - individuelles Lernen und gesellschaftliches Lernen sowie - nationales Lernen und globales Lernen bezeichnet und im folgenden näher erläutert werden sollen. Wenn der traditionelle Begriff des Unterrichts das (durch "Lehren") angeleitete Lernen in den Mittel- 14
punkt stellt, so behält der neue Begriff des Lernens zwar die Möglichkeit und Notwendigkeit solcher Anleitung zum Lernen bei, hebt jedoch deutlich die Aspekte "selbsttätiges Lernen " bzw. "Lernen des Lernens " hervor. Begründungen dafür finden sich bereits im STRUKTURPLAN DES DEUTSCHEN BILDUNGSRATS, wo es heißt: "Die gezielte Förderung der Fähigkeit des Lernens ... wird auch gefordert durch das Tempo der gesellschaftlichen, technisch-wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung sowie durch die Veränderung der Le-bensumstände und der Arbeitsverhältnisse" (a. a. 0. S. 32). Es ist allgemein bekannt, daß die Idee "selbsttätigen" Lernens in der Geschichte der deutschen Pädagogik - von FICHTE bis GAUDIG - eine längere Tradition hat. Gemeint ist damit, daß der einzelne Lerner selbst jenes "autodidaktische Bewußtsein" und jene "autodidaktische Kompetenz" erwirbt, die ihn in die Lage versetzt, seine eigenen Lernprozesse in der Rolle des Handelnden und nicht allein in der Rolle des Duldenden oder Reagierenden wahrzunehmen und zu steuern, ein Sachverhalt, der bereits seit W. v. HUMBOLDT als "Lernen des Lernens" bezeichnet wird. Daß diese Fähigkeit über das Lernen in Institutionen hinausreicht und vor allem auch Lernen in selbstorganisierter Weise (z. B. in Bürgerinitiativen oder Vereinen) umfaßt, macht seine besondere Innovationsperspektive aus. Daß schulisches Lernen zumindest nicht allein zur Verbesserung der Bildungs- und Lebenssituation breiter Bevölkerungskreise führt, ja daß ein zu starker Ausbau vor allem in Ländern der Dritten Welt eher zur Steigerung der Ungleichheit beitragen kann, ist eine 15
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wichtigen nationalen und internationalen Gremien seit<br />
Ende der 60er Jahre entwickelt worden sind, so läßt sich<br />
das Vordringen eines neuen Begriffs von "Lernen "<br />
feststellen, der geeignet ist, die Stelle des traditionellen<br />
Begriffs von "Unterricht " einzunehmen. Unter<br />
diesen Gremien verdienen besondere Hervorhebung<br />
- der DEUTSCHE BILDUNGSRAT,<br />
- die UNESCO und<br />
- der CLUB OF ROME.<br />
Es lassen sich aber auch Bezüge zu anderen Gremien<br />
herstellen, beispielsweise zum COUNCIL OF CULTURAL<br />
COOPERATION des EUROPARATS, zur OECD und zur<br />
EUROPÄISCHEN KULTURSTIFTUNG, die alle in den vergangenen<br />
15 Jahren mit programmatischen Beiträgen hervorgetreten<br />
sind, in denen ein Abbau des traditionellen<br />
Unterrichtsbegriffs (und damit ein Abbau des Monopols<br />
formeller Bildungssysteme) zugunsten eines erweiterten<br />
Begriffs des "Lernens" vertreten wird.<br />
Dieser erweiterte Lernbegriff unterscheidet sich<br />
durch sechs Merkmale vom traditionellen Unterrichtsbegriff,<br />
die zunächst einmal mit den Stichworten<br />
- angeleitetes Lernen und selbsttätiges Lernen,<br />
- schulisches Lernen und außerschulisches Lernen,<br />
- frühes Lernen und lebenslanges Lernen,<br />
- adaptives Lernen und antizipatorisches Lernen,<br />
- individuelles Lernen und gesellschaftliches Lernen<br />
sowie<br />
- nationales Lernen und globales Lernen<br />
bezeichnet und im folgenden näher erläutert werden<br />
sollen.<br />
Wenn der traditionelle Begriff des Unterrichts das<br />
(durch "Lehren") angeleitete Lernen in den Mittel-<br />
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