Politik und Ökonomie der Systemsteuerung im Case Management

Steuernd wird in diesem von Ed Wagner und seinem Team (Wagner 1998)
konzipierten Modell auf sechs Handlungsbereiche zugegriffen:
• das Selbstmanagement von Patienten in „produktiver Interaktion“ mit den
medizinischen Fachkräften (self-management support),
• die Anleitung zu evidenzbasierten Behandlungsentscheidungen (decision
support),
• die Gestaltung einer dem Einzelfall angemessenen Zusammenarbeit in der
Versorgung (delivery system design),
• eine klinisches Informationssystem, das zugleich den
Dokumentationserfordernissen im Einzelfall und von Fallgruppen
nachkommt,
• die Organisationsentwicklung in der gesundheitlichen Versorgung von
chronisch Kranken,
• die Verbindung mit den Ressourcen und Politiken im Gemeinwesen, die
gesundheitsrelevant sind und einer Verbesserung der Versorgung nützlich
sein können.
Die „produktive Interaktion“ meint in diesem Modell eine Zusammenarbeit mit
Patienten und Angehörigen, die ein Assessment, gemeinsame Zielvereinbarung
und Planung von Behandlung und Versorgung sowie eine fortlaufende
Reflexion der gesundheitlichen Entwicklung einschließt.
Case Management vollzieht sich in Haushalten – in Haushalten von
leistungstragenden Körperschaften (Staat und Kommunen) und in Haushalten
von bedürftigen bzw. leistungsberechtigten Menschen und
Bedarfsgemeinschaften. Professionelles Handeln muss sich in diesen Haushalten
rechtfertigen: Sozial arbeiten heißt sozial wirtschaften (vgl. Wendt 2004). Das
Case Management hat ökonomisch den Vorzug, dass mit seiner
Ablauforganisation sowohl im Einzelfall wie in der Steuerung „der Fälle“ im
Prozess der Leistungserbringung die Kosten und die Wertschöpfung verteilt auf
die einzelnen Aktivitäten beobachtet werden können. Es gibt in den
Dimensionen des Verfahrens
1 eine Ökonomie in der Clearingphase und von Screening,
2 eine Ökonomie der Aushandlung des Vorgehens fallweise,
3 ein mehr oder minder wirtschaftliches Assessment: statt uferloser
“Ganzheitlichkeit” ein Case Management als Reduktion von Komplexität,
4 Budgetverantwortung in der Zielsetzung und in der Planung,
5 eine Ökonomie der Leistungsvergabe (z.B. in der Verwendung eines
Persönlichen Budgets) und der koordinierten Erbringung von
Dienstleistungen.
In diesen Hinsichten kann ein Leistungsträger die Rationalität seines Handelns
feststellen. Auch bei dem Case Manager, den ein Leistungserbringer einsetzt,
rückt die ökonomische Dimension seiner Aufgabenstellung in den Vordergrund.
24