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Politik und Ökonomie der Systemsteuerung im Case Management

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Schuldnerproblemen o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Jugendhilfe für die Kin<strong>der</strong> arbeitsuchen<strong>der</strong><br />

Eltern).<br />

2. <strong>Systemsteuerung</strong> durch Leistungserbringer<br />

Nehmen wir als Muster die Migrationserstberatung bei den deutschen<br />

Wohlfahrtsorganisationen. Sie ist ab 2005 mit dem Ziel eingeführt, „den<br />

Integrationsprozess bei Neuzuwan<strong>der</strong>ern zu initiieren, zu steuern <strong>und</strong> zu<br />

begleiten“. Das B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge (BAMF) trägt zwar<br />

die Verantwortung <strong>und</strong> n<strong>im</strong>mt sie aus <strong>der</strong> Distanz bürokratisch wahr, überlässt<br />

aber die Ausgestaltung <strong>der</strong> Praxis, mithin das <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>, den freigemeinnützigen<br />

Dienstleistern. Ihnen ist eine „bedarfsorientierte<br />

Einzelfallbegleitung“ mit folgenden Kernelementen aufgetragen:<br />

• „Sondierungsgespräch“ mit dem Neuzuwan<strong>der</strong>er,<br />

• Erstellung einer individuellen Sozial- <strong>und</strong> Kompetenzanalyse,<br />

• Erstellung eines För<strong>der</strong>plans,<br />

• Sicherstellung <strong>der</strong> Umsetzung des För<strong>der</strong>plans,<br />

• gegebenenfalls Abschluss <strong>und</strong> Kontrolle einer Integrationsvereinbarung,<br />

• Durchführung <strong>der</strong> sozialpädagogischen Betreuung bei individuellem<br />

Bedarf,<br />

• aktive Mitarbeit in kommunalen Netzwerken, ggf. auch Aktivierung von<br />

Netzwerken.<br />

Wie mit all dem praktisch <strong>der</strong> Integrationsprozess auf lokaler Ebene zu steuern<br />

ist, wird <strong>der</strong> dienstleistenden Organisation nicht vorgegeben. Sie agiert nicht<br />

allein <strong>im</strong> Feld, son<strong>der</strong>n hat es mit verschiedenen Anbietern von<br />

Integrationskursen zu tun, mit an<strong>der</strong>en Migrationsdiensten, mit <strong>der</strong><br />

Auslän<strong>der</strong>behörde, mit <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, mit kommunalen<br />

Regeldiensten, mit bürgerschaftlichem Engagement für Immigranten usw. Eine<br />

Steuerungsmöglichkeit besteht darin, ein „lokales Bündnis für Integration“ zu<br />

initiieren <strong>und</strong> darin sich mit den Beteiligten strategisch <strong>und</strong> operativ<br />

abzust<strong>im</strong>men. Die leistungserbringende Organisation hat so die Chance, in<br />

eigener Regie die <strong>Systemsteuerung</strong> vor Ort zu gestalten; die B<strong>und</strong>esbehörde<br />

sieht sich nur <strong>im</strong> Misserfolgsfall gefor<strong>der</strong>t, steuernd einzugreifen.<br />

3. <strong>Systemsteuerung</strong> als selbständiger Dienst<br />

Von unabhängiger Seite wird einer zuständigen Institution angeboten, ihr eine<br />

Aufgabenerfüllung mitsamt <strong>der</strong> dazu erfor<strong>der</strong>lichen Prozesssteuerung<br />

abzunehmen. Das Geschäft geht an einen intermediären Dienst über, <strong>der</strong> in einer<br />

Hand zusammenführt, was von verschiedenen Humandienstleistern, Behörden<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Stellen zu tun ist.<br />

Beispielsweise erfolgt eine Übernahme des <strong>Case</strong> <strong>Management</strong>s für<br />

Unfallversicherer durch einen privat-gewerblichen Leistungsanbieter. Er sichert<br />

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