12.09.2013 Aufrufe

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Erklärung der Gemeinschaft zwischen Seele <strong>und</strong> Körper“ (Versuch, 39 [62]) identisch, erläu-<br />

tert <strong>Maimon</strong> in einer beigefügten Anmerkung folgendermaßen:<br />

„Er bedenke nur, daß er so wenig von Seele als von Körper als noumena, einen Begriff hat,<br />

<strong>und</strong> daß man nur verschiedene Arten des Bewußtseins durch diese Namen unterscheidet, nämlich<br />

das Bewußtsein der Formen a priori, heißt Seele; das Bewußtsein von etwas bloß Gegebenem<br />

aber heißt Materie, <strong>und</strong> die Verknüpfung beider bringt dasjenige, was man diesen oder<br />

jenen Gegenstand nennt, hervor.“ (Versuch, 196 [362])<br />

Für <strong>Maimon</strong> ist also die Frage der transzendentalen Deduktion mit der Frage nach der Einheit<br />

von Seele <strong>und</strong> Körper einerlei: In beiden Fällen steht die Synthesis zweier heterogener Ele-<br />

mente (Seele <strong>und</strong> Körper, reine <strong>Verstand</strong>esbegriffe <strong>und</strong> empirische Anschauungen) zur Debat-<br />

te.<br />

Kant löst das Problem der Synthesis von <strong>Verstand</strong>esbegriffen <strong>und</strong> empirischer Anschauung in<br />

der transzendentalen Deduktion zunächst, indem er überhaupt die Möglichkeit der Synthesis<br />

von <strong>Verstand</strong>es- <strong>und</strong> Anschauungsformen darlegt. Nach Kant ist eine solche Synthesis durch<br />

die ursprünglich-einheitliche Synthesis der transzendentalen Apperzeption möglich. Der<br />

höchste Gr<strong>und</strong> der Synthesis liegt für ihn in der Spontaneität der transzendentalen Apperzep-<br />

tion begründet. Kant stellt damit den Einheitspunkt von <strong>Verstand</strong>esleistung <strong>und</strong> Anschauungs-<br />

form in einer synthetischen Tätigkeit auf, deren höchstes Vermögen das Vermögen der trans-<br />

zendentalen Apperzeption ist: „Es ist eine <strong>und</strong> dieselbe Spontaneität, welche dort unter dem<br />

Namen der Einbildungskraft, hier des <strong>Verstand</strong>es, Verbindung in das Mannigfaltige der An-<br />

schauung hineinbringt.“ (B 162 Anm.) 351 Diese Spontaneität ist die „synthetische Einheit der<br />

Apperzeption, der höchste Punkt, an dem man allen <strong>Verstand</strong>esgebrauch [...] heften muß“ (B<br />

351 Eine jegliche Synthesis als Einheitsfunktion liegt demnach in der ursprünglichen Einheitsleistung des Bewußtseins<br />

begründet. Kant hatte in der vorhergehenden Anmerkung schon auf die Unterscheidung zwischen<br />

formaler Anschauung <strong>und</strong> Form der Anschauung aufmerksam gemacht. Die formale Anschauung gibt nach Kant<br />

eine „Einheit der Vorstellung“ im Gegensatz zur rein passiven Form der Anschauung, die „bloß Mannigfaltiges“<br />

(B 160 f. Anm.) gibt. Der Sinn der Unterscheidung liegt also darin begründet zu erweisen, daß bereits die Anschauungsformen<br />

ein Maß an Spontaneität voraussetzen, „indem der <strong>Verstand</strong> die Sinnlichkeit bestimmt“ (B 160<br />

f. Anm.)<br />

95

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!