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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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<strong>und</strong> Abraham Ibn Esra 322 erworben, sondern diese waren ihm auch durch die jüdische Mystik<br />

(Kabbala <strong>und</strong> Chassidismus) 323 bekannt. In der Renaissance reißt die Bearbeitung der Welt-<br />

seele nicht ab, stellvertretend sei hier nur Bruno genannt. 324 So unterschiedliche Autoren wie<br />

Hume 325 <strong>und</strong> Shaftesbury 326 , Herder <strong>und</strong> Reinhold 327 widmen sich einer mehr oder weniger<br />

ausführlichen Darstellung der <strong>Weltseele</strong>.<br />

So unterschiedlich die Theologien <strong>und</strong> Philosophien auch sind, welche sich einer Bearbeitung<br />

der <strong>Weltseele</strong> widmen, so unterschiedlich sind auch die Funktionen, die dieser Begriff zu er-<br />

füllen hat: Die <strong>Weltseele</strong> wird gleichermaßen in Kosmologie, Naturphilosophie <strong>und</strong> Biologie,<br />

Erkenntnistheorie <strong>und</strong> Psychologie, Parapsychologie <strong>und</strong> den „Grenzwissenschaften“ ver-<br />

wendet. Wenn in der vorliegenden Untersuchung <strong>Maimon</strong>s Behandlung der <strong>Weltseele</strong> mit<br />

dem Begriff der Individualität in Verbindung gebracht wird, dann beinhaltet das die Behaup-<br />

tung, daß <strong>Maimon</strong>s Interesse <strong>und</strong> das Motiv hinter der Bearbeitung der <strong>Weltseele</strong> mit seinem<br />

Interesse an der Mystik <strong>und</strong> der mystischen Tradition 328 zusammenhängt. <strong>Maimon</strong> geht es wie<br />

der Mystik, in einer allgemeinen Definition Zaehners, um eine „realization of a union or a<br />

322<br />

Zu Abraham Ibn Esras Bibelkommentaren hat <strong>Maimon</strong> zwei Superkommentare verfaßt, welche einen Teil des<br />

hebräischen Manuskripts Hesheq Shlomo ausmachen. Zur Auffassung von der <strong>Weltseele</strong> bei Ibn Esra siehe beispielsweise<br />

Rosin (1898): „Der denkende Theil der Seele unterscheidet sich von den zwei anderen dadurch, dass<br />

er als unkörperlich <strong>und</strong> unsterblich auch höheren Ursprungs, nämlich ein Theil der <strong>Weltseele</strong> ist.“ (450) Dieser<br />

Auffassung folgt Orschansky (1900), indem er behauptet, „dass nach Ibn-Esra die menschliche Seele aus der<br />

<strong>Weltseele</strong> emanirt ist <strong>und</strong> der Engel- oder Sphärenwelt angehört, <strong>und</strong> dass sie daher als aus beiden Geisterwelten<br />

stammend betrachtet wird.“ (21 Anm.) Ibn Esra verneint damit, so Orschansky, die individuelle Unsterblichkeit<br />

der Seele: „Es versteht sich von selbst, dass man dabei die Vorstellung einer individuellen Unsterblichkeit, eines<br />

persönlichen Existirens der Seele bei Seite lassen muss [...].“ (29) Auch weist Orschansky auf den Einfluß des<br />

Neuplatonismus hin: „Der Gott Ibn-Esra’s, der als wirkende Kraft, oder, wie bei Spinoza, als Natur definiert<br />

werden kann, der keinen freien Willen hat, <strong>und</strong> Alles aus blosser Nothwendigkeit thut, ist gewiss nicht der Gott<br />

des Moses <strong>und</strong> der Propheten. Auch sind diese Lehren bei Ibn-Esra nicht originell, sondern sie gehören dem<br />

Neuplatonismus der Alexandriner an.“ (31) Zu Spinoza siehe weiterhin Orschansky (1900), 34-39. Diese Auffassung<br />

von der <strong>Weltseele</strong> bei Ibn Esra läßt sich nach Greive (1973) „nicht aufrechterhalten“ (63 Anm.). Vgl.<br />

hierzu Greive (1973), 63-96, wo resümiert wird: „Der Begriff einer <strong>Weltseele</strong>, die als substantielle Einheit aufzufassen<br />

wäre, ist aus den verfügbaren Texten des Ibn Ezra nicht zu erheben.“ (96) Zu Ibn Esra vgl. ferner<br />

Hughes (2002) sowie Hughes (2004).<br />

323<br />

Zu <strong>Maimon</strong>s Verhältnis zur Kabbala siehe <strong>Maimon</strong> (1795; siehe hierzu Ehrensperger [2003]), Idel (1991),<br />

62-67, Schulte (2002), 133-135 sowie zum Chassidismus Schulte (2002), 145-153, <strong>und</strong> Weiss (1997).<br />

324<br />

Zur <strong>Weltseele</strong> bei Bruno siehe Bruno (1993), 29-34; Beierwaltes (1993), XIV-XIX <strong>und</strong> Blum (1999), 54-58.<br />

Zur <strong>Weltseele</strong> in der Renaissance im allgemeinen siehe Cassirer (2002) sowie Stadler (1991).<br />

325<br />

Siehe Hume (1993), 52-65.<br />

326<br />

Siehe Cooper (1998), 272-289.<br />

327<br />

Siehe Reinhold (1790), 287-295 (nach Jantzen [2000], 23 Anm.).<br />

328<br />

Zur indischen Mystik vgl. Zimmer (1979) <strong>und</strong> Zaehner (1960), die islamische Mystik behandelt Zaehner<br />

(1960) <strong>und</strong> Schimmel (1995). Zur Kabbala <strong>und</strong> dem Chassidismus vgl. Scholem (1996) <strong>und</strong> Idel (1988).<br />

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