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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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Stellen auf die Vorstellung von der <strong>Weltseele</strong> <strong>und</strong> den damit zusammenhängenden bildlichen<br />

Darstellungen der Lehre des Monopsychismus zu sprechen. Das Problem liegt weniger, wie<br />

bereits bemerkt, im Gehalt der Lehre, sondern in seiner Darstellung: Bestimmt man die Lehre<br />

der <strong>Weltseele</strong> „mit andern Objekten, worin dieses Verhältniß statt findet, analogisch, durch<br />

die, diesen Objekten zukommenden Merkmalen, so wird sie antropomorphistisch <strong>und</strong> folglich<br />

falsch.“ 300 Es sind vor allem zwei Probleme, die sich nun <strong>Maimon</strong> aus der Vorstellung der<br />

<strong>Weltseele</strong>, wie er sie an Giordano Bruno expliziert: die Bestimmung eines Objektes durch die<br />

Analogie sowie die bestimmte Darstellung eines an sich unbestimmten Objektes. Ein solches<br />

Verfahren der Einbildungskraft nennt <strong>Maimon</strong> nun Schwärmerei: „Die Schwärmerei ist ein<br />

Trieb der produktiven Einbildungskraft (das Dichtungsvermögen,) Gegenstände die der<br />

<strong>Verstand</strong>, nach Erfahrungsgesetzen, für unbestimmt erklärt, zu bestimmen.“ 301 Auf die Welt-<br />

seele angewandt bedeutet dies, daß die <strong>Weltseele</strong> per analogiam durch die Einbildungskraft<br />

bestimmt wird.<br />

„Hier ist die größte Klippe, woran die Schwärmer, die den Unterschied dieser Vorstellungsarten<br />

nicht einsehen, scheitern müssen, <strong>und</strong> wofür sich Philosophen nicht genug in Acht nehmen<br />

können. – Jene begnügen sich nicht blos damit die Welt d.h. alle Objekte der Natur als<br />

ein verb<strong>und</strong>enes Ganzes auf eine Ursache überhaupt zu beziehen, sondern sie suchen diese<br />

Ursache nach Analogie der menschlichen Seele, als Objekt zu bestimmen.“ 302<br />

Der Unterschied zwischen der Philosophie als Schwärmerei <strong>und</strong> der Philosophie als Wissen-<br />

schaft ist nicht in dem beiden zu Gr<strong>und</strong>e liegenden Streben nach Erweiterung der Erkenntnis<br />

zu sehen, sondern in der Wahl der Mittel <strong>und</strong> der Methode: „Schwärmerei hat mit der Philo-<br />

sophie einerlei Ursprung, nämlich den Trieb nach Erweiterung der Erkenntniß, nur in der Art,<br />

wie beide diesen Trieb zu befriedigen suchen, sind sie von einander unterschieden.“ 303 Es ist<br />

also nach <strong>Maimon</strong> nicht daran zu denken, daß die Schwärmerei eine „Krankheiten der Seele<br />

300 GW IV, 627.<br />

301 GW IV, 613.<br />

302 GW IV, 627.<br />

303 <strong>Maimon</strong> (1793 b), 117.<br />

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