Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon
Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon
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eine theologische Position, welche sich nicht aus den Prämissen seiner Metaphysik ent-<br />
wicklen läßt. Betrand Russell hat im zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>ert eine an <strong>Maimon</strong> erinnernde<br />
Leibniz-Interpretation vertreten, in dem er die sich im Vergleich von den Äußerungen zur Re-<br />
ligion <strong>und</strong> Moral <strong>und</strong> der Metaphysik ergebenen Inkonsequenzen aus Leibniz’ Opportunismus<br />
erklärt:<br />
„The philosophy of Leibniz, I shall contend, contains inconsistencies of two kinds. […] The<br />
first kind arises solely through the fear of admitting consequences shocking to the prevailing<br />
opinion of Leibniz’s time—such are the maintenance of sin and of the ontological argument<br />
for God’s existence. Where such inconsistencies are fo<strong>und</strong>, we, who do not depend upon the<br />
smiles of princes, may simply draw the consequences which Leibniz shunned. […] We shall<br />
find also many more minor inconsistencies than in the earlier part of the system, these being<br />
due chiefly to the desire to avoid the impieties of the Jewish Atheist, [i.e. Spinoza; F.E.].“ 287<br />
Opportunismus <strong>und</strong> Inkonsequenz prägen nach <strong>Maimon</strong> Leibniz’ <strong>und</strong> Mendelssohns 288 Auf-<br />
fassung von Religion <strong>und</strong> Moral. Leibniz’ Ablehnung der Lehre von der <strong>Weltseele</strong> gründet in<br />
der von Mendelssohn geteilten Ablehnung gegen Spinozas Monopsychismus, welche vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> der im 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert üblichen Identifzierung der Lehre von der Welt-<br />
seele mit dem Spinozismus zu verstehen ist. Da Spinozas Lehre weiterhin als Pantheismus<br />
aufzufassen <strong>und</strong> Pantheismus mit dem Atheismus identisch sei, ist der Spinozismus folgerich-<br />
tig ein Atheismus. 289 Weitere Autoren, die in diesem Zusammenhang genannt werden, sind<br />
(130 f.) aufzufassen sei, der Gr<strong>und</strong> für „his [i.e. Spinoza’s; F.E.] cherem, or expulsion, from the Portuguese Jewish<br />
congregation in Amsterdam“ (VII).<br />
287 Russell (1997), 3-5.<br />
288 Zu <strong>Maimon</strong>s Verhältnis zu Mendelssohn in dieser Frage vgl. Gideon Freudenthal (2002); allgemeiner wird<br />
dieses Verhältnis in Gideon Freudenthal (2005), 60-64, behandelt.<br />
289 Als Beispiel für die Identifizierung von Spinozas Pantheismus mit Atheismus sei an dieser Stelle nur auf Meister<br />
(1777), 101, verwiesen: „Kein W<strong>und</strong>er, wann diese Allvergötterung endlich in gänzlichen Atheismus ausartet!“<br />
(Zu Spinozas „Allvergötterung“ bemerkt Wolfson [1958], 348: „His reputed God-intoxication was really<br />
nothing but a hang-over of an earlier religious jag.“) Daß die Lehre von der <strong>Weltseele</strong> zu Atheismus führe, verneint<br />
Platner im Hinweis auf die Kirchenväter <strong>und</strong> die scholastische Tradition, siehe Platner (1781), 323 f.: „Und<br />
was nun den Begriff der <strong>Weltseele</strong> anlangt, den ich hier weder vertheidige, noch bestreite, so scheinen Sie eine<br />
gewisse Analogie desselben mit dem Atheismus vorauszusetzen, die doch gar nicht darinnen ist. Es ist wahr,<br />
man kann mit diesem Begriff ein Atheist seyn, wenn man sich unter dieser <strong>Weltseele</strong> nichts denket, als eine subtile<br />
Materie, wie die Ionischen Weltweisen zum Theil gethan zu haben scheinen. Verstehet man aber unter der<br />
<strong>Weltseele</strong>, so wie Pythagoras <strong>und</strong> Plato, einen unendlichen Geist, der mit dem Einflusse seiner Kraft alles durchdringt<br />
<strong>und</strong> belebt, so ist dieser Gedanke nichts anders, als der Lehrbegriff von der Unermeßlichkeit <strong>und</strong> räumlichen<br />
Allgegenwart Gottes, so wie wir ihn bey den Kirchenvätern <strong>und</strong> bey den scholastischen Theologen finden.“<br />
(Vgl. ferner Platner [1781], 322-326.) In diese Richtung zielt gleichfalls Adelung (1787), 320 f.: „Am sonderbar-<br />
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