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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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nicht aufhalten.“ 283 Wenn man sich vor Augen führt, daß Leibniz’ eigene Stellungnahme in<br />

der Theodicée lautet, daß die Lehre der <strong>Weltseele</strong> (Platon, Stoa, Vergil <strong>und</strong> Averroes) von der<br />

prästabilierten Harmonie widerlegt werde <strong>und</strong> <strong>Maimon</strong> diese Harmonie als Harmonie der<br />

Identität interpretiert, um im Anschluß daran das Vergil-Zitat als Ausdruck von Leibniz’ ei-<br />

gener Meinung anzuführen, so ist dies in der Tat eine Umdeutung der Lehre Leibniz’ <strong>und</strong> be-<br />

inhaltet die Unterstellung, daß dieser aus sachfremden Argumenten gegen die <strong>Weltseele</strong> vor-<br />

geht.<br />

3.3. Über die Unsterblichkeit der Seele oder die Schädlichkeit des Pantheismus<br />

Leibniz macht neben den angesprochenen theoretischen Gründen auch theologische Gründe<br />

gegen die Lehre von der <strong>Weltseele</strong> geltend. Für Religion <strong>und</strong> Moral, so Leibniz, sei die Un-<br />

sterblichkeit des Individuums unerläßlich. Die Lehre von der <strong>Weltseele</strong> sei zurückzuweisen,<br />

um die „Persönlichkeit zu schützen.“ 284 Die Persönlichkeit müsse, so Leibniz, dauern <strong>und</strong> un-<br />

vergänglich sein, „um dadurch für Belohnungen <strong>und</strong> Strafen empfänglich zu sein.“ 285 Sie hat<br />

also, wie <strong>Maimon</strong> in der <strong>Weltseele</strong> schreibt, einen Einfluß auf „Religion <strong>und</strong> wahre Moralität“<br />

(<strong>Weltseele</strong>, 50). Die Religion <strong>und</strong> wahre Moralität beinhaltet also für Leibniz nicht nur einen<br />

personalen Gott, der belohnt <strong>und</strong> straft, sondern auch eine individuelle unvergängliche Seele,<br />

welche diese Belohnungen <strong>und</strong> Strafen erhält. 286 Nicht nur für <strong>Maimon</strong> vertritt Leibniz damit<br />

283 GW IV, 637.<br />

284 Leibniz [1996 a], XXV. Vgl. Bloch (1985 a), „Wenn man dem lieben Gott von Angesicht zu Angesicht gegenübertritt,<br />

muß man doch selbst ein Angesicht haben. Es muß doch ein Subjekt da sein, das gerichtet oder belohnt<br />

wird.“ (325)<br />

285 Leibniz [1996 a], XXXV.<br />

286 Vgl. Mendelssohn (1979 a), 78, 142. Ein wesentlicher Punkt ist dabei das identitätsstiftende Vermögen des<br />

Gedächtnisses <strong>und</strong> der Erinnerung. Dieses wird von Spinoza wie von <strong>Maimon</strong> physisch erklärt, vgl. Spinoza<br />

(1990), 5. Teil, Lehrsatz 21: „Der Geist kann sich nur etwas vorstellen <strong>und</strong> sich der vergangenen Dinge erinnern,<br />

solange der Körper dauert.“ (663) Lakebring macht darauf aufmerksam, daß es sich dabei um „altes Aristotelische<br />

Erbe“ (Lakebrink [1990], 727) handelt. Zum Dogma der Unsterblichkeit aus christlich-platonischer<br />

Sicht siehe Franz (1996), 13-43. Nadler (2004) gibt einen Überblick über die Unsterblichkeit aus religiöser (42-<br />

66) <strong>und</strong> philosophischer (67-93) jüdischer Sicht bis auf Spinoza. Nach Nadler war Spinozas Leugnung der individuellen<br />

Unsterblichkeit (94-156), die als logische Konsequenz der Lehren von <strong>Maimon</strong>ides <strong>und</strong> Gersonides<br />

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