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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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Herr Blumenbach nennt, Bildungstrieb“ 267 , beruft, dann liegt der Schluß nahe, daß dies als<br />

implizite Kritik an Leibniz offizieller Lehre aufzufassen ist.<br />

Eine weitere Quelle stellt der „Auszug aus Jordan Bruno von Nola. Von der Ursache, dem<br />

Prinzip <strong>und</strong> dem Einen“ dar, welcher von <strong>Maimon</strong> unter dem allgemeinen Titel „Zur höhern<br />

Erfahrungsseelenk<strong>und</strong>e“ <strong>und</strong> dem besonderen „Ueber die Schwärmerei“ 268 kommentiert<br />

wird. 269 Wie bereits im vorhergehenden Kapitel kurz angedeutet, ist die Schwärmerei für<br />

<strong>Maimon</strong> eine Seelenkrankheit, welche nicht unmittelbar die höheren Erkenntnisvermögen be-<br />

treffen kann, da <strong>Verstand</strong> <strong>und</strong> Vernunft überhaupt nicht krank werden können. Die Schwär-<br />

merei ist eine Krankheit der niederen Erkenntnisvermögen bzw. der Einbildungskraft, welche<br />

in dem Trieb besteht, das „seiner Natur nach Unbestimmbare zu bestimmen (Ideen als reelle<br />

Objekte darzustellen).“ 270 Die Schwärmerei ist daher ein „Trieb der produktiven Einbildungs-<br />

kraft“ 271 , welche darin besteht, die Gegenstände der Metaphysik „durch allerhand Bilder faß-<br />

licher zu machen“, was nach <strong>Maimon</strong> „eine unvermeidliche Verwirrung nach sich ziehet.“ 272<br />

Das Problem von Brunos Pantheismus <strong>und</strong> der Lehre von der <strong>Weltseele</strong> allgemein ist daher<br />

267<br />

GW III, 292.<br />

268<br />

GW IV, 611.<br />

269<br />

Den Auszug entnimmt <strong>Maimon</strong> Jacobi (2000), 195-220, der ersten Beilage der zweiten Auflage von Jacobis<br />

Beitrag zum Spinoza-Streit. Den Zweck der Übersetzung (<strong>und</strong> Paraphrasierung) von Brunos Schrift gibt Jacobi<br />

folgendermaßen an: „Mein Hauptzweck bei diesem Auszug ist, durch die Zusammenstellung des Bruno mit dem<br />

Spinoza, gleichsam die Summa der Philosophie des [En kai pan] in meinem Buche darzulegen. [...] Schwerlich<br />

kann man einen reineren <strong>und</strong> schöneren Umriß des Pantheismus im weitesten <strong>Verstand</strong>e geben, als ihn Bruno<br />

zog.“ (159) Zum Umkreis der Debatte <strong>und</strong> den weiteren Implikationen der Tatsache, daß <strong>Maimon</strong> einen Text<br />

kommentiert, der als Beispiel für die von Jacobi abgelehnte Lehre des Pantheismus herangezogen wird, siehe die<br />

Diskussion über die Schädlichkeit des Pantheismus <strong>und</strong> der Schwärmerei weiter unten.<br />

270<br />

GW IV, 613.<br />

271<br />

GW IV, 613.<br />

272<br />

GW IV, 616. Siehe auch GW I, 29 f.: „Der <strong>Verstand</strong> sucht bloß zu fassen, die Einbildungskraft aber zu umfassen,<br />

d.h. der <strong>Verstand</strong> sucht sich bloß die Entstehungsart eines Objekts begreiflich zu machen, ohne darauf zu<br />

sehen, ob auch das Objekt, dessen Entstehungsart bekannt ist, von uns wirklich dargestellt werden kann, oder<br />

nicht. Die Einbildungskraft hingegen sucht dasjenige, dessen Entstehungsart uns bekannt ist, in ein Bild als ein<br />

Ganzes zu umfassen. Für den <strong>Verstand</strong> ist z.B. eine unendliche Reihe Zahlen, die nach einem bestimmten Gesetze<br />

fortschreitet, eben so gut ein Objekt (dem durch dieses Gesetz bestimmte Eigenschaften zukommen) als eine<br />

endliche Reihe, die nach eben diesem Gesetz fortschreitet. Für die Einbildungskraft hingegen ist zwar diese,<br />

nicht aber jene ein Objekt, weil sie dieselbe nicht als ein vollendetes Ganze umfassen kann.“ (29 f.) Vgl. hierzu<br />

die Stellen zur Einbildungskraft in Kant (2001), § 26, 114-122 [AA V, 251-257].<br />

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