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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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Mendelssohns heißt es im Anschluß an <strong>Maimon</strong>s Darlegungen zu Leibniz’ Harmonie der<br />

Identität:<br />

„Da aber aus der Natur eines unendlichen denkenden Wesens nothwendig folgt, daß seine Objekte<br />

eingeschränkt seyn müssen, (weil sie sonst nichts ausser ihm selbst seyn werden), so hat<br />

Leibniz guten Gr<strong>und</strong>, diese Objekte als Substanzen, nicht zwar als selbständige, wohl aber für<br />

sich bestehende Wesen zu denken, wodurch sein System von dem spinozistischen unterschieden<br />

wird.“ (<strong>Weltseele</strong>, 89)<br />

Diesen von Mendelssohn behaupteten <strong>und</strong> von <strong>Maimon</strong> an dieser Stelle übernommenen Un-<br />

terschied verlohnt es sich, näher anzusehen.<br />

3.2. <strong>Maimon</strong>s Kritik an Leibniz<br />

Mit dieser Charakterisierung <strong>und</strong> dem Unterschied von Selbständigkeit <strong>und</strong> Für-sich-Bestehen<br />

wiederholt <strong>Maimon</strong> wörtlich die Ausführungen Mendelssohns in den Morgenst<strong>und</strong>en. Men-<br />

delssohn war es dort darum gegangen, zwischen der Leibniz-Wolffischen <strong>und</strong> der Spinozisti-<br />

schen Philosophie einen Unterschied zu machen. Die betreffende Stelle in den Morgenstun-<br />

den lautet:<br />

„Allein wir unterscheiden das Selbständige von dem Fürsichbestehenden. Das Selbständige ist<br />

unabhängig <strong>und</strong> bedarf keines andern Wesens zu seinem Daseyn. Dieses also ist unendlich<br />

<strong>und</strong> nothwendig; das Fürsichbestehende aber kann in seinem Daseyn abhängig, <strong>und</strong> dennoch,<br />

als ein von dem unendlichen Wesen, vorhanden seyn.“ 250<br />

Wenngleich <strong>Maimon</strong> in der <strong>Weltseele</strong> diese Mendelssohnsche Distinktion als letztes Wort un-<br />

kommentiert stehen läßt, so können nicht nur implizite Argumente <strong>Maimon</strong>s aus der Weltsee-<br />

250 Mendelssohn (1979), 123. Zum Verhältnis von <strong>Maimon</strong> zu Mendelssohn siehe Gideon Freudenthal (2002);<br />

für den vorliegenden Zusammenhang besonders 376-380. Auf die Distinktion Mendelssohn geht gleichfalls<br />

Heydenreich (1789) ein: „Ich, <strong>und</strong> alle Geschöpfe, wir sind freylich von dem Selbständigen Wesen abhängig, allein<br />

wir bestehen doch für uns, haben unsere eigene Individualität.“ (125 f.) Das Argument des Selbstbewußtseins,<br />

das weiter unten noch zu behandeln sein wird, findet sich gleichfalls bei Heydenreich: „Bewußtseyn unsrer<br />

Selbst, Unk<strong>und</strong>e alles dessen, was außer demselben vorgeht, sagt uns doch wohl deutlich genug, daß wir nicht<br />

mit allen Dingen eins sind.“ (127) Vgl. Heydenreich (1789), 106 f., 149-159.<br />

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