Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon
Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon
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kat der Seele, das Dunkle <strong>und</strong> Verworrene aber ist ein Prädikat des Körpers. Diese Kraft aber<br />
in ihrer Vollständigkeit genommen kann nur als eine einzige in der Natur gedacht werden,<br />
weil die Vorstellung des Universi alles Vorstellen in sich begreift; der Unterschied zwischen<br />
solchen Vorstellungskräften kann also bloß in dem Unterschiede des Grades ihrer Einschränkung<br />
seinen Gr<strong>und</strong> haben, es heißt also hier abermal: Es giebt nur eine einzige Seele, (Vorstellungskraft,<br />
die sich aufs ganze Universum beziehet) die verschiedenen Körpern (Arten der<br />
Einschränkung dieser Kraft) gemein ist. Folglich stimmt die Idee einer <strong>Weltseele</strong> auch mit<br />
diesem System aufs genaueste überein.“ (<strong>Weltseele</strong>, 87 f.)<br />
<strong>Maimon</strong> räumt zunächst ein, daß seine Interpretation den gewichtigen Unterschied zwischen<br />
Lockes Empirismus <strong>und</strong> Leibniz Idealismus nicht verwischen möchte. Für Locke ist ist die<br />
<strong>Weltseele</strong> bloß (nach dem Aristoteles) der „Inbegriff aller Formen (Kräfte der Natur) über-<br />
haupt“ (<strong>Weltseele</strong>, 88). Die <strong>Weltseele</strong> ist mit der Welt endlich. Für Leibniz hingegen „bedeu-<br />
tet sie bloß das Intellektuelle oder reine Denken, das allen Menschen gewissermaßen zu Theil<br />
wird.“ (<strong>Weltseele</strong>, 88 f.) Sie ist der „Inbegriff aller möglichen Dinge, sie ist also unendlich,<br />
<strong>und</strong> existirt an sich ausser der Welt, d.h., der wirklichen Objekte der Natur, ob schon diese,<br />
(durch Wegdenkung ihrer Schranken) sich in ihr zuletzt auflösen müssen.“ (<strong>Weltseele</strong>, 89)<br />
<strong>Maimon</strong>s Interpretation der unterschiedlichen Kompatibilität Lockes <strong>und</strong> Leibniz’ mit der<br />
<strong>Weltseele</strong> erinnert an die Distinktion des aktiven Intellekts in der Auffassung von Alexander,<br />
für den der aktive <strong>Verstand</strong> identisch mit dem <strong>Verstand</strong> Gottes ist <strong>und</strong> daher unendlich, <strong>und</strong><br />
der von Avicenna, für den der aktive Intellekt die zehnte Emanation Gottes ist <strong>und</strong> daher als<br />
endlich aufgefaßt werden muß.<br />
Zusammenfassend läßt sich zu <strong>Maimon</strong>s Interpretation der Leibnizischen prästabilierten<br />
Harmonie als Harmonie der Identität folgendes sagen: Zunächst behauptet <strong>Maimon</strong> einen Un-<br />
terschied zwischen Leibniz’ offizieller Lehre <strong>und</strong> dem eigentlichen Gehalt seiner Philosophie.<br />
Die äußere Harmonie der prästabilierten Harmonie muß nach <strong>Maimon</strong> als innere Harmonie<br />
der Identität aufgefaßt werden, welche auf folgenden Schluß zurückgeführt werden kann: Die<br />
Seele als Vorstellungsvermögen kann in seiner Vollständigkeit „nur als eine einzige in der<br />
Natur gedacht werden, weil die Vorstellung des Universi alles Vorstellen in sich begreift“.<br />
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