12.09.2013 Aufrufe

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„denn wir kennen nur zweierlei Arten des Wirkens, nämlich Bewegung die dem Körper, <strong>und</strong><br />

Bewußtseyn welches der Seele beygelegt wird, <strong>und</strong> welches Empfinden, Vorstellen <strong>und</strong> Denken,<br />

als verschiedene Arten des Bewußtseyns unter sich begreift. Folglich heißt: Die Seele<br />

wirkt ohne Bewußtseyn, so viel als; sie wirkt ohne zu wirken, welches sich selbst widerspricht.“<br />

(<strong>Weltseele</strong>, 85)<br />

Der erste Teil der Diskussion von <strong>Maimon</strong>s Auseinandersetzung mit Leibniz besteht in der<br />

Untersuchung der Debatte um die angeborenen Begriffe zwischen Leibniz <strong>und</strong> Locke. Mai-<br />

mons Strategie ist es dabei einerseits , mit Locke einen Naturalismus zu vertreten, der die<br />

Lehre Leibniz’ von den kleinen Perzeptionen überflüssig zu machen gedenkt. Sowohl das<br />

Erinnerungs- als auch das Wahrnehmungsvermögen erklärt <strong>Maimon</strong> durch Funktionen des<br />

Körpers (Fiebern), womit die kontinuierliche Aktivität – für Leibniz während des Schlafes,<br />

der Ohnmacht <strong>und</strong> gar des Todes nur scheinbar unterbrochen – nur das Individuum als Kör-<br />

per betrifft. Andererseits weisen <strong>Maimon</strong> die Theorie der Wahrheit <strong>und</strong> die Definition der<br />

Substanz auf die Konzeption der <strong>Weltseele</strong> hin, die in dem zweiten Teil der Diskussion auf<br />

die Leib-Seele-Problematik angewendet wird. <strong>Maimon</strong> sieht Lockes Position in der Frage<br />

nach der Bewertung der Seele, im Anschluß an Aristoteles’ Ausführungen über die ernähren-<br />

de <strong>und</strong> wahrnehmende Seele, als Modifikation des Körpers. Nach Leibniz hingegen ist Leib<br />

<strong>und</strong> Seele durch eine prästabilierte Harmonie a priori geregelt. <strong>Maimon</strong> behauptet,<br />

„daß diese Streitigkeit zwischen Locke <strong>und</strong> Leibniz über die angebohrnen Begriffe <strong>und</strong><br />

Wahrheiten, eine andere Streitigkeit über das Wesen von Seele <strong>und</strong> Körper, <strong>und</strong> ihr Verhältniß<br />

zueinander, zum Gr<strong>und</strong>e hat, [...] daß nämlich nach Aristoteles (dem Locke hierin<br />

beypflichtet) der Körper eine Substanz, die Seele aber blos ein Vermögen im Körper, folglich<br />

eine Modifikazion desselben ist. Nach Plato hingegen (dem Leibniz nachfolgt) verhält es sich<br />

grade umgekehrt, nämlich die Seele ist die eigentliche Substanz, der Körper aber ist blos eine<br />

besondere Art des Daseyns der Seele, insofern sie ein eingeschränktes Wesen ist, folglich eine<br />

Modifikation derselben.“ (<strong>Weltseele</strong>, 80 f.)<br />

Nach diesen einführenden Bemerkungen geht <strong>Maimon</strong> in einem nächsten Schritt daran zu<br />

zeigen, daß sowohl Locke als auch Leibniz mit der Lehre von der <strong>Weltseele</strong> vereinbar seien.<br />

Im Hinblick auf Locke gelingt dies <strong>Maimon</strong> dadurch, daß er Lockes Position zunächst mit den<br />

68

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!