dungstrieb sowie mit Kants Interesse an Blumenbach in der Kritik der Urteilskraft 208 hat dies nichts gemein. 208 Im Gegenteil kann für Kant das Interesse an der Epigenesis in der Selbsttätigkeit des Subjekts gesehen werden. In diese Richtung zielen die Ausführungen Drieschs zu Kant, der behauptet, „daß wenigstens gewisse Lebensvorgänge nur autonom, nur nach selbsteigener Gesetzlichkeit, also nur dynamisch-teleologisch verstanden werden können.“ (Driesch [1922], 175) Vgl. weiterhin Driesch (1922), 183: „Die ‚Direkte Rechtfertigung der Entelechie’ bringt die Logik des Vitalismus: eine neue ‚Kategorie’ im Sinne Kants: Individualität wird eingeführt <strong>und</strong> mit dem Kausalitätsbegriff zum Begriff der vitalen Kausalität verschmolzen.“ Vgl. auch Driesch (1922), 64, 85, 174 sowie Driesch (1929), 292, 323. 56
3. Leibniz’ prästabilierte Harmonie <strong>und</strong> <strong>Maimon</strong>s Harmonie der Identität „Aristoteles war nach verschiedener Leute Meynung nicht sehr gottesfürchtig, <strong>und</strong> Averroes, sein Ausleger, war ganz <strong>und</strong> gar gottlos.“ (Philippe de Mornay) „Diese schlechte Lehre [der <strong>Weltseele</strong>; F.E.] ist sehr alt <strong>und</strong> geeignet, die Laien zu verblenden.“ (Gottfried Wilhelm Leibniz) In der <strong>Weltseele</strong> behauptet <strong>Maimon</strong> nicht nur, daß die Lehre von der <strong>Weltseele</strong> auf das ge- naueste mit dem Blumenbachschen Epigenesis-Theorie übereinstimme, sondern auch, daß die Auseinandersetzung zwischen Leibniz <strong>und</strong> Locke, „nehmlich ob die Seele leer sey, gleich ei- ner tabula rasa“ (<strong>Weltseele</strong>, 74 f.), oder ob die Gr<strong>und</strong>begriffe <strong>und</strong> Wahrheiten bereits voll- ständig in der Seele enthalten seien <strong>und</strong> nur auf „Veranlassung der äusseren Objekte zum Vorschein kommen“ (<strong>Weltseele</strong>, 75), mit der <strong>Weltseele</strong> in Verbindung stehe. 209 Diese Be- hauptung <strong>Maimon</strong>s wird wiederum vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Lehre vom aktiven <strong>und</strong> passiven Intellekt der peripatetischen Schule verständlich. Nach Alexander von Aphrodisias beispiels- weise ist der passive Intellekt eine bloße Disposition im Körper, so daß die menschliche (ver- 209 Leibniz untersucht in den Neuen Abhandlungen über den menschlichen <strong>Verstand</strong>, „ob die Seele ursprünglich die Prinzipien verschiedener Begriffe <strong>und</strong> Lehrsätze enthält, welche die äußeren Gegenständen nur bei Gelegenheit in ihr wieder erwecken, wie ich in Übereinstimmung mit Platon […] glaube“. (Leibniz [1996 a], Vorwort, IX) Zur damit zusammenhängenden Wiedererinnerungslehre Platons siehe beispielsweise Phaidon, 75 d-76 a <strong>und</strong> 65 a-c sowie Menon, 85 c-d. Das erste Buch der Neuen Abhandlungen handelt „Von den eingeborenen Ideen“ (Leibniz [1996 a], 1-95). John Locke vertritt im ersten Buch seines Versuch über den menschlichen <strong>Verstand</strong> die These (Locke [1981], 28-105): „Weder Prinzipien noch Ideen sind angeboren.“ Locke bezieht sich im Gegensatz zu Leibniz auf Aristoteles, welcher in Über die Seele den <strong>Verstand</strong> mit einer leeren Schreibtafel vergleicht (Aristoteles [1995], 3. Buch, 5. Kapitel, 171 [430 a]). <strong>Maimon</strong>s Kenntnis der Neuen Abhandlungen verdankt sich Leibniz (1765). Es ist nicht einfach zu bestimmen, welche Schriften Leibniz’ <strong>Maimon</strong> darüber hinaus noch kannte. Neben den Neuen Abhandlungen beinhaltet Leibniz (1765) noch folgende Abhandlungen: „Examen du sentiment du P. Malebranche que nous voyons tout en Dieu“, „Dialogus de connexione inter res & verba“, „Difficultates quaedam Logicae“, „Discours touchant la methode de la certitude & de l’art d’inventer“, „Historia & commendatio characteristicae universalis quae simul sit ars inveniendi“. Daß <strong>Maimon</strong> die Theodicée gekannt hat, geht sehr wahrscheinlich aus folgendem Zitat aus seinem Artikel „Ueber die Theodicee“ (GW III, 309-331) hervor: „Der Herr von Leibniz erwähnt in seiner Theodicee diese Disputation des <strong>Maimon</strong>ides gegen diesen Alrafi sehr rühmlich, indem er von jenem sagt: Man sagt nicht genug, wenn man sagt: Er war der erste Rabbiner, der aufgehört hat, Thorheiten vorzutragen. Ob dieses negative Lob in Ansehung des <strong>Maimon</strong>ides hinlänglich sey, oder nicht? Überlasse ich denjenigen zu beurtheilen, die den <strong>Maimon</strong>ides aus andern Quellen als aus Buxdorfs Uebersetzung kennen.“ (GW III, 330). Vgl. Leibniz (1996 b), § 262, 284. 57
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„Das Ding Gold ist ein unbekannte
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ein wesentlicher Unterschied unübe
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lichen Verstandes mittels des synth
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sie sich beziehet, gegeben werden;
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Gefühl der Unvollständigkeit und
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der Einschätzung der Einbildungskr
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Leibnitz. Tirées de ses Manuscrits
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Bergman, Samuel Hugo: The Philosoph
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