Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon
Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon
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Interesse an dem Begriff der <strong>Weltseele</strong> nicht durch Interesse an naturphilosophischen Speku-<br />
lationen zu begründen. Neben der Diskussion von Epigenesis <strong>und</strong> Evolution lassen sich auch<br />
nur zwei weitere Anwendungen der These von der <strong>Weltseele</strong> auf die Naturphilosophie bei<br />
<strong>Maimon</strong> nachweisen. In Anlehnung an die Kritik der Urteilskraft behauptet <strong>Maimon</strong> in sei-<br />
nem Brief an Kant vom 15. Mai 1790, daß die allgemeine Lehre von den Naturzwecken auf<br />
ein gemeinsames Prinzip von Mechanik <strong>und</strong> Teleologie hinweise: „Dies beweiset also<br />
nothwendig das Dasein eines allgemeinen Gr<strong>und</strong>es der Verbindung dieser Formen unterein-<br />
ander als besondere Zwecke zu einem Hauptzweck, <strong>und</strong> der Übereinstimmung der nach den<br />
Naturgesetzen hervorgebrachten Objecte mit diesen Formen überhaupt“. 190 In der <strong>Weltseele</strong><br />
wird dieser Gedanke nicht weiter ausgeführt. Allein an die Wiedergabe von Kants Baum-<br />
Beispiel aus der Kritik der Urteilskraft fügt <strong>Maimon</strong> folgende Behauptung an: „Hieraus erhel-<br />
let, daß es eine <strong>und</strong> eben dieselbe Kraft seyn muß, die in ihren Wirkungen die Zwecke <strong>und</strong><br />
Naturgesetze verbindet.“ (<strong>Weltseele</strong>, 71) Damit verweist <strong>Maimon</strong> auf das „übersinnliche Sub-<br />
strat der Natur“ 191 Kants, ohne jedoch weiter auf die dort geführte Diskussion einzugehen. 192<br />
An einer anderen Stelle behauptet <strong>Maimon</strong>, die Lehre von der <strong>Weltseele</strong> sei nur eine „Erwei-<br />
terung des schon längst in der Kosmologie für wahr angenommenen Satzes, daß nämlich die<br />
Quantität der Bewegung (nach Kartesius) oder der Kraft (nach Leibniz) in der Welt immer<br />
dieselbe bleibt“, <strong>und</strong> darin, so <strong>Maimon</strong>, „bestehet die wahre Seelenwanderung“ (<strong>Weltseele</strong>,<br />
68). 193 <strong>Maimon</strong> scheint jedoch selbst nicht von dieser Erklärung überzeugt gewesen zu sein:<br />
Beim Wiederabdruck der <strong>Weltseele</strong> im Philosophischen Wörterbuch ist diese Passage restlos<br />
gestrichen.<br />
is clear not only from Kant’s own opus posthumum, but in the speculations along those lines by that remarkable<br />
Kantian Solomon <strong>Maimon</strong> in the early 1790s, which he published (‘Über die <strong>Weltseele</strong>’) and to which he sought<br />
to draw Kant’s attention.“ (413)<br />
190<br />
GW VI, 431.<br />
191<br />
Kant (2001), § 78, 333 [AA V, 414].<br />
192<br />
Vgl. hierzu Förster (2002).<br />
193<br />
Zu Descartes <strong>und</strong> Leibniz in dieser Hinsicht vgl. McLaughlin (1993).<br />
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