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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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Interesse an Blumenbachs Bildungstrieb könnte also bei Kant <strong>und</strong> <strong>Maimon</strong> nicht verschiede-<br />

ner sein. Während Kant auf Blumenbach zurückgreift, weil dessen Theorie mit Kants Meta-<br />

physik <strong>und</strong> Theologie in Einklang zu bringen ist, so greift <strong>Maimon</strong> auf Blumenbach zurück,<br />

um genau die These zu vertreten, die durch Kants „Ethikotheologie“ angegriffen wird: Pan-<br />

theismus bzw. Panentheismus, in welchem für Gott, Freiheit <strong>und</strong> Seelenunsterblichkeit im<br />

Sinne Kants kein Platz ist. <strong>Maimon</strong>s Plädoyer für <strong>Maimon</strong>ides’, Giordano Brunos <strong>und</strong> Spino-<br />

zas Pantheismus bzw. Panentheismus in Auseinandersetzung mit Leibniz’ individuellen Sub-<br />

stanzen ist Gegenstand des nächsten Kapitels, so daß an dieser Stelle nur die These weiter be-<br />

legt werden soll, daß von <strong>Maimon</strong>s Behandlung des Blumenbachschen Bildungstriebes nicht<br />

auf ein biologisches bzw. naturphilosophisches Interesse <strong>Maimon</strong>s geschlossen werden kann.<br />

Wie noch auszuführen sein wird, ist <strong>Maimon</strong>s Affinität zur Epigenesis-Theorie durch seine<br />

Affinität zur Aristotelischen dynamis-energeia-Dichotomie begründet, sowie auch sein Inter-<br />

esse an Blumenbachs generischer Präformation letztlich auf sein Interesse am Aristotelischen<br />

Gattungsrealismus zurückgeführt werden kann.<br />

<strong>Maimon</strong> behauptet am Ende der <strong>Weltseele</strong>, daß die Lehre von der <strong>Weltseele</strong> „von großen Nut-<br />

zen zur Erweiterung unsrer Naturerkenntniß seyn muß, worüber ich mich bey einer andern<br />

Gelegenheit näher erklären will“. (<strong>Weltseele</strong>, 92) Dieses Versprechen bleibt uneingelöst. Dies<br />

scheint nicht an dem Begriff der <strong>Weltseele</strong> selbst zu legen, welcher durchaus am Ende des 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts für die Naturphilosophie fruchtbar gemacht wurde, wie dies Schellings Von der<br />

<strong>Weltseele</strong> von 1797 188 <strong>und</strong> selbst Kants Opus postumum 189 beweisen. Vielmehr ist <strong>Maimon</strong>s<br />

reflektierte Befürwortung der bürgerlichen Gesellschaft, die u.a. durch die Präformation der Gattung unterstützt<br />

wird, zurückzuführen wäre.“ (McLaughlin [1982], 371)<br />

188 Zu Schellings <strong>Weltseele</strong> siehe Schelling (2000), Jost (1929), Bach (2001), 253-261, Rudolphi (2001), 109-<br />

126, sowie Tilliette (2004): „Die Idee der <strong>Weltseele</strong>, bereits durch <strong>Salomon</strong> <strong>Maimon</strong> unauffällig wieder in den<br />

Umlauf gebracht, erfuhr damals einen beachtlichen Widerhall.“ (63)<br />

189 Zur <strong>Weltseele</strong> bei Kant im Opus postumum siehe Lehmann (1969), 326-328, besonders 327: „Er [i.e. Kant;<br />

F.E.] hat sich stets gegen den Pantheismus gewandt; man kann aber nicht behaupten, daß er im Nachlaßwerk den<br />

Begriff der <strong>Weltseele</strong> nur konstruiert, um ihn zurückzuweisen.“ Lehman spekuliert über einen möglichen Einfluß<br />

Schellings oder <strong>Maimon</strong>s auf Kant. Vgl. hierzu weiterhin Düsing (1969), 143-205. Zammito (1992) weist ebenfalls<br />

auf <strong>Maimon</strong> hin: „That the notion of <strong>Weltseele</strong> was of profo<strong>und</strong> significance within Kantianism in the 1790s<br />

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