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Weltseele und unendlicher Verstand - Salomon Maimon

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daran anknüpfende Erklärung geht von einem aristotelischen Formbegriff aus, die in der Be-<br />

hauptung besteht, daß „die Materie ganz ohne alle Wirkung sey, <strong>und</strong> sich bloß leidend verhal-<br />

te, die Form aber sey der Gr<strong>und</strong> aller Wirksamkeit.“ (<strong>Weltseele</strong>, 65) Da diese Formen nach<br />

Meinung <strong>Maimon</strong>s nicht mechanisch entstehen können, sondern nur „nach übernatürlichen<br />

Gesetzen“ (<strong>Weltseele</strong>, 64), schließt <strong>Maimon</strong> auf die <strong>Weltseele</strong>, in welcher diese Formen ihre<br />

Realität haben. Die Entstehung der Formen in den Körpern, d.h. die Zeugung, würde nach der<br />

Aristotelischen Schule derart erklärt werden, „daß sie eine allgemeine ausser aller Materie<br />

existirende Form annahm, die den besondern Körpern ihre besondere Form mittheilt. Durch<br />

diese erste Formen werden die Körper geschickt, andere Formen von höherem Range zu er-<br />

halten, u.s.f.“ (<strong>Weltseele</strong>, 65) <strong>Maimon</strong> schließt mit der „Aristotelischen Schule“ nicht nur auf<br />

die Transzendenz der jeweiligen Form, sondern behauptet auch, daß sämtliche Formen zur<br />

Form der Formen (Einheit der <strong>Weltseele</strong>) gehören. Ihre Existenz verdanken diese Formen die-<br />

ser „ausser aller Materie“ existierenden <strong>Weltseele</strong>. An anderer Stelle heißt es hierzu:<br />

„Denn ein Bildungstrieb kann nicht ohne eine bildende Kraft gedacht werden, es ist aber der<br />

Vernunft gemäß, nicht mehr als eine einzige Kraft von dieser Art, der Natur beyzulegen, indem<br />

die Verschiedenheit der Bildungsarten, aus der Verschiedenheit des denselben zum<br />

Gr<strong>und</strong> liegenden Stoffes sich wohl erklären läßt.“ (<strong>Weltseele</strong>, 90) 151<br />

<strong>Maimon</strong> geht also wie Blumenbach von der Aristotelischen dynamis-energeia-Dichotomie<br />

aus <strong>und</strong> interpretiert Blumenbachs Vitalismus im Sinne von Avicennas transzendentem<br />

Formgeber, dem aktiven Intellekt, dem Weltgeist oder der <strong>Weltseele</strong>. Es scheint, daß <strong>Maimon</strong><br />

in seiner „gewohnten Ungenauigkeit“ 152 nicht das Niveau <strong>Maimon</strong>ides erreicht habe, der<br />

zweierlei Konzeptionen von „übersinnlicher Kraft“ 153 zu unterscheiden weiß. Im Führer der<br />

Unschlüssigen wendet sich <strong>Maimon</strong>ides gegen die direkte Rückführung der Phänomene auf<br />

151 Vgl. weiterhin <strong>Weltseele</strong>, 91 f.: „Aus dem allen erhellet, daß die <strong>Weltseele</strong> oder die Bildungs <strong>und</strong> Erhaltungskraft<br />

zwar nach gewissen Formen wirke, diese Formen aber nicht so genau bestimmt, daß sie nicht, nach den<br />

verschiedenen Abänderungen der Materie, verschiedenen Abänderungen unterworfen seyn sollten.“<br />

152 Vaihinger (1881), 309.<br />

153 Adolf Weiß in seiner Anmerkung in <strong>Maimon</strong>ides (1995), 2. Buch, 6. Kapitel, 59 Anm.<br />

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